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Kapitel 5 - Melodie des Frühlings
Crewmitglied der Sphinx
für 186 Gold gesucht
dabei seit Jan 2016
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#11
Sichere Wege... Ja. Allerdings waren diese auch nur halb so spaßig. Mit einem schmunzelndem Augenverdrehen kommentierte er diese Feststellung und lockerte allmählich wieder die Schultern, als die Wachen im Augenwinkel ihren nahen Platz verließen. Je nach Wettpartner und -grundlage konnte ein Sieg oder eine Niederlage ziemlich absehbar sein. Wobei er sich selbst eingestehen musste, dass es viel zu riskant war die letzten Groschen zu verlieren ohne noch ein Vermögen in der Hinterhand zu haben. Hm, er sollte sich wohl allmählich neue Hobbies suchen, anstatt an alten Lastern festzuhalten.
Während Farley einen kleinen Jungen, der Aspen tatsächlich unbemerkt geblieben war, eine kurze Standpredigt hielt und sich wieder ordnete, vermied es der Montrose viel zu verdächtig an das eigene Hab und Gut zu greifen. So lange ihn hier niemand ausziehen würde, wäre das Verdiente aus dem letzten Pokerspiel an seinem Körper sicher. Er besaß nicht viele Beschaffungsqualitäten, sein Beitrag zum Wohl der Crew belief sich daher nur auf sein handwerkliches Geschick. Ein Grund mehr für ihn, dass er die letzten Tage mit einer seltsamen Gruppierung von der Sphinx die Insel erkundet hatte – in der Hoffnung damit zumindest eine Ausrede parat zu haben, wieso seine Ausbeute geringer ausfiel.

„Nagut, dann sollten wir wohl näher heran.“, seufzte Aspen, nicht ohne ein nickendes Zugeständnis: Er wollte den tollen Hecht von dem die gesamte Insel prahlte auch einmal im Kampf sehen.

Während er sich wieder aufrichtete und im Auge der Menge den Ringplatz in Augenschein nahm, verengten sich kurzzeitig seine Augen, als er unverhofft den Blick eines Mannes auffing, der ihn anstarrte als würde er ihn kennen. Zuerst irritiert, lief dem Montrose kurz darauf ein Schauer über den Rücken, als ihm bewusst wurde, dass er dem Mann noch nie begegnet war. Es dauerte eine Zeit lang bis der Mann sich wieder abwandte und weitere Köpfe den Blick versperrten, bis eine Ähnlichkeit zwischen dem starrenden Mann und den Aushängen des berühmten Kell vor Aspens innerem Auge auftauchte.

Kopfschüttelnd verdrängte er den unangenehmen Moment und das damit einhergehende Gefühl doch nicht ganz in der Menge unterzutauchen, weshalb er wahrscheinlich überhaupt so viel Wert darauf legte. Eine Hand in die Hosentasche gesteckt konzentrierte er sich wieder auf Farley um seine Antwort fortzusetzen. „Vielleicht kann ich mir noch ein paar neue Tricks von dir abschauen.“ Auch wenn Aspen jegliche Begabung fehlte und einen leichten Diebstahl nur in Kauf nahm, wenn der Geldbeutel ihm vor die Nase gehalten wurde.

„Lass uns einfach mitten rein, die rechte Seite sieht sich ziemlich offen aus “, mit einem Nicken deutete er auf die vielen Seitengassen die vom Platz abgingen, „da könnten wir relativ schnell entkommen und du kannst deinen Held doch noch von nahen sehen.“

So wild wie die Wetten sich schaukelten und die Menschen jubelten müsste es wohl bald losgehen. Da könnten sie doch tatsächlich einen Kampf mitbekommen.
Als sich vor ihnen die Zuschauer bewegten und einen schmalen Pfad freigaben, nutzte Aspen die Chance.

(Marktplatz, bei Farley - in der Nähe von Elian, kurzer Blickkontakt zu Kell)
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
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#12
Das Gesicht, das Ryan aufzog, überraschte ihn keineswegs. Liam schmunzelte ein wenig in sich hinein, als der Dieb wieder dreinblickte wie der ach so undurchschaubare, harte Kerl, der er doch wahr. In Gedanken erinnerte er sich – mit besagtem Schmunzeln – daran, wie kindisch aufgebracht er doch eigentlich wahr, wenn man ihm Shanaya vor die Nase setzte und sie sein ließ wie sie war. Ihn damit aufziehen wollte er allerdings nicht. Nicht jetzt zumindest, um ja seine Fassade vor den Festivaltäten zu wahren. Mit einem belustigen Seufzen verwarf er die Erinnerung und bedauerte Ryan noch einen Herzschlag lang dafür, dass er sich nicht traute, so zu sein, wie er war. Das aber war seine Entscheidung und der Freigeist würde den Teufel tun und sich einmischen. Das musste jeder für sich selbst wissen. Die abweisende und ausweichende Antwort nahm er mit einem neckenden Zucken der Mundwinkel entgegen. So, wie er da stand, hatte Ryan überall etwas zu suchen, außer auf einem Fest wie diesem. Doch die gute Laune nahm sich Liam ganz gewiss nicht nehmen. Vermutlich war Grummelpeter nur halb so erfolgreich wie er eigentlich gerne wäre und fürchtete nun um seinen Ruf als Meisterdieb. Denn zugegeben - nach vollen Taschen sah er nicht wirklich aus. Armer Kerl. Vielleicht war heute einfach nicht sein Tag. Aber Liam würde es ihm nicht unter die Nase reiben. Offensichtlich fiel es ihm ja schwer genug.

„Dir würde es auch nicht schaden, einfach mal ein bisschen zu feiern. Dich gehen lassen, aus dir rauskommen.“, schlug er dennoch vor, klang aber nicht danach, als würde er ihn nun vehement dazu bringen wollen. Wie bereits festgestellt – das musste jeder für sich selbst wissen.

Der Lockenkopf ging davon aus, dass der Dieb jetzt ohnehin wieder zur Sphinx aufbrechen würde, nachdem er sein Mahl beendet hatte. Wirklich glücklich sah er hier wirklich nicht aus und Ryan zuliebe würde er sich einfach einreden, dass er all sein Diebesgut zurück zum Schiff bringen musste, ehe er wieder herkam. Gerade aber, als Liam sich mit einem Wink verabschieden und wieder auf den Weg machen wollte, rannte eine Gruppe aus Jungen in sie hinein, die er vorher nicht wirklich wahrgenommen hatte. Zwei von ihnen übersahen ihr Hindernis und liefen ungebremst in die beiden Piraten hinein, während ihre Freunde keine Anstalten machten, zu warten. Die Wucht war nicht groß genug, um ihn wirklich ins Taumeln zu bringen. Stattdessen hielt er den Jungen fest, der in ihn hineingelaufen war, um ihn im Gegenzug vor dem Sturz zu bewahren.

„Vorsicht.“

Kurz prüfte er, ob das Kind wieder sicher auf seinen eigenen Beinen stand, ehe er ihn losließ. Dann sah er hinüber zu Ryan, der seinen Unfallgegner zwar ebenso davor bewahrt hatte, zu Boden zu fallen, aber nur minder freundlich dabei dreinblickte. Tatsächlich hatte der Dieb den beiden Kindern die Farbe aus dem Gesicht getrieben. Liam seufzte, ehe er den Griff des Dunkelhaarigen von der Schulter des Kindes zu wischen versuchte, damit sie weiterziehen konnten.

„Passt das nächste Mal besser auf, wo ihr hinlauft.“, wollte er die Furcht der beiden ein wenig schmälern.

Himmel, war Ryan tatsächlich so schlecht drauf, dass er nicht einmal spielenden Kindern ihren Spaß lassen konnte? Oder überraschte er ihn nun tatsächlich?


{ Nähe des Brunnenplatzes | Ryan }
Thaddeus Rackham
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Keine Angabe
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#13
Mehrmals wischte sich der Rackham mit den Händen über das Gesicht, befreite Stirn, Nasenrücken und Oberlippe von Schweißperlen, die sich bei der Hitze langsam sammelten. Es machte ihm wirklich zu schaffen, obwohl vom Meer aus eine herrliche Brise ankam, so spürte er an seinem Stand nur sehr wenig davon. Also brannte ihm die Sonne auf dem Kopf, die schwitzigen Leiber der Passante stachen ihm in der Nase. Zudem knurrte Thaddeus der Magen, weshalb er es kaum erwarten konnte, bis sich der Tag dem Ende neigte.
Eine ihm bekannte Stimme ließ den Wahrsager aufblicken und beide Hände sinken. Wenige Meter von seinem Tisch entfernt stand Shanaya in Begleitung zweier Personen. Darunter eine blonde Lady, bei der er sofort an die Karten denken musste, welche Shanaya im gelegt hatte. Bei dem Gedanken musste er grinsen, da ihre Ausführung mehr als Amüsant gewesen war. Vielleicht hatten die Karten auch eine tiefere Bedeutung, denn die Harmonie zwischen denen war für eine Anfängerin zu gut gewesen.
Thaddeus kratzte sich an seinen Bartstoppeln, überlegend, ob er sich Shanaya und ihren Begleitern nähern sollte, oder doch lieber auf neue Kundschaft wartete. Allerdings waren sie schon so nahe an seinem Stand, mit dem Rücken zu ihm, dass er nicht einmal weggehen musste.

Davon würde ich abraten, Shanaya.”, machte Thaddeus auf sich aufmerksam, “Sobald der Glanz des Festes vorbei ist, tummeln sich nur noch versoffene, arme Penner herum.

Dabei ließ er getrost aus, dass diese immer nach schönen Frauen oder Habgut gierten. Der Wahrsage machte vor ihren Begleitern eine leichte, höfliche Verbeugung, bevor er sich wieder an die Schwarzhaarige wandte.

Ich hab fest damit gerechnet, dich hier wiederzusehen. Schon über einen Karrierewechsel nachgedacht?” Thaddeus wies mit der Hand auf die Karten. “Waffen und Schmuck findet ihr aber weiter südlich vom Markt.

[In der Nähe des Brunnenplatzes | Shanaya, Talin and Lucien]
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Jul 2016
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#14
„Guck dir das an! Und das! Und das und das!“

Gleich nachher würde er Greg fragen, wie man „guck“ schrieb und dann würde er das auf eine Fahne malen und sie hinter sich herziehen. Da, da gab es Tücher! In blau und in gelb und in – in rot, da! Voller Glück wühlte Trevor sich durch die Auslagen, so gut das ging, wenn man nur eine Hand frei hatte. Wie konnte der Verkäufer bloß an so einem Tag an so einem Ort so ein verdrießliches Gesicht ziehen! Ah richtig. Er musste ja auch auch die gaaaanze Zeit hinter seinem Tisch stehen, wie fürchterlich!
Trevor für seinen Teil strahlte den Mann an. Er war noch keine zehn Minuten mit Gregory und Feuerbart zwischen den Buden unterwegs und hatte schon den Mund und eine Hand voll mit einem klebrigen, süßen Gebäck, das er zwar nicht kannte – na ja, so genau hatte er sich gar nicht angesehen –, das er aber eifrig mampfte, um die Hüften einen nigelnagelneuen schicken Gürtel und an den Füßen ein paar nigelnagelneue braune Holzpantoffeln. Und wer wusste, was er in weiteren zehn Minuten alles haben würde! Kaum hatte dieser Gedanke ihn erreicht, leuchteten seine Augen auf. Er stopfte sich den Rest des Gebäcks in den Mund – und schon flitzte er zur nächsten Bude. Und zur übernächsten! Und der überübernächsten! Und der überüberübernächsten!

„Guck mal Greg, Schreibzeugs!“
„Guck mal Greg, den Topf hat Rayon auch! Und den auch! Und den da hatte er mal, das ist so einer wie der, der über Bord gehüpft ist, oder, weißt du noch?! Das war ein Versehen, echt jetzt!“
„Guck mal Greg, Bluuuuuuumen!“


Er lief im Kreis, im Zickzack, vor und zurück und wieder vor, die Pantoffeln polterten über das Kopfsteinpflaster, es war fast ein bisschen wie im Paradies, so viele Menschen und Stimmen und Gerüche und Lärm und Trubel und Essen und Spiele und Kämpfe und Theater und … –

„Guck mal, Feu– Mariiiiiiiiiinus! Lächeln!“

Er wirbelte herum und suchte seine Begleiter – durch das falsche Ende eines riesigen Fernrohrs aus dunklem Metall, das freie Auge in aller gebührenden Theatralik zusammengekniffen und das Grinsen so breit, dass es fast bis an das Fernrohr hinaufreichte.

„Dafür bräuchte ich einen Augenklappe, das wäre genial! Ich wette, es gibt – ha! Da!“

Er warf er das Fernrohr seinem Verkäufer, dessen Gesichtsausdruck ihm schon gar nicht mehr auffiel, zu und sprang zum nächsten Stand.
Da hingen tatsächlich mehrere Augenklappen fein säuberlich aufgereiht. Die meisten waren aus dunklem Leder, einige aber auch gefärbt oder aus bunten Stoff. Eine rote mit aufgemaltem Auge entlockte Trevor ein entzücktes Quieken.

„Darf ich –“

Er wartet die Antwort gar nicht ab, sondern pflückte die Augenklappe vom Haken und setzte sie sich auf.

„Wie seh ich aus?!“

Er strahlte den Mann hinter dem Tisch mit dem verbliebenen Auge an. Der hatte ziemlich blasse Haut, auch eine Augenklappe und verzog nicht die geringste Miene. Trevor legte den Kopf schief.

„Bist du mit Ryan verwandt?“

Der Alte rümpfte die Nase. Trevor machte ihn nach, nur so zum Spaß, und setzte gerade dazu an, in gespielter einäugiger Ernsthaftigkeit die anderen Auslagen zu begutachten, als –

Oh!

Ohne den Blick davon loszureißen, fuchtelte Trevor mit einem Arm hinter sich. „Greg, Greg, guck dir das an, guck, du –“, er bekam irgendjemanden am Arm zu fassen und zerrte ihn neben sich, „du musst dir das angucken!“

[zwischen den Buden in der Nähe des Marktplatzes | mehr oder weniger bei Gregory und Cornelis]
Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Nov 2016
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#15
Seine Hand strich über das penibelst glattrasierte Kinn. Es fühlte sich immer noch ungewohnt an. Genau so wie die Brille auf der Nase, die er sich organisiert hatte. Der Rest, Hut, Hemd, Westen, Hose und Schuhe, waren zwar auch frisch besorgt und Zivilkleider aber nicht so ungewöhnlich, hatte er sowas doch früher viel getragen.
Seit er wusste, dass sie hier noch nicht gesucht wurden war er wesentlich entspannter, aber nicht unvorsichtig geworden. Denn früher oder später würde das sehr wahrscheinlich passieren.
Kurz spähte er zu Kal— Nein, falsch, zu Skadi hinüber. Noch war dieser Name ungewohnt für ihn. Aber so musste es ihr auch mit seinem zweiten Vornamen gehen.
Enrique schob die Gedanken dahinter bei Seite. Heute waren sie ganz normale Festbesucher. Sie würden über den Markt schlendern, das eine oder andere kaufen und sich am bunten Treiben erfreuen. Das jedenfalls hatte er Skadi mitgeteilt als er sie vom Schiff runter geschliffen hatte. Es war der schlichte Versuch ein bisschen Alltag in die Veränderung ihres Lebens zurückzuholen auch wenn dieser aus einem Frühlingsfest bestand und sie bis jetzt nie eines zusammen besucht hatten.
Was für eine verdrehte Logik.
Er grinste, kicherte leise. Irgendwie war das peinlich und amüsant zugleich.
Gut, er war nicht nur deswegen hier, sondern auch um weiter an seinen Plänen zu arbeiten. Primär war das Heute für ihn einkaufen und Augen und Ohren offen halten, lies sich das doch gut mit dem anderen verbinden. Gesagt hatte er ihr nichts davon. Enrique wollte, dass sie sich entspannte, amüsierte. Er würde Heute aufpassen. Das hatte er ihr gesagt.

"Was meinst du, sollten wir uns noch etwas von den Keksen von vorhin holen und für später aufbewahren?"

Der Dunkelhäutige war sich nicht sicher ob die Skadi überhaupt geschmeckt hatten, als sie sie vorhin probiert hatten aber sie wären wesentlich unauffälliger, wenn sie sich über solche Belanglosigkeiten unterhielten. Und es interessierte ihn wirklich, stellte er überrascht fest.
Beiläufig steuerte er einen Stand mit Schreibwaren an und rückte die Weste zurecht, an deren Kragen die Nadel mit dem Abzeichen der Handelschule, die er damals absolviert hatte, steckte.
Ah, gut.
Hier würde er Tinte und Siegelwachs erhalten.
Er war erleichtert gewesen, Nadel und Abschlusszeugniss bei dem Buch im Leder gefunden zu haben. Hätte er sie dort nicht vergessen, wären sie, genau wie viele andere nützliche Dinge, jetzt auf dem Meeresgrund gelandet und seine Pläne wären weit schwieriger geworden. Schade war es um anderes. Wie zum Beispiel seine Tagebücher. Oder sein Offizierspatent.
Enrique schnaubte. Waa für eine passende Ironie.

"Ich brauche Rot, blau, zwei mal schwarz und drei Stück hiervon", teilte er dem Händler mit. "und habt ihr noch einen guten Schaber um Wachsspritzer zu entfernen? Mein Herr legt viel Wert auf Ordentlichkeit."

Der Händler nickte, hielt einen hoch und packte alles ein, nachdem er gezahlt hatte. Derweil sah Enrique wieder zu seiner Begleiterin.
Sechs Tage waren sie jetzt schon hier auf Mîlui. Wo waren die nur geblieben? Er wusste es im ersten Moment nicht zu sagen.
Dann, als er länger darüber nachdachte, war es einfach. Er hatte Vorbereitungen getroffen, Pläne angefangen umzusetzen und und und. Mal schauen wieviele er Heute, neben diesem, weiter voranbringen konnte.

"Ich habe dich noch gar nicht gefragt, ob es etwas bestimmtes gibt, nach dem du Heute schauen möchtest. Bitte verzeih!"

Die Entschuldigung kam glatt über seine Lippen und klang für ihn trotzdem ungewohnt, hatte er doch bisher weder auf diese höfliche Weise, noch in diesem sanften Ton großartig mit Skadi gesprochen.
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Aug 2017
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#16
Heute hatte er sich gutmütig von Trevor mitziehen lassen, hatte es gewollt, und sich trotzdem ein bisschen gesträubt um ihm das Gefühl eines kleinen Sieges zu lassen. Es war schön gewesen, dessen Freude über sein Nachgeben und einen kompletten Tag auf dem Fest zu sehen.
Weniger schön war allerdings etwas anderes gewesen, dass er ebenfalls beim Frühstück beobachtet hatte:
Der Marineoffizier war an den Tisch des Piratenkapitän getreten und hatte gefragt, ob er ihn und Skadi nicht auf das Fest begleiten wolle. Doch der hatte gereizt abgelehnt und die beiden Ehemaligen waren getrennte Wege gegangen.
Bei diesem Anblick war Gregory ein tiefes Seufzen entwichen. So ging das nicht weiter! Seit sie Mîlui erreicht hatten schien dessen Laune eher schlechter als besser geworden zu sein.
Kurzentschlossen war auch er zu Cornelis hinübergegangen, hatte sich nach vorne gelehnt und mit beiden Händen auf der Back vor ihm aufgestützt, eine war dort auch geblieben, die andere hingegen hatte seine knappe Ansage mit entsprechenden Gesten unterstrichen, während er die ganze Zeit entschlossen dem wütenden Blick standgehalten hatte.

"Ich mache es kurz:
"Ich spreche jetzt als Schiffsarzt, der ich in Wirklichkeit gar nicht sein will, zu ihnen, Captain. Genau wie ich, wollen sie eigentlich gar nicht dort sein, wo sie jetzt sind. Ich weiß also wie sie sich fühlen. Darüber zu brühten hilft nicht, sondern macht krank.
"Und das kann ich nicht verantworten, nicht wenn ich meine Aufgabe hier ernst nehmen will.
"Da sie ihren Freund nicht begleiten wollen werden sie mich begleiten. Das ist eine ärztlich Anweisung. Sie brauchen eine Abwechslung und ich erwarte sie in einer halben Stunde an Deck. Wenn Sie nicht da sind komme ich sie holen! Haben wir uns verstanden?!"


Schweigend hatte er ihn noch einen Moment niedergestarrt, um Feuerbart deutlich zu machen, dass er ihm keine andere Wahl lassen würde und war dann gegangen ohne auf jedweden Widerspruch einzugehen.

Und so war der Rotbart in ihrer Gruppe gelandet. Dessen "Begeisterung", als er festgestellt hatte, dass auch noch Trevor dabei war, war mehr als deutlich gewesen, doch auch hier hatte Gregory ihm keine Wahl gelassen, sondern ihn weiter mit auf den Markt genötigt.
Dort angekommen war dessen Widerstand etwas eingeknick, so als hätte er sich endlich damit abgefunden, aus dieser Sache nicht herauszukommen.
Erleichtert hatte Greg gelächelt und hoffte darauf, dass seine Medizin auch wirken würde.
Und Trevor leistete gute Arbeit. Mit seiner ansteckenden, guten Laune hatte er dem Widerspenstigen bereits ein paar Mal ein ungewolltes Schmunzeln entlockt. Überhaupt, so schien ihm, wirkte Cornelis wesentlich entspannter als zu Anfang, nicht mehr lange und sie konnten mit mehr als nur einer gebrummten Reaktion als Antwort rechnen.

Er selbst sah seinem Bruder fröhlich schmunzelnd hinterher und versuchte gar nicht erst ihm zu jedem einzelnen Stand zu folgen, sondern blieb in Cornelis Nähe, stöberte hier und da mit einem längeren Blick, ob etwas dabei wäre, was er suchte.

"Vielleicht solltest du ihn dann kaufen und Rayon schenken? Ich meine, er hat sich noch keinen Ersatz geholt", hatte er bei dem Topf erwidert. "Ach ja, Trevor, Marinus, sagt mir bescheid, wenn ihr einen Stand mit Messern und Scheren findet!"

Bis jetzt hatten sie noch keinen gesehen, aber vielleicht waren sie dazu auch noch an der falschen Stelle des Marktes, doch so wie seine Cousin weiterwirbelte würde sich das sicher bald ändern.
Dann hätte Gregory fast lachen müssen, als Trevor ihm unbedingt etwas zeigen wollte, und ohne darauf zu achten stattdessen den ehemaligen Captain erwischte und zwar so plötzlich, dass der trotz seiner Größe fast das Gleichgewicht verlor. Vor ihnen lagen Augenklappen, Gürtel, Taschen und Hüte, doch das war nicht das, was die Aufmerksamkeit seines Bruders erregt hatte, nein. Das war ein Schaustück an der hinteren Kante des Tisches. Aus Leder- und Stoffresten hatte der Verkäufer eine Insel zusammengesetzt, komplett mit Berg, Bucht, Bäumen und Strand und im Wasser davor eine winziges, kleines Seeungeheuer mit drei Köpfen. Weitere kleine Ungeheuer in allen möglichen Farben und Formen standen davor zum Verkauf.

"Du hast es gefunden!", lachte er. "Welch ein Glück. Dann brauchen wir auf See nicht mehr danach zu suchen."

Er wandte sich zu seinem anderen Begleiter und fragte:

"Was meinst du Marinus? Sollten wir unserer Captain eines mitbringen? Vielleicht das Rotorange?"



{ Marktplatz, Stand eines Hutmachers und Gürtelschneiders | bei Cornelis und Trevor }
Cornelis Feuerbart
Crewmitglied der Sphinx
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#17
Cornelis´ Laune hatte sich merklich gebessert, seit er wieder auf einem Schiff war und vor allem dadurch, daß er auf der Sphinx seinen alten Freund Enrique wiedergefunden hatte. Natürlich war im Hintergrund immer der Gedanke an die Onyx, und in manchen Stunden trat dieser auch wieder in den Vordergrund. Dann hatte er entsprechend schlechte Laune und man ging ihm besser aus dem Weg. Sonderlich gesellig war er sowieso nicht, nur Enrique und Scortias - und teilweise Trevor - wurden über längere Zeit freiwillig in seiner Nähe akzeptiert. Der Anfang war nicht leicht und es würde noch eine ganze Weile dauern, bis er ein wirklicher Teil der Mannschaft werden konnte, wenn es ihm überhaupt gelang.
Die Fahrt bis nach Mîlui verlief weitestgehend ruhig und so war Cornelis nicht in Gefahr gewesen, in der Aufregung in sein altes Ich als Kapitän zurück zu verfallen. Stattdessen packte er kräftig mit an, obwohl er zu Anfang ein wenig Schwierigkeiten hatte durchzuhalten, auf Grund des Nahrungsmangels auf der Insel. Doch auch das wurde besser. Aus Tarnungsgründen hatte er den Bart weiter wachsen lassen und nur in Form gebracht, so daß dieser nun deutlich länger war als er ihn eigentlich zu tragen pflegte. Dafür hatte er sich die Haare sehr kurz schneiden lassen, nur noch etwa so lang, wie ein Finger breit war. Außerdem hatte er den auffälligen langen Rock weggepackt und trug nur noch lederne Hosen und ein schlichtes Leinenhemd. Und schon sah Marinus, wie er sich für den Landgang nannte, deutlich anders aus als Feuerbart.

Doch seit ihrer Ankunft auf Mîlui war seine Laune in den Keller gerutscht. Das lag an der Tatsache, daß seine Erkundigungen über die Onyx nichts erbracht hatten - nicht den kleinsten Hinweis. Die anderen Besatzungsmitglieder waren ihm deshalb größtenteils aus dem Weg gegangen, nur Enrique und Trevor ließen es sich nicht nehmen, trotzdem zu ihm zu kommen. Dem letzteren hatte er stets eine unwirsche Abfuhr erteilt und so war dieser meistens recht schnell wieder verschwunden. Und auch Enrique hatte er recht rau abgewiesen. Als er dann ab und an aus seiner Brüterei herausgekommen war, tat es ihm auch wieder leid und einmal hatte er seinen alten Freund auch darauf angesprochen, doch dieser hatte nur abgewunken und ihm sein Verständnis kundgetan. Auch dafür war er Enrique sehr dankbar.

An diesem Morgen war seine Laune wieder besonders schlecht gewesen und er hatte es abgelehnt, mit Enrique und Skadi auf den Markt zu gehen. Und auch diesmal hatte sein alter Freund ihn nicht weiter bedrängt. Eigentlich hatte er gar nicht vor, das Schiff zu verlassen. Dann kam der Schiffsarzt und stellte ihn vor vollendete Tatsachen. Er wollte schon aufbrausen und Gregory anschnauzen, was ihm denn einfiele mit ihm so umzugehen, doch gerade noch rechtzeitig, im letzten Moment rief er sich wieder ins Bewußtsein, daß er hier auf der Sphinx nur einfacher Seemann war. Bei seiner vielen Grübelei über die Onyx drohte ihm das gelegentlich zu entfallen - und wie er diese Situation haßte, gerade jetzt. Doch er nickte nur stumm und mit grantigem Gesichtsausdruck und wartete ab, bis Gregory von seinem Tisch wieder verschwunden war.

So stand er nach einer halben Stunde auf dem Deck bereit, mit entsprechend finsterer Miene. Er trug keine Waffen außer zwei kleinen Wurfmessern in den Stiefeln. Außerdem hatte er sich einen leichten mausgrauen Umhängemantel mit weiter Kapuze, den er sich die Tage davor besorgt hatte, übergeworfen. Der Mantel war im Moment jedoch über die Schultern so weit nach hinten geschlagen, daß es von vorne gar nicht auffiel, daß er ihn überhaupt anhatte.
Als sich dann auch noch Trevor, der Kindskopf, zu ihnen gesellte, ging sein Blick entnervt zum Himmel hinauf. Auch das noch, das durfte doch nicht wahr sein! Doch es blieb ihm keine Wahl und so bestieg er mit den anderen beiden das Beiboot, das sie ans Land brachte. Bis dahin war seine Laune noch immer miserabel, doch als sie den Markt erreicht und eine Weile dort verbracht hatten, merkte er, wie das pulsende Leben dieses Ortes auch ihn erfasste und mitzog. Und dann war da auch noch Trevor, der mit seiner herzlich kindlichen Art einen auf die Dauer einfach zum Schmunzeln bringen mußte. Offensichtlich half Gregorys Medizin tatsächlich.

Hatte er zu Anfang ihres Marktbesuches noch die Gewitterwolken auf den Zügen gehabt und nur unwilliges Brummen von sich gegeben, wenn er denn schon angesprochen wurde, so glätteten sich nun langsam die Falten auf seiner Stirn und Trevors ungestüme Begeisterung brachte ihn hier und da sogar zum Schmunzeln. Schließlich begann er sogar teilweise interessiert die Auslagen der Händler zu betrachten, wo er vorher nur in der Mitte des Ganges zwischen den Ständen gestanden und auf die anderen gewartet hatte. Als Gregory und er sich von einem Stand abwandten um weiterzugehen - Trevor war schon wieder ganz woanders - meinte Cornelis in freundlichem Ton zu Greg:

"Es scheint mir, als würde deine Medizin tatsächlich helfen, Dok."

Er lächelte sogar ein klein wenig, als Greg ihn bei diesen Worten ansah. Er hatte nicht umsonst das du in seinem Satz benutzt und war sich recht sicher, daß der Schiffsarzt, der nicht auf den Kopf gefallen war, sein Angebot durchaus verstehen würde.

In diesem Augenblick wurde er plötzlich von hinten am Ärmel gepackt und so heftig gezogen, daß er das Gleichgewicht zu verlieren drohte. Cornelis wirbelte herum in der Annahme, daß ihn jemand trotz seiner Tarnung erkannt hatte, und seine Rechte hatte sich schon zur Faust geballt, als er sah, daß Trevor ihn am Rock gezogen hatte. Sofort entspannte er sich wieder und sagte mit einem leichten Kopfschütteln:

"Du bist wirklich unmöglich. Du kannst mich doch nicht einfach so am Rock ziehen, ohne daß ich es sehe."

Doch als er sah, was Trevor so Großartiges entdeckt hatte, lachte er doch glatt zum ersten Mal kurz amüsiert auf. Dann kam die Frage von Gregory, ob sie denn eines für Talin mitnehmen sollten, und Cornelis quitierte das du, das er gebrauchte, mit einem zufriedenen Lächeln. Sorgsam betrachtete er die kleinen Seeungeheuer genauer und stimmte dann Greg zu.

"Ja, das rotorange gefällt mir auch am besten."


[Marktplatz, Stand eines Hutmachers und Gürtelschneiders | bei Gregory und Trevor]
Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
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#18

Die Sonne kitzelte angenehm auf ihrer Haut. Sog jeden noch so kleinen Lichtblitz in sich auf und brachte die Bräune aus vergangen Tagen zurück. Es war bereits Jahre her, dass sie sich derart "freizügig" in der Öffentlichkeit gezeigt hatte. Seitdem sie Teil der Marine geworden war, wäre jegliche Handlung wie diese zu ihrem Todesurteil geworden. Ganz zu schweigen davon, dass diese Art der Verkleidung ihrer extremen "Verhaltensänderungen" mehr als zuträglich war. So und nicht anders hatte Skadi ihre Rolle zur Perfektion spielen können.
Beinahe leichtfüßig bewegte sie sich daher neben Enrique her, dessen Gemüt nach ihrem Gespräch beinahe schon unbekümmerte Züge annahm. Hätte es die Jägerin nicht besser gewusst, konnte man meinen die ersten Ausuferungen von Wahnsinn in seinem Kichern zu erkennen. Einem Kichern, das sie nur mit einem Blick zur Seite registrierte und dann geräuschvoll ausatmen ließ. Augenscheinlich hatte er sich immer noch nicht zu 100 Prozent an ihre weiblichen Züge gewöhnt - doch wer konnte ihm das schon verübeln. Jeden anderen auf dem Schiff hatte das genauso sehr interessiert wie einen "Fliegenschiss". Doch glaubte man jemanden wirklich gut zu kennen - was nach 4 Jahren gemeinsamen Dienstes durchaus angebracht war - dann war es mehr als nur eine interessante, aber vollkommen irrelevante Nebeninformation.

"Wenn du sie nicht wieder alle für dich beanspruchst, könnte ich es durchaus in Erwägung ziehen."

Immer noch stellten sich ihre feinen Härchen auf, sobald sie den Dunkelhaarigen so persönlich ansprach. Selbst nach all den Jahren hatte sie immer diese höfliche Distanz beibehalten, auch wenn diese Art der "Beziehung" schon längst über den Bekanntheitsgrad hinausgewachsen war. Dennoch schlich sich der Anflug eines Schmunzelns in ihre Mundwinkel, ehe sie sich wieder abwandte und die Umgebung musterte. Erneut. Überall waren Gaukler und Händler, deren Gesichter sie schon einmal gesehen haben konnte. Doch dabei machte sie sich um ihre Tarnung weniger Sorgen, als um die einfache Tatsache, dass sie nach dem Kapitel "Marine" tatsächlich begann ihre vor Jahren vergrabene Hoffnung wieder auszubuddeln. wie einfältig - wo sie doch selbst nur zu gut wusste, dass sie niemanden aus ihrer Vergangenheit antreffen würde.
Langsam folgten die schmalen Füße dem ehemaligen Leutnant und kickten beiläufig ein zwei kleinere Kieselsteine voraus. Diese Erkundungstouren waren reichlich eintönig, wie Skadi erneut feststellen musste. Ohne eine Aufgabe oder ein Ziel streunte sie dem Dunkelhaarigen hinterher wie ein Schoßhund, dessen Aufmerksamkeitsspanne erschreckend kurz war. Beiläufig prüften die langen Finger immer wieder den Halt des alten Bogens um ihren Rücken. Fuhren die harte Linie der Sehne nach, die bereits bessere Tage gesehen hatte. Doch bisher weigerte  sich die Nordskov dieses kostbare Erinnerungsstück in fremde Hände zu geben und es auf neuen Glanz zu trimmen. Vielleicht irgendwann, wenn ihr beim Spannen die Sehne riss und schmerzhaft gegen das Gesicht und im schlimmsten Fall gegen das Auge schnellte. Denn irgendwie ahnte Skadi bereits, dass das Holz durch den ungewollten Ausflug ins Meerwasser, seine Elastizität gänzlich verloren hatte und für sie in kürzester Zeit kaum mehr zu benutzen war. Bereits jetzt gab die Waffe nur unter Knarzen und großer Kraftaufwendung nach. Vielleicht sollte sie sich einfach einen zweiten Bogen kaufen und in diesem Zuge ein paar nützliche Utensilien für ihre nächste Jagd?

Blinzelnd wandte sich der dunkle Haarschopf der Nordskov herum. Zog seine Aufmerksamkeit nur widerwillig von einer kleinen  Gruppe Männer ab, deren Gelächter wohlklingend durch die Menschenmasse dröhnte. Nur langsam sickerten Enriques Worte in ihre Realität, ehe sie kurz auf den Händler ihnen gegenüber und dann zurück in das ungewohnt glatt rasierte Gesicht ihres... Freundes blickte.

"Ein neuer Bogen.", antwortete sie ihm nur knapp. Verhaspelte sich sogar beinahe angesichts der plötzlichen Schwere ihrer Zunge.
Seit ihrem Gespräch mit Shanaya schien sie derart abgelenkt von allem, dass es sie fast wahnsinnig machte. Gab es noch so viele Dinge, die in ihrem Geist herum schwirrten und alle gleichsam nach Aufmerksamkeit schrien?

"Vorausgesetzt wir benötigen nicht noch einen Schwarm Brieftauben und dutzende Rollen Pergament."

Triefender Sarkasmus glitt über ihre Zunge. Verschmolz mit der Bewegung, die ihre Arme auf ihren Rücken positionierte und ihren Oberkörper nach vorn überbeugte. Gespielt skeptisch musterte sie die Menge an Tinte und Siegelwachs, zogen die gespitzten Lippen von links nach rechts und richtete sich zur vollen Größe auf.

"Ein geschäftiges Kerlchen dein Herr.", waren die einzigen Worte, die sie hinzufügte, ehe sie sich halb herum drehte und hinter Enrique auf dessen andere Seite lief. Irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass er sie nicht nur aus purer Selbstlosigkeit in die Stadt gezerrt hatte. Womöglich war es ein zweitrangiges Anliegen - ein Plan den er sich seit Tagen zurecht gelegt hatte und angesichts seiner guten Laune bereits zur Zufriedenheit zu vollenden begann. Zumindest sähe ihm das ähnlich.

"Aber ich hoffe, dass wir heute nicht ausschließlich für Besorgungen hier sind?"
Ein kleines Zucken durchfuhr ihre Augenbrauen, führte sich in einem Funkeln ihrer dunklen Augenpaare fort und endete in einem süffisanten Lächeln auf den vollen Lippen.

"Du hast mir schließlich versprochen, dass wir heute etwas Spaß haben werden." Und sie überließ ihm die Entscheidung, womit sie den Großteil ihres heutigen Tages zubrachten.

{am Stand für Schreibwaren mitten auf dem Marktplatz | unmittelbar bei Enrique | in Sichtweite von Yaris}
Scortias Bartholomew
Crewmitglied der Sphinx
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#19
Im Ernst? Er sollte mit Rayon Gewürze sammeln? Das konnte doch nur ein Scherz sein. Scortias war mit der Aufgabe unzufrieden, denn er war recht gut darin, den Leuten um ihre Geldsäcke zu erleichtern, oder Sachen von Verkaufstischen zu stehlen. Lange hatte er auf Axo, im Stadtgebiet Aelinos, alleine durchs Betteln und durch Diebstahl überleben müssen. Nahmen die beiden Kapitäne ihn nicht ernst? Er war doch genau so ein Seemann wie all die anderen. Gut, er war vielleicht noch kein Seemann sondern eher ein Seejunge, aber dennoch wollte er sich für das Schiff und für die Crew nützlich machen, anstatt blöde Gewürze zu besorgen. Das war langweilig. Lustlos schlenderte Scortias neben Rayon her und schwang gelangweilt seine Arme vor und zurück, den Kopf dabei nach unten gesenkt. Ähnlich wie auf Axo, oder auch im Hafen von Kitar, drängelten sich Käufer an den Ständen der Händler und feilschten um Güter. Am Rand der Straße sah Scortias einige Kinder, die in etwa sein Alter hatten. Einige ein bis zwei Jahre jünger, andere wiederum ein bis zwei Jahre älter. Er wusste sofort, was die im Sinn hatten. Er erkannte ihren Blick, und wie sie teilweise Leute beobachteten und dann tuschelten. Ähnlich musste es bei ihm und Chico auch ausgesehen haben, bevor sie ein Opfer ausgemacht hatten. Der Schiffsjunge hob den Kopf um den großen, dunkelhäutigen anzusehen und grinste ihn an.

„Siehst Du die da?“ fragte Scortias und nickte in die Richtung der Jungen.

“Wenn Dich einer von denen anrempelt, oder anspricht, halte dein Geldbeutel fest.“

Allerdings sah es gerade nicht so aus, als hätten die Jungen ein Auge auf Rayon oder Scortias geworfen, denn etwas weiter vor ihnen lief eine ältere Frau, die ein viel einfacheres Ziel war. Und schon schwärmten die Jungen aus. Welche Taktik sie wohl verfolgten? Scortias reckte seinen Hals, um an den Leuten vorbei zu sehen, damit er die Bande im Auge behalten konnte. Es waren vier Kinder, die sich nun unter die Leute mischten.

„Ich bin sofort wieder da.“

Mit den Worten tauchte auch Scortias in der Menge unter. Eilig schob er sich an den Erwachsenen vorbei und holte schließlich die anderen Jungen ein. Er beobachtete sie und hielt sich dabei im Hintergrund. Sie wendeten die Betteltaktik an. Einer der Jungen, der kleinste von ihnen, sprach die alte Dame an, die ihr Beutel hervor holte. Somit wussten die anderen Jungen, und jetzt auch Scortias, wo sie ihr Geld aufbewahrte. Nachdem der Kleine etwas bekommen hatte und sich freudestrahlend bedankte, bevor er dann wieder verschwand, sollte der Auftritt der anderen Jungen kommen. Aber Scortias kannte die Masche und kam ihnen zuvor. Er drückte sich durch die Leute und als er bei der Frau angekommen war, schob er sich auch an ihr vorbei, ließ dabei aber seine Hände schnell und unbemerkt an ihrem Körper entlang streifen, krallte sich den Geldsack und drehte sich zu der Frau um.

„'tschuldigung, war keine Absicht ich hab's eilig, weil ich mein Vater suche.“ sagte er im Vorbeigehen und lächelte freundlich.

Dann bog er schnell nach links ab und drückte sich an einem Verkaufstisch, um dort hinab zu tauchen. Unter dem Tisch öffnete Scortias den Beutel.

“Yes, nicht schlecht. Die Jungs haben ein gutes Auge für reiche Leute.“ murmelte er grinsend zu sich selber.

Der Geldbeutel wanderte in seine Tasche, bevor er sich wieder aus dem Versteck schob, um erneut in der Menge abzutauchen. Es dauerte nicht lange, da stubste der Schiffsjunge Rayon an, als er sich dem Smutje von hinten genähert hatte. Er grinste breit und zwinkerte dem Mann zu.

“Da bin ich wieder. Hatte gedacht, ich hätte jemand bekanntes gesehen.“

Er konnte dem Smutje doch nicht sagen, was er gerade getan hatte, oder? Vielleicht später. Eigentlich vertraute er Rayon schon, aber sie waren ja hier, um Gewürze zu besorgen und nicht um Leute zu beklauen. Der fast Dreizehnjährige hätte nur zu gern das Gesicht der anderen Kinder gesehen, wenn sie bei der alten Frau ins Leere griffen.

[Mit Rayon auf dem Markt | kurz weggelaufen und dann wieder bei dem Smutje | Vielleicht auch in Sichtweite von anderen aus der Crew?]
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jul 2017
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#20
Er folgte dem Blondschopf durch die Menge. Es war nicht schwer Aspen im Auge zu behalten, auch wenn Farley es sich ob des Gedränges nicht leisten konnte sich länger umzusehen. Einzig und allein ein flüchtiger Blick nach Soldaten oder anderen verdächtigen Gestalten war erlaubt. Und davon liefen hier leider so einige herum. Wen verwunderte es schon, diese Kämpfe weckten Schaulust – und das nicht immer beim besten, was die Menschheit zu bieten hatte. Erst als sich endlich eine größere Lücke auftat, schob sich Farley mit einem schnellen Schritt wieder neben seinen Jugendfreund und reckte sich ein wenig in der Hoffnung, einen Blick auf den ominösen Unbesiegbaren zu erhaschen. Den unangenehmen Blickkontakt nur einige Augenblicke zuvor hatte er nicht bemerkt, den Kommentar über 'seinen Helden' ignorierte er geschickt. Stattdessen ging er lieber auf die Steilvorlage zu seinen Fingerfertigkeiten ein.

„Ich glaube, wir sollten uns lieber auf deine Stärken konzentrieren, hm?
“ Farley wusste nicht, wie geschickt Aspen in den vergangenen Jahren geworden war. Doch ihm war noch lebhaft im Gedächtnis geblieben, wie verhältnismäßig ungeschickt er sich beim Stehlen als Kind angestellt hatte. Natürlich konnte man dazulernen. Aber eine gewisse Fingerfertigkeit schien angeboren zu sein – und der Braunhaarige konnte sich nicht vorstellen, dass Aspen jemals die Geduld aufgebracht hatte viel Elan und Zeit für Übungsstunden aufzubringen. Die Suche nach dem unbesiegbaren Kell blieb für Farley zunächst erfolglos, doch während sie sich weiter zwischen Leuten hindurchschoben, warf er einen prüfenden Blick auf die Ankündigungsplakate.

„Oder aber, du versuchst es doch mal mit einer Gegenwette. Dieses Gesicht sieht irgendwie nicht unbesiegbar aus. Vorausgesetzt es findet sich jemand, der kämpfen will. “


Noch jedenfalls schien sich niemand gefunden zu haben. Ein halbes Seufzen kam aus seinem Mund. Schade eigentlich, denn wenn die Menge nicht abgelenkt war, ließ sie sich schlechter um ihre Geldbeutel erleichtern. Und auch die Wachen schienen aufmerksamer zu sein, wenn sie nicht zwei Männern dabei zusehen konnten, wie sie sich die Schädel gegenseitig einschlugen.

„Wenn es nicht so viel Aufmerksamkeit erregen würde, könntest du antreten. Geschätzt bist du mindestens einen Kopf größer als der Rotschopf."


Farley grinste, meinte das aber durchaus ernst. Natürlich hatte er keinen Schimmer, wie Aspen kämpfte. Aber er hatte Verstand unter seinem Blondschopf. Der stach erfahrungsgemäß den dicksten Bizeps aus, wenn man ihn einzusetzen wusste.

Marktplatz | Aspen | Kell und Elian in der Nähe]


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