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Der Dorn in ihren Augen
Lucien & Shanaya ✓✓
Szenen-Informationen
Charaktere Gast
Datum 10 April 1822
Ort Milúi
Tageszeit Spät abends
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
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#1
Der Dorn in ihren Augen
Abend des 10. April 1822
Lucien Dravean & Shanaya Árashi

Shanaya hatte die Sonne beobachtet, den Horizont, und wie die Welt um sie herum langsam dunkler wurde. Die Menschen in ihrer Nähe wurden teils munter – andere eilten mit der Dunkelheit nach Hause. Die junge Frau selbst saß entspannt auf einem der Fässer in dieser Gasse, hinter ihr eine kleine Laterne. Der Teller auf dem Fass neben ihr war längst leer, und so blieb der Schwarzhaarigen für den Moment nur, ihre Umgebung zu beobachten. Nur selten richteten sich die blauen Augen zum Himmel, betrachteten die Wolken, die sich vor den Mond und die Sterne schoben, sie mehr und mehr verhüllten. Sie hatte kein wirkliches Ziel, Nichts, was es noch zu erledigen gab. Eigentlich wartete sie nur noch darauf, dass sie aufbrachen, diese Insel hinter sich ließen. Das Fest hatte sie ausgekostet, sich mit allem ausgerüstet, was sie noch gebraucht hatte. Die letzten Stunden auf dieser Insel genoss sie also allein. Zumindest glaubte sie das.
Sie wusste nicht, wie lange sie nun hier gesessen hatte, als sich die Dunkelhaarige mit einer ruhigen Bewegung von dem Fass schob, im nächsten Moment in ihrer Bewegung erstarrte. Eine Gruppe Männer kam direkt auf sie zu, im dämmrigen Licht glaubte sie sieben oder acht  zählen zu können. Die blauen Augen Shanayas wanderten nur kurz über die Gesichter, die sie erkennen konnte. Eines reichte jedoch um zu wissen, wieso diese Männer hier waren. Und wegen wem. Rhotan. Seines Zeichens Handlanger, Schläger und willenloser Sklave ihres Vaters.

Fräulein Árashi, so spät noch allein unterwegs?“

Die Hand der Schwarzhaarigen, die noch auf der Kante des Fasses lag, verkrampfte sich leicht. Sie wusste, was er wollte. Den Befehl ihres Vaters ausführen. Sie zurück bringen, egal in welchem Zustand. Sie biss die Zähne fest aufeinander, während ihr Blick zu beiden Seiten schweifte. Sie waren zu viele, selbst wenn sie zwei schnell erledigte... Sie kamen näher, wollten sie umzingeln. Es war so typisch, aber für den Moment so wirksam. Shanaya blieb Nichts anderes übrig, als zu fliehen. Sie kannte die Taktiken dieses Mannes. Er würde seine Aufgabe erfüllen wollen, auch wenn er sich dafür die Hände schmutzig machen musste.

Perrin hat den Mund also wieder zu weit aufgemacht...“

Keine wirkliche Frage, Shanaya wusste es längst. Er musste sich direkt nach dem Fest an Informanten gewandt haben, die ihrem Vater die frohe Botschaft übermittelt hatten. Seine Tochter lebte – und sie war natürlich genau da, wo das Pack ihres Vaters sich herum trieb.
Die Männer kamen noch  näher, bildeten nun einen Halbkreis um sie herum, während die Schwarzhaarige selbst einen winzigen Schritt zurück trat, ihre Hand schloss sich um den Griff der Laterne.

Wenn du ohne Widerstand mit uns kommst, versprechen wir, die Nichts zu tun.“

Die Worte des Mannes entlockten Shanaya nicht mehr als ein kaltes Lächeln, er wusste genauso gut wie sie, dass sie diesen Kampf nicht kampflos aufgab. Sie musste nur schnell genug sein. Es blieb also nur ein kurzer Herzschlag, ehe sie sich von dem Fass abdrückte, mit großen Schritten auf den Mann ganz außen zuhielt. Dieser, genau wie sein Nebenmann, straften ihre Haltung, wollten sie festhalten. Aber während auch der Rest der Männer sich nun in Bewegung setzte, bekam der erste, den die junge Frau erreichte, mit großem Schwung die Laterne gegen den Kopf geknallt. Das Glas zersplitterte, verteilte sich über sein Gesicht, seine Augen. Der zweite Mann wurde davon aus dem Takt gebracht, der Moment, in dem Shanaya nur los lief. Sie achtete nicht darauf, wer ihr folgte, welchen Weg sie wählten. Sie lief einfach, hechtete um Kurven, durch winzige Gassen. Ihr Kampfwille wollte sie zurück schicken, auch wenn sie noch so genau wusste, dass diese Männer sie überwältigen würden. Sie floh also, in irgendeine Richtung, erst einmal nur weg. Hinter sich die wütenden Rufe der Männer. Minuten, die verstrichen. Unzählige Kurven und die Kraft, die langsam von ihr wich. Ihr Körper fühlte sich an, als würde sie seit Stunden laufen. Aber sie durfte nicht langsamer werden.

Sie brauchte eine Pause. Ein paar Minuten, in denen sie verschnaufen konnte. Die Gassen boten ihr nur keinen Schutz, keinen Ort, an dem sie sich verstecken konnte. Sie musste zurück zu den Ständen, dorthin, wo das Fest noch im Gang war. Im Schutz der Massen würde sie sich eine Atempause gönnen können. Noch während sie diesem Gedanken folgte, nahm sie die nächste Kurve, schreckte fast im selben Moment zurück, als sie sah, dass dort jemand stand. Es waren kaum mehr als zwei Schritte, die von ihrem Captain trennte, als sie mit einem Ruck stehen blieb, den hellen Blick schwer atmend auf den Dunkelhaarigen gerichtet. Dieses Mal lag in ihren Augen keinerlei Wärme, keine Herausforderung. Kälte hatte sich in das Blau gemischt und auch wenn ihre Augen fest auf Lucien lagen, wich sie für diesen Moment nicht. Hinter sich hörte sie eilige, schwere Schritte. Sie waren noch da, sie wussten in etwa, welchen Weg sie gegangen war. Beinahe erwartete Shanaya, dass mit dem nächsten Herzschlag um die Ecke gerannt kamen, sie richtete sich also für einige Momente um. Noch war niemand zu erkennen – eine Frage der Zeit. Die Schwarzhaarige zögerte nicht lang, Lucien brauchte sie in diese Sache nicht mit hinein ziehen. Das war eine Angelegenheit mit ihrer Familie – und die Anwesenheit des Mannes würde sie gewiss ablenken. Ihm galt also ein erneuter Blick, ehe sich die junge Frau wieder in Bewegung setzte, scheinbar direkt an Lucien vorbei. Sie konnte sich noch keine Pause gönnen.
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#2
Als die marode Hintertür der Taverne aufschwang, überflutete Licht und Lärm die enge Gasse, zu der sie führte. Sie blieb gerade lange genug offen, um die beiden Gestalten in die Dunkelheit der Nacht hinaus zu spucken und das verspielte Lachen der jungen Frau, die eine davon war, begleitete ihre 'Flucht' nach draußen. Ihre Linke klammerte sich in das Leinenhemd des Dunkelhaarigen, mit der Rechten tastete sie hinter sich und schob die Tür zurück ins Schloss. Ihr Körper folgte der Bewegung, bis sie rücklings an dem rauen Holz lehnte und Lucien zu sich heran ziehen konnte. Er leistete keinen Widerstand, lehnte sich gegen sie und hielt sie mit seinem eigenen Gewicht dort gefangen, wo sie stand, bevor er sich zu ihr hinab beugte und sie küsste, mit der Zunge kurzerhand ihren Mund eroberte. Sie öffnete sich ihm vollkommen willig, hatte schließlich schon zu Beginn des Abends ihr Interesse deutlich gemacht und ihn mit verheißungsvollen Blicken gelockt.
Sie war die Tochter des Wirts, war nur in die Taverne gekommen, um ihrem Vater etwas zu bringen. Eigentlich ziemte sich diese Gesellschaft ja nicht für sie. Betrunkene Schläger, Gesindel und Piraten, an denen ihr Vater zwar verdiente – die sein kleines Mädchen allerdings nur verderben würden. Doch sie war letzten Endes an ihm hängen geblieben, hatte sich nicht fortschicken lassen. Und als sich eine Gelegenheit bot, unbemerkt mit ihm zu verschwinden, hatte sie sie ergriffen. Dem jungen Captain war das herzlich egal. So leicht, wie sie es ihm gemacht hatte, konnte er schwerlich 'nein' sagen. Er sehnte sich nach Ablenkung, nach Vergessen, und wenn der Alkohol nicht half, um seine Gedanken abzulenken, dann taten es die sanften Hände einer Frau ganz bestimmt.
Mit einem leisen Seufzen kam sie ihm entgegen, drückte ihre Brüste gegen seinen Oberkörper und hob die inzwischen wieder freie Hand, um sie in seinem dunkles Haar zu vergraben, ihn näher zu sich zu ziehen. Lucien verstand den Wink. Seine Hände wanderten forschend über das Mieder, das ihre Taille umschloss, bis er die Schleife fand und mit ungeduldigem Zug die Verschnürung löste. Das schwere Kleidungsstück rutschte über ihre Hüften zu Boden, wo sie es mit dem Fuß kurzerhand zur Seite stieß und sich dann wieder voll und ganz ihrem Liebhaber widmete. Dessen Rechte glitt unter den Saum ihrer Bluse, die Linke dagegen weiter nach unten und raffte den weiten Rock nach oben, bis sie ihr Bein daraus befreien und um seine Hüfte schlingen konnte. Die Tür in ihrem Rücken gab ihr halt.

Schritte unterbrachen die kleine Liebelei. Sie kamen nicht von drinnen, sondern aus dem Gewirr dunkler Gassen, das sich links und rechts von ihnen erstreckte. Doch sie waren unzweifelhaft eiliger Natur und ließen Lucien für einen Moment innehalten. Lange genug, um zu hören, dass jemand kaum drei Schritte von ihnen entfernt um die Ecke bog und ruckartig stehen blieb.
Er warf einen Blick über die Schulter, eher neugierig als wirklich verärgert über die Unterbrechung. Doch dann fanden die tiefgrünen Augen die junge Frau, die dort stand – und erkannten sie auf Anhieb. Der Ausdruck auf seinen Zügen wechselte von überrascht zu fragend und in dem instinktiven Bestreben, sich Shanaya zuzuwenden, zog er die Hand unter der Bluse der Wirtstochter heraus, ohne das bewusst zu registrieren.

Shanaya?

Seine Frage diente nur einem Zweck. Was war los? Er mochte genug Alkohol intus haben, um die Dinge nicht mehr so schwer zu nehmen. Um seine Gedanken auf zwanglose Bahnen zu lenken – aber selbst in diesem Zustand erkannte er, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Das matte Licht aus den Tavernenfenstern reichte zwar kaum, um ihre Züge zu erhellen, aber dass darauf nicht die gleiche Leichtigkeit lag, die er von ihr gewohnt war, sah er trotzdem. Sie wirkte... gehetzt.

Kennst du die etwa?

In diesem Moment setzte sich die Schwarzhaarige in Bewegung. Offenbar in dem Bestreben, zu flüchten. Einfach an ihm vorbei zu stürmen und in der Dunkelheit zu verschwinden.
Und dann hörte er die trampelnden Schritte ihrer Verfolger, sah an ihr vorbei in die Dunkelheit, aus der sie gekommen war – und hielt sie nicht auf, als die junge Frau an ihm vorbei lief.

Geh rein!“, raunte er der Wirtstochter zu, deren reichlich dämliche Frage er schlicht ignorierte. Sie bewegte sich nicht sofort, also wurde er nachdrücklicher. „Na los!

Sie gab ein pikiertes Geräusch von sich, entschlüpfte ihrer eingeklemmten Lage und öffnete die Tür hinter sich. Lucien gab ihr gerade genug Platz dafür, doch sie war noch nicht weit gekommen, als eine Gruppe bewaffneter Männer um die Ecke bogen. Der Dunkelhaarige wandte sich gänzlich von dem Mädchen ab, sah auch nicht in die Richtung, in der Shanaya – hoffentlich – hinter der nächsten Biegung verschwunden war, und trat in die Mitte der Gasse, verstellte ihnen damit einfach den Weg. Schwer zu sagen, ob es der Alkohol in seinem Blut war, der ihn zu einer dermaßen dämlichen Handlung verleitete, doch sein Kopf fühlte sich schlagartig erstaunlich klar an.

So spät noch draußen unterwegs? Suchen die Herren vielleicht etwas bestimmtes?
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#3
Die Frau, die Lucien an die Wand gedrückt hatte, war kurz in Shanayas Unterbewusstsein aufgetaucht. Einen kleinen Moment, einen Herzschlag lang. Sie hatte keine Chance, sich auch nur einen Hauch länger damit zu befassen. Auch dass der Dunkelhaarige ihren Namen ausgesprochen hatte, war ihr nicht entgangen, hielt sie jedoch nicht auf. Sie hasste es. Jede Faser in ihrem Körper sträubte sich dagegen, nicht die Waffe zu ziehen, sich umzudrehen und auf die Ankunft der Männer zu warten. Die Narben, die unter ihrer Bluse unangenehm kribbelten, hielten jedoch ihren gesunden Verstand wach. Sie waren zu viele – und mindestens einer von ihnen würde keine Sekunde zögern, sie zu töten. So, wie er es schon oft genug fast getan hätte.
Sie lief also wieder los, die Frage der fremden Frau hätte sie in einem anderen Moment vielleicht dazu gebracht, die Augen zu verdrehen. Aber nicht jetzt. Sie war unwichtig, und auch Lucien beachtete sie nicht mehr. Nur seine Worte, die er noch an die Fremde richteten nahm sie unterbewusst wahr. Einen Augenblick lang fragte sie sich, wieso er sie fort schickte. Wieso er nicht einfach weiter machte, wo er aufgehört hatte. Aber auch dieser Gedanke verging viel zu schnell wieder, ihr rasendes Herz trieb sie weiter, gab keine Ruhe. Auch wenn ihre Füße ihr längst den Dienst versagen wollten. Aber die letzten Worte des Mannes führten dazu, dass sie mit dem nächsten Herzschlag um eine Ecke bog, keuchend zum stehen kam. Sie hätte weiterlaufen sollen, aber dieses eine, bestimmte Gefühl hielt sie davon ab. Das hier war nicht Luciens Problem – und trotzdem... Es war nicht ihre Art, dass andere ihre Angelegenheiten regelten, während sie selbst weglief. Auch, wenn sie ganz genau wusste, wieso sie diesen Weg wählte. Trotzdem blieb sie hier, lauschte. Die Schritte kamen näher, wurden leiser und Luciens Stimme drang erneut an ihre Ohren. Er hielt sie auf. Er wollte ihr Zeit verschaffen. Einen Moment konnte diese Tatsache sie erwärmen, brachte sie hauchzart zum lächeln. Aber ihre Hand wanderte zu ihrem Degen, schloss sich sicher um den Knauf. Es konnte ihr egal sein, wenn jemand verletzt wurde, auch wenn sie Lucien mochte. Allerdings nicht, wenn es hier um sie ging.

Mardoc wurde langsamer, als der junge Typ sich ihm und seinen Männern in den Weg stellte. Er hatte das Licht aus der Taverne gesehen, das nur noch durch den Spalt der Tür gefallen war, in dessen Nähe der Mann stand. Seine braunen Augen ruhten fest auf Lucien, seine Worte hatten ihm ein kaltes Lachen entlockt.

Versuch nicht, mich für dumm zu verkaufen. Wo versteckst du das kleine Flittchen?“

Er nickte zwei seiner Männer zu, ehe er noch einen Schritt näher an Lucien heran trat, zu seiner ganzen Größe aufgebaut. Einer der Männer trat in die Richtung der Tür, die in die Taverne führte. Der andere machte sich auf den Weg, die Straße entlang. Weit konnte sie nicht gekommen sein. Mardoc selbst hielt Lucien fest im Blick. Die Waffe hielt er fest umklammert, hob sie jedoch nicht an.

Wir finden sie, davon wirst du uns auch nicht abhalten.“


Shanaya hörte die Stimme des Mannes, die ihr einen eiskalten Schauer durch den Körper jagte. Sie trat einen Schritt näher zur Straße, blieb jedoch weiterhin versteckt. Sie würde erst eingreifen, wenn es nötig wurde. Vielleicht wurde Lucien die Gruppe irgendwie los. Sie hoffte es, auch wenn sie Zweifel daran hatte. Aber sie war bereit, vor allem als sie die Schritte vernahm, die sich wieder in Bewegung gesetzt hatten. Sie rechnete mit allem, lauschte zeitgleich aber auch darauf, was bei Lucien passierte.

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#4
Lucien stieß in gespieltem Erstaunen die Luft aus, tat ganz offensichtlich so, als würde ihn die Härte in der Stimme des Fremden mächtig beeindrucken. Dass tatsächlich so etwas wie Neugier in ihm aufstieg, ließ sich jedoch nicht verleugnen. Der 21-Jährige kam nicht umhin, sich zu fragen, was es mit dieser Situation auf sich hatte, in der er sich unversehens wieder fand. Wer war dieser Kerl, der Shanaya verfolgte? Jemand, dem sie früher an diesem Abend auf irgendeine Art und Weise auf den Schlips getreten war? Oder jemand, den sie schon länger kannte? Beides konnte er nicht ausschließen. Immerhin waren sie schon vor wenigen Tagen einem Mann begegnet, dem die Schwarzhaarige offensichtlich in ihrer Vergangenheit bereits begegnet war. Tatsächlich tippte der junge Captain auf diese zweite Möglichkeit. Er machte es schlicht und ergreifend an ihrem Blick fest. Und der Tatsache, dass sie floh und der Gefahr nicht lachend ins Gesicht sprang. Auf ihrem Gesicht hatte nicht der Hauch eines Lachens gelegen. Das hier war anders als das Scharmützel mit den Soldaten vor nur ein paar Tagen.
Der Fremde trat einen Schritt näher und wie von selbst wanderte Luciens Hand zum Knauf seines Degens. Er zog die Waffe nicht, aber er war bereit, es innerhalb eines Sekundenbruchteils zu tun. Was für eine gewaltige Dummheit. Sein Verstand wusste das nur zu gut. Der Mann, dem er gegenüber stand, überragte ihn noch und der 21-Jährige hatte lange Zeit schon keinen Degen mehr benutzt. Von der Tatsache, dass er nach vier Wochen noch immer nicht genug Gewicht auf den Rippen hatte, ganz zu schweigen. Aber einem anderen Teil in ihm war das vollkommen egal. Ein kleiner Krampf, der ihn an den Rand der Erschöpfung brachte? Die ein oder andere Verletzung, die ihn daran erinnerte, dass er durchaus noch dazu in der Lage war, Schmerzen zu empfinden? Warum nicht?

Du meinst die Wirtstochter? Verdammt, und mir hat sie erzählt, sie wäre noch Jungfrau.

Er hatte die Chancen für eine erfolgreiche Finte bereits grob im Kopf überschlagen. Sie ging gegen null. Deshalb hörte man ihm auch an, dass er keine Sekunde daran glaubte, es ginge hier um die Wirtstochter. Dennoch huschte Luciens Blick in diesem Moment zu der Tür zurück, durch die diese verschwunden war und auf die nun einer der beiden Schläger zusteuerte. Genau. Geh ruhig rein. Trink ein Bierchen...
Dass sein Gegenüber ihn überhaupt in diese Richtung geschickt hatte, versicherte dem Dunkelhaarigen zumindest, dass Shanaya außer Sicht gegangen war, bevor ihre Verfolger die Gasse betreten hatten. Sie wussten also nicht mit Gewissheit, wohin sie verschwunden war – und er hütete sich, ihnen die Richtung zu weisen, indem er auch nur daran dachte, dorthin zu sehen.
Schwieriger war dabei allerdings der zweite Mann, der dazu ansetzte, sich an dem jungen Captain vorbei zu drängeln und der Schwarzhaarigen damit zu folgen. Stellte er sich ihm jetzt in den Weg, würde er ihren Aufenthaltsort verraten und die ganze Gruppe auf ihre Fährte bringen. Ließ er ihn passieren, hatte es Shanaya nur mit einem Gegner zu tun. War sie bewaffnet gewesen? Er hatte nicht darauf geachtet. Allerdings... wann war sie jemals nicht bewaffnet?
Also ließ er zu, dass der Typ ihn grob mit der Schulter zur Seite stieß und sich damit an ihm vorbei drängelte. Folgte ihm nur noch kurz mit dem Blick, als wollte er sich vergewissern, dass er ihn nicht hinterrücks erstach. Dann richteten sich die grünen Augen wieder auf den Mann, der allem Anschein nach ihr Anführer war.

Und was genau habt ihr vor, wenn ihr sie gefunden habt?

Auf seinen Lippen lag ein grimmiges Lächeln. Er wusste ganz genau, dass er diese Männer nicht loswerden würde. Der hier schien ihm gerade genug Grips zu haben, um sich nicht durch eine Lüge auf den falschen Weg bringen zu lassen. Aber er konnte die Gruppe aufsplitten und zumindest einen Teil von ihnen so lange es ging ablenken. Und mal sehen, wie gut er mit der Klinge noch umzugehen vermochte...
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#5
Shanaya schloss die Augen, verließ sich in diesem Moment ganz auf ihre Ohren. Die Schritte kamen näher, sie waren langsam und schwer. Es war nicht Mardoc selbst, er stand weiterhin bei Lucien. Dieser gab sich keine große Mühe, weiter den Unschuldigen zu spielen... Die Schwarzhaarige seufzte darüber leise. Mardoc war eiskalt, aber nicht dumm. Ihr Captain jedoch auch nicht, er hatte scheinbar schon verstanden, dass es keinen Sinn hatte, weiter zu lügen. Sie selbst konnte nicht sehen, was bei den Männern passierte, aber noch hörte sie keine Klingen oder Schüsse. Ein gutes Zeichen. So lange, wie es ihr möglich war, würde sie versteckt bleiben. Bis der, dessen Schritte auf sie zu kamen, bei ihr war. Aber noch hielt sie die blauen Augen geschlossen, atmete ruhig ein und aus, um ihren aufgewühlten Körper zu beruhigen. Um einen Kampf würden sie so nicht herum kommen, dessen war sie sich vollkommen sicher.

Seine Männer machten sich auf den Weg, um das kleine Gör zu finden, während der Dunkelhaarige selbst sein Gegenüber nicht aus den Augen ließ. Woher kannte sie diesen Typen wohl? Er versuchte sie zu decken, nur wieso? Eine Frage, die ihn nur halbherzig interessierte. So lange er nur große Reden schwang, war es nicht sein Problem. Auf die Worte des Mannes reagierte er nicht einmal. Die braunen Augen richteten sich nur kurz zur Seite, wo einer der Männer durch die Tür in die Taverne verschwand. Der andere war fast am Ende der Gasse angekommen. Also legte sich sein Blick wieder auf den Fremden. Das hämische Grinsen, das sich bei seiner Frage auf Mardocs Lippen legte, zeugte von Kälte, von dem, was er gedachte, mit diesem kleinen Biest anzustellen.

Vielleicht bringe ich sie direkt um. Oder aber ich gönne mir und meinen Männern vorher noch ein wenig Spaß mit ihr. Je unwilliger sie ist, desto mehr Spaß macht das Ganze.“

Er wog den Kopf leicht zur Seite, der Ton in seiner Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass er seine Worte ernst meinte.


Die Worte, die der Mann sprach, jagten der Schwarzhaarigen ein eiskaltes Gefühl durch jede Faser. Ihr Vater hatte den Mann geschickt – und dem war es egal, ob er sie tot oder lebendig zu ihm brachte. Und in welchem Zustand. Ihre Hand schloss sich fester um ihren Degen, sie hielt für einige, schnelle Herzschläge die Luft an. Jeden Moment würde der Mann bei ihr auftauchen. Was sollte sie tun? Sie konnte sich hier nicht verstecken. Ihr blieb also nur eine Wahl. Sie atmete aus und mit dem nächsten Atemzug zog sie den Degen aus der Scheide. Der Moment, in dem der Mann um die Ecke trat, sie erblickte. Er war unbewaffnet, welch dummer Fehler.

Hey Boss, hier...“

Die junge Frau gab ihm keine Zeit, weiter zu sprechen. Mit einem Schritt trat sie aus der Dunkelheit, hob im selben Moment den Degen und stach zu. Die Klinge durchbohrte seinen Bauch, tötete ihn aber nicht sofort. Er sackte nur zusammen, stöhnte unter Schmerzen auf und drückte seine Hände gegen die Wunde, als die junge Frau die Klinge zurück zog. Ihr Herz raste, sie spürte jeden Schlag in jedem Winkel ihres Körpers. Weglaufen war jetzt keine Option mehr. Sie steckte die Waffe nicht weg, richtete den Blick auf die anderen Männer und kam auf sie zu. In ihrem Blick lag kein Hass – nur eisige Kälte.

Wer schickt euch? Perrin oder... Er?“

Mardoc hob den Blick von Lucien, als einer der Männer scheinbar ihr Ziel gefunden hatte. Im selben Moment tauchte eine weitere Gestealt auf und der Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes wurde siegessicher. Da war sie. Und tötete einfach einen seiner Männer. Etwas, was ihn sichtlich kaum weniger nahe gehen konnte. Jetzt trat er nur einen Schritt zur Seite, um selbst an Lucien vorbei zu gehen. Die drei Männer, die noch hinter ihm standen, behielten den Jüngeren jedoch fest im Blick, bereit, jederzeit einugreifen.

Shanaya, du hast dich kein bisschen verändert. Er möchte, dass du nach Hause kommst. Und das ist ihm sehr viel Geld wert.“
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#6
Ein Lichtschein durchschnitt die dunkle Gasse, als der Mann die Tür zur Taverne öffnete. Stimmengewirr, Gelächter und Musik quoll nach draußen, dicht gefolgt von dem Geruch nach Essen, schwitzenden Körpern und abgestandener Luft. Dann fiel die Tür zurück ins Schloss.
Einer weniger. Und mit ein bisschen Glück reichte der Lärm in der Schenke aus, um das zu übertönen, was in der schmalen Gasse möglicherweise geschah. Sodass sie zumindest so lange nur fünf Gegner vor sich hatten, bis der Typ drinnen nicht fündig wurde und wieder hinaus kam.
Die Schritte hinter ihm hatten sich mittlerweile so weit entfernt, dass von deren Besitzer keine unmittelbare Gefahr mehr ausging. Lucien richtete seine Aufmerksamkeit also wieder auf den Mann, der direkt vor ihm stand und dessen kantige Gesichtszüge einen widerwärtigen Ausdruck zur Schau trugen. Eine hämische, unheilverkündende Grimasse, für die es eigentlich keine Antwort mehr gebraucht hätte. Natürlich kam sie trotzdem.

Warum habe ich überhaupt gefragt.“, murmelte der Dunkelhaarige mehr zu sich selbst als zu irgendwem sonst. Seine eigenen Züge waren hart geworden, jedes noch so geheuchelte Lächeln aus seiner Stimme und seinen Augen verschwunden. In seinem Inneren öffnete sich eine Tür, hinter der eine wütende Flamme loderte.
Eigentlich hätte er es sich denken können. War nicht einmal überrascht über die Abartigkeit, die der Mann vor ihm in Sinn hatte. Zweifellos waren Luciens Motive selbst nicht immer ehrenhaft. Er hatte keine Skrupel davor, einer Frau, die ihm nichts bedeutete, das Herz zu brechen. Erst recht nicht, wenn sie es verdiente. Aber das hier hatte mit einer Liebelei wenig zu tun. Das hier war das verdorbenste Verlangen, anderen Schmerzen zuzufügen, sie leiden zu lassen und sich daran zu ergötzen. Und das war etwas von den Dingen, die der 21-Jährige aufs Tiefste verabscheute.
Seine Hand schloss sich fester um seinen Degen.

Hey Boss, hier...“

Ein vernehmliches Stöhnen unterbrach die Worte. Dann ein Gurgeln. Das Geräusch eines schweren Körpers, der zu Boden sackte. Der junge Captain brauchte nicht über die Schulter zu sehen, um zu wissen, was passiert war. Kurz darauf vernahm er bereits neue Schritte hinter sich, leichter dieses Mal und hörte Shanayas Stimme. Damit waren es nur noch vier. Vorerst.
Allerdings blieb ihm keine Zeit, sich zu fragen, wen sie mit 'er' wohl meinte. Auf den Lippen des Hünen erschien ein siegessicheres Lächeln und ohne weiter auf den Dunkelhaarigen zu achten, setzte er dazu an, sich wie sein armer Kumpane an ihm vorbei zu drängeln. Dieses Mal ließ Lucien das jedoch nicht zu. Mit einem leisen Zischen von Metall auf Metall zog er den Degen – und aus der gleichen Bewegung heraus auch seine Pistole. Die Klinge in der Linken richtete sich auf Murdocs Brust und zwang ihn zumindest für einen Augenblick, stehen zu bleiben, wenn er sich nicht selbstständig aufspießen wollte. Die Mündung der Schusswaffe dagegen zeigte auf seine drei Begleiter, die hinter ihm abwarteten.

Na, na. Wir haben uns gerade so nett unterhalten...

Noch während er sprach, wich er einige langsame Schritte zurück, sodass sich die Klinge automatisch wieder von seinem Gegner löste. Aber die Rechnung dazu war auch denkbar simpel. Hätte er versucht, auf ihren Anführer zu schießen, hätte er ihn vielleicht umgebracht. Allerdings hätte dann auch niemand mehr gezögert, das Feuer zu erwidern. Und Lucien hatte nur einen Schuss. So lange er den Beginn des Kampfes also hinauszögern konnte, würde er das tun. Sofern Murdoc mit seiner selbstgefälligen Art lange genug mitspielte.
Nach nur ein oder zwei Schritten rückwärts blieb der junge Captain neben Shanaya stehen und warf ihr den Bruchteil einer Sekunde einen Seitenblick zu.

Kannst du noch rennen?“, raunte er ihr gedämpft zu. Allerdings nicht sicher, ob der Hüne die Worte noch hören konnte, oder nicht.
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#7
Shanaya atmete ruhig ein uns aus. Alles in ihrem Inneren war aufmerksam, jede noch so kleine Faser blieb angespannt. In jedem Moment auf alles gefasst. Mardoc würde sie nicht einfach so gehen lassen. Lucien vielleicht, der Mann war ihm sicher egal. Aber sie... Jetzt, wo sie noch einmal zum greifen nahe vor ihm stand. Und natürlich... auch wenn Perrin vielleicht der Auslöser des Ganzen war – ihr Vater hielt im Hintergrund die Fäden. Sie hatte schon befürchtet, dass er nach ihr suchen ließ. Der Mann vor ihr würde sicher nicht der einzige sein. Ganz von dem anderen Zweig der Familie abgesehen. Bei diesem Gedanken verkrampfte sie sich, krallte die Finger fester um den Knauf des Degens, den sie noch immer bereit in der Hand hielt. Er würde sie vielleicht nicht gehen lassen – aber sie würde sich nicht kampflos geschlagen geben.
Trotz allem wurde sie langsamer, je näher sie der kleinen Gruppe kam. Mardoc selbst setzte sich in Bewegung, ließ die Schwarzhaarige trocken schlucken. Sie kam zum stehen, machte sich auf einen Angriff des Mannes bereit. Aber er wurde aufgehalten, schaffte es nicht einmal bis zu ihr.

Er hatte den Fremden nicht einmal mehr beachtet, hatte nur Shanaya ins Auge gefasst. Die Reaktion auf seine Worte hatte dem Mann nur ein amüsiertes Lachen entlockt. Mehr war er ihm in diesem Moment nicht wert. Ganz im Gegensatz zu dem kleinen Gör, das mit der Klinge in der Hand auf ihn zukam. Es war nicht viel Zeit vergangen, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten... und trotzdem lehnte sie sich jetzt schon mehr als zuvor gegen ihn auf. Sie hatte nie alles mit sich machen lassen, war stets wehrhaft gewesen. Aber nie hatte sie eine Waffe gegen ihn gerichtet. Ganz anders als in diesem Moment.
Jetzt allerdings musste er gezwungen die Aufmerksamkeit auf den Jüngeren richten, der ihm so nette, ironische Worte entgegen warf. Er hatte seine Waffen gezogen, hielt ihn davon ab, sich Shanaya weiter zu nähern. Jetzt zwängte sich ihm doch die Frage nach dem Wieso auf. Allerdings nicht lang, er drehte nur den Kopf zu Lucien herum.

Selbst, wenn du mich jetzt töten würdest, hättest du immernoch drei Pistolen, gegen die du ankommen müsstest.“

Spott lag in seiner Stimme, als der Dunkelhaarige schon von allein zurück wich. Er trat zu Shanaya, sodass Mardoc sich mit einem scheinheiligen Grinsen zu seinen Männern herum wandte.


Shanaya verstand es nicht. Egal, wie sie es drehte und wendete, sie wusste nicht, wieso er sich zwischen sie und den Mann stellte. Er hätte sich der Frau widmen können, sie mit den Männern allein lassen können. Aber er tat es nicht. Die Frau war weg, Lucien hielt Mardoc auf. Wieso? Was kümmerte es ihn? Die Schwarzhaarige biss die Zähne fest aufeinander, richtete den hellen Blick nicht zu ihrem Captain herum. Auch als er neben sie trat ließ sie den Mann, der noch immer bei seinen Männern stand nicht aus den Augen. Die Frage des Dunkelhaarigen fühlte sich für einen Moment an wie ein Schlag in die Magengegend. Ihr Körper hatte sich etwas erholt und trotzdem... sie wollte nicht davon laufen. Alles in ihr sträubte sich gegen eine weitere Flucht. Aber selbst zu zweit konnte es schwierig werden, vor allem, wenn... in diesem Moment öffnete sich die Tür der Taverne und ein einzelner Mann trat durch die Tür auf die Straße.

Mir bleibt wohl Nichts anderes übrig.“

Ihre Stimme war leise, ein Flüstern, das nur Lucien würde hören können. Sie hasste es – aber ihr Verstand mahnte sie zur Vernunft. Und einen Moment später nahm man ihr so oder so jede Entscheidungsfreiheit, als die Männer sich gemeinsam mit ihrem Anführer in Bewegung setzten, schnellen Schrittes auf sie zu eilten. Es dauerte nicht lang, bis der erste Schuss durch die Dunkelheit hallte.
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#8
Ein kühles Lächeln huschte über seine Lippen. Er konnte nicht mit Sicherheit sagen, warum genau jetzt. Vielleicht, weil dieser Kerl aussprach, was Lucien selbst nur Herzschläge zuvor im Kopf noch überschlagen hatte – und ihm damit bestätigte, dass er ihn auf seine ganz selbstgefällige Art und Weise vollkommen unterschätzte. Vielleicht auch einfach, weil er ihn erst jetzt wieder ernsthaft wahrzunehmen schien. Als jemanden, mit dem man sich wohl oder übel beschäftigen musste. Aber auch das lief darauf hinaus, dass er ihn als Variable unterschätzte.
Wahrscheinlich hätte Lucien diese Tatsache irgendwie perfide ausnutzen können. Doch einerseits entsprach das noch nie seinem Wesen. Andererseits, selbst wenn, wäre er dafür längst zu betrunken. Er blieb also bei seinem Plan. Hinhalten – und dann loslaufen. Denkbar einfach. Zumindest so lange, bis sie die Munition in ihren Pistolen losgeworden waren. Danach war zwei gegen vier ... machbar.
Der Hüne wandte sich zu seinen Männern um, war nur den Bruchteil eines Herzschlags anderweitig beschäftigt, sodass der Blick des Dunkelhaarigen noch einmal zu Shanaya hinüber huschte. Er konnte nur ihr Profil im Dämmerlicht erkennen. Trotzdem erahnte er ihre Anspannung. Und vielleicht auch einen Hauch Unverständnis.
Gerade in diesem Augenblick kehrte der fünfte im Bunde wieder aus der Schenke zurück. Das war das Startsignal. Der junge Captain stieß ein leises Fluchen aus. Hatte ehrlich gehofft, er würde noch länger brauchen, um festzustellen, dass seine Suche wenig Erfolg versprach. Aber vielleicht hatte er auch die Wirtstochter getroffen, die in ihrer gekränkten Stimmung hatte verlauten lassen, wohin die Schwarzhaarige tatsächlich verschwunden war. Wer wusste das schon. Lucien nickte nur kurz angebunden auf Shanayas leises Flüstern.

Dann los!

Dieses Mal machte er sich nicht die Mühe, seine Stimme zu dämpfen. Ihre Verfolger hatten sich bereits umgewandt, griffen nach ihren Waffen und das einzige, was ihnen als Option blieb, war, hinter der Ecke in Deckung zu gehen, hinter der die Schwarzhaarige kurz vorher gewartet hatte. Also setzten sie sich in Bewegung.
Ein Schuss löste sich, knallte dort in die Hauswand, wo Shanaya und er einen Herzschlag zuvor hinter der Biegung verschwunden waren. Putz und Ziegel flogen ihnen um die Ohren, dann waren sie für einen Moment außer Sicht.

Wenn wir sie dazu kriegen, ihre Pistolen abzufeuern, wird es ein fairerer Kampf.“ Dieses Mal sah er nicht zu seiner Begleiterin, suchte stattdessen ihre nächste Fluchtmöglichkeit und deutete dann nach vorn, wo nicht weit von ihnen eine weitere Gasse abzweigte. „Da lang.
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#9
Nicht ein Funke von Anspannung fiel von der jungen Frau ab, deren Blick wachsam auf den Männern ruhte. Sie waren zu fünft – auf ihrer eigenen Seite standen nur Lucien und sie. Und auch, wenn der Dunkelhaarige in diesem Moment nicht den Anschein machte, dass er sie allein lassen würde... sie musste mit allem rechnen. Und allein gegen fünf bewaffnete Männer... Es hätte ihr geholfen zu wissen, wieso Lucien blieb. Noch zumindest. Aber für diese Frage war keine Zeit, dazu blieb ihnen viel zu wenig Zeit. Sie musste sich also darauf gefasst machen, jeden Moment allein zu sein... und gerade dann war weglaufen der bessere Plan. Luciens Blick glaubte sie einen Augenblick auf sich zu spüren, tat es ihm jedoch nicht gleich. Sie ging jede Möglichkeit durch, bis Bewegung in die Männer kam – und sie erst einmal in Sicherheit kommen mussten. Auf Luciens Kommando hin setzte sich die Schwarzhaarige gemeinsam mit ihm in Bewegung, nicht verwundert über den Schuss, der wenige Moment später durch die Luft knallte.
Ein bitterer Geschmack lag ihr auf der Zunge, ein ungutes Gefühl. Es passte nicht, es waren zu viele Puzzleteile, die nicht zusammen passten. Nicht nur was Lucien anging, auch wenn er einen großen Teil dazu beitrug. Aber auch Mardoc... war ihr Vater auf dieser Insel, dass er so schnell jemanden zu ihr hatte schicken können? Oder wussten sie schon lange, wo sie sich aufhielt? Hatten sie sie doch die ganze Zeit beobachtet? Ihr wurde schlecht bei dem Gedanken daran, dass Bláyron irgendwo in der Menge gestanden hatte.
Auf Luciens Worte reagierte sie kaum, nur ein flüchtiges Nicken folgte, aber kein Ton kam über ihre Lippen. Sie konzentrierte sich auf den Moment, auf diese Flucht, gegen die sich alles in ihr strebte. Und doch konnte sie nicht verhindern, dass ihre Gedanken immer wieder um all diese Fragen kreisten.

Mardoc wird nicht schießen, bevor er nah genug ist“

Sie kannte ihn. Er ging kein Risiko ein. In ihrer Stimme schwang also eine gewisse Sicherheit mit. Aber sie folgte dem Weg, den Lucien deutete ohne Widerworte. Nach einer Kurve ging es ein Stück geradeaus, hinter ihnen die schnellen Schritte ihrer Verfolger. Nur wenige Schritte, dann kam die nächste Kurve. Es gab keinen anderen Weg, also bog Shanaya nach rechts ab. Nur zwei weitere Schritte, ehe sie mit einem plötzlichen Ruck stehen blieb. Die Augen geweitet musterte sie die Gruppe, die vor ihnen aufgetaucht war. Mit einem Mal übertönte ihr Herzschlag jeden Gedanken, jede Frage. Einzig und allein dem Mann, der in der Gruppe stand, schien nun ihre Aufmerksamkeit zu haben. Ein Hüne, blonde Haare, abgetragene Kleidung. Die Zähne fest aufeinander gebissen krallte sich ihre Hand wieder um den Knauf ihres Degens, einen Moment unfähig, sich zu bewegen. Erst, als die Schritte hinter ihr lauter wurden, schien sie ihre Umgebung wieder wahr zu nehmen. Der Blonde drehte sich verwirrt um, in der Hand einen Krug, der Blick deutlich vom Alkohol verschwommen. Er war es nicht. So ähnlich er ihrem Bruder auch sah... nicht Bláyron stand vor ihr. Diese Erkenntnis hatte zu viel Zeit gekostet... Zeit, die ihre Verfolger genutzt hatten und ein ganzes Stück aufgeholt hatten.
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
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#10
Er musste nicht nach ihr sehen, um zu wissen, dass Shanaya ihm folgte. Ihre Schritte waren nah. Er hörte ihren Atem neben sich und als sie um die Biegung liefen, kamen sie sich kurzzeitig so nah, dass er ihre Schulter streifte. Wieder ging sein Blick voraus, suchte nach einem passenden Fluchtweg, doch dieses Mal gab es keine Kreuzung, sondern nur eine weitere Kurve. Allerdings sollte das den Dunkelhaarigen am wenigsten stören. Umso öfter sie Abzweigungen nahmen, umso seltener bildeten sie auf gerader Strecke ein anvisierbares Ziel und provozierten damit vielleicht zum Frustschießen. Zumindest bei den vier Schlägern, die nur irgendwelchen Befehlen nachliefen. Ihr Anführer bildete scheinbar eine etwas härtere Nuss.

Soll er mal. Für ihn habe ich ja selbst noch eine Kugel.

Ohne langsamer zu werden, schob er die Pistole zurück in seinen Gürtel, damit er zumindest eine Hand frei hatte. Für was auch immer da kommen mochte. Und kaum bogen sie um die nächste Ecke, stellte sich heraus, wie gut das gewesen war.
Shanaya blieb ruckartig stehen und Lucien, der nicht schnell genug anhalten konnte, stieß seitlich mit ihr zusammen, blieb kurz aus dem Gleichgewicht gebracht ebenfalls stehen. „Was zum...“. Er folgte ihrem Blick, um herauszufinden, was sie so schockiert hatte und entdeckte eine Gruppe Männer, die den Weg vor ihnen blockierten. Im ersten Moment glaubte er tatsächlich, sie gehörten zu ihren Verfolgern und hatten ihnen aus der anderen Richtung den Weg abgeschnitten. Doch als der große Blonde unter ihnen sich mit verschwommenem Blick umdrehte, stellte der junge Captain zu seiner Erleichterung fest, dass es nur ein paar Betrunkene auf dem Heimweg waren. Doch die Schwarzhaarige bewegte sich nicht sofort wieder.

Weiter, Shanaya.“,

drängte er sie ungeduldig von der Seite, machte einen halben Schritt nach vorn. Im gleichen Augenblick öffnete sich die Tür zu dem Gebäude, neben dem die Passantengruppe stand und ein weiterer junger Mann kam mit drei Flaschen in den Händen heraus getorkelt. Isch... hab noch büschn was für unnerwegs!, lallte er seinen Kumpanen entgegen und hob triumphierend seine Mitbringsel an.

Ich hab 'ne Idee.

Ohne lange darüber nachzudenken, was in diesem Moment schiefgehen konnte, oder nicht, packte Lucien die Schwarzhaarige am Handgelenk und lief wieder los – direkt auf die Tür zu. Sie öffnete sich nach innen, war noch nicht einmal zurück ins Schloss gefallen, als der Dunkelhaarige sie wieder aufstieß und Shanaya ins Innere des Hauses zog. Von hinten gröhlte ihnen jemand hinterher. Eeeeeeey! Dasis mein H..Haus! Dann krachte die Holztür zurück ins Schloss und Lucien zog den schweren Eisenriegel zu, der sie von innen verschloss. Zum Glück gab es hier einen. Von außen fing jemand an, unkoordiniert gegen den Eingang zu klopfen. Eeeey! Aufmachn!

Die tiefgrünen Augen huschten zu Shanaya hinüber. „Das wird sie nicht lange aufhalten. Alles in Ordnung?


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