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All About Us
Elian & Taranis ✓✓
Szenen-Informationen
Charaktere Gast
Datum 12 Februar 1819
Ort Escamil
Tageszeit Früher Abend
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Feb 2018
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#2
„Nun, vermutlich besser für dich. Und irgendwann deine Frau und Kinder.“ Elians Haut trug heute noch mehr als genug Erinnerungen daran, was Alkohol aus Männern machen konnte. Die Uniform, wie er sie auch in diesem Moment trug, verdeckte diese Spuren zum Glück weitgehend, so dass er sich diese Unterhaltung mit den meisten Kameraden von vorneherein schenken konnte. Machte sich nicht wirklich gut in einem Umfeld, in dem die meisten Gefährten aus besseren Häusern kamen als er selbst, mit einem Rücken rumzulaufen der aussah wie von einem Sklaven.

Aber solche Erfahrungen hatte Rhys zum Glück nie machen müssen und Elian hoffte inständig, dass er das nie tun würde. Es war gut, wenn wenigstens einer von ihnen sich seine Unschuld bewahrte. Das war auch eine der Sachen, die er an Rhys so liebte: Die jugendliche Unbeschwertheit war vollkommen echt, da war kein verstecktes Trauma abgesehen vom Ableben seiner Mutter. Und wie es war eine Mutter zu vermissen, wussten sie beide… das verband sie mehr, als dass es sie hätte trennen können. Wenn er ein was von Rhys nie sehen wollte, dann war es ein mitleidiger Blick. Er war der Stärkere in dieser Beziehung, und so war es gut.

Er blinzelte, und beobachtete dann völlig verwirrt, wie verlegen Rhys reagierte, ehe er mit dem tatsächlichen Problem rausrückte. „Moment mal, du meinst sie denken dass wir…“ Elians Mund klappte auf. „Die haben echt zu viel Zeit, oder?“

Mit einem Mal schossen ihm Gedanken durch den Kopf, die er sich noch nie bewusst gemacht hatte und die ihn selbst vollkommen überraschten. Wie stand er denn zu Rhys? War das hier eine Freundschaft, oder war da etwas an--- NEIN. Er brach den Gedankengang kategorisch ab. Rhys hat nie auch nur ansatzweise Anstalten in diese Richtung gemacht, allein die Erwähnung bringt ihn sichtbar in Verlegenheit. Also ist es vollkommen lächerlich, überhaupt hierüber nachzudenken. Wenn es etwas wäre, dann wüssten wir beide das ja wohl von allen am Besten.

„Wenn sie sich lieber einen Fuß abfaulen lassen als zuzulassen, dass ich ihn behandle, ist das ihr absolutes Recht. Mir für meinen Teil ist es auch lieber, wenn ich weniger Patienten habe. Aber seien wir mal ehrlich… auf See bin ich die einzige Option und JEDER braucht mal einen Arzt. Die werden angekrochen kommen, scheißegal worüber sie sich sonst das Maul zerreißen, wenn es erst richtig weh tut.“
Frau und Kinder…
Allein der Gedanke war derart lächerlich…
Aber wohl nicht für Rhys du Coeur. Nein, der gute Mann hatte eine Verlobte irgendwo, von den Eltern ausgesucht, aus gutem Hause, mit der er eine zufriedenstellende, aber vollkommen belanglose Ehe führen würde. Vermutlich würde er sich irgendwann in den Alkohol flüchten und dann würde die Ehe für keinen von beiden mehr zufriedenstellend sein, aber dafür hatte man dann ja mehrere Sprösslinge, die man in der Kindheit genug verderben konnte, dass sie irgendwann zu furchtbaren Erwachsenen würden.
„Es ist nicht so, als ob ich eine Wahl hätte. Ich kippe einfach nach zwei Gläsern Wein um. Es hat schon oft für Erheiterung gesorgt.“
Natürlich war der Gedanke Elian noch nie gekommen. So viel verdammte Unschuld. Aber es sorgte zumindest dafür, dass sich Rhys sicher sein konnte, dass er bis jetzt niemanden seiner alten Mitmatrosen suchen und entmannen musste. Simple pleasures.
Und natürlich würde es ihm nichts ausmachen. Natürlich nicht. Jemand wie Elian stand über denjenigen, die ihren Mund nicht halten konnten. Vermutlich war es auch darum ganz gut, dass Tanis es tunlichst vermied, Rhys andere „Freunde“ und Elian zusammen zu führen. Die Gesellschaft würde Elian nicht zusagen und Rhys würde sicherlich in seinem Ansehen gewaltig sinken.
Was, vermutlich, nicht das schlechteste für Elian gewesen wäre, aber Tanis mochte ihre gemeinsame Zeit zu sehr, um sie einfach aufzugeben.
Er sah Elian jetzt sehr ernst an. Die Worte mussten gesagt werden, auch wenn er sich allein vom Aussprechen schmutzig fühlte, aber jemand musste den guten Mann WARNEN. Es war ein Wunder, dass ihm jetzt noch nichts passiert war, wenn man bedachte, dass er vermutlich das schönste Wesen war, was Tanis je unter die Augen gekommen war. Männer hatten kein Recht darauf derart schön zu sein. Bei jedem anderen hätte es ihn furchtbar misstrauisch gemacht.
„Oder“, sagte er leise, „sie sehen dich auf See als einfaches Ziel.“
Elian schmunzelte ob dieses Bekenntnisses. Wenn es möglich wäre, würde ich dich dafür noch mehr mögen. Er war keineswegs prüde, aber kein Freund von Exzessen mit billigem Fusel, und definitiv eher in dem Lager, das Wein für den Geschmack – statt als Stimmungsaufheller – trank. Aber er sparte sich einen weiteren Kommentar. Am Ende merkt er noch, warum ich diese Ansichten wirklich hege. Ich bin noch nicht so weit, ihn diese Seite von mir sehen zu lassen.

Er reinigte und sortierte seine Instrumente, während sie redeten. Es war wichtig, alles im Notfall sauber und an seinem Platz zu wissen. Ein dreckiger oder unsortierter Arbeitsplatz war der sicherste Weg zu einem toten Patienten. Im Gegensatz zu so manch anderer Doktrin, die er auf der Akademie lernen musste, stimmte Elian mit dieser Lektion absolut überein. Er war in seiner Jugend alles andere als ein ordentliches Kind gewesen, und würde sich auch heute noch nicht als penibel bezeichnen (wenngleich die Disziplin in der Marine enorm geholfen hatte, sich gewisse Standards anzugewöhnen), aber bei seinem Arbeitsgerät ging es ihm ums Prinzip. Jeden Moment konnte etwas passieren das bedeutete, dass er einsatzbereit sein musste. Warum also riskieren, dass er unangenehm überrascht wurde?

Rhys‘ plötzlicher Ernst gab Elian ein sonderbares Gefühl im Bauch. Die Warnung klang fast, als beruhe sie auf Erfahrungswerten, und wenn Elian nicht so gut gewusst hätte was für Strafen darauf standen, einem Offizier zu nahe zu treten, hätte er vermutlich schlimme Vermutungen angestellt. „Pff, ja sicher… Wenn einer der Männer auch nur ansatzweise in meine Kajüte eindringt, wird er vermutlich kielgeholt. Mal ganz abgesehen davon, dass ich durchaus in der Lage bin, mich auf eine Weise zu wehren, die diesen Idioten das Maul stopfen dürfte.“

Erst dann wurde ihm klar, wie unglaublich unsensibel das gerade von ihm gewesen war. „Oh… entschuldige. Nicht, dass ich nicht denke, dass du dich nicht auch wehren könntest, oder… ehm…“ Er schluckte. Heikles Thema. „Rhys, wie kommst du überhaupt auf sowas?! Ist dir das schon mal passiert?“ Der Gedanke daran, dass jemand sich – egal auf welche Weise – an seinem Freund vergriffen haben könnte, schloss sich um sein Herz wie eine Faust aus glühender Wut. „Wen muss ich umbringen?!“
Elian würde es nicht einmal kommen sehen, das war das Problem. Und wie gut er sich wehren konnte, das stand auch in den Sternen. Gegen einen? Sicher. Vielleicht. Gegen mehrere? Nein. Das konnte niemand, gleichgültig, was einem die Geschichten immer anderes zu erzählen versuchten.
„Ich kann mich wehren.“ Jetzt auf jeden Fall besser als damals. Und auch DAMALS war effektiv nichts passiert. Es gab keinen Grund, diese Szenen öfter in seinen Alpträumen zu sehen, als das brennende Bordell oder die verkohlten Leichen. Er kann deine Heimat nicht noch einmal niederbrennen, aber kann definitiv zu Ende bringen, was er damals begonnen hat.
Vielleicht würde eine Narbe auch dagegen helfen. Die Koteletten sollten auch abschreckend wirken und nach Monaten auf See war er immer ein wenig verhärmt.
Du bist kein hübscher Junge mehr, also hör auf, dir deswegen Gedanken zu machen. Du klingst wie ein verängstigtes Mädchen.
„Es war ein ehrliches Versehen.“ Huh. Offenkundig bekam Rhys gerade ein wenig mehr Hintergrundgeschichte. Tanis wandte den Blick ab, damit Elian ihm mit seinen unschuldigen Augen nicht noch mehr Geheimnisse entlockte. „Und es ist lange her und prinzipiell ist nichts geschehen. Aber davon abgesehen hast du einen zu guten und nachsichtigen Blick auf die Menschheit. Männer können Tiere sein.“
„Ja. Natürlich kannst du das.“ Und danach flicke ich dich zusammen. Kein Problem.

Er sagte es, und er meinte es bis zu einem gewissen Punkt auch, aber… da blieb ein nagendes Gefühl der Unsicherheit, vor allem darauf beruhend, wie lange Rhys brauchte, um ihm zu antworten. Es sah so aus, als ob du Coeur sich jede Menge Gedanken machte, an denen er Elian nicht teilhabend ließ, und das machte dem Arzt Sorgen (auch wenn er wusste, wie bigott das war – letztlich sagte er ja auch nicht immer alles, was ihm durch den Kopf ging… aber so ein wenig Privatsphäre brauchten sie doch alle, oder nicht?).

„Wie, hat einer gedacht, du hättest Interesse und du musstest ihn eines Besseren belehren?“ Elian verstaute die letzten Utensilien an ihren Plätzen. „Denn ein ‚ehrliches Versehen‘ impliziert, dass er sich dann entschuldigt hat und seine Interessen anderweitig verteilt hat. Alles andere schreit nach einem Kieferbruch, mindestens.“ Nicht, dass er regelmäßig herumging und Leuten den Unterkiefer brach. Er wäre aus der Marine geflogen, wenn das seine gängige Taktik wäre, mit Konflikten umzugehen. Aber für den Kerl, der Rhys wider seinen Willen angefasst hatte, würde er eine Ausnahme machen. Mit Freuden.

„Männer sind sicherlich keine Engel, aber die wenigsten verdienen den Vergleich mit Tieren.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich würde ja ein Loblied auf die Marine singen, aber wir beide wissen, dass längst nicht jeder Kamerad sich an den Kodex für Kavaliere hält. Trotzdem, ich kann mir kaum vorstellen, dass ein ganzes Schiff vollgepackt mit Offizieren und aufrechten Seeleuten dabei zusehen würde, wie jemand ihren Schiffsarzt brutalisiert. Keine Sorge.“
Eine seiner Hände fand ihren Weg auf Rhys‘ Schulter. „Abgesehen davon… lass sie reden! Es ist nichts vorgefallen und ich denke wir wüssten es beide, wenn wir uns die Fehltritte, die sie uns vorwerfen, geleistet hätten. So etwas tut man nicht mal eben Aus Versehen. Soweit ich informiert bin.“ Nicht, dass er besonders viele Erfahrungen dahingehend gesammelt hätte. Aber die Beschreibungen, die so in den Mannschaftsquartieren kursierten und auch das, was er im Studium mitbekommen hatte ließen den Rückschluss zu, dass jede Form von unkeuscher körperlicher Nähe, sofern man nicht bewusstlos war, ein doch sehr bewusster Schritt sein müsste.
„Ich bin immer noch in der Offizierslaufbahn, mein lieber Freund.“ Seine Mundwinkel zuckten. „Ich KANN gar nicht so hilflos sein, wie du dich mir vorstellst.“
Tatsächlich war er weniger hilflos, als es seine Kameraden annahmen. Er war nur eben weit besser mit einem Dolch oder Degen, wenn man ihn nicht kommen sah. Schmutze Tricks halfen WUNDER bei so etwas. Und im Gegensatz zu den Leuten, die Kämpfen nur ehrenvoll und in der Schule lernten, kannte er einige Tricks, die ihm dabei helfen konnten, am Leben zu bleiben.
Er beobachtete Elians Hände während dieser systematisch seine Utensilien verstaute. Alles an seinen Platz. Es war einlullend auf gewisse Weise. Und anscheinend sprachen sie nun darüber. Wundervoll. Er leckte sich über die Lippen. Die Wahrheit am besten. Natürlich ein wenig entdramatisiert und mit weniger toten Müttern am Ende. Für Elian war sie im Schlaf verstorben, plötzlich und überraschend. Er musste nicht wissen, dass ein Feuer daran beteiligt gewesen war oder was die gute Frau von Beruf gewesen war. Das gehörte nicht zu dem Traum, der Rhys du Coeur war.
„Wir befanden uns in einem Bordell, ich war sehr jung und er dachte, ich wäre nicht als Kunde dort. Eine Entschuldigung habe ich nicht erhalten, aber es kam auch nicht zum Äußersten. Wie gesagt: Prinzipiell ist nichts passiert.“ Er schüttelte den Kopf. „Ein Kieferbruch ist wirklich nicht das, was der Mann dafür verdient.“ Er verdiente es, dass man ihn kastrierte, während er bei Bewusstsein war und ihn dann an seinen eigenen Eiern erstickte. Aber Tanis hatte bis jetzt schon darin versagt, ihm die Kehle durchzuschneiden und er würde sicherlich nicht den Fehler machen, den Mann zu suchen, auch wenn etwas in ihm danach schrie, nahezu jede Nacht. Noch ein Grund, nicht zu viel zu trinken. Er hatte eine dumpfe Ahnung davon, wen er beginnen würde zu suchen, wenn er einen Moment lang nicht aufpasste.
„Wenn der Schiffsarzt als Sodomist gilt, kann es passieren, dass die restliche Besatzung beide Augen zudrückt.“
Elians Hand war angenehm warm auf seiner Schulter. Rhys seufzte, schloss die Augen und sackte leicht nach vorne, sodass sein Kopf auf der Schulter des Freundes ruhte. „Wir wüssten es, ja.“ Sie wüssten es und Tanis würde es sich nie verzeihen und es vermutlich nie aufgeben können. „Wir sollten dennoch… teilweise eine akzeptiertere Art haben, unsere Freundschaft zu pflegen. Und vielleicht merkst du dann auch, dass ich mich wehren kann.“
Elian nickte ernst und schloss mit einem hörbaren Klicken seine Arzttasche. „Daran hege ich nicht den geringsten Zweifel. Du, genau wie jeder andere Offizier, ist erhaben über jede Hilfestellung.“ Er versuchte, das Lächeln zu unterdrücken, während er seinen Freund so ein wenig neckte, aber statt ganz zu verschwinden, legte es sich als schalkhaftes Glitzern in seine Augen. „Warum wir überhaupt Ärzte ausbilden, ist mir ein absolutes Rätsel. Ich sollte meinem Vater schreiben und mich umgehend nach Hause versetzen lassen, vielleicht werde ich dort gebraucht.“ Bloß nicht. Auch wenn es schön wäre, Aspen und Charlie wiederzusehen… auf Dauer kann ich auf meinen alten Herren wirklich verzichten.

Er rollte die Augen über die Geschichte. „Nun, ich würde dir ja gern mein Beileid aussprechen, aber ganz ehrlich… was ihr alle andauernd in Bordellen treibt, will mir sowieso nicht in den Kopf. Ich sage nicht, dass du’s verdient hast, aber… vielleicht war es eine Lehre für dich, wie sich die Damen in diesen Etablissements fühlen, wenn tagein, tagaus alle Männer davon ausgehen, dass sie zu einer Sache und zu sonst nichts da sind. Und eine Lehre für diesen Kerl, dass er sich vielleicht nächstes Mal nach Partnern umsieht, die ihr Einverständnis geben, ohne finanziell dazu gezwungen zu sein.“

Die Aussage, er könnte als Sodomist gelten, ließ ihn dann doch die Stirn runzeln. Er war in seinem Leben schon so einiges genannt worden, aber das noch nicht. Und dass Rhys sich diese ganzen Vorwürfe wirklich zu Herzen zu nehmen schien, machte Elian klar: Er selbst mochte es vielleicht als schlechten Scherz betrachten, aber seinen Freund belastete die Unterstellung. Vermutlich weil sie wirklich so überhaupt nicht der Wahrheit entsprach, dass es sein Ehrgefühl bis ins Mark traf.  

„Dafür müsste in meinen Augen noch sehr viel mehr passieren, als dass ein paar lästerzüngige Kadetten ihr Maul weit aufreißen. Aber wenn es dich so sehr beunruhigt, bitte sehr. Dann sorgen wir künftig eben dafür, dass wir am selben Ort gesehen werden, aber Zeit mit anderen Leuten verbringen, während wir dort sind. Oder widmen uns männlicheren Aktivitäten, während uns andere sehen können – SOBALD du wieder gesund bist.“

Von Rhys‘ Wange auf seiner Hand stieg ein warmes Kribbeln auf, das seinen gesamten Arm ausfüllte. Nicht auf eine unangenehme Weise, überhaupt nicht… aber es machte ihn gleichermaßen euphorisch und nervös, und das gab ihm zu denken. Ich sollte aufpassen. Nicht dass diese Lästerschweine noch Recht damit behalten, oder uns bei etwas sehen, aus dem sie uns einen Strick drehen können. Rhys ist öfter mit ihnen zusammen, zwangsläufig, und damit eine bessere Zielscheibe als ich. Allein für ihn muss ich mich wirklich zusammenreißen.
„Wir bilden Ärzte aus, damit die Frauen zu Hause beruhigt sind und wir die Piraten versorgen können, nachdem sie ordentlich verdroschen haben. Sie sollten akzeptabel aussehen, wenn sie gehängt werden.“
Und offenkundig, weil sie die ganze Besatzung aufmuntern. Zumindest Elians Anwesenheit war stets ein Grund, besser gelaunt zu sein. Tanis zweifelte nicht daran, dass auch die Männer, die keine schmutzigen Gedanken hatten, die Anwesenheit des Mannes schätzten, seine offene Art und seinen Charme.
„Was wir in Bordellen treiben, nennt sich Sex.“ Er zuckte mit den Schultern. „Oder sehr teures Kartenspiel. Ich für meinen Teil empfinde die Musik oft als amüsant.“
Er fühlte sich auch und vor allen Dingen zu Hause. Aber das war etwas, das Elian nicht wissen musste und nie wissen würde. Er und die anderen Leute der Marine. Der Arzt würde auch nie erfahren, was GENAU Tanis mit den käuflichen Damen alles trieb. Wenn die Vorstellungen ganz unausgewachsen oder bei Missionarsstellung für 5 Minuten blieben, war das besser für alle Beteiligten.
„Was bedeutet, dass die Damen und Herren einen zahlenden Kunden weniger haben und damit möglicherweise einen Abend lang nichts zu essen.“ Tanis zuckte mit den Schultern. „Solange die Frauen erwachsen sind und sich selbstständig dazu entscheiden, kann ich nichts Verwerfliches an der Transaktion sehen. Natürlich, sofern man sie anständig behandelt, was leider die wenigsten tun.“
Und er war damals alles andere als erwachsen gewesen und war alles andere als anständig behandelt worden, aber Elian musste nicht wissen, wie tief sein Verständnis von Bordellen reichte. Es war gut, dass er nicht wusste, was damals geschehen war, auch wenn es Tanis auf der Zunge brannte und in der Brust drückte. Sein Herz ging ein wenig auf bei der Art, wie sein Freund sprach. Es gab zu viele Menschen, die den Respekt vor denjenigen verloren, die für Geld ihren Körper – und leider zu oft auch ihre Würde – verkauften. Es war diese Art des Denkens, die ihn abhob von den Schweinen, Lustmolchen und Dämonen, die die Welt bevölkerten. Die eine, reine Ausnahme.
„Für den Schießstand bin ich gesund genug.“
Hmmmm-hm. Die Hand blieb, die Wärme blieb und es hätte einen stärkeren Mann als Tanis gebraucht, um sich davon zu entfernen. Stattdessen zwang er sich dazu, nicht darüber nachzudenken, Elian über den Hals zu lecken.
„Ich weiß, was ihr in Bordellen treibt. Danke auch.“ Elian wusste selber nicht, wieso er mit einem Mal so passiv aggressiv klang. Rhys hatte das Recht, so viel Sex mit so vielen Huren zu haben, wie er wollte. Es ging Elian nichts an. Und wenn er selber welchen wollte, konnte er ja mitgehen – nur hatte er in der Regel einfach nicht das Bedürfnis. Vielleicht war etwas falsch bei ihm, aber der Gedanke, eine Frau dafür zu bezahlen, dass er mit ihrem Körper… alles in ihm sträubte sich dagegen. Vielleicht hatten sie auch Recht ihn als ‚prüde‘ zu verspotten. Vielleicht war er das. Oder ‚altmodisch‘, was dasselbe bedeutete, aber etwas netter klang.

Das Problem war… so sah er sich nicht. Er hatte kein Problem damit, über Sex nachzudenken oder darüber zu reden. Es fühlte sich nur einfach falsch an, das mit Rhys und einer Prostituierten als Teilnehmer zu tun. Ein wenig so, wie wenn man über seine eigenen Geschwister oder seine Eltern fantasierte, und ein wenig völlig anders. Heißer und schmerzvoller. Es zeigte ihm eine Seite an sich selbst, die ihm nicht gefallen wollte. Er wusste nicht wer dieser wütende, verbitterte Typ war, und er wollte es auf keinen Fall herausfinden.

Musik kannst du auch hier haben so viel du willst, dachte er und merkte selbst, wie dämlich das klang. Wie eine besonders wenig befriedigende, eifersüchtige Ehefrau. Reiß dich mal am Riemen, er hat dir nichts getan.

„Ich stimme zu,“ sagte er und wusste selber nicht, wozu er da zustimmte. Richtige Behandlung von Huren? Welche Gottheit war denn bitte vom Himmel gefallen und hatte ihn ausgerechnet zu einem Experten darin gemacht?!

Seine Hand blieb auf Rhys‘ Schulter, und Rhys‘ Wange blieb auf seiner Hand, viel länger, als es der normale Umgang von zwei Freunden zulassen sollte. Zumindest viel länger, als Elian bei irgendeinem anderen Mann als angenehm empfunden hatte. Kostbare Sekunden verstrichen, aber keiner von ihnen bewegte sich, auch wenn Elians Herzschlag immer schneller wurde.

Dann nahm er endlich, endlich seine Hand von Rhys‘ Körper und spürte sofort das hohle, sehnsüchtige Gefühl, sie wieder dorthin zu legen. Hab‘ mal gehört, Seelenverwandte sind eigentlich eine Seele in zwei Körpern. Kitschiger Gedanke, aber manchmal frage ich mich, ob es auf uns zutrifft und die Seele versucht, sich wieder zusammenzufinden. Oder wir sind wie Magnete… irgendwas in der Art.

Mit einem Mal klang der Schießstand wie eine hervorragende Idee, insbesondere, weil sie in die kalte Nachtluft hinaus mussten, um dorthin zu gelangen. Elian stand brüsk auf. „Ich glaube, du hast Recht. Aber nur unter der Bedingung, dass wir sofort aufhören, falls ich das Gefühl habe, dass du dich übernimmst!“
Rhys hob beschwichtigend die Hände und ließ das Thema fallen.
Tanis für seinen Teil lächelte innerlich. Nein, das weißt du nicht und das ist auch bei weitem besser so.
Er hatte oft genug die anderen Offiziere lachen hören, gerade dann, wenn sie wollten, dass er mit ins Bordell kam und er stattdessen Zeit mit Elian verbrachte. Prüde und altmodisch waren wirklich die netteren Begriffe, die fielen. Jungfrau wurde herumgeworfen, als ob das ein Schimpfwort wäre. Wirklich, jeder, der Elian ansah, wusste, dass er sich nicht schlagen musste, um an Sex zu kommen, wenn er denn wollte. Zurückhaltung oder auch einfaches Desinteresse waren kein Makel. Tanis selbst wünschte sich manchmal, dass er ein wenig züchtigere Gedanken haben könnte. Keuschere. Auf der anderen Seite würde ihm damit sehr viel Spaß im Leben verloren gehen und er hatte nicht so viel davon, um es von sich zu werfen, wenn ihm Kleinigkeiten daran nicht gefielen.

Er vermisste die Hand, sobald sie fort war und schalt sich selbst einen Narren. In der letzten Zeit ließ er sich wirklich zu viel gehen im Bezug auf seinen Freund.
Um sich davon abzulenken, nickte er und stiefelte dann hinaus. Es nieselte und er hielt sein Gesicht in den kühlen Regen. Es tat seiner geschundenen Haut gut und vermutlich wusch es auch noch ein wenig Blut fort.
Tanis zwang sich dazu, nicht darüber nachzudenken, Elians Hand zu nehmen. Dazu hatte Rhys kein Recht – und Rhys WOLLTE es auch nicht, dachte nicht darüber nach – und Tanis erst recht nicht. Wenn Elian Tanis gekannt hätte, wäre er schon lange weit, weit fort.

Der Schießstand selbst war zur Hälfte gefüllt, sodass sie sich zumindest weder anstellen mussten, noch ganz alleine waren. Es machte vieles einfacher.
„Was würdest du sagen, wie gut bist du? Ich muss wissen, womit ich arbeite.“
Elian warf sich seinen Mantel über, schnappte seinen Offiziershut und folgte Rhys hinaus in den kalten Abend. Regen umfing sie und wusch den letzten Rest des sonderbaren Gefühls, das er am Ende bekommen hatte, weg. Das Geräusch von fließendem Wasser war seltsam beruhigend, erinnerte ihn an den Regenwald zu Hause und an seine Geschwister, die oft mit ihm zusammen auf die verglasten Fensterscheiben gestarrt hatten, als könnten sie so die Bäche darauf zum Versiegen bringen, die sie vom Freien und damit von ihrer Freiheit abschnitten. Was treibt ihr wohl gerade? Charly sitzt sicher am Ofen und stickt eine neue Decke. Vergissmeinnicht, stand glaube ich im letzten Brief, ist eines ihrer Lieblingsmotive. Und Aspen muss im Büro irgendwelche Akten wälzen, oder er stapft durch den matschigen Urwald und beaufsichtigt die Arbeiter dort… Göttin, ihr beide fehlt mir. Denkt ihr vielleicht darüber nach, was ich gerade tue? Und selbst wenn ihr das tut… ich denke nicht, dass ihr ahnt, was ich mit meinem Feierabend anstelle.

Er bedauerte es fast ein wenig, als sie bei der Schießhalle ankamen, denn der Lärm, der ihm schon beim Eintreten entgegendonnerte, war für Elians Ohren alles andere als einladend. Er gab seinen Mantel und Hut am Eingang ab, ließ sich ein Paar Pistolen aushändigen (als Arzt in Ausbildung führte er mittlerweile keine mehr) und gesellte sich zu seinem Freund. Es waren noch einige andere Leute hier, aber zwei Bahnen weiter. Sie konnten sich ungestört unterhalten, waren aber gleichzeitig für alle Anwesenden sichtbar nicht mit Sodomie beschäftigt.

„Weißt du, ich habe dieselbe Grundausbildung durchlaufen wie du,“ erwiderte er freundlich auf die doch relativ impertinente Frage, „und ich habe meine Offizierslaufbahn nicht unterbrochen, weil ich ungeeignet als Soldat gewesen wäre, sondern weil ich eine Eignung für etwas anderes hatte. Und auch wir Mediziner müssen regelmäßig üben.“ Er lud seine Pistolen mit fachmännischen, wenngleich nicht zu hastigen Bewegungen und hob eine davon prüfend an, um über Kimme und Korn das Ziel anzuvisieren. „Ich kann mithalten.“
„Du kannst mithalten, aber die meisten von meinen Kollegen sind… nicht die Messlatte, die ich anlegen würde.“
Vor allen Dingen dann nicht, wenn es irgendwann darum gehen sollte, Elians Überleben zu sichern. Die Offiziersanwärter waren sicherlich nicht schlecht, aber es waren immer noch Anwärter. Viele von Ihnen würden nach ihrem ersten Einsatz die Marine wieder verlassen, wenn sie nicht tot wären. Das ging vielen von ihnen nicht richtig auf, aber bevor sie nicht ihr erstes Gefecht hinter sich hatten, gab Tanis relativ wenig auf ihre Leistungen. Viele von Ihnen waren mehr auf den Stil und die Außenwirkung bedacht, als ob sie für ein schlechtes Bild posieren würden oder sich als Helden eines Groschenromans sahen.
Er betrachtete sich, wie Elian die Waffen lud. Gut genug für den Moment, auch wenn es im schlimmsten Fall schneller gehen musste. Es musste ihm ins Gedächtnis übergegangen sein, in die Muskeln, sodass er nicht mehr darüber nachdenken müsste.
Als er allerdings anlegte, schüttelte Tanis den Kopf und stellte sich hinter Elian, sodass er seinen Körper mit dem eigenen bewegen konnte.
„Das ist, wie die Offiziere hier stehen. Es ist Regulation, aber es gibt dir einen weniger sicheren Stand bei der Größe. Das Bein hier hin…“ Er drückte eines von Elians Beinen mit dem eigenen ein wenig zur Seite. „- und den Arm…“ Er nahm Elians Ellenbogen und hob ihn ein wenig an, drehte seinen ganzen Oberkörper um wenige Grad.
Elians ganzer Körper war eine heiße Linie gegen seinen und er musste schlucken und sich dazu zwingen, einen Schritt rückwärts zu machen. Seine Stimme war ein wenig heiser. Reis dich zusammen, Ives! „Versuch es jetzt einmal.“
Dagegen konnte Elian nicht wirklich viel sagen. Er hatte schon an seinem ersten Tag hier festgestellt, dass man von den meisten Kadetten längst nicht erwarten konnte, die Crème de la crème der Marine zu werden. Und leider waren diese Burschen trotzdem oft durch die gesamte Grundausbildung hindurch dabei und wurden entweder höchst mittelmäßige Offiziere, oder sie schieden irgendwann als dienstuntauglich aus. Er war irgendwo froh, dass er nicht der Leiter der Akademie war, der dem Flottenoberkommando regelmäßig die Zahlen für den Nachwuchs sowie die Ausbildungskosten vorlegen musste.

Beim Waffenladen war er sich mehr als sonst jeder seiner Bewegungen bewusst. Es war genau, wie wenn man eine medizinische Prozedur vor einem Patienten oder vor einem Professor durchführte – einer der beiden wusste, wie es im Bestfall auszusehen hatte, und beurteilte alles mit Adleraugen. Montrose war diesen Erfolgsdruck zum Glück bereits gewohnt, ließ sich im Zweifelsfall lieber mehr Zeit und arbeitete methodisch und fehlerfrei.

Kaum legte er an, wurde seine Haltung jedoch von Rhys korrigiert. Elian war glücklicherweise kein besonders stolzer Mann und er wusste, dass Rhys mehr aktive Erfahrung hatte als er, also ließ er sich zeigen, was er falsch machte. Nachdem Rhys seine Körperpositionen korrigiert hatte, fiel Elian einmal aus der Pose heraus, und nahm sie dann nach bestem Wissen und Gewissen wieder ein. „… so besser?“ Erst als er eine Bestätigung hatte, zielte er und drückte ab.

Die Kugel pfiff wenige Zentimeter oberhalb des Ziels vorbei und schlug in die Wand der Halle. „Interessant.“ Elian nahm die zweite Pistole legte erneut an. Diesmal traf er, nicht ins Schwarze, aber deutlich besser als vorher. „Was so ein bisschen Körperstellung ausmacht…“


Nachrichten in diesem Thema
All About Us - von Elian Montrose - 28.01.2019, 19:13
RE: All About Us - von Elian Montrose - 28.01.2019, 19:19
All About Us - von Taranis Ives - 28.01.2019, 19:42
RE: All About Us - von Elian Montrose - 28.01.2019, 20:17
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RE: All About Us - von Elian Montrose - 28.01.2019, 22:50
RE: All About Us - von Taranis Ives - 29.01.2019, 14:05
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All About Us - von Taranis Ives - 29.01.2019, 16:40
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RE: All About Us - von Taranis Ives - 30.01.2019, 00:08
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All About Us - von Taranis Ives - 30.01.2019, 00:46
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RE: All About Us - von Taranis Ives - 30.01.2019, 01:36
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RE: All About Us - von Elian Montrose - 30.01.2019, 02:14
RE: All About Us - von Taranis Ives - 30.01.2019, 10:49

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