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Frühlingsgruß
Liam & Skadi ✓✓
Szenen-Informationen
Charaktere Gast
Datum 3 April 1822
Ort Brunnenplatz auf Milui während des Fests
Tageszeit später Abend/früher Morgen
Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Feb 2016
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#11
„Hm hm.“

Skadis Reaktion war nicht wirklich verwunderlich. Er kannte sie bereits, denn kaum einer konnte den Wert eines Instruments schätzen, wenn er nicht näher etwas damit zu tun hatte. Natürlich gab es auch Geigen im unteren Bereich für rund 300 Achter, aber wenn man wirklich etwas qualitativ Hochwertiges wollte, musste man auch bereit sein, dafür zu zahlen. Die Geige, die er damals als Kind von seinem Vater geschenkt bekommen hatte, war im unteren Mittelfeld gewesen. Sonst hätte sie wohl auch nicht so lange durchgehalten und am Ende noch einen so guten Preis erzielt. Ähnlich war das aber doch eigentlich mit allen Dingen. Liam hätte nicht mal im Traum daran gedacht, den Wert eines wirklich guten Bogens zu schätzen. Es war einfach ein Bereich, in dem er sich nicht auskannte. Aber er stellte sich den Wert je nach Material und Herkunft in einem ähnlichen Bereich vor.

„Na, das sollte sich auf jeden Fall einrichten lassen.“

Das konnte er ihr sogar recht zuversichtlich versichern. Und wer wusste schon – vielleicht würden sich sogar ein paar mehr dafür finden, die Spaß daran haben würden. Musik war einfach etwas, was Menschen verband. Natürlich brachte es auch einfach inneren Frieden, aber im Normalfall war es einfach eine Sprache, die jeder sprechen konnte. Er hoffte bloß, dass er dieses kleine Versprechen nicht wieder vergessen würde oder aber dass Skadi ihn schlicht daran erinnern würde. Irgendwo in seinem Hinterkopf dämmerte auch die Ahnung, dass er nicht der einzige an Board war, der ein Instrument beherrschte, aber sein Geist bekam kein genaues Gesicht zusammen. Vielleicht würde sich das einfach von selbst ergeben, wenn der Zeitpunkt denn gekommen war.
Als die Zukunft zur Sprache kam, hätte er sich mit einer oberflächlichen Antwort durchaus zufriedengegeben. Bei dem fragenden Klang ihrer Stimme legte sich ein verständnisvolles Lächeln auf seine Lippen, während sein Blick abermals über die ausgelassene Menschenmenge schweifte. Erst, als sie wieder das Wort erhob, wandte sich seine Aufmerksamkeit wieder gänzlich ihr zu und musterte aufmerksam ihre Züge. Nur in seinem Kopf wippte ein kleiner Teil seiner Gedanken rhythmisch zur Musik. Ihre Geschichte kam ihm bekannt vor, dementsprechend verständnisvoll nickte er schließlich nachdenklich, während er ihrer Überlegung lauschte.

„Dann haben wir was gemeinsam.“

Er hatte keinen Hintergrundgedanken bei dieser Aussage, aber sie konnte ruhig wissen, dass sie nicht alleine war. Der Unterschied zwischen ihnen war wohl bloß, dass Liam nie ein wirkliches Ziel hatte. Er ließ sich Treiben wie Holz auf den Wellen und sah mehr das Hier und Jetzt als ‚Ziel‘. Und solange es ihn sonst nirgends hinzog, war er durchaus bereit, die Wege der Sphinx zu teilen. Allerdings wohl wissend, das das mit Sicherheit nicht das Ende seiner Reise sein würde. Bislang jedenfalls hatte er keine anderen Pläne, als Talin als denkender Bestandteil der Crew zur Verfügung zu stehen. Ihm war jetzt allerdings ganz und gar nicht danach, sich über die anstehende Zukunft Gedanken zu machen. Er hatte dagegen ohnehin eine Allergie und zog die Gegenwart definitiv vor. Abermals hatte sich sein Blick in der Menschenmenge und schließlich auf den Musikern verloren und ließ ihn einfach der Musik lauschen und der Extase der anderen Menschen folgen, bis er Skadis Stimme abermals neben sich vernahm. Noch bevor er ihr den Kopf zugewandt hatte, verriet ein Lächeln voller Freude bereits seine Antwort. Er hob den Humpen, leerte den Rest mit einem Schluck und stellte ihn neben den anderen leeren Becher.

„Das musst du mich nicht zwei Mal fragen.“

Damit führte er sie ein bisschen tiefer in die Menge hinein und genoss die Spielerei mal aus der anderen Perspektive. Nämlich nicht vom ovalen Platz, den man den Musikern ließ, um ungestört für Melodien und Gesang zu sorgen, sondern aus der Mitte des Publikums heraus, das sprang, sich drehte und tanzte, als gäbe es kein Morgen mehr. Irgendwann, als die Musik es zuließ und zum paarweise gemeinsamen Tanzen aufrief, hielt er ihr einladend die Hand hin und fühlte sich lebendig.
Crewmitglied der Sphinx
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#12
Sie würde ihn bei passender Gelegenheit an seine Worte erinnern, wenn sie wieder einmal schlaflos auf dem Deck herum geisterte und sich weder vor dem Geschnarche der Männer, noch ihren verworrenen Gedanken retten konnte. Als Kind hatte sie die Abende geliebt, in denen die Männer der Insel an großen Lagerfeuern Geschichten erzählten, aus alten, längst vergangenen Zeiten. Fasziniert und aufgeregt war sie auf dem Baumstumpf hin und her gerutscht, bis die Müdigkeit sie übermannte und gegen ihren Bruder gelehnt einschlafen ließ. Oft genug sehnte sie sich nach eben diesen Tagen zurück, an denen ihr die banalsten Dinge wichtig gewesen waren. Ob sie die nächste Auswahlprüfung bestand, sich gegen ihre Cousins im Zweikampf behaupten und ihre Ausbildung zur Jägerin antreten konnte.
Ein fast schon trauriger Schatten legte sich über das matte Lächeln auf ihren Lippen. Fast schon abwesend nickte Skadi bei Liams Worten, spürte jedoch sehr deutlich den seltsamen Druck in ihrer Brust. Womöglich war an seiner Aussage mehr dran, als sie ahnte. Dass sie mehr als nur diese Rastlosigkeit gemein hatten. Doch tief in ihrem Inneren war es Balsam für ihre Seele, dass sie nicht die einzige war, die mit einem kleinen Loch durch die Welt lief.
All jene Gedanken streifte sie mit nur einer Bewegung von sich. Glitt vom Brunnen hinab und sehnte sich schlagartig nach Ablenkung. Spürte wie die Musik sie einlullte, zu sich lockte und ihr erlaubte wenigstens für einen Abend sie selbst zu sein. Nur sie selbst. Keine Jägerin, keine Rächerin der Schwachen, keine selbstbewusste, starke Frau, die sich durch nichts und niemanden klein kriegen ließ.

Ein warmes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, als sie Liams Euphorie bemerkte. Spürte den Anflug eines Auflachens in ihrer Kehle und folgte ihm tief in die Menge hinein. Ließ sich mit jedem Schritt von der Musik hinfort tragen und genoss jeden einzelnen Rhythmus, der bebend durch ihren Körper rauschte. Lange hatte sie sich nicht mehr so frei gefühlt wie jetzt. Ließ alle Sorgen und Bedenken hinter sich und tat das, was das Leben eines jeden Menschen ausmachte: leben!
Womöglich hatte sie nicht einmal Enrique jemals so losgelöst erlebt. Mit einer strahlenden Miene, die jeden Zweifel hinfort wischte. Die keinen Fremden glauben ließ, dass die Nordskov außerhalb dieses Festes schweigsam und emotionslos sein konnte. Dazu neigte Menschen zu verletzten, wenn sie eine Notwendigkeit darin sah. Dass sie sich in ihren Rachegelüsten verbiss, bis der rechte Zeitpunkt gekommen war. Nichts von alledem war auf ihrem Körper zu sehen. Als wäre sie schon immer jene schimmernde Persönlichkeit gewesen, die lachend durch die Menge tanzte, sich drehte und die Musik durch ihren Körper strömen ließ. Ihr Kopf war wie leergefegt von allem, füllte sich mit schillernden Farben und Düften, die sie an exotische Früchte erinnerten.
Nur langsam kam sie wieder in die Gegenwart zurück, als die Musik leiser wurde und sich dem schummrigen Licht der Lampions und Kerzen anpasste. Tief ausatmend drehte sie sich ein letztes Mal auf den Zehenspitzen herum – ehe sie verwirrt auf Liams Hand blickte. Der Kloß der sich schlagartig in ihrem Hals verfing, plumpste mit einem seltsamen Nachbeben in ihre Eingeweide. Irgendwie wirkte die sonst so taffe Nordskov… verunsichert.
Womöglich wäre es niemandem aufgefallen, der sie nicht 24/7 beobachtete. Doch Skadi vermied es peinlichst genau, berührt zu werden. Hasste das Gefühl auf ihrer Haut, wenn jemand mit seinen Fingern darüber strich, ohne dass sie es wollte. Selbst bei Enrique hatten sich ihre Nackenhärchen aufgestellt, kaum dass seine Arme sich tröstend um sie schlossen. Und dennoch fühlte sich die Dunkelhaarig seltsam benebelt. Magisch von dem Moment angezogen, der sich in ihrer Vorstellung zog wie Kaugummi.
Zaghaft, fast als könne Liam sie mit einem Schlag und einem spöttischen „Taha, reingefallen!“ von sich weisen, legte sie erste die Spitzen ihrer langen Finger auf seine Handfläche, ehe sie sie vorsichtig über die warme Haut gleiten ließ und dann ihre Hand gänzlich auf seine bettete.
Es fühlte sich merkwürdig an, wie ihr Körper in seinem Zug just nach vorn glitt und den wortlosen Anweisungen folgte. Der Lockenkopf musste ein verdammt guter Tänzer sein, wenn sie sich nicht eine Sekunden lang Gedanken darüber machen musste, wie sie sich angesichts der Nähe bewegen sollte. Legte nur wenig später wie selbstverständlich ihre freie Hand auf seine Schulter und mustert ihn nachdenklich. Schluckte kurz und sah dann an ihm vorbei in die Menge hinein.
Warm pulsierte das Blut auf ihren Wangen. Verlieh ihrem Gesicht eine gesunde, frische Farbe.

“Danke.“, huschte es leise durch ihre Lippen, während sie dem Takt der Musik folgte. Sah aus den Augenwinkeln zu Liam hinauf und bettete dann ihre brennende Wange gegen seine Schulter. Schloss für einen Moment die Augen und konzentrierte sich auf ihren Atem. Lauschte der Musik, den raschelnden Schritten und flüsternden Stimmen. Ließ jeglichen Anspannung aus ihren Muskeln verschwinden und hörte irgendwann das beständige Pochen hinter Liams Brust.
Crewmitglied der Sphinx
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#13
Er hatte wahrlich nicht für möglich gehalten, dass er dieses Leben mit einem dieser Menschen teilen würde. Für die meisten von ihnen boten Feste lediglich eine einfache Möglichkeit, an Gold zu kommen und die ausgelassenen, unvorsichtigen Menschen ganz nach alter Manier auszunehmen, wo sich nur die Gelegenheit bot. Dabei merkten sie nicht einmal, was ihnen entging – das Leben nämlich, welches sich zwischen Abenteuern und Schatzsuchen abspielte. Auch er war gerne auf Reisen, entdeckte die Welt und wollte jegliche Grenzen der Welt überschreiten – dabei fühlte er sich lebendig. Lebendiger aber fühlte es sich an, Musik zu machen, zu lachen und zu tanzen und sämtliche Sorgen hinter sich zu lassen. Zumindest für den Moment. Aber es reichte, um Energie zu tanken, um sich neuen Hindernissen zu stellen; zu vergessen, was war und sich auf das zu freuen, was noch kommen würde. Vielleicht war dieses Frühlingsfest gerade recht gekommen, um ihn aufzufangen – und wie es schien, schaffte es die Musik ebenso, Skadi zu erobern und sie für den Augenblick von alledem, was hinter ihnen lag, zu befreien.

Die Euphorie der Menge riss einen mit, kaum, dass man ein Teil von ihr war. Schon, als sie bloß am Rand gestanden hatten, war die Freude dieser Menschen deutlich zu spüren gewesen – jetzt ergriff sie einen in voller Wucht und animierte einen mehr und mehr dazu, sich im Klang der Musik zu drehen und zu wenden, ohne auch nur einen Gedanken an die Zeit zu verschwenden. Immer mal wieder hüpfte die kleine Gestalt Skadis durch sein Blickfeld, doch in erster Linie konzentrierte sich der Lockenkopf in diesem Augenblick auf sich selbst und die Klänge in seinen Gliedern. Erst, als die Melodie etwas abnahm und in den Hintergrund rückte, um eine neue Komposition darzubringen, ließ die Extase von ihm ab. Die langsameren Töne allerdings ließen ihn wie selbstverständlich die Hand einladend in die Richtung seiner Begleiterin strecken, um es den Menschen um sie herum gleichzutun. Die Funken der Fackeln stoben in der Dunkelheit um die Menge herum und erloschen im Schwarz der Frühlingsnacht, während ihre Herde tanzend gen Himmel züngelten. Was für ihn eine ganz selbstverständliche Einladung war zum Tanz war, schien der Nordskov allerdings nicht ganz so vertraut. Liam würde sie nicht zwingen, ganz gewiss nicht, aber vielleicht war sie bereit genug, sich diese Art von Brauch näher bringen zu lassen. Diese Art von Tanz hatte nichts derart intimes, sondern galt allein dem gemeinsamen Tanz zur Musik. Dass es Skadi allerdings dennoch bereits zu intim sein könnte, schloss er nicht. Das Lächeln auf seinen Zügen blieb fröhlich und abwartend und die Hand offen und einladend ausgebreitet, bis sich die Nordskov schließlich doch dazu entschied, die Einladung anzunehmen. Liam allerdings behielt ihr anfängliches Unbehagen im Hinterkopf, als er die Hand leicht um ihre schloss, als wäre sie zerbrechlich. Er hatte registriert, dass sie sich schwer damit tat; umso seichter war schließlich auf die Berührung oberhalb ihrer Hüfte, um sie richtig führen zu können. Er setzte die Hand absichtlich etwas weiter oben an als normal und wunderte sich dann doch, wie einfach und angenehm sie sich im Tanz führen ließ. Nach und nach schien die Scheu ein wenig von der jungen Frau abzulassen und der Spaß zu übernehmen. Ein letztes, ermutigendes Lächeln galt ihr, ehe er wieder die Augen schloss und die Musik übernehmen ließ.

Erst, als ihre Stimme sich sanft zwischen die Klänge der Instrumente mischte, blinzelte er. Fragend schoben sich seine Augenbrauen für einen Herzschlag zusammen, was Skadi allerdings unmöglich sehen konnte. Wofür er diesen Dank verdient hatte, erschloss sich ihm nicht wirklich, denn für ihn war all das hier etwas völlig Selbstverständliches. Trotzdem – wenn es ihr ein Bedürfnis war, war er bereit, es entgegenzunehmen. Besonders, weil es augenscheinlich so einfach gewesen war, ihr eine Freude zu machen. Hätte er Skadi bereits besser gekannt, hätte er das wahre Gewicht dieses kleinen Wortes vielleicht im Entferntesten erahnen können. Irgendwann vielleicht, wer wusste schon, was die Zukunft brachte. Im Augenblick jedoch war sie unbedeutend und nichtig. Das Hier und Jetzt zählte und hatte die beiden fest in seinem Griff. Statt einer wirklichen Reaktion auf ihren Dank also – was er ohnehin als unpassend empfunden hatte – legte er die bisher eher nur oberflächlich aufgelegte Hand an ihrer Hüfte vorsichtig fester auf, sodass es beinahe einem richtigen Griff entsprach. Und nachdem keine weitere Reaktion darauf hinwies, dass es ihr unangenehm war, gab er sich wieder der Zeitlosigkeit hin, der Musik und den flackernden Funken um sie herum, die mit all den Menschen gemeinsam tanzten und lebten.

Erst, als nach einer gefühlten Ewigkeit die Musik allmählich verstummte, löste sich die eine Hand von ihrer Taille und die andere von ihrer Hand. Ein ausgelassenes und fröhliches Lächeln lag auf seinen verschwitzen Zügen, während er den Blick kurz über die leicht zerstreuende Menge wanderte, bevor er auf Skadi zum Ruhen kam. Neugierig suchte er ihre Züge nach Anhaltspunkten ab, ob ihr diese Art von Zeitvertreib gefallen hatte. Vermutlich war der Sonnenaufgang nicht mehr allzu viele Stunden entfernt. Wenn sie also noch ein Bier wollten, um ihren Durst zu stillen, mussten sie sich vielleicht beeilen. Auf dem freien Platz der Musiker lagen sich ein paar Menschen glücklich und dankbar für das gemeinsame Spiel in den Armen, ehe die ersten Anstalten machten, aufzubrechen. Auch die Menschen aus der Menge verteilten sich langsam mehr und mehr. Liam steuerte wieder auf den Platz am Brunnen zu, an dem ihre beiden leeren Krüge darauf warteten, erneut gefüllt zu werden. Definitiv etwas, worum er sich gleich kümmern würde.
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#14
Es war faszinierend wie entspannt die Nordskov wirkte - umringt von fremden Gesichtern und potentiellen Meisterdieben. Doch all das schien ihren Verstand nicht zu erreichen, der einfach nur noch nach Ablenkung suchte. Hinfort waren die antrainierten Verhaltensweisen und Denkmuster. Machten der Leichtigkeit Platz, die Liam ihr mit ausgestreckter Hand darbot, als wäre es das einfachste der Welt. Hatte sich Skadi bis eben noch der Musik hingegeben und vollkommen sorglos gewirkt, fiel es ihr nun sichtlich schwerer, entspannt zu bleiben. Gar wirkte es, als zöge sich jede Muskelfaser ihres Körpers krampfartig zusammen, kaum dass Liam seine Tanzeinladung wortlos formulierte. Doch es brauchte keine Begründungen, damit er die Tragweite dieser kurzweiligen Zurückweisung verstand.

Mit einem tiefen Atemzug zwang sich die Nordskov also zu etwas, dass von Enrique als „Skadi untypisch“ bezeichnet worden wäre: sie ließ die Nähe zu, die ihr bereits jetzt schon viel zu intim war. Berührte Liam zaghaft und ließ sich führen, als wäre es lediglich eine ganz kleine und leise Entscheidung gewesen.
Vielleicht würde der Musiker irgendwann erkennen, wie viel Wertschätzung sie ihm damit entgegen brachte.


Allmählich verflüchtigte sich die Musik in der Luft, bis sie vollkommen verstummt war. Die Menge um sie herum wurde lichter und verschwand sukzessive in den letzten Schatten des Abends, während Skadi langsam den Kopf hob, den sie unbeirrt auf Liams Schulter gebettet hatte. Sie fühlte sich seltsam benebelt und neben sich. Kniff eines der dunklen Augen zusammen, bevor sie ihren Blick auf den Lockenkopf richtete und kaum das Schmunzeln unterdrücken konnte, das an ihren Mundwinkeln zupfte. Diese Freude die aus jeder Pore seines Körpers troff wie Honig, war fast schon niedlich.

“Wollen wir noch etwas trinken, bevor wir zum Schiff zurückgehen?“

Die Nacht würde noch kurz genug werden und zumindest konnte sich Skadi mit reichlich Bier dazu zwingen, die Geräusche um sich herum zu vergessen und wie ein Stein bis zum nächsten Morgen durchzuschlafen.
Liam ging bereits voraus, als sie geendet hatte und beantwortete somit ihre Frage, ohne noch einmal zurückzuschauen.
Langsam folgte Skadi seiner Silhouetten, fühlte sich selbst nach einigen Schritten noch etwas unsicher auf den Beinen. Das Blut rauschte wie ein Wind durch ihren Körper und würde einige Zeit brauchen, um zu einer leichten Brise abzuschwellen.

“Ich weiß nicht mehr, wann ich das letzte Mal so ausgelassen getanzt habe.“

Es war vielmehr eine Floskel, die sie zur Verdeutlichung ihres Gemütszustandes nutze, als eine rhetorische Frage. Doch vllt war es der erste kleine Hinweis, den Liam zu ihrer Vergangenheit erhielt. Wobei ihre Zeit bei der Marine Erklärung genug sein würde. Da brauchte man nicht tiefer graben, um zu verstehen, dass es wohl eine Wohltat war, diese unterdrückte Leichtigkeit wie Wasser aus sich heraus sprudeln zu lassen.

Sichtlich entspannt nahm die Nordskov ihren Tonkrug in die Hand. Richtete ihren Blick ein letztes Mal auf die Musiker, die sich zufrieden und glücklich in den Armen lagen, ehe sie Liam zum Getränkestand folgte.
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#15
Irgendwann hatte er aus den Augenwinkeln zu ihr hinunter geschielt, hatte ihre Bewegungen beobachtet und irritiert festgestellt, wie zerbrechlich sie in diesem Augenblick wirkte. Ihr Zögern und anfängliches Unbehagen war zwar mittlerweile nicht mehr wirklich zu spüren, doch da gewesen. Greifbar, sichtbar und Liam fragte sich, als er den Blick wieder in die Menge hob, woher es wohl rührte. Was brachte einen selbstbewussten, standhaften Menschen dazu, vor solch einer Kleinigkeit wie Nähe oder gar bloß einer Berührung zurückzuschrecken? Oder hatte sie einfach Furcht gehabt, sich zu blamieren? Skadi wirkte nicht, als hätte sie noch nie in ihrem Leben getanzt, genauso wenig wie sie den Anschein machte, neue Dinge nicht gerne ausprobieren zu wollen. Als sein Blick abermals auf ihren Hinterkopf fiel, war die Zerbrechlichkeit mit einem Blinzeln verschwunden und Liam wunderte sich über zweierlei Dinge. Wunderte sich, ob er sich das Ganze einfach nur eingebildet hatte und weshalb er sich darüber überhaupt Gedanken machte. Wieder schloss er die Augen und konzentrierte sich dieses Mal wieder auf die Musik und auf den Tanz, ehe die Klänge in der Dunkelheit verklangen und er sich von seiner Tanzpartnerin löste.

Auch jetzt, als er ihren Blick mit einem fröhlichen Grinsen erwiderte, verstand er nicht, wie sein Eindruck von vorhin überhaupt zustande gekommen war. Skadi wirkte ausgelassen und glücklich, was seinem eigenen Spaß nur zugute kam. Ihre Frage, ob sie noch ein wenig bleiben würden, beantwortete er mit einem Nicken, welches vielleicht ein wenig in seiner Drehung unterging, die ihn zurück zum Brunnen führte. Skadi folgte ihm und durchkreuzte seinen Plan, sich dieses Mal für die Getränke zu revanchieren, indem sie selbst nach ihrem leeren Krug griff, bevor er es tun konnte. Auch gut, er ließ sich nichts anmerkten und konzentrierte sich stattdessen auf Skadi selbst. Liam lächelte bei ihren Worten. Man sah ihr an, wie viel Ehrlichkeit darin lag.

„Naja, die Marine ist auch nicht unbedingt als feierwütiges Volk bekannt.“, bemerkte er und zuckte grinsend mit den Schultern. „Das läuft hier seit dem ersten Festtag so. Ein Teil von mir ist glaube ich schon froh, wenn es vorbei ist. Jedenfalls würde sich der Muskelkater nicht beschweren. Aber ich würde es nicht missen wollen. Für kein Geld dieser Welt.“

Da konnten die anderen noch so viel Reichtum stibitzen – für ihn war das hier weitaus kostbarer. Vielleicht konnte Skadi es jetzt ein bisschen nachvollziehen, weshalb er sich die Abende lieber hier um die Ohren schlug, statt Materialien für die Sphinx zu besorgen. Sowieso konzentrierte er sich eher auf die legalen Mittel und Wege, Gold zu beschaffen und das abendliche Spiel brachte auch den ein oder anderen gnädigen Achter ein. Er war vielleicht nicht die größte Hilfe, aber immerhin steuerte er etwas bei. War das nicht die Hauptsache? Mit einem Nicken in die Richtung des Getränkestandes lud er Skadi ein, ihn zu begleiten. Während sie ihre leeren Krüge abgaben und auf neue Humpen warteten, holte Liam seinen Geldbeutel hervor, um das nötige Gold herauszukramen, doch kaum dass sie zwei neue Tonkrüge vor sich stehen hatten und der Lockenkopf das Geld eintauschen wollte, wies der fröhliche Mann seine Bezahlung zurück. Die letzten Tage schon hatten sie die Musiker freiherzig mit Bier versorgt und keinen Achter von ihnen sehen wollen. Stattdessen erfreuten sie sich an der Musik und waren dankbar über die Einnahmen, die sie ihnen brachte. Liam bedankte sich, ließ das Gold wieder in den kleinen Beutel gleiten und reichte Skadi einen der Humpen, um gleich darauf noch einmal anzustoßen.
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#16
Manchmal war es ein Vorteil das Leben des anderen nicht zu kennen. Es verhinderte, dass Erwartungen und Vorstellungen mit der Realität zusammenkrachten und vollkommen deformierte Wahrheiten entstanden. In Skadis speziellem Fall war sie sogar einem mitleidigen Blick entgangen, sofern Liam auf ihre Geschichte ähnlich reagierte wie der Leutnant. Dieser hatte sich zwar angesichts ihrer „gleichgültigen“ Haltung schnell wieder gefasst, doch die Nordskov kannte den Musiker einfach nicht gut genug, um anderes zu erwarten. Sie war kein besonders gefühlsduseliger Mensch und kam auch nur selten mit Tränen und Trauer zurecht. Doch dieses kleine Wort, nur dieses eine war das Schlupfloch ihrer Emotionen.

Der Tonkrug fühlte sich angenehm kühl an, kaum dass sie ihn mit den Fingerspitzen berührte und gemeinsam mit dem Lockenkopf zum Schankstand schlenderte. Die Hitze flirrte immer noch um ihr Gesicht und verlieh ihren Wangen eine angenehme Röte. Kurz rückte sie den Saum ihrer hüfthohen Leinenhose zurecht und seufzte bei Liams Worten. Alles was man über die Marine im Volksmund sagte, stimmte. Sie waren verklemmt, besaßen mehr als nur einen Stock im Arsch und wurden giftig, wenn man ihre Autorität in Frage stellte. Wobei letzteres bei ihrem Vater ähnlich, wenn auch eher passiv aggressiv gewesen war. Doch anstelle eines überlegenen Zweitkampfes, ließen sich die Männer des „Gesetzes“ nur auf einen Monolog ihrerseits ein und verfrachteten einen in die dreckigsten Verliese.

„Gottvater bewahre... betrinken und herumhuren konnten sie, wenn sie an Land und allein waren. Aber auf dem Schiff sind sich ihre Köpfe fast gegenseitig in den Arsch geglitten...“

Tolle Formulierung, auch wenn es Wort für Wort so stimmte.

„Gegen den Muskelkater würden Wärme und Arnika helfen - wenn es sich nicht mehr aushalten lässt.“

Mit einem Lächeln blickte sie im Gehen zu ihm hinüber und fuhr mit beiden Daumen über den Rand ihres leeren Tonkrugs.
Sie kannte einige Kräuter, die oberflächliche Verletzungen und Schmerzen lindern konnten. In ihrem Training war es nicht selten vorgekommen, dass sie grün und blau ins Bett sank und sich am nächsten Morgen kaum mehr bewegen konnte. Dank ihrer Großmutter hatte sie zumindest am nächsten Tag nicht wie ein Waschlappen vor ihrem Vater gewirkt- oder sich am nächsten Trainingstag noch sämtliche Knochen, Muskeln und Sehnen gerissen, gebrochen oder gestaucht.

Mit einem dankenden Nicken, nahm sie wenig später den gefüllten Krug zurück und schmunzelte innerlich. Die Musiker schienen sich einen guten Stand in diesen Kreisen aufgebaut zu haben, wenn man ihnen kostenfreies Bier zur Verfügung stellte. Sollte sie bis zu ihrem nächsten Seegang also noch einmal den Wunsch nach Unterhaltung und einem blonden Gesöff verspüren, würde sie wieder hier her kommen und nach dem Lockenkopf suchen, an dessen Seite sie nun stand. Den Krug voraus gehoben, um mit ihm anzustoßen. Geräuschvoll schlugen die Gefäße aneinander und verklangen selbst noch, als sich Skadi einen großen Schluck gönnte. Gott, sie hatte kaum bemerkt wie sehr ihre Kehle brannte.

„War dir eigentlich von Beginn an klar, dass ich kein Mann war?“

Es war schneller aus ihr heraus gesprudelt als beabsichtigt. Doch während sie ihn beobachtete, fragte sie sich das. Nur wenige hatten eine derart ausgiebige Regung gezeigt wie Enrique. Wobei der 4 Jahre mit ihrer Maskerade gelebt hatte. Nicht 3 Tage, von denen sie eigentlich nur geschlafen und sich von ihren Verletzungen erholt hatte.
Dass der Verkäufer mit irritiertem Blick zu ihr hinüber sah, blendete Skadi aus. Auch wenn es ihr trotz seines Versuch zu wirken, als säuberte er die zurückgegangen Krüge, aufgefallen war.
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#17
Selbst, wenn er schwieg, sah man seinen Zügen recht genau an, dass er völlige Zustimmung für das empfand, was Skadi so treffend in Worte fasste. Ebenso hatte er keinerlei Grund, zu verbergen, dass ihr für diese eloquente Wortwahl zumindest mal ein anerkennendes Nicken gebührte. Manchmal war eine blühende Fantasie auch eine Last. Zum Glück gewann die junge Frau den Kampf um seine Aufmerksamkeit dieses Mal und ersparte ihm genauere Szenen vor seinem inneren Auge. Stattdessen weckte sie mit ihrem Tipp ein ganz anderes Interesse in ihm. Überrascht schaute der Lockenkopf zu ihr hinüber und obschon man seine Worte auch durchaus abwertend hätte werten können, war nicht zuletzt der neugierige Ausdruck in seinen Augen Beweis genug dafür, dass es nicht so war. Aber mittlerweile hatte Skadi ohnehin genug Gelegenheit gehabt, einen Einblick von ihm zu erlangen. Er war nicht unbedingt ein Buch mit sieben Siegeln, mehr das leichtverständliche Tratschblatt für jedermann mit einer gewissen Vorliebe für allerlei Witz. Oder anders gesagt: Liam war ein offenes Buch, welches keinen Grund darin sah, sich zu verstellen. Entweder man nahm ihn, wie er war oder man konnte getrost auf ihn verzichten.

„Oho, eine Kräuterfee also.“ Seine Augenbrauen schoben sich für einen Sekundenbruchteil mit einem Hauch Überraschung in die Höhe. „Im Augenblick wäre das wohl eher ein Kampf gegen Windmühlen. Aber wenn das Fest hier vorbei ist, komme ich darauf zurück.“

Sie konnte es als Drohung verstehen, wenn sie denn so wollte; oder aber als weiteres Versprechen, auf das gleich darauf schon ihre gefüllten Krüge miteinander anstießen. Im Moment aber war wohl weitere Bewegung das beste Hilfsmittel, um nicht morgens bewegungslos in der Hängematte liegenzublieben. Das nämlich wollte er unter keinen Umständen. Egal, wie stark die Schmerzen auch sein würden – er würde sich keinen Tag dieses Festes entgehen lassen, bevor sie wieder in See stachen. Und hey, wenn es ihr gefallen hatte, sollte sie sich herzlich eingeladen fühlen, es ihm gleich zu tun. Die Pause, in denen sie ihre Krüge zum Mund hoben, währte nicht lange, war Liam aber auch nicht wirklich als solche vorgekommen. Lange jedenfalls ließ er die Kurzhaarige nicht auf eine Antwort warten.

„Nein, war es nicht. Woher denn auch?“, entgegnete er wahrheitsgemäß und erwiderte ihren Blick. „Wobei -“ Der Zeigefinger seiner Krughand hob sich, als wäre ihm gerade etwas eingefallen. „- ich mir gedacht habe, dass irgendetwas mit dir nicht stimmen konnte. Oder mit Kaladar, wie man’s nimmt.“ Dieses Mal war das verschmitzte Lächeln auf seinen Zügen Vorbote seiner Gedanken, während er Skadi kurz auf die Folter spannte. Männer nämlich vergreifen sich nicht an den sensibelsten Teilen eines anderen Mannes. … Also, es sei denn sie sind extrem feige oder -“ Liam zuckte beiläufig mit den Schultern. „zu sehr davon angetan.“

Wenn sie verstand, was er meinte. Es gab kaum unangenehmere Schmerzen als diese. Es gab stärkere, zweifellos, aber nur wirklich wenig konnte man mit einem Hieb ins Gemächt vergleichen. Und als Mann hielt man sich auch in den brenzligsten Situationen an dieses unausgesprochene Gesetz – es sei denn, man war ein feiger Junge, dem Flucht wichtiger war als diese Art von Ehre. Seiner Stimme konnte man entnehmen, dass für ihn kaum etwas dabei war. Skadi hatte mit Sicherheit ihre Gründe gehabt und wenn er ehrlich war, konnte er sich weitaus besseres vorstellen, als sich als Mann verkleidet auf ein Marineschiff zu schleichen. Aber wenn sie nun schon dabei waren, kam ihm ebenfalls eine Frage, die ihn interessierte. Vorher aber nahm er einen weiteren Schluck Bier.

„Warum hast du dich offenbart?“ Den Kopf leicht zur Seite gewogen, lag sein Blick neugierig auf ihren noch immer rötlichen Zügen. „Ich meine, du hättest noch ein paar Tage das Schauspiel mitspielen können und kaum hätten wir die Insel erreicht, hättest du dich aus dem Staub machen können. Du hättest nichts zu verlieren gehabt.“

So jedenfalls war sein Gedanke. Die wahre Antwort darauf aber kannte wohl nur Skadi allein. Vermutlich hätte sich Liam selbst mit einem Schulterzucken zufrieden gegeben und ihr geglaubt, dass es eine spontane Aktion gewesen war. Aber vielleicht lag ja doch mehr dahinter.
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#18
Bei dem Wort Kräuterfee musste Skadi auflachen. Eigentlich waren ihr Bezeichnungen wie „Hexe“ und „Kind des Teufels“ geläufiger, doch wenn Liam der Meinung war, ihr das Wesen einer Fee über zu helfen, sollte ihr das nur Recht sein. Ganz davon abgesehen, dass seine Miene unschuldig und interessiert zu ihr hinüber sah.

“Mach das. Ich habe so einige Tricks auf Lager.“

Eine Hand wusch bekanntlich die andere. Vielleicht ließ sich seine nächtliche Vorleserei mit einer Massage kombinieren – denkbar wäre es allemal und Skadi hätte sicherlich kein Problem damit. Eiskalt rann das blonde Nass ihre Kehle hinab und kühlte den aufgeheizten Körper. Ein brennen fegte über ihre Haut und verschwand als angenehmes Kribbeln in ihren Zehenspitzen. Die Bewegung hatte definitiv gut getan und ihre Gedanken gereinigt. Das Bild des Fremden in der Gasse war ihr wie aus dem Gedächtnis gefegt und würde sich erst morgen mit einem lauten Kater zu Wort melden.
Den Krug vor der Brust haltend, beobachtete die Nordskov jede Regung in Liam Antlitz. Lauschte seinen Worten, die sich ehrlich anfühlten. In ihrer gesamten Zeit auf der Morgenwind war sie keiner Meute an Menschen gegenüber getreten, die so offen mit ihrer Meinung hausierten – Shanaya mal ausgenommen, die ihre Zeit damit zubrachte anderen zu testen. Dieses Mädchen konnte noch eine gefährliche Schlitterpartie für sie werden.

“Wenn ich die Sorte Mann gewesen wäre, hätte ich nicht zugeschlagen, sondern fest zugepackt.“
Ein verspieltes Zucken durchfuhr ihre geschwungenen Augenbrauen, bevor sie den Krug abermals an die Lippen setzte. Dennoch hatte sie sehr gut verstanden, worauf der Lockenkopf hinaus wollte. Und irgendwie beruhigte es sie, dass ihre Maskerade selbst gut genug für Fremde gewesen war, die weitaus mehr Gehirnzellen besaßen als ein Stück Brot.
Seine Frage jedoch ließ sie innehalten. Bisher hatte es niemanden interessiert, wieso sie sich preis gab. Was sie dazu bewegte, was sie gedacht oder gefühlt haben musste. Denn in der Tat hätte sie einfach auf den nächsten Moment warten und sich aus dem Staub machen können. Mit einem Seufzen senkte Skadi die dunklen Augenpaare gen Boden. Überlegte eine Weile, wie sie antworten sollte – weil sie ihm eigentlich alles und doch nichts sagen wollte.

“Glaube es oder nicht… ich bin kein Mensch, der vorgibt etwas zu sein, was er nicht ist. Ich hatte meine Gründe auf diesem Schiff als Kaladar zu sein… doch keinen um das weiterhin auf eurem zu bleiben.“

Etwas ernster wurden die braun gebrannten Züge der Nordskov, die immer wieder vom flackernden Licht der Fackeln erhellt wurden. Es viel ihr schwer die Worte aus ihrem Kopf über die vollen Lippen zu befördern, doch noch seltsamer war der Druck in ihrer Brust, wenn sie nicht aussprach was sie dachte.

“Und ich hätte durchaus etwas zu verlieren gehabt…“

Langsam hoben sich die dunklen Augen, wanderten über den lang gezogenen Schatten, über die Spitzen seiner Schuhe bis hin zum Ansatz seiner braunen Locken.

“…mich selbst.“

Eine Weile starrte sie ihm einfach wortlos entgegen, wirkte nachdenklich und verletzlich zugleich. Sog dann tief die Luft ein und verlor jegliche Emotion in ihrem Gesicht.

“Ich weiß nicht wohin mich die Zukunft noch führen wird… aber sollte ich auf eurem Schiff bleiben, wäre es kein guter Start, erst nach Monaten mit der Wahrheit heraus zu rücken. Ich habe den Eindruck das Ehrlichkeit sehr geschätzt wird – was mir mehr also nur zu Gute kommt.“

Mit einem tiefen Zug aus ihrem Krug beendet Skadi somit das Kapitel – leerte das Gefäß  sogar vollständig und wischte sich mit dem Handrücken den leichten Schaumbart von der Oberlippe.
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#19
Skadi verstand und ihre kecke Antwort ließ Liam sich kurzerhand fast an seinem Bier verschlucken, welches er gerade wieder zum Mund geführt hatte. Zum Glück konnte er – nicht unbedingt unbemerkt – schlimmeres verhindern, räusperte sich bloß und taxierte die Kurzhaarige mit einem gespielt tadelnden, aber durchaus amüsierten Blick, ehe er das Grinsen wieder hinter dem Tonkrug verbarg. Unbewusst lockerte er seinen Stand dabei etwas, als hätte die bloße Vorstellung gereicht, ihn daran zu erinnern, wie es sich anfühlte. Er ging nicht näher darauf ein, zu differenzieren, ob es die gute oder die schlechte Art war, sondern ertränkte den Gedanken lieber in einem weiteren Schluck Bier, bevor ihr Thema wieder ernstere Züge annahm. Zum Glück wenn man so wollte, selbst wenn er es im berauschten Kopf vielleicht ein bisschen bedauerte.

Ihm allerdings schien das folgende Thema weitaus weniger auszumachen als Skadi, obwohl sie damit begonnen hatte. Dem Bier sei Dank allerdings sah er ihre Reaktion um einiges entschärfter und ließ den Blick nicht von ihr ab, während sie sich ihre Antwort offensichtlich besser überlegte, als er es vorher getan hatte. Dann allerdings erhaschte sie Verständnis auf seinen Zügen und gerade, als er ihre Worte mit einem „Okay.“ als ausreichende Antwort quittieren wollte, fuhr sie fort. Und wie es sich gehörte, unterbrach er sie dabei nicht. Aber er bemerkte trotz des Alkohols, dass er mit seiner Frage vielleicht tiefer gebohrt hatte als beabsichtigt. Nicht nur, weil sie nachwievor den Blick gen Boden hielt, sondern auch, weil er abermals diesen zerbrechlichen Zug zu erkennen glaubte, der ihm vorhin bereits aufgefallen war. Das Lächeln auf seinem eigenen Gesicht erstarb, während er ihrer Stimme lauschte. Als sie geendet hatte, erwiderte er ihren Blick einen Augenblick ebenso reglos wie sie. Selbst, als sie ihren Krug mit einem weiteren Zug leerte, musterte er sie noch einige weitere Herzschläge lang, bis er den eigenen Krug abermals erhob, als gäbe es etwas, worauf es sich zu trinken lohnte.

„Tja, Stattdessen hast du jetzt eine chaotische Crew an der Backe, die mindestens so mutig wie unvernünftig ist. Hoffen wir, dass sich der Tausch gelohnt hat.“

Dieses Mal meinte er es rhetorisch, denn ihnen war wohl beiden klar – Skadi mehr als ihm selbst – dass sie bei diesem Tausch nur hatte gewinnen können. Der Witz war längst wieder auf sein Antlitz zurückgekehrt, als auch er seinen Krug leerte, schluckte und ihr wieder entgegenlächelte.

„Noch eins?“, bot er ihr an, und war bereit, ihren Becher entgegenzunehmen.
Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
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#20
Skadi musste unweigerlich in ihren Krug hinein grinsen, als Liam eine halbe Spritzfontäneneinlage hinlegte. Es wirkte fast, als spukte die Vorstellung seiner unsanft zerquetschten Eingeweide viel zu real und nachdrücklich in seinem Kopf und Körper. Na immerhin hatte sie diesen Teil ihrer blumigen Sprache in den letzten Jahren nicht eingebüßt – Enrique sei Dank!
Doch ebenso wie sie selbst, wurden seine Regungen ruhiger, ernst und abwartend, mit welcher Wahrheit sie wohl aufwarten würde. Skadi konnte sich selbst in ihrem Zustand ausrechnen, dass er nicht damit gerechnet hatte, sie mit einer solch simplen Frage derart aus dem Schatten zu locken. Eine Erklärung in einer mehrdeutigen Hülle zu verpacken, die er vielleicht irgendwann einmal vorsichtig lockern und lösen würde, sofern er ausdauernd genug blieb. Oder sich ihre Wege nicht alsbald trennten.
Eine Weile standen sie sich schweigend gegenüber. Die braunen Augenpaare aufeinander gerichtet, als ließe sich mit ihnen alles sagen, wozu die Lippen nicht bereits im Stande waren. Nur um daraufhin hinter dem hellen Matschton der Krüge zu verschwinden.  Skadi fühlte sich als wolle sie mit ihrem raschen Zug weitere Worte im Keim ersticken und gewaltvoll hinab schlucken, kaum dass Liam zu einer Aussage ansetzte, die sie lächeln ließ.

“Wir werden sehen… bisher überwiegt die Pro Seite.“

Und das obwohl es nicht einmal eine Pro und Contra Liste gab. Alles war besser als auf der Morgenwind zu sein – die nebenbei bemerkt in Schutt und Asche gelegen hatte, nachdem ein Teil der Crew das Monster von Schiff in zwei Teile gesprengt hatte. Sie tippe auf Talin oder Shanaya – den beiden Frauen war alles zuzutrauen, wie ihr in den letzten Tagen mehr als einmal deutlich geworden war. Selbst einen Trevor konnte sie leichter ertragen, als Harper. Und der war nun weiß Gott kein einfacher Geselle und mit mehr Glück als Verstand gesegnet.

Gerade als Liams Frage ein Nicken in ihr auslöste und ein energisches „Jupp“ aus ihrer Kehle hinaus wollte – streckte sich die Antwort jäh unter einem unkontrollierbaren, lautstarken Rülpser. Sie hatte es nicht kommen sehen unter dem diffusen Gefühl, das ihren Körper allmählich zu betäuben begann. Und selbst als sie Liam fast schon schockiert anstarrte, brach sie innerhalb weniger Sekunden in schallendes Lachen aus.

“Tut mir leid… das ist mir einfach… so rausgerutscht.“, brachte sie nur unter ein paar wenigen Atemzügen heraus. Wischte sich mit einer Hand die Tränen aus den Augenwinkeln und genoss das wohlig warme Gefühl in ihren Adern. Der Alkohol ließ eindeutig grüßen und mischte unter ihr herzhaftes Lachen ein paar wenige Hickser! Doch Skadi war das mittlerweile vollkommen gleich. Sie hatte keine Pläne mehr für diesen Abend. Und womöglich würden sie sich eh bald auf den Weg zurück zum Schiff machen. Mit zusammengepressten Lippen und roten Wangen reichte sie ihm ihren Krug. Verkniff sich das kribbelnde Kichern in ihrer Kehle und wandte den dunklen Haarschopf herum. Kaum noch jemand war auf dem Tanzplatz. Die meisten Musiker waren schon gegangen und selbst der Schankwirt erweckte den Eindruck, als würde er bald seine Sachen zusammenpacken und nach Hause eilen wollen.
Dennoch nahm Skadi den frisch gefüllten Bierkrug in die Hand, nahm ein paar großzügige Schlucke und stieß sich dann mit der Hüfte vom Stand ab. Erstaunlich sicher wie sie fand, angesichts der Menge an Alkohol die bei diesem Starkbier durch ihre Adern pumpte.

“Meinst du, wir können die Krüge zum Schiff mitnehmen?“

Diese Frage richtete sich gleichermaßen an den Lockenkopf, sowie den Wirt, der ihr mit einem Lächeln entgegen sah. Sie konnte ihm ansehen, was er dachte. Sie wusste selbst gut genug, dass sie gut angeheitert war – na und?!

“Ich würde… gern noch ein bisschen mit dir spazieren gehen, bevor ich mich dem nächtlichen Geräuschpegel aussetze.“


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