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If I Had a Heart
Skadi & Talin ✓✓
Szenen-Informationen
Charaktere Gast
Datum 5 April 1822
Ort Milúi
Tageszeit spät nachts
Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
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#11
Skadi bemerkte nicht, mit welchem Blick Talin sie bedachte, kaum dass sie die Taverne erreichten und eintraten. Hätte sie es in ihren Augenwinkeln erkannt, wäre ihr sicherlich ein breites Grinsen über die Wundwinkel gehuscht. Immerhin war es keine alltägliche Reaktion auf ihre Erscheinung – die meisten gingen einfach an ihr vorüber oder begutachteten sie missbilligend wie irritiert. Starrten auf die Tätowierung unterhalb ihrer Brust, die nur knapp unter dem dunklen Leder ihres Bustiers hervor lugte und absolut nicht in diese Welt passte. Genauso wenig wie in diese Taverne, die mit ihrem schummrigen Licht und dem Gestank nach Schweiß und Alkohol genau die Portion an Urigkeit abgab, die sie von außen versprach. Mit einem Nicken nahm Skadi Talins Antwort hin und ließ sich neben ihr auf einem der Hocker nieder. Muster die vereinzelten Männergrüppchen in den Ecken, um mögliche Problemherde zu lokaliseren, bevor sie unbemerkt noch hinein rannte. Sie war gern auf so etwas vorbereitet, ganz gleich ob andere das für sinnvoll erachteten oder nicht. Liam hatte ihr schließlich nicht ohne Grund angeraten, sich vielleicht etwas weniger „aufreizendes“ anzuziehen, weil es Männer dazu verleitete, sich eingeladen zu fühlen. Da sie jedoch gern blieb wer sie war und sich nicht darum kümmerte, ob es jemand tatsächlich versuchte, war sie lieber auf die Möglichkeit vorbereitet. Talins Frage lockte ihre Aufmerksamkeit jedoch wieder an den Tresen zurück. Zauberte ihr ein wissendes Schmunzeln auf die Lippen. Da ließ wohl jemand nicht locker, was?

“Ach, wollte ich das?“

Sie selbst konnte sich zumindest nicht wirklich daran erinnern. Auch wenn sie der Piratin zugestehen musste, dass der Versuch recht geschickt verpackt war. Erst als der Rum klimpernd neben ihnen abgestellt wurde, sog Skadi tief die aufgewärmte Luft der Taverne ein.

“ Wir haben gestern eher zufällig ein unterirdisches Diebesversteck entdeckt.“ Mit einem Seitenblick bedachte Skadi die Bedienung, die sich jedoch schnell wieder abgewandt hatte, nachdem sie Talin mit einem fast schon genierten Lächeln auf den Lippen ansah. Gott, diese Frau musste scheinbar Charisma verschießen wie Pistolenkugeln.
“Reichlich viel Kleinkram und Plunder.“ Mit einigen ziemlich wertvollen Schmuckstücken, wie sie ihr mit einem scharfen Blick zu verstehen gab. Immerhin sollten keine hellhörigen Ohren auf ihr Gespräch aufmerksam werden.
Crewmitglied der Sphinx
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#12
Talin verzog kurz schmollend das Gesicht, welches sich aber sofort wieder aufhellte, als der Alkohol vor ihnen abgestellt wurde. Sie griff nach ihrem Becher und zwinkerte dem Mädchen fröhlich zu. Man konnte fast sehen, dass sie anfing, sich in ihrer Haut wieder wohl zu fühlen. Es störte sie nicht mehr, wenn andere sie ansahen, weil sie nicht so gekleidet war, wie es sich als züchtiges Mädchen gehören würde. Es war ihr wieder egal und das war auch genau richtig.
Statt also sich von ihrer Umgebung ablenken zu lassen, hörte sie sich Skadis kurzen Bericht an und schmunzelte leicht darüber. Anscheinend hatte die Dunkelhaarige schnell etwas gefunden, was Talin ablenken würde. Nicht das, was sie hören wollte, aber für sie als Captain sehr wichtig.
Wunderbar abgelenkt, wie? Aber das ist gut. Ryan und ich haben neulich auch Kleinkram und Plunder besorgt und je mehr wir davon haben, umso besser.“ Sie schob sich die Haare hinters Ohr und zeigte Skadi dabei die Smaragdohrringe, von denen sie sich seit dem Raub nur schwer trennen konnte. Sie zog die Haare wieder zurück und grinste Skadi an. Aber es war wirklich gut, wie viel zu schon gesammelt hatten, für die hübsche Lady. Sie hatte im Laufe der Zeit einfach zu viel Schaden genommen und wurde zu sehr vernachlässigt. Talin hob ihren Becher, um mit ihr anzustoßen. „Auf Kleinkram und Plunder. Und auf Dinge, die verdrängt werden wollen.
Crewmitglied der Sphinx
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#13
Ein leises Auflachen, fast gleich einem Glucksen drang durch Skadis Kehle, kaum dass sie das Schmollen auf Talins Zügen erkannte. Sie musste sich wohl daran gewöhnen, dass die Nordskov nicht mit jeder Geschichte hausierte, solange sie nicht ganz sicher gehen konnte, dass ihr Captain bedingungslos hinter ihr stand. Noch waren sie keine Familie, die es zu beschützen galt und in der offene und schonungslose Ehrlichkeit absolut von Nöten war. Dieses Privileg genoss vorerst nur Enrique. Doch allem Anschein nach schien der blonde Lockenkopf sich mit der Alternative ebenso zufrieden zu geben. Auch wenn Skadi auf ihre Frage verschmitzt lächeln musste. Noch breiter, als sie das funkelnde Schmuckstück an ihrem Ohr erkannte und mit amüsiert zuckenden Augenbrauen die Lippen verzog. Grün stand der jungen Frau ausgezeichnet, musste sie feststellen.
“ Skål.“, entgegnete die Nordskov mit erhobenem Becher und ließ ihn klimpernd gegen den Talins gleiten. Gönnte sich dann daraufhin einen großzügigen Schluck und atmete tief ein und aus angesichts des unerwartet starken Geschmacks. Die Menschen hier mussten das Zeug mit reichlich schwarzgebranntem vermischen, dass es fast schon schmeckte wie vergorene Socken. “Wenn uns das nicht alsbald aus dem Leben kübelt…“ Mit Bier hätte sie definitiv länger durchgehalten, als mit diesem Gesöff. Doch wer wusste schon, wofür es gut war. Womöglich erhoffte sich Talin dadurch die Zunge der Älteren zu lockern. Wer wusste das schon so genau.

“Auf jeden Fall haben wir auch einige Karten und Bücher dort entdeckt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass da nicht nur Schundromane und wissenschaftliche Werke dabei waren.“

Erst jetzt viel ihr wieder das dunkle Kästchen ein, das sie von einem der Regale geklaubt hatte. Mit zusammengezogenen Augenbrauen drehte sie ihren Oberkörper also zur Seite, nachdem sie den Mantel zwischen die Knie geklemmt hatte und öffnete den Verschluss der kleinen Tasche an ihrem Hüftholster.

“Hast du so etwas schon einmal gesehen?“

Mit ernster Miene hob sie das kleine Kästchen mit einer Hand vor Talins Nase. War gespannt ob ihr Captain mehr von der Welt und ihren Geheimnissen wusste als sie.
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#14
Das leise Klimpern der aufeinander stoßenden Becher waren das Startsignal, sich so richtig zu betrinken. Kaum war das Geräusch verklungen, hob Talin ihn an die Lippen und trank einen gierigen Schluck, den sie kurz darauf auch schon bereute. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass das Getränk so heftig gestreckt war. Das Kratzen in ihrem Hals wurde alsbald zu einem Husten, welchen sie mit einem harten Räuspern aber kaschierte.
Ich kann dir nur zustimmen. Aber ich glaube nicht, dass das Bier hier viel besser schmeckt.“ Und weil sie ein kleiner Masochist war, hob sie den Becher gleich noch einmal an, um einen Schluck zu nehmen. Der schmeckte schon ein wenig besser, als der erste.
Als die Dunkelhaarige Karten erwähnte, musste sie sofort an Shanaya denken, die wahrscheinlich begeistert wäre, das Material in die Hände zu bekommen. Das wollte sie schon sagen, als Skadi auf einmal ein kleines Kästchen vor Talins Gesicht hielt. Neugierig nahm die Blonde es in die Hand. Es war überraschend schwer. Nachdem sie es ein paar Mal gedreht und gewendet hatte, stellte sie fest, dass es nicht auf normalem Wege geöffnet werden konnte, was ihr ein leichtes Stirnrunzeln entlockte. Mit einem Kopfschütteln sah sie schließlich wieder ihre Begleitung an. „Tut mir leid, ich hab so was noch nie gesehen. Ich weiß von einer Freundin, dass oben im Norden – im Herzogtum Chelyía – solche Rätsel untersucht werden oder sie Bücher darüber haben. Irgendwie so etwas.“ Sie wedelte leicht mit der Hand, in der sie das Kästchen hielt, bevor sie es Skadi wieder zurück gab. „Was so was angeht bin ich keine große Hilfe. Bin eben immer noch ein Mädchen aus einem einfachen Bauerndorf.“, meinte sie selbstironisch, während sie noch einen Schluck Rum nahm.
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#15
Und nun musste sie doch leise Lachen, als auch Talin an dem Gebräu verzweifelte, das sie sich in den Rachen zwängten. “Ganz sicher nicht.“, versicherte sie ihr und ließ einen kurzen Blick auf die Bedienung gleiten, deren leichte Entrüstung deutlich in ihren Zügen zu erkennen war. Doch sie schwieg und wandte sich dem nächsten Gast zu, der hinter Talin an den Tresen geschlendert kam. War vielleicht auch besser so.
Aufmerksam beobachteten die braunen Augenpaare die Jüngere vor sich, dessen schmale Finger das dunkle Holzstück immer wieder um sich selbst drehte. Und gerade als Skadi mit zusammengezogenen Augenbrauen darauf wartete, ob Talin das mögliche Licht am Ende dieses Tunnels war, verneinte sie kopfschüttelnd. Seufzend gönnte sich die Nordskov daraufhin wieder einen großzügigen Schluck aus ihrem Becher und verzog etwas schmerzvoll das Gesicht. Würgte sich das brennende Gesöff herunter und atmete tief ein und aus. Zumindest konnte sie dank des hochprozentigen Rums erstaunlich gut atmen!
“Stell dein Licht mal nicht unter den Scheffel.“, korrigierte Skadi den Blondschopf und nahm ihr das kleine Kästchen aus den Händen. Verstaute es flink in der Seitentasche und hörte bereits wie sich der neue Gast am Tresen angeregt mit der Bedienung unterhielt. Recht plump, wenn sie das mal anmerken konnte.
“Wenn du so ein einfaches Bauernmädchen wärst, säßen wir zwei wohl nicht hier.“ Talin würde die Andeutung schon verstehen, die Skadi ihr da gerade durch die Blume auf den Schoß legte.
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#16
Für einen kurzen Moment lenkte der Kerl, der sich zu ihnen an den Tresen gesellt hatte, ab. Er sprach laut, lenkte die Aufmerksamkeit der Bedienung mit viel zu billigen Sprüchen auf sich. Und das Mädchen hinter der Theke lächelte ihn freundlich an, als würde er genau das sagen, was sie hören wollte. Als wäre es nicht nur ihr Job freundlich zu den Gästen zu sein. Aber das schien den Mann nicht zu stören, er nahm das Lächeln auch noch als Ansporn lauter und vulgärer zu werden. Talin seufzte leise und wünschte sich für einen kurzen Augenblick in einen anderen Laden gegangen zu sein, wobei es dort vermutlich nicht viel anders aussah.
Ihre Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Skadi, die ihren kleinen Schatz sicher verstaute. Talin zuckte auf ihre Worte hin nur kurz nichts sagend mit den Schultern, bevor sie einen weiteren Schluck nahm. Inzwischen schmeckte das Gebräu auch fast. „Ich habe da einfach nicht hingepasst, dass ist alles. Und zu stur war ich. Und im Gegensatz zu denen, auch zu schlau. Oh, und zu rachsüchtig vermutlich. Aber letztlich bin ich, was mein Wissen angeht, nur ein Mädchen aus einem Bauerndorf.“ Sie lächelte leicht, bevor ihre eigenen Worte sie wieder in die Gasse von vorhin zurück katapultierten, weshalb sie ihren Becher erst einmal weit von sich schieben musste. Wenn sie noch einen Schluck trank, dann würde sie sich noch einmal übergeben. Stattdessen atmete sie kurz tief durch den Mund ein und wieder aus, bevor sie Skadi ernst ansah. „Kennst du das, wenn deine Vergangenheit dich einholt und nicht mehr loslässt?
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#17
Tief sog Skadi die warme Luft der Taverne in ihre Lungen. Versuchte das langweilige Geschwafel des Fremden zu überhören, dessen Süßholzraspeln schlagartig in sehr unangebrachte zweideutige Avancen abdriftete und gönnte sich etliche Schlucken des Rums, der mit jedem weiteren Mal weniger ätzend durch ihre Kehle rutschte. Talins abweisendes Schulterzucken musterte sie mit neutraler Miene. Dachte sie ihren Teil dabei, während die Jüngere sprach und sich die Jägerin ein Seufzen verkneifen musste. Die Sturheit lag bei ihr wohl in den Genen, wenn sie so an Lucien dachte. Es war zumindest kein Charakterzug, den die Nordskov auf Teufel komm heraus als negativ einstufen würde. Womöglich mochte es dann und wann kompliziert und anstrengend werden, doch manchmal lag genau darin auch der besondere Reiz. Als Talin jedoch das Wort Rachsucht aussprach, schnellten die dunklen Augenpaare schlagartig auf das feinzügige Gesicht der Blonden. Wie ein Magnet, der den passenden Gegenpol in seiner Nähe wusste und sich auf ihn fixierte. Immer mehr hatte Skadi den Eindruck, dass Talin ihr tiefe Einblicke in ihre Vergangenheit gewährte und war sich recht unschlüssig, was sie damit anfangen sollte. Vorerst schwieg sie dazu und wartete, bis die schmalen Lippen verstummten. Spürte jedoch bereits den leichten Schatten auf ihren Zügen, als plötzlich eine vibrierende Frage im Raum schwebte, die unangenehm in Skadis Eingeweiden rumorte.
“Scheiße ja.“, drang es bitter aus ihrer Kehle hervor. Verschmolz mit dem angewiderten Zucken ihrer Mundwinkel, ehe sie sich tief einatmend aufrichtete und sichtlich genervt auf den Fremden in ihrem Rücken starrte, dessen Oberkörper beachtlich weit über den Tresen hinüber gebeugt war. Solange die Bedienung jedoch nicht den Anschein erweckte, als wollte sie Hilfe, würde Skadi keinen Finger rühren.
Stattdessen wandte sie sich wieder dem blonden Lockenkopf zu und wirkte erstaunlich ernst. Musterte die strahlend blauen Augen eine Weile, ehe sie mit nur einem Zug den Becher Rum leerte und ihn geräuschvoll auf den Thresen knallen ließ. Fast schon erleichtert löste sich die junge Frau auf der anderen Seite von ihrem aufdringlichen Gast. Wuselte flink zu Skadi hinüber und erfragte nickend ihre Bestellung. Mit nur einem Fingerzeig bedeutete sie ihr, den Becher nachzufüllen. Schluckte dann den widerlich schmeckenden Restalkohol hinab und schenkte dann Talin ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Legte den kurz geschnittenen Schopf auf die Seite, ehe sie sprach.
“Weißt du was ich in solchen Situationen tue? Entweder suche ich mir jemanden, der eine schmerzhafte Lektion verdient hat… oder lasse mich hart durchnehmen.“ Ein lautes Klirren ertönte an ihrer Seite und ließ ihre Augen in die Winkel schnellen. Mit etwas irritiertem Gesichtsausdruck hatte die Bedienung scheinbar ihr Gespräch belauscht und bei Skadis Worten die Kontrolle über ihre Hände verloren. Statt also den frisch gefüllten Becher Rum auf den Tresen zu stellen, landete dieser geräuschvoll auf dem Boden der Taverne.
“Den bezahl ich aber nicht.“, protestierte die Nordskov mit einem amüsierten Zucken in den Mundwinkeln.
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#18
Skadi wirkte ein wenig abgelenkt. Obwohl immer noch gefangen in ihren Erinnerungen, lehnte Talin sich ein wenig vor und sah hinter die andere Frau, um zu erkennen, was sie so störte. Ah. Wieso hatte sie es denn nicht gleich gewusst? Natürlich regte auch die Brünette sich über den Kerl auf. Ein kleines Lächeln huschte über die Lippen der Blonden, als sie den ernsten Blick der anderen sah, verschwand es aber. Stattdessen sah sie ihr überrascht dabei zu, wie sie ihr Getränk in einem Zug leerte, um dann die Bedienung zu sich zu holen, damit sie ihr nachschenkte. Das Mädchen hinter der Bar wirkte verdammt erleichtert und das Lächeln kehrte auf Talins Lippen zurück.
Du hast ein ziemlich weiches Herz, hm?“ Sie sprach nicht sehr laut, eher zu ihr selbst und Skadi sprach auch selbst in diesem Moment zu ihr. Das war der Grund, warum die Blonde sie erst verdutzt ansah, bevor sie lauthals lachte und die Erinnerungen ein wenig in die Ferne rückten. Sie wusste selbst nicht, ob sie über Skadis Worte oder die Reaktion der Kleinen hinter der Theke lachte.
Während sie immer noch vor sich hin prustete, zog sie wieder ihren Becher näher und trank ihn aus, damit das Mädchen auch ihr nachschenken konnte und noch ein paar Minuten sicher war, vor dem Kerl, der jetzt zu Skadi und Talin hinüber sah. Die Blonde ignorierte ihn und musterte noch ein bisschen das eingeschüchterte Mädchen, bevor sie wieder zu ihrer Begleitung sah. Immerhin schien sie ihr eine Antwort schuldig zu sein.
Mir gefällt, wie du denkst. An sich hätte ich absolut nichts dagegen, weder gegen das Lektion erteilen noch das hart besorgen lassen. Nur ist das eine der Grund, warum ich verfolgt werde und die Erinnerungen hindern mich am zweiten. Was ist dein Rat dazu, oh weise Skadi?“ Immer noch belustigt schmunzelnd nahm sie den frisch gefüllten Becher und nahm einen beherzten Schluck, als auf einmal jemand Skadi eine Hand auf die Schulter legte. Anscheinend war der Typ fertig mit mustern und hatte neben dem Barmädchen ein neues Ziel entdeckt.
Hör mal, mein Freund, wenn du die kleine nicht willst, ich nehm' sie.“ Talin schüttelte den Kopf und seufzte schwer. Anscheinend dachte der vulgäre Typ Skadi sei ein Kerl und ihre Begleiterin eine Dirne. Ach wie...nicht überraschend.


Skadi blinzelte verdutzt und schielte aus den Augenwinkeln zu Talin hinüber. Sie und weich? Aus welcher Schnapsidee war denn diese Annahme geboren? Nicht, dass sie dem gänzlich wiedersprach, doch hätte sie es durchaus in einem anderen Wortlaut verpackt. Doch statt weiter auf dieses absurde Thema einzugehen und sich womöglich noch in eine Situation zu manövrieren, in der die Blonde noch glaubte, die Nordskov begann nach Komplimenten zu fischen, lenkte sie ihr Gespräch auf etwas anderes. Wirkte seltsam ernst und entspannt zugleich und ließ sogar ein amüsiertes Zucken durch die vollen Lippen fahren, kaum dass Talin dazu überging aus voller Kehle zu lachen. Weshalb, das behielt sie vorerst für sich. Für die Dunkelhaarige spielte es ohnehin keine Rolle. Es stand dem blonden Lockenkopf wesentlich besser - auch wenn Skadi nicht der Typ Mensch war, der aus blinder Nächstenliebe heraus versuchte,  andere Menschen aufzuheitern.
Genüsslich nippte sie also an ihrem neuen Drink, kaum dass die sichtlich errötete Bedienung mit einem neuen Krug zurückgekehrt war und ihn mit einer leisen Entschuldigung über den Tresen geschoben hatte. Skadi schenkte ihr nur ein abwinkendes Augenzwinkern und begnügte sich voll und ganz damit Talin schmunzelnd zu beobachten. Spürte just den spitzbübischen Schalk auf ihrer Miene tanzen, als die Jüngere zu einer Antwort ansetzte und mit den letzten Worten einen bitteren Beigeschmack auf ihrer Zunge hinterließ. So sehr sich die Blondine auch um Fassung bemühte, troff so viel Sarkasmus aus ihr, dass kein Zweifel an ihrer Ehrlichkeit zurück blieb. Wortlos starrten die dunklen Augen der Nordskov zu Talin hinüber. Verloren den sanften Schimmer, der eben noch so fröhlich über das warme Braun gehuscht war, und zuckten immer wieder über die feinen Züge ihres Gegenübers. Augenblicklich wirkte sie wie eine Frau, die den Schmerz und die Erfahrungen der Blondine teilte. Eine Frau, die verstand was es hieß, das Gefühl von Freiheit und Unbekümmertheit verloren zu haben. Und gerade, als sie ihre Lippen öffnete und sich voraus lehnte, stoppte die Berührung fleischiger Finger auf ihrer Schulter ihre Bewegung abrupt.
Eisig huschten die dunklen Augen zur Seite. Musterten erst die dunklen Nägel, wanderten den Arm bis zum betrunken Gesicht hinauf, während sich ein tiefes Grollen aus ihrer Kehle stahl.
"Wenn dir was an deinen Eiern liegt, nimmst du die Hand von mir... Fettsack."
In einer anderen Situation wären ihr die Worte der Jüngeren sogar mit einem spielerischen Zucken der Augenbrauen mehr als nur gelegen gekommen. Doch da der aufdringliche Kerl keine Anstalten machte die Finger von ihr zu lassen und obendrein noch dazu überging, sie als "Stecher" zu bezeichnen und ihr Talin als Frau abschwatzen zu wollen, riss ihr jeglicher Geduldsfaden.
Schlagartig packte die Nordskov das schwielige Handgelenk des Älteren und wandte es mit nur einer einzigen Drehung ihres Körpers in einem unnatürlichen Winkel auf seinen Rücken. Drückte ihn mit voller Wucht gegen den Tresen und hielt ihm die Spitze ihres Dolchs ins verschwitzte Gesicht.
"Noch ein Wort und ich ramme dir dieses Ding in den Schritt."
Der Mann zappelte unter dem schmerzhaften Griff. Doch Skadi ließ kaum locker. Intensivierte sogar die Drehung und lehnte sich dicht an das stinkende Gesicht.
"Also verpiss dich endlich."


Im Gegensatz zu Talin nahm Skadi das ganze nicht so entspannt. Nun ja, auf ihrer Schulter lag ja auch eine fleischige Hand von einem Kerl, den sie nicht kannte. Es überraschte sie, wie schnell die Ältere umschaltete. Gerade noch hatten sie ein angenehmes, zum Teil ernsthaftes Gespräch. Und keine Sekunde später schien sie eine ganz andere Person zu sein. Dunkler, mit mehr Geheimnissen und auch brutaler.
Als der Kerl sie nicht sofort losließ, kam genau diese Seite zum Vorschein. Sie sah nur eine fließende Bewegung, als sie ihm den Arm verdrehte und ihm mit dem Messer im Schritt bedrohte. Der Kerl war auf einmal ganz schön still, man hörte nur ein ganz leises Wimmern. Skadi erinnerte die Blonde in genau diesem Augenblick an das, was sie in dieser Gasse beobachtet hatte. Doch diesmal erfasste sie nicht das blanke Grauen, denn der Kerl wimmerte dazu umso lauter und wurde sehr sehr kleinlaut.
B-b-b-bitte lass m-m-m-mich los. I-i-i-ich verschw-w-w-winde.“ Er stotterte wie ein kleines Kind rum, hatte Angst um seine geliebten Weichteile. „Lass ihn los, Skadi. Er hat viel zu viel Angst, als das er noch etwas anderes tun würde, als die Klappe groß aufzureißen.“ Talin winkte ab und nahm noch einen Zug aus ihrem Becher.


Wie lästig doch betrunkene Männer waren, wenn sie glaubten, sich alles erlauben zu können. Peinlich nur wenn sie an eine Frau gerieten, die so gar keinen Spaß verstand und sich ziemlich gut zur Wehr setzen konnte. Skadi erweckte zumindest nicht den Anschein, als würde sie es sich noch ein zweites Mal gefallen lassen. Lockerte erst den Griff, als das Wimmern lauter und die gestammelten Worte des Fremden klarer wurden. Es hätte nicht einmal Talin gebraucht, um die Jägerin  zu einem Rückzug zu bewegen. Sie dazu zu bringen, den Griff und die Waffe von ihm zu lösen, während sie nur knapp aus den Augenwinkeln zu dem blonden Lockenkopf hinüber schielte.
"Sollte er auch.", raunte sie unter einem angewiderten Schnauben und schob mit den langen Fingern ihrer Linken den Dolch zurück in seine lederne Verankerung an ihrem Hüftgurt. Wartete darauf dass sich der beleibte Körper vom Tresen abstieß und in wankendem Zickzack durch die Taverne nach draußen verschwand, ehe sie sich wieder neben Talin auf den Hocker gleiten ließ und einen großzügigen Schluck aus dem Becher nahm.
"Scheinbar ist es schon zu spät für die charmante Sorte Mann."
Wieder seufzte sie, leckte sich den Alkohol von den Lippen und musterte für einen Herzschlag die junge Bedienung hinterm Tresen. Hatte sie gerade eben noch mit geweiteten Augen die Szenerie beobachtet, schien sie nun mehr als erleichtert.
"Wo waren wir gerade?"
Augenblicklich huschte das braune Augenpaar auf Talin zurück. Glitt über die blonden Locken am Nasenrücken, über die grünen Iriden auf die Lippen hinab und spürte wie jäh das süffisante Lächeln auf ihren Zügen zurückkehrte.


Talin nahm noch einen tiefen Zug um ihre Belustigung zu verdecken, als der Kerl mit eingezogenem Schwanz aus der Taverne und in der Dunkelheit verschwand.  „Peinlich, peinlich“, nuschelte sie in ihren Becher, während sich Skadi wieder auf den Platz neben ihr gleiten ließ. „Die charmante Sorte Mann, existiert nur ein paar Stunden am Tag. Und das auch nicht jeden Tag.“, sagte sie nur ironisch, während sie den Becher wieder abstellte und sich ihrer Gesprächspartnerin zuwandte.
Das ist eine gute Frage. Ich glaube, wir wollten darüber reden, wo du das gelernt hast. Du hast ihn ziemlich schnell überwältigt. Bei seinem Alkoholkonsum vermutlich nicht verwunderlich, aber du sahst dabei sehr...geübt aus. Drohst du öfter damit Kerlen ihre Schwänze abzuschneiden?
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#19
Peinlich. Dieses eine Wort zupfe verräterisch an ihren Mundwinkeln und deckte sich mit dem, was der Dunkelhaarigen selbst durch den Kopf geschossen war. “Mmh. Vielleicht sollte wir dann eines der seltenen Exemplare einfangen und als Haustier halten.“ Mit einem amüsierten Funkeln in den Augen, blickte die Nordskov aus den Winkeln in das feinzügige Gesicht. Verschleierte nicht einmal den Sarkasmus in ihrer Stimme und machte es Talin gleich, die offen erheitert einen Zug aus ihrem Krug nahm. “Du bist ziemlich direkt, hat dir das schonmal wer gesagt?“ Spielerisch zuckte eine der dichten Augenbrauen hinauf, während sich der schmale Oberkörper seitlich am Tresen abstützte und kaum mehr erahnen ließ, wie unentspannt sie eben noch gewesen war. Und da ihre Frage rein rhetorischer Natur war, gab sie dem Lockenkopf nicht einmal Zeit für eine Antwort. Lachte leise auf und seufzte. “Ein Mädchen vom Land lernt schnell wie die Dinge hier laufen. Und ich bin definitiv nicht der Heimchen am Herd Typ, der sich freiwillig begrapschen lässt. Zumindest nicht von jedem.“ Und hier war wohl eine sehr schwammige Bezeichnung für die gesamte erste und jede andere Welt. “Wer einmal die Erfahrung macht übermannt zu werden... versucht entweder Jahre lang damit zu klar zu kommen und zerbricht dran... oder tut aktiv etwas dagegen.“ Und es war offensichtlich, welchen Weg Skadi gewählt hatte. Sie wirkte nicht einmal aufgewühlt, als diese schlichte Äußerung über ihre Lippen glitt. Es war nichts woraus sie ein Geheimnis machen würde. Da gab es genügend andere Details, die sie Talin nicht auf dem Silbertablet präsentierte.
Talin war noch völlig in die Vorstellung von Männern als Haustieren versunken, während sie einen Schluck aus ihrem Becher nahm und kicherte. Wenn sie sich vorstellte ihnen ein Halsband umzulegen, damit sie auch brav überall mit hinkamen, wollte ihr Kopf das irgendwie nicht ganz verarbeiten. Dafür aber hatte Skadi sie auf andere Gedanken gebracht und das hätte Talin bis vor einer halben Stunde noch für völlig unmöglich gehalten. Nur leider, hielt das auch nicht lange an. Ihr Blick glitt zu ihrer Begleitung, die so lässig am Tresen lehnte und ihr so freimütig davon erzählte, dass sie vergewaltigt oder zumindest von Männern brutal behandelt wurde. Die Blonde setzte daraufhin den Becher wieder ab, dass lapidare Schulterzucken auf die Frage, ob sie wisse, wie direkt sie war, war ihr gänzlich vergangen. Dafür wandte sie sich Skadi zu und sah sie ernst und hart an. Die Übelkeit aus der Gasse kehrte nicht zurück, dafür fühlte sie sich verdammt leer.
Ich kann dir da nicht ganz zustimmen. Du kannst auch etwas aktiv dagegen tun und trotzdem daran zerbrechen. Du kannst dich für das, was dir angetan wurde rächen und danach trotzdem immer noch Jahre lang hassen, daran zerbrechen, vor jeder Berührung angst haben. Ich glaube nicht, dass man es so einfach trennen kann.
Ein sanftmütiges Lächeln schob sich auf Skadis Züge, während Talin unfassbar ernst und unnachgiebig ihre Meinung zu Protokoll gab. Unrecht hatte sie keineswegs. Die Dunkelhaarige erkannte sich selbst in mehr als einer dieser Ausführungen wieder. Und dennoch war Talin wohl eine von wenigen die genau so handelten und sich nach all dem dennoch fühlten wie ein zerbrochenes Glas. Und dass die Blondine gerade über sich selbst sprach, war keine Frage, sondern eine Tatsache. “Dann du bist du leider eine Rarität unter den Frauen… nicht viele haben den Mut sich zur Wehr zu setzen… und die meisten zerbrechen schon an der Angst allein sich irgendwem anzuvertrauen.“ Mit einem tiefen Seufzen wandte sich der dunkle Haarschopf ab und fixierte den Krug neben sich. “Aber es tut mir leid, dass du das überhaupt erdulden musstest… das sollte niemand in seinem Leben.“ Fest umschlossen die langen Finger erst die Tischkante, wenig später den kalten Ton des Bechers, den sie sich für einen tiefen Schluck an die Lippen legte.
Eine ihrer Augenbrauen wanderte nach oben, während ein verachtendes Schnauben laut wurde. Rarität? Ja, vielleicht konnte man das so nennen. Absurdität vermutlich eher. Ihre Hand wanderte zu einer Stelle knapp unter ihrem Bauch und sie knüllte den Stoff ihres Rockes fest zusammen. „Ist es Mut, wenn du nichts mehr zu verlieren hast? Wenn du einfach nur noch hasst und diesen jemand tot sehen willst, ihn aber doch nicht tötest?“ Anvertrauen, tat sie sich schon gar nicht. Sie redete einfach nur wie immer direkt über das, was sie beschäftigte. Mit einer unwirschen Handbewegung wedelte sie kurz durch die Luft, bevor sie ihren Becher griff und ihn hinunter stürzte, wobei einzelne Rinnsale an ihrem Mund vorbei über Hals und Dekolletee flossen. Heftig stellte sie den Becher wieder ab und bedeutete dem Mädchen ihr nach zu schenken. „Was heißt schon erdulden? Ich war 14 als ich verheiratet wurde und damit eigentlich schon zu spät dran. Im Dorf war ich nicht das einzige Mädchen, dass von ihrem Mann geschlagen wurde. Ich war nur die, mit der sie nicht klar kamen. Außerdem...du musstest es auch erdulden. Wie hast du es so heil überstanden?
Skeptisch huschten die braunen Augen in die Winkel. Musterten Talin aufmerksam und wanderten von ihrem Wut verzerrten Gesicht zu ihrer Hand hinab. Schlagartig kippte die noch halbwegs aufrechte Stimmung in ihrer Brust und hinterließ einen deutlichen Schatten auf ihrem Gesicht. Das hier war keine labidare Unterhaltung über die schlimmen Ereignisse einer miserablen Kindheit. Es glich vielmehr einer Offenbarung traumatischer Erlebnisse, die selbst die junge Frau hinter dem Tresen dazu brachte, sich abzuwenden und lediglich zum Nachschenken zurück zu kehren. Langsam glitt der Krug auf seinen angestammten Platz zurück, während Skadi sich herum wandte und über die Unterlippe leckte. Kurz überlegte ob sie etwas auf die ersten Worte erwidern sollte und dann doch dabei blieb Talin schweigend Gehör zu schenken. Etwas, das sie mitunter vielleicht am besten konnte. Beobachten. Aufmerksam ihren Gegenüber ins Visier nehmen. Und wenn ihr sonst der unterdrückte Hass in den Magen stieg, schlich sich beim Anblick der Blondine eine ungewohnte Art Mitgefühl ein. Weil ihr schlagartig bewusst wurde, dass die Jüngere niemanden gehabt hatte, der sie aufrecht hielt. Dass sie nicht von der Stärke und Liebe einer Familie zehren konnte, die unerschütterlich hinter ihr stand. Umso mehr begriff die Jägerin welchen Stellenwert Lucien haben musste. Weshalb es am Ende fast jedes Mittel recht war ihn zurück zu holen. In ein Leben, dass sich unfassbar einsam und schmerzvoll anfühlen musste. “Ts… heil überstanden. Das wäre zu viel des Guten. Ich habe genauso meine Macken entwickelt, wie du gerade bemerkt haben solltest. Aber ich hatte eine liebevolle Familie, die mich nicht zu einem vollkommenen Psychopathen hat werden lassen… und einen Vater, der mir kurz darauf beibrachte, mit solchen Männern umzugehen.“ Eiskalt glitt Silbe um Silbe über ihre vollen Lippen. Hinterließen ein tiefes Schwarz in den zuvor warmen Augen der Nordskov, die tief ein- und ausatmete. “Und mit 10 Jahren hat man viel Zeit um den Hass positiv für sich nutzen zu lernen.“
Sie war Skadi unglaublich dankbar, dass sie nicht weiter nachforschte. Auch wenn sie so frei darüber reden konnte, wenn sie all diese rhetorischen Fragen stellen konnte, sie wollte sicher nicht das jemand zu tief bohrte. Einmal. Ein einziges Mal hatte sie darüber gesprochen...und danach einen Nervenzusammenbruch gehabt. Einen Rückfall, der sie fast hatte komplett ausrasten lassen. Nie wieder. Daher war sie nur um so glücklicher, dass Skadi über das sprach, was ihr widerfahren war, auch wenn es sicher keine glücklichen Momente gewesen waren. Talin wollte sich nicht vorstellen, wie einem kleinen Kind das angetan wurde, was sie erfahren hatte. Und 10 oder jünger war eindeutig so ein alter in dem man noch ein wenig Kind sein durfte. Nachdenklich legte sie den Kopf schief, während sie sich endlich den Alkohol vom Mund wischte. „Wieso hattest du eine Familie? Ist sie verstorben? Aber dein Vater klingt fantastisch. Ein Mann der seine kleine Tochter nicht leiden sehen will. Du hattest Glück. Vor allem auch mit deiner Ausbildung.“ Da es ihr anscheinend schwer fiel darüber zu reden, ließ Talin ihre Stimme sanft klingen, verscheuchte die dunklen Schatten, damit sie sich auf das Hier und Jetzt und vor allem auf ihre Begleiterin konzentrieren konnte. „Wenn du sagst dein Vater hat dir beigebracht mit solchen Männern umzugehen..was meinst du damit? Abgesehen von dem offensichtlichen massakrieren.
Gerade noch war das dumpfe Gefühl in ihrer Brust zu einem leichten Brennen verwachsen, ehe Talin es mit nur einem Satz, einer Frage zu einem Brikett zusammen presste. Starr blickten die braunen Augen auf die feinen Züge der Jüngeren. Verloren schlagartig die Kälte, die mit so viel alter Verbitterung gespickt war. Für einen kurzen Moment überlegte Skadi, ob sie wirklich auf diese Frage eingehen sollte. Ob das hier ein seltsamer Test war und nur dazu diente mehr über sie heraus zu finden. Doch ihr Instinkt machte sie glauben, dass der Blondschopf nicht zu jenen Menschen gehörte. Ihre Gestik und Mimik – nichts davon hatte etwas Unaufrichtiges. “Das hatte ich.“, gestand sie leise und umging die erste Frage. Wandte den Blick ab und sog tief die abgestandene Luft der Taverne ein. “Aber es wäre falsch zu glauben, dass mich mein Vater nicht hat leiden lassen…“ Wieso im Namen der Götter wechselte sie jetzt auf dieses Thema? Wahrlich waren die Erziehungsmethoden ihres Alten nicht kinderfreundlich oder gar human gewesen. Doch es hatte sie zu einer starken und selbstbewussten Frau gemacht, die den Wert ihres Lebens kannte und gegen jeden zu verteidigen wusste. “… er hat mich ausgebildet. Und ich kann zumindest nicht behaupten, dass es nicht zu etwas gut gewesen ist.“ Eine schwammige Antwort. Doch damit musste sich Talin vorerst abfinden, solange wie sich die Dunkelhaarige den Rest ihres Kruges genehmigte und sich dann über den Tresen lehnte. Sie mussten hier weg, wenn sie weiter so offen sprechen wollten.  Und ohne einen weiteren Tropfen Alkohol würden wohl weder sie, noch Talin verschwinden. Also orderte sie eine Flasche Rum. Blickte kurz zu der Blondine hinüber und versuchte sich an einem warmen Lächeln. “Was hälst du von einem kleinen Nachtspaziergang?“
Ihre Gedanken schwirrten umher, sodass es fast zu viel wurde, was Skadi da erzählte. Vielleicht war der Alkohol fast ein wenig zu viel gewesen, aber sie wollte es nicht nur darauf schieben. Das Thema an sich, ging nicht spurlos an ihnen beiden vorbei. Sie sah es an dem Gesicht der Braunhaarigen, die sichtlich mit all den Erinnerungen zu kämpfen hatte. Oder vielleicht auch mit dem Thema an sich. Fast wollte sie sich bei Skadi entschuldigen, nachdem sie ihr so zugesetzt hatte. Aber sie ließ die junge Frau ausreden, denn Talin wusste, wie wichtig das manchmal war. Reden und so was eben. Aber als die andere eine Flasche Rum orderte, hob sich die Augenbraue der Blonden wieder, bevor sie verstehend nickte. „Ja, lass uns gehen. Die frische Luft wird gut tun.“ Sie stand auf, zog ein paar Achter aus ihrem versteckten Beutel und verließ die Taverne, ohne nach links oder rechts zu sehen. Draußen streckte sie sich und atmete die angenehme Nachtluft ein. Zum Glück war ihr trotz des Fussels nicht zu schwindelig. Als sie fertig war, wandte sie sich zu Skadi um und sah sie mit einem Blick an, der zu verstehen gab, dass sie wusste, was sie durchgemacht hatte. „Es tut mir leid, das mit deiner Familie. Aber auch wenn dein Vater...streng war, dann hat er dich genug geliebt, um dir so etwas beizubringen. Und sieh dich an, du bist doch wirklich gut geraten.“, schloss sie mit einem anerkennenden Blick auf Skadi.
Es war erstaunlich einfach diese Unterhaltung nach draußen zu verlegen. Und fast spürte die Dunkelhaarige so etwas wie Erleichterung, als sie ihren Teil der Kosten auf den Tresen legte und dem Lockenkopf dicht nach draußen folgte. Ohne es zu wissen konnte sie der Jüngeren sogar dankbar sein, ihre Schlüsse stillschweigend aus ihren Worten zu ziehen und nicht unangenehm nachzubohren oder gar mit Mitleid aufzuwarten. Sie hatte es damals bei Enrique schon nicht annehmen können und zweifelte, dass es ihr bei einer Frau wie Talin anders gehen würde. Doch was die vollen Lippen der Dravean dann aussprachen, kaum dass sie sich nach einem Strecken und tiefen Atemzug herum wandte, ließ die Jägerin kurz irritiert innehalten und die Augenbrauen zusammenfahren. Sie und gut geraten? Es war irgendwie ein seltsames Kompliment, selbst wenn es mehr als ehrlich ausgesprochen war. “Im Ernst?“ Unweigerlich schlich der Anflug eines Grinsens in ihren hinauf schnellenden Mundwinkel. “Aber danke… das ist wohl das erste Kompliment seit Jahren… fühlt sich… ungewohnt an.“ Mit wenigen Schritten überbrückte die Dunkelhaarige die Distanz zwischen ihnen und hielt schräg neben dem Lockenkopf inne. “Worauf hättest du jetzt am meisten Lust?“
Talin konnte nicht anders, als über Skadis verdutzten Gesichtsausdruck zu lachen. Es war fast ein wenig traurig, dass eine so hübsche junge Frau, seit Jahren kein gutes Kompliment mehr gehört hatte. „Also wenn du möchtest, dann mach ich dir gern immer welche. Nur bin ich schlecht darin, wenn sie einstudiert sind. Dann werden sie meist vulgär.“ Sie lachte immer noch leise, als auf einmal Skadi ziemlich nahe bei ihr stand. Sie schielte zu ihr hinüber und musterte die junge Frau aufmerksam, wobei ein kleines Schmunzeln an ihren Mundwinkeln zog. „Worauf ich Lust habe? Mich hemmungslos zu betrinken, vielleicht. Oder einfach nur vor allem weglaufen, dass ginge auch.“ Sie sah die Straße entlang, erahnte die Richtung aus der sie vorhin gekommen war. „Mich meinen Ängsten stellen, vielleicht.“ Ihr Blick wanderte zu Skadi zurück. „Was willst du denn tun?
Diese Frau war eine Meisterin im Tanz mit ihren Emotionen. Hatte sie gerade noch voller Ernst und unterdrückter Wut an ihrem Gespräch teil genommen, stand sie nun da und brach in ein herzhaftes Gelächter aus. Und weshalb? Das verstand die Nordskov am allerwenigsten. Konzentrierte sich vielmehr mit ihrem breiter werden Grinsen auf die Worte, die die Jüngere ihr gegenüber aussprach und konnte selbst kaum mehr ein Auflachen unterdrücken. “Vulgär… wirke ich so prüde, das mich das stören oder erschüttern würde?“ Amüsiert zuckten die dichten Augenbrauen hinauf und verliehen dem braungebrannten Gesicht einen gar verspielten Ausdruck, als sie sich der Kapitänin näherte und schmunzeln zu ihr hinab blickte. “Also Alkohol hätten wir.“ Demonstrativ hob sie die Rumflasche in ihr Blickfeld. Zappelte kurz damit vor Talins Nase, ehe sie tief Luft holte und ihr sanft mit dem Ellenbogen in die Seite knuffte. “Und sich seinen Ängsten zu stellen, halte ich prinzipiell für eine gute Idee… und mir ist alles lieber als hier Wurzeln zu schlagen.“  
Noch ein wenig näher und Talin konnte Skadi tief in die Augen sehen. Sah das Wechselspiel der braunen Farben, die sich den Gefühlen der Frau anpassten. Faszinierend und wunderschön. Und Talin mochte schöne Dinge. Genauso wie Alkohol. Ihr Blick suchte kurz die Flasche, bevor sie Skadi ganz offen ansah. „Ich bin ziemlich froh, dass du nicht prüde bist. Das würde es erschweren, dich um den kleinen Finger zu wickeln.“ Ihre Lippen verzogen sich vollends zu einem amüsierten Schmunzeln, während sie nach der Flasche griff und sich einen großen Schluck genehmigte, eher sie sie zurückreichte. „Dann lass uns hier keine Wurzeln schlagen. Suchen wir eine Gasse, in der ein Typ mit abgeschnitten Schwanz liegt.“ Bei dem Gedanken daran spürte sie wieder leichte Übelkeit, aber auch den Wunsch sich ihrem eigenen Problem und ihren Ängsten zu stellen. Vermutlich kam dieser Mut vom Alkohol und der beruhigenden Gegenwart von Skadi, aber Talin musste es ausnutzen.
Ein amüsiertes Grunzen verließ jäh ihre Kehle. Talin glaubte also wirklich, dass sie sie um den Finger wickeln konnte? Nun. Es kam wohl ganz darauf an, worauf sie hinaus wollte. Denn die Nordskov war kein Mensch der Körperlichkeiten mit emotionaler Nähe gleich setzte. Und letzteres würde wohl ein schweres Unterfangen werden. “Und du bist sicher, dass du DAS überhaupt willst?“ Schalk blitzte in ihren Augen auf, die der Blonden dabei zusahen, den ersten Schluck der Flasche ihre Kehle hinab zu kippen. Da gab es wohl eine Menge Mut, den sie sich antrinken musste. Oder er diente zur Betäubung ihrer Gefühle, die ihr andernfalls wie eine Schlinge die Luft abschnüren würden. Hatte sich ihr Gesicht gerade entspannt, zuckte es wieder ernst und skeptisch zusammen. Ein Mann mit abgeschnittenem… das konnte nicht wahr sein oder? Kurz musste Skadi schlucken. War froh, dass Talin noch zu sehr mit sich selbst beschäftig war, um näheres in ihrem Gesicht zu lesen. Hatte sie auf ihrem Rückweg nicht gut genug aufgepasst, dass die Jüngere lautlos über sie gestolpert war? Nein. Das konnte unmöglich sein. Dieser Zufall wäre reines Hexenwerk. “Dann mal los.“ Und nun war es an ihr einen kräftigen Zug aus der Flasche zu nehmen und neben Talin die Straße hinab zu laufen.
Während sie die Straßen entlang liefen, musterte Talin Skadi ein wenig skeptisch. Oder eher vorsichtig, dass traf es vermutlich eher. „Du drohst einem Mann ihm sein bestes Stück abzuschneiden, aber findest die Vorstellung jemanden so zu sehen betrinkenswert?“ Sie blickte gerade aus, nahm eine Seitenstraße, von der sie annahm, diese vorhin auch gegangen zu sein. Wo genau der Körper lag wusste sie nicht mehr, aber mit Sicherheit fingen die Leute schon anzureden, denn so etwas zu sehen, war auf jeden Fall Gerüchte wert. „Aber mach dir nichts draus. Ich musste mich vorhin übergeben, als ich es gesehen habe.
Eine Weile waren sie schweigend nebeneinander hergelaufen und hatten hier und da vereinzelte Nachtschwärmer und knutschende Pärchen passiert. Als Talin die Stimme erhob, blickte die Nordskov  zur Seite, spürte wie sich bei ihren Worten nachdenklich die dichten Augenbrauen zusammen zogen. Wie kam der Lockenkopf denn jetzt auf einmal auf diesen Trichter? “Ich hatte den Alkohol eigentlich nur mitgenommen, weil es sich in angenehmer Gesellschaft besser trinken lässt. Dass wir jetzt einen Mann ohne Genitalien suchen war ja eher… spontan.“ Oder irgendetwas das zumindest in der Nordskov nicht als Idee herangewachsen, sondern eher Talins Kopf entsprungen war. Dennoch zuckte sie nur mit den Schultern, entkorkte die Rumflasche für einen kurzen Schluck und stopfte das störrische Ding kurz darauf quietschend in den Hals zurück. “Das macht dich angenehm menschlich meine Liebe.“, entgegnete die Ältere mit einem sanften Schmunzeln und musterte das blasse Gesicht eine Weile von der Seite, ehe sie wieder den wachsamen Blick voraus lenkte. “Was ist eigentlich dein Geheimnis, dass du so viele Leute um dich scharen kannst, die dir so bereitwillig helfen, deinen Bruder zu… finden.“ Skadi vermied bewusst den Begriff ‚befreien‘, weil sie nie sicher sein konnte, wie schnell die Nachricht des Überfalls auf die Morgenwind das Festland erreicht und die Runde gemacht hatte. Am Ende landeten sie unverhofft im Stadtgefängnis, weil irgendeine Petze ihr Gespräch belauschte. “Ist das euer ganz eigener Familiencharme?“ Zumindest hatte Lucien – ob ernst gemeint oder nicht – öfter versucht ihr mit seiner offensiven und sarkastischen Art die Stirn zu bieten. Etwas, dass sie durchaus attraktiv finden konnte. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen und dem Anflug eines schalkhaften Grinsens in den Mundwinkeln, spähte die Nordskov aus den Augenwinkeln erneut zu dem Blondschopf hinab.
Crewmitglied der Sphinx
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#20
Ertappt zuckte sie mit den Schultern, sah dann aber weiterhin geradeaus. Vollkommen darauf konzentriert zu ihrem Ziel zu gelangen. Die Menschen, die um sie herumwuselten, beachtete sie schon gar nicht mehr. Umso mehr war sie sich aber ihrer Begleitung bewusst. Talin stieß ein kleines Schnauben aus. Menschlich...machte es sie menschlich, sich bei dem Anblick zu übergeben? Ja, vermutlich. Aber eigentlich waren es nur die Erinnerungen, die sie in solchen Momenten verfolgten. Vermutlich war sie einfach abgebrüht genug, kastrierte Männer zu sehen, aber vor den Erinnerungen an ihre Vergangenheit schreckte sie zurück. Das war es, was sie menschlich machte. Doch sie sagte Skadi nichts davon, sondern starrte gerade aus, bis eine weitere Frage kam.
Verwunderte, wandte sie der anderen Frau das Gesicht zu, auf dem sich ein leichtes, schwaches Lächeln abbildete. „Du kannst Fragen stellen. Ich weiß es ehrlich nicht. Vielleicht weil ich sehr...überzeugend bin? Vielleicht weil ich so viel Charme versprühe und aussehe, als müsse man mich beschützen, damit ich das, was ich mir in den Kopf gesetzt habe, auch erreiche? Vielleicht weil es mir egal ist, wer mir folgt?“ Sie zuckte ehrlich verwirrt mit den Schultern, nahm sogar die Hände mit hoch, um ihrer Verwirrung Ausdruck zu verleihen, während sie um eine Ecke bog. „Sag du mir, 'Kaladar', warum bist du meinem Bruder gefolgt?
Was auch immer es war, das Talin derart verächtlich schnauben ließ, sie kehrte es kaum nach außen auf ihre Züge. Ganz gleich wie intensiv die Dunkelhaarige sie auch beobachtete, wirkte die junge Frau wie ein Fähnchen im Wind. Flatterte mal zur einen, dann zur anderen Seite und war auf jede erdenkliche Art und Weise unberechenbar. Doch ihre Antwort ließ die dunklen Augenbrauen schlagartig zusammenfahren, ehe sich eine fast schon tadelnd zurück gen Haaransatz hob. Zu gern hätte sie die Leichtigkeit ihrer ersten Worte in ihrem Gespräch erhalten wollen, doch DAS was darauf folgte, konnte sie nicht stehen lassen. Ganz gleich wie bewusst ihr war, das Talin sicherlich selbst wusste, was sie ihr mit einem tiefen, nachdrücklichen Tonfall entgegnete. “Das ist eine verdammt leichtsinnige Einstellung Talin. Und leider auch eine, die dir schneller das Leben kosten könnte, als es dein Bruder verhindern kann.“ Und Skadi war es in dem Moment so ziemlich egal, dass sie sich ja über all die Jahre auch gut selbst hatte beschützen können. Es macht schließlich etwas aus, wen man mit sich herum schleppte. Vor allem, wenn er Probleme mit sich brachte, denen man nicht mehr ausweichen oder sich aus ihnen heraus halten konnte. Ganz gleich wie egal sie einem auch waren. “ Gesetz dem Fall, dass du jederzeit jeden zurück lassen würdest… es gibt Dinge, aus denen du dich dann nicht mehr heraushalten kannst. Und darauf solltest du besser vorbereitet sein, statt dich leichtfertig darauf zu verlassen, dass der Fall nie eintritt.“
Tief holte die Dunkelhaarige Luft und ließ die braunen Augen voraus gleiten. “Was tust du also, wenn du in das Kreuzfeuer einer Fehde gerätst, entführt wirst oder dich dein Mitglied von Anfang an nur für seine eigenen Pläne missbraucht hat und verrät? Sicher. Du wirst im Nachgang ziemlich deutlich machen, wie viel zu davon hälst. Aber das setzt voraus, dass du noch am Leben bist.“ Das hier war keine Schwarzmalerei, wie es auf den Lockenkopf vielleicht wirken musste. Sondern absolute Realität, die Skadi mehr als nur einmal begegnet war. In der Marine gab es Dinge. In ihrem Dorf hatte es Dinge gegeben. “Und um deine Frage gleich zu beantworten… ich hatte eine Rechnung zu begleichen und bin allein wegen Enrique auf eurem Schiff. Nicht mehr und nicht weniger. Lucien und ich sind… quitt… wobei es keinen Grund gab, überhaupt irgendetwas ausgleichen zu müssen. Er war nicht meinetwegen da und ich hatte nie ein Interesse daran, ihn und die anderen anders zu behandeln als jeden sonst. Du erntest was du säst.“ Ein kurzer Blick aus den Augenwinkeln. Dann seufzte die Jägerin erneut und spürte ein mattes Lächeln in ihren Mundwinkeln. “Moralpredigt beendet…” Und fast als wollte sie es damit endgültig besiegeln, nahm sie einen tiefen Schluck aus der Rumfalsche. Kniff eines der dunklen Augen zusammen und schluckte den brennenden Alkohol hinab.
Talin zuckte fast ein wenig zurück, vor der Strenge in Skadis Stimme. Hätte sie gewusst, dass sie eine Moralpredigt mit ihren Worten lostreten würde, dann hätte sie es vielleicht anders formuliert. Und obwohl sie schweigend all die Worte hinnahm, so konnte sie es immer noch nicht ändern: Wer ihr folgte, das war ihr egal. Natürlich hatten sie alle ihre eigenen Fehden, Rachefeldzüge und unerledigte Dinge. Und ja, in all das konnte Talin durchaus mit reingezogen werden, nur um dann am Ende zu sterben. Sie konnte auch ohne all diese Kleinigkeiten draufgehen, konnte auch in so einen Krieg eindringen, ohne jemanden davon zu kennen und dabei – wer hät’s gedacht – sterben. Das alles hätte sie Skadi sagen können, aber sie wollte keine Diskussion vom Zaun brechen. Es hätte nur die Stimmung ruiniert, die die ehemalige Marinesoldatin gleichzeitig versuchte zu retten. Statt also etwas zu sagen, hob Talin mit einem kleinen Lächeln beide Hände, als wolle sie sich ergeben. Sie ließ sie erst sinken, als die andere Frau schließlich ihre Frage beantwortete, was Talin gleich wieder grinsen ließ. Es belustigte sie, dass Skadi gar nicht wegen ihres Bruders mit auf die Spinx gekommen war. Das würde Lucien sich das Herz brechen. Erst als sie um die nächste Ecke bog, ergriff sie dann schließlich das Wort. „Das heißt also, du bist nur wegen des Leutnants auf der Sphinx. Und wenn er gehen will? Was hält dich sonst auf einem Schiff voller Piraten?“ Und auch wenn sie vor dem anderen Thema kapituliert hatte, so konnte sie es nicht ganz auf sich beruhen lassen. Dafür war sie dann doch zu neugierig – so lange es nicht um sie ging. „Wenn du über Fehden und Kriege und Verrat sprichst, sprichst du aus Erfahrung? Deine Stimme klingt so ernst, als würdest du mir ins Fleisch schneiden.“ Sie zitterte gespielt verängstigt.
Jedes ihrer Worte verhallte in abwartendem Schweigen. Skadi fragte sich ob Talin darauf schlichtweg nichts zu erwidern hatte, es ihr noch tiefgreifender egal war als die erste Reaktion glauben machte oder sie sich absichtlich mit ihrer Ansicht der Dinge zurück hielt. Zu gern hätte sie nachgehakt. Wäre nicht einmal in der Stimmung für eine ausschweifende und ernste Auseinandersetzung gewesen. Allein die Denkweise der Blonden interessierte sie - denn auch wenn der äußere Schein stets fröhlich und unbekümmert wirkte, so hatte Talin ihr vor wenigen Minuten deutlich bewiesen, dass da mehr in ihrer Persönlichkeit schlummerte. Dinge die weitaus interessanter waren. Die das Gefühl einer Gleichgesinnten weckten. Und es lag in Skadis Natur ihre Umgebung kennen zu wollen. Selbst wenn es utopisch war auf jedes kleinste Problem vorbereitet zu sein - das wusste sie natürlich.
Bei Talins Worten huschten die dunklen Augen zur Seite. Fokussierten sich auf das leuchtende Blau ihrer Seelenspiegel, ehe sich ihr Grinsen auf die Lippen der Nordskov übertrugen. Wieso wurde sie eigentlich nicht das Gefühl los, dass der Lockenkopf jede Minute nutze, um auch das letzte Geheimnis ihres Gesprächspartners zu lüften?
Diese Neugierde war irgendwie... süß und nervtötend zugleich. Demonstrativ drückte Skadi den halbleeren Korpus der Rumflasche in Talins Arme und streckte sich genüsslich. Womöglich war es dem Alkohol in ihrem Blut geschuldet, dass ihr die Frage der Jüngeren nichts ausmachte. Oder es lag an der Tatsache, dass sie in den letzten Wochen reichlich Zeit gehabt hatte sich damit zu beschäftigen.

“Wenn er geht, gehe ich mit ihm. Ich habe Schulden zu begleichen und ehrlich gesagt auch nichts Besseres zu tun.“

Skadi konnte sich nicht vorstellen ohne irgendein Ziel in den Tag hinein zu leben. Sie brauchte Aufgaben. Brauchte einen Fokus. Selbst wenn er nur darin bestand für das Überleben eines Menschen zu sorgen.

“Mmh... was wäre wenn mich die halbe Kompanie sucht, weil ich ihren Anführer abgemurkst habe?“

Gespielt ernst lehnte sich der dunkle Schopf dem Talins entgegen. Ließ ein paar Sekunden verstreichen, ehe das breite Grinsen zurückkehrte. Sie erwartete keinen Rückhalt von ihr oder den anderen, auch wenn es für sie den Großteil einer gut funktionierenden Gemeinschaft ausmachte. Doch das würde Zeit und gleichsam Mühe erfordern. Und ob jeder bereit war letzteres zu investieren würde sich erst zeigen.

“Nun... meine Rechnung war beglichen als ich auf euer Schiff kam. Und was die andere Sache betrifft.“

Mit einem tiefen Atemzug kehrte ihr Oberkörper auf seine Position zurück, während die Hände entspannt und locker in ihrem Rücken ruhten.

“Ich glaube nahezu jeder hat diese Erfahrung bereits gemacht. Vielleicht führte auch gerade das zu dem, was wir sind.“

Hatte sie gerade noch etwas hinzufügen wollen, ertönten Stimmen in einer der nächsten Seitenstraßen.
Das Gesicht der anderen Frau überbrückte sehr schnell den Abstand zwischen ihnen beiden. Hatte Talin gerade noch ihr Bedauern darüber ausdrücken wollen, dass Skadi gehen würde, wenn auch Enrique ginge, nahm der Gesichtsausdruck von ihr Talin gefangen. Ruckartig huschte ihr Blick von ihren Augen, zu ihrem Mund, verharrte da einen Augenblick, bis sie wieder nach oben sah. Offensichtlich machte sich der Alkohol langsam doch bemerkbar. Wenn die Blonde nicht mehr ganz so aufnahmefähig für Worte, dafür aber für Nähe war. Krampfhaft zwang sie ihren Geist wieder zurück auf das Gesagte. „Selbst wenn dich die ganze Marine sucht, könnte es mir nicht mehr egal sein. Du bist in meiner Crew und gehörst damit zu den wenigen Menschen die mir wichtig sind. Also sind deine Probleme, meine Probleme, so einfach.“ Und sie glaubte auch nicht, dass Skadi jemanden einfach nur so umbrachte. Auch wenn das vermutlich manchmal eine ziemliche Verlockung war. Aber bevor sie fragen konnte, was es mit diesem Toten auf sich hatte, richtete sich die Brünette auch schon wieder auf. Die Anspannung, die Talin befallen hatte, ließ ein wenig nach und sie nickte auf Skadis Worte hin. Was hätte sie auf ihre letzten Worte auch noch sagen können. Selbst wenn ein Stimmengewirr in der Nähe nicht ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte. Sie klammerte sich an die Rumflasche, als sie hinter der nächsten Ecke eine Menschentraube sahen, die sich um etwas auf dem Boden versammelt hatten und wild durcheinander redeten. Talin erkannte trotz des Alkohols recht schnell, dass sie das Ziel erreicht hatten. Und obwohl sie bewusst hierher gegangen war, spürte sie, wie die Übelkeit zurückkehrte. Und die Mauern einbrachen, die ihre Vergangenheit zurückhielten. „Juan...“ Sie drehte sich ruckartig von der Menschentraube weg und sah in die entgegengesetzte Richtung, während sie den Drang unterdrückte wegzulaufen.
Menschen, die ihr wichtig waren. Diese Worten rauschten ungebremst gegen Skadis Stirn und hinterließen ein heftiges Ziehen, das einem Kopfschmerz in nichts nach stand. Irgendetwas wehrte sich in ihr gegen diese Vorstellung. Jemand, für den sie wichtig und von Bedeutung war. Die Dunkelhaarige war viel zu angetrunken, um sich diesem Chaos zu hinzugeben und länger als eine Sekunde über die Tragweite dessen nachzudenken. Das war Talins Angelegenheit. Sie würde sich definitiv weder dazu herablassen, das mit ihr auszudiskutieren, noch sich davon einlullen zu lassen. In den letzten Jahren ihres Lebens war ihr mehr als einmal gezeigt worden, dass Worte nur leere Hüllen waren, mit denen sich der ein oder andere mehr schmückte als der Rest. Für die Nordskov zählte am Ende des Tages nicht mehr als was getan und nicht was versprochen wurde. Sie lächelte somit nur etwas zynisch und wandte die Aufmerksamkeit auf die Szenerie, die sich vor ihnen in der Seitengasse aus den Schatten schälte. Für einen Moment gefror ihre Miene zu einem ausdrucklosen Zug. Jeder Tropfen Alkohol in ihrem Blut presste sich mit enormem Druck nach außen. DAS dort war ihr Werk. Und sie erkannte die Gestalt, die lebendig aber verstümmelt auf dem Boden hockte und kaum ansprechbar war. Ein Glück für sie, wie Skadi in Anbetracht der Menschenmenge feststellte. Andernfalls hätte diese Situation hässlich für sie enden können.
Ruckartig huschten die dunklen Augen zur Seite, als sich Talin murmelnd abwandte. Irgendetwas am Blick der Jüngeren gefiel ihr ganz und gar nicht. Kannte sie den Kerl dort etwa? Mit zusammengezogenen Augenbrauen, machte der Körper der Nordskov eine halbe Drehung und senkte die flache Hand auf Talins Bauch, um sie davon abzuhalten panisch davon zu laufen.
„Hey… alles okay?“
Ihre Stimme schwappte sanft und fürsorglich gegen Talins blonde Locken.
Hektisch glitt Talins Blick hin und her, suchte einen Fluchtweg aus den Bildern heraus, die sowieso nur in ihrem Kopf waren. Sie spürte, wie sich eine Panikattacke in ihr breit machen wollte, als sie auf einmal etwas Warmes an ihrem Bauch spürte. Blut. Er war hier. Er hatte sie wieder getreten, wieder auf ihren Bauch eingestochen, bis das Blut aus ihrem Bauch und zwischen ihren Beinen hinunter lief. Bis sie das Kind verlor.
Panisch schnappte Talin nach Luft, die sie so dringend brauchte. Damit kehrte auch der rationale Teil von ihr wieder, der bemerkte, dass die Wärme konstant an einem Ort blieb und nicht einfach an ihr hinab lief. Sie fokussierte ihren Blick und erkannte, dass eine Hand auf ihrem Bauch lag. Als sie den Blick den Arm nach oben wandern ließ, erkannte sie verschwommen Skadi, die neben ihr stand. Sie wusste nicht, ob die andere Frau sich Sorgen machte oder nicht. Sie wusste nur, dass sie gerade viel zu viel von sich verriet. Ob alles in Ordnung war? Bei allen Welten, nein! Für einen Moment war sie wieder 14 Jahre alt gewesen, verheiratet mit einem Mann, den sie hasste und der sie immer wieder spüren ließ, wie sehr er sie hasste. Doch sie schwieg, atmete nur gegen die Panik an, als langsam die schwarzen Punkte vor ihren Augen wieder verschwanden. Nur konnte sie ihr Verhalten nicht so leicht ungeschehen machen.
Talin kaute auf ihrer Unterlippe herum, während sie überlegte, wie ehrlich sie sein konnte. „Ich...“ Ihre Stimme klang raus, als ob sie mehrere Minuten geschrien hätte. „Der Mann dort. Ihm wurde der Schwanz abgeschnitten. Ich habe einmal jemandem etwas ähnliches angetan. Es sind...keine schönen Erinnerungen.“ Dann schloss sie wieder den Mund, weigerte sich, in die andere Richtung zu gucken, legte ihre Hand auf die von Skadi, um deren Wärme und Halt nicht zu verlieren.
Die blauen Augen, die sonst nur so vor Stolz und Lebenslust strotzten, wirkten mit einem Schlag gehetzt und panisch. Ein Gefühl von Übelkeit schob sich ihre Kehle hinauf. Das hier war nicht der Anblick einer jungen Frau, die kein Blut und keine verstümmelte Genitalien sehen konnte. Scheiße. Instinktiv trat Skadi noch einen Schritt näher an Talin heran, als sich diese zu ihr herum wandte und unsicher auf der Unterlippe kaute. Aufmerksam ruhten die dunklen Augen auf dem blassen Gesicht der Dravean. Senkten sich erst in einem schwachen Seufzen, als sie ihre Worte fast lautlos in die Nacht entlassen hatte und ihre Finger ihren Handrücken umklammert hielten, als wäre sie eine Rettungsleine. “Wollen wir gehen?“ Eigentlich war es mehr eine rhetorische Frage. Denn mehr als eine Minute gäbe sie ihr nicht, um das Für und Wider abzuwägen. Talin konnte an diesem Abend anderes gebrauchen, als an ihre Vergangenheit erinnert zu werden. Dem stand Skadi in nichts nach.
Mit wilder Entschlossenheit versuchte sie die Mauer wieder aufzubauen, die die Erinnerungen in Schach hielten. Mit Entschlossenheit und Wut. Sie wollte nicht dieses schwache Mädchen sein, dass sich von schlechten Erinnerungen beeinflussen ließ. Das hatte sie sich damals versprochen, als sie Kelekuna mit mehr Wut als Essen im Bauch verlassen hatte. Und doch kratzten diese Bilder an ihrem Hirn, als wollten sie sie Wahnsinnig machen. Skadis Nähe, die sie ihr so bereitwillig schenkte, half ihr dabei sich auf die anderen Gefühle zu konzentrieren, die ihre Mauer stärken würden. Langsam, viel zu langsam richtete sich diese wieder auf.
Skadis Frage traf Talin unvorbereitet. Natürlich wäre es sinnvoll von dem Ort zu verschwinden, aber ihre Beine weigerten sich auch nur einen Schritt zu tun. Lustig, wo sie gerade noch so weit wegrennen wollte. Die Blonde schüttelte erst den Kopf und wollte Skadi ihre Lage erklären, als ihr ein ziemlich unzusammenhängender Gedanke durch den Kopf schoss. Es gab eine Möglichkeit, sie aus dieser Starre zu befreien. Sie hatte sie früher schon öfter angewandt. Ruckartig stieß sie die vorher angehaltene Luft aus und trat noch einen Schritt näher an Skadi heran, bevor sie deren Hand los ließ und beide Arme um ihren Hals schlang. „Nur einen Moment...“ Wahrscheinlich sah es für Zuschauer so aus, als wollte sie die Brünette nur umarmen, stattdessen presste sie aber – etwas ruppig – ihre Lippen, auf die der anderen.
Talin wandte sich herum, löste sich aus dem Griff ihrer Hand, nur um beide Arme kraftvoll in ihrem Nacken zu verschränken. Etwas perplex musterten die dunklen Augen der Nordskov das sonnengeküsste Gesicht der jungen Dravean, die irgendetwas murmelte und dessen Mimik einen alarmierenden Ausdruck annahm. Dann spürte sie die schmalen Lippen auf den eigenen. Bemerkte schlagartig das leichte Kratzen in ihrer Kehle, während ihr Körper damit zu kämpfen hatte trotz des massiven Alkoholgehalts in ihrem Blut und dem plötzlichen Gewicht der Jüngeren an ihrem Hals, nicht voraus zu kippen. Die Schulter des Fremden, der sie in jenem Moment passierte und mehr als unsanft gegen Skadis Oberkörper stieß, brachte sie noch zusätzlich ins Straucheln. Als wäre diese Szenerie nicht schon absonderlich genug. Schützend fuhren die langen Finger der Nordskov über Talins Hüfte in ihren Rücken. Zogen sie fest an sich, um sie beim drauf folgenden Ausfallschritt zur Seite nicht mutwillig über den Haufen zu rennen. Unweigerlich intensivierte sie dadurch den anhaltenden Kuss. Schmeckte die Überreste des starken Rums auf ihren Lippen, kaum dass sie sich von der Jüngeren löste und mit der Zunge über die Unterlippe fuhr.
“Nicht, dass ich das hier nicht gern fortführen würde…“ Der Blick aus dunklen Augen huschte für eine Sekunde dem Fremden hinterher, dem sie nur zu gern ein finsteres Brummen geschenkt hätte, wäre seine Gestalt nicht so massiv, sie selbst zu betrunken und die Szene, an der er zum stillen Teilnehmer wurde, nicht ihr Verschulden.
“Aber mir wäre ein anderer Standort lieber.“
Wieso sich jetzt ein sanftes und vielsagendes Schmunzeln in ihren Mundwinkeln stob, wusste die Nordskov selbst nicht wirklich. Sie fand Talins Reaktion auf dieses Ereignis und ihr hereinbrechendes Trauma vergangener Tage mehr als ungewöhnlich. Doch offensichtlich war sie zu betrunken, um den Ernst der Sache zu bewahren. Oder war sich vielleicht auch im Klaren, dass DAS nicht ihre Baustelle war. Die Dravean war alt genug. Und sie selbst definitiv kein Kind von Traurigkeit.
Die Wärme einer anderen Person ließ sie innerlich wieder ein wenig zur Ruhe kommen. Als der Kuss unerwartet intensiver wurde, fuhren ihre Mauern gegen alles, was sie bis eben in Panik versetzt hatte, wieder hoch. Das Zittern ihres Körper ließ nach und sie spürte, wie auch der Nebel verschwand und die Klarheit zurückkehrte. Dafür gewann der Alkohol die Oberhand, der ihr einflüstern wollte, dass sie ganz dringend den Kuss weiter fortführen sollte. Das sie diese Bekanntschaft weiter in angenehmere Richtungen treiben sollte. Doch Skadi beendete den Moment ebenso schnell, wie Talin ihn hervor gerufen hatte. Schade. Sie wünschte es wäre anders, aber sie verstand nur zu gut, was Skadi meinte. Hier war ganz eindeutig kein guter Platz für irgendwelche Spiele. Und auch wenn der Alkohol ihr etwas anderes einflüsterte, war es auch nicht die richtige Zeit. Das sie sich gerade die Blöße ihrer Schwäche gegeben hatte, war dabei nicht einmal das schlimmste für sie. Die Blonde erwiderte Skadis Schmunzeln wieder mehr sie selbst, als noch Augenblicke davor, bevor sie leicht, aber bestimmt den Kopf schüttelte. Was würde es bringen, die andere jetzt anzulügen?
Ein anderer Standort würde auch nur heißen, dass ich dich benutze, um mir selbst zu helfen.“ Sie sah kurz zu der Menschenmenge hin, weit gefasster diesmal. Dann griff sie nach Skadis Hand und zog sie fort. „Ich bin ganz sicher nicht abgeneigt mehr von dir kennen zu lernen, aber nicht jetzt, nicht heute. Der Kuss...du musstest mich erden, damit ich wieder zu mir finden konnte. Danke.
Sie verstand weder woher der eine, noch der andere Sinneswandel gekommen war. Fühlte sich irgendwie für einen Moment derart überfahren, dass sie schweigend zu Talin hinab sah und vom zuvor aufgelegten Grinsen nichts mehr als ein Hauch auf ihren Zügen zurück blieb. Verstand einer diese Frau. Eines konnte und musste sie ihr allerdings zu Gute halten, während sie sich folgsam von ihr mitziehen ließ: sie war ehrlich.
Skadi schüttelte schmunzelnd den Kopf. Biss sich auf die betrunkene Zunge, die bereits mit der nächsten Erwiderung aufwartete und schluckte. Solange sie von hier verschwanden und der Kerl nicht auch noch wach wurde und sie erkannte, war ihr nahezu alles Recht. Ob von Talin für irgendwelche therapeutischen Selbsthilfemaßnahmen benutzt zu werden oder sich in großer Manier zu betrinken - es war ihr schlichtweg gleich.
Erst nach zwei weiteren Kreuzungen wandte Skadi den Blick von ihrer Umgebung auf Talin und beschleunigte ihre Schritte. Lief auf selber Höhe zur Jüngeren und spürte noch immer das Schmunzeln von vorhin auf ihren Lippen. “Was machen wir jetzt?“


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