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Kapitel 5 - Melodie des Frühlings
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Feb 2018
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#40
Elian richtete sich nach seinem Schuhbinde-Manöver auf, sah sich nach den Marinesoldaten auf seiner Fährte um und stellte erleichtert fest, dass sie sich in eine völlig andere Richtung bewegten. Er hatte sie glücklich abgehängt!

Nichtsdestotrotz war es sicherlich besser, wenn er so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich lenkte. Also ging er gezwungen gemütlich weiter, den Blick gen Boden gerichtet, damit ihm möglichst niemand ins Gesicht blicken würde. Dabei lauschte er wachsam auf die Gespräche um ihn her. Als Flüchtling war es in den letzten Monaten immer schwieriger geworden, sich über das Zeitgeschehen zu informieren. Ihm blieb meist nichts anderes übrig, als die Ohren nach der regen Gerüchteküche zu spitzen, wie sie in Hafenstädten allerorts brodelte. Einerseits wollte er natürlich prüfen, ob die Marine immer noch aktiv nach ihm und Aspen fahndete. Andererseits hoffte er aber auch darauf, dass eine unbedachte Bemerkung ihm einen Hinweis geben könnte, wohin er sich als nächstes wenden sollte. Wenn die Marine sich in einer Himmelsrichtung sammelte, dann wollte er davon so weit wie möglich entfernt sein.

Es dauerte nicht lange, da wurde er auch scheinbar fündig.
"Wo man hinschaut dieses Jahr, alles Uniformen." Der Mann war in den besten Mannesjahren, aber wegen der Pfeife zwischen seinen Zähnen nur schwer zu verstehen. Elian kniete sich wieder hin, 'sah nach seinen Schuhen' und hörte zu, so gut es ihm möglich war.
"Und wenn schon? Sind zu unserem eigenen Schutz hier. Solange sie mit diesem Piratenpack kurzen Prozess machen, lass sie soviel Männer herziehen wie sie brauchen," widersprach ein älteres Männchen mit wirrem weißen Haarschopf - möglicherweise der Vater des Pfeifenrauchers.
"Piraten, pah." Der jüngere Mann spuckte auf den Boden. "Den Obrigen ist doch jede Ausrede recht, um einem hart arbeitenden Mann auf die Finger zu starren und ihm in sein Geschäft zu spucken. Erst heißt es 'wir beschützen euch vor den Piraten' und dann behaupten sie, dieser Montrose-Mörder wär' gesichtet worden. Weil ein einzelner Mann ja ach-so-eine-große Gefahr darstellt. Und am Ende hängen sie zwanzig gute Männer als Schmuggler auf, und das ist dann das."
"Was für Zeiten," brummte der Ältere verstört. "Hast du das mit der Morgenwind gehört? Das ganze Schiff in die Luft gejagt, heißt es. Piratenpack."
Der Jüngere schnaubte. "Die Piraten will ich mal sehen, die sich an einen Gefangenentransport rantrauen. Müssten dämlich und verrückt zugleich sein... Viel wahrscheinlicher hat irgendeiner von diesen Hampelmännern in Uniform im Pulverlager geraucht, und jetzt bewahren sie ihr Gesicht auf die einzige Weise, die ihnen einfällt."
"Schreckliche Zeiten sind das, heutzutage. Ich sag's dir, in meiner Jugend, da wäre sowas nie passiert... und wenn doch, dann hätten wir sie geschnappt, und aufgehängt, wie es seine Richtigkeit hat."
"Jetzt zerbrich dir mal nicht den Kopf, Paps," wurde er von seinem Sohn unterbrochen, "auf Mîlui lässt sich von denen keiner blicken. Dieser Vatermörder ist längst am anderen Ende der Welt. Und falls es diese verrückten Piraten überhaupt gibt, dann haben sie sich längst selber in die Luft gejagt und feiern jetzt mit den Fischen. Aber wir haben wieder das Nachsehen... Kontrollen, Kontrollen, Kontrollen... Als ob hier jemals jemand Spannendes auftauchen würde..."

Wenn du wüsstest. Elian rollte die Augen, stand auf und ging weiter. Also jagen sie mich immer noch. Je früher ich von hier wieder verschwinde, desto besser. Nur, wohin? Vielleicht nach Norden. Ob dort wohl jemand hin segelt?

So tief war er in seinen Gedanken gewesen, dass er die breitschultrige Figur vor sich erst bemerkte, als diese ihm bereits ihre Schulter in den Brustkorb rammte. Der Arzt wich mit einem unwirschen "He--" zurück, und blickte dabei unwillkürlich hoch ins Gesicht seines Gegenübers.

In diesem Moment schien die Welt um sie beide her hinter einer Nebelwand zu verschwinden. Mit einem Mal waren alle Fluchtpläne vergessen und alles was zählte war der Fremde vor Elian, der... nun, alles war, aber sicherlich kein Fremder.

"Aspen...?"

Er sagte den Namen, ehe er sich selbst davon abhalten konnte, und dann blieb ihm der Rest seiner Frage im Hals stecken.

Wie viele Nächte hatte er über diesen Moment nachgedacht, ihn sich herbeigewünscht, sich ausgemalt was er sagen, was er tun würde? Aber jetzt war sein Hirn wie leer gefegt. Er stand hier mit offenem Mund vor seinem älteren Bruder, dem Mörder ihres Vaters, und hatte nichts zu sagen. Keine Vorwürfe, keine Fragen nach dem Warum, nicht einmal ein gezielter Faustschlag, um dem Älteren die Nase zu brechen dafür, dass er durch sein unüberlegtes Handeln beinahe Elians Leben verwirkt hätte. Er war sich irgendwo längst sicher gewesen, dass entweder Aspen oder er selbst sterben würden, ehe sie eine Chance bekamen, einander wiederzusehen und diese notwendige Unterhaltung zu führen.

Die Menschen um sie her schoben sich weiter, die Montrose-Sprösslinge standen zunehmend im Weg - zwei große, breitschultrige Gestalten, deren Schweigen allmählich daran grenzte, eine Szene mitten auf dem Platz zu veranstalten.

Elian wusste irgendwo tief drinnen noch, dass er eigentlich wütend auf Aspen war. Unverständig im Angesicht seines empfundenen Verrats, und der unvorstellbaren Gewalttat gegen ein gemeinsames Familienmitglied. Und vor allem so, SO zornig darüber, dass Aspen es ihnen beiden unmöglich gemacht hatte, Charleen zu helfen. Das war vermutlich das allerschlimmste an der ganzen Situation.
Aber in diesem Moment, auf diesem Platz umgeben von Zeugen und Militär, war ihm das alles egal. Immer noch blind und taub für sein Umfeld machte er einen Schritt nach vorne. Dann noch einen. Und dann legte er seine Arme um seinen Bruder und hielt ihn einfach nur fest.

[Direkt vor Aspen und Farley, in der Nähe von Kell]


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