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Kapitel 5 - Melodie des Frühlings
Crewmitglied der Sphinx
für 186 Gold gesucht
dabei seit Jan 2016
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#41
Während der junge Mann, der ihn so frech angerempelt hatte, noch zurücktaumelte, besann Aspen sich nach der Routinereaktion bereits wieder auf Farley und den kräftigen Mann, der weiter vorne auf seinem Podest auftauchte. Seine Hand fuhr dabei einmal über die Hosentaschen, in denen für Diebe nichts zu finden war, an die sich dennoch niemand wagen sollte.

„...Wie ich es nach den Plakaten vermutet...“, führte er seinen Satz, dieses Mal weitaus genervter als zuvor, fort und versuchte sich erneut an einem aussagekräftigem Satz, doch kaum war er ein Wort weiter gekommen, zog der freche Kautz wieder die Aufmerksamkeit auf sich.

Es waren nicht einmal wenige Sekunden vergangen seit der kleinen Rempelei. Kell weiter vorne war kaum einen Schritt weiter gegangen, da fing sich der Dunkelhaarige wieder und schien, zumindest aus Aspens Augenwinkelbewertung, keine Anstalten zu machen sich weiter durch die Menge zu schlängeln. Gerade wollte der Montrose sich abermals zur Seite drehen, die unangenehme Nähe zwischen sich und dem Fremden auszuweiten und ihn unsanft mit dem Arm beiseite schieben, wie es so mancher mit ungeliebten Insekten tat, da fiel sein eigener Name.

Weniger war es der Name an sich, der ihn aufhorchen ließ. Seit er Denken konnte war dieses nichtsagende Wörtchen damit besetzt, dass er die Ohren spitzte, den Kopf wandte. Erst seit dem verhängnisvollem Tag vor wenigen Monaten, als sich sein ganzes Leben abrupt änderte, schlich sich mit diesen fünf Buchstaben eine gewisse Furcht in ihm ein: Anstatt sich zu wenden, verfiel er in eine Starre, gab nicht zu erkennen, dass er sich angesprochen fühlte – laut dem Gesetz dürfte dieser 'Aspen' nämlich überhaupt nicht mehr auf offener Straße gerufen werden können.
Doch dieses Mal überfiel den jungen Montrose keine eingeübte Starre, kein ausdrucksloser Zug legte sich auf sein Gesicht. Dieses Mal war es nämlich keine unbekannte Stimme die ihn rief und dabei zwischen Erkennen, Erstaunen und Unglauben schwankte. Er durfte reagieren. So reagieren wie er es in frühsten Kindheitserinnerungen immer getan hatte. Nur leider steckte er in diesem Moment nicht in einer dieser Erinnerungen fest, wie die Gestalt von Farley neben ihm es vermuten ließe, sondern er befand sich im Hier und Jetzt: Auf offener Straße, mitten im Gedränge, gesucht und nicht gefunden.

„Elli..?, verließ leise seine Lippen, noch bevor er den jungen Mann mit den Augen fixieren konnte. Zu seinem Glück, denn als er ihn endlich ins Visier nahm, verengten sich Aspens Augen skeptisch, beinahe misstrauisch.

Sein Gehör täuschte ihn nicht, niemals. Er hatte Elian gehört und erkannt, doch zwischen all den fremden Gesichtern und Gestalten in der Menge, dieser junge Kautz, der so unachtsam versuchte sich durchzudrängen... Rein optisch hatte dieser Mann nichts mit seinem kleinem Elli-Brüderchen zu tun.
War er dem Erstarren zuvor entkommen, so verkrampften sich just in diesem Moment all seine Muskeln, die Stirn kraus, die Schultern gestrafft, als wollte er Abstand gewinnen, anstatt sich wie zuvor zu schmälern. Der hochgewachsene und dunkelhaarige Mann hatte im ersten Moment nichts mit der bekannten Gestalt des Bruder zu tun: Das altbekannte Gefühl, dass er seinen Bruder selbst zu Beginn der Selbstständigkeit beschützen musste, wurde von dieser Figur nicht in ihm geweckt. Dabei hatte Aspen immer gedacht, dass es angeboren war.
Doch er wollte nicht lügen. Mit jedem kritischen Wimpernschlag fügte sich das kindliche Gesicht seines Bruders in die gealterten Züge des Mannes ein, bis sie nach und nach übereinstimmten – oder wollte er nur, dass es passte?

Hätte jemand die Zeit zwischen dem Fallen seines Namens und dem erkennendem Blitzen in Aspens Augen gemessen, so hätte die Uhr nicht einmal zwei ganze Sekunden anschlagen können. Diese zwei Sekunden kamen Aspen einfach nur so unendlich lang vor, bevor er begriff, dass dies wirklich kein willkürlich ausgewählter Fremder, sondern sein Bruder war.
Den Arm, der in seiner Scheuchbewegung seitdem verharrte, hob er nun zu einer Umarmung an: Keine schwungvolle Begrüßung, sondern eine Prüfung seiner eigenen Sinne. Er musste Elian berühren, den Arm um ihn legen, damit er begreifen konnte, dass er dieses Gesicht ein weiteres Mal ohne Stäbe zwischen ihnen, oder einem Strick um seinen Hals, sehen durfte.

(Markt/Schauplatz, Farley und Elian)
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit May 2017
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#42
Rayon registrierte das breite Grinsen Scortias', als er ihm durch die Haare wuschelte, mit Wohlwollen. Es war ihm bisher noch nicht vergönnt worden, Vater zu sein - dafür fehlte ihm schlichtweg auch die richtige Frau -, aber wenn es eines Tages so weit sein sollte, würde er sich über einen Jungen wie Scortias ganz sicher nicht beschweren. Bis dahin konnte er wenigstens eine Art Vaterfigur für den Zwölfjährigen sein, zumindest dann, wenn Cornelis gerade nicht in Reichweite war, denn Erfahrung darin hatte er durch seine Geschwister genug. Und auch wenn Scortias für sein Alter bemerkenswert mutig und selbstbewusst war, vermutlich auch allein überleben konnte, war es sicherlich auch für ihn wichtig, jemanden zu haben, von dem er lernen konnte und der ihm die Zuneigung schenkte, für die normalerweise seine leiblichen Eltern zuständig wären. Wenn Rayon etwas konnte, abgesehen vom Kochen und Geschichten erzählen natürlich, dann war es das: herzlich und liebevoll sein, gerade zu denjenigen, die es am dringendsten benötigten.

"Du hast völlig Recht, wissen kann ich das nicht", sagte er schließlich lachend, als er Scortias' entgeisterte Miene betrachtete, nachdem er die Geschichten über sagenhafte Meerungeheuer als Seemannsgarn abgetan hatte.

"Aber ich bin auch nicht gerade scharf darauf, mich vom Gegenteil überzeugen zu lassen."

Er zwinkerte Scortias verschmitzt zu und wandte sich dann, ebenso wie der Junge, wieder den Figuren zu. Die Reaktion auf seine kleine Entdeckung - die erstaunlich lebensnahe Nachbildung Feuerbarts - freute ihn. Dieser Stand und der erfolgreiche Diebstahl wenige Minuten zuvor hatten sichtlich zur Verbesserung der Laune seines Begleiters beigetragen, der nun wie ausgetauscht wirkte. Seine Aufregung war zumindest kaum zu übersehen und noch weniger zu überhören, bekam jedoch nach einigen kurzen Momenten ganz offensichtlich einen Dämpfer. Rayon runzelte die Stirn, dann blickte Scortias zu ihm auf und fragte ihn, plötzlich ganz kleinlaut, ob er die Figur von seinem soeben... erstandenen Gold bezahlen dürfte.

Der Schiffskoch lächelte und nickte.

"Ich bestehe darauf. Erstens bist du es, der an das Gold gelangt ist, und zweitens..."

Er blickte sich kurz um, vergewisserte sich, dass niemand in ihrer unmittelbaren Umgebung ihnen Aufmerksamkeit schenkte und beugte sich dann zu Scortias hinunter, die Stimme gesenkt.

"... würde ein ehrenvoller Pirat keinen Mann bestehlen, der seinen Lebensunterhalt damit bestreitet, Dinge herzustellen, die anderen eine solche Freude machen."

Das mochte eine sehr subjektive Auffassung sein und ein ganzer Haufen Piraten würde ihm mit Sicherheit sofort lautstark widersprechen, aber Rayon war es sehr wichtig, selbst als Gesetzloser gewisse Prinzipien einzuhalten. Schließlich war das überhaupt erst der Grund gewesen, warum er sich für ein Leben als Pirat entschieden hatte: Dass die Freibeuter im Dienste der Tarlenns für diese Prinzipien eingestanden waren, ganz anders als die Marinesoldaten, die für den Tod seines Vaters verantwortlich waren.

Ihr Gespräch wurde jedoch unterbrochen, als ein Junge Scortias wie beiläufig anrempelte und dann mit schnellen Schritten das Weite suchte. Der sofortige Griff an die Hosentasche und die Bitte seines Begleiters, den Beutel mit dem erbeuteten Gold an sich zu nehmen, waren eindeutig genug, damit auch ihm klar wurde, dass er anscheinend nicht der einzige gewesen war, der Scortias bei seiner kurzen Diebestour beobachtet hatte. Jetzt konnten sie nur hoffen, dass keiner der halbstarken Straßenräuber auf die Idee kommen würde, eine Wache zu alarmieren.

Der Schiffskoch wartete, bis Scortias sich genug Gold aus dem Beutel genommen hatte, um die Figur bezahlen zu können und ließ ihn dann schnell in einer seiner unzähligen Gürteltaschen verschwinden, an die so schnell kein Herankommen war, weil sie durch seine Kleidung verdeckt wurde und sich zudem unter seinem Bauch und damit in seinem direkten Blickfeld befand. Dann beugte er sich nochmals zu dem Schiffsjungen herunter, seine Stimme diesmal kaum mehr als ein Flüstern.

"Was glaubst du, könnten diese Kinder dich bei den Wachen verpfeifen?"

Misstrauisch beäugte er ihre Umgebung und überprüfte, ob der Junge vielleicht noch weiter in ihrer Nähe herumlungern würde. Aus den Augenwinkeln glaubte er, ein Mädchen zu sehen, das ungefähr in Scortias' Alter war und zu ihnen herüberschaute, aber als er seinen Kopf ein wenig drehte, war sie plötzlich verschwunden.

[ Mit Scortias bei einem Händler für Holzutensilien und -figuren auf dem Markt ]
Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Nov 2016
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#43
"Natürlich teile ich alles mit dir..."

Die Worte waren mehr ein Reflex und verliefen im Sande, was nicht störte, schluckte sie doch bereits die Masse.
Nur am Rande bemerkte er wie selbstverständlich Skadi auf sein Spiel einging, wie sehr die Masse ihnen auf den Leim gehen wollte, so sie sie nicht einfach ignorierte.

Ihr Zwicken ließ seine Aufmerksamkeit zu ihr zurückschnellen, ihre Nähe überraschte ihn, dann jagten ihre neckenden Worte eine Welle von Hitze durch seinen Körper.
¡Maldita..!
Wie lange hatte er nicht mehr..?
Mit einem verruchten Grinsen antwortete er ihr:

"Wenn dir danach ist..."

Die Antwort war heraus, bevor er darüber nachdenken konnte und stießen eine Assoziationskette an, die er nur in seinen Hinterkopf verschieben konnte.
Doch Skadi ließ ihm keine Zeit überlegte Worte anzufügen, sondern wandte sich ab.
Für einen Moment beobachtete er sie, war erleichtert, dass er sie bis jetzt nie so betrachtet hatte, wie sehr hätte dass die ganze Misere doch verkompliziert...

Ihre Reaktion auf seine Entschuldigung erinnerte ihn an Cornelis und ließ ihn seufzen.
Wann war er das letzte Mal entspannt gewesen?
Nachdem er lachend neben seiner Begleitung am Strand zusammengebrochen war, in der Ruhe der einsamen Insel.
Davor? Wie lange war es da her? Jahre?
Es kam ihm vor, als wäre er seit Jahrzehnten nicht mehr bei seiner Tochter gewesen, Äonen die er unter Harper gefangen gewesen war. Auf den kurzen Landgängen hatte er vielleicht mal Ruhe gefunden, an Bord der Morgenwind jedenfalls nicht.
Der Schwarzhaarige nickte und war erleichtert, als sie ihn an ihren Überlegungen teilhaben ließ.
Bogenschießen also. Da ließe sich bestimmt...
Sein hinterhältiges Grinsen wich ehe es sich richtig zeigen konnte.
¿Qué?
Er lachte auf.
In ihm? Zu viel Marine?! Und dann dieser Vorschlag!

"¡Mi querida amiga! Goldzähne stehen mir nicht."

Überraschend viel Heiterkeit lag in seiner Stimme als er grinsend fortfuhr:

"Wenn dann Knochen durch die Ohrläppchen und goldene Ringe durch die Nase!
"Und falls du mich tatsächlich mit solchem Tand sehen willst, da drüben ist ein Händler mit bunten Bändern und Hüten. Und von der letzten Kreuzung ab gab es ein paar Stände, die 'echten' Schmuck von Wilden verkaufen. Ich bin gespannt, womit du bei mir 'einen wilden Freigeist herauskitzeln' willst!
"Also? Gehen wir?"


Keck zwinkerte er ihr zu und konnte sich sowohl das kichern, als auch den nächsten Satz einfach nicht verkneifen:

"Von dort ist es auch nicht mehr weit zurück bis zu den Keksen..."


{ Zwischen den Buden auf dem Marktplatz | unmittelbar bei Skadi | fast außer Sichtweite von Yaris }
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
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#44
Das leichte Entgleisen der Gesichtszüge des blonden Mannes entging ihr nicht und sie schaffte es nur gerade so, ein Grinsen zu unterdrücken. Oh, sie hatte wohl seinen Stolz verletzt, weil sie seine Wahrsagerfähigkeiten in Frage stellte – wie fand er dann wohl Luciens Witz über diesen Beruf? Aber er sagte nichts zu ihr, weshalb sie es sich für einen Moment doch erlaubte, zu Lucien zu schauen. Er hatte ihre Hand als Antwort leicht gedrückt und sie wollte sehen, ob er wirklich verstanden hatte, was sie störte. Der Braunhaarige war aber voll und ganz auf das Geschehen vor ihnen konzentriert und so konnte sie nichts in seiner Miene lesen. Zwar amüsierte er sich im Moment über den Schlagabtausch zwischen dem Wahrsager und Shanaya, aber sie wusste nicht, ob es so bleiben würde und ob er wirklich Spaß hatte an dem Fest. Sie würde ihn im Auge behalten und ihn zur Not noch einmal daran erinnern, dass er hier mit seiner kleinen Schwester war und gefälligst Freude darüber haben musste. Oder sie würde ihn einfach abfüllen, bis er sich amüsierte.
Mit einem innerlichen Kopfschütteln schob sie die Gedanken an Lucien zur Seite, drückte noch einmal seine Hand, bevor sie ihn los ließ und konzentrierte sich dann auf das Geplänkel vor sich. In diesem Moment passierten irgendwie zwei Dinge gleichzeitig. Der Herr Wahrsager musste seinen Stolz doch noch irgendwie retten und Shanaya musste...keine Ahnung in welchem Zusammenhang genau, aber sie gab einfach mal wieder an. Talin schmunzelte belustigt über die Art der Schwarzhaarigen und ihre Ungeduld, weil sie anscheinend viel lieber das Fest erkunden wollte, als hier weiter rumzustehen. Oder vielleicht wollte sie ihre leeren Hände auch einfach wieder füllen. Aber egal, was sie wollte, die Blonde konnte ihr leider nicht den Wunsch erfüllen.
Das Grinsen, was sie vorher noch zurückgehalten hatte, bereitete sich jetzt auf ihrem Gesicht aus. Sie legte den Kopf fragend schief, während sie näher zu dem Mann trat. Für einen Moment überlegte sie noch etwas zu Shanaya zu sagen, denn sie wollte gerne sehen, wie sie Lucien die Karten legte, aber sie verkniff es sich. Stattdessen kramte sie kurz in ihrem kleinen Beutel, bevor sie ihre rechte Hand ausstreckte und zwei glänzende Achter auf ihrer Handfläche präsentierte.

„Ich bin neugierig, ob ich mit meiner Vermutung wirklich so falsch liege. Wie wärs, wenn du mir die Zukunft voraussagst? Einen Achter für dich, wenn du es tust.“ Dabei nahm sie einen der beiden Münzen mit der anderen Hand hoch und ließ ihre Finger damit spielen. „Den anderen, wenn du es schaffst mich wirklich zu überraschen? Klingt für mich nach einem guten Angebot. Was meinst du?“

[Brunnenplatz | Lucien, Shanaya, Thaddeus]
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Jul 2016
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#45
„Mitunter sehr schnell?“

Trevor gluckste. Er war rückwärts und auf einem Bein hüpfend schneller als diese Strumpfhosen! Jawohl! Er hatte es ausprobiert!

„Wollen wir wet– hey!“

Er protestierte nur kurz, als Feuerbart in von den Seeungeheuern wegschleifte, wand sich aber sofort aus dem Griff des anderen, kaum dass der mit seiner mysteriös-geflüsterten Botschaft fertig war. Bewegungsfreiheit war doch was Fantastisches!

„Jaaa! Deshalb hab ich ja einen Decknamen benutzt!“

Er brachte sogar so etwas wie ein Flüstern zustande, das den Verschwörungsaspekt perfekt unterstrich. So mehr oder weniger.

„Weißt du, das macht man so, damit nicht jeder“, er schob die Augenklappe über das andere Auge und warf einen vielsagenden Blick hinüber zu Ryans Onkel, „weiß, wovon man redet! Ziemlich clever, oder?“

Das Feuerbart so etwas nicht wusste! Aber jetzt hatte Trevor es ihm ja erklärt. Wie gut, dass er hier wa–

„Hey, guck mal, guck!“

Da er nun die Augenklappe auf der anderen Seite trug, eröffnete sich ihm ein ganz neuer Blickwinkel! Er stürzte zu dem Stand schräg gegenüber. Winzige Figürchen standen auf karierten Spielfeldern, sah aus wie dieses verflucht komplizierte Spiel, an dem sich Greg hin und wieder versuchte und bei dem Trevor spätestens nach fünf Minuten die Geduld verlor und die Figuren einen vernünftigen Krieg austragen lies. Mann gegen Mann. Und Pferd gegen Turm. Trevor lies sein Seeungeheuer Chaos über zwei Spielfelder bringen, die Beine machten sich da wirklich ganz ausgezeichnet, vielleicht hatte Greg recht und es war ein Landungeheuer?! Schließlich erreichte die Stimme der Verkäuferin einen wirklich kritischen Punkt in Sachen Schrillheit und Trevor und sein Seeungeheuer hüpften weiter.

„Guck mal Greg, die haben hier auch Taschen! In BUNT! – Guck mal, Riiiiiiiiiinge! Fast so viele, wie Karal in seinem Ohr hatte! Aber nur fast!“

Er hätte sich kugeln können vor Lachen über das Bild in seinem Kopf. Aber schon zog der nächste Stand seine Aufmerksamkeit auf sich.

„Guck, guck, was sind das, sind das – Trinkdinger?! Sind die niiiiiedlich, da passt ja gar nichts rein!“

Er setze sein Seeungeheuer in das erstbeste Gefäß, einen hohen, vergoldeten Kelch. Die bunten Steinchen, mit dem er beklebt war, erkannte Trevor als erfahrener Pirat natürlich sofort als geschliffene und bemalte Kieselsteine. Oder irgendwie so was. Nicht, dass Geld für ihn irgendeine Rolle spielen würde – man sollte nur nicht versuchen, Ellhan damit zu bezahlen. Kurz musste er bei der Erinnerung breit grinsen, dann blieb das Strahlen, weil das Seeungeheuer so verdutzt über den Rand guckte.

„Fast wie ein Schiff! Ein ganz kleines! GREEEEG, MARI– oh, hey, da bist du ja, guck dir das an!“

Begeistert hielt er Feuerbart, der plötzlich neben ihm aufgetaucht war, den Kelch, nein, das Schiff unter die Nase. Der hatte allerdings offenbar seine eigene Entdeckung gemacht. Trevor riss die Augen so weit auf, dass die Augenklappe verrutschte.

„Was, was ist es?! Ich komm, ich komm! Aber sag‘s mir, was ist es?! Etwas ‚Unglaubliches‘?!“

Hastig versuchte er gleichzeitig mit Cornelis Schritt zu halten, die Augenklappe wieder zurechtzurücken und den Kelch samt Monster irgendwie an seinem Gürtel zu befestigen. Feuerbart legte ihm schon wieder einen Arm um die Schulter und flüsterte ihm ins Ohr. Offenbar hatte er heute seinen mysteriösen Tag. Vielleicht machte das der Deckname. Trevor zog die Augenbraue über der Augenklappe hoch.

„Spielen? Was denn spielen?“

Er legte neugierig den Kopf schief – aber statt zu antworten, taumelte der ehemalige Captain plötzlich, riss ihn mit sich, geradewegs gegen ein Pärchen geschäftig aussehender Männer in viel zu langen Roben.

„Woah! Was wird das?!“

Da wankte Feuerbart schon wieder zur anderen Seite, schob Trevor vor sich her, brachte ihn fast zum Stolpern. Perplex versuchte der, seine Beine zu sortieren. Hatte er was verpasst, irgendwo wieder mal nicht zugehört?! Oder hatte Feuerbart ein Fass auf den Kopf bekommen, das war Trevor mal bei einer Kletteraktion passiert, wirklich unschön. Allerdings hatte er kein Fass vom Himmel fallen sehen. Aber er war auch sehr beschäftigt gewesen. Jetzt fing der anderen auch noch an, aus voller Kehle zu singen! Sie streiften eine alte Dame, die sie dermaßen entrüstet ansah, dass Trevor laut auflachen musste. Er schüttelte den Kopf, lies sich diesmal bereitwillig mitschleifen und Mensch, wenn er schon mal dabei war, konnte er ja auch gleich mitsingen, oder?

„Yo ho ho und 'ne Buddel voll Rum!“

Er schmetterte das letzte Wort in gebührender Lautstärke, während sie durch ein Grüppchen kichernder Mädchen torkelten.

„Schnaps stand stets auf – EY!“

Er stolperte vorwärts, wäre fast gefallen, doch Feuerbart packte ihn gerade noch wieder, die Welt wirbelte herum und schüttelte sich, oder wurde Trevor geschüttelt?!

„Gar nichts hab ich gesagt! Du lässt einen ja gar nicht ausreden!“

Er fand sein Gleichgewicht wieder und begann, heftig in Feuerbarts Griff zu zappeln – eher aus Protest denn aus Wut.

„Es heißt nun mal ‚Schnaps‘, Mann, kann ich doch auch nix für!“

So langsam wurde er jetzt doch sauer, was war denn das für ein Spiel?! Also wirklich! Das reichte jetzt! Kurzentschlossen packte er den Älteren an den Handgelenken, versetzte ihm einen heftigen Tritt und riss sich im selben Moment los. Der Ruck lies ihn nach hinten stolpern, er verlor einen Holzpantoffel, stolperte ob des plötzlichen Höhenunterschieds, krachte gegen einen bulligen Typen. Reflexartig packte er ihn am Arm, schaffte es doch nicht, sich zu fangen, und riss den Mann mit sich. Es polterte, klirrte, schepperte und Trevor ging in einem Regen aus Scherben und Schmuck zu Boden.

[Marktplatz, bei mehreren verschiedenen Ständen, zum Schluss bei einem Schmuckhändler | mehr oder weniger bei Gregory und Cornelis]
Thaddeus Rackham
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Keine Angabe
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#46
Thaddeus warf dem jungen Mann einen Blick zu. Mit solchen Sprüchen hatte er tagtäglich zu tun und sollte es daher auch schon gewohnt sein, damit konfrontiert zu werden. Trotzdem waren gerade solche Aussagen immer wieder ein Punkt, der ihn an den Rand der Verzweiflung trieb. Ihm entglitt ein Lachen, welches eher von dieser ‘Ich kann diese Witze nicht mehr hören’ - Sorte war. Dennoch musste er es mit Humor nehmen, also schob er von seinem Gegenüber kläglichen Versuche lustig zu sein beiseite.

Zumal ich nur die Zukunft vorhersagen kann, wenn ich die Karten lese und nicht durch Hokuspokus in meinem Kopf erscheinen.”, bestätigte er die Worte der Schwarzhaarigen.

Der Rackham konnte auch nicht anders, als das Grinsen von Shanaya zu erwidern, aber er blieb dem Mann gegenüber dennoch wachsam. Abneigung aufgrund seines Berufes kannte der Wahrsager zur Genüge. Hier hatte er jedoch ein kleines Bauchgefühl, dass mehr dahinter steckte, als lose Verspottung bezüglich seiner Berufswahl. Ob das an Shanaya direkt lag?
Aber was ging es ihn an? Er machte immer wieder neue Bekanntschaften. Unterhielt sich mit seinen Kunden, oder plänkelte mit ihnen. Daran war nichts ungewöhnliches zu finden. Vielleicht hatte es auch etwas mit der Blonden zu tun. Seine Liebschaft? Unruhe in der Beziehung? Was es auch war, es ging den Wahrsager nichts an. Jedoch ließ ihn der Unmut des Mannes keine Ruhe. Darauf eingehen wollte Thaddeus trotzdem nicht.
Deshalb widmete er sich wieder seiner ersten Bekanntschaft zu, die zudem noch die Worte an ihn richtete.

Abwarten, meine Liebe, bevor dir deine Liebschaft noch aus dem Spiegel springt.

Thaddeus war sich sicher, dass es bereits jemanden für Shanaya gab, aber man die Wahrheit dahinter noch nicht erkennen konnte. Seine Legung war nicht für einen Tag bestimmt, sondern für ihr restliches Leben, deshalb ging er nicht davon aus, dass sie schon gleich am nächsten Tag eine Beziehung anfangen würde.
Sowohl Shanayas Worte, also auch die Frage des jungen Mannes brachten Thaddeus zum lächeln.

Nun, wenn es nach Shanayas Karten und ihren Worten geht, dann habe ich noch ein langes Leben vor mir, bis mir eine blonde Schönheit den Rest gibt.”, erzählte er und sein Blick fiel dabei auf die Blondine unter ihren Reihen.

Shanaya hat davon gesprochen, dass die Blonde Frau auf meiner Karte ihrem Captain ähnelt”, merkte er an, nachdem ihm der Satz wieder in Erinnerung gekommen war. “Vielleicht bin ich ihr schon begegnet. Der genauen Übersetzung der Karten bedeutet es aber, dass ich einen neuen Lebensweg einschlagen muss und ich am Ende einer Phase bin.

Womit sie gar nicht so unrecht hatte. Doch der Rackham kam nicht dazu, dies genauer zu erläutern, da ihn unerwartet die junge Dame dazu aufforderte, ihm die Karten zu legen.
Dem würde der Wahrsager nur zu gerne nachkommen, deshalb deutete er eine leichte Verbeugung an und wies mit der Hand auf den Stuhl, welcher vor seinem platziert war.

Okay, einverstanden. Lass mich zuerst etwas über dich herausfinden”, bat er, während er sich auf seinen Platz hinsetzte, die Karten rausholte und anfing zu mischen.

Nachdem Thaddeus die Karten gut gemischt hatte, begann er damit vier Karten verkehrt auf den Tisch zu legen, nur um sie dann der Reihe nach aufzudecken. Als Erstes war die Zahl 10 zu sehen, die groß und mittig auf der Karte platziert war, rechts darüber war ein Schwert abgebildet. Der Titel der Karte besagte ‘Zehn der Schwerter’.
Die zweite Karte, das ‘Rad des Schicksals’, zeigte zwei Hände innerhalb eines Kreises, die waagrecht und senkrecht übereinander lagen. Ähnlichkeit mit der Ersten hatte die dritte Karte, die jedoch nur eine große 5 aufwies und mit einem Kelch gezeigt wurde. ‘Fünf der Kelche’ wurde sie genannt. Zu guter Letzt kam ‘Der Gehängte’. Eine Karte, die einen Baum zeigte an dessen Ast kopfüber ein Wesen mit dämonischen Flügeln hing.

Laut der ersten Karte, Zehn der Schwerter, hast du viel Leid und Schmerz erfahren. Sie bedeutet, dass du mit etwas Abschließen oder etwas Grundlegendes ändern musst.

Thaddeus tippte auf die zweite Karte vor ihm.

Das Rad des Schicksals sagt mir, dass du dich einer neuen Aufgabe widmest. Doch die Fünf der Kelche sagen, dass du noch viele Sorgen und Schmerzen mit dir herumträgst. Das du keinen Trost zulässt, was sich gut mit der letzten Karte überschneidet. Weil sie bedeutet, dass du dich hilflos fühlst. Das einige Dinge auf dem Kopf stehen und du sie mit anderen Augen betrachten solltest.”, schloss Thaddeus die Legung des blinden Flecks ab.
So zumindest lauten die Karten. Wenn ich unrecht habe, darfst du mir das natürlich gerne sagen, dann kannst du dein Geld behalten. Wenn aber etwas davon richtig ist, dann könnten wir mit der Tageskarte weitermachen.

[Brunnenplatz | Lucien, Shanaya, Talin]
Crewmitglied der Sphinx
für 40.000 Gold gesucht
dabei seit Dec 2014
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#47
Ein Hauch von Tumult ...
Ein Innehalten, ein Erstarren. Tiefe Ungläubigkeit. Einen, vielleicht zwei Herzschläge lang. Keinesfalls länger. Doch lang genug, um eine unaufhaltsame Kettenreaktion in Gang zu setzen.

Ein älterer Mann Mitte 50 mit schütterem grauen Haar gab ein volltönendes, unwilliges Brummen von sich, ob der beiden einander umarmenden Männer, die die halbe Straße blockierten. Er sah jedoch nicht zu den beiden Brüdern auf, als er sich recht ruppig an Elian vorbei drängte, ihn dabei in maßregelnder Absicht anrempelte und weiter seiner Wege zog. Er beachtete nicht, wer ihn da in seinem starr gewohnten Tun gestört hatte.
Wohl aber tat das die junge Mutter, die sich wenige Schritte entfernt mit einer ihrer engsten Freundinnen unterhielt und von der kleinen Szene nur ganz beiläufig Notiz genommen hatte. Eigentlich war das ja kein weltbewegender Anblick auf einem überfüllten Marktplatz wie diesem hier und ihr Blick wollte schon zurück zu ihrer Gesprächspartnerin wandern, als sie auf halber Strecke überrascht inne hielt und noch einmal zurück zu den beiden Männern sah. Hätte sie sich in diesem Moment darum geschert, dann hätte sie auf ein unverhofftes Wiedersehen nach langer Zeit getippt. Ganz bestimmt waren sie Brüder. Die Gesichter von so unterschiedlichem Charakter und sich doch ganz erstaunlich ähnlich... Aber das war es nicht, was sie in diesen Zügen sah.
Ihre Augen weiteten sich, ihre Haut verlor ihre charmante Röte und ganz instinktiv legte sie die Hand auf die Schulter ihrer kleinen, etwas perplex hinaufschauenden Tochter und zog diese an ihre Schenkel. Dann, ohne den Blick von Aspen und seinem Bruder zu lösen, lehnte sie sich zu ihrer Freundin hinüber und brachte keuchend heraus: „Lisbet! Ist das nicht... Das ist doch dieser...
Bevor sie es schaffte, ihr Gestammel zu einer sinnvollen Aussage zu führen, folgte die Angesprochene bereits ihrem Blick – und auch sie riss nach einem Augenblick, in dem die Erkenntnis sie traf, die blaugrauen Augen auf. Denn sie war sich ganz sicher, hatte den Steckbrief doch nur Minuten zuvor noch an einer der großen Tafeln neben dem Bäcker studiert, um sich die Zeit zu vertreiben. Mit wenig Interesse zwar, aber nicht ohne wiederholt bedauernd festzustellen, was für ein ansehnlicher junger Mann dieser Montrose war.
DA! DER VATERMÖRDER!“, rief sie kreischend und riss den Arm hoch, deutete mit dem Finger unmissverständlich auf die Dreiergruppe Aspen, Elian und Farley.

Im nächsten Augenblick brach ein gewaltiger Tumult los. Köpfe wandten sich herum, der Ruf wurde aufgegriffen, hysterisch hochgeschaukelt und kaum zwei, drei hektische Herzschläge später rief das eine Gruppe von Soldaten auf den Plan, die etwa zwanzig Schritt entfernt aus einer abgehenden Seitengasse traten. Ihre gelangweilte Halb-Aufmerksamkeit schlug prompt in wichtigtuerischen Ernst um. Sie beschleunigten ihre Schritte, hielten auf den Pulk zu, der sich um die Brüder und ihren Kindheitsfreund gebildet hatten.
Was ist hier los? Lasst uns durch, im Namen der Königin.
Noch konnten sie über die Köpfe der Umstehenden und das laute Durcheinander an Stimmen nicht erkennen, womit sie es hier zu tun hatten. Doch trotz der Menge kamen sie schnell näher.




Spielleitung für Aspen, Elian & Farley

[Auf dem großen Marktplatz von Mîlui]
Scortias Bartholomew
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Keine Angabe
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#48
Es hätte Scortias schon sehr erschüttert, wenn die Geschichten der Leute, aus der Taverne in Aelinos, nicht stimmten. Genau diese Geschichten hatten doch die See erst so unheimlich und interessant gleichermaßen gemacht. Dass die Seefahrer gerne mal etwas hinzudichten oder Erlebnisse gerne aufbauschten, das wusste der Junge nicht. Bis jetzt hatte er immer alles genau so geglaubt, wie er es gehört hatte und das machte die Seefahrt so unheimlich aufregend. Der Junge gab sich aber damit zufrieden, als Rayon zugab, dass er natürlich nicht genau wissen konnte, ob es diese Geschöpfe nicht doch gab. Zustimmend nickte der Zwölfjährige, denn auch er war nicht sehr erpicht darauf auf diese Wesen zu treffen. Zwar war die Neugierde sehr groß solche Wesen mal mit eigenen Augen zu sehen, aber genau so die Angst, dass er durch eine Begegnung mit diesen Ungeheuern Mitglieder der Crew verlieren könnte, oder gar sein eigenes Leben. In seiner Fantasie würde das Meer immer ein total spektakulärer Ort sein, mit Dingen die so unvorstellbar waren, wie es das Festland niemals zu bieten hatte.

Rayon lenkte die Aufmerksamkeit des Schiffsjungen auf eine spezielle, aus Holz angefertigte Figur. Es war der Captain … also der ehemalige Captain der Onyx. Der Junge musste sich erstmal daran gewöhnen, das Cornelis kein Captain mehr war, zumindest im Moment nicht mehr. Begeistert sah Scortias sich die Figur an und versuchte sich schon einen Plan zurecht zu legen, wie er sie am besten klauen konnte. Das war die Macht der Gewohnheit, bevor ihm das Gold in seiner Tasche einfiel, dass er der älteren Dame entwendet hatte. Wenn er sich davon die Figur nur kaufen dürfte … dieser minimale Teil des Goldes würde dem Schiff doch sicher nicht weh tun, oder? Da sich der Junge nicht sicher war, fragte er Rayon, ob das okay sein würde, wenn er die Figur von dem Gold kaufte. Die Worte des Smutje ließen Scortias wieder glücklich Grinsen, denn es war nicht so, dass Rayon etwas dagegen hatte, sondern befürwortete es auch.

“Oh man, wirklich?“ fragte Scortias noch einmal begeistert nach, auch wenn er eigentlich keine weitere Antwort benötigte. “Ist das so etwas wie ein Codex?“ flüsterte er, denn es musste ja nicht jeder mitbekommen, dass sie Piraten waren, genau so, wie Rayon ihm den letzten Teil des Satzes eher leise zukommen ließ. Es war ihm neu, das Piraten keine ehrenvolle Männer bestahlen, aber auch sehr interessant.

Kaum, dass sich Scortias darauf freute sich die Holzfigur von Feuerbart zu kaufen, wurde er angerempelt und sah noch im Augenwinkel, wie einer der Jungen des Marktes zwischen den Leuten verschwand. Der Schiffsjunge verengte die Augen, denn die Straßenkinder hatten ihn wohl dabei gesehen, wie er das Gold und somit ihre Beute, ihnen streitig gemacht hatte. Der Goldsack war noch in seiner Tasche, aber sie würden nicht ruhen, bis die Angelegenheit geklärt war, das kante er aus seinem Heimathafen. Es war wohl das Beste, wenn Rayon das Gold an sich nahm und Scortias sich um diese Angelegenheit kümmern würde. Der Zwölfjährige nahm das benötigte Gold, das er brauchte um die Figur zu bezahlen, aus dem Beutel und überreichte den Rest dann dem Schiffskoch. Die braunen Augen sahnen dabei zu, wie Rayon die Beute gut versteckt an seinen Gürtel befestigte. Da sollte es sicher sein. Die Frage von Rayon war berechtigt, aber auch unter Straßenkindern gab es gewisse Regeln, oder wenn man so wollte, einen Codex.

„Erstmal nicht. Das er mich angerempelt hat, das war sowas wie eine Warnung und eine Aufforderung, dass sie es mit mir klären wollen. Wenn ich nicht drauf eingehe, dann kann es passieren, dass sie die Wachen auf uns aufmerksam machen.“ erklärte er Rayon.

Genau so wie der Smutje sah sich Scortias aufmerksam um. Allerdings nicht in unmittelbarer Nähe, denn meistens standen die Anführer solcher Banden irgendwo in der Nähe von Gassen, in denen sie schnell unsichtbar werden konnten, wenn die Situation zu heiß wurde. Und tatsächlich konnte Scortias an einer Hauswand zwei Jungen sehen, die in seine Richtung sahen.

“Guten Tag, ich würde gerne diese Figur kaufen.“ meinte er an den Verkäufer gewandt und zeigte mit dem Finger auf den Holzfeuerbart.

Der Verkäufe nickte und nahm die Figur, um sie Scortias zu reichen. Der Junge bezahlte und bekam sogar noch etwas Wechselgeld wieder.

„Danke.“

Er wandte sich wieder an Rayon und hielt ihm die Figur und das Wechselgeld hin.

“Kannst Du das solange nehmen? Ich muss zu ihnen gehen und das klären. Siehst Du die Gasse da drüben, neben dem Haus mit den gelben Blumen am Fenster?“ fragte Scortias und nickte in etwa die Richtung, wo das Haus stand.

Dort befanden sich die beiden Jungen und würden in der Nebengasse auf ihn warten, sobald er sich in Bewegung setzte. Fast zur selben Zeit hörte Scortias eine laute, weibliche Stimme vom Marktlatz rufen, dessen Worte er aber nicht genau verstand. Es hörte sich an wie 'Katerstörer' oder irgendetwas ähnliches, was immer das auch bedeuten mochte. Kurz darauf drängten sich Marinesoldaten an ihnen vorbei. Sie waren auf etwas anderes aufmerksam geworden, dass sich wohl auf dem Marktplatz befand. Der Junge sah den Soldaten nach und blickte dann zu Rayon.

“Was geht da vor?“ fragte er den großen Mann und reckte seinen Hals, um an den Leuten vorbei zu sehen, aber er war einfach zu klein um ein direktes Sichtfeld zu bekommen.

[Mit Rayon auf dem Markt | bei einem Händler für Holzutensilien und -figuren]
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#49
Die vorherigen Sekunden, die schier eine Ewigkeit still standen, waren nichts im Gegensatz zu denen die noch folgen sollten. Doch Aspen blieb genau dieser eine Moment während einer Umarmung, indem es dem Umarmenden gegönnt war sich fallen zu lassen, das große Glück nicht nur zu sehen und es wahrzunehmen, sondern es auch zu fühlen. Das hier war sein Elli. Ein großer Mann, dessen Knochen ihn bei der Umarmung nicht mehr in jedes Körperteil stießen, sondern dessen Körpermasse der seinen standhielt. Der Montrose genoss das Gefühl der Wiedererkennung, des Ankommens – auch wenn es ihm viel zu schnell und noch rabiater als in seinen schlimmsten Träumen genommen wurde.
Er war noch nicht soweit, dass er die Augen freiwillig geöffnet hätte. Die Begrüßung war für ihn noch lange nicht vorbei, steckte er doch noch immer in dem langen Zeitkontingent, dass seine Wahrnehmung ihm zur Verfügung stellte: Die Sekunden glichen einer Ewigkeit. Doch dieses gefühlte Heil wurde jäh von einem hysterischen Kreischen unterbrochen, dass ihn zurück in die Realität reißen sollte. „...Vatermörder!“, schrillte es über den Platz und durch seine Ohren hinein in jede Faser seines plötzlich angespannten und verkrampften Körpers. Nein, wie... was? Er hatte sich selbst darauf getrimmt bei diesem Wort das Weite zu suchen, hatte es tagsüber häufig genug aufgesagt, sodass er sogar beim Träumen des Wortes hellwach aufschreckte. Doch hier... jetzt... Aspen riss die Augen auf und realisierte im selben Moment, dass dies kein Traum gewesen sein könnte. Er müsste weg. Sie müssten weg. Und im besten Fall so schnell, dass das Geschrei der Frau bereits in seinen Ohren verklang, bis die Wachen kamen.

Auch wenn es ihm nicht gelang Elian von sich wegzustoßen – er musste ihn weiter am Oberarm umklammern, damit er nicht verschwand – vergrößerte Aspen doch den Abstand zwischen sich, sah ihm in die Augen, so bekümmert und hilflos, da der Montrose genau wusste, dass sie selbst daran Schuld waren – sie waren zu auffällig gewesen. Kurz darauf versuchte sich der Blondschopf zu fassen, die Erinnerungen an all seine Pläne zurück in das Gedächtnis zu rufen. Wieso waren sie genau hier...? Ja, weil sie näher an den ganzen kleinen Gassen dran waren, die ihnen bereits durch vorherige Landgänge bekannt waren. Und weil es hier voll war. Voller als am Rand des Schauplatzes. Sie hatten sich hier hin platziert, weil die Voraussetzungen optimal waren.
Und genau dies war der Moment – der eine Augenblick im Stillstand der Zeit – in der die Hilflosigkeit aus seinen Zügen wieder verschwand. Er war auf einem Marineschiff gewesen, hatte einen Stützpunkt der Marine freiwillig betreten und heile wieder verlassen – dieser Marktplatz voller menschlichem Gesocks, das er damals nicht einmal mit der Kneifzange angefasst hätte, war im Gegensatz dazu nichts.

Während sich seine Züge verfinsterten, warf er einen Blick zu Farley, war kurz in der Überlegung ihn mit einem Kinnhaken zu Boden zu schlagen – doch die hysterische Frau stand so nahe, dass sie sein Gespräch mit ihm wahrscheinlich wörtlich verstanden hatte. Also griff er nur nach dem Kindheitsfreund und stürmte los: Elian zog er mit sich, als würde er ihn nie wieder loslassen wollen, Farleys Ärmel entglitt ihm jedoch nach einigen Metern aus der Hand. Der Rotschopf würde ihnen folgen können. Das wusste er. Wenn hier nur einer lebend heraus käme, dann wäre es weder Aspen, noch Elian. Die Frau ließ Aspen hinter sich schreien, sie sollte die Wachen, die Aspen noch nicht sehen konnte zwischen den Menschenmassen, ruhig zu sich locken. Er würde mitten durch stürmen, hin zu Kells Thron, an dem die Menschen sich immer dichter drängten.
Kaum einige Meter gegangen, wurde es schwieriger sich durchzudrängen. Waren die Zuschauer zuerst noch vor ihnen zur Seite gesprungen aus Furcht, hatten die Menschen weiter vorne nur die Hälfte mitbekommen von dem ganzen Tumult. Bei jedem Schritt überlegte Aspen, wie er die Aufmerksamkeit los werden könnte.. Doch mit seiner Körpergröße wäre der Weg über den Boden nicht möglich. Was wäre denn besser als ein Vatermörder...? Im Laufschritt durch die Massen griff er wahllos nach den Taschen und den typischen Geldbeuteln am Gürtel, erwischte immer wieder eine und warf sie absichtlich langsam einem anderen Zuschauer zu. Es waren nicht viele, immerhin konzentrierte er sich auf die Flucht, doch es waren genug, dass die Leute hinter ihm kreischend aufeinander los gingen um sich ihr wertvollstes Gut zurückzuholen – ein Mob von links nach rechts, der aufeinander los ging. Waren es doch mehrere gewesen? Oder... Aspen konnte sich nicht zu Elian umdrehen, doch er vermutete, dass sein kleines Brüderchen gar nicht mehr so klein und unschuldig war.

Während das Geschrei der hysterischen Frau bereits längst hinter ihnen verschwand, brach direkt hinter ihnen der Kampf um das wertvolle Gold aus. Jetzt konnten sie verschwinden. Die Gassen rückten immer näher, die Zuschauer lichteten sich ein wenig.. Und dann sah er die Wachen in noch einiger Entfernung. Sie liefen direkt auf den Platz zu, an dem die hysterische Frau hatte stehen müssen. Sie hatten also alle drei eine Chance.
Nun müssten sie die Wachen, die sich doch auf sie konzentrierten, nur noch in den Gassen abschütteln. Zu ihrem Glück begannen hier bereits die Stände aufzublühen und der Rand des Platzes war erreicht. Aspen entschied sich für die schmale Einbuchtung weiter vorne, die neben dem Haus mit den gelben Blumen, auf das er nun zustürmte. Sie müssten zwischen den Gassen verschwinden.

(Elian, Farley, Marktplatz - nähe Rayon und Scorti)
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#50
Gut.
Am Rande bekam er mit, dass Cornelis sich um Trevor kümmerte und blieb am Verkäufer dran, bis die Beiden im bunten Treiben verschwunden waren.

Kurz darauf verfolgte er, neben dem Rotbart einherschlendernd, wie sein Bruder seine Schneise der Aufmerksamkeit hinterließ, konnte sich aber zum Glück aus den meisten Angelegenheiten heraushalten und so recht sicher sein, dass man ihn und Feuerbart kaum beachtete.
Er war gerade dabei zu überlegen, wie er dem Hünen am geschicktesten eine Frage stellen könnte, als jener plötzlich stehen blieb.
Hmm...?
Da fing Cornelis auch schon an zu grinsen, stieß ihm in die Seite und lenkte stumm Gregorys Blick auf den Schmuckstand.

"Was—", setzte er an, wurde aber von einem plötzlich losgreinenden Blag übertönt.

Der wollte doch nicht etwa wirklich ...? Doch der ehemalige Kapitän bewegte sich bereits zu Trevor zurück.

"Was willst du denn jetzt von meinem Bruder?", nuschelte Greg sich in seinen Bart und beobachtete Feuerbart misstrauisch.

Als der zu schwanken begann entfuhr dem Schiffsarzt ein gedämpftes:

"Was zum...?!?
"Oh Goddess, bitte nicht! NEIN!"


Aber es kam wie er befürchtet hatte:
Vor dem Stand brach Cornelis scheinbar einen Streit mit Trevor vom Zaun und alles, was ihm blieb, war zurückweichen, und sich wie die Masse zu benehmen.
Unauffällig beobachtete Gregory seine Umgebung, suchte nach Wachen oder anderen, übereifrigen "Rittern", die dem Juwelier zu Hilfe eilen wollten.
Hinter dem Stand redete der jener auf seinen Gesellen ein und bekam den Aufruhr erst verspätet mit.
Die Standwachen sahen einander an, entschieden aber, dass das noch nicht ihr Problem wäre.
Von den übrigen Leuten deuteten zwar ein paar auf die Streithähne, der Großteil ignorierte sie jedoch gleichgültig bis angewidert. Ein junger Mann aber schickte sich an, dazwischen gehen zu wollen.
Das war sein Zeichen. Entschlossen trat der ältere Scovell vor und kam gerade recht, um in die Befreiungsaktion seines Bruders hineinzugerate. Dann ging alles sehr schnell:

"Ho' there Gentlemen! Das tut doch nicht nötig! AGH!", meinte er.

Cornelis krachte in ihn hinein, Gregory taumelte zwei Schritte zurück, presste sich den Handballen auf die Lippen und verhielt sich auch sonst, als hätte er soeben einen schmerzhaften Schlag dorthin bekommen.
Trevor stürzt mitsamt eines Aufpassers in den Stand. Krachend und splitternd gab die Auslage unter dem Gewicht der Körper nach.
Der zweite Wachhund stand einen Augenblick hin- und hergerissen da, schnellte dann nach vorne, um Cornelis zu packen.

"Mein Stand!", keuchte der Händler, während sein Geselle völlig verdatter dastand.

"Pack ihn dir!", fuhr ihn der Meister an, was den Jungspund tatsächlich dazu brachte, Trevor ungeschickt zu greifen und zu sich zu ziehen. Der Mann darunter stöhnte schmerzhaft und hustete, griff sich fahrig an die Seite und starrte kurz darauf auf seine Blutigen Finger.

"Warten Sie! Ich bin Arzt."

Was für eine Anmaßung, dachte Gregory. Und doch hatte er die Worte gerade geäußert. Er eilte zu dem Verletzten und ging in die Hocke. Geschickt fing er seinen Schwung auf einer Kette ab und ließ sie unbemerkt in einer Tasche verschwinden.
Doch auch die Elstern des Marktes waren nicht weit, denn genau wie Gregory stürzten auch zwei Straßenkinder Richtung stand um die Gelegenheit zu nutzen und der junge Mann von vorhin zögerte zwar, eilte dann aber tatsächlich in Richtung eines der Uniformierten und versuchte ihn auf die Situation aufmerksam zu machen, welcher allerdings zu einem Kollegen schaute, der näher am Marktplatz stand und die Aufregung dort mitbekommen hatte ...

{ Marktplatz, Stand eines Juweliers | bei Cornelis und Trevor }


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