26.04.2016, 22:28
Kaum, dass sie das beinahe vorsichtige Nicken des Mannes erkannte legte sich ein strahlendes Lächeln auf die Lippen der jungen Frau. Hah, gewonnen! Mal wieder. Sie verbuchte das jetzt einfach als Sieg – was sollte es sonst sein?
„Keine Sorge, ich sag's keinem.“ Sie zwinkerte dem Blonden zu, sprach dann aber direkt weiter. „Und nur weil es für SIE demütigend ist sollen wir kuschen und uns benehmen, wie es von Frauen erwartet wird? Versteh mich nicht falsch, ich weiß, was du meinst. Aber weder Talin noch ich sind die lieben kleinen Frauchen, die hinter einen Herd gehören. Das kannst du sehen, wie du willst. Wir gehören aufs Meer, in ein Leben, für das Frauen angeblich zu schwach und verweichlicht sind. Versteh das oder lass es, aber steck uns nicht in eine Schublade, in die wir nie hinein passen werden.“ Nun ließ sie den Löffel endgültig auf den fast leeren Teller sinken, richtete die himmelblauen Augen direkt auf Aspen. „Du widersprichst dir selbst. Erst sind wir zu zweit, dann haben wir Hilfe. Vielleicht wären wir dann tot – vielleicht wären wir den Schritt aber auch einfach nicht so gegangen? Hast du Mal darüber nachgedacht? Ich bin kein Freund von 'Was wäre wenn' Fragen. Und außerdem... ich sitze dir gegenüber. Talin lebt genauso. Wieso also so in der Vergangenheit leben und sich den Kopf darüber zerbrechen, was hätte passieren KÖNNEN? Wir sind hier – und genau daraus machen wir jetzt alles, was wir können. Ja, wir hatten Hilfe, und ohne sie wären wir nicht weit gekommen. Da hast du Recht. Aber... Überraschung.“
Das Lächeln wich nicht von den Lippen der Dunkelhaarigen, sie beobachtete belustigt die Regungen im Gesicht ihres Gegenübers. So wenig Sinn er in dieser Unterhaltung sah... es amüsierte sie, auch wenn es ihr absolut nicht anders ging. Sie hatten beide ihre Meinungen – und die gingen eben sehr weit auseinander. Auch seine zynischen Worte änderten Nichts an dem Ausdruck auf ihrem Gesicht, sie wog nur den Kopf ein wenig zur Seite. Sein Angebot entlockte ihr ein leichtes Kopfschütteln.
„Wieso ist es lebensmüde, wenn ich weiß, was ich kann? Glaub mir, wenn ich mein Leben in Gefahr sehe, schmeiße ich mich nicht in den nächsten Kampf gegen zwanzig Soldaten. Ich habe genug, womit ich mir Langeweile vertreiben kann, ohne meinen Kopf zu riskieren. Ich liebe mein Leben, wieso sollte ich so dumm sein und es unbedacht wegwerfen? So viel Verstand darfst du mir gern zuschreiben, auch wenn du mir das nicht zutraust.“
Nun stützte die Schwarzhaarige einen Ellenbogen auf den Tisch, den Kopf auf die Hand. Sein Seufzen ging an ihr vorbei.
„Keine Sorge, ich passe schon auf, dass deiner blonden Mähne kein Leid passiert.“