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Frühlingsgruß
Liam & Skadi ✓✓
Szenen-Informationen
Charaktere Gast
Datum 3 April 1822
Ort Brunnenplatz auf Milui während des Fests
Tageszeit später Abend/früher Morgen
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
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#21
Es gehörte viel dazu, sich seinen ‚Feinden‘ näher zu fühlen als denen, mit denen man zuvor sein Leben verbracht hatte. Andererseits klang es in Skadis Fall eher danach, dass sie auf jemanden gewartet hatte, der denselben Feind besaß wie sie. Einen Verbündeten, der ihr die Mannskraft verlieh, die ihr bis dahin gefehlt hatte, um ihren Plan in die Tat umzusetzen. Im Grunde war es Zufall gewesen, dass sie ausgerechnet das Marineschiff begleitet hatte, auf dem Talins Bruder transportiert worden war. Manch einer hätte es auch Schicksal genannt, doch Liam war eher ein Freund davon, selbstbestimmt durch die Welten zu ziehen und sich von Zufällen treiben zu lassen, statt an irgendetwas Größeres zu glauben, was einen lenkte. Aber ganz egal ob Zufall oder Schicksal – es war gut so, wie es gekommen war. Allein schon dieser Abend war es wert und wenn ähnliche Unternehmungen folgen würden, wäre er bestimmt der letzte gewesen, der dazu Nein gesagt hätte. Und auch das neugewonnene Mitglied der Crew schien mit ihrer geänderten Lage alles andere als unglücklich.

Liam hatte bereits die Hand ausgestreckt, um ihren Krug entgegenzunehmen, als schlagartig Stille um sie herrschte – und mitten hinein Skadis auslandender Rülpser ertönte, der seinesgleichen suchte. Im ersten Moment entgegnete er ihren schockierten Blick voll Überraschung, ehe er zu einem anerkennenden Nicken ansetzte und das Lachen schließlich nicht mehr unterdrücken konnte. Auch die Kurzhaarige nahm es mit Humor und brach in Gelächter aus, während die umstehenden Gespräche allmählich wieder zögerlich in Gang kamen. Oh, hätte der Lockenkopf die Munition gehabt, hätte er ganz gewiss versucht, einen draufzusetzen. So aber ging der Sieg konkurrenzlos an sie. Noch immer lachend nahm er ihr nun den Krug aus der Hand und wandte sich die wenigen Schritte um, um Nachschub zu besorgen. Auch, wenn er ihr bereits den Rücken zugedreht hatte, nahm er ihre Frage wahr. Auf seinen Zügen zeichnete sich ein glückliches Lächeln ab, während er die leeren Becher abermals gegen volle tauschte und dem Schankwirt die Erlaubnis entlockte, die Krüge erst morgen wieder zurückzugeben. Zum Glück hatte er selbst wohl reichlich seines Bieres verzerrt und ging lasch genug mit seinem Besitz um, um im Zweifel auch mit zwei Krügen weniger zufrieden zu sein. Mit einem dankbaren Nicken wandte sich Liam wieder um, hielt Skadi nun den dritten Krug voll Starkbier entgegen und gab sich der Leichtigkeit hin, die ihm mehr und mehr in den Kopf zu steigen schien.

„Jup, kein Problem.“, versicherte er und lehnte sich noch einen Augenblick an den Tresen. Ihre Bitte hatte er hingegen so locker genommen, wie sie vermutlich gemeint gewesen war und hatte definitiv nichts dagegen einzuwenden. „Du wirst mich sowieso nicht so schnell los. Bis ‚nach Hause‘ ist es so oder so noch ein Stück und wenn ich dir in zehn oder zwanzig Metern Abstand folgen müsste… käme ich mir irgendwie kriminell vor.“

Er schmunzelte breit und zufrieden und hielt den Krug wieder in die Höhe, um mit ihr auch auf dieses Bier anzustoßen.

„Schön jedenfalls, dich kennenzulernen, Skadi.“

Denn die vergangene Zeit an Deck konnte man kaum ‚kennenlernen‘ nennen. Liam behauptete von kaum jemandem an Deck, ihn wirklich zu kennen. Flüchtig vielleicht, aber nicht so, dass man sich wirklich gegenseitig einschätzen konnte. Und vielleicht war das hier der Anfang davon, das zu ändern.
Crewmitglied der Sphinx
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#22
Alles an dieser Situation hätte ihr peinlich sein können. Der Umstand, dass ihr das laute Rülpsen von selbst durch die Kehle gerutscht war, ohne dass sie sich selbst davon hätte abbringen können, oder gar die Reaktion der noch Verliebenen, die mit geweiteten Augen zu ihnen hinüber sahen. All das hätte der Nordskov die Schamesröte ins Gesicht treiben können, sofern sie so etwas wie Scham besäße. Es mochte vielleicht dem Alkohol geschuldet sein, doch die Dunkelhaarige gab nicht’s darauf, was andere von ihr dachten. So gar nicht. Entweder man kam mit ihr klar oder ließ es bleiben. Da gab es keine Grauzone, in der sie sich auf Zehenspitzen stellte und hoffte, nirgendwo hinein zu geraten. Mit Ausnahme von Enrique – dessen Emotionen versuchte sie elegant zu umschiffen und ihm weder auf den Schlips zu treten, noch entgegen ihrer Intuition zu handeln. Es war durchaus anstrengend, doch der Leutnant konnte froh sein, dass es Skadi diese Mühe wert war. Ihre gemeinsamen Jahre auf der Morgenwind brachten einiges an Grundvertrauen und Emphatie mit, niemand konnte das wirklich von der Hand weisen.

Mit einem breiten Lächeln verfolgte Skadi jede Regung des Lockenkopfes, nahm ihm sogar noch halbwegs zielgerichtet den Krug aus den langen Fingern und nickte bei dem Versuch einen Schluck aus ihrem Humpen zu nehmen.
“Mh… das hat schon was von einem Schwerenöter.“, gab sie breit grinsend zu und unterdrückte den Anflug eines Kicherns. Der Alkohol stieg ihr mit jedem weiteren Zug zu Kopf. Ihren motorischen Fähigkeiten traute die Nordskov bereits nicht mehr und glaubte kaum, dass sie es bis zum Schluss vollkommen unbeschadet zum Schiff zurück schaffte. Doch ihre Gleichgültigkeit all dem gegenüber stieg dagegen ins Unermessliche. Ganz davon abgesehen hielt sie den Musiker für einen ehrenhaften Kerl, der sie ohne Fummelei oder Nötigung sicher auf die Sphinx zurück brachte. Eine Rarität in dieser Welt. Da hatte sie schon ganz gegensätzliche Kaliber von Männern vor der Nase gehabt.

“Die Freude ist ganz meinerseits.“, glitt es sichtlich zufrieden über ihre Lippen, während das dumpfe Geräusch ihrer aneinander schlagenden Tonkrüge von den Bewegungen der Umstehenden übertönt wurde. Es wurde allmählich Zeit aufzubrechen. Selbst der Schankwirt packte seinen letzten Reste bereits zusammen und wirkte nicht, als würde er für einen kurzen Plausch noch bei ihnen bleiben. Somit fasste Skadi den Entschluss, in die Nacht zu verschwinden. Schnappte sich ungefragt Liams freie Hand und zog ihn sanft, aber bestimmt mit sich. Trank im Gehen noch einen weiteren Schluck des goldenen Gesöffs und schwebte erstaunlich unfallfrei über den Markt hinweg.

“Die Nacht ist unser, mein Freund.“

- Zeitsprung –
Eine Weile waren sie durch die Straßen der Stadt geirrt und erreichten allmählich den dunklen Waldrand, den sie fast täglich passierte. Der Krug war bereits wieder gelehrt und in einem Beutel verschwunden, den sie an einem der anderen Marktstände entdeckt hatte und nun quer über ihrer Brust baumelte. Offensichtlich waren die Menschen hier noch unachtsamer mit ihrem Hab und Gut, als anders wo. Oder vergaßen in der Hektik und der Ausgelassenheit des Festes sämtliche Kostbarkeiten, die sie mit sich führten. Letztendlich war es der Dunkelhaarigen egal, der diese Unachtsamkeit nur zu Gute kam und die mal vor, mal neben Liam lief. Den Blick immer wieder in der Gegend umherstreifen ließ.
Wie ein Kind setzte sie zu einem Sprung auf einen umgestürzten Baumstamm zu, landet außergewöhnlich sicher auf ihren Beinen und balancierte – irgendwie betrunken und taumelnd – über den breiten Holzstamm. Ließ die Stadt hinter sich, dessen vereinzelte Lichtpunkte Herzschlag um Herzschlag erloschen und die zwei Piraten in der Dunkelheit zurück ließen.

“Ich hätte nie gedacht, dass jemand, der mir fast die Nase bricht, so nett sein kann.“
Mit einem verschmitzten Lächeln wandte sich der kurze Haarschopf zurück und taxierte Liam mit einem kecken Blick. Ihr war klar, dass bestimmte Umstände harte Maßnahmen erforderten, und doch hätte sie allgemein kaum geglaubt, dass es Menschen auf diesem Schiff gab, die ihr wohlgesonnen waren. Schließlich gehörte sie in vielen Köpfen nach wie vor zur Marine und es gab nur wenige, die sich die Mühe machten, sie kennenzulernen. Was vielleicht auch einfach daran lag, dass sie es selbst nicht sonderlich forcierte.
Crewmitglied der Sphinx
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#23
Dass ihre Koordination allmählich etwas nachließ, fiel ihm nicht bewusst auf. Vermutlich, weil es ihm ähnlich ging. Der Alkohol rauschte angenehm in seinem Kopf und mischte sich in Denken und Sprechen, ohne dass er es wirklich wahrnahm. Das einzige, was ihm zwar auffiel, ihn aber nicht störte, war der langsam verschwimmende Rand seines Sichtfelds. Passte schon, denn was von Bedeutung war, hatte er ja doch meistens eher direkt im Blick. Bei ihrer Anschuldigung lachte er auf, hob den freien Zeigefinger und korrigierte sie, indem er an ihr Gespräch vom Anfang anknüpfte.

„Ich sag’s doch, der ‚arme Straßenköter‘-Look zieht.“

Offensichtlich. Hätte er ihn besser (aus-) zu nutzen gewusst, hätte er es im Leben vielleicht doch weiter bringen können, wenn es sein Ziel gewesen wäre. So aber paarte er diese Vorzüge einfach mit seiner ehrlichen Art und nahm, was ihm in den Schoß fiel, ohne heimtückische Pläne schmieden zu müssen. Dass die Nacht vielleicht gar nicht mehr so jung war, wie sie sich gerade wünschten, kam ihm nicht, als sie auf ihre Bekanntschaft anstießen und er sich schließlich bereitwillig von ihr in die Straßen der Stadt entführen ließ. Die Straßen waren bis auf einzelne, ähnlich angeheiterte Grüppchen inzwischen leer. Als Skadi von seiner Hand abließ, steckte er sie kurzerhand in die Tasche, hielt mit der anderen Hand den Henkel seines Kruges umfasst und schlenderte gelassen neben der Jüngeren her. Der Rausch schien sie nur noch trinkfreudiger zu machen und so hatte sie bald schon auch diesen Krug geleert und ihn kurzerhand in einer aufgetriebenen Tasche verstaut, die zurückgelassen an einem Stand auf einen neuen Besitzer gewartet hatte. Bis sie den Waldrand erreicht hatten, der sie näher an die Sphinx brachte, hatte aber auch er sich das letzte Bier gänzlich einverleibt. Er hatte das Gefühl für die Zeit verloren und achtete auch nicht unbedingt genau darauf, dass sie auf dem richtigen Pfad blieben. Während Skadi den Stamm eines umgestürzten Baumes erklomm und darüber balancierte, machte er einen erstaunlich treffsicheren Schritt über die kahle Krone eines begrabenen Jungbaumes, die sich als ein bisschen störrisch erwies. Eine Sekunde später aber hatte er sich erfolgreich durch das Geäst gekämpft und spazierte an Skadis Seite weiter in den Wald hinein. Liam schmunzelte geräuschvoll bei ihrer Bemerkung, machte noch einmal zwei große, hüpfende Schritte nach vorne und befand sich schließlich mit ihr sowohl auf gleicher als auch dank des Stammes auf Augenhöhe.

„Du hattest es nicht anders gewollt.“, erinnerte er sie und zuckte in betrunken-übertriebener Manier mit den Schultern. „Aber ich kann dir sagen – mir hat der Kopf auch noch zwei Tage später gebrummt.“ Er lachte kurz, sprang über einen Stein am Boden und kam kurz wankend wieder auf den Beinen auf. „Außerdem -“, begann er und betonte das Wort, um ihm mehr Bedeutung zuzusprechen. „- hättest du etwas ganz anderes verdient gehabt für deine zweifelhafte ‚Kampftechnik‘.“

Sie wusste mit Sicherheit, worauf er anspielte. Hätte er bislang mehr von ihr mitbekommen, hätte er sich vielleicht weniger weit aus dem Fenster gelehnt. Denn dann wäre ihm bewusst gewesen, dass er in einem Zweikampf zweifellos den Kürzeren ziehen würde. Im Gebüsch vor ihnen raschelte es verdächtig, doch Liam lief unbeirrt weiter, als hätte er es nicht wahrgenommen. Stattdessen lag sein Blick noch immer auf Skadis erheitertem Antlitz, welches sich aus der Dunkelheit schälte. Die Nacht war klar, die Bäume noch nicht belaubt, was ihnen genügend Licht zur Verfügung stellte.

„Aber wenn ich mich recht erinnere, waren wir am Ende doch quitt, oder? Jeder hatte dem anderen einmal angeboten, kampflos aufzugeben?“

Eigentlich war es wirklich lustig, nun hier gemeinsam zu laufen und sich an den Moment ihres ersten Treffens zurückzuerinnern, was mehr als unkonventionell ausgefallen war.
Crewmitglied der Sphinx
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#24
Zu gern hätte sie ihm einen Tannenzapfen an den Kopf geworfen. Nur um klar zu stellen, dass er wohl selbst Schuld an seiner Misere gewesen war, wenn er ihr eiskalt ein Messer an den Hals hielt. Doch ihre Gedanken schwebten viel zu diffus durch ihren Kopf, als über irgendetwas großartig nachzudenken. Umhin war sie damit beschäftigt den Baumstumpf entlang zu balancieren, ohne innerhalb der nächsten Atemzüge auf die Nase zu fallen. Wenn ihr Vater sie so sähe...er würde aus dem Grab heraus steigen, das er nie besessen hatte, und ihr unangekündigt den Kopf ins Wasser drücken. Solange bis sie zappelte und um Vergebung bettelte. So etwas gehörte sich nicht für die Tochter eines Stammesoberhaupts. Man trank nur mit den Männern seines eigenen Stammes - nicht mit Fremden. Auch wenn Skadi von Liam wohl einiges behaupten konnte, doch definitiv nicht ein Mörder oder hinterlistiger Feind zu sein. Nicht weil sie naiv war, sondern weil ihr Instinkt und ihre Beobachtungen genau das zu Tage förderten.

"Das ist der Dickschädel der Nordskov... hart wie ein Schmiedehammer.", entgegnete sie grinsend, während der Lockenkopf mit einem Hüpfer über einen Stein setzte und mit von sich gestreckten Ellenbogen wieder sicher auf beiden Beinen stand. Na da hatte wohl ebenfalls jemand zu tief in den Krug geschaut was?
"Wenn ich gewusst hätte, dass du... du bist... hätte ich vielleicht einfach nur dreist hingelangt."
Das Grinsen auf ihren Lippen wich einem herzhaften Lachen, das urplötzlich eine Schar Vögel aus dem Unterholz aufschreckte. Doch Skadi zuckte kaum zusammen, als sie weiterliefen und sie sich an Liams Schulter festhielt, um halbwegs elegant vom Baumstamm zu springen.
Er hatte durchaus Recht, mit seinen letzten Worten. Sie waren quitt, kaum dass sie die Morgenwind verlassen hatten. Womöglich etwas lädiert und kampfunfähig - zumindest was sie selbst betraf - aber ihr kurzer Zweikampf hatte deutlich gemacht, dass sie zumindest auf Augenhöhe standen. Ob unfaire Mittel oder nicht.

"Weißt du... was in einem Kampf passiert, bleibt in einem Kampf."

Eine Weile musterte sie ihn stehend. Hielt seine Schulter bestimmt aber sanft in ihrem Griff und löste sich dann einige Herzschläge später.

"Letzten Endes bin ich ganz froh drum, dass es nicht schlimmer geendet ist."

Mit mehr Platz hätte sie ihn zweifellos schlimmer verletzen können. Den engen Gängen unter Deck und den vielen Jahren auf der Morgenwind war es letzten Enden zu verdanken, dass ihr Reaktionsradius eingeschränkt und ihre Reaktionsschnelligkeit unterirdisch gewesen war. Etwas dass ihr so kein zweites Mal mehr passieren sollte.

"Wäre sehr Schade um dein hübsches Gesicht gewesen.", flötete sie pfeifend in die Dunkelheit während sie vor dem Musiker herlief und die Hände hinter der Hüfte verschränkte.
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#25
„Oh ja.“, nickte er in völliger Zustimmung.

Schmiedehammer traf es recht gut. Wenn sie irgendwann mal jemanden brauchte, der ihr das bestätigte – Liam hätte ihr zur Verfügung gestanden, um wem auch immer diese Erfahrung zu ersparen. Dass seine Bekanntschaft mit ihrem Dickkopf ihm aber in irgendeinem Paralleluniversum vielleicht sogar das Leben gerettet hatte… Alles in allem konnte der Lockenkopf von Glück sprechen, diesem Zusammentreffen verhältnismäßig in so guter Verfassung entkommen zu sein. Bislang dämmerte es ihm bloß, dass man sich Skadi lieber nicht zum Feind machen wollte, ohne dass er konkrete Anhaltspunkte zu dieser Annahme hatte. Er gehörte sowieso nicht zu dem Teil der Gesellschaft, der Frauen automatisch in sämtlichen Dingen unter sich selbst ansiedelte. Vielleicht, weil er dazu zu tolerant war. Vielleicht aber auch einfach, weil er bislang meistens eher mit der selbstbewussten, freien Sorte zu tun hatte, die es gewohnt waren, schräg angeguckt zu werden, bevor sie sich mit einem Haufen Abenteurer in die Wildnis schlugen. In seiner Welt war jeder seines Glückes Schmied. Ganz gleich ob Mann oder Frau. Man musste es nur wollen und durfte sich nicht in die feinen Formen pressen lassen, die die Gesellschaft für einen vorgesehen hatte. Ihm war das als Sohn freier Künstler vermutlich anerzogen worden. Umso weniger Berührungsängste hatte er mit Menschen, die ebenso wie er einfach das taten, worauf sie Lust hatten – vorausgesetzt, es schadete niemandem. Liam gluckste bei Skadis Bemerkung und schüttelte belustigt den Kopf, ehe sein Blick den dunklen Gestalten gen Himmel folgte, die aus dem Dickicht stoben.

„Das wäre vermutlich für mich angenehmer gewesen.“ Mit einer langsamen Bewegung verloren sich seine Augen wieder vom Schwarz des Himmels und kamen abermals auf ihrem Gesicht zum Ruhen. „Aber sicherlich nicht fairer.“

Dass sie dieser Umstand ebenso wenig interessieren würde wie vorhin, war ihm eigentlich ziemlich klar. Darum ging es ihm auch nicht. Er wollte es… bloß erwähnt haben, bevor sie sich doch noch einmal irgendwann gegenüberstanden. So gut, wie sie sich jetzt auch verstanden – wer wusste schon, was passieren würde. Skadi hatte sich auch wissentlich gegen die Marie gestellt, der sie Jahre über treu gewesen war. Liam war nicht so naiv, ihr blind zu vertrauen. Wobei. Es war kein Misstrauen. Es war Realismus. Und selbst, wenn es irgendwann wirklich so kommen würde – er würde sich trotzdem gerne an diesen Abend zurückerinnern. Und vor allem würde er sich ein wenig mehr um seine Deckung an gewissen Stellen bemühen. Nur zur Sicherheit. Bereitwillig stützte er sie beim Sprung vom Baumstamm hinab und nickte ob ihrer Bemerkung. Genau so sah er es auch. Er hatte keinen Grund, ihr irgendetwas nachzutragen. Aber er wusste, dass er damit recht einsam dastand.

„Das sehen nicht alle auf der Sphinx so, was?“, vermutete er frei heraus und ließ ihr schließlich den Vortritt.

Sein Schmunzeln entging ihr zwar so, doch er hatte keinen Grund, ihre Worte in Frage zu stellen. Liam war kein Kämpfer. Es reichte, um sich zu verteidigen, wenn es um Marinesoldaten, Betrunkene oder plumpe Seemänner ging. An einen wirklichen Kämpfer war er bislang glücklicherweise noch nicht geraten. Und so, wie die Jüngere sprach, hatte sie weitaus mehr Ahnung davon, als Liam bislang ahnte. Doch seine Gedanken blieben hinter seinem Schmunzeln verborgen, als das Unterholz abermals raschelte und sich ein gestreifter, hoch erhobener Schweif durch den Reisig bewegte, bevor die zierliche Gestalt Sinecas am Rande ihres Pfades zum Stehen kam.

„Da bist du ja. Hab‘ mich schon gewundert.“
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#26
Ob die anderen nachtragend waren oder nicht, konnte sie kaum beurteilen. Insgesamt war die Crew ein unbeschriebenes Blatt, das sich nur mit großen Lücken füllen ließ. Ein Umstand, der nicht zwingend schlecht war, doch Skadis andauernde Unruhe und Vorsicht milderte es keineswegs. Sie zuckte somit als Antwort nur mit den Schultern, verzog dabei den Mundwinkel abwägend und trat voraus. Wandte sich erst wieder herum, als das Gebüsch zu ihrer Seite zu rascheln begann und einen winzigen Körper Preis gab. Mit buschigem Schwanz und spitzen Ohren, die zielstrebig auf Liam zusteuerten. Für einen Moment durchfuhr Skadi ein eiskalter Schauer, der sich deutlich als kribbelnde Gänsehaut auf Arme und Nacken schob. Diese Katzen waren unheimliche Wesen. Fast augenblicklich wandte sich der dunkle Haarschopf wieder herum und lief einen Schritt schneller und steifer voraus. Stolperte sogar in eine Erdmulde, die sie gefährlich ins Wanken brachte. Leise fluchend tänzelte die Nordskov im Halbbogen weiter und schnaubte. Streifte ungewollt erneut den Anblick des Musikers und seinem tierischen Begleiter und konnte das Schütteln ihrer Glieder nicht unterdrücken, als Sineca zu ihr hinüber sah. Gruseliges Tier. „Eine Münze für deine Gedanken.“, raunte sie, mehr an sich selbst als Liam gewandt.
Seine Frage hätte das Potential zu einem ernsten Gespräch gehabt, auf das er es gar nicht abgesehen gehabt hätte. Zum Glück aber war nicht nur er zu gut gelaunt und zu angetrunken, um sich darauf einzulassen. Oder Skadi nutzte seinen Zustand schlicht geistesgegenwärtig aus, um drum herum zu schiffen. Wie dem auch war, der Lockenkopf hatte den roten Faden ihres Gesprächs ohnehin verloren, kaum dass Sineca mit skeptischen Augen aus der Dunkelheit zu ihnen herüber funkelte. In dem Moment, in dem er den Blick wieder hob, stellte er fest, dass Skadi längst weitergelaufen war. Und - scheinbar - bahnte sich der Alkohol allmählich gänzlich den Weg zu seinem Gehirn oder Skadi hatte tatsächlich einen Zahn zugelegt. Mit raschen Schritten setzte er sich wieder in Bewegung, um den Anschluss nicht zu verlieren. Und im Dunkeln war es gar nicht so einfach, den leicht wankenden Tücken des Waldbodens entgegenzuwirken. Von vorne erklang ein leises Raunen, dessen eigentlichen Worte ihn gar nicht erreichten, während er über eine oberirdische Wurzel stieg, bis er Skadi schließlich wieder eingeholt hatte. „Hm? Was ist los? Ein Tier mit zu vielen Beinen gesehen?“ Er lächelte verständnisvoll, denn bekannter Weise war die Beziehung von Frauen zu Insekten eher schwierig. Und die Wahrscheinlichkeit, im Dunkeln auf einen zu großen Tausendfüssler zu stoßen, war in diesen Breitengraden gar nicht so gering. Auf die Idee, saß Sineca ihr eigentlicher Nemesis war - wer hätte das schon ahnen sollen.
Sie sollte den Göttern dafür danken, dass der Lockenkopf von all dem, was vor ihm geschah, wie auf Kommando den Blick abwandte. Somit waren keine Erklärungen oder tadelnde Blicke notwendig, die ihm wortlos zu verstehen haben, darüber Stillschweigen zu bewahren. Nicht dass er noch auf die dumme Idee kam, dass sie Angst vor irgendetwas besaß. Das war... lächerlich? Blinzelnd wandte sich der dunkle Schopf herum und brauchte einige Augenblicke ehe das vom Alkohol manipulierte Sehvermögen die Schleier entfernte und Liams Züge schärfte. Hatte er etwa doch ihren ungelenken Sinkflug beobachtet? Skadi musste gerade stark an sich halten, um ihm nicht mit einem abfälligen Schnauben zu antworten. Getroffene Hunde bellten ja, so sagte man, richtig? Somit zeugten nur ihre hinauf schnellenden Augenbrauen von Sinecas Einfluss. Ihr Tempo verlangsamte die Jägerin jedoch keineswegs. „Hast du etwa Lust mir heldenhaft zur Hilfe zu eilen? “ Skadi gluckste einen Moment, tänzelte über eine Reihe Wurzeln hinweg... und übersah mit abgewandtem Blick zurück den letzten Ausläufer. Ein unangenehmes Ziehen durchfuhr ihr Fußgelenk. Der Körper kippte, vom Alkohol entschleunigt in Zeitlupe voraus. Oder kam es nur ihr so vor, dass Liams Gesicht gleich dem Tempo einer Schildkröte vor ihr davon rauschte?
Schlagfertig, das musste man ihr lassen. Das Lächeln auf seinen Zügen wuchs zu einen flüchtigen Grinsen heran, obwohl er sich darüber bewusst war, dass er diese Hoffnung wohl zerstören musste. Liam war vieles, aber weder jemand, der sich als etwas ausgab, was er nicht war, noch einer dieser Männer, die sich heldenhaft aufspielen mussten - oder wollten - um daraus Anerkennung zu ziehen. Beides nichts, womit er sich wohlfühlte. „Fürchte, damit bist du bei mir an der falschen -“ Sein Bewusstsein hatte einen Moment gebraucht, um zu realisieren, dass sich Skadis Oberkörper gerade schneller von ihm entfernte als ihre Beine - und zudem noch erstaunlich zielstrebig gen Boden. Und obwohl er unterbewusst wusste, dass er sie unmöglich rechtzeitig erreichen konnte, bevor ihr unfreiwilliger Sturz ein Ende nahm, machte er einen Ausfallschritt nach vorne, um wenigstens versucht zu haben, sie vor einem Sturz zu bewahren. Seine Erwartungen erfüllten sich allerdings und er kam neben Skadi zum Stehen, kaum dass sie ihren Fall beendet hatte. „War wohl nichts mit der heldenhaften Rettung. “ Entschuldigend ging er neben ihr in die Knie. Himmel, dass es immer so schwer war, das Gleichgewicht zu halten, kaum das Alkohol im Spiel war. In der Hocke kam ihm das Geschwanke fast noch schlimmer vor. „Hast du dich verletzt? “ Er hielt ihr die Hand hin, um ihr wieder auf die Beine zu helfen. Oder sich selbst weiter auf den Boden, je nachdem, wofür sich dein Gleichgewichtssinn entscheiden würde.
Dieser Nachthimmel funkelte wie die Diamantenhalskette einer Königin. Er war fast schon viel zu schön, um sich dem Schmerz hinzugeben, der sich über ihre. Steiß in ihren Körper bahnte. IhrSinkflug war zielstrebig und schnell gewesen. Skadi hatte nicht einmal Zeit für einen tiefen Atemzug, geschweige denn einen klaren Gedanken gehabt. Sah erst aus den Augenwinkeln das zottelig, lockige Haar des Älteren, ehe sie den Kopf hinab senkte und seine Miene mit einem erschütterten Gesichtsausdruck musterte. Was dann jedoch aus ihr heraus trat war ein herzhaftes Lachen, das ihr ganzen Körper durchfuhr. „Scheiße bin ich betrunken, was? “ Es gab doch nichts besseres, als sich den Schmerz davon zu lachen, oder? Vor allem wenn sie wie ein aufgescheuchtes Huhn vor einer Katze davon flitzte. „Aber bin ja eh keine Dame... also ist’s auch egal. “ Mit diesen Worten ergriff sie Liams Hand und half sich mit ihm auf die Beine. Klopfte sich dann mit beiden Händen die Erde vom Hintern ab.
Betrunkene und Kinder verletzten sich ja bekanntlich nie. Sein Glück in manchen Fällen und wie es aussah dieses Mal auch Skadis. Bis auf die Wurzeln, die ihren Pfad durchzogen, federte der Waldboden vermutlich ganz gut ab und verhinderte ernsthafte Verletzungen. Das Gelächter, in das sie ausbrach, war jedenfalls Antwort genug. Liam hätte sich wirklich anstrengen müssen, um nicht einfach selbst ins Lachen miteinzusteigen. „Du bist nicht allein. “, gestand er lachend seinen eigenen Zustand und zog sie derweil zumindest in die Hocke. Nicht jedoch, ohne sich dabei selbst mit der freien Hand nach hinten abstützen zu müssen, um nicht auch gänzlich auf dem Waldboden zu landen. Die nächste Aussage ihrerseits quittierte er mit einem kurzen Stirnrunzeln, während er sie flüchtig musterte. Keine Dame, so? Der Lockenkopf war zu angetrunken, um sich genauere Gedanken über ihre Wortwahl zu machen und kannte sie ohnehin nicht gut genug, um irgendetwas hineininterpretieren zu können. „Warum? Ist‘s Damen verboten, Spaß zu haben? “ In erster Linie spielte er darauf an, dass er rein gar nichts verwerfliches daran fand. Gleichzeitig stellte er fest, dass er sich angenehm nah am Boden befand und es weitaus bequemer war, zu sitzen als zu hocken. „Dann bin ich auch keine Dame. “ Ein bübisches Feixen schlich sich auf seine Züge, gefolgt von einem unbeeindruckten Schulterzucken. Man konnte ja nicht alles sein im Leben.
Liam hockte. Nein. Es wirkte von ihrem erhöhten Standpunkt aus, als säße er fast auf dem moosigen Untergrund. War wohl bequemer als auf einer Stelle vor und zurück zu schwanken und ob des stärker werdenden Schwindels die Lippen aufeinander zu pressen. „Damen haben sich immer vorbildlich zu benehmen und vor allem nicht mit fremden Männern allein durch Wälder zu streifen...glaube ich. “ Nicht, dass sie das überhaupt beurteilen konnte. Aber diese Tatsache war ohnehin ein offenes Geheimnis der Gesellschaft. „Taha... dabei hättest du viel Potential um ein wunderhübsches Fräulein abzugeben. “ Sofern man den Bart entfernte und seinen dichten Locken eine intensive Wäsche gönnte. „Und ich würde sogar, Kavalier wie ich wäre, gut auf dich aufpassen. “ Ein breites Grinsen zierte ihre Lippen. Wirkte süffisant und über alle Maßen zweideutig. Doch Skadi wandte sich bereits herum, noch ehe der Musiker sie lange betrachten konnte, hielt nach dem Katzentier Ausschau und streckte nun ihrerseits eine helfende Hand hinab. „Komm Prinzessin... hier wird nicht im Wald gepennt.“ Es war verlockend und tausendfach weicher. Doch ob er sich unter giftigen Tieren auf dem Boden zusammenrollen und den Gefahren ausliefern wollte, war fraglich.
Neugierig folgte er Skadis Beschreibung der oberen Gesellschaft. Jedenfalls hatte das Wort „Dame“ einen dahingehenden Beigeschmack in ihrem jetzigen Gespräch und die Vorstellung, die die Dunkelhaarige umriss, traf genau jenes Bild. Seine Mundwinkel zuckten kurz, als sie beteuerte, Damen dürften nicht mit fremden Männern durch den Wald laufen. „Einige von Ihnen machen es trotzdem. “, bemerkte er rein informativ und kam nicht mal im Ansatz auf die Idee, dass manch anderer mit derartigem Wissen zu prahlen versucht hätte. Vielleicht, weil er absolut nicht drauf aus war, sich in irgendein Licht zu rücken. Aber ihr Gespräch ging ohnehin wieder in eine absurdere Richtung . Es machte Skadi sympathisch, dass sie sich durchaus auf derartige Gedankenspiele einlassen konnte und nicht den Todernsten mimen musste. „Findest du, ja? “, lachte er und probierte sich an einem kurzen Augenaufschlag, ehe er amüsiert den Kopf schüttelte. „Vielleicht sollten wir bei Gleichberechtigung bleiben und jeder passt auf den anderen auf, hm? “  Sein Angebot war er ernst gemeint und daran änderte auch die freundliche Stichelei nichts, die sie kurz darauf an ihn herantrug. Skeptisch, aber belustigt legte sich seine Stirn in Falten, während er bereitwillig die angebotene Hand entgegennahm. „Spielverderber. “, lautete seine Entgegnung, obwohl er in keinem Moment vorgehabt hatte, draußen zu übernachten. „Dabei wäre es hier weitaus ruhiger als auf dem Schiff. Noch nie probiert? “ Natürlich nicht einfach irgendwo auf dem Boden, aber einen halbwegs sicheren Schlafplatz hätte er schon noch geschustert bekommen. Sineca beobachtete das Ganze aus der Entfernung. Sie schien Skadi nicht zu trauen.
Gleichberechtigung. Skadi musste unweigerlich schmunzeln. Oft war ihr dieser Begriff nicht außerhalb ihrer Heimat begegnet. Sie wusste, allein durch ihre Arbeit bei der Marine, dass diese Denkweise bei weitem nicht in alle Länder vorgedrungen war. Und ob Liam nur so tat, als wäre er ganz anders als der Großteil seiner „Artgenossen“. Zumindest für den Augenblick nahm es die Nordskov wortlos hin und klopfte ihm freundschaftlich gegen die Brust, kaum dass er sicher auf zwei Beinen stand. „Ich glaube was das angeht, kann ich dir nichtmal widersprechen. “ Die dunklen Augen ruhten eine Weile prüfend auf Liam Zügen. Dann wandte sich die Dunkelhaarige mit schnalzender Zunge herum und trottete den Weg weiter hinab. Froh darüber, dass das Katzentier im Verborgenen oder respektvollem Abstand blieb. „Und ich köpfe lieber eine Schlange, als einen schnarchenden Hünen aus seiner Hängematte zu schupsen.“
Sein Verstand war gar nicht in der Lage dazu, Dinge zu seinen Gunsten auszulegen – ganz davon abgesehen, dass er (leider?) eher der ehrliche Typ war statt der, der sich ins rechte Licht zu rücken versuchte. Der Umgang, den er meistens pflegte, hatte ihm ohnehin schon längst bewiesen, dass jeder seine Stärken und Schwächen hatte – ganz egal ob Männlein oder Weiblein. Die Gleichberechtigung meinte er also mehr als ernst, hinterfragte in diesem Augenblick nicht einmal die Selbstverständlichkeit, die sie für ihn darstellte und hätte sich wohl über den Ausdruck von Überraschung auf Skadis Zügen gewundert. Zum Glück blieb ihm dies zumindest an diesem Abend erspart. Stattdessen schmunzelte er zufrieden darüber, dass sein Vorschlag offenbar doch Anklang fand, kaum dass er wieder auf den Beinen stand. Ihren prüfenden Blick nahm er gar nicht mal als prüfend wahr, sodass er ihr gut gelaunt weiter über den Pfad durch den Wald folgte und letztlich die Arme locker verschränkte. Erst, als sie fortfuhr, musterte er ihren Hinterkopf mit einem überraschten Laut. Ihre Zustimmung hätte auch eine einfache Floskel sein können, doch sie konkretisierte ihre Aussage, woraufhin der Lockenkopf in ihrem Rücken anerkennend nickte. „Solange du nicht darüber nachdenkst, den nächsten Schnarchenden zu köpfen.“, überlegte er laut, aber ohne Ernst in der Stimme. „Wäre ein bisschen zu viel des Guten.“ Jedenfalls in seiner Welt, aber dass das nicht unbedingt viel zu bedeuten hatte, wusste er. Er schwieg kurz, musterte weiterhin die Schemen ihres Hinterkopfs in der Dunkelheit, ehe sich wieder ein lockeres Lächeln in seinen Mundwinkeln einnistete. „Du bist ziemlich vielseitig, hm? Und gleichzeitig genügsam.“, stellte er wertungsfrei fest.
Sie schenkte ihm ein kurzes, vernehmbares Glucksen auf seine Worte. Stimmte den Worten des Lockenkopfes zu, selbst wenn ihre Beweggründe wohl gänzlich andere waren, als die seinen. Sie würde niemanden auf diesem Schiff köpfen, so er denn sein Glück nicht herausforderte. Eine Carta war nun einmal selbst unter Piraten ein heiliges Schriftstück – ihr nicht zu folgen hieße, Enrique und ihre Mission in Gefahr zu bringen. Dass sie DAS definitiv nicht zulassen würde und konnte, blieb außer Frage. Beinahe hätte sich die Nordskov in ihrem leichten Vollrausch in diese Gedankenwelt hinab gleiten lassen, wäre die wohlige Stimme des Älteren nicht durch ihr Bewusstsein geschossen wie eine Pistolenkugel. Etwas perplex vertrat sie sich für einen Moment und umging – was für ein grandioser Zufall – eine aufschauende Wurzelschlinge. Stand nun mit dem Gesicht zu ihm gewandt inmitten des Waldes und wusste nicht so recht wohin mit den langen Armen, die zuvor noch entspannt in ihrem Nacken verkeilt gewesen waren. Irgendwie fühlte sie sich an wie unnütze, schwere Pfeiler. „Mh… genügsam… das klingt fast wie die Umschreibung eines netten Menschen.“ Ein verschmitztes Lächeln schob sich jäh auf die Miene der Dunkelhaarigen. „Aber danke für das Kompliment… sofern es eines war.“ Wieder stob ein unterdrücktes Glucksen zwischen ihren Lippen hervor. Fühlte sie sich gerade etwa geschmeichelt? Allerdings. Denn es war lange her, dass jemand solch ernst gemeinte Worte ausgesprochen und nicht sofort wieder zurückgenommen hatte. Eine Weile blieb die Nordskov wie angewurzelt stehen und umriss die Silhouette des Lockenkopfes, als suchte sie nach irgendetwas bestimmten. Schnalzte wenig später mit der Zunge und wandte sich mit schüttelndem Kopf zum Gehen. „Man man man… vor dir muss man sich wirklich in Acht nehmen.“ Etwas Spott klang in ihrer Stimme mit. Gerade so viel, dass ihre darauffolgenden Worte ihren Humor kaum verloren und doch mit einer Prise Ernsthaftigkeit gespickt waren. „Du bist diese gefährliche Sorte Mann, die so unfassbar charmant und entwaffnend sein kann, dass man nicht genug auf sich aufpasst.“ Augenblicklich strahlte ein breites Grinsen über die schmale Schulter, direkt auf Liam zu, dessen Miene für einen Augenblick im Lichtstrahl des Mondes aufleuchtete. „Dafür müsstest du nicht einmal den Mund aufmachen.“
Bildete er es sich bloß ein oder klang Skadi tatsächlich ein wenig überrascht darüber, dass jemand nette Worte über sie verlor? Und ja, in Liams Welt war es wirklich etwas positives, genügsam zu sein, auch wenn er niemandem einen Strick daraus drehte, der es nicht war. Er wurde langsamer, kaum dass sich die Nordskov wieder zu ihm herumdrehte, bis er letztlich stehen blieb und ihre Vermutung mit einem Neigen des Kopfes, gepaart mit einem kurzen Zucken der Schultern bestätigte. Ihre Skepsis wandte sich schließlich zum Guten und der Musiker erwiderte ihr Lächeln zufrieden, ohne ihr zu widersprechen. Sie konnte es gerne als Kompliment nehmen, dagegen hatte er absolut nichts einzuwenden, sah aber auch nicht die Notwendigkeit, ihr dies explizit noch einmal zu bestätigen. Immerhin hegte er damit keinerlei Absichten – selbst wenn Skadi ihm offensichtlich bereits wenige Herzschläge später etwas ganz anderes unterstellte. Hätte sie Recht gehabt, wäre es jetzt wohl an der Zeit gewesen, ihr des vermeintlichen Erfolges wegen selbstzufrieden entgegenzuschmunzeln. Das Ihre Worte aber eher das Gegenteil bewirkten und für einen kurzen Augenblick das Lächeln aus den Zügen wischten, sprach vermutlich Bände. Liam wirkte ehrlich erstaunt, dass man ausgerechnet ihm derartige Berechnung nachzusagen schien. Die Kurzhaarige wandte sich um und der Lockenkopf konnte nicht anders, als ungläubig und hörbar über den Eindruck zu schmunzeln, den sie von ihm gewann. Gefährlich konnte war mit Abstand eines der letzten Worte, die er in einer Autobiographie über sich selbst genutzt hätte, ganz gleich in welchem Zusammenhang. Und trotzdem entging ihm das indirekte Kompliment ihrerseits nicht. Schade fast, dass er sie enttäuschen musste. „Ich fürchte, da lässt dich deine Intuition ein bisschen im Stich.“, gestand er. Ein bisschen verlegen klang er schon, aber in erster Linie überwog das Amüsement. „Ich glaube, ich bin der letzte, vor dem man sich in Acht nehmen muss.“

Besonders auf einem Schiff voller Piraten, von denen nicht wenige – oder alle - bereits einige Leben auf dem Gewissen hatten. Liam war harmlos, verträumt und eher selbstlos als derart selbstverliebt, dass er problemlos mit den Gefühlen anderer spielen könnte. Was er tat, meinte er ehrlich. Und er war, wer er war – kein Arzt, kein Offizier, kein Adliger. In erster Linie also ein mittelloser Mann, der sich mit Musik und Kunst über Wasser hielt und daraus kein Geheimnis machte. Also nicht unbedingt das, was man sich als Frau aussuchen würde, um eine Zukunft aufzubauen. Was ihm wiederum gelegenen kam, aber das war eine andere Geschichte. „Aber auch ich danke für das Kompliment, auch wenn es bei einem anderen vermutlich besser aufgehoben wäre.“ In der Ferne blitzte das Mondlicht zwischen den Bäumen hindurch, die den Rand zum Strand säumten. Und Liam dachte noch immer darüber nach, wie Skadi auf die Idee kam, man müsse sich vor ihm in Acht nehmen. Absurd.
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#27
Liam hatte offensichtlich Probleme damit ihr verstecktes Kompliment anzunehmen. Faselte irgendetwas von „fehlgeleiteter Intuition“ und einer vollkommen gegensätzlichen Realität der Dinge. Doch Skadi zuckte daraufhin nur mit den Schultern. Es lag nicht an ihr, ihn eines besseren zu belehren und ihn davon zu überzeugen, dass seine verklärte Sicht vielleicht so einige hasenfüßige Frauenherzen gebrochen hatte. Letztlich konnte er tun und denken was er wollte. Umhin war ihre Zeit auf der Sphinx befristet. Was brachte es ihr also, über seine Vergangenheit zu philosophieren. „Naaaaaah... ich weiß schon ganz gut, wo meine Komplimente hingehören.“ Rügte sie ihn liebevoll und setzte einen ausladenden Sprung in den hellen Sand hinab, dessen Schimmer bereits Minutenlang durch vereinzelte Lücken im Dickicht zu sehen gewesen war. „Ähm... hast du eigentlich irgendwo ein Beiboot versteckt oder müssen wir auf Nachzügler warten?“ Erneut wandte sich der schmale Körper der Nordskov herum. Taumelte. Tänzelte dann verspielt durch den Sand und ließ sich der Länge nach auf den Rücken fallen. „Puuuuh... hatte für einen Moment vollkommen vergessen, dass wir ja an keinem Hafen stehen.“
„Und ich soll entwaffnend sein.“, lachte er, kaum dass er aufgebend die Handflächen gehoben hatte, um Skadis Entschlossenheit anzuerkennen, während sie die letzten Wurzelausläufer überwand und vom Pfad aus in den warmen Sand des Strandes sprang. Er selbst hielt an einem der letzten Bäume inne, streifte sich die Schuhe von den Füßen und befestigte sie mit den Schnürsenkeln an seinem Gürtel, ehe er mit der Rechten einen tiefhängenden Ast aus dem Weg schob und hinaus unter freien Himmel trat. Er hatte ihre Frage durchaus vernommen, genoss aber erst einen flüchtigen Moment die angenehme Briese, die sie erfasste, bis ihn ein dumpfes Geräusch Ausschau nach Skadi halten ließ, die sich mittlerweile in den Sand fallen gelassen hatte. Ein entspanntes Lächeln galt ihr, während er kurz den Kopf im Nacken kreisen ließ und schließlich in ihre Richtung trat. „Jep. Wir müssen es nur finden.“ Langsam wanderte sein Blick wieder von ihrer Gestalt hinauf über den Strand. Seine Stirn legte sich kurz in Falten, während er zu eruieren versuchte, wo genau er das Beiboot in die Büsche gezogen hatte. Und während er eben vermutlich so geklungen hatte, als wäre es etwas Selbstverständliches, dass er sich eines der Boote zur Sicherheit selbst zur Seite geschafft hatte, war er innerlich ganz froh, dass er ausgerechnet heute daran gedacht hatte, wo er nicht alleine zu Sphinx zurückkehrte. Das Problem war nun nur, dass besonders nachts sämtliche Büsche recht gleich aussahen. Aber er glaubte, einen der Felsen wiederzuerkennen, dessen Schatten sich markant in einiger Entfernung aus dem hellen Sand erhob.
Dort irgendwo würden sie schon fündig werden. Und selbst wenn nicht, würde er es ziemlich gelassen nehmen. Mit einem tiefen Atemzug kam er neben Skadi zum Stehen und gönnte sich einen ausgiebigen Blick über das ruhige Meer, in dessen Oberfläche sich funkelnd Sterne und Mond spiegelten. „Ich fürchte, auf den Luxus, im Hafen anzulegen, müssen wir erstmal eine Zeit lang verzichten. Aber ein Spaziergang hat bislang noch niemandem geschadet. Vor allem nicht an so einem Abend.“ Und zudem war es ganz praktisch, ein bisschen des Alkohols abzubauen, bevor man sich wieder auf ein schwankendes Schiff begab. „Und bei so einer Gesellschaft…“, fügte er bedeutungsschwer an und schenkte der Frau an seiner Seite ein vielsagendes Grinsen. Ob sie erkannte, dass er lediglich auf ihr fraglich passendes Kompliment anspielte?

Wenigstens einer von ihnen hatte an ein Überfahrt taugliches Gefährt gedacht. Vorausgesetzt man glaubte, dass die Nordskov in dieser Nacht überhaupt hatte zurückkehren wollen. Ohne den Musiker wäre das wohl bis zum nächsten Morgengrauen Wunschdenken geblieben. Musste sie ihm daher dankbar sein, dass er sie abgelenkt hatte? Dass er den Grund ihres Ausflugs in den Hintergrund gerückt hatte? Mmh, vielleicht. „So viel Optimismus.“ Seine Worte brachten sie zum Schmunzeln. Nicht, dass es etwas schlechtes war. Jemand mit positiver Grundeinstellung hielt die Laune des Teams gern mal aufrecht. Doch ob ein Spaziergang jetzt das Gelbe vom Ei war? Ihre Beine weigerten sich zumindest für den Moment, weshalb sie sich lediglich in einem Schneidersitzt aufrichtete und mit erhobenem Blick zum Lockenkopf hinauf sah. Amüsiert schnaubte, kaum dass er fortfuhr und die dunklen Augen aufs Meer richtete.
„Stimmt... bei so einer Gesellschaft ist nen Spaziergang von Vorteil.“ Um sie sich vom Hals zu halten, versteht sich. Gab sie ihm mit einem Augenzwinkern zu verstehen, ehe sich der schmale Körper voraus kippen ließ und mit einem leichten Schwindel hinter der braun gebrannten Stirn aufrichtete. „So...“ Geräuschvoll klopfte Skadi die Hände gegeneinander, um sie von hellen Sandkörnern zu befreien. „Wo ankert dein treues Gefährt?“
Dem Sarkasmus in ihrer Stimme begegnete er unbeeindruckt und zuckte gut gelaunt mit der Schulter. Er jedenfalls genoss derartige Spaziergänge, unabhängig von Ziel oder Begleitung. Es gab kaum etwas, was einen benebelten Verstand wieder in kontrolliertere Bahnen lenkte, die Euphorie dabei allerdings aufrecht erhielt. Indes schien sich die Nordskov von ihrem kleinen Spaziergang durch den Wald erholt zu haben und war bereit, auch den Rest des Weges hinter sich zu bringen. „Dort hinten bei den Felsen. Wenn keiner der anderen zufällig darüber gestolpert ist und sich im Rausch über die plötzliche Fahrkarte zur Sphinx gefreut hat.“ Möglich war alles und er hätte niemandem eine böse Absicht unterstellt. Vermutlich hätte er sich ebenso über ein unverhofftes Boot gefreut, wenn ihm sonst nur die Nacht unter freiem Himmel geblieben wäre. „Was ist eigentlich mit dir? Hattest du überhaupt vor, zurück zu gehen oder wie wolltest du zurück zum Schiff?“, kam ihm plötzlich der Gedanke. Und die hätte ihn alles glauben lassen können, was sie wollte. Liam legte nicht sonderlich viel wert darauf, die Wahrheit ans Licht zu bringen. „Missbrauchst du mich auch nur als Fahrkarte zurück zum Schiff?“
„Das wäre ungünstig, aber kein Weltuntergang.“ Nicht das Liam das behauptet hätte, doch wollte sie es zumindest einmal ausgesprochen haben. Daran ändern ließe sich ohnehin nichts. Und je weiter sie durch den Sand stapfte und die Arme für mehr Balance zur Seite streckte, desto weiter entfernte sich das angepriesene Versteck. Alkohol war schon eine verrückte Sache. Zurück zum Schiff. Nein. Das war ihr wahrlich nicht in den Sinn gekommen. Doch würde sie ihm das wohl kaum unter die Nase reiben – nachher begann er noch unangenehme Fragen zu stellen, für die sie ihn höchst wahrscheinlich niederringen musste. Seine letzte Frage hinterließ allerdings ein zuckersüßes Grinsen auf ihren Lippen. Wandte die dunklen Augen funkelnd zu ihm herum und fast schien es, als heckte sie etwas Unausstehliches in ihrem Kopf aus. „Missbrauchen? Auch?“ Dann durchdrang amüsiertes Gelächter die Stille und zwang die Nordskov regelrecht sich mit einer Hand an Liams Schulter abzustützen. „Pf… Also erstmal… wenn ich dich missbrauchen wollte, dann nicht für eine Überfahrt aufs Schiff.” Grinsend stieß sie sich von ihm ab, tänzelte mit erhöhtem Tempo voraus und wandte sich in einer flinken Drehung auf den Zehenspitzen herum. Mit direktem Blick in das lockige Antlitz des Älteren. „Und außerdem… was heißt auch? Wurde unserem Romeo etwa bereits das Herz von einer holden Maid gebrochen, die ihn nur für ein lustige Schifffahrt ausgenutzt hat?“ Skeptisch schnippte eine der dichten Augenbrauen hinauf.
Ihre Ansicht der Dinge gefiel ihm. Anders hätte er es womöglich auch nicht beschrieben, ganz davon abgesehen, dass er seine Bereitschaft, unter freiem Himmel zu schlafen, bereits ausgesprochen hatte. Die Möglichkeit, dass sie sich tatsächlich nach einer anderen Unterkunft umsehen mussten, bestand allerdings weiterhin, denn so interessiert Skadi auch bei ihrer Frage gewirkt hatte, so belanglos nahm sie seine Antwort zur Kenntnis und schlenderte gut gelaunt durch den Sand in die andere Richtung. Und Liam – nicht minder im Bann des Alkohols – folgte ihr, ohne sich auch nur eine Sekunde über den Pfad zu wundern. Der warme Sand schmiegte sich angenehm an seine blanken Füße und die salze Briese verwischte den Geruch von Alkohol und Urin, der die Straßen Miluis mancherorts erfüllt hatte. Er genoss das Rauschen der Wellen und gleichsam auch den Anblick der Frau, die leichtfüßig über den dunklen Strand tänzelte und seine beiläufige Frage mit einem schelmischen Funkeln erwiderte, dass er in der Dunkelheit zwar nicht sehen, aber erahnen konnte. Ein amüsiertes Schnauben untermalte seine Überraschung darüber, dass sie offensichtlich besser auf seine Worte achtete, als er es selbst tat, ehe sich seine Augenbrauen überrascht in die Höhe zogen. Sie ließ Platz für Interpretation, doch der Schelm auf ihren feinen Gesichtszügen zeigte eine recht klare Richtung. „Sondern für ein Tänzchen unter’m Sternenhimmel, das hatten wir ja schon.“, erwiderte er dennoch möglichst ahnungslos und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
So, wie Skadi sich gerade gab, fiel es ihm schwer, zu glauben, dass sie die gleiche wie auf dem Schiff war. Doch ob es nun allein die Wirkung des Alkohols war oder mehr dahinter steckte – darüber konnte er sich auch noch einen anderen Tag Gedanken machen, wenn es eine Rolle spielte. Als die junge Frau fortfuhr, lächelte der Lockenkopf ihr selbstzufrieden entgegen und tat ihre Vermutung mit einem kurzen Laut ab, der keine klare Antwort vermuten ließ. „So interessiert daran?“, fragte er stattdessen und schlenderte schweigend weiter voraus. „Glaub mir, dazu würde mehr gehören als bloßer Egoismus. Immerhin müssen wir doch alle sehen, wo wir bleiben. Außerdem trennten sich meine Wege bislang meistens am nächsten Hafen wieder von einem Schiff. Vermutlich bin ich also derjenige, der die Leute für eine Überfahrt missbraucht.“ Liam lachte und wandte sich herum, um Skadi abermals in Augenschein zu nehmen, bis seine Füße schließlich das kühle Meerwasser zu spüren bekamen. Er liebte es, im nassen Sand zu spazieren.
Touché. Ein Tänzchen hatte sie tatsächlich von ihm verlangt. Oder doch vielmehr dazu hinreißen lassen? Seit wann drehte sich die Welt plötzlich so leichtfüßig vor ihrer Nase? Das war doch bis vor wenigen Augenblicken noch nicht so gewesen. Aber was der Lockenkopf sagte, ergab in ihren wirren Gedanken genug Sinn, dass sie mit einem lauten „AHA!“ darauf reagierte und ihm vollkommen ungeniert mit der flachen Hand gegen die Brust schlug. Oder es zumindest versuchte. „Also bist du hier derjenige, der MICH für eine gute Gesellschaft missbraucht.“ Es klang so lächerlich in ihren Ohren, dass sie zu glucksen begann und ob der plötzlichen Nässe an ihren Füßen hibbelig zur Seite sprang. Wo kam denn das auf einmal her? „Ich glaub wir sind hier falsch.“
Unvorbereitet wie er war, ließ der triumphierende Schlag der Nordskov die Luft aus seinen Lungen entweichen. Liam brauchte einen Augenblick, bis er dem folgen konnte, was sie herausgefunden glaubte, aber zum Glück half ihm die Dunkelhaarige dabei ziemlich rasch auf die Sprünge. Liams Stirn legte sich kurz in Falten, doch ihre Argumentation machte Sinn. Sie gluckste und das Grinsen auf den Zügen des Musikers wurde wieder einen Hauch breiter. „… Na, du siehst jedenfalls nicht unglücklich darüber aus, dass ich dich ob deiner Gesellschaft ‚missbrauche‘.“, schloss er gutmütig und lachte, als sie überrascht zur Seite sprang. „Ich nicht.“ Liam machte noch einige Schritte rückwärts am Saum der Wellen entlang, ehe er sich herumwandte und der Linie folgte, die das Meer in den Sand malte.
Wenn sich missbrauchen immer so anfühlen würde, könnte sie sich daran gewöhnen. Und sie kannte sehr wohl die andere Seite. Ihr Lächeln ebbte jäh zu einem sanften Schmunzeln ab, verschwand sogar, kaum dass sie zur Seite gesprungen war. Etwas verdattert blickte sie dem Lockenkopf hinterher, der vollkommen unbeeindruckt voran schritt und die kleinen glitzernden Wellen ignorierte, die gegen seine Knöchel schwappten. „Ts.“ War ja klar, dass er das sagte. Schmollend verzogen sich ihre vollen Lippen. Und erst als sich ein tiefer Atemzug durch ihre Lungen ergoss, lösten sich die Zehen allmählich schmatzend aus dem nassen Sand, in den sie gesunken waren. Schweigend lief die Nordskov nun neben dem Musiker her, starrte dann und wann in den Nachthimmel oder dessen Spiegelbild auf der Wasseroberfläche. Die Hände dichter hinter der Hüfte verschränkt und leichtfüßigem Schritt.
Er hätte sich nie aus freien Stücken heraus Gedanken darüber gemacht, wie einfach man mit diesem kleinen Wort Wunden aufreißen konnte. Besonders jetzt nicht, wo der Alkohol und all die Endophine seinen Geist berauschten und jegliche Böswilligkeiten von ihm fern hielt, als existierten sie nicht. Vielleicht schätzte er Feste aus diesem Grund so sehr – weil sie einen glauben ließen, dass die Welt gar nicht so furchterregend war, wie sie sich so oft zeigte. Wobei – es war nicht die Welt selbst, die sich von ihrer schlechten Seite zeigte. Es waren Menschen, die nach Macht und Geld gierten und dafür rücksichtslos und unbarmherzig gegen all diejenigen vorgingen, die ihnen nicht in den Kram passten. Für den Moment genoss er die Stille, die Geräusche der Nacht und wandte nur für einen Sekundenbruchteil den Kopf herum, als die Jüngere zu ihm aufschloss, um ihn schweigend auf ihrem Weg zu begleiten. Der Felsen und das Schilf, in dem er das Beiboot versteckt hatte, war längst wieder vergessen. Die Sphinx ruhte sanft auf den Wellen und wies ihnen mit einem kleinen Licht am Bug die Richtung. „Kaum zu glauben, dass nur ein paar hundert Meter entfernt ein ganzes Dorf am Feiern ist, was? Bei dieser Ruhe.“, beendete er das Schweigen schließlich mit ruhiger Stimme. „Also, Skadi. Wie vertreibst du dir die Zeit? Du bist eine begnadete Tänzerin und eine Kämpferin, die ich lieber bei statt gegen mich weiß. Aber was tust du, wenn es keine Schlachten zu schlagen gibt. Keine betrunkenen Offiziere zurechtzuweisen.“ Neugierig spähte er von der Seite in ihr Gesicht. Es gab keinen Hintergedanken. Aber es war angenehm, mal wieder jemanden gegenüber zu haben, der nicht bissig abblockte, sobald ein Gespräch die Oberflächlichkeit verließ.
Skadi brummte in leichter Zustimmung. War nicht wirklich bei der Sache, als Liam den Gesprächsfaden erneut aufnahm und ihr eine Frage stellte, die sie erst dumpf in ihrem Hinterkopf widerhallten hörte, ehe sie realisierte, dass er womöglich eine Antwort darauf erwartete. Was sie sonst so trieb, wenn sie nicht gerade die Peitsche auspackte und den Männern den Kopf zu Recht rückte? „Ich gehe jagen.“ Kaum, dass sie es aussprach, fühlte sie sich jäh wie ein dicklicher Dummkopf, der wirr mit dem Kopf nickte und stumpfsinnig vor sich hin brabbelte. „Und wenn ich das nicht kann…“ Versuchte sie ihre Gedanken vom Treibenlassen abzuhalten. Alles war besser als in die tiefen Abgründe zurück zu kehren, die sich auftaten, wenn sie Zeit zum Nachdenken bekam. Wenn sie mit ihren Gedanken allein war. „… nun… ich versuche denen etwas zurück zu geben, die Hilfe brauchen.“ Es war nicht einmal eine Lüge – wenn auch nicht ganze Wahrheit. Doch die würde sie dem Lockenkopf ohnehin nicht auftischen.
Skadi überraschte abermals mit einer Antwort, mit der er nicht gerechnet hatte. Klar, er hatte ihren Bogen längst an Bord der Sphinx zu Gesicht bekommen und jetzt, wo er so darüber nachdachte, dämmerte es ihm auch wieder, dass sie – oder Kaladar in diesem Fall – auf der letzten Insel für ein wenig Fleisch gesorgt hatte. Und trotzdem war ‚Jagd‘ nicht unbedingt das erste, was man mit einer Frau in Verbindung brachte. Aber dass die Nordskov zu überraschen wusste, hatte sie in den vergangenen Stunden bereits öfters bewiesen. Ebenso, dass sie ganz gewiss alles andere als ein typischer Vertreter ihres Geschlechts war. Liam genoss die Abwechslung. Er ließ sie ausreden und ein sanftes Lächeln schlich sich in seine Mundwinkel. Kurz senkte er den Kopf, beobachtete, wie die Wellen seine nackten Füße umspülten und überlegte, wie er das, was ihm durch den Kopf ging, am besten zum Ausdruck brachte. „Nun, ein bisschen Nächstenliebe hat noch niemandem geschadet.“ Seine Stimme zeigte deutlich, dass er diesen Fakt durchaus als etwas Positives wertete, doch er blieb vorsichtig mit seiner Einschätzung. „Etwas ähnliches versuche ich auch mit der Musik. Etwas Freude schenken, Ablenken. Die Welt ein bisschen bunter malen.“ Das Lächeln auf seinen Zügen wuchs, weil er Spaß an dem hatte, was er tat, doch kaum zwei Herzschläge später verblasste es auch schon wieder, als er bemerkte, wie dämlich es eigentlich klingen musste. Gerade dann, wenn man unter einer Piratenflagge segelte und andere Schiffe in die Luft jagte. „Naja, wie auch immer…“
Er wirkte nachdenklich. Versteckte sein Gesicht hinter dicken Locken und verlor nach und nach den glitzernden Ausdruck in seinen Augen. Skadi glaubte sogar, dass sein nachfolgender Blick den ihren mied. Sicherlich hätte es genauso gut Einbildung sein können. Oder aber ihr weiblicher Instinkt versuchte sie auf etwas Wesentliches aufmerksam zu machen. „Auch das ist nichts… schlechtes?“ Sie wollte es nicht wie eine Frage klingen lassen und hatte doch keinen Plan B parat, um die dunklen Wolken über seinem Kopf zu vertreiben. Wahrscheinlich war das ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit und so wie Liam dreinblickte, hätte nicht einmal ein Bad im Meer geholfen. „Oder siehst du das etwa anders?“ Wenn man ein Problem nicht umschiffen konnte, blieb einem nur noch die Möglichkeit direkt hinein zu fahren. Ungebremst.
Etwas Schlechtes? Gewiss nicht. Immerhin gab er etwas, meist ohne dafür einen Lohn zu verlangen. Weil er selbst Spaß daran hatte. Und doch konnten sich die Menschen danach nichts leisten, was sie nicht vorher auch schon gehabt hatten. Keine Nahrung, kein Vieh. Er verbesserte lediglich einen Augenblick und keine Lebenslage. Aber alles war besser als die Gegenseite, nicht wahr? „Nein, das nicht.“, entgegnete er auf die offene Frage seines Gegenübers hin und schüttelte flüchtig den Kopf. „Aber was kaufen können sie sich davon auch nicht.“ Eigentlich beschrieb es sein Dilemma ganz gut und das, obwohl er nicht einmal wusste, wie Skadi ihre Aussage eigentlich gemeint hatte. Denen etwas zurückgeben, die Hilfe benötigten – die meisten in dieser Welt beriefen sich auf Materielles. Und er hatte bislang keinen Grund zur Annahme, dass es bei Skadi anders war. Vielleicht war er einfach mittlerweile gewohnt, dass seine antimaterielle Weltanschauung meist eher belächelt wurde. Vielleicht verteufelte er deshalb die lockere Zunge, die ihm der Alkohol verliehen hatte. Daher vermied er es auch, näher auf das einzugehen, was die ehemalige Marinesoldatin wohl mit ihrer Aussage gemeint hatte – ihre Art von ‚Hilfe‘. Dass es besser für ihn war, ahnte er nicht einmal im Entferntesten. „Hast du dank der Marine mit der Jagd angefangen? “ Viel sicherer schien es ihm, auf den vorherigen Punkt einzugehen. Vielleicht war ‚Jagd‘ ja das gehobene Hobby der Marineleute. Wobei er dabei eher bezweifelt hätte, dass es um die Nahrung ging, die dabei erzeugt wurde. Die Marine hatte wohl von alledem genug.
Skadi schnalzte mit der Zunge und spürte, wie ihr Kopf zur Seite kippte. Der Himmel zog für einen Augenblick schlieren über seinem Kopf, dort wo gerade noch schöne punktförmige Sterne gewesen waren. „Geld löst aber am Ende auch keine Probleme.“ Es klang vielleicht wie ein Klischee, doch der Ausdruck in ihren Augen verriet, dass sie tatsächlich fest daran glaubte. „Meistens ist das doch die Wurzel allen Übels.“ Fast schon belehrend erhob die Nordskov ihren Zeigefinger und ignorierte dabei den erneuten Anfall von Schwindel. Wurde sie mit jedem Meter, den sie im Sand voraus setzte betrunkener? Liams Frage hinterließ einen beinahe entrüsteten Ausdruck auf ihren Zügen. DAS hatte er sie doch jetzt nicht wirklich… „Pah… diese Vollidioten können doch nur mit ihrer Pistole herum fuchteln und einen auf Gesetzeshüter machen.“ Und nicht einmal letzteres war etwas, von dem sie überzeugt war. Eher im Gegenteil. Ihre Vergangenheit war Beweise genug dafür. „DIE sind der Grund, weshalb ich über 4 Jahre keinen Bogen mehr in der Hand halten konnte.“ Der ihres Vaters ausgenommen, den Enrique – hatte sie sich jemals dafür bedankt? – aus dem Salzwasser gefischt und mit an Board der Sphinx genommen hatte.
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#28
Ein unscheinbares Schmunzeln nistete sich in seinen Mundwinkeln ein. Sein Blick war einen Augenblick auf die dunkle Linie gerichtet, die das Meer in den Sand zeichnete und es ihm zeitweise erleichterte, gerade voran zu laufen. Skadis Worte verrieten ihm einen wertvollen Teil über sie - wenn sie ehrlich war jedenfalls. Aber das stellte er in seinem momentanen Zustand gar nicht in Frage. „Das wissen du und ich vielleicht.“, stimmte er ihr zu und sah auf. „Andere sind davon überzeugt, dass man es braucht, damit einem ein Dritter die Probleme aus der Welt schafft.“ Der Musiker zuckte mit den Schultern. Josiah war doch das beste Beispiel dafür. Doch am Ende sahen sie alle einfach nur zu, über die Runden zu kommen. Ihr Thema wanderte allerdings weiter Richtung Marine, wobei der Lockenkopf recht schnell in seiner falschen Einschätzung berichtigt wurde. „... also kein angesehenes Hobby bei der Marine, verstehe.“, korrigierte er sich mit gehobenen Handflächen. „Hätte gedacht, man hätte dort doch mehr zu tun, als all sein Gold betrunken bei Kartenspielen zu verlieren und den Höheren den Speichel zu lecken. Aber man lernt nie aus, was?“
Liam sprach und zeichnete just ein Bild in ihrem Kopf. Womöglich dachte er in jenem Moment an dieselbe Person, wie sie. An den umhüllten Kerl, der just an Deck der Sphinx oder irgendwo in den Gassen der Stadt einem akuten Niesanfall erliegen musste. Diese Vorstellung dämpfte das drückende Gefühl, das sich ungefragt ihren Magen hinauf schlängelte. Ehrlich gesagt wurde ihr speiübel bei dem Gedanken daran, jemanden für etwas so widerwärtiges zu bezahlen. Nicht, weil dabei jemand sein Leben verlor. Sondern weil man zu feige war, um es selbst zu tun. Wenn man nicht töten konnte, sollte man es auch nicht tun. Das war zu einfach. Zu pauschal. Auf gewisse Weise entehrte man das gelebte Leben noch mehr, wenn man es behandelte wie eine Nichtigkeit. „Glaubst du, dass ich so jemand war?“ Die Frage kam aus dem Nichts, als die Nordskov mit einem intensiven Schritt ins Wasser trat und dabei etliche Spritzer Meereswasser gegen ihren Oberschenkel klatschten.
Die gute Laune blieb auf seinen Zügen haften, auch wenn die Frage der Jüngeren ein wenig mehr Ernst erforderte. Ernst, Ja, aber er schätze seine Antwort nicht gerade bedeutungsschwer ein. Er war nicht unbedingt die Art Mensch, über deren Meinung man sich Gedanken machte. „Anfänglich? Ja.“, gab er ohne zu zögern ehrlich zu. Damals, als sie sich an Bord der Sphinx gegenübergestanden hatten, wäre auch alles andere ziemlich töricht gewesen. „Aber nach dem heutigen Abend -“ Liams Blick legte sich abermals auf die Züge der Jüngeren. Das Lächeln auf seinen Zügen wurde nachdenklicher, während er irgendetwas an ihr zu ergründen versuchte, es aber alsbald zur Seite legte. „ - will sich mir noch nicht erschließen, weshalb es dich dorthin geführt hat. Aber ich schätze dich so ein, dass du gute Gründe hattest.“
Verwunderte es sie, dass er anfänglich davon ausgegangen war? Ts. Als ob. Eher schnaubte sie bei der Vorstellung, dass er ihr… nun… zumindest so viel vertraute, um entspannt neben ihr her zu laufen und sich mit ihr zu unterhalten. Wie gute Bekannte, die sich zufällig über den Weg gelaufen waren. Nur mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass sie sich eigentlich gar nicht kannten. „Schlauer Junge.“, entgegnete die Nordskov somit breit grinsend und schlug ihm sanft mit der flachen Hand auf die Schulter. „Aber mal im Ernst…“ Augenblicklich hielt sie inne und straffte die Finger um sein Hemd, um ihn in der Bewegung zu stoppen. „Bist du dir ganz sicher, dass dein Boot in diese Richtung lag? “
Zum Glück gab Skadi ihm keinen Augenblick das Gefühl, näher nachfragen zu müssen. Dementsprechend kam er selbst nicht mal auf den Gedanken, darüber zu philosophieren. Er lebte meist ganz nach dem Pribzip „leben und leben lassen“, was, wie es schien, gerade im Augenblick wieder ein großer Vorteil für ihn war. Er lachte, bis ihn ihr Griff abrupt zum Halten brachte. Er neigte den Kopf fragend in ihre Richtung und gluckste amüsiert über ihr fehlendes Vertrauen. „Glaubst du etwa, ich führe dich an der Nase herum? “ Noch während er sprach, schlug die Erkenntnis in seiner Magengegend ein, dass er sich besser vorher nochmal davon hätte vergewissern sollen, dass das Beiboot wirklich da war, wo er es vermutete. Aber zum Glück lugte tatsächlich die Spitze aus dem Schilf heraus, als er unauffällig den Blick hob, um danach zu suchen. „Entgegen deiner Annahme offenbar, wurde mir als Kind nämlich noch Anstand beigebracht. “, eröffnete er ihr und deutete wie selbstverständlich auf das gerade wiederentdeckte Boot. „Und dazu gehört auch, eine Dame vor... Sonnenaufgang nach Hause zu bringen. “ Das kurze Zögern verriet, dass ihm durchaus bewusst war, dass es ‚Sonnenuntergang‘ hätte heißen müssen, aber das war mittlerweile wohl unmachbar.
„Na, du bist doch ein Straßenköter. Wer weiß was die so mit wehrlosen Frauen tust.“, gab die Nordskov gespielt besorgt und ließ die braun gebrannten Lider flattern. Als er daraufhin entgegnete, mit Anstand groß geworden zu sein, verzogen sich die vollen Lippen zu einem süffisanten Grinsen. Wieso er sofort annahm, dass sie so über ihn dachte, war ihr schleierhaft. Immerhin hatten sie das Thema bereits erörtert. Oder? „Ich wollte nur sicher gehen. Jeder kann sich mal irren. “ Erst dann folgte sie seinem Blick in Richtung Schilf, dicht am Waldrand. Lugte da irgendetwas hervor? So wirklich erkannte sie nichts. Was allerdings mehr daran lag, dass sie für einen Moment das Gleichgewicht verlor. „Whuups.“
Er lächelte hörbar. In Zukunft musste er wohl ein bisschen besser darauf achten, was er beiläufig aussprach, denn die Nordskov zeigte sich trotz des Alkoholeinflusses als durchaus hellhörige Gesellschaft. Er neigte den Kopf in leiser Zustimmung. Auch, wenn er vermutlich eher zu der Art gehörte, die brav mit großen Augen am Rand saß und sich ein wenig Essen erhoffte. Er nickte ungläubig, als sie ihm versichern wollte, dass sie sich nur noch einmal vergewissern wollte, doch noch bevor er eine Antwort parat hatte, kippte der Körper an seiner Seite plötzlich weg. Liam zögerte nicht lange und ehe er sich versah, hatte er einen Schritt zur Seite gemacht, um Skadis Treffen mit dem nassen Sand noch etwas hinauszuzögern. „Alles okay?“, fragte er mit einem gut gemeinten Lächeln auf den Lippen und ging sicher, dass sie einen festen Stand hatte, ehe er die Hände von ihr löste. „Das Bier, was sie in Milui ausschenken, ist nicht zu unterschätzen. Gutes Zeug, aber auch mindestens genauso stark.“ Sein Grinsen verriet, dass er vermutlich selbst die ersten Tage die Erfahrung damit gemacht hatte. „Ich hole unser Boot.“ Wind und Wellen hatten die Schleifspuren längst verwischt, doch als er näher kam, erkannte er die versteckte Jolle im Schilf und machte sich dran, sie zurück auf den Strand zu ziehen.
Das Schwindelgefühl schlug ihr auf den Magen, drückte sich noch nachgiebiger gegen ihre Kehle, als Liam ihren Fall stoppte und wieder aufrichtete. Einen Moment umfasste sie abstützend seine Schultern. Presste die Lippen aufeinander und schluckte angestrengt die Übelkeit hinab. Wie konnte Liam diesen Alkohol nur so viel besser vertragen als sie? „Ich glaube es lag weniger an der Qualität, als der Unmengen an Bier, die ich getrunken habe.“ Mit einem zusammengekniffenen Auge sah sie zu ihm auf. Nickte wortlos auf seine Worte und blieb wie angewurzelt stehen. Nur um sich dann doch in den kühlen Sand gleiten zu lassen. Die Bierkrüge in ihrem Beutel klapperten wie eine kleine Kuhglocken. „Liam? Was tut man gegen Übelkeit und zu viel Alkohol? “ Am besten keinen trinken.
Vermutlich war es eine Mischung aus beidem. Wenn man Starkbier nicht gewohnt war, behielt man seine Angewohnheiten bei und hatte bereits mehr getrunken, als einem guttat, bevor man es überhaupt merkte. Sein Mitgefühl war ihr jedenfalls gewiss, während er sich heimlich glücklich schätzte, die letzten Tage einen gewissen Lernerfolg festgestellt zu haben. Gemeinsam mit viel Bewegung und einigen Mengen an Wasser zwischendurch hielt sich die Wirkung des Alkohols noch gut unter Kontrolle. Vielleicht war es also gar nicht so verkehrt gewesen, dass er sie zurück zur Sphinx begleitet hatte, wobei Liam dabei geflissentlich außer Acht ließ, dass er sie womöglich zum ein oder anderen Krug angestiftet hatte. Er wischte das Schilf beiseite und zog das Beiboot mit einem raschen Ruck aus seinem Versteck heraus und hinunter zum Strand. Ein sanftes Lächeln trat auf seine Züge, als er feststellte, dass sich die Jüngere inzwischen im Sand niedergelassen hatte. „Viel Wasser und Ausschlafen.“, entgegnete er, während er das Boot bis knapp vor die Wellen zog. Schließlich griff er an seinen Gürtel, löste eine kleinere, lederne Trinkflasche und hielt sie Skadi hin. „Und glaub mir, das Zeug ist teuflisch. Ich erinnere mich auch nicht mehr daran, wie ich am ersten Abend wieder zurückgekommen bin. “, räusperte er sich möglichst beiläufig und schenkte ihr ein aufrichtiges Lächeln. „Sollen wir noch kurz warten? Die Schauklerei der Wellen ist nicht unbedingt zuträglich.“
Irgendetwas scharrte schräg über ihrem Kopf. Skadi vermutete mehr, als dass sie wirklich die dunklen Augen danach Ausschau halten ließ, dass Liam das Boot gefunden hatte und es nun in Richtung Wasser schob. Seine Antwort war dennoch nicht zufriedenstellend. Skadi brummte und schob sich den linken Unterarm über die Augen. „Das kommt reichlich zu spät mein Lieber. Man könnte fast meinen, dass du mich absichtlich abgefüllt hast.“ Nicht, dass sie nicht auch in diesem Punkt ganz selbst die Frau gewesen war und sich Stunde um Stunde einen neuen Bierkrug geordert hatte. Aber man konnte ruhig darüber hinwegtäuschen, dass man etwas mehr als dringend zu verdrängen versuchte. Das Ploppen eines Korkens rückte ihre Aufmerksamkeit auf den Lockenkopf zurück, der sich nur schwer im Halbdunkel abzeichnete, nachdem sie ihren Arm wieder zurück û n den Sand gleiten ließ. „Wasser?“ Einen Moment musterte sie den Lederbeutel skeptisch. Hob ihn dann zaghaft zwischen seinen Finger zu sich und schnupperte daran. Der erste Schluck fühlte sich wie eine Erleichterung in ihrer Kehle an. „Definiere kurz...“, entgegnete die Nordskov bitter lächelnd. „Ich glaube, dass ich dir auch noch in 2 Stunden über der Reling hängen werde. “
Das Lächeln auf seinen Lippen musste hörbar für sie sein. Armes Mädchen, aber das hatte sie sich selbst eingebrockt, denn er war als flüchtige Bekanntschaft mit Sicherheit nicht in der Position, bezüglich Alkohols auf sie aufzupassen. Ihre Unterstellung nahm er deshalb mit Humor. „Du meinst, ich habe dich abgefüllt, um dir dann durch den Wald zum einsamen Strand zu folgen? Vielleicht ja doch.“ Er zuckte mit der Schulter, als bestünde tatsächlich die Möglichkeit, dass sie Recht hatte, bis er schnaubend den Kopf schüttelte. „Dein Glück, dass du ausgerechnet an mich geraten bist.“Oder Pech, wenn man den Fall in Betracht zog, dass ihr ein derartiges Spielchen gerade vielleicht gar nicht so unrecht gewesen wäre, aber auf den Gedanken kam Liam nicht. Jetzt jedenfalls klang er bereits wieder überzeugend ehrlich, als könne er keiner Fliege etwas zuleide tun. Wer wusste schon, wie ungehobelt sich manch anderer Mann – nicht nur auf die Sphinx bezogen – in seiner Haut verhalten hätte. Ihr Misstrauen brachte ihn abermals zum Schmunzeln. Ob sie trank oder nicht, blieb ihr überlassen, ihre Vorsicht allerdings nahm er positiv zur Kenntnis. „Reines Wasser.“, versicherte er ihr dennoch gut gemeint und steckte den Korken vorerst in die Tasche. Die Flasche sollte sie am besten behalten, bis sie zurück an Bord der Sphinx waren. „Ich habe auch noch zwei Stündchen Zeit, so ist es nicht.“, zwinkerte er und ließ das Beiboot schließlich zu Wasser. „Nun dann, Mylady.“ Mit einem Fuß hielt er das Boot davon ab, zu treiben, während er Skadi eine Hand hinhielt, um ihr möglichst ohne nasse Füße auf ihre Fähre zu helfen, bevor er die Jolle weiter ins Meer schieben würde.
Ein süffisantes Grinsen huschte über Skadis Lippen, die fast schon eindeutig demonstrierten, was sie von Liams Aussage hielt. War ja schon fast ekelhaftig wie zurückhaltend und wohlerzogen er war. Schade für ihn. Denn die Nordskov war gerade - abgesehen vom bitteren Magen - in der richtigen Stimmung für mehr als seichtes Vorgeplänkel. Somit blieb ihr nichts weiter als mit den Schultern zu zucken und einige Hiebe vom Wasser zu nehmen. „Mylady...“ Skadi grunzte amüsiert und reichte Liam erst die Flasche, bevor die seine Hand ergriff und sich auf die Beine ziehen ließ. Eigentlich wäre sie lieber bis zum nächsten Morgen am Strand geblieben. Doch der Lockenkopf schien es verdammt eilig zu haben, zurück aufs Schiff zu kommen. So gut wie er jedoch versuchte sie trocken ins Boot zu hieven, zerstörte sie seine Bemühungen und latschte fast schon absichtlich mit den nackten Füßen ins Wasser. Kicherte und stand letztlich mit ausgestreckten Armen und ums Gleichgewicht kämpfend im Kahn. „Was wohl passiert wenn ich...“ Immer wieder verlagerte sie ihr Gewicht von einer Seite zur anderen. Setzte sich dann jedoch schnell an die andere Seite und ließ den Kopf rücklings auf der Sitzbank nieder. „Jetzt hätte ich gern Trevors Suffkopf... dem dreht sich bestimmt nicht alles, wenn er einen über den Durst trinkt. “
Manche Verhaltensweisen konnte man eben nicht ablegen. Aber Liam war auch nicht der Typ Mensch, der sich für etwas schämte. Er war, wie er war und entweder man hatte kein Problem damit oder fühlte sich frei, die Zeit nicht mit ihm zu verschwenden. Was Skadi betraf, nahm er ihr Amüsement ganz gewiss nicht höhnisch auf. Er wusste nicht viel über sie oder ihre Herkunft, ihr Leben – viele Dinge, auf die seine Mutter Wert gelegt hatte, kamen bei den einfachen Menschen steif an, erlernt und gespielt. Im Oberstand war es das vermutlich auch, doch der Lockenkopf war lediglich Respekt vor seinem Gegenüber gelernt worden. Mit einem zufriedenen Ausdruck auf den Zügen entgegnete er also ihren Blick, verzog die Lippen leicht und nahm die Flasche entgegen, ehe Skadi möglichst unelegant ins Wasser stolperte und seinen zuvorkommenden Versuch zunichtemachte. Kurz darauf, kaum, dass sie ihren Platz in der Jolle bezog, brachte sie sie auch schon fast zum Kentern. Ob absichtlich oder nicht konnte der Lockenschopf in diesem Moment tatsächlich nicht abschätzen. Abschätzend beobachtete er die Kurzhaarige, wartete, ehe er es wagte, das Beiboot weiter aufs Meer zu schieben. Nüchtern wäre es vielleicht kaum ein Problem gewesen, sie wieder aus den Wellen zu fischen, aber in seinem jetzigen Zustand wollte er nicht wirklich herausfinden, ob es wirklich so einfach war, wie er es sich einbildete.
Zwischen ‚nüchtern‘ und ‚betrunken‘ kam nämlich immer noch die Spanne, in der man betrunken war, sich aber noch ziemlich nüchtern fühlte – bis man sich selbst das Gegenteil bewies. „… Ich fürchte eher, dass sich bei Trevor dauerhaft etwas dreht.“ – Indem man beispielsweise Dinge sagte, die man nüchtern… weniger verfänglich ausgedrückt hätte. Wer ihn kannte, wusste, dass Liam Dinge nur selten böse meinte. Kaum, dass die Wellen ihm knapp über die Knie reichte, kletterte er der Nordskov ins Boot hinterher und kramte das Ruder hervor. „… Ich glaube, ich hab‘ ihn noch nie betrunken erlebt. Mir fällt’s gerade schwer, mir auszumalen, wie sich Trevor unvernünftig verhalten könnte.“ Also – unvernünftiger, verstand sich. Betrunken eben.
Dauerhaft etwas dreht. Skadi versuchte es sich vorzustellen, während sie in den schimmernden Sternenhimmel starrte, der ganz leichte Schlieren zog. Erst dann begriff sie, was Liam damit wirklich meinte. Und schnaubte amüsiert. So konnte man es natürlich auch ausdrücken. „Es ist eben immer schwer sich etwas schlimmer vorzustellen, als es ohnehin schon ist. Als wäre man dabei sich auszumalen, wie es war, noch ... mehr tot zu sein.“ Was per se schon kaum möglich war. Aber das war ja auch nicht die Aussage, die sie damit unterstreichen wollte. „War aber trotzdem ein schöner Abend.“ Murmelte die Nordskov nach einer angenehmen Pause, in der sie aufmerksam den kleinen Wellen am Bug lauschte und die Augen schloss. Im Liegen ließ sich diese Überfahrt etwas besser ertragen als sitzend. Vor allem, wenn sie ihrem Kopf vollkommene Dunkelheit schenkte.
Es schien Ruhe in ihren Zustand einzukehren, was Liam ehrlich freute. Die Übelkeit war – seiner Meinung nach – die unangenehmste und unnötigste Nebenwirkung von Alkohol, wohingegen der Schwindel allein manchmal eigentlich sogar ganz witzig war. In dieser Nacht war das Meer aber gottseidank auch ruhig und friedlich und gestaltete ihre Überfahrt angenehm sanft. „Hm. In diesem Fall gibt’s allerdings einen recht einfachen Weg, es herauszufinden.“ schlug er unscheinbar vor. In seinem Hinterkopf sammelte sich Vorfreude auf einen betrunkenen Trevor. Man glaubte ihm ja bereits jetzt kaum, dass er nüchtern war bei all dem, was er so trieb. Und während Liam sich weiterhin recht unerfolgreich vorzustellen versuchte, inwiefern Alkohol ihren Kindskopf verändern würde, kehrte eine angenehme Stille zwischen ihnen ein. Eine Stille, die ganz den Wellen gehörte, die sich gegen das Holz lehnten, während das Ruder die Wasseroberfläche wieder und wieder durchbrach. Skadis Stimme war es, die sich unauffällig dazwischen mischte und Liam zurück ins Hier und Jetzt holte. Sein Blick verlor sich von ihrem Ziel und kam wieder auf ihrer Gestalt zum Stehen, die sich in der Dunkelheit kaum vom Rest ihrer Umgebung abhob. Ihre rundliche Nase konnte er vielmehr nur erahnen, während es wirkte, als wäre sie längst eingeschlafen, hätte sie nicht eben noch mit ihm geredet. „Das kann ich nur zurückgeben.“, lächelte er zurück. „Ich hatte seit langem keine derart gute Tanzpartnerin mehr.“
Skadi schmunzelte in der Dunkelheit. Bettete beide Hände auf ihrem Bauch und reckte den Kopf von einer Seite auf die andere. „Es war befreiend sich mal normal bewegen zu können. Nach 5 Jahren, in denen man tut als hätte man rohe Eier zwischen den Beinen... tja... da rostet man schon ein wenig ein.“ Die Vorstellung, wie Enrique mit einer heißen Sohle übers Parkett flitzte, ließ sie schlagartig auflachen und giggelnd die Augenlider aufschlagen. „Kannst du dir de Gúzman tanzend vorstellen?“ Höchst wahrscheinlich tat sie ihm sogar Unrecht damit. Denn sie mochte ihn - ganz offensichtlich - genau so, wie er war. Selbst wenn es da noch eine Seite an ihm gab, die ihr wohl am besten gefiel, bei der er nur nicht bereit war sie immer heraus zu lassen.
Ein kurzer amüsierter Ton verließ seine Kehle, selbst wenn er ihre Aussage anfangs etwas überspitzt fand. So lange jedenfalls, bis ihm wieder einfiel, dass sie sich unter Marinesoldaten aufgehalten hatte, bei denen – vermutlich – jeder einzelne dem anderen etwas vorzugaukeln versuchte, was er nicht hatte. Vielleicht war sie deshalb auch so lange nicht aufgefallen. „Dann bin ich gespannt, was unter dem Rost zum Vorschein kommt.“, hieß seine versteckte Einladung, kurz bevor Skadi in unergründliches Gelächter ausbrach. Doch sie ließ ihn nicht lange im Dunkeln und legte seine Stirn mit ihrer Vorstellung in Falten. Der Name sagte ihm auf Anhieb nichts, aber aus dem Zusammenhang heraus vermutete er, dass sie wahrscheinlich den ehemaligen Offizier meinte. Einen recht steifen, bislang eher spaßlosen Mann, wie Liam fand. Allerdings hatte er auch nicht wirklich viel mit ihm zu tun gehabt bisher. Deshalb überlegte er auch kurz, bevor er zu einer Antwort ansetzte. „Recht steif, vermutlich.“ Wörtlich blieb er allerdings trotz Bedenkzeit bei seinem ersten Gedanken. „Erzähl‘ mir nicht, dass ihr bei der Marine Tanzabende veranstaltet habt.“ Vielleicht war es ja eine Fangfrage gewesen und Skadi offenbarte ihm gleich, dass er einen nutzlosen Orden nach dem anderen abgestaubt hatte.
Recht steif. Skadis Schmunzeln weitete sich zu einem penetranten Grinsen. Froh darüber, dass Liam es kaum sehen konnte und ohnehin mit Rudern beschäftigt war. Sofern er nicht innehielt, um über seine Worte nachzudenken und erst dann wieder das hölzerne Paddel ins Wasser tauchte, als die Dunkelhaarigen kurz den Kopf hob, um energischen einen Schwall Übelkeit hinab zu schlucken. „Ts... wenn du unter Tanzabenden Besäufnisse an Land verstehst, die meist mit einer Prostituierten auf irgendeinem Tavernenzimmer geendet haben.“ Und auch wenn es nicht die tatsächliche Übelkeit war, die sich unter ihre Worte mischte, war Skadis Abneigung gegen diese Erinnerungen deutlich heraus zu hören.
Tatsächlich vergaß er kurz zu rudern, während seine Fantasie etliche in Uniform gekleidete Männer mit finsterer Miene formte, die elegant und leichtfüßig über den Boden glitten, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht. Liam wusste, wie Gesellschaften waren. Wie man tanzte und wie man sich zu benehmen hatte, wenn einem etwas an dem Neid der anderen lag. Aber wie man es auch drehte und wendete: er bekam das blinde Gehorsam nicht mit der Lust und dem Vergnügen einer richtigen Gesellschaft verbunden. Viel mehr musste er darauf achten, nicht zu lachen, während er sich Enrique - mürrisch blickend - zwischen kichernden Mädchen vorstellte, die insgeheim darauf hofften, von ihrem Auserblickten zum Tanz gefordert zu werden. Zum Glück ließ Skadi etwas Luft aus dieser Vorstellung und das Rudern seinerseits wurde wieder regelmäßiger. Das Bild, mit dem sie seinen Gedanken ersetzte war nämlich nicht mal annähernd so amüsant. „... Klingt doch traumhaft.“ Leider klang es nach dem, womit sich Seemänner gerne ihren Landgang versüßten, womit aber auch wieder bewiesen war, dass die Marine keinen Deut besser war als jeder andere Mann. Aber man hörte dem Lockenschopf an, dass sich seine eigene Meinung wohl nicht gänzlich mit seiner Aussage deckte. „Und du bist nie Gefahr gelaufen, dass deine Tarnung im betrunkenen Zustand auffliegt?“ Nicht, wenn man keinen Schluck anrührte. Aber gerade ging er von sich selbst aus und - Himmel - er hätte schon sehr krank sein müssen, um einem Schluck zu widerstehen, wenn er schon in greifbarer Nähe war.
Die dunklen Augen huschten kurz zur Seite und umrissen die Silhouette des Älteren im Halbdunkel. Fast verlor sich ein schwaches Lächeln auf ihren Lippen. Dann richtete sie sich aus ihrer liegenden Position auf, und seufzte. Die Übelkeit war wohl immer noch nicht gänzlich verschwunden. „Das hätte bedeutet selbst betrunken oder mit denen unterwegs gewesen zu sein.“ und so leichtfertig war sie nicht. Ihrer Tarnung und Laune zuliebe. Wenngleich es bedeutet hatte, als der prüde und unspaßige Kollege zu gelten. „Aber bei deren Alkoholpegel hätte ich sogar meine Bandage abnehmen können, ohne dass sie sich daran hätten erinnern können.“ Nur langsam glitt die Nordskov wieder auf den Boden zurück und platzierte ihre Füße neben Liam auf die Sitzbank. Begann leise vor sich hin zu summen und den Wellen zu lauschen, die Liam mit dem Paddel im Wasser schlug. Beinahe wäre sie eingeschlafen. In der angenehmen Stille, die zwischen ihnen herrschte. Auf ihrem Weg zum riesigen Schatten des Schiffes.


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