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'Cause life starts now
Talin & Shanaya ✓✓
Szenen-Informationen
Charaktere Gast
Datum 15 Februar 1822
Ort Auf der Sphinx
Tageszeit Mittags
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
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#1

'Cause Life starts now

15. Februar 1822
Talin Dravean & Shanaya Árashi


Shanaya wusste nicht, was sie weckte. Vielleicht waren es die Wellen, die gegen das Schiff schlugen. Vielleicht waren es die Kopfschmerzen, sie war sich da nicht so wirklich sicher. Aber vorwiegend waren es wohl die Bewegungen, die besagte Wellen verursachten. Das passte nicht so ganz. Shanaya hob also den Kopf etwas an, legte sich kurz die Hand an die Schläfe. Gut... sie hatte sich kurz auf einem Schiff verstecken wollen. Das war sicherer, als sich am Hafen zu verstecken. Die Betonung lag dabei auf KURZ... Die Schwarzhaarige schluckte trocken, blieb aber erst einmal ein wenig verwirrt sitzen. Wie viel Zeit war vergangen? Sie hatte nicht einschlafen wollen... aber anscheinend hatte es gereicht, damit das Schiff vom Hafen ablegte, mit einem blinden Passagier an Bord. Na, das konnte ja lustig werden... zumal sie immernoch das Gefühl hatte, das ihr Kopf sie jeden Moment umbringen würde. Da brauchte auch die mehr oder weniger Dunkelheit dieses Raumes Nichts.

Talin zupfte an ihrer Hose herum und seufzte tief. Extrem genervt. Wenn dieser Kerl noch einmal ankam und versuchte sie zu begrabschen, dann würde sie...nein, das durfte sie nicht. Sie waren überein gekommen noch zu warten, die Meuterei noch nicht zu starten. Aber sie würde diesen verfluchten Captain am liebsten sofort abstechen. Das Mädchen schnaubte und verzog sich dann in den Lagerraum. Junge hol dies, Junge hol das. Aber schön, das bekam sie auch noch hin. Sie rückte ihre Mütze zurecht, unter der ihre langen Haare versteckt waren, und wollte sich gerade nach der Truhe umsehen, als sie über jemanden stolperte. „Was zum...“ Sie sah hinunter, konnte wegen der Dunkelheit aber nichts erkennen. Gereizt zündete sie ein Licht an und sah dann wieder hin. „Na sieh mal einer an. Wer bist du denn? Eine Hure des Captains?“ Wer sollte sich sonst auf dieses verfluchte Schiff wagen?

Shanaya zuckte erschrocken zusammen, als da plötzlich Schritte waren. Und eine Stimme – eine weibliche Stimme. Und diese war gerade über sie gestolpert, was bei dem wenigen Licht kein Wunder war – genau wie ihre Verwunderung, als es mit einem Mal heller war und die Frau zu ihr hinunter blickte. Shanaya blinzelte einige Male, hob für einen Moment die Hand vor das Licht. Verdammte Scheiße... nie wieder Alkohol. Die Worte der Frau ließen sie die Hand aber wieder sinken, und mit skeptischem Blick betrachtete sie die Fremde. Sie wusste ja nicht einmal, wo sie war... geschweige denn wer hier Captain spielte. „Ganz sicher nicht... Ich...“ Die Schwarzhaarige kniff die Augen noch einmal zusammen. Ja was eigentlich? 'Ich hab' mich auf euer Schiff verirrt' klang natürlich sehr klug... „Ich hatte eine harte Nacht uns musste mich verstecken.“ Ein etwas gequältes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Es war nicht geplant, dass ihr ablegt und ich noch da bin...“

Talin schaute skeptisch auf den blinden Passagier hinunter. Wie eine Hure sah sie nicht aus, auch wenn sie das wirklich im ersten Augenblick gedacht hatte. Aber besonders gut sah die Fremde auch nicht aus. Und wie sie rumstotterte. Schon belustigt, zuckte eine von ihren Mundwinkeln, aber sie versuchte ernst drein zu blicken. „Das du eine harte Nacht hattest, sehe ich. Das würde jeder sehen. Allerdings weiß jeder, dass Schiffe mit der Flut nun einmal aus Häfen auslaufen.“ Und wenn die Ehemänner hinter den Männern des Schiffes her waren, ging das alles noch viel schneller. „Die Frage ist jetzt nur: Was mach ich mit dir?“ Sie überlegte angestrengt, dachte aber nicht einmal daran eine Waffe zu ziehen. Dieses Mädchen war keine Gefahr, so wie sie momentan aussah. Aber Talin vergaß vollkommen ihre Manieren. „Wer bist du eigentlich? Vielleicht fangen wir damit an, bevor ich mich entscheide, was ich mache.“ Denn dem Captain ein Mädchen zu übergeben, dass wäre grausam ihr gegenüber.

Shanaya fühlte sich für den Moment ziemlich unwohl in ihrer Haut. Einfach, weil diese ganze Situation anders als geplant gelaufen war. Und natürlich wurde sie eiskalt erwischt. Bei den Worten der Fremden brummte Shanaya leise, schüttelte dann kurz den Kopf und zog sich schließlich an der Wand nach oben, sodass sie der Frau nun aufrecht gegenüberstand. „Jaaa... ich hab' die Zeit im wahrsten Sinn ein wenig verpennt...“ Ihr Lächeln wurde ein wenig schräg. Ihr stellte sich die Frage, auf was für einem Schiff sie hier war. Sie kannte keine weiblichen Piraten... aber irgendwie machte die Fremde nicht den Eindruck von braver Händlerin. Die Schwarzhaarige blinzelte, als ein wenig über ihr Schicksal spekuliert wurde. Ihr war durchaus bewußt, dass sie keinerlei Waffen bei sich trug, und so eine gefundene Beute für... was auch immer war. Selbst Schuld, da musste sie jetzt wohl durch. „Mein Name ist Shanaya.“ Langsam fuhr sie sich mit der Hand durch die dunklen Haare. Einfach direkt sein. „Wenn das hier ein Piratenschiff ist, habe ich vermutlich nicht die besten Karten?“ Ihr Grinsen wurde ein wenig schräger.

Talin musste den Mut der anderen bewundern. Normalerweise stand niemand einfach auf, wenn ein Pirat vor diesem jemanden stand. Aber woher sollte dieses Mädchen, Shanaya, wissen, dass sie eine Piratin war. Davon hörte man je nie etwas oder wenn, dann nur von ganz wenigen. Aber da sie so nett war ihren Namen zu verraten, konnte Talin es ihr ja gleich tun. Natürlich nicht ihren richtigen Namen. Die meisten dachten hier immer noch, sie wäre ein Junge. „Mein Name ist Luc.“ Und da sie ja nun einmal den Schneid der Dunkelhaarigen bewunderte, ließ sie sich auch einfach in die Karten blicken. Sah dabei aber immer noch nachdenklich aus. „Tja, also das hab ich noch nicht entschieden. Aber ich stehe auch recht weit unten in der Hierarchie hier. Da hab ich nicht viel zu melden. Doch es kommt jetzt darauf an, ob ich dich verrate oder nicht. Oder besser wem.“ Und da es das erste mal seit langem war, dass sie mit einem Mädchen plaudern konnte, sprach sie einfach weiter. „Wie viel hast du eigentlich getrunken, dass du einfach so auf ein fremdes Schiff gehst und dort einschläfst?“

Shanaya nickte nur kurz, als die Frau ihren Namen nannte. Klang jetzt nicht sonderlich weiblich... aber darüber machte sie sich keine Gedanken. Es gab deutlich Wichtigeres. Sie grinste noch immer ein wenig schräg, neigte dann leicht den Kopf. „Du meinst also, ich soll mich mit dir gut stellen, damit du mich nicht verrätst?“ Die Schwarzhaarige seufzte leise, ließ den Blick kurz schweifen. Wenn eine Frau hier auf einem Piratenschiff lebte.. dann schaffte es vielleicht auch eine zweite bis zum nächsten Hafen. Irgendwie. Lucs Frage ließ sie leicht blinzeln und leise auflachen, gefolgt von einem Brummen. „So viel, dass ich nicht mehr weiß, wie viel es wirklich war.“ Auf jeden Fall genug. Aber hey... immerhin war das ihre Karte in die Freiheit gewesen. Oder in den Freitod – je nachdem was jetzt noch so mit ihr passieren würde.

Talin musste jetzt auch grinsen. Das Mädchen gefiel ihr. Irgendwie war sie witzig, nicht dumm, aber trotzdem mutig. Und meistens war das mit Dummheit verbunden, sie wusste es selbst. Denn wie war sie sonst auf einem Piratenschiff gelandet? Aber egal. Sie hatte ein Ziel zu verfolgen, egal, was andere sagten. Egal, was andere glaubten. Sie wusste, es stimmt nicht. Doch egal. Das war jetzt nicht wichtig und sie sollte im hier und jetzt bleiben. Und da musste sie auch schon lachen. „So viel, ja?“ Shanaya gefiel ihr immer besser. Vielleicht...nur vielleicht...hm. „Ich würde dich auch verraten, selbst wenn du dich mit mir gut gestellt hättest. Es hängt ganz davon ab, wie nützlich du mir bist. Sag mal, wie gut bist du mit Waffen?“ Talin musterte die andere durchgehend, versuchte herauszufinden, ob sie nun wirklich nützlich war oder nicht.

Shanaya fragte sich still, was nun werden würde. Wenn sie draufging... Tja. Dann war das verdammtes Pech, gerade jetzt, wo sie erfolgreich von diesem Ort hatte fliehen können. Und sonst? Wohin würde sie ihre Zukunft bringen, wenn man sie nicht den Haien zum Fraß vorwarf? Das Lachen der anderen Frau beruhigte sie einen Moment – wenn man das so nennen konnte. Sie fühlte sich noch immer nicht ganz in der Realität angekommen. In Wirklichkeit lag sie sicher noch in ihrem Bett und träumte vor sich hin. Obwohl diese elenden Kopfschmerzen ziemlich dagegen sprachen. Die Worte ihres Gegenübers ließen sie wieder leise seufzen, auch wenn sie diese Worte nicht ganz ernst nahm. Aber sie ließ ihr wenigstens eine Chance, sich als ein wenig nützlich zu erweisen. „Theoretisch schon... Praktisch hatte ich noch nicht all zu viele Gelegenheiten zu üben... Allerdings wollte ich das so oder so ändern.“ Eine Piraten, die nicht mit Waffen umgehen konnte... Jaa... Natürlich. Aber wie hatte sie – außer auf Bláyrons Schiff – an Waffen kommen sollen? Das gut behütete Mädchen? Sie biß die Zähne etwas fester aufeinander. So hatte sie sich den Start in ein Piratenleben nicht vorgestellt.

Talin legte den Kopf schief und runzelte die Stirn. Irgendwie war das Mädchen noch nicht ganz bei der Sache, hatte sie das Gefühl. Hm. Das könnte an dem Kater liegen. Aber gut, darum würde sie sich gleich kümmern. „Ein theoretisch reicht mir momentan.“ Sie klatschte in die Hände, ein wenig lauter als nötig, um ihren Gegenüber zu erschrecken und lächelte dann. „Also schön, ich verrate dich nicht. Dafür wirst du mir dann später einen Gefallen tun.“ Jedes andere Mädchen würde jetzt denken, sie meinte damit Sex. Aber das war der Blonden ziemlich egal. Sie ging einfach zu einer Truhe kramte, darin ein wenig herum und schmiss Shanaya kurzerhand ein paar Klamotten hin. Eine Hose, ein Jungenhemd, eine Bandage und eine Mütze. „Du solltest dich verkleiden, sonst wirst du hier schneller vergewaltigt, als du Klabautermann sagen kannst.“ noch einmal musterte sie das Mädchen. „Wenn du fertig bist, kommst du mit mir in die Kombüse.“ Sie dachte kurz daran sie dem Captain als neues Mitglied vorzustellen, verwarf den Gedanken aber schnell wieder. Der würde es eh nicht merken. Da fiel ihr aber noch etwas anderes ein. „Ach ja. Sei herzlich willkommen auf der Sphinx. In Zukunft eines der besten und gefürchtetsten Piratenschiffe aller bekannten Welten.“ Hier musste sie wieder breit grinsen.

Shanaya hob die Schultern beim skeptischen Blick der anderen Frau ein wenig an. Aber die Worte, die dann doch zu ihr durchdrangen, beruhigten sie wirklich ein wenig. Das Klatschen ließ sie dann aber doch kurz zusammen zucken, und unbegeistert erwiderte sie den Blick der Anderen. Autsch. Sie schüttelte kurz den Kopf, fuhr sich noch einmal durch die Haare und lächelte dann ein wenig munterer. Sie kannte diese Frau nicht – und wenn sie Pech hatte, hielt sie ihr Wort nicht und sie verriet sie eben doch. Aber was blieb ihr übrig? Es war vermutlich besser, sich an jemanden zu halten, als einen Alleingang zu starten, auf einem Schiff voller Kerle. „Das klingt so, als wüsstest du jetzt schon genau, welchen Gefallen ich dir tun soll.“ Ein wenig skeptisch beobachtete Shanaya Luc, wie sie zur Truhe hinüber trat und sie einen Moment später hatte sie einen Haufen Klamotten in der Hand. Ihre Worte waren wirklich... aufmunternd. Ja, das passte. Aber sie musste wohl einsehen, dass sie ein wenig auf sich achten sollte. Sie nickte also nur mit einem zustimmenden Brummen und zog sich als erstes die Mütze über den Kopf, stopfte ein wenig die sowieso nicht sehr langen Haare darunter. „Willst du mich direkt der Crew zum Fraß vorwerfen?“ Sie lächelte ein wenig schräg. „In Zukunft?“ Skepsis lag in ihrer Frage, aber das breite Grinsen der Frau ließ sie schmunzeln, womit sie schließlich die eigene Hose öffnete, um die Kleidung zu wechseln.

Talin sah dem Mädchen zu, wie sie ihre sowieso kürzeren Haare unter die Mütze stopfte. Aber das war besser so. Selbst mit nur ein wenig längeren Haaren, erkannte man, dass da ein weibliches Wesen vor einem stand. Und Talin hatte keine Lust zu erklären, was ein Mädchen auf dem Schiff zu suchen hatte. Die einen würden sie sofort über Bord werfen wollen, die anderen, erst ihren Spaß haben wollen und sie dann über Bord werfen. So oder so, wäre das nicht nützlich für sie. Aber immerhin war sie klug, denn so dumme Fragen stellte sie nicht. Talin lehnte sich an einen Pfeiler und sah galant wo anders hin. Auch wenn sie selbst eine Frau war, musste sie der anderen nicht beim Umziehen zu schauen. „Ich werde dich ihnen sicher nicht zum Fraß vorwerfen. Der Smut ist mein Freund und wird dich nicht verraten.“ Das brachte sie auf einen Einfall. Sie stützte sich von dem Pfeiler ab und ging in einen hinten Winkel des Raumes, um die Kartoffeln zu holen für die sie ja eigentlich gekommen war. Während sie das tat, sprach sie einfach weiter, denn hier unten störte sie keiner und belauscht wurden sie auch nicht. Dazu war sie ja zu unbedeutend. „Die Zukunft hat mit dem Gefallen zu tun, den ich von dir einfordern werde. Aber jetzt verrate ich es dir noch nicht. Wer weiß ob ich dir wirklich trauen kann.“ Um ihr vertrauen zu gewinnen, musste schon wirklich viel passieren. Aber wer wusste schon, was die Zukunft wirklich brachte. Sie kam mit dem Sack zurück, stellte ihn ab und sah die Schwarzhaarige noch einmal an. „Aber eines kann ich dir verraten. Wenn du auf diesem Schiff bleibst, wirst du helfen müssen, meinen Bruder zu finden, wo immer er sein mag.“ Und wenn sie dafür den Eingang zur achten Welt finden musste.

Shanaya hatte mit einigen ruhigen Bewegungen die andere Hose angezogen, betrachtete diese mit einem undefinierten Ausdruck. Aber sie musste sich damit zufrieden geben. Was tat man nicht alles... Die blauen Augen blickten kurz der anderen Frau hinterher, ehe sie sich auch ihres Oberteils entledigte und sich die Bandage um die Brust wickelte. Das missfiel ihr noch viel mehr, aber auch hier musste sie sich geschlagen geben. Ein wenig widerwillig blickte sie an sich hinunter, befestigte die Bandage und zog schließlich das etwas zu große Hemd über. Jaaa... männliche Shanaya. Sie war doch in das richtige Geschlecht geboren worden. Luc kam nun auch mit einem Sack Kartoffeln zurück und Shanaya drehte sich einmal um sich selbst. Hmpf. Die Worte der Frau ließen sie dann aber wieder ein wenig munterer grinsen. „Dann lass ich mich Mal überraschen...“ Ein tiefer Atemzug. „Eine gesunde Einstellung, das gefällt mir.“ Sie war da nicht anders... der Grund, wieso sie der Anderen gegenüber noch immer skeptisch war. „Anstatt einem Schatz sollen wir also deinem Bruder hinterher jagen? Das lässt sich denke ich irgendwie einrichten.“ Klang doch auch eigentlich ganz verlockend. Bis ans Ende der Welt reisen, um den verschollenen Bruder zu finden. Bewundernswert. Sie selbst hätte sich eher ans Ende der Welt gewagt, um ihren Bruder über die Kante zu stoßen.

Talin sah das Mädchen an und nickte dann zufrieden. „Ja, so wird es gehen.“ Sie nahm den Sack wieder auf und zuckte dabei gleichzeitig mit den Schultern. „Was nützen mir Schätze, wenn ich ein Versprechen gebrochen habe?“ Ernst sah sie das Mädchen an. „Versteh mich nicht falsch. Ich würde jeden sofort verraten, aber in diesem Falle hab ich keine andere Wahl.“ Denn ihr Bruder war der einzige Mensch auf dieser Welt dem sie bedingungslos loyal war. Niemand anderes hatte es sonst verdient. Sie ging langsam die Treppe hinauf zur Luke und drehte sich noch einmal um, bevor sie diese öffnete, um zu sehen, ob Shanaya auch wirklich folgte. „Vielleicht sollte ich dir sagen, dass mein Bruder gemeinhin als tot gilt. Ich hoffe du hast nicht gegen Abenteuer, um das Gegenteil zu beweisen.“ Noch einmal grinste Talin, dann öffnete sie die Luke und stieg ins Sonnenlicht hinaus. Männer liefen umher, nahmen aber weder von ihr noch ihrer Begleiterin Kenntnis. „Du wirst feststellen müssen, dass du hier die ganze Zeit ignoriert wirst, es sei denn sie wollen etwas von dir oder das Schiff wird angegriffen.“ Sie sah sich auf diesem eigentlich wunderbaren Schiff um. Nur leider war es nicht in dem Zustand, den es eigentlich haben sollte. Wenn das ganze erst einmal erledigt war, dann würde sie das sofort ändern. Denn das Schiff war das heiligste für einen Seefahrer. In aller Ruhe führte sie die andere zur Kombüse, öffnete dort die Tür und ließ dem Mädchen den Vortritt. „Tayo! Wir haben ein neues Mitgleid!“ Aus einer Ecke hinaus, umgeben vom Dampf, sah sie ein schwarzes Gesicht an und grinste dann breit. „Wo kommt der denn her?“

Shanaya blickte auf die Worte der Frau noch einmal an sich herunter. Als sie jedoch davon sprach, dass sie ein Versprochen gebrochen hatte, hob Shanaya den Kopf an und blickte sie einen Moment verwirrt an. „Deswegen suchst du nach deinem Bruder? Um das wieder gut zu machen?“ Mit einem leisen Seufzen folgte sie der Frau schließlich, erwiderte ihren Blick, und blinzelte, als sie weiter sprach. So? Sie durften also einen totgeglaubten Bruder suchen. Sie lachte leise. „Du klingst ziemlich überzeugt, dass er noch lebt... aber das macht es ja nur noch spannender.“ Also doch vielleicht über das Ende der Welt hinaus. Als Luc die Luke öffnete, musste Shanaya einige Momente die Augen zusammen kneifen. Die lange Dunkelheit und die wilden Kopfschmerzen taten ihr übriges. „Für den Anfang vielleicht das Beste... und ich kann auf mich aufmerksam machen, wenn es nötig ist.“ Die blauen Augen sahen sich aufmerksam um, aber niemand schien sie wirklich zu beachten. Hmpf... Aber dieses Schiff sah viel besser aus als das ihres eigenen Bruders. Wobei das vermutlich auch einfach vorbelastet war. Als Luc die Tür zur Kombüse öffnete, trat Shanaya durch die Tür, musterte noch einmal die Frau von der Seite, ehe sie den hellen Blick zu dem fremden Mann herum wandte. Sie grinste ein wenig schräg. „Der Zufall hat mich her gelockt...“

Talin stellte den Sack Kartoffeln ab und grinste dann ob der Worte des Smut. Da der ganz gut allein mit dem Mädchen klar kam, ging die Blonde in eine Ecke und holte ein Eimer mit eiskaltem Wasser. „Nun, wenn du schon mal durch Zufall hier bist, kannst du auch zufällig die Kartoffeln zusammen mit Ta...Luc schälen.“ Böse starrte das Mädchen ihren Freund an und wandte sich dann Shanaya zu. „Das machen wir auch gleich, aber zuerst...“ Sie stellte den Eimer mit Wasser vor dem Mädchen ab und deutete darauf. „Du solltest deinen Kater los werden. Entweder du stukst den Kopf selbst darein oder ich schütte dir das Wasser über den Kopf.“ Wieder eine Stimme aus der Ecke. „Schätz dich glücklich. Anderen bietet er das nicht an.“ Talin verdrehte die Augen und ignorierte den Mann einfach. „Was deine Frage angeht. Ich suche ihn nicht, weil ich etwas gut machen will, sondern weil ich es einlösen will. Und ich weiß, dass er nicht tot ist. So einfach.“ Auch wenn alle etwas andere erzählten. Es war ihr egal. „Wie heißt du eigentlich, Neuling?“ Tajo kam von seinen Töpfen weg, nach vorn zu den beiden Mädchen.

Shanaya ließ den Blick kurz den Raum schweifen, dabei genauso auf die anderen Anwesenden achtend. Als der Mann mit dem Namen stockte, legten sich die blauen Augen jedoch kurz skeptisch auf ihn, dann auf die Frau. Ihre Gedanken kamen in diesem Moment nicht so wirklich schnell hinterher, und die kurze Information mit dem Namen schien ihr wichtiger als sie Kartoffeln. Sie war für einen Moment verwirrt, blickte dann den Eimer an, den sie mit einem Mal vor sich stehen hatte. Und Luc – wenn das ihr richtiger Name war, Shanaya zweifelte – ihr klar machte, wofür der gut war. Das klang ziemlich verlockend. Sie lächelte trotzdem ein wenig schräg, richtete den Blick dann zu dem Mann herum, der sie mit seinen Worten noch mehr verwirrte. Er. „Moment!“ Sie blickte die beiden verwirrt an. „Ihr wollt mir wirklich klar machen, dass jemand glaubt, dass sie...“ Sie deutete auf die Frau „... ein Kerl is'?!“ Gut, sie hätte das vielleicht durchdenken sollen, so platzten diese Worte einfach aus ihr heraus. Damit rückten auch die Worte über ihren Bruder etwas in den Hintergrund. „Immer schön optimistisch bleiben, hm?“ Sie grinste der Frau etwas schräg zu, trat dann noch einen Schritt vor und kippte sich den Eimer mit Wasser einfach selbst kurzerhand über den Kopf. Sie gab ein leises Brummen von sich, hob den tropfenden Kopf dann wieder zu dem Mann. „Shanaya,“ war ihre schlichte Antwort. Wie war das? Der Smut war 'Lucs' Freund? Wenn nicht hatte sie eben Pech. Sie schüttelte jedenfalls erst mal den Kopf, was nur wenig gegen die Kälte des Wasser half.

Talin hätte dem Mädchen beinahe selbst das Wasser über den Kopf gegossen und ihr eigenes Angebot einfach ignoriert. Diese Frage...da war sie ja kurz davor auszuflippen. Aber in dem Moment kippte Shanaya sich selbst das Wasser über den Kopf. Zu Schade. Und dann kam auch gleich das nächste. Dafür hatte sie sich noch viel kälteres Wasser verdient. Talin seufzte tief und rieb sich die Nasenwurzel. Da würden sich die nächsten Tage sicher noch öfter Kopfschmerzen anbahnen. „Hier darfst du deinen wirklich Namen sagen, aber für da draußen solltest du dir einen Jungennamen ausdenken.“ Tajo schien ein wenig verwirrt, grinste dann aber, ganz wie es seine Art war. „Noch mehr weibliche Gesellschaft, wie schön.“ Talin starrte ihn finster an, dann sah sie aber wieder zu der Schwarzhaarigen. „Ob du es glaubst oder nicht, aber ja, man hält mich hier für einen Jungen. Zugestiegen auf einer kleinen Insel, auf der Jagd nach Abenteuer. Es wissen hier nur sehr wenige, dass ich ein Mädchen bin, also sei doch bitte so gut und versuche es nicht gleich noch ein mal heraus zubrüllen, ja?“ Beruhigen, sie musste sich beruhigen. Tief einatmen und wieder ausatmen. Als es wieder etwas ging, schnappte sie sich ein Messer und eine Kartoffel und fing an zu schälen. „Da du jetzt auf einem Piratenschiff bist, was genau hast du hier vor? Willst du auch Abenteuer erleben?“

Shanaya blickte weiter zwischen den beiden Menschen hin und her, und dabei entging ihr Nicht der leicht finstere Blick der Frau. Als diese sie nun aufforderte, sich einen männlichen Namen auszudenken, hob die Schwarzhaarige eine Augenbraue, seufzte dann nur leise und ließ es gut sein. Neues Leben, neue Regeln. Würde schon klappen. Als der Mann sprach wandte sie den Blick wieder herum, lächelte dann ein wenig schräg und zupfte die nasse Mütze auf ihrem Kopf leicht zurecht. „Gibt es sonst noch irgendwelche dunklen Geheimnisse, über die ich lieber schweigen sollte?“ Sie lauschte der Erklärungen der Frau, verzog die Lippen zu einem Schmunzeln, nickte dann aber ergeben. Da musste selbst ihr Dickkopf einsehen, dass es vernünftiger war, aufzupassen, was man sagte. Schaffte sie ja sonst auch. Als die Frau sich ein Messer griff, tat Shanaya es ihr gleich. Sie blickte ihr kurz entgegen, lächelte dann sachte. „Wie mans nimmt. Ich hatte vor, mir irgendwann ein Piratenschiff zu suchen. Ich bin kein Freund von dem Leben, was man für mich vorgesehen hat. Ich spiele lieber nach meinen eigenen Regeln.“ Sie lächelte weiter, begann dann die Kartoffel in ihrer Hand zu schälen. „Ich hätte nur nicht gedacht, dass das so plötzlich der Fall sein wird.“

Talin war schon wieder gnädiger gestimmt, weil das Mädchen keine Einwände hervor brachte. Das wäre ja jetzt auch noch schöner gewesen, wenn sie wie eine kleine Zicke rum gemeckert hätte, ihr passe das nicht alles. Aber Shanaya setzte sich friedlich und fing an Kartoffeln zu schälen. Da hatte Talin ja fast schon wieder ein schlechtes Gewissen. Und Tajo schien das ähnlich zu sehen. „Keine Sorge. Du kannst bald sicher deinen Namen auf diesem Schiff so laut heraus schreien wie du möchtest.“ „Tajo!“ Finster starrte die Blonde ihn an und seufzte dann. Das zu schaffte nicht einmal sie zu überspielen. Also würde sie es hinnehmen müssen, dass der Koch so eine Plaudertasche war. Aber nur bei Leuten denen er vertraute. Was seltsam war, kannte er das Mädchen doch erst kurze Zeit. „Wenn du lieber nach deinen eigenen Regeln lebst, dann bist du auf einem Piratenschiff falsch. Hier zählen die Regel des Captain. Und ich glaube nicht, dass die mit deinen über einstimmen.“ Talin sah von den Kartoffeln auf und schaute das Mädchen interessiert an. „Aber verrate mir doch mal, was deine Regeln so sind?“

Shanaya konzentrierte sich auf die Kartoffel in ihrer Hand, warf den beiden anderen jedoch immer wieder einen kurzen Blick zu. Auf die Worte des Mannes hin grinste sie schon wieder ein wenig munterer, blinzelte dann aber, als die Frau ein wenig lauter wurde. Shanaya seufzte, warf ihr dann aber einen munteren Blick zu. „Keine Sorge. Ich lass mich einfach überraschen und überhöre was er sagt.“ Sie grinste Tajo kurz mit einem beinah entschuldigenden Blick zu, ehe sich die blauen Augen wieder auf 'Luc' legten. „Keine Sorge, das ist mir bewußt. Mir geht es da auch eher... um meinen eigenen Weg, den ich mir ausgesucht habe. Regeln von anderen kann ich wohl irgendwie... akzeptieren, wenn sie nicht... strohdumm sind.“ Und wieder musste sie an ihren Bruder denken. Bei dem hatte sie sich nie auch nur an eine Regel gehalten. Als die Frau den Kopf hob und sie direkt anblickte wurde Shanayas Lächeln noch ein wenig breiter. „Das wirst du schon heraus finden. Ich plaudere nicht gern bei einer ersten Begegnung alles von mir aus.“ Und damit griff sie nach der nächsten Kartoffel.

Talin musste der anderen zu Gute halten, dass sie sich einfach so auf die Seite des Smut und Talins stellte. Nun ja, sie hatte ja eigentlich nicht einmal Ahnung von den zwei Seiten auf diesem Schiff. Aber nun ja. Wenn sie sich 'überraschen ließ' dann konnte es ja nur noch besser werden. Und vielleicht war es doch keine so schlechte Idee, das Mädchen einzuweihen. Talin mochte sie. Ihre Art ähnelte sehr der ihren. „Tja, auf diesem Schiff musst du mit strohdummen Regeln leben. Eine der ersten, die du hier lernen wirst, ist, es sich nicht mit dem Captain zu verscherzen. Er hat seine Lieblinge und die, die er hasst.“ In dem Moment öffnete sich die Tür und einer der Männer kam herein. „Tajo! Es ist wieder so weit!“ Talin seufzte, ebenso wie der Smut. Bevor Shanaya fragen konnte, wenn sie das überhaupt wollte, setzte die Blonde schon zur Erklärung an. „Der erste Maat peitscht wieder einen aus, der nicht das gemacht hat, was der Captain wollte.“ Sie ballte die Faust um eine Kartoffel und biss die Zähne zusammen. „Wenn du willst geh es dir anschauen. Ich habs schon oft genug gesehen.“

Shanaya verzog die Lippen bei den Worten der Blonden zu einem schrägen Grinsen. Ob wohl jemand an Bláyron heran reichte? Sie bezweifelte es. Sie seufzte leise. „Wie schade, dass ich einen viel zu großen Dickkopf habe, um mich jeder dummen Regel zu fügen... Dann werde ich wohl Probleme bekommen.“ Konnte sie mit leben... Notfalls konnte sie ja noch immer vom Schiff springen. „Du sprichst, als würdest du nicht zu seinen Lieblingen gehören?“ Ihr lag die Frage auf der Zunge, wieso sie überhaupt noch hier war, wenn sie so unzufrieden war. Sie hatte also irgendeinen Plan. Die Lösung schien nicht all zu schwierig, aber Shanaya beließ es dabei, ließ sich überraschen, ob sie letztendlich Recht behalten würde. Als die Tür aufgestoßen wurde hob die Schwarzhaarige den Kopf, blinzelte herum, und dann wieder zu den beiden anderen. Aber noch bevor sie den Mund öffnen konnte erklärte die Blonde. Shanaya blinzelte, zuckte dann kurz mit den Schultern. „Nichts, worauf ich jetzt sonderlich scharf bin..“

Talin sah, wie der Mann wieder hinaus ging und Tajo ihm folgte. Er wollte es eigentlich nicht sehen, aber er musste aufpassen, in der Hoffnung, der Mann überlebte. Als die Tür sich schloss, schüttelte Talin den Kopf. „Keiner will das unbedingt sehen.“ Dann sah sie wieder zu Shanaya und lächelte schwach. „Du hast recht. Ich gehöre nicht zu den Lieblingen. Wenn er wüsste, dass ich ein Mädchen bin, wäre das schon wieder etwas anderes.“ Nachdenklich sah sie auf ihre Kartoffel hinab. Vielleicht war es doch an der Zeit. Vielleicht musste es jetzt sein, ehe alles noch schlimmer wurde. Also sah sie Shanaya in die Augen, vollkommen ernst. „Ich kenne dich nicht gut genug und ich weiß auch noch nicht, ob ich dir trauen kann. Aber ich habe keine Lust, dass durch dich das Riskio steigt, dass mein Geheimnis auffliegen könnte.“ Wahrscheinlich ging sie das gerade falsch an, aber so war sie nun einmal. „Was hältst du von einem Gemetzel?“

Shanaya blickte den beiden Männern einen Moment nach. Sie hatte oft genug mit ansehen dürfen, wie ihr Bruder alle möglichen Menschen folterte. Vermutlich war sie selbst nur knapp drum herum gekommen. Bei 'Lucs' Worten lachte sie leise auf, schüttelte aber den Kopf. Jaaa, die liebe Männnerwelt. „Also ein Kerl wie jeder andere.“ Sie folgte dem Blick der Blonden auf die Kartoffel, wog den Kopf dann ein wenig zur Seite und blinzelte, als die Blonde sie wieder ansah. Sie wartete jedoch, lauschte aufmerksam den Worten der Frau, bei denen sie leicht lächeln musste. Sie lachte jedoch leise auf, als die Blonde geendet hatte. „Ich kann kein Geheimnis verraten, das ich nicht kenne... aber ich sagte es ja schon... eine gesunde Einstellung.“ Als die Frau jedoch weiter sprach, blinzelte Shanaya erneut. Ein unbestimmtes Gefühl machte sich dabei in ihrem Bauch breit. Die Hand, die die Kartoffel festhielt, verkrampfte sich leicht und ihr blauer Blick legte sich darauf, als suchte sie nach Überbleibseln dieser einen Tat. Aber was machte sie sich vor? Ein Pirat, der anderen nicht an die Kehle ging landete vermutlich selbst schnell genug auf dem Meeresboden. „Du willst deinem liebsten Captain sein Schiff wegnehmen, hm?“ Sie lächelte, lockerte die Hand wieder ein wenig. Konnte ja nicht so schwer sein.

Talin legte den Kopf schief, während sie ihre Gegenüber genausten beobachtete. Sie konnte nur immer wieder bewundern, wie klug sich das Mädchen verhielt. Überlegungen, was man sagte, keine sofortige Zustimmung. Wäre es der Blonden nicht so wichtig, sie würde das Mädchen noch viel mehr bewundern. Aber das, was sie konnte, konnte Talin schon lange. Sonst hätte sie es nicht bis hierher geschafft. „Das habe ich doch nicht gesagt. Ich fragte, was du von einem Gemetzel hälst. Ich sagte nie, worauf sich das bezieht.“ Denn so etwas sollte man nicht zu laut sagen, wenn man nicht wie der arme Wicht da draußen enden wollte. In genau diesem Moment hörte sie die ersten Schreie und war sich vollkommen sicher, jetzt würde sie keiner mehr belauschen. „Und wenn ich dieses Schiff haben wollte? Was wäre dann? Würdest du mir helfen? Oder mich verraten?“ Angst vor der Antwort Shanayas hatte sie nicht. Sie würde einfach wieder verschwinden, wenn es die falsche Antwort war.

Shanaya erwiderte den Blick der anderen Frau mit ruhiger Miene. Auf ihre Worte hin wurde ihr Lächeln noch ein wenig breiter. „Du wirkst mir nicht wie jemand, der alles mit sich machen lässt. Ich habe also nur eins und eins zusammen gezählt.“ Als laute Schreie an ihre Ohren drangen blinzelte die Schwarzhaarige kurz, wandte den Blick einen Moment zur Tür, ehe sich die blauen Augen wieder auf ihr Gegenüber legten. Sie biss einen Moment die Zähne aufeinander, wog den Kopf dann ein wenig zur Seite. „Ich habe keinen Grund, dich zu verraten... und wenn der Captain wirklich so widerlich ist, wie du sagst...“ Sie überlegte noch einen Moment. Wie weit konnte sie der Frau wohl trauen? „Aber wir Frauen sollten in solchen Situationen wohl zusammen halten. Und ich habe etwas gut bei dir, dass du mich nicht direkt verraten hast. Also gut. Ich helfe dir.“

Talin ignorierte die Schreie und das Gegrölle von draußen. Hier wurde gerade ein Pakt geschlossen, der dem Captain das Leben kosten würde. „Das stimmt, so jemand bin ich nicht. Und er ist noch widerlicher, als ich es jemals ausdrücken könnte.“ Sie hatte zu lange Dinge über sich ergehen lassen, um damit weiter zu machen. Deshalb würde sie diesen Kerl auch umbringen, bevor er ihr das antat, was er mit den Huren im Hafen machte. Sie wollte schon noch mehr erzählen, auch wenn sie sich am Ende dafür hassen würde, weil sie soviel von sich preis gegeben hatte. Doch dann überraschte das Mädchen sie. Die Blonde blinzelte kurz verwirrt, als doch die Zustimmung dazu kam. Das ging...schnell. Aber gut, sie würde sich sicher nicht darüber beschweren. Das war viel besser. „Ich halte nicht viel von dieser Art Zusammenhalt. Aber in diesem Falle stimmt es vielleicht sogar.“ Sie schenkte der Schwarzhaarigen ein Lächeln und stand dann auf. „Gut das du mir hilft. Dann werde ich dich heute Abend doch noch dem Captain verraten.“ Sie grinste frech.

Shanaya seufzte leise bei den Worten der anderen Frau. Sie hatte schon Lust, den Typen kennen zu lernen, um sich selbst ein Bild zu machen. Aber es war wohl fraglich, was für sie dabei heraus springen würde. Aber was die Frau so erzählte, klang eindeutig. Als sie der Fremden nun antwortete blinzelte diese erst einmal verwirrt, und ihre Antwort ließ Shanaya schließlich leicht lächeln. Sie auch nicht, wenn sie ehrlich war... aber für diese Situation... Und es gab sicher genug Männer auf diesem Schiff, die genug gegen sie, sowie die Blonde in der Hand hatten. Die blauen Augen beobachteten ruhig die Bewegung der Älteren, und als sie schließlich weiter sprach, blieb Shanaya darum bemüht, sich den kurzen Moment der Verwirrung nicht anmerken zu lassen. Sie lächelte noch ein wenig breiter, beinah verschwörerisch. „Du willst seinen eigenen Spion bei ihm verraten?“

Talin sah das Mädchen immer noch mit diesem frechen Lächeln an. Sie glaubte ihr kein Wort. Aber gut, das musste sie ihr ja auch nicht auf die Nase binden. Die Blonde verdrehte also nur die Augen gen Himmel und ließ sich wieder auf ihren Hocker nieder. Ganz ruhig, nahm sie sich wieder eine Kartoffel und das Messer und fing an weiter zu schälen, während sie die Schwarzhaarige doch noch ein wenig beobachtete. Sie glaubte ihr nicht, aber dennoch sollte sie vorsichtig sein. Was, wenn sie wirklich ein Spion war? Nun ja. Sie musste es eben riskieren. „Oh. Das ist natürlich doof. Wenn du sein Spion bist, dann weiß er, dass du ein Mädchen bist und du bist nicht nützlich. Ich wollte dir nämlich die wichtigste Aufgabe übergeben. Du solltest ihn als Mädchen verführen und ihn dann töten. Aber nun ja. Dann muss ich das wohl doch selbst machen. Wie dumm.“ Sie zuckte mit den Schultern und seufzte tief. Jetzt kam es darauf an, ob das Mädchen hochsprang und sofort zu Captain rannte oder bei ihr blieb.

Shanaya beobachtete abwartend, wie die Blonde sich wieder sinken ließ und nach einer Kartoffel griff. Sie schien ein wenig unentschieden, was Shanaya kurz blinzeln ließ. Sie erwiderte also ihren Blick, hob dann aufmerksam den Kopf ein wenig an, als ihr Gegenüber wieder zu sprechen begann. Die Schwarzhaarige hob leicht eine Augenbraue, musste dann aber laut auflachen, als die andere Frau geendet hatte. Ahhh, natürlich! Dieses 'umbringen' ließ sich noch einmal einen Kloß in ihrem Hals bilden. Sie war das noch einfach nicht gewohnt, nur vom Schiff ihres Bruders... und sie wollte sicher nicht wie er werden... ganz sicher nicht. „Wenn wir uns schon gegen ihn verschwören, sollten wir vielleicht ein wenig mit offeneren Karten spielen. Dein richtiger Name ist zum Beispiel nicht Luc, richtig?“ Sie blieb dabei, sie wollte der Anderen helfen, und vielleicht sprang dabei ja auch etwas für sie heraus. Und wenn sie sie doch verraten würde... dann war ihr erster Fehler vielleicht schon der letzte gewesen.

Talin entspannte sich, als das Mädchen nicht aufsprang und sofort los rannte, um sie zu verraten. Stattdessen lachte sie. Dann hatte sie sich also nicht geirrt und darüber war sie wirklich sehr erleichtert. Aber das hatte sie sich gerade selbst zu zuschreiben gehabt. Solche Witze hätte sie wohl nicht machen dürfen. Nun ja. Es gab wichtigeres als das. Und Shanaya schien das auch so zu sehen. Überrascht blinzelte Talin ein paar Mal und neigte dann leicht den Kopf zur Zustimmung. Solche Witze, wie gerade, konnte man machen, wenn man sich kannte. Aber sie gab so ungern Sachen von sich preis. Nun ja. Es musste wohl sein. „Talin. Du kannst mich Talin nennen. Luc, ist der Name meines Bruders.“ Als sie an ihn dachte, wurde ihr ganz schwer ums Herz, doch sie durfte sich nicht ablenken lassen. Nicht jetzt. „Wo wir gerade bei den offenen Karten sind. Wie oft hast du schon an einem Gemetzel teilgenommen? Oder hast du überhaupt schon einmal getötet?“ Das Mädchen sah so jung aus. Und irgendwie hoffte Talin, dass die Schwarzhaarige noch nie gezwungen war, jemanden zu töten. Doch diese Welt war grausam. Da wurden auch Wünsche einfach mal ignoriert.

Shanaya ließ den blauen Blick einen Moment zur Tür schweifen, lauschte den Stimmen die von draußen an ihre Ohren drangen, ehe sie sich wieder an die andere Frau wandte, die nun ihren richtigen Namen nannte, Talin. Das klang doch gleich schon anders. Und damit wusste sie nun auch den Namen ihres Bruders, des 'Schatzes' den sie suchen wollten. Sie nickte nur ruhig, lächelte der Älteren aber sachte entgegen. Vielleicht hatte sie sich wieder einen anderen Namen ausgedacht, aber sie beließ es dabei. Die Zeit würde zeigen, wie sehr sie ihr trauen konnte... Als die Blonde nun selbst eine Frage stellte richtete sich Shanayas Blick kurz auf die Kartoffeln auf dem Tisch, ehe sie wieder den Blick der anderen Frau suchte. Konnte sie jetzt wirklich mit offenen Karten spielen, so viel von sich erzählen? Die Frau konnte es ausnutzen – ohne Probleme. Sie war unerfahren, was das Töten anging. Und sie wusste bereits, dass sie noch nicht so viel mit Waffen zu tun hatte. Unzählige Gedanken. Aber was blieb ihr übrig? Wenn sie hier draußen durchkommen wollte, musste sie sich anpassen und Risiken eingehen... „Ich habe einen Menschen getötet.“ Sie schluckte trocken, erinnerte sich an all die Gefühle, die sie damals zu Boden geworfen hatten. Außer die Reue, die bis zu diesem Moment fehlte. Es hatte sich trotz allem gut angefühlt... „Aber ich habe keine Angst davor, das zu wiederholen.“

Talin seufzte tief, als sie das Mädchen beobachtete, wie sie auf die Frage reagierte. Stille. Also keine abgebrühte Mörderin, das war doch schon mal ganz nett zu erfahren. Aber darauf zu hoffen, sie wäre gänzlich unschuldig das wäre..vollkommen unsinnig. Etwas bitter lächelte Talin unter ihrer Mütze, versteckte es vor der anderen. Natürlich hatte sie es getan.Und natürlich würde sie es wiederholen. „Wie dumm von mir, diese Frage zu stellen. In deinem Alter hat man nun einmal schon getötet, nicht wahr?“ Aber so viel jünger sah das Mädchen gar nicht aus. Nun.“Wie alt bist du eigentlich?“ Es war nicht wichtig. Talin hatte sich entschieden. Dieses Mädchen würde den Captain nicht töten. Selbst wenn sie sagte, sie würde es tun. Selbst wenn sie noch so mutig daher kam und auf diesem Schiff früher oder später jemanden töten musste, Talin wollte nicht Schuld daran Schuld sein, dass Shanaya ihre Unschuld noch früher verlor. Auch wenn sie keine Ahnung hatte, ob die Schwarzhaarige noch unschuldig war. Wer weiß was sie in ihrem Leben schon gesehen hatte.

Shanaya wollte nicht wirklich wissen, was die Blonde nun von ihr denken musste. Kam auf ein Piratenschiff, hatte keinerlei Erfahrungen darin, Menschen zu töten. Ob sie an ihr zweifelte? Sie wusste es nicht, aber ihre Worte ließen das Lächeln auf Shanayas Lippen ein wenig wenig schräger werden. „Von Mädchen in meinem Alter vermutete man wahrscheinlich eher, dass sie brav zu Hause sitzen, tun, was ihre Eltern verlangen und brav in der Küche stehen, um zu lernen, wie sie ihren Ehemann bekochen müssen.“ Die Schwarzhaarige schluckte trocken. Das war zumindest das, was ihre Mutter für sie vorgesehen hatte... „Aber wie ich schon einmal sagte, ich lasse mich nicht in ein Leben zwängen, das mir nicht passt. Ich gehe meinen eigenen Weg.“ Die Frage nach ihrem Alter ließ sie leise seufzen. Wie oft hatte sie mit sich gerungen, ob dieses Alter wirklich das richtige war, um den Traum einer Piratin zu träumen? Und nun war sie hier, dieser Wunsch beinah zu greifen nah. „Siebzehn.“ Sie überlegte einen Moment. „Aber ich habe vermutlich mehr erlebt, als für Mädchen in meinem Alter gut ist.“ Alleine die Zeit auf dem Schiff ihres Bruders hatte sie geprägt.

Talin setzte sich ein wenig auf und lauschte dem Mädchen gespannt. Dann, obwohl das Thema ernst war, musste sie auf einmal lachen. Dieses Bild, was sie da gerade aufzeichnete. Ach, wie wunderbar herrlich. Sie schnaubte und schüttelte den Kopf. „Ich verstehe dich sehr gut. Ein kleines Frauchen, was nur zu Hause auf ihren Ehemann wartete. Egal ob er von See oder von seinen Huren kommt.“ Ihr Blick verdüsterte sich leicht, doch sie vertrieb diese Gedanken. Daran zu denken, würde sie nur unvorsichtig werden lassen. Stattdessen dachte sie an etwas anderes. Siebzehn. Talin lächelte leicht und warf die nächste fertige Kartoffel in den Topf. „In diesem alter haben die meisten Mädchen schon mehr durch gemacht als die anderen. Das sagt jede. Ich würde das auch von mir behaupten.“ Sie schmunzelte und schüttelte noch einmal den Kopf. „Ich erkenne dir deine Fähigkeiten nicht ab. Ich bin mir sicher du könntest ihn töten. Und du wirst auch töten müssen, wenn er erst einmal tot ist. Seine Getreuen werden das nicht ungestraft lassen wollen. Aber der Captain, ihn wirst du nicht nehmen.“

Shanaya lächelte wieder ein wenig munterer, als die Blonde auf ihre Worte hin lachte. Sie nickte auf die Erwiderung ihres Gegenübers hin. Genau so wäre sie vermutlich geendet, wäre sie den Weg gegangen, den ihre Mutter sich für sie wünschte. „Ein widerlicher Gedanke.“ Sie schüttelte sich leicht, folgte der Kartoffel kurz mit dem Blick, richtete sich dann aber wieder an die andere Frau. „So muss jeder lernen mit seiner Vergangenheit zu Recht zu kommen.“ Mehr sagte sie nicht dazu. Sie beide hatten vermutlich mehr durchgemacht als manch anderer in ihrem Alter, das stand außer Frage. Vermutlich war es schwieriger, das Piratenleben anzustreben, wenn man immer wohl behütet gewesen war, nach den Regeln der Gesellschaft gelebt hatte... Die Worte der Blonden ließen sie leise seufzen, aber sie nickte. Sie musste sich eingestehen, dass die Blonde Recht hatte – es war vermutlich besser so. Fehler waren da sicher keine Hilfe. Ihr Blick glitt kurz zu ihren Händen, ehe sie sich wieder an Talin wandte. „Wie viel Zeit willst du ihm noch geben?“

Talin nickte leicht abwesend, auf die Worte der Schwarzhaarigen. Sie mussten mit ihrer Vergangenheit zurecht kommen, ob sie wollten oder nicht. Und das Piratenleben...tja das half wohl dabei. Irgendwie. Wenn es nur nicht gerade dieser Captain wäre. Und da kamen sie auch schon auf den Punkt. Gut, dass Shanaya nicht widersprach. Ein wenig hatte Talin nämlich genau dies befürchtet. Sie selbst zumindest hätte sofort etwas dagegen gesagt, auch wenn sie wusste, ihre Fähigkeiten waren nicht gut genug. Sie wusste nicht einmal, ob sie es jetzt waren, für den Plan, den sie durchführen mussten. „Heute Nacht wird es passieren. Und du wirst dem Captain mein Geheimnis doch verraten dürfen.“ Entschuldigend lächelte sie das Mädchen an. „Ich hätte dir gern mehr Zeit gegeben, aber sie rennt uns doch langsam davon. Vor allem wenn wir jetzt zwei Mädchen verstecken müssen. Wir werden mit Tajo reden und mit noch ein paar anderen und dann...wird es geschehen.“ Ihr schauderte bei dem Gedanken, aber letztendlich war es die einzige Möglichkeit ihrem Ziel näher zu kommen.

Shanaya wog bei den Worten der Blonden leicht den Kopf zur Seite. Heute Nacht. Hah – das war ja beinah schon wieder lustig. Sie suchte sich im völligen Kater irgendein Schiff aus – und natürlich direkt eines, auf dem Chaos herrschte. Herrschen würde. Irgendwie so. Die schwarzhaarige biss kaum merklich die Zähne aufeinander, seufzte dann leise. „Ich bin es gewohnt, dass egal wo ich auftauche, Chaos herrscht.“ Ihr Lächeln wurde ein wenig schräger, aber sie nickte zustimmend. Viel zu lange durfte man solch einen Plan vermutlich nicht vor sich herschieben... Es gab immer irgendwelche Lücken, die man nicht stopfen konnte, durch die Dinge durchdrangen, die besser im Verborgenen blieben. „Was hast du mit der Crew vor... es werden sicher nicht alle hellauf begeistert sein, wenn auf einmal eine Frau ihr Captain sein soll...?“

Talin war beeindruckt davon, wie lässig dieses Mädchen mit ihr über Verrat und Chaos reden konnte. Doch das Geheimnis blieb nicht lange eins, bei ihren nächsten Worten. Das sollte die Blonde sich wohl besser merken. Da wo das Mädchen war herrschte Chaos. Wie wunderbar. Aber für dieses Mal war sie ihr nützlich. Warum das also nicht ausnutzen. Und irgendwie mochte Talin sie. Auch wenn sie ihr wohl nicht vertrauen konnte. Sie war eine Fremde und nicht Luc, der der einzige Mensch war, dem sie wirklich traute. Aber nun gut. Bei Shanayas Worten blinzelte sie und lachte dann leise. Das ist eine ziemlich gute Frage. Die meisten auf dem Schiff, werden, wenn sie aufmucken sollten, getötet. Die, die erst einmal still bleiben, am nächsten Hafen ausgesetzt. Und die, die die Meuterei unterstützen, aber einen weiblichen Captain nicht akzeptieren können, denen blüht das gleiche. Vermutlich denken sie noch, sie selbst könnten neuer Captain werden. Der kleine Rest auf jeden Fall, der zu mir steht, wird bleiben und mir helfen. Aber es sind wirklich nicht sehr viele.“ Sie seufzte und starrte auf ihre Kartoffel hinunter. „Manchmal wünschte ich, ich wäre kein Mädchen. Dann wäre alles sehr viel einfacher.“

Shanaya verwunderte die Antwort der Blonden... kein bisschen. Die, die sich gegen sie stellten wurden getötet. Was auch sonst? Sicher nicht zu Tee und Keksen eingeladen werden. Aber sie wusste ja – zumindest teilweise – wie es auf einem Piratenschiff vor ich ging. Sie musste sich also damit abfinden... und sie würde sich schon daran gewöhnen. Irgendwie. Sie lächelte sachte bei den Worten der blonden Frau. „Ich bin gespannt, was du draus machst.“ Und bei sich selbst noch viel mehr... Sie musste sich für eine Seite entscheiden... und diese Wahl hatte sie bereits getroffen. „Ich gewöhne mich also schon mal an dich als neuen Captain.“ Als die Blonde dann noch etwas anfügte, lachte Shanaya leise auf. „Wirklich? Du willst die Vorzüge eine Frau zu sein dafür opfern?“ Sie schüttelte gespielt tadelnd den Kopf.

Talin lächelte sacht und überlegte, ob das wirklich so eine gute Idee war. Manchmal packten sie Zweifel, ob sie das machen konnte, ob sie Captain sein konnte. Doch dann dachte sie immer an ihr Ziel und diese Zweifel hatten keine Chance mehr. Nun vielleicht doch ein winziges bisschen. Aber sie versuchte es zu ignorieren und konzentrierte sich auf etwas anderes. Auf die Tatsache, dass die Schwarzhaarige sich sicher war, Talin würde der neue Captain werden? Wie überaus aufmunternd und schrecklich viel Druck. Aber naja. Doch dann lachte sie auch schon wieder. „Die Vorzüge einer Frau?“ Sie legte den Kopf schief. „Ja, vermutlich haben Frauen ihre Vorzüge. Aber es tut auch weh, es kann verletzend sein. Es hat nicht nur Vorzüge, meine Liebe.“ Ihre Gedanken schweiften in die Vergangenheit ab, blieben an Geschrei, Wut und Schmerzen hängen. So viel aufmunterndere Gedanken wirklich. „Nun...oder sind deine Vorzüge nur gut?“

Shanaya betrachtete die Blonde noch einmal mit einem prüfenden Blick. Sie kannte sie seit wenigen Minuten, wusste nichts von ihren Fähigkeiten, von ihrem Können... wie sollte sie sie also einschätzen können? Aber ihr blieb keine Wahl, sie wollte nicht direkt nach einem Tag auf See schon als Leiche irgendwo im Ozean treiben. Also ergriff sie ein recht großes Risiko – stellte sich auf die Seite der Blonden. Sie würde ja sehen, ob sie diese Entscheidung irgendwann bereuen würde. Hoffentlich nicht erst, wenn es zu spät war. Aber sie fragte sich still, was der Bruder der Blonden wohl für ein Mensch war. Vielleicht zogen die beiden das Chaos noch viel mehr an als sie? Sie lächelte leicht über diesen Gedanken. „Hmmm... bisher hat es mir keine wirklichen Probleme gemacht. Und wenn waren sie mit einem Schnipsen erledigt.“

Talin blinzelte und starrte das Mädchen vor ihr etwas verdattert an. „Ernsthaft, jetzt?“ Ein Fingerschnippen und alles war erledigt? Das konnte nicht ihr ernst sein.“Du siehst jetzt nicht gerade hässlich aus, abgesehen von deiner Kleidung gerade, wieso hattest du dann noch nie Probleme? Ich meine, gab es nie Männer, die dich einfach mal angemacht haben oder sich dir aufgedrängt haben? Klar kann man sich denen erwehren, aber dennoch...“ Sie biss sich auf die Unterlippe, bevor sie zu viel verriet. Das passierte ihr doch sonst nie! Sie vertraute sich niemandem an. Das war...etwas, was man schnell lernte, wenn man niemanden sonst hatte. Und in diesem Moment kam auch schon Tajo mit betroffenem und finsterem Gesicht zurück in die Kajüte. Da er den Ausgepeitschten nicht bei sich hatte und auch keiner mit dem armen Tropf folgte, musste er wohl gestorben sein. Talin ballte die Fäuste. „Egal ob Vorzüge oder nicht. Es muss einfach heute Nacht geschehen.“

Shanaya blinzelte leicht bei der Reaktion der anderen Frau, verzog die Lippen dabei zu einem schmalen Grinsen. „Ich lasse es einfach nie zu Problemen werden. Wenn irgendwer meint, mir dumm kommen zu müssen, kriegt er eben die passende Rechnung dafür.“ Ein kurzes Zucken der Schultern folgte. Na gut... so wirklich Probleme hatte sie damit noch nie so wirklich gehabt... den Dicken hatte sie ganz gut unter Kontrolle gehabt, bis der Alkohol ihr die Sinne vernebelt hatte. Und das war weniger als 24 Stunden her... das zählte also nicht wirklich. Talin klang jedoch so, als hätte sie das schon mehrmals durch gehabt... Hmmm... „War das bei dir anders?“ Ein Moment verging, ehe der Mann von vorhin zurück kam, Shanaya ihn mit skeptischem Blick betrachtete, sich dann aber wieder an Talin wandte. „Du schaffst das schon.“ Sie warf der Blonden ein aufmunterndes Lächeln zu.

Talin warf dem Mädchen bei ihren Worten einen skeptischen Blick zu. „Ich schaff das schon? Wie aufmunternd.“ Doch Tajo mischte sich ein, in dem er ihr eine Pranke auf die Schulter legte und den Kopf schüttelte. „Wir sind noch nicht so weit. Und wir haben wieder einen verloren. Was willst du machen? Ihn abstechen und dann selbst sterben, weil dir jemand von denen in den Rücken fällt?“ Schon wieder ballte Talin die Hände. „Was sollen wir sonst machen? Weiter nur darüber reden, ohne etwas zu tun, während noch mehr von uns sterben?“ Tajo seufzte, sagte aber nichts. Also wandte sie sich Shanaya zu. „Was sagst du? Es wagen? Oder warten?“ Auf ihre andere Frage ging sie nicht ein. Das ging sie nichts an. Das war ihre Sache. DAS würde sie niemals wen erzählen.

Shanaya lächelte ein wenig schräg, als Talin auf ihre Worte antwortete. Was sollte man sonst sagen? Hals und Beinbruch? Wäre sicher hilfreich auf einem Schiff – als neuer Captain. Das machte sich sicher niemand zu nutzen. Shanaya hob den Blick ein wenig an, blickte zu Tajo, der auf die Blonde einredete. Und diese widersprach ihm, wandte sich schließlich an sie selbst. Shanaya blinzelte, blickte einen Moment still auf den Tisch, grübelte, ehe sie die blauen Augen wieder auf die andere Frau richtete. „Wieso warten? Es wird nicht besser werden... vielleicht springen Leute ab, die auf deiner Seite waren. Irgendwann erfahren die Falschen von deinem Plan. Und dann ist es zu spät.“ Sie ging nicht weiter auf die offene Frage ein, sie hatte es ja nicht anders erwartet. Also blickte sie kurz zu dem Mann, richtete die Aufmerksamkeit aber schnell wieder auf die Blonde.

Talin lehnte sich etwas zurück, überdachte die Antwort der Schwarzhaarigen und blickte dann mit einem überlegenen Blick zu Tajo. Der wiederum warf frustriert, die Hände in die Luft. „Wir sind wenige! Willst du jetzt wirklich alles auf eine Karte setzen, nur weil wir noch weniger werden könnten?“ Er warf Shanaya einen Blick zu und schüttelte den Kopf. „Du magst recht haben, aber was will eine halbe Portion wie du denn in einer Meuterei ausrichten? Kannst du mit Waffen umgehen? Kannst du einen Mann verführen und dann abstechen? Kannst du gut lügen?“ So viele Zweifel. Wenn sie es nicht besser wusste, dann hätte sie an der Loyalität des Smutje gezweifelt. Dabei wollte er sie nur beschützen, wie ein großer Bruder oder Vater. Doch das brauchte sie nicht. „Tajo. Hör auf. Es muss sein, egal was du sagst.“ Sie sah zu Shanaya, neigte leicht den Kopf und lächelte, bevor sie aufstand. „Du hast recht. Und vielleicht wird es auch jetzt Zeit. Es wird sowieso seine Zeit dauern. Also, Neuer? Willst du mich nun melden?“

Shanaya hob den Blick erneut zu dem Mann, der weiter widersprach. Auf seine Worte hin blinzelte sie zuerst, ehe sich ein ruhiges Lächeln auf ihre Lippen zog. „Du traust mir das nicht zu, hm?“ Talin unterbrach ihn, stimmte ihren Worten daraufhin zu. Eine schwierige Situation für sie... sie hing an ihrem Leben, aber wie würde dieses verlaufen, wenn Talin ihren Plan nicht durchzog? War der Captain wirklich so grausam? Die Blonde riss sie aus den Gedanken, sodass Shanaya den Blick hob, sie mit einem Lächeln betrachtete. Sie spürte ihr Herz bei diesem Gedanken einige, aufgeregte Takte schneller schlagen. „Was willst du, was ich ihm verrate? Und was nicht?“ Sie wollte es sich nicht eingestehen, aber die leichte Nervosität würde sie sicher ein wenig durcheinander bringen. Also so gut wie möglich darauf vorbereitet sein.

Talin sah noch einmal zu dem Mann hinüber und lächelte ihn vorsichtig an. Er grummelte aber lieber weiter, war wütend auf ihre Entscheidung, machte sich Sorgen. Oder so ähnlich. „Dir genauso wenig, wie ihr am Anfang.“ Er deutete mit dem Kopf auf Talin und sah dann das andere Mädchen an. „Woher soll ich wissen, dass du das alles kannst, um uns zu unterstützen? Ich lasse ungern Leute sterben.“ Talin schüttelte den Kopf und versuchte einfach die Worte auszublenden, in dem sie Shanayas Aufmerksamkeit zurück auf sich lenkte. „Du wirst ihm sagen, dass du mich erwischt hast, wie ich meine Sachen wechselte und dabei sahst du, rein zufällig natürlich, dass ich ein Mädchen bin. Er wird es überprüfen wollen, also darfst du nicht einschreiten, bei was auch immer er macht. Und dann...tja, dann heißt es auch schon warten. Das Zeichen wird wohl sein Todesschrei sein.“

Shanaya blickte zwischen den beiden Menschen hin und her, blinzelte dann bei Tajos Worten, wog den Kopf leicht zur Seite. Sie nickte mit dem Kopf leicht in Talins Richtung. „Nach ihr bleibt wohl nicht die Zeit dazu, dich von mir zu überzeugen. Genauso wenig wie ich von euch überzeugt werden kann. Ihr könntet mir auch bei der nächstbesten Gelegenheit ein Messer in den Rücken rammen.“ Talin sprach wieder, sodass Shanaya sich automatisch ihr zuwandte. Sie nickte ruhig, spürte, wie ihre Hände sich leicht zu Fäusten ballten. Sie nickte. „Gut. Dann drücke ich dir Mal die Daumen.“ Ein etwas schräges Lächeln zog sich auf ihre Lippen.

Talin lächelte ein wenig angespannt und schüttelte dann den Kopf, um klar zu denken. „Du sollst mir keine Daumen drücken, sondern mich verraten. Den Rest schaff ich schon irgendwie.“ Sie sah noch einmal zu Tajo, der sich abwandte, als wolle er sie nicht seine Sorgen sehen lassen. Doch darauf konnte sie nun keine Rücksicht nehmen. Also wandte sie sich wieder Shanaya zu. „Wir rammen dir kein Messer in den Rücken, solange du uns nicht verrätst. Wir sind ja nicht blöd.“ Sie machte sie auf dem Weg zur Tür und blieb da stehen, wandte sich noch einmal zu Tajo um. „Du wirst den anderen Bescheid geben, sie sollen sich bereit halten. Und du,“ wieder zurück zu der Schwarzhaarigen, „du kommst jetzt mit. Auf, auf Bursche.“

Shanaya seufzte leise, theatralisch auf Talins Erwiderung. „Gut, ich wünsche dir ab jetzt nur noch schlechtes, weil du den Captain verraten hast, den ich nicht kenne.“ Sie hob leicht eine Augenbraue, folgte dem Blick der Blonden zu Tajo, lächelte dann ein wenig schräg, als die andere Frau ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich zog. Da war sie ja wirklich beruhigt... wo sie sich jetzt auf den Weg machen sollte, um die Blonde zu verraten. Aber viel Zeit zum nachdenken blieb ihr nicht, denn Talin sprang auf, trat zur Tür und befehligte sie mit sich. Shanaya blinzelte leicht, ehe auch sie sich erhob, warf der Frau dabei ein kurzes Lächeln zu, während sie sich passende Worte bereit legte, Talin dann aber widerstandslos folgte.

Talin konnte nicht fassen, dass sie es jetzt wirklich tat. Ihr Herz schlug bis zum Hals und sie hatte panische Angst, auch wenn sie das nicht bei allen sieben Welten zugeben würde. Vielleicht war da ein bisschen Glück gar nicht so schlecht. Oder vielleicht ein Wunder. Sie schüttelte den Kopf und öffnete die Tür, als die andere bei ihr war. Noch einmal atmete sie tief durch und ging hinaus in die Helligkeit. Es herrschte reges Treiben, aber sie ignorierte es und hielt Ausschau nach dem Captain. Als sie einen hochgewachsenen Mann, mit leichtem Bauch, hellen Haaren und einer Falsche Rum in der Hand sah, deutete sie auf ihn und beugte sich zu Shanaya. „Das ist er. Du solltest mich jetzt vielleicht festhalten, damit sie nicht denken wir arbeiten zusammen oder so.“

Shanaya ballte die Hände leicht zu Fäusten, versuchte die Unsicherheit zu verdrängen, die sie in sich aufsteigen spürte. Sie musste die Kontrolle behalten, musste klar denken. Irgendwie. Sie folgte der Blonden in das helle Licht, warf nur einen kurzen Blick zurück zu Tajo, ehe sie zu Talin trat, ihrem Deuten folgte und den Mann mit der Flasche ins Auge fasste. Natürlich. Blondchen. Bei diesem Anblick biss die Schwarzhaarige die Zähne fester aufeinander. Sie hätte sich vermutlich totgelacht, wenn nun Bláyron vor ihr gestanden hätte. Sie schnaufte leise, ermahnte sich zur Ruhe und griff auf Talins Worte hin nach ihrem Arm, setzte einen verbissenen Blick auf. Das Ziel war klar. Einen Moment fragte sie sich, wie es wohl in Talin aussah, dabei schloss sich ihre Hand ein wenig fester um das Gelenk der Blonden, ehe sie sich mit einem kurzen Nicken in Bewegung setzte, sie mit sich zog, direkt auf den Mann zu, um ihm sein Urteil zu überbringen.

Talin dachte schon, das Mädchen reagierte nicht, wäre vielleicht vor Angst erstarrt. Aber dann griff sie doch nach ihrem Arm. Jetzt wusste sie selbst nicht, ob sie erleichtert sein sollte oder besser doch in Panik ausbrach. Doch da wurde der Griff um ihren Arm fester, sodass sie scharf die Luft einzog. Doch zum beschweren blieb keine Zeit mehr, sie wurde schon auf den Mann zu gezogen, den sie töten wollte. Dennoch, diese Angst ließ sich nicht so leicht hinunterschlucken, wie sie vielleicht gehofft hatte.Doch da standen sie auch schon vor dem Captain, der sich langsam herumdrehte und sie beide mit gelangweilter Miene betrachtete. „Was gibt’s?“

Shanaya spürte ein ungutes Gefühl, mit jedem Schritt, den sie auf den Captain zutrat. Sie musste diesen Anflug von Angst aus ihrem Gesicht verbannen, versuchte einfach finster drein zu schauen. Und kaum hatten sie den Mann erreicht, hob sie den Blick zu ihm. Nicht zögern, nicht einschüchtern lassen. Die Kontrolle behalten. „Ich melde einen Verräter, Captain.“ Sie senkte die Stimme, versuchte sie möglichst männlich klingen zu lassen. „Eben habe ich diesen Hund erwischt, wie er sich verkleidet hat. Er... oder eher sie glaubt, sich als Weibsvolk unter uns mischen zu können!“

Talin schluckte und fragte sich, wie gut die andere, das jetzt verkaufen würde. Und überrascht stellte sie fest, dass Shanaya das sogar sehr gut machte. Sie blieb kontrolliert und zeigte keine Schwäche. Etwas, was hier wirklich wichtig war. Und die Worte, die sie wählte, waren auch sehr gut. Natürlich weckten sie sofort die Aufmerksamkeit des Captains und er drehte sich vollkommen zu den beiden um. „Ein Weib also?“ Er lachte laut und unangenehm auf. „Verarsch mich nicht, Junge.“ Mit seiner freien Hand fasste er nach vorn und riss Talin den Hut vom Kopf. Kurz darauf fielen ihr auch schon ihre Haare ins Gesicht und auf den Rücken. Hey, einfacher als gedacht. Sie hatte schon angst gehabt, er würde es...anders nachprüfen. Aber für den Moment war er doch zu erstaunt, bevor er wieder anfing zu lachen. Ein schreckliches Geräusch in der Stille auf dem Schiff. „Sieh an! Wirklich ein Weib. Noch dazu ein kleines Mädchen! Was machst du nur hier auf einem Piratenschiff?“ Er fasste ihr in die Haare, gab ihr keine Zeit zum Antworten, und zerrte sie zu sich. „Gut gemacht, Junge. Wenn du etwas größer wärst würde ich dir vielleicht auch erlauben, ein wenig mit ihr zu spielen.“ Talin biss sich auf die Unterlippe, bis sie blutete. Kein Laut, nichts durfte sie sagen. Das Spiel hatte begonnen und musste nun zu ende gespielt werden.
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#2
Shanaya atmete kontrolliert ein und aus, die blauen Augen nicht zu Talin herum wendend. Es wäre zu verräterisch. Aber der Köder funktionierte, der Mann wandte sich zu ihnen herum. Diese hässliche Visage erinnert sie nur zu gut an Jemanden, was es schwer machte, sich für den Moment zusammen zu reißen. Sie lächelte nur kühl, als der Captain lachte, Talin schließlich den Hut vom Kopf zog. Shanaya unterdrückte den Drang, sich umzusehen, zu sehen, wer zu ihnen hinüber blickte. Statt dessen lachte sie ein wenig stumpf bei den Worten des Mannes auf. Er zog Talin zu sich, sodass die Schwarzhaarige automatisch ihr Handgelenk los ließ. „Ich hatte mir eher gedacht, ich lasse sie für euch. Ihr wisst schon, was mit ihr zu tun ist.“ Sie lächelte schräg. So sehr sie Bláyron auch für jeden Atemzug verachtete, die Zeit auf seinem Schiff hatte sie nahezu perfekt auf solch einen Moment vorbereitet. Möglichst kühl legten sich die blauen Augen auf das Gesicht der blonden Frau. Es passte ihr absolut nicht, wie dieser Typ sie anfasste. Aber sie musste sich zurück halten. Wenn sie ihr jetzt helfen wollte, brachte sie sie beide in Gefahr.

Talin sah sich in der Kajüte um und dachte daran, was sie alles anders machen würde, wenn sie erst einmal Captain war. Vor allem würde dieser Alkoholgeruch erst einmal verschwinden müssen. Und dieses hässliche Bett. Ihr wollte noch mehr einfallen, aber da kam der Kerl, den sie nun schon seit Stunden ertragen musste, näher. Schon wieder. Er schien wirklich entzückt zu sein, endlich eine Frau auf dem Schiff zu haben, auch wenn es als Gefahr galt. Es war nicht gut. Und an diesen Aberglauben hätte er besser denken sollen. Doch das tat er nicht, als er sich, nach Alkohol stinkend, auf sie legte und wieder versuchte sie zu begrabschen. Es war jetzt nachts und die meisten waren wohl langsam schlafen gegangen. Dann wurde es Zeit. Sie zückte das Messer, welches sie unter ihrer Kleidung versteckt hatte. Ihr Herz schlug jetzt wieder wie wild, aber noch durfte sie keine Gefühle zulassen, musste sich weiterhin verstecken, wenn sie nicht vor Panik erstarren wollte. Und ohne noch länger zu zögern, rammte sie ihm das Messer von hinten in seinen Hals. Blut spritzte ihr entgegen, genau so wie weit aufgerissene Augen sie anstarrten. Ungerührt sah sie zurück, schob den Mann mit Aufbietung all ihrer Kräfte von sich hinunter und stand dann auf. Ihr Blick fiel noch einmal auf den sterbenden, dann zog sie sich schnell an, ging zur Tür, öffnete sie leise und flitzte dann in die Kombüse. Sie hoffte das Shanaya und Tajo da waren. Einen Todesschrei hatte es leider nicht gegeben. Dann würde sie ihnen so Bescheid geben. Sie hielt sich im Schatten und kam ungesehen zur Küche. Also sie die Tür öffnen wollte, zitterte ihre Hand, doch sie schob diese Gefühle weg und trat ein. „Es ist so weit. Es kann los gehen.“

Shanaya hatte ihre Probleme damit gehabt, Talin und den Mann allein zu lassen. Aber es ging nicht anders. Sie kannte die andere Frau nicht, und im Prinzip konnte sie ihr egal sein... so wie jeder andere bisher. Aber sie hatte einen Pfad eingeschlagen, auf dem sie es eben nicht war. Und so hatte sie einige Momente gebraucht, bis sie sich der Crew hatte zuwenden können. Die unterschiedlichsten Blicke wurden ihr zu geworfen, manch einer klopfte ihr auf die Schulter. Und am liebsten hätte sie jedes Mal ausgeholt, wenn irgendwelche männlichen Andeutungen kamen. Ihr war nach kotzen. Einfach so. In ihrem Kopf herrschte Chaos, das so schnell wie möglich zu lösen galt. Es ging hier um das eigene, so wie um Talins Leben. So schnell es ihr möglich war, ging sie also durch, was sie brauchte. Was zu tun war. Talin würde einige Zeit ausfallen, sie wurde also quasi ins kalte Wasser geschubst. Eine Waffe... sie brauchte dringend eine Waffe. Sie machte sich also auf die Suche, hielt sich im Dunklen des Schiffes auf, bis sie ein paar verwaiste Degen, Schwerter und Dolche gefunden hatte. Einige Männer saßen in der Nähe, beachteten sie nicht. Schnell griff sie also nach den Waffen, verschwand damit wieder auf das Deck und bewegte sich ruhig zur Kombüse – als wäre Nichts gewesen. Tajo war da, wurde mit einem kurzen Lächeln bedacht, ehe sie sich auf einen Stuhl sinken ließ, die Klingen ruhig fest hielt. Sie sagte Nichts, blickte nur immer wieder aus dem Bullauge hinaus zur untergehenden Sonne. War sie nicht schon viel zu lange weg? Aber kaum war dieser Gedanke zu Ende gedacht, öffnete sich die Tür und Shanaya konnte das kurze Gefühl der Erleichterung nicht unterdrücken. Bei ihren Worten nickte die Schwarzhaarige kurz, klammerte sich fester an den Griff des Degens und erhob sich schließlich, ohne ein Lächeln auf den Lippen. Jetzt kam der richtige Test, und mit diesem Gedanken ließ sich ein kurzes Zittern ihrer Hände nicht unterdrücken.

Talin hatte das dringende Bedürfnis sich zu waschen, aber das würde warten müssen, bis alles geregelt war. Sie nickte Shanaya zu und sah dann zu Tajo, der sie entgeistert ansah. „Hol die anderen. Sie sollen sich bewaffnen. Es wird ziemlich ungemütlich hier, wenn sie den toten Captain entdecken und ich dann noch meine bewegende Rede halte.“ Der Smutje sagte nichts, sondern drückte sich an ihr vorbei und holte die anderen. Wieder wurde das Zittern stärker und sie musste sich an der Wand festhalten, bevor sie wieder zu dem Mädchen sah. Sie lächelte etwas schwach, zittrig. „Wie ich sehe hast du dir eine Waffe besorgt. Das ist gut. Wenn alles gut läuft müssen wir nicht so viele töten, also hab keine Angst. Du musst auch gar nicht töten. Hauptsache sie können keine Waffe mehr gegen jemanden erheben. Denn wir brauchen noch ein paar Leute um diesen Kahn zu bewegen.“ Dummerweise. Sonst wären die meisten schon längst tot gewesen.

Shanaya schloss einen Moment die blauen Augen, atmete ruhig ein, ehe sie sich wieder an Talin wandte, während Tajo sich an ihnen vorbei schob. Einen Moment legte sich Sorge in den hellen Blick der jungen Frau, aber sie schätzte Talin so ein, dass sie sich nicht davon unterkriegen lassen würde. Sie nickte nur ernst auf die Worte der Blonden hin, trat dann einen Schritt vor. Das Lächeln auf ihren Lippen wurde ein wenig schräger. Die Angst versuchte sie herunter zu schlucken. „Ich bin bei dir.“ Egal, auf welche Art und Weise. Sie hatten das zusammen begonnen... also würde Shanaya das auch durchziehen. Sie umklammerte fest den Griff des Degens, blickte kurz zu ihrer leicht zitternden Hand hinunter, atmete dann noch einmal tief ein. „Dann ist jetzt Wohl die Zeit, Hals und Beinbruch zu wünschen.“ In einer versucht aufmunternden Geste legte sie der Blonden kurz die Hand auf die Schulter.

Talin wusste nicht, warum die Worte der Schwarzhaarigen sie beruhigten. Sie kannte dieses Mädchen erst seit heute, konnte ihr vermutlich gar nicht so sehr über den Weg trauen. Und nun stand sie hier, mit schaute auf das Gesicht der Jüngeren herunter und fühlte sich beruhigt. Sie war bei ihr. Irgendwie war das wirklich ein Trost. Etwas, was sie gebraucht hatte. Daher erwiderte sie das Lächeln und lachte dann auch schließlich, obwohl ihr eher danach war, sich zu übergeben. „Ja, jetzt darfst du es wünschen.“ Sie verkniff sich irgendwelche klugen, dummen Ratschläge, verkniff sich auch so einen Wunsch. Nein, sie würden das durchziehen und es überleben. Also nickte Talin noch einmal, drehte sich um und sah dann zu einem Mitverschwörer, der auf ihr Zeichen hin die schlafenden, unwissenden weckte. Natürlich wäre es leichter gewesen, sie einfach umzubringen, aber sie wollte ihnen die Chance geben, sich ihr anzuschließen. Wenn sie das nicht wollten, nun, dann mussten sie eben sterben. Sie stellte sich auf eine Kiste, alle gut im Blick, holte tief Luft und sprach dann. „Der Captain ist tot. Ich werde dieses Schiff übernehmen. Hat irgendjemand ein Problem damit?“ Und nach nur einem kurzen Augenblick brach die Hölle los.

Shanaya schluckte noch einmal trocken. Es war nach wie vor keine leichte Situation für sie, und auch Talin sah alles andere als glücklich aus. Auch wenn sie Shanayas Lächeln erwiderte. Sie selbst schmunzelte bei der Erwiderung der Blonden noch einmal, nickte dann aber in einer aufmunternden Geste. Sie hatten es angefangen, nun galt es wohl auch, das durch zu ziehen. Shanaya klammerte sich fester an die Waffe in ihrer Hand, verbarg so das leichte Zittern ihrer Hand, als Talin einen der Männer schickte, die anderen zu wecken. Einen Atemzug lang schoss Shanaya die Augen, lauschte auf ihren Herzschlag und als sie die blauen Seelenspiegel wieder aufschlug, erklang Talins Stimme. Sie trat einen Schritt näher zu der Blonden, unmissverständlich ein Zeichen dafür, dass sie auf ihrer Seite stand. Auch wenn sie sich damit auf dem Silbertablett servierte. Die Blonde wollte sie nicht in eine Falle locken... dann wäre sie in diesem Moment zu weit gegangen. Wenige Herzschläge vergingen nach Talins Anrede – ehe die Männer verstanden und deutlich machten, dass sie damit nicht zufrieden waren. Die Schwarzhaarige biss die Zähne fester aufeinander, hob das Schwert in ihrer Hand. Sie hatte einen Menschen getötet. Hatte an keinem wirklichen Kampf teil genommen. Und trotzdem stand sie nun hier, fasste einen der Männer fest ins Auge, der direkt auf sie zu gelaufen kam, schrie, die eigene Klinge anhob. Er würde sie töten, wenn sie Schwäche zeigte, wenn sie nur einen Moment unachtsam war, und so wartete sie, wartete, bis er bei ihr war, ehe sie seinen Angriff parierte, dem Druck entgegen stellte und ihrerseits selbst zum Schlag ausholte.

Talin hatte vielleicht ein wenig gehofft, es würde doch alles gut ausgehen. Die Männer würden akzeptieren, dass gemeutert wurde. Sie würden verstehen, warum Talin Captain sein musste. Aber nein. Das Meutern war kein Problem, vermutlich, nur die Tatsache, die nun mal niemand ändern konnte. Sie war ein Mädchen. Und das war, was hier keinem passte. Außer denen, die eh schon auf ihrer Seite waren. Sie sah Tajo und ein paar andere vorstürmen und schon einige noch geschockte, niederstrecken. Und dann die Schwarzhaarige, die ebenso tapfer war. Tja, dann hatte sie wohl keine andere Wahl, sie durfte nicht zurückstehen. Also sprang sie von ihrer Kiste, fasste den Degen fester und stürzte sich auf einen der Männer. Parierte, schlug selbst zurück und tötete. Es machte ihr kein Vergnügen, aber es musste sein. Für Lucien.

Shanaya klammerte sich mit aller Kraft an den Degen in ihrer Hand. Das, was sie vielleicht am Leben halten würde. Sie hätte Männer gesehen, denen die Waffe aus der Hand geschlagen worden war... sie wollte nicht genauso enden. Der Mann wich ihrem Hieb aus, schlug selbst noch einmal nach ihr, und diesen Moment nutzte die Schwarzhaarige. Sie warf sich in seine Richtung, als die Waffe an ihr vorbei geschnellt war, streckte den Degen vor und zielte auf den Bauch ihres Feindes. Die gegnerische Waffe fiel zu Boden, genau wie der sterbende Körper. Und durch Shanayas Körper ging ein wildes Zittern. Es war das selbe Gefühl wie bei ihrem Onkel. Keine Reue. Nur das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben... Genugtuung. Aber lange konnte sie nicht darüber nachdenken, als schon der nächste zu ihr sprang und sich das Schauspiel wiederholte. Einige Hiebe, hin und her, ehe Shanaya den Moment nutze, einen weiteren Mann zu Boden streckte, während ihr Körper verrückt spielte, zitterte und sie das Gefühl hatte, nicht genug Luft zu bekommen. Aber da war keine Angst mehr, keine Angst, diese Menschen zu töten. Nur der Wille, zu überleben. Kurz huschte der blaue Blick zu Talin.

Talin drehte sich gerade noch rechtzeitig um, als ein Messer von hinten auf sie zugerauscht kam. Natürlich wollten sie sie am liebsten töten. Sie war ganz offensichtlich ein Mädchen und hatte den Captain getötet. Ja, das würde ihr noch eine Weile im Kopf rumspuken. Doch es durfte sie nicht ablenken. Also wich sie gerade noch so aus, wurde nur an der Wange getroffen, und stach dann zurück. Diesmal mit einem tödlichen Ausgang. Sie sah sich um, drehte sich im Kreis, um einmal über das gesamte Schiff sehen zu können. Die meisten von ihnen lebten noch. Und sie schlugen sich tapfer. Selbst Shanaya konnte sich behaupten. Aber es blieb keine Verschnaufpause. Schnell rannte Talin zu ihr, wich einzelnen Kämpfern und angriffen aus, und blieb dann mit dem Rücken zu dem Mädchen stehen. „Ich gebe dir Rückendeckung, wenn du mir welche gibst. Dann muss ich keine Angst haben von hinten umgebracht zu werden.“

Shanaya ließ den blauen Blick von Talin über das Schiff schweifen, beobachtete kurz einige andere Kämpfe, ehe schnelle Schritte sie herum schnellen ließen. Den Degen fest im Griff erkannte sie gerade noch Talin, die mit dem Rücken zu ihr stehen blieb. Ihre Worte ließen ihren Kopf kurz zur Seite fallen, ehe auch sie sich ohne ein Zögern wieder herum wandte, Talin den Rücken zuwandte. „Ich lasse niemanden zu dir durch.“ Beinah belustigt klang ihre Stimme, aus der sie mit ein wenig Mühe das Zittern verbannen konnte. Ein tiefer Atemzug und schon kam der nächste zu ihnen hinüber, hob den Degen und versuchte sich zwischen die beiden Frauen zu werfen. Die Schwarzhaarige hob ihrerseits den Arm, parierte den Hieb des Mannes und hielt ihn ein wenig auf Abstand, wartend, ob Talin den Rest übernehmen würde.

Talin war froh dem Mädchen vertraut zu haben. Denn genau so gut, hätte sie ihr jetzt auch den Degen in den Rücken rammen können. Doch Shanaya tat es nicht und die Blonde war doch recht erleichtert darüber. Doch lange hielt es nicht an, denn schon sprang eine neuer Gegner zu ihnen. Die Schwarzhaarige parierte seinen Hieb und Talin stach ihm kurzerhand in die Brust, mitten ins Herz. Ein kurzes Geräusch, bevor er nach hinten umfiel. „Na das klappt doch ganz gut.“ Sie sah sich auf dem Schiff um, runzelte die Stirn. „Nur sollten sie langsam zur Vernunft kommen, denn sonst wird es schwierig zu einer neuen Insel zu kommen.“

Shanaya konnte sehen, wie Talin dem Kerl wie erwartet den Rest gab. Er hauchte sein Leben aus, fiel auf das Deck des Schiffes. Dennoch hielt Shanaya den Degen erhoben, ließ den hellen Blick aufmerksam schweifen. Auf Talins Worte legte sich ein sachtes Lächeln auf ihre Lippen, aber was die Blonde folgend sagte, wahr wohl oder übel ziemlich wahr. Dieses Schiff allein zu steuern war eine andere Geschichte. Sie senkte den Arm ein wenig, ließ den Blick noch einmal schweifen, ehe sie tief durchatmete, den Körper zur Ruhe ermahnte. „Mission erfüllt, Captain.“ Ein munterer Ton klang langsam in ihrer Stimme mit.

Talin sah sich finster um, bevor sich ihr Blick langsam immer weiter aufhellte. Kaum hatte sie das gesagt, geschah es auch schon. Langsam aber sicher ließen die Männer ihre Waffen fallen und ergaben sich den Meuterern. Sieh an. Wie wunderbar. Dann konnten sie es doch noch schaffen. Auf der nächsten Insel würden sie ausgesetzt und neue Männer angeheuert werden. Aber das war jetzt noch nicht so wichtig. Etwas irritiert sah sie zu der Schwarzhaarigen, bevor ein leichtes Schmunzeln über ihre Lippen strich. Daran Captain genannt zu werden, musste sie sich wohl erst noch gewöhnen. Immer noch mit einem leichten Lächeln, wandte sie sich an die Überlebenden.Mit lauter Stimme sprach sie sie an. „Werft die Toten über Bord, hier können wir nichts für sie tun. Alle Toten.“ Auch die Leiche des Captains musste entsorgt werden. Ihr wurde ein wenig übel bei dem Gedanken, aber noch durfte sie nicht zusammen brechen. Sie wandte sich an Shanaya, als die Männer sich langsam in Bewegung setzten.. „Du hilfst mir die Kajüte aufzuräumen. Dann wäre das auch schon mal erledigt.“ Und sie hätte dann einen Ort, wo sie zusammenbrechen konnte.

Shanaya ließ nun, da es ruhiger wurde, selbst die Waffe ganz sinken. Der Kampf war vorbei, gewonnen. Ein unbeschreibliches Gefühl breitete sich in ihr aus, eine Art Triumph. Auch über sich selbst. Sie trat einen Schritt vor, betrachtete Talin, die die anderen anhielt, die Leichen zu entledigen. Die Männer setzten sich in Bewegung, und als die Blonde sich wieder an Shanaya wandte, zog diese sich erst einmal mit einer erleichterten Miene den Hut vom Kopf. Viel besser. Sie nickte auf die Worte des neuen Captains hin, holte dann tief Luft, ehe sie der anderen Frau folgte, sie leicht von der Seite anblickte. „Alles in Ordnung?“

Talin musste sich ein Lachen verkneifen, als Shanaya sich den Hut vom Kopf zog, die langen Haare ihr den Rücken herunterfielen und die Männer sie erst einmal anstarren mussten. Noch ein Mädchen! Damit hatte hier wohl keiner gerechnet. Doch die Blonde lachte nicht, lächelte nicht einmal, als sie sich in Bewegung setzte. Neben der Befriedigung das Schiff übernommen zu haben, machte sich einfach nur noch Müdigkeit platz. Auf die Frage des Mädchens schüttelte sie nur kurz den Kopf. Nicht hier. Nicht jetzt. Sie warf einen Blick in die Kajüte, fand sie leer vor, der Tote war schon entfernt worden und ging hinein. Hinter Shanaya schloss sie die Tür und seufzte auf. „Nichts ist in Ordnung. Oder macht es dir Spaß Menschen zu töten?“

Shanaya erwiderte die verwirrten Blicke der Männer mit einem kurzen Zwinkern, versuchte so die eigenen Gedanken umzulenken, während sie Talin folgte. Das Schütteln der anderen Frau nahm sie hin, schwieg, bis die Kajütentier hinter ihr geschlossen wurde. Die Schwarzhaarige trat einige Schritte vor, lehnte sich dann mit dem Rücken an die Holzwand und schloss einige Herzschläge lang die hellen Augen. „Nein.“ Sie wandte die Aufmerksamkeit wieder auf Talin. „Deswegen frage ich ja.“ Ein leises Seufzen, ein aufmunternder Blick, ohne ein Lächeln auf den Lippen. „Das geht vorbei. Schlaf eine Nacht drüber und es geht dir besser... und mir hoffentlich auch.“ Zumindest hatte es bei ihrem Onkel damit funktioniert... auch wenn ihr dieser Tag immer wieder in ihre Träume folgte.

Talin sah die andere an und nickte. Ja, sie glaubte ihr sofort, dass es ihr genauso gut ging, wie der Blonden selbst. Nämlich gar nicht. Müde rieb sie sich über die Augen und lachte dann leise, freudlos auf. „Schlafen wäre schön, aber sicher nicht in diesem Bett. Ich will das Ding anzünden. Das einzige, was mich davon abhält ist die Angst, auch alles andere in Flammen aufgehen zu sehen.“ Sie schüttelte noch mal den Kopf. „Ruh du dich ruhig aus, ich werde diese Nacht kein Auge zu tun.“ Denn dann sah sie nicht den ehemaligen Captain, sondern ihren verdammten Ehemann, wie er sich auch über sie beugte, sie bestieg. Nur leider hatte sie bei ihm damals kein Messer gehabt. Sie schüttelte diese Gedanken ab, wollte nicht daran denken. „Und? Bist du froh auf meiner Seite gewesen zu sein?“

Shanaya betrachtete ruhig das Gesicht der Blonden, zumindest nach außen hin. Innerlich viel zu aufgewühlt spürte sie die Schwäche ihrer Beine, der sie jedoch nicht nachgab. So weit würde sie es gar nicht erst kommen lassen. Sie seufzte leise auf Talins Worte hin. „Wäre ein bisschen unglücklich, wenn du dein gerade gewonnenes Schiff direkt nieder brennst.“ Als sie eine schlaflose Nacht ansprach, versuchte Shanaya sich doch an einem sachten Lächeln. „Tröste dich doch ein wenig damit, dass du einem Bruder einen großen Schritt näher gekommen bist. Der Rest wird ein Klacks.“ Die letzte Frage der Blonden ließ Shanaya den Blick kurz auf den Boden senken, ehe sie den Kopf mit einem Schmunzeln wieder anhob. „Die beste Entscheidung, die ich seit langem getroffen habe.

Talin musste nun doch ein wenig fröhlicher Lächeln. Dieses Mädchen war irgendwie erfrischend, auch wenn sie selbst genau so fertig war. Und da Talins müde Beine sie nicht mehr länger zu halten gedachten, ließ sie sich auf den Stuhl am Tisch plumbsen und schloss kurz die Augen. So schrecklich müde. „Ja, du hast recht, ich bin ihm einen großen Schritt näher. Ich brauche nur noch neue Leute. Ich weiß nicht wie viele unter einem weiblichen Captain bleiben wollen.“ Sie sah an die Decke und schmunzelte leicht. „Schön zu wissen, dass du so denkst. Ich bereue es auch nicht dich gefragt zu haben. Doch was nun?“ Etwas hilflos sah sie sich in der Kajüte um, sehnte sich ihren großen Bruder herbei, der ihr helfen konnte. Doch er war nicht hier und deshalb fragte sie das andere Mädchen.

Shanaya fuhr sich mit einer kurzen Bewegung durch die dunklen Haare, während Talin sich auf dem Stuhl niederließ. Einen Moment betrachtete sie die Blonde, ehe sie selbst mit dem Rücken an der Wand herunter rutschte. Auf ihre Frage hin neigte sie leicht den Kopf, lachte dann leise auf. „Noch mehr Frauen? Was meinst du, wie dein Bruder guckt, wenn er von einem Haufen Frauen gerettet wird?“ Ihr Lächeln wurde ein wenig schräger, folgte dann Talins Blick, ehe sich bei ihren weiteren Worten doch ein ehrliches Lächeln auf ihre Lippen legte. Jetzt, wo sie saß, beruhigte sich ihr Körper ein wenig, auch wenn die Nachwirkungen wohl noch länger zu spüren sein würden. „Erst einmal auf die Beine kommen, ein bisschen Kräfte sammeln. So viel Zeit muss sein.“ Sie war unendlich froh darüber, dass sie in beinah jeder Situation irgendwie einen kühlen Kopf bewahren konnte. „Dann ist das nächste Ziel die Crew... hast du irgendwelche Anhaltspunkte, wo dein Bruder sein könnte?“

Talin schnaubte und schüttelte belustigt den Kopf. „Nein. Ich will kein Amazonenschiff. Es ist ganz nett, wenn wir die beiden einzigen Frauen hier sind. Was glaubst du wie viele Mädchen Pirat werden wollen?“ Sie kicherte leise und seufzte dann kurz darauf erschöpft. Shanayas Plan klang gut, genau das,was sie brauchten. „Erst einmal diese Nacht überstehen und die nächste Insel ansteuern. Ein bisschen was ausbessern und verändern lassen. In der Zeit kann man sich auch ausruhen. Und dann die Crew. Klingt gut. Kann ja nicht so schwer sein da ein paar Idioten zu finden.“ Sie hob den Kopf wieder ein wenig, schwer und langsam und blickte die Schwarzhaarige nachdenklich an. „Ich habe nicht die geringste Ahnung. Das müsste wohl auch auf die Liste, was für zu tun haben, nicht wahr?“

Shanaya seufzte leise. „Vermutlich würde das eher in Mord und Totschlag enden als alles andere. Und... so viele würden das sich nicht wollen. Braucht eben ein bisschen Mumm.“ Sie lächelte schräg, lauschte dabei Talins Worten, während sie die Beine leicht anzog, einen Ellenbogen dagegen stützte und den Kopf auf die Hand sinken ließ. „So heuerst du sicher neue Leute an 'Ey, du Idiot! Komm in meine Crew!'“ Sie äffte eine männliche Stimme nach, atmete dann tief durch. Schließlich erwiderte sie Talins Blick, wog den Kopf grübelnd von einer zur anderen Seite. „Wohl wahr. Sonst kommen wir nicht weiter. Was ist denn das letzte, was du von ihm weißt? Wenn alle glauben, er wäre tot...“

Talin fand es eigentlich irgendwie seltsam. Wie konnte dieses Mädchen sie zum lachen bringen, wenn sie doch nur müde war und Ruhe brauchte. Stattdessen saß sie hier und konnte nicht anders, als über das gezeichnete Bild lachen. „Ja, genau so werde ich die Typen anheuern können. Das werden auch die reinsten Prachtkerle sein.“ Sie grinste leicht und schüttelte dann über das weibliche Geschlecht den Kopf. Die meisten waren dann doch so wie ihre Mutter oder die Mädchen auf ihrer Heimatinsel. Bloß nicht zu viel erleben. Und das brachte sie auch gleich dazu, über die gestellte Frage nach. „Das letzte mal als ihn sah, fuhr er aufs Meer hinaus. Später, als sie nicht mehr zurückkamen, wie sonst auch, habe ich erfahren, dass die Männer meiner Insel Schmuggler waren. Und da nahm man eben an, sie wurden vermutlich von der Marine erwischt und umgebracht. Doch ich glaube das irgendwie nicht. Zumindest nicht bei Lucien.“ Sie seufzte und rieb sich die Stirn, da sich Kopfschmerzen anmeldeten.

Shanaya war zufrieden, dass sie Talin vielleicht wenigstens ein wenig auf andere Gedanken bringen konnte. Sie hatte kein Helfersyndrom – wohl eher das Gegenteil – aber sie mochte die Blonde, und das eben erlebte schweißte wohl zusammen. „Stinkend, aber glücklich.“ Sie nickte, um ihre eigenen Worte noch einmal zu untermalen. Sie hörte Talin aufmerksam zu, versuchte die Informationen über Lucien – jetzt wusste sie seinen Namen, und woher Talin ihren falschen Namen hatte. Schmuggler also... bei denen er auf dem Schiff war. „Hm, aber Marine klingt doch gut... wenn sie Schmuggler waren... Schmeißen wir also ein Marinequartier auf.“ Sie lächelte etwas, ließ den Blick dann durch den Raum schweifen. „Du bist dir wirklich sicher, dass er lebt, hm?“


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