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In this together
Talin & Shanaya ✓✓
Szenen-Informationen
Charaktere Gast
Datum 16 Februar 1822
Ort Auf der Sphinx
Tageszeit Morgens
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
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#1
In this together
16. Februar 1822
Talin Dravean & Shanaya Árashi

Shanaya strich sich mit einer ruhigen Bewegung eine verirrte Strähne aus der Stirn, die vom sachten Wind direkt wieder zurück geweht wurde. Langsam konnte sie wirklich realisieren, was passiert war. Durch einen dummen Zufall hatte sie nun, was sie wollte. Anders als erwartet – aber im Prinzip noch viel besser. Hätte sie gewusst, dass das so einfach sein würde... vermutlich hätte sie viel eher den nächsten Laden ausgeräumt, in dem es Rum gab. Aber jetzt war sie hier, in der Freiheit. Und es kribbelte ihr in den Fingern die nächste Insel zu erreichen. Der Kater war weg und auch wenn Shanaya sich längst nicht an den Gedanken gewöhnt hatte, so gefiel es ihr doch. Mit einem leisen, erleichterten Seufzen streckte die Schwarzhaarige die Arme in die Luft, atmete die frische Seeluft und lehnte sich dann über die Reling, den hellen Blick nach unten gewandt, ein munteres Lächeln auf den Lippen.

Talin wachte mit einem leicht mulmigen Gefühl auf. Sie hatte irgendwie noch nicht ganz realisiert, dass sie nun Captain war. Es wollte ihr nicht ganz in den Kopf gehen. Aber es war so. Nach der Meuterei in der Nacht, hatte sie endlich das, was sie wollte. Das Schiff. Es war ihr ein wichtiges Anliegen gewesen, eben genau dieses hier zu bekommen. Es war klein, aber wendig und bedeutete Freiheit. Also das, was sie so lange gesucht hatte. Jetzt brauchte sie nur noch ihren Bruder, wenn er denn noch lebte. Die junge Frau schüttelte den Kopf und begab sich dann an Deck, um zu sehen, wie alles lief. Um überhaupt mal einen Überblick zu haben, was los war. Denn es gab immer noch Männer, die murrten und unzufrieden mit ihrer Übernahme waren. Doch das erste, was ihr in den Blick fiel, war etwas ganz anderes. Ein Schmunzeln breitete sich auf ihren Lippen aus, als sie auf die Schwarzhaarige zuging, um neben ihr stehen zu bleiben. „Ein wunderbares Gefühl, nicht wahr? Freiheit, den Wind in den Haaren und den salzigen Geschmack des Meeres auf den Lippen.“

Shanaya betrachtete ruhig wie die Wellen gegen das Schiff schwappten. Das erste Mal auf einem Schiff ohne irgendeinen Idioten im Nacken. Nicht ihre Eltern, nicht ihren Bruder. Die Schritte hinter sich nahm sie wahr, wandte jedoch nicht den Kopf herum, sondern blickte erst leicht zur Seite, als Talin neben ihr zum stehen kam und sie mit ihren Worten weiter zum lächeln brachte. „Könnte ich mich wirklich dran gewöhnen, da nehme ich es meinem verkaterten Ich auch nicht übel, dass es auf so eine glorreiche Idee kommt, einfach auf irgendein Schiff zu klettern...“ Die Schwarzhaarige zuckte kurz mit den Schultern, lächelte der Blonden dann munter entgegen. „Und wie war die erste Nacht auf deinem eigenen Schiff, Captain?“

Talin schloss die Augen und genoss den Fahrtwind, die Geräusche, wenn das Schiff die Wellen brach. Genau das war es, was sie so liebte und genau das war der Ort, an den sie gehörte. Nicht irgendeine kleine Insel an die man sie unbedingt hatte binden wollen. Wie waren die nur darauf gekommen, sie würde freiwillig da bleiben? Sie schüttelte die Gedanken an die Vergangenheit ab und richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Person neben sich. „Ja, ich danke auch das ich deinem Kater sehr dankbar dafür bin.“ Sie lachte auf, lehnte sich an die Reling und starrte nachdenklich ins Wasser. „Nun ich weiß es nicht recht, muss ich gestehen. Ein wenig hatte ich wirklich Sorge, dass mich einer abstechen möchte. Hätte mich nicht gewundert, ehrlich gesagt.“ Während sie überlegte kaute sie auf der Unterlippe herum. „Ich traue den meisten hier nicht. Es wäre sinnvoll sie auszuwechseln denke ich.“ Sie sah zur Seite und neugierig das Mädchen neben sich an. „Und du? Würdest du mir nachts ein Messer in den Rücken rammen? Oder würdest du mir helfen?“ Das hatte sie schon einmal gefragt. Hatte schon einmal darauf vertraut, dass die Schwarzhaarige ihr half. Aber so ganz konnte sie ihr doch noch nicht vertrauen.

Shanaya beobachtete aus den Augenwinkeln die Bewegungen der Blonden, lachte bei ihren Worten dann leise auf. „Trotzdem brauch eich den so schnell nicht wieder... das reicht erst mal.“ Vermutlich würde dieser Vorsatz nicht lange halten, aber... wenigstens für jetzt gerade. Talins Blick ruhte weiter auf dem Wasser und Shanaya wandte den Kopf nun zu ihr herum, ließ den Blick dann aber kurz über das Deck schweifen. Gewundert nicht, nein. Aber mit diesem Risiko würde sie als Captain wohl irgendwie immer leben müssen. Als sie den Blick ihres Gegenübers auf sich spürte richtete sie sich also wieder ihr zu, grinste bei ihrer Frage beinah verschwörerisch. „Ich hätte heute Nacht die perfekte Chance gehabt. Wenn ich dich also hätte umbringen wollen, würden wir hier jetzt nicht stehen.“ Shanaya atmete noch einmal tief ein, patete der Blonden dann sachte auf den Rücken. „Keine Sorge, ich weiß auch noch nicht genau in wie weit ich dir vertrauen soll. Aber ich verspreche dir, dir mit keinerlei Waffen zu nahe zu kommen.“

Talin wunderte sich schon ein wenig über dieses Mädchen, aus dem sie nicht ganz schlau wurde. Nun, das lag vermutlich daran, dass sie generell nicht sehr gut mit dem weiblichen Geschlecht konnte und daher nicht wusste, wie sie mit denen umgehen sollte. Aber mit der Schwarzhaarigen kam sie noch viel weniger klar, weil sie absolut nicht wusste, was sie hier erwartete. Dieses Mädchen steckte voller Überraschungen. „Ich habe einen leichten Schlaf, aber gut zu wissen, dass du es hättest tun können.“ Talin schmunzelte leicht und seufzte dann. „Dann versuche ich auf dein Versprechen zu vertrauen. Es ist nur...ich bin sehr schlecht darin anderen zu vertrauen oder ihnen zu glauben, wenn sie mir etwas versprechen. Dazu wurde ich einfach schon zu oft betrogen.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Lass mich dich besser kennen lernen. Vielleicht, und wirklich nur vielleicht, könnten wir dann einander vertrauen und gern haben.“

Shanaya pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht, ehe sie sich umdrehte und rücklings auf die Reling zog. Talins Worte ließen sie leicht den Kopf zum Himmel heben, kurz überlegte sie, ehe sie der Blonden einen prüfenden Blick zuwarf. „Oh, das klingt nach einer Herausforderung. Das muss ich Mal testen...“ Die weiteren Worte der anderen Frau ließen sie dann aber nicken. Vermutlich wäre es ihr nicht anders ergangen, hätte sie sich dazu herab gelassen, diesen Idioten zu vertrauen. So war sie jetzt eben hier... ohne Vertrauen. Aber was nicht war konnte ja immernoch werden. Auch wenn sie nicht wusste, wo sie Talin einordnen sollte. Aber sie war definitiv keines dieser blonden Prinzesschen, die sie bisher kennen gelernt hatte. „Das klingt nach einem Plan. Dann haben wir bis zur nächsten Insel etwas zu tun. Und können dann zusammen eine Crew suchen.“

Talin zweifelte noch ein wenig an ihrer Idee, aber was hatte sie schon für eine andere Wahl? Entweder sie vertraute hier noch einer weiteren Person oder sie wurde von Misstrauen zerfressen und würde dann schließlich doch umgebracht werden. „Die Insel, zu der ich möchte, ist noch ein ganzes Stück weg. Ich möchte nicht deine ganze Lebensgeschichte erfahren, dich nur besser kennen lernen.“ Sie lachte auf und funkelte die andere belustigt an. „Auf der nächsten Insel testen wir dich erst mal. Wie gut du in so ein Leben überhaupt passt.“ Sie sah auf das weite Meer hinaus. „Und nicht nur da wirst du getestet. Das mit der Meuterei war gut und schön, aber bist du auch bereit Unschuldige anzugreifen?“ Da dies eine verdammt wichtige Frage war, sah besah sie sich das Mädchen genauer, wartete auf ihre Antwort.

Shanaya hob die Nase ein wenig in den Wind und blinzelte zu den vereinzelten Wolken hinauf. Gut, ihre ganze Lebensgeschichte hätte sie so oder so nicht heraus gerückt, dazu fehlte nun wirklich das Vertrauen zu der Blonden. Ihre nächsten Worte ließen sie jedoch aufgeregt die Hände aneinander reiben. „Dann kann ich es ja kaum erwarten, dass wir dort ankommen. Du klingst, als hättest du einen fiesen Plan.“ Soweit es ihr möglich war folgte sie Talins Blick zum Horizont. „Du willst mich besser kennen lernen, also lass dir einst gesagt sein. Ich bin ein verdammt egoistischer Mensch. Wenn ich mich, oder etwas was mir wichtig ist, bedroht sehe, schrecke ich vermutlich vor Nichts zurück.“

Talin lachte so laut, wie sie es schon lange nicht mehr getan hat. „Einen fiesen Plan? Ja, so kann man das vielleicht nennen.“ Abfüllen oder generell ein Saufwettkampf, das war es eigentlich. Doch das Mädchen gefiel ihr. Es hatte Schneid und wusste, was ihr wichtig war im Leben. Und wie sie sich einschätzen musste. Verwundert hob Talin eine Augenbraue und sah Shanaya beeindruckt an. „Ich glaube es gibt wenig Menschen, die sich so offen einschätzen. Die meisten würden vermutlich behaupten, sie seien die nettesten und uneigennützigsten Menschen überhaupt. Ich bin ehrlich beeindruckt. Aber auch wenn du egoistisch sein solltest, dann ist es dennoch was anderes das Leben eines Menschen zu bedrohen, weißt du?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ja, ich denke es ist dir bewusst, was frag ich eigentlich? Dann ist Pirat sein für dich wahrscheinlich eine Berufung, oder?“

Shanaya hob leicht eine Augenbraue an, als die Blonde loslachte. Aber auch auf ihren Lippen lag ein Lächeln. „Dann lasse ich mich Mal überraschen was du geplant hast... Ich trau dir einiges zu.“ Den Blick, den Talin ihr dann zuwarf konterte Shanaya mit einem munteren Schmunzeln. „Ich bin einiges, aber gewiss nicht selbstlos. Ich stehe an erster Stelle. Der Rest kommt danach.“ Erneut zuckte die Schwarzhaarige mit den Schultern, wog dann bei der Frage ihres Gegenübers leicht den Kopf zur Seite. Berufung... hmm... „Ganz sicher bin ich mir noch nicht, aber ich gehöre definitiv nicht in irgendeine süße Stadt mit einem Kerl als Ehemann der mich herum schickt. Und da ich auch nicht dem Bild einer braven Seefahrerin entspreche... Ich gehe also stark davon aus, dass das das Leben ist, was für mich gemacht ist.“

Talin wiegte den Kopf ein wenig hin und her und nickte dann bei dem was sie da hörte. Sie mochte dieses Mädchen so viel war klar. Sie war clever, ehrlich und nahm kein Blatt vor den Mund. So jemanden musste man erst einmal finden. Und als Pirat war man nicht selbstlos, so viel war schon einmal klar. Nur sie bildete da eine kleine Ausnahme. Selbstlos war sie nun nicht vollkommen, aber immerhin ein wenig für gewisse Leute die ihr wichtig waren. Aber bis auf ihren Bruder war das noch niemand gewesen. Und Shanaya...nun, sie war ihr erschreckend ähnlich. „Ich verstehe genau was du meinst. Weder brauche ich einen Ehemann in einem kleinen Dorf, der nur mit mir angeben will, noch will ich brav sein.“ Sie grinste die Schwarzhaarige an. „Ich denke wir könnten uns doch gut verstehen.“

Shanaya grübelte einen kurzen Moment über die eigenen Worte. Bei manch einem wäre das, was sie gesagt hatte, vielleicht nicht besonders gut angekommen. Wie oft hatte ihre Mutter ihr versucht klar zu machen, dass sie mit ihrer Einstellung nicht weit kommen würde? Egoisten kamen im Leben nicht weit. Na, immerhin das schien sie ja bis hierher widerlegt zu haben. Aber Talin nahm es hin, wirkte nicht, als wolle sie nun lieber zwei Städte Abstand zu ihr halten. Ein Gedanke, der Shanaya ehrlich auflachen ließ. „Was wäre das auch, so ein angebundenes Leben im Gegensatz zu der Freiheit des Meeres?“ Nach den letzten Worten schob die Dunkelhaarige sich von der Reling, hob kurz darauf die Hand und wuschelte Talin kurz durch die blonden Haare. „Dann lass uns zusehen, dass wir schnell die nächste Insel erreichen, eine Crew finden und deinen Herrn Bruder finden... wo auch immer.“

Talin dachte über das gesagt von Shanaya nach und schmunzelte. „Ja, das Meer gewinnt eigentlich immer. Hier kann man alles vergessen.“ Obwohl es auch Banden gab, die es nicht zerstören konnte, selbst wenn man alles hinter sich lassen wollte. Talin fuhr mit einer Hand über den Bauch und schüttelte dann den Kopf, bevor sie auch schon wieder ins hier und jetzt zurückgeholt wurde und zwar unsanft. Ungnädig sah sie die andere an und richtete ihre Haare wieder. „Pass auf, sonst mach ich das auch mal bei dir!“ Sie kicherte leicht, bevor sie aufs Meer hinaus sah und ernster wurde. „Wo auch immer er ist, ganz genau. Wer weiß das schon. Vielleicht leben er ja wirklich nicht mehr. Aber ich will es trotzdem versuchen. Hast du nicht auch so einen Herzenswunsch, den du gern erfüllt sehen willst?“

Shanaya nickte nur noch zustimmend auf die letzten Worte der anderen Frau. Ihr entging jedoch nicht, dass die Blonde eine Hand auf ihren Bauch legte. Das hatte sie schon einmal getan. Aber Shanaya dachte nicht darüber nach, ob das irgendetwas bedeutete. Zwar kamen sie gerade gut miteinander aus, aber das hieß noch Nichts. Viel mehr amüsierte sie sich dann über die Reaktion der anderen Frau, schnippste sich gegen die eigenen Haare. „Bitte – die sind eh schon wieder viel zu lang und gehören geschnitten.“ Die ernstere Stimmung ließ Shanaya kurz durchatmen, ehe sie die Arme ausbreitete. „Wenn du so an deinem Bruder hängst solltest du auch dran glauben, dass er noch lebt. Er wartet bestimmt irgendwo.“ Sie warf der Blonden ein Lächeln zu. „Den habe ich, aber der bleibt so lange geheim, bis es soweit ist. Ich bin siebzehn und realistisch genug, dass sich da vielleicht noch das ein oder andere ändern wird.“

Talin lachte über diese leicht mädchenhafte Geste der anderen, die auf der anderen Seite gar nicht so eine Geste war. „Dann sollte ich dir die Haare vielleicht abschneiden, das würde vieles lösen.“ Sie grinste frech und schaute sich dann auf dem Schiff um, wollte wissen, ob ihnen jemand lauschte oder ob sie allein waren. Aber wer sollte ihnen schon zu hören? Sie interessierten sich nicht für die Pläne ihres neuen Captains. Noch nicht. Und wenn es so weit war, dann würden sie sie wahrscheinlich gleich meucheln. „Ich gebe nicht auf, ich glaube ja daran. Ich habe auch eine Vermutung wo er ist, aber das wäre...kompliziert.“ Sie lächelte leicht und hob dann eine Augenbraue. „So, so. Du kannst also auch ernst sein. Ich hab zwei Wünsche, die ich unbedingt erfüllen möchte. Und sie sind beide gefährlich. Magst du Abenteuer?“ Sie grinste, weil sie die Antwort darauf schon zu kennen glaubte.

Shanaya verzog kurz das Gesicht zu einer überlegenden Miene, ehe sie sich an den Gürtel griff und den Dolch löste. Mit einer ruhigen Bewegung hielt sie ihn Talin vors Gesicht. „Tu, was du nicht lassen kannst. Bevor sie noch länger werden.“ Das Wort 'kompliziert' ließ sie kurz die Augen schließen. „Einfach wäre ja auch langweilig. Was glaubst du, wo er ist?“ Talins Worte brachten sie erneut zum auflachen, und wie ernst sie sein konnte. Aber gerade sah sie dazu nicht wirklich eine Notwendigkeit. „Das sagt einiges über sich aus.“ Sie grinste munter, nickte dann aber. „Ich bin mit einem dicken Kater auf ein Piratenschiff geklettert und habe direkt gegen den Captain gemeutert... wenn ich Abenteuer nicht lieben würde, wäre ich vermutlich einfach nur dumm.“

Talin sah belustigt den Dolch an, der vor ihr aufblitzte, bevor sie langsam danach griff. „Nun denn. Dreh dich einmal um.“ Sie grinste frech. „Ich werde dir eine wunderschöne Friseur zaubern.“ Sie wurde wieder etwas ernster und überlegte kurz, ob sie ihre Vermutung wirklich mitteilen sollte. Doch dann entschloss sie sich doch dazu. „Ich denke er wird von der Marine gefangen gehalten. Ich weiß nicht wieso, aber wenn ich daran denke, dass die Männer in meinem Dorf Schmuggler waren, dann ergibt das doch irgendwie Sinn nicht wahr? Es ist nur fraglich, wo genau er ist.“ Sie schnappte sich eine erste Strähne von Shanayas Haar und schnitt sie ab. Hoffentlich war richtig kurz in Ordnung. „Dummheit und Abenteuerlust liegen oft nahe bei einander, also sollte ich dich nicht danach beurteilen.“ Sie kicherte und schnitt noch eine Strähne ab. „Aber ja, ich denke du hast es schon ganz schön drauf.“

Shanaya warf der Blonden nur einen kurzen skeptischen Blick zu. Ohje... hoffentlich hatte sie nicht gleich eine Glatze. „Das hoffe ich für dich, sonst weiß ich genau, wie meine Rache aussehen wird.“ Obwohl die Haare nachwuchsen und hey – ihr würde sicher selbst eine Glatze stehen. Sie machte sich also keine Gedanken. Sie drehte sich also um, verschränkte die Arme und blickte still nach vorn, setzte ein nachdenkliches Gesicht auf. Schmuggler... „Vermutlich reicht das nicht, um sie hinzurichten, also könnte er ja wirklich irgendwo bei der Marine sein...“ Aus den Augenwinkeln versuchte die Schwarzhaarige zu erkennen, was Talin mit ihren Haaren veranstaltete, ließ sie dann aber einfach machen. „Gibt es eine Einheit, die für eure Heimatinsel zuständig ist? Irgendein Hauptquartier wohin man die Gefangenen gebracht haben könnte?“ Selbst wenn Talin das nicht wusste – irgendwie könnte man das sicher in Erfahrung bringen. Sie spürte, wie die andere Frau weiter munter an ihren Haaren herum schnitt. „Dummheit wäre, wenn ich mich auf die Seite des Captains geschlagen hätte. Aber ich hab' ja wohl die richtige Seite gewählt.“ Auf die letzten Worte hin nickte Shanaya nur zustimmend. Und wie sie es drauf hatte!

Talin schnitt weiter an den schwarzen Haaren herum, während sie der Jüngeren lauschte. Sie war wirklich nicht auf den Kopf gefallen. Talin lächelte gutmütig und schüttelte dann den Kopf. „Ja, so etwas gibt es für das Gebiet um meine Heimatinsel herum, aber ich habe nie herausfinden können, was geschehen ist, weil die Marine angeblich von nichts wusste. Aber die Insel, die mein Ziel ist, liegt auch in diesem Gebiet nur mehr am Rande. Daher gibt es da mehr Gesinde, was einem für ein wenig Geld oder anders, sagen kann, was wir wissen wollen.“ Es würde nur noch eine ganze Weile dauern, bis sie dort ankamen und das war es, was sie so schrecklich störte, was so an ihren Nerven zerrte. Sie wollte Lucien am liebsten jetzt schon finden. Aber sie würde sich gedulden müssen. „Ich gebe dir recht. Das wäre wirklich eine Dummheit gewesen. Dann bist du wohl doch nur Abenteuerlustig. Was wirklich sehr praktisch ist.“ Sie schnitt noch ein paar Strähnen ab und betrachtete ihr Werk so weit. „Es ist nicht schön, aber praktisch. Ich hoffe es ist annehmbar. Viel dagegen tun, kannst du nun eh nicht mehr.“

Shanaya war nun wirklich ein wenig gespannt, was die Blonde da mit ihren Haaren veranstaltete. Vielleicht war es ja besser, wenn sie das Ergebnis nicht zu sehen bekam? „Siehst du. Da setzt man einfach an. Wenn man Informationen will, kommt man immer irgendwie an sie ran. Man muss nur wissen wie.“ Ein kurzer Blick über die Schulter, ein wissendes Lächeln. „Und wer könnte uns beiden Hübschen schon einen Gefallen abschlagen?“ Shanaya zwinkerte, richtete den Blick dann wieder nach vorn. „Deswegen bin ich noch hier und überlege mit dir, wie ich deinen verschollenen Bruder finden kann.“ Jemanden, der ihr eigentlich egal sein konnte. Sie kannte ihn nicht mal, aber Talin hatte ihr, wenn sie es ganz genau nahm, vermutlich das Leben gerettet. Und das war etwas, was die Schwarzhaarige nicht einfach so ruhen lassen konnte. Ungeachtet dessen, was Talin zu ihren Haaren sagte, auch wenn sie sich kurz mit einer Hand durch die schwarzen Haare strich, wandte sie sich also wieder zu der Blonden um, ein munteres Lächeln voller Zuversicht auf den Lippen. „Keine Sorge. Wir finden ihn schon. Und dann kannst du ihm bestimmt auch die Haare schneiden.“

Talin legte den Kopf schief und begutachtete ihr Werk. Schön war wirklich anders, aber hey, sie hatte nie gesagt sie könnte das. Das letzte mal hatte sie ihre eigenen Haare geschnitten, aber das war schon Jahre her. Und genau so schnitt sie anscheinend immer noch. Sie lachte leise bei diesem Anblick, wandte ihre Aufmerksamkeit dann aber wieder dem Gespräch zu. Und das war ja auch nicht gerade unwichtig. Dieses Mädchen, von der sie nichts anderes sagen konnte als egoistisch und abenteuerlustig, war wirklich bereit mit ihr Lucien zu retten. Die Blonde blinzelte Shanaya an. „Wieso?“ Sie verstand es wirklich nicht, wieso die Schwarzhaarige bereit war ihr Leben dafür zu geben. Nun vielleicht das nicht, aber es könnte gut so weit kommen, wenn sie gegen die Marine zogen. „Wieso bist du bereit mir zu helfen? Ich meine, ich habe nichts dagegen und bin sehr froh darüber, aber...wieso? Du hast nichts davon. Du kennst meinen Bruder ja nicht einmal.“ Und wenn sie es täte, dann würden sie wahrscheinlich nicht wie zwei Freundinnen, die sie nicht waren, hier stehen und reden. Die meisten Mädchen, die ihren Bruder wollten, hatte sie mit Blicken immer erstochen. Und das war noch die nette Behandlung gewesen. Kein Wunder also, wenn sie den meisten Frauen nicht vertraute.

Shanaya zerwuschelte sich die frisch geschnittenen Haare ein wenig und warf Talin nur einen kurzen, skeptischen Blick zu. Ohje... wenn die Blonde jetzt schon lachte. Vielleicht sollte sie selbst doch noch einmal Hand anlegen? Bevor sie jedoch darüber nachdenken konnte stellte ihr Gegenüber eine Frage – ohne ersichtlichen Grund. Shanaya konnte sich denken, was sie meinte, hackte jedoch nicht nach, bis Talin ihre Frage ausformuliert hatte. Sie nahm also endlich die Hand aus den Haaren, richtete den Kopf mit einem Lächeln auf den Lippen wieder auf und betrachtete die andere Frau mit einem ruhigen Lächeln. „Ich bin zwar ein riesiger Egoist, aber ich vergesse keinen Gefallen, den man mir getan hat. Und wenn du nicht gewesen wärst... mit meinem dicken Kater wäre ich vermutlich einfach irgendwann an Deck gewankt... und wer weiß, wo ich jetzt wäre. Dein Bruder interessiert mich nicht wirklich. Du hast Recht, ich kenne ihn nicht mal. Aber sieh es als Wiedergutmachung, wenn wir ihn gefunden haben, sind wir quasi quitt. Und da ich stark davon ausgehe, dass er dann auch auf diesem Schiff bleiben wird?“ - ihre Stimme nahm einen fragenden Ton an - „Werde ich ihn dann ja vermutlich kennen lernen.“

Talin war ehrlich neugierig über die Beweggründe der anderen. Doch ihre Erklärung war eigentlich gar nicht so überraschend oder etwas neues. Nein, es war einfach...verständlich. Talin lachte auf und sah das Mädchen belustigt an. „Ich bin ein wenig begeistert, wie viel wir gemeinsam haben. Ich denke nämlich wir sind uns sehr ähnlich.“ Sie schüttelte den Kopf und beruhigte sich ein wenig. „Ich glaube meinen Bruder zu retten, lässt alles quitt werden, auf das ich dir dann wieder was schuldig bin. Also stell doch bitte noch ein wenig was dummes an, auf dass ich dich retten muss. Dann bist du mir mehr schuldig.“ Sie zwinkerte der anderen zu und lehnte sich wieder an die Reling. Sie lächelte ein wenig bitter. „Ja, du wirst meinen Bruder kennenlernen. Wie viele Frauen vor dir auch.“

Shanaya wog den Kopf bei Talins Reaktion ein wenig zur Seite, ohne dass ihr Lächeln schwächer wurde. Als die Blonde dann meinte, sie wären sich ähnlich lachte Shanaya nun ihrerseits leise auf, nickte vorsichtig. „Scheint ganz so. Umso gespannter bin ich, wie unsere Zukunft wird.“ Oh je, das klang hoch trabend. Die Schwarzhaarige schnaufte also nur leise auf die nächsten Worte hin. „Das lässt sich sicher einrichten, ich habe die Angewohnheit, das Unglück ein wenig anzuziehen...“ Sie zuckte kurz, mit einem Lächeln, mit den Schultern und betrachtete vorerst still, wie Talin sich wieder gegen die Reling lehnte, ihr bitteres Lächeln. „Du machst mich ja schon ein bisschen neugierig, wie dein Bruder so drauf ist.“ Ein munteres Grinsen. „Klingt ja... vielversprechend. Aber das soll er mir dann selbst beweisen, was er drauf hat...“

Talin zog eine Augenbraue hoch bei den hochtrabenden Worten der Anderen. Ihre Zukunft, ja? Wie die wurde fragte sie sich auch manchmal. Aber dann eher wie lange sie noch leben würde. Oder wie gefährlich dieses Leben sein würde. Es versprach auf jeden Fall spannend zu werden. Doch sie ließ diese Aussage von Shanaya unkommentiert und lachte über die andere. „Oh wie schön. Dann freue ich mich schon sehr auf die Unglücke und Abenteuer, die du mir anziehen wirst.“ Sie schüttelte den Kopf und sah hinaus aufs Meer, so, als wäre sie schon auf der Suche nach so einem Unglück. Doch dann sah sie wieder zu dem Mädchen. „So, so. Du bist also neugierig, wie mein Bruder so ist. Ein Arschloch ist er.“ Sie grinste, in Erinnerungen versunken. „Aber er ist mein bester Freund und der beste Bruder auf der ganzen Welt.“

Shanaya ließ den Blick nun selbst kurz zum Horizont schweifen. Bisher war es immer so gewesen – wo sie aufgetaucht war, war das Chaos los gebrochen. Einer der Gründe, wieso man sie immer fort gejagt hatte. Was, ehrlich gesagt, immer wieder zu ihrer Belustigung beigetragen hatte. Aber Yvenes lag hinter ihr, und es bereitete ihr ein inneres Kribbeln, dass sie nicht wusste, wohin ihr Weg sie führen würde. Sie erwiderte Talins Blick und blinzelte bei ihrer Antwort zuerst ein wenig verwirrt, ehe sie doch auflachte. „Wenn du so versessen darauf bist, ihn zu finden, muss er ja irgendwas an sich haben. Ich habe bisher nur Idioten jeglichen Geschlechts kennen gelernt... ich bin also froh um ein wenig interessante Gesellschaft. Aber... Ein Arschloch aber der beste Bruder der Welt. Das klingt nach einer... interessanten Mischung...“ Nicht zu vergleichen mit ihrem eigenen Bruder wahrscheinlich.

Talin stütze ihre Ellbogen auf das Holz der Reling und beobachtete gespannt den Horizont. Vielleicht tauchte ja doch etwas auf. Aber das Gespräch über ihren Bruder war auch sehr interessant. Weshalb sie nun so viel über ihn sprach? Nun, das lag ganz einfach daran, weil sie seit seinem verschwinden, nicht mehr über ihn hatte reden dürfen. Für die Leute auf der Insel war er wie alle anderen auch tot gewesen. Aus den Augen aus dem Sinn, so einfach. Jetzt so frei über ihn zu reden und Vermutungen anzustellen war ein sehr befreiendes Gefühl. „Ja, es ist auf jeden Fall interessant ihm zu begegnen. Aber wer weiß ob er immer noch so ist, wie ich ihn im Sinn habe. Ein Mensch kann sich verändern. Und in Gefangenschaft, sollte er sich dort befinden, noch mehr.“ Sie wollte noch etwas sagen, einfach weiter plaudern, als ein Ruf die sonst friedliche Stille auf dem Schiff durchbrach. „Captain! Sturm direkt voraus.“ Sie richtete sich auf und sah geradeaus direkt in eine schwarze Wand hinein. „Oh na herrlich. Dein Unglück kommt Shanaya.“

Shanaya streckte die Arme in die Luft, und richtete den blauen Blick dann auf den Himmel. Es klang noch immer so... unwirklich, dass sie hier auf diesem Schiff war. Als würde sie jeden Moment aufwachen, in ihrem weichen Bett liegen und Mal wieder zu spät zum Unterricht kommen. Aber sie schien es anscheinend wirklich geschafft zu haben. Und dazu in einer Gesellschaft, von der sie nicht geglaubt hätte, dass sie sich so gut mit ihr verstand. „So bleibt es für uns beide spannend. Veränderung ist ja nicht unbedingt schlecht. Dann lernt ihr euch eben neu kennen. Wie lange ist er schon verschwunden?“ Der Ruf, der Talins Aufmerksamkeit zum Horizont wandern ließ, zog auch Shanayas Blick herum. Ihr Kopf neigte sich leicht zur Seite, sie verzog aber die Lippen zu einem Grinsen. „Jetzt schon... Nie darf man sich in Ruhe unterhalten... Willst du es umsegeln oder mittendurch fahren?“ Ein munterer Blick galt der Blonden.

Talin sah angestrengt auf das näher kommende Unwetter, vergaß alles um sich herum, ignorierte die Panik, die in ihr aufstieg. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie langsam zurück ins Hier und Jetzt kam. Sie blickte sich zu Shanaya um, deren Worte sie in diesem Moment erst richtig vernommen hatte. „Was für eine dumme Frage. Komm mit.“ Sie drehte sich um und machte sich auf dem Weg zum Steuerrad, während sie auch schon Befehle übers Deck brüllte. Erste Regentropfen fielen auf das Deck hinunter, als sie endlich an dem Ort ankam, an den sie gewollt hatte. Sanft strich sie über das Steuerrad und sah dann Shanaya an. „Wir werde mitten hindurch fahren. Kannst du lenken?“ Sie grinste.

Shanaya lauschte kurz in sich hinein, auf der Sache nach Angst oder Unruhe. Aber vorerst machte sie sich keinerlei Gedanken über einen Sturm. Gut, ganz angenehm würde das vermutlich nicht werden, aber was half besser, als ins kalte Wasser geschubst zu werden? Und ein bisschen Wind und Regen... das schadete schon nicht. Trotzdem blinzelte sie kurz auf Talins Befehl hin, blickte ihr einen Herzschlag hinterher, ehe sie ihr folgte, dabei aber kurz über sich selbst den Kopf schüttelte. Aber immerhin schien die Blonde die Crew bisher ganz gut im Griff zu haben. Als Talin stehen blieb hob Shanaya den Kopf kurz zum Himmel, kniff ein wenig die Augen zusammen. Es würde hoffentlich nur bei Regen und Wind bleiben... kein Problem. Alles kein Problem. Talins Frage ließ sie den Blick wieder senken. „Theoretisch ja... Praktisch... eine gute Frage. Noch habe ich selbst kein Schiff gelenkt.“

Talin spürte ihr Herz vor Vorfreude pochen, als der Sturm näher kam und der Regen stärker und kälter auf ihre Haut prasselte. Als der Wind stärker wurde und heftig in die Segel fuhr, grinste sie breit. Sie blickte zur Seite und die Schwarzhaarige an und runzelte ein wenig die Stirn. Sie konnte es nicht ganz greifen, aber irgendwie war das Mädchen nicht mehr so...yeah eben. „Theoretisch ist ein Anfang. Du kannst üben wenn du möchtest. Ich kann dich aber auch wo anders einsetzen, wenn dir das lieber ist.“ Sie sah sich um und überlegte angestrengt. „Du kannst gucken, ob die Ladung gut gesichert ist.“ Ziemlich langweilig, wie sie fand. „Wenn dir das aber nicht zu sagt, dann solltest du deine Abenteuerlust wieder herausholen und das Steuer in die Hand nehmen. Keine Sorge ich bleibe hier und helf dir.“

Shanaya schielte mit einem sachten Lächeln zu Talin, der die Vorfreude beinah anzusehen war. Gut, Abenteuerlust hin oder her... verdammte Zwickmühle. Bei Talins Worten verzog sie dann leicht die Lippen. Woanders einsetzen. Haah! Als ob ihr Stolz das zulassen würde. Die Ladung sichern konnten ruhig die anderen machen. Sie selbst setzte wieder ein typisches Grinsen auf und griff damit nach dem Steuerrad. Einfach nicht drüber nachdenken, was sich da so zusammen braute. Ein tiefer Atemzug. „Dann besiegen wir Mal den Sturm.“

Talin lächelte wissend, als sie Shanayas Stolz getroffen hatte. Ja, darauf hatte sie gehofft. Sie spürte die leichte Veränderung in dem Mädchen und ließ das Steuerrad dann los, als sie danach griff. „Du lernst sonst nie etwas, wenn du es jetzt nicht machst. Das hier ist nur ein leichter Sturm. Daher eine gute Übung.“ Über ihnen grollte es leise und Talin sah mit einem Stirnrunzeln auf. „Hey! Holt das Vorsegel ein und zwar ein bisschen schneller!“ Sie sah zu Shanaya und versuchte herauszufinden, wie gut sie diese Herausforderung meistern würde. Und ihr ging durch den Kopf: Sehr gut. „Also dann mein Navigator. Zeig mir was du kannst.“

Shanaya hätte vermutlich nicht anders reagieren können, als mit gestärktem Kampfgeist. „Und dann lasse ich nie wieder jemand anderes ans Steuer.“ Ein kurzer Blick galt Talin, als das leise Grollen über ihnen die Schwarzhaarige sich leicht auf die Zunge beißen ließ. Herrje. Das konnte ja nur spaßig werden. Die Blonde rief der Crew weitere Befehle zu, aber Shanayas heller Blick ruhte nun auf dem Steuerrad – bis sich ihr Blick zum Horizont hob. Ein leichter Sturm. Super zum üben. Ihre Hände umfassten fester das nasse Holz, konnte dann aber bei Talins Worten ein Lächeln nicht unterdrücken. „Aye aye Captain.“

Talin sah in den Himmel und dann zum Horizont. Dieser Sturm war wirklich leicht. Sie hatte schon schlimmere erlebt. Dort hinten war schon wieder ein heller Fleck zu erkennen, der darauf hinwies, dass der Sturm nicht lange anhalten würde. Noch einmal blickte sie zum Himmel, schloss die Augen und ließ die kalten Tropfen ihr Gesicht hinunter rollen. „Lass den Sturm niemals merken, dass du Angst hast, dann klappt es wie von allein. Wenn du dich noch besser mit solchen Sachen auskennst, kannst du auch irgendwann vorher sagen, von wo der Wind kommt und wie schnell er sein wird.“ Vorsichtig berührte sie das Mädchen an der Schulter, als wieder ein Grollen zu hören war, diesmal näher. „Keine Angst, das Gewitter wird vorüberziehen. Du kümmerst dich nur um Wind und Regen. Sag mir was du zu tun gedenkst.“

Shanaya konzentrierte sich auf eine ruhige Atmung, während sie den Horizont nicht aus den Augen ließ. Dort wurde der Himmel wieder heller. Ein paar Minuten... dann war alles vorbei. Sie konzentrierte sich auf die Bewegungen des Steuerrades, hielt dagegen und lauschte dennoch nebenbei den Worten der Blonden. „Angst vor ein bisschen Wind und Regen?“ Ohne dass die Schwarzhaarige den Kopf herum wandte galt Talin ein Lächeln. Auch bei der Berührung an ihrer Schulter hielt sie den Blick nach vorn gewandt, biss sich bei dem Blitz, der irgendwo in den dunklen Wolken zuckte aber noch einmal auf die Zunge. Sie und Angst, doch nicht vor so einem kleinen Unwetter! Die Frage der Blonden ließ sie kurz blinzeln, einen Moment überlegen, ehe sie zu einer Antwort ansetzte. „Das Schiff auf Kurs halten und nicht zu stark gegen die Wellen lenken.“

Talin lächelte und erinnerte sich an ihr erstes Mal bei einem Sturm. Es war die Hölle gewesen. Und nicht nur aufgrund des Gewitters und des Regens. „Ist gut, ich wollte nur sicher gehen. Bei meinem ersten Mal hing ich über der Reling und habe mir die Seele aus dem Leib gekotzt, weil unser Navigator ein totaler Idiot gewesen ist. Deshalb auch diese kleine Fragestunde hier.“ Sie blickte einmal um das Schiff herum und hielt dann den nächstbesten Mann auf. „Geh nach unten und sieh nach der Ladung.“ Er blieb stehen und sah sie unwirsch an. „Das wurde schon gemacht. Es ist alles sicher.“ Talin zog eine Augenbraue hoch. „Nun ich als Captain sage dir aber du sollst es noch einmal machen, also wirst du es auch tun.“ Zähne knirschend ging er. Kopfschüttelnd wandte sie sich wieder Shanny zu. „Genau deswegen wollte ich so eine Situation vermeiden für den Anfang. Genau wie das Kapern von Schiffen.“

Shanaya hob ein wenig die Nase an und grinste dabei – mehr oder weniger – munter. „Als wenn man MICH mit irgend so einem Idioten vergleichen könnte!“ Gut, was die Erfahrung anging konnte sie wirklich nicht trumpfen... aber sie hatte noch genug Zeit, um das alles auszutesten. Sie hatte keinerlei Zweifel daran, dass sie das alles nicht schnell im Griff haben würde. Die blauen Augen richteten sich kurz zur Seite, als Talin sich einen der Männer schnappte, der nach einer sehr kurzen Diskussion und ziemlich unbegeistert abdampfte. Naja... vielleicht gehrte er ja zu denen, die dann am nächsten Hafen einfach verschwinden würden. Aber diesen kurzen Moment der Unachtsamkeit bekam Shanaya direkt zu spüren, als der Sturm das Schiff bewegte, das Rad herum reißen wollte. Ein kurzer Ausfallschritt, ein kurzer verwirrter Blick ehe Shanaya ihr Gewicht dagegen lehnte, alle Kraft aufbrachte, um es wieder in Position zu bringen. Nicht ablenken lassen.

Talin machte einen leichten Ausfallschritt, als das Schiff sich dem Wind ergab und zur Seite geweht wurde. Da passte man einen Moment mal nicht auf. Aber es war sonst vollkommen in Ordnung. Kein Anfänger wusste sofort von wo welcher Wind kam oder wie hoch die Wellen sein würden. Daher war mit so einer Unannehmlichkeit zu rechnen. Dennoch. „Lass dich nicht ablenken. Dein ganzer kurz geschorener Kopf beschäftigt sich nur mit dem Sturm und wie du uns hier raus bringst, verstanden?“ Sie lauschte kurz. „Es kommt noch einmal ein stark Wind, diesmal halt das Steuerrad fest, ja?“

Shanaya hielt weiter das Steuerrad fest und verkniff sich einen Blick zur Seite. Aber auch ohne solch einen Blick konnte sie den Worten der Blonden lauschen, schnaufte aber nur leise, wobei die Erwähnung ihres kurz geschorenen Kopfes sie kurz lächeln ließ. Na, sie musste ja wirklich hinreißend aussehen. Aber die Schwarzhaarige rang sich nur zu einem Nicken durch, eine direkt gelernte Lektion. Und so blieb ihr Blick auf den Horizont gerichtet, sie lauschte dem Wind in den Segeln, dem unruhigen Platschen der Wellen. Bei Talins Worten konzentrierte sie sich einen Moment auf den Wind in ihren Haaren, versuchte die Unterschiede heraus zu hören und stemmte sich dann gegen das Rad, als das Schiff erneut von einer Böe gepackt wurde. Dieses Mal darauf vorbereitet gab es nur ein leichtes Rucken von sich, bevor die Schwarzhaarige es mit einem zufriedenen Grinsen unter Kontrolle hielt.

Talin lachte laut und belustigt auf. Hatte sie sich bei diesem Mädchen also doch nicht geirrt. Sie war talentiert. Nun eigentlich war es nur ein Experiment gewesen, aber das offensichtlich ein voller Erfolg. Immer noch begeistert grinste Talin und trat dann näher an das Mädchen heran. „Sehr gut gemacht. Hast du den Unterschied gespürt?“ Sie lauschte in den Sturm hinein und lächelte grimmig. Oh, da wollte er wohl noch einmal richtig böse werden. Sie wandte sich Shanaya zu. „Versuch die nächste Böe von allein zu erkennen. Wenn du es nicht schaffst, wird es hässlich, aber nur für unsere Mägen und den, der das dann aufwischen darf.“ Sie sah das Mädchen ganz direkt an und ließ in ihren Worten mitklingen, wer es wohl sein würde, der da wischte. Dann wandte sie ihren Blick auf den Horizont, genoss die letzten Regentropfen auf ihrem Gesicht und das Grollen über ihnen. Für solche Gefahren lebte sie einfach.

Shanaya riss sich zusammen, um den Blick nicht wieder zu Talin herum zu wenden, schielte aber doch leicht zur Seite, als die Blonde näher kam – ohne dabei das Steuer lockerer zu lassen. Als Antwort gab sie nur ein leises, zustimmendes Brummen von sich, hatte die blauen Augen dabei aber schon wieder nach vorn gewandt. Die nächsten Worte ließen sie jedoch selbst wieder munterer lächeln, sie versuchte einfach nicht an das zu denken, was da über ihnen am Himmel tanzte. „Dann hoffe ich, dass du dich mental schon darauf eingestellt hast, mit der Bürste die Ritzen zu schrubben.“ Nur einen Herzschlag lang schloss die Schwarzhaarige die Augen, lauschte noch einmal dem Wind, konzentrierte sich auch auf das Rascheln der Segel, als sie die Augen wieder aufschlug. Ihre Finger schlossen sich fest um das Holz, sie wusste nicht einmal, wie viele Herzschläge vergangen waren, als der Wind noch einmal aufheulte, sich fest in die Segel warf und ihr Herz dazu brachte, um einiges schneller zu schlagen, als das Steuer gegen ihr Gewicht drückte. Die Zähne fest zusammen beißend stemmte sie sich mit aller Kraft dagegen, hielt für den Moment auch die Luft an.

Talin schluckte einen trockenen Kommentar auf das Gesagt herunter. Nein, sie würde das jetzt nicht kommentieren. Diese eine Böe noch und dann waren sie raus. Wirklich ein wirksamer Test. Als das erste Anzeichen für den stärkeren Wind aufkam, stellte Talin ihre Beine auseinander, um das Gleichgewicht halten zu können. Und dann kam es auch schon. Irgendwie hatte sie damit gerechnet, dass das Schiff heftiger schwankte, doch stattdessen kam es nur zu einem leichten Schaukeln. Unangenehm, aber kein Weltuntergang. Sie sah zu der Jüngeren hin, die ganz schön mit dem Steuerrad zu kämpfen hatte. Aber sie hatte es geschafft. Angenehm beeindruckt, lächelte Talin und spürte gleichzeitig, wie der Sturm nachließ, wie die Tropfen weniger wurden und die Sonne sich langsam wieder einen Weg auf das Schiff bahnte. „Sehr gut, du hast es geschafft. Du wirst eine gute Navigatorin sein.“

Shanaya hielt weiter mit aller Kraft gegen das Rad, ließ nur einen Herzschlag locker, um im nächsten Moment fester zu greifen zu können. Sie spürte den Wind in den Haaren – es schienen also doch noch welche da zu sein. Und nur wenige Momente später wurde die Kraft auf dem Rad weniger, sodass auch Shanaya sich ein wenig entspannte, jedoch das Holz nicht los ließ. Prüfend glitt ihr Blick zum Himmel, ließ dann mit einer Hand das Rad los, um sich eine nasse Strähne aus der Stirn zu streichen. „Hattest du etwa ja Zweifel an mir?“ Ein munteres Grinsen zu der Blonden, ein erleichtertes Schnaufen ließ sich dann aber nicht unterdrücken.

Talin spürte das Kitzeln der Sonnenstrahlen und wusste, dass dieses kleine Abenteuer nun vorbei war. Ein wenig war sie schon traurig, dass nichts passiert war, aber auf der anderen Seite war es wirklich besser so. Noch ein Chaos auf dem Schiff und die Crew wäre gleich wieder meutern gegangen. Das musste wirklich aufhören. Sie konnte ja absolut nicht sicher sein. Sie wandte sich der Schwarzhaarigen zu, der sie zumindest ein wenig mehr vertraute. „Ich muss gestehen ein wenig hatte ich doch Sorge. Aber du hast es perfekt gemeistert. Wenn hier alles in Ordnung gebracht ist, lass uns in meine Kajüte gehen und wir unterhalten uns da weiter, ja? Ich brauch gerade ein wenig Ruhe.“ Damit drehte sie sich um und brüllte schon wieder Befehle übers Deck. „Kurs auf die nächste Insel! Wir müssen ein wenig was besorgen!“ Und los werden.

Shanaya richtete sich wieder ein wenig auf, schüttelte den Kopf, um die restlichen Haare aus dem Gesicht zu befördern. Das leichte Zittern ihrer Finger war verschwunden, die Anspannung fiel wie ein Tuch von ihren Schultern. Sie warf Talin einen vielsagenden Blick zu, lächelte dabei aber munter. „Als wenn so ein bisschen Wind mit irgendetwas anhaben könnte.“ Auf die nächsten Worte der Blonden nickte sie aber nur, ein wenig Ruhe klang wirklich... verlockend. Als sie sich an die Crew wandte, ließ Shanaya den Blick über das Deck wandern, beobachtete die Männer, während sie das Steuerrad noch nicht wirklich loslassen wollte.

Talin warf einen Blick in die Runde, sah missmutige Gesichter. Außer bei der Aussicht auf Landgang, waren alle sofort dabei. Männer. Ihr Blick kehrte zu dem Mädchen zurück und sie maß es mit einem wohlwollendem Blick. „Ich könnte verstehen, dass du hier nicht weg möchtest, aber Ruhe täte uns beiden gut. Und andere Sachen vielleicht. Es wäre dumm sich jetzt auch noch zu erkälten.“ Sie nickte in Richtung Kajüte und ging dann darauf zu. Ob Shanaya ihr nun folgte oder nicht, das bliebt natürlich ihr überlassen.

Shanaya atmete noch einmal tief durch und beobachtete die Gesichter der Männer. Wirklich begeistert sagen sie nicht aus – aber immerhin kamen keine großen Widerworte. Und auch als die Blonde sich an die selbst wandte, nickte Shanaya nur, lächelte dabei aber wieder ruhig. „So leicht werde ich nicht krank, aber du hast vermutlich trotzdem Recht.“ Ein letzter Blick zum Himmel, ehe sie der Blonden mit ruhigen Schritten nachsetzte, zu ihr aufholte und neben ihr angekommen ein Lächeln in ihre Richtung warf. „Sie sind ganz schön angefressen, eine Frau als Captain...“

Talin hörte die Schritte hinter sich und sah dann zur Seite, als die Schwarzhaarige neben ihr lief. Über ihre Worte konnte sie nur lachen und dann den Kopf schütteln. „Ja, das sind sie. Sie hassen es geradezu. Manche sind abergläubisch genug, dass sie denken, allein eine Frau an Bord würde das Schiff sinken lassen.“ Sie verdrehte die Augen, öffnete die Tür und führte Shanaya in die Kajüte des Captains. „Aber es gibt eben auch die, die nichts von Frauen halten und denken, sie wären nur darin gut genug, die Beine breit zu machen.“ Wütend stampfte sie auf und holte ein paar Sachen aus einer kleinen Kommode, von denen sie der jüngeren welche reichte. „Wahrscheinlich passen sie, auch wenn es wohl nicht ganz dein Stil ist.“ Sie lächelte leicht und zog sich dann die klitschnassen Sachen aus. „Um auf deine Frage von vorhin zurückzukommen. Mein Bruder ist inzwischen seit drei Jahren verschwunden.“

Shanaya hob bei den Worten der anderen Frau zwei Finger an und reckte leicht die Nase in die Luft. „Und dann haben sie auch noch zwei an der Backe... Was muss das gegen ihren männlichen Stolz gehen.“ Mit einem kurzen Blick zurück zum Deck huschte sie durch die Tür der Kajüte, grinste bei den Worten Talins ein wenig schräg. „Das kommt leider davon, dass... viele Frauen eben genau SO sind.“ Und sie selbst war... unendlich froh darüber, dass ihr neuer Captain eben nicht so zu sein schien. Sie hatte definitiv mehr drauf als ein kleines blondes Püppchen, das zu allem ja sagte. Mit einem dankenden Nicken nahm sie die Sachen entgegen, tat es der anderen dann gleich und schlüpfte aus der triefenden Kleidung. „Drei Jahre.“ Sie lachte kurz. „Dann hast du bestimmt viel, was du ihm schneiden kannst.“

Talin schüttelte den Kopf über die Verallgemeinerung von der anderen, während sie aus ihrem Rock schlüpfte. „Ich finde du tust einigen unrecht damit. Frauen sind generell nicht nur gut dafür die Beine breit zu machen. Die Männer machen sie erst dazu. Oder ihre Erziehung solltest du darauf anspielen.“ Sie nahm ihre nassen Haare zu einem Zopf zusammen und band ihn nach oben, so dass keine Tropfen ihren Rücken mehr hinunter laufen konnten. „Nun ja, ich hoffe doch nicht das ich das machen muss. Obwohl ich froh darüber wäre, wenn das das einzige Problem sei. Seine Haare.“ Sie kicherte und schlüpfte in die sauberen Sachen.

Shanaya blickte mit einem kurzen Blinzeln zu Talin, als diese sprach. „Da verstehst du mich falsch. Ich bin nicht der Meinung, dass Frauen nur dazu gut sind. Aber die meisten lassen sich dazu machen. Jeder ist für sein Schicksal selbst verantwortlich. Du und ich – wir sind die besten Beispiele. Wir haben uns nicht in das Leben zwängen lassen, das man für uns geplant hat. Nur weil man eine Frau ist heißt das nicht, dass man sich dem Willen der Männer unterwerfen muss.“ Shanaya ließ ihre nasse Hose auf den Boden fallen, zog die trockene an und schnaufte leise. „Das hasse ich an Frauen. Wenn sie sich einfach in die Rolle des 'schwachen' Geschlechts fügen. Ohne überhaupt zu versuchen, etwas zu ändern.“ Nun widmete sie sich ihrer nassen Bluse, setzte eine theatralische Miene auf. „Nachher trägt er noch die selbe Frisur wie ich.“ Sie deutete auf ihre schwarzen Haare. „Das wird schon. Und wenn ihr euch so nahe standet, dann findet ihr sicher auch wieder zueinander, selbst wenn es anfangs vielleicht schwierig sein wird.“

Talin legte den Kopf schief und lächelte ertappt. „Gut, ich entschuldige mich, dass ich dich falsch verstanden habe.“ Sie sah zu Boden und schüttelte den Kopf. „Aber selbst wenn man stark ist und sein eigenes Schicksal bestimmen möchte, manchmal ist der Wille um einen herum, einfach stärker. Manchmal kann man davon gebrochen werden und sich dem ergeben, was andere von einem verlangen.“ Beinahe hätte sie dem auch nachgegeben. Wirklich nur beinahe. Sie schüttelte den Kopf und zog den Rest der Sachen an. „Ich denke nicht, dass ich noch einmal so ein Meisterwerk wie dich hinbekommen werde. Aber ja es wäre schön. Genau so wie du es beschreibst. Nur auf das schwierig kann ich verzichten.“ Sie sah zu der Schwarzhaarigen, während sie den Haarknoten löste, nach ihrer Brüste griff und anfing ihre Haare zu bürsten. „Hast du Geschwister?“

Shanaya beobachtete ruhig, wie Talin den Blick zu Boden senkte. Für sie hatte es immer nur ihren Willen gegeben. Egal was die Welt erwartet hatte, wer sich gegen sie gestellt hatte. „Man fällt, um zu lernen wieder aufzustehen. Man ist selbst Schuld, wenn man liegen bleibt, weil alles um einen herum stärker zu sein scheint.“ Vielleicht eine ein wenig fest gefahrene Meinung, aber sie mochte diese Menschen nicht, die sich in den Dreck warfen und liegen blieben, weil ja alles so ungerecht und unfair und schwer war. Die Schwarzhaarige seufzte leise, zog sich dann die nasse Bluse über den Kopf und die trockene wieder an. „Wahre Schönheit entstellt nichts.“ Sie richtete die Kleidung ein wenig, lächelte dabei. „Manchmal muss man eben durch Dreck gehen um danach noch strahlender hervor zu gehen. Egal, in welcher Lebenslage.“ Kurz beobachtete sie, wie die Blonde ihre Haare bürstete. „Du meinst den Idioten, der zu denen gehört, die Frauen unterdrücken?“ Sie warf Talin einen frechen Blick zu. „Ein wenig vergesslich?“ Ein kurzer Moment des Überlegens. „Sagt dir der Name Bláyron Árashi etwas?“

Talin schielte zu dem Mädchen, während sie sich die Haare kämmte. „Du bist viel schlauer, als man für dein Alter vermuten sollte. Das macht dich ziemlich interessant.“ Sie kämmte sich die Knoten aus den Haaren und schnaubte, während sie über das Gesagt nach grübelte. Sie konnte so wichtig klingen, aber manchmal schien sie eben auch vollkommen von sich selbst überzeugt zu sein. „Wahre Schönheit natürlich. Aber du hast recht. Manchmal muss man sich im Dreck wälzen, um daraus erstarkt hervor zu kommen.“ Damit legte sie ihre Bürste wieder hin und schlug sich dann mit der freien Hand an die Stirn. „Natürlich. Entschuldige, dass ich das schon wieder vergessen habe. Es war wohl doch ein wenig zu viel das alles. Der letzte Tag und heute. Wie dumm von mir.“ Sie wurde wieder ernst, legte den Kopf ein wenig schräg. „Der Name sagt mir etwas, aber genau kann ich ihn nicht zuordnen.“

Shanaya grinste nur gut gelaunt. „Ich hab' so einige Talente, die man mir nicht zutrauen würde. Das verschafft mir nicht selten einen ziemlichen Vorteil.“ Die süße, kleine siebzehnjährige. „Zweifelst du etwa an meiner Schönheit?“ Shanaya fuhr sich mit einer Hand durch die nassen Haare. „Oh man, ich glaube ich will gar nicht wissen, wie das aussieht.“ Nun lächelte sie munter über die Reaktion der Blonden, legte eine freche Miene auf, beließ es aber dabei. Damit ließ sie sich auf einen Stuhl sinken, grübelte kurz. „Das ist mein Bruder. Berüchtigter und gefürchteter Pirat, mehr Glück als Verstand. Sohn der machtgierigsten Familie der Insel.“

Talin zog eine Augenbraue empor und kicherte dann leise. „Aber nein, ich würde niemals an deiner einzigartigen und wahrhaftigen, unschuldigen Schönheit zweifeln.“ Nun ja, vielleicht doch ein wenig. Aber das war sicher auch schon aus ihrer Stimme zu hören gewesen. Auf die Frisur ihres Gegenüber ging sie gar nicht erst ein, so war das schon am besten. Außerdem war die Familiengeschichte von Shanaya viel interessanter. „Ich finde ja er klingt nicht wirklich furchterregend. Und wenn du sagst er wäre dumm.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Du scheinst auf jeden Fall nicht viel von deiner Familie zu halten. Was ich zum Teil nach empfinden kann.“

Shanaya drehte sich eine der nassen Strähnen um den Finger und warf Talin dabei einen vielsagenden Blick zu. Jaja. „Pass nur auf, dass ich dich nicht im Schlaf überfalle. Dann siehst du auch... so aus.“ Sie deutete auf die zerwuschelten, zurecht gestutzten Haare. So oder noch schlimmer. Die nächsten Worte kommentierte die junge Frau mit einem kurzen Zucken der Schultern. „Dumm, aber eiskalt und brutal.“ Wie ein wildgewordener, hässlicher Affe mit Waffe. Kein besonders schöner Anblick. „Nicht viel ist eine ziemliche Untertreibung. Gar Nichts passt da schon eher. Und dir geht es nicht anders, abgesehen von deinem Bruder?“

Talin blickte auf die Wuschelhaare der Jüngeren und schüttelte dann gespielt entsetzt den Kopf. „Oh bei allen Welten bitte nicht!“ Dann lachte sie auf und schüttelte den Kopf. „Nein, so leicht bin ich nicht zu erschrecken.“ Dann nahm sie nachdenklich eine ihrer Strähnen zwischen die Finger und kaute darauf herum. „So, so. Also ein richtiger Pirat eben. Ein schrecklicher, aber dummer Mann. Dennoch verspüre ich nicht wirklich Angst vor ihm.“ Dann sah sie das Mädchen an und kicherte laut auf. „Gar nichts also. Das ist wirklich sehr gemein ihnen gegenüber. Doch mir geht es ganz ähnlich. Meine Familie bestand nur aus meinen Eltern, meinem Bruder und mir. Und meine Eltern waren alles andere als...die Traumeltern. Als mein Vater und Bruder verschwanden, hatte meine Mutter nichts besseres zu tun, als mich zu verheiraten.“

Shanaya verzog die Lippen nur zu einem munteren Grinsen. „Ich will dich ja auch nicht erschrecken, sondern entstellen.“ Ein zuckersüßer Blick galt ihrem Gegenüber, ehe sie seufzte. „Angst muss man auch keine vor ihm haben. Wenn man ein bisschen etwas in der Birne hat, ist es nicht schwierig, ihn auszutricksen. Das einzige, was er weiß, ist wie man Krieg führt.“ Ein leises Schnauben. „Ich hoffe, dass ich nie etwas mit ihnen zu tun haben werde... ich nehme es mir also heraus, gemein zu sein.“ Noch immer lächeln nickte die Schwarzhaarige bei Talins Worten. Auf eine gewisse Art und Weise waren sich ihre Familien schon ähnlich... „Du musst doch auch die Familienehre weiterführen. Stell dich nicht so an.“ Während ihrer Worte verzog sie angewidert das Gesicht, um deutlich zu machen, dass ihre Worte nicht sehr ernst gemeint waren. „Aber jetzt hast du ja deine Ruhe vor ihnen, bald hast du deinen Bruder wieder. Und was hast du dann vor?“

Talin schüttelte vor Lachen einfach nur den Kopf. Sie zu entstellen war ein großes Vorhaben, aber es würde einfach nichts bringen. Sie hatte schon schlimmere Haarschnitte, als das, was die Schwarzhaarige ihr jetzt androhte. Daher sagte sie am besten gar nichts dazu. Das würde alles nur noch auf die Spitze treiben. Deshalb wollte sie lieber über die Familie weiter reden. Ein viel besseres Thema auf jeden Fall. „Dann sollten wir ihm vielleicht ausweichen, denn Krieg führen, können wir nun wirklich nicht. Momentan zumindest nicht.“ Dann wurde sie wieder ernst. Dieses Thema war wirklich nicht das schönste. Es war wirklich einfach nur eine dumme Sache. „Ja, die Familienehre fortführen, Gerüchten aus dem Weg gehen, all so was eben.“ Sie seufzte tief und atmete dann durch. „Wenn ich Luc gefunden habe? Nun, dann geht es auf Abenteuerfahrt. Das wollten wir schon immer tun. Seit wir kleine Kinder waren. Und was hast du vor?“

Shanaya betrachtete die blonde mit ruhiger Miene, wie sie lachte. Gut, sich zu rächen wäre vermutlich kein guter Plan, immerhin hatte sie das ganze ja freiwillig über sich ergehen lassen. Statt dessen schmunzelte sie über die Sache mit dem Krieg. Momentan nicht. Aber auch WENN hatte sie kein sonderliches Interesse daran, ihrem Bruder zu begegnen. Ein verständnisvolles Lächeln auf den Lippen bedachte die Schwarzhaarige Talin, nickte sachte. „Verstehe ich alles sehr gut...“ Vermutlich hatten ihre Eltern das selbe mit ihr vorgehabt. Tja... nicht mit ihr. „Die Geschwister, die alle Weltmeere unsicher machen, hm?“ Ein belustigtes Schmunzeln lag auf ihren Lippen. „Ich? Ich hab' noch Nichts großes geplant. Vermutlich erst einmal bei der Crew bleiben, die mich am längsten aushält.“


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