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Eine Win / Win Situation?
Cornelis & Scortias ✓
Szenen-Informationen
Charaktere Gast
Datum 5 September 1821
Ort
Tageszeit Mittags
Scortias Bartholomew
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Keine Angabe
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#11

Lächelnd und begeistert davon, dass Scortias bei einem so berühmten Piratencaptain anheuern würde, funkelten seine Augen voller Vorfreude. Die gerissenen Manöver in Schlachten eilten dem Mann voraus, soweit man dem Glauben schenken konnte, was die Leute in den Tavernen so berichteten. Aber der Junge bezweifelte dies nicht, auch wenn er wusste, dass Geschichten oft übertrieben wiedergegeben wurden. Nachdem der Captain meinte, dass der Zwölfjährige das in Zukunft ja selber miterleben könne, nickte er ungeduldig mit schnellen und kurzen Stößen seines Kopfes.

“Ja Sir. Ich freu mich schon darauf.“

Es verging etwa eine halbe Stunde, bis Scortias und Scott wieder an der Anlegestelle angekommen waren. Der Junge hatte seine Kleidung gewechselt, denn das waren die Sachen, die ihm gehörten. Seine ganze Habe. Es war nicht viel, was er besaß, aber dafür liebte er diese umso mehr. Eigentlich fühlte er sich auch viel wohler in den Sachen, als in denen, die ihm Tante Maria gegeben hatte. Die Wirtsfrau hatte die Sachen gewaschen, weswegen der ganze Schweiß und Gestank seiner vorausgegangenen Reise verschwunden waren. Das leicht vergilbte Hemd war wieder eine Spur weißer geworden und die Dreckflecken waren verschwunden. Seine Fellboots sahen aus, als wären sie gebürstet worden und die Hose an einigen Stellen geflickt. Er würde die Huntsman vermissen, das stand außer Frage. Nach dem Tod seiner Eltern, hatte sich noch nie jemand so gut im den Jungen gekümmert, wie die Wirtsleute. Im Waisenhaus war Scortias ja nur eine billige Arbeitskraft gewesen, dem sie ein Bett und minderwertiges Essen gegeben hatten. Dort war er einer von 40 gewesen. Das Schicksal schien aber etwas anderes für den Zwölfjährigen geplant zu haben, als in einer Stadt zu versauern. Und wenn Scortias ehrlich mit sich war, wollte er die Welt sehen. Er wollte Abenteuer erleben und das war bei den Wirtsleuten nicht möglich gewesen.

Am Anleger angekommen, stieg Scortias in das Boot, das zur Onyx fahren würde. Er setzte sich, als der Captain ihn dazu aufforderte und sah zu, wie der Mann sich nach vorne begab und stehen blieb. Seine Augen nahmen recht viel um sich herum wahr, auch wenn sie immer wieder zu dem Captain hinüberglitten, der so königlich auf dem Boot stand und keine Welle ihn aus dem Gleichgewicht brachte. Einige Boote waren hier unterwegs, die meisten allerdings mit Proviant und Baumaterial beladen. Und diese Boote fuhren auch nicht alle nur zur Onyx, sondern auch zu den anderen Schiffen, die hier ankerten. Scortias sah über den Rand des Bootes ins Wasser. Haie würden hier wohl eher nicht sein. Einfach zu viel betrieb. Der Junge hasste Haie, ... mehr noch, es war schon eine Panik vor diesen Fischen. Komisch, dass er die See trotzdem so mochte, obwohl er nur da auf Haie treffen konnte.
Bei der Onyx angekommen, kletterte Scortias hinter dem Captain an Bord des Schiffes. Natürlich versuchte sich Scortias auch hier alles einzuprägen, was er sehen konnte. Auf dem Schiff war reges Treiben, denn die Crew beeilte sich mit den Arbeiten, damit sie bald wieder auslaufen konnten. Der Junge sah sich um, vergaß aber nicht, Captain Feuerbart hinterher zu laufen, als dieser ihn darauf anwies. Durch einen schmalen Eingang ging es in einen Vorraum. Hier war eine Hängematte befestigt, auf die der Captain zeigte und meinte, dass Scortias hier schlafen würde.

“Aye Captain.“ sagte der Junge und folgte dem Mann in die Kapitänskajüte.

Langsamen Schrittes lief Scortias dem Captain hinterher, wobei der Mann nun etwas Abstand von dem Jungen gewann. Staunend betrachtete sich der Zwölfjährige das Inventar der Kapitänskajüte. Er war wirklich beeindruckt von dem hochwertig verarbeiteten Holz, dass man normalerweise doch nur bei Königen zusehen bekam. Zumindest glaubte Scortias das, denn er hatte noch nie eine Einrichtung von Königen gesehen. Aber so edel, wie das hier aussah. Die Fenster waren so groß und ließen das Sonnenlicht den Raum fluten. Er sah auch ein Regal mit Büchern und den Kartenständer, in dem verschiedene Rollen heraus traten. In der Mitte des Raumes war ein großer Tisch. Der große, prachtvolle Stuhl gehörte dem Captain und die beiden anderen, die etwas kleiner waren, den Gästen. Cornelis van der Meer wies Scortias an, Platz zu nehmen, worauf der Junge auch nicht lange warten ließ.

“Woah, das sieht ja aus, wie beim König.“ sagte er schließlich und rutschte auf den Stuhl zurecht, wobei seine Füße nun in der Luft baumelten.

Die Augen des Jungen beobachteten den Captain, der zu einen der Schränke lief, zwei Gläser heraus nahm und eine Flasche, in der Scortias Rum vermutete. Er sah dabei zu, wie der Captain die Gläser, auch wenn etwas ungleich, auffüllte und dem Jungen das weniger gefüllte hinschob. Er wollte mit ihm auf den Einstand anstoßen? Der Zwölfjährige lächelte und nickte schließlich. Er schob sich vom Stuhl, um an das Glas heran zu kommen und nahm es in die Hand.

“Danke sehr Sir. … Ich hab mich noch garnicht bei Euch bedankt, also … dass Ihr mich vor dem Kopfgeldjäger gerettet habt und dass Ihr mich in Eurer Crew aufnehmt.“

Scortias hob das Glas an, wartete darauf, ob der Captain die Gläser aneinander stoßen wollte oder nicht, würde es dem Mann natürlich gleich tun, um dann das Getränk in seinen Mund zu kippen. Dieser Geschmack … da war er wieder. Rum. Der Junge kannte den Geschmack und es war nicht das erste Mal, dass er Rum in sich hinein kippte. Schon fast so oft wie er normales Wasser trank, hatte auch Rum den Weg in seinen Magen gefunden. Scortias erinnerte sich zurück, als er in Aelinos von zwei Männern dazu gezwungen wurde, in der Taverne mitzutrinken. Es hatte nicht lange gedauert, bis der Junge sich in der Nebengasse übergeben musste und nicht mehr geradeaus laufen konnte. Er war zehn Jahre gewesen. Wenn er auf dem Markt geklaut hatte, wusste er auch nicht immer was in den Flaschen abgefüllt war und auch da hatte er immer mal wieder Rum erwischt. Aber er brauchte etwas zu trinken um am Leben zu bleiben, also hatte er auch in solchen Fällen Rum zu sich genommen. Und als er von der Blue Mary fliehen musste, als das Schiff kurz vor der Explosion stand? Auch da hatte er nur Rum bei sich gehabt und lag eines Abends betrunken auf dem kleinen Floß, das ihn nach Kitar brachte. Dennoch konnte Scortias nicht behaupten, dass er Rum besonders mochte. Es brannte und und kratzte ihm im Hals. Beim ersten Schluck musste er meistens husten und so war es auch dieses Mal, als er die Flüssigkeit herunter schluckte.

“… *hust* … schmeckt gut … *hust* … nein … eigentlich nicht.“ kam es von Scortias hustend und krächzend. “Aber ich werd mich schon noch daran gewöhnen“

Es dauerte einen Moment, bis die Tränen aus den Augen verschwanden und die Stimme wieder zurück war.

“Captain Sir? Ich war noch nie Schiffsjunge und … na, vielleicht kann mir jemand sagen, was ich so alles zutun habe. Oder wenn Ihr Zeit dafür haben solltet … ?“ fragte er schließlich.

Er kannte ja noch nicht einmal das Schiff. Wo sich die Kombüse befand und der Frachtraum. Wo die Seemänner schliefen und die Geschütze standen. Am Anfang würde er sicher nur im Weg stehen, als hilfreich zu sein. Und was war die Priorität? Sollte er auch hier auf der Onyx erst mal dafür sorgen, dass es dem Captain an nichts fehlte, bevor er sich um andere Dinge kümmerte? Scortias stellte das geleerte Glas wieder auf den Tisch und setzte sich mit dem Rücken an die Lehne, weswegen die Beine wieder in der Luft baumelten. Ganz schön großer Stuhl, wie er fand.
Cornelis Feuerbart
Crewmitglied der Sphinx
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#12
Cornelis lachte, als Scortias sagte, daß die Einrichtung wie bei Königen wären.

"Na, ich denke doch, daß der König noch bessere Möbel hat als ich, obwohl ich es auch noch nie gesehen habe - oder meinst du, der König würde einem Piratenkapitän eine Audienz gewähren? Aber du hast recht, mit der Onyx habe ich schon ein sehr gutes Schiff erwischt."

Als Scortias ihn nun erstaunt fragend ansah, fügte er noch an.

"Sie ist gekapert, Junge. Ich habe ein ganzes Schiff geklaut."

Er grinste und nahm sein Glas zur Hand. Er beugte sich über den Tisch und stieß leicht mit Scortias an, wobei die schönen Gläser aus geschliffenem Bleiglas ein leises Singen von sich gaben. Dann leerte er seinen Rum mit einem Zug, wobei er den Jungen jedoch nicht aus den Augen ließ. Ihm gefiel als er sah, wie Scortias den Rum wacker wegkippte - diese erste Prüfung hatte er schon einmal bestanden. Er grinste, als dieser zu husten begann und dazwischen stammelte, daß ihm der Rum schmecken würde - oder auch nicht.

"So schnell mußt du dich gar nicht daran gewöhnen. Mir ist lieber, mein Schiffsjunge ist auf Zack und bei klarem Verstand, als daß er dem Rum anhängt."

Er drehte das Glas kurz in der Hand und stellte es dann zurück auf den Tisch. Er hörte, wie der Junge danach fragte was seine Aufgaben wären und darum bat, daß man ihm das Schiff zeigen könnte.

"Deine erste Aufgabe ist, dich um meine Bedürfnisse zu kümmern. Sollte ich dich entlassen haben, wird dein erster Gang immer zum Smutje führen, ob dieser etwas für dich zu tun hat. Ansonsten wirst du beim Schiff klarmachen helfen und sonstige Aufgaben erledigen, die dir vom Steuermann oder vom Quartiermeister aufgetragen werden."

Natürlich durfte nicht jedes Besatzungsmitglied den Schiffsjungen für seine Zwecke mißbrauchen. Cornelis ließ seinen Blick für einen Moment auf Scortias ruhen, dann erhob er sich.

"So, deine erste Aufgabe an Bord ist: Nimm die beiden Gläser, spüle sie aus und bringe sie mir unversehrt zurück. Danach werde ich dir das Schiff zeigen. Ich habe gerade Zeit dafür, da ich mich nach dem Vorfall am Markt dazu entschlossen habe, den Rest der Zeit an Bord zu bleiben."

Cornelis schien nicht wirklich enttäuscht darüber zu sein, daß er nicht mehr an Land konnte. Er nahm die Flasche mit dem Rum und räumte sie in den Schrank zurück. Dann setzte er sich erneut auf seinen Stuhl und wartete darauf, daß Scortias mit den beiden Gläsern zurückkam. Mal sehen, wie sich der Junge ohne erste Schiffsbesichtigung mit dieser Aufgabe durchschlagen würde.

Scortias Bartholomew
Crewmitglied der Sphinx
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#13
Auch Scortias musste breit grinsen, nachdem Cornelis in Frage stellte, ob der König ihm eine Audienz gewährte. Irgendwie war das schwer vorzustellen, dass ein Pirat dort Einlass bekam. Genau so wenig wie ein Straßenjunge wie er selber einer war. Aber so, wie es hier in der Kapitänskajüte aussah, hatte sich Scortias die Einrichtung bei Hofe vorgestellt. Es wirkte sehr edel und hatte den Eindruck, dass der Inhaber in Geld schwimmen würde. Auf dem Gesicht des Jungen waren deutlich die Fragen zu sehen, die entstanden, als der Captain berichtete, dass er mit der Onyx ein gutes Schiff erwischt hatte. Doch bevor er eine Frage stellen konnte, kam Feuerbart ihm zuvor. Er hatte das Schiff also gekapert? Ob es einem Adligen gehört hatte? Zumindest war der Ehemalige Besitzer nicht arm gewesen, dass stand fest.

„Und … hatte das Schiff einen großen Schatz an Bord?“ fragte der Junge begeistert und neugierig.
„Was ist aus dem alten Schiff geworden, das, dass Euch vorher gehört hat, Sir?“

Cornelis stieß mit Scortias an. Die Gläser klirrten aneinander, wobei dieses Geräusch noch etwas nachhalte. Beide leerten das Glas in einem Zug, wobei der Zwölfjährige ja etwas weniger eingegossen bekommen hatte. Am Ende war er dafür auch dankbar, denn Rum war nicht so sein Lieblingsgetränk. Es war zwar typisch für Piraten, dass sie Rum tranken, meistens allerdings aus dem Grund, weil sich Rum einfach länger auf langen Fahrten hielt, als Wasser. Und dennoch schienen die meisten Seeleute nicht auf dieses Getränk verzichten zu wollen. Wie schon auf seinem Floß, oder in der Stadt, war Scortias da nicht sonderlich wählerisch. Hauptsache war, dass er nicht verdurstete, auch wenn das bedeutete, Rum in sich zu schütten.

Der neue Schiffsjunge der Onyx nickte dem Captain zu, denn er selber begrüßte die Einstellung des Mannes, dass Scortias nicht dem Rum anhängen musste und einfach nur auf Zack und bei klarem Verstand sein solle. Mit Rum im Körper war das so eine Sache mit dem klarem Verstand, das hatte er ja bereits selber schon einige Male erlebt. Aufmerksam hörte der Zwölfjährige zu, als Captain Feuerbart ihm mitteilte, was seine Aufgaben auf der Onyx sein würden. Er wollte nichts vergessen oder verpassen, denn ihm war es wichtig, allen Aufgaben gerecht zu werden, die anfielen. Geistig notierte Scortias die Reihenfolge. Zuerst Captain, dann Smutje und Küche, als nächstes Schiff klar machen und auf Steuermann und Quartiermeister hören.

“Aye Captain.“ bestätigte der Junge mit pflichtbewusstem Gesichtsausdruck.

Er würde diese Aufgabe natürlich so ernst und gut erfüllen, wie es ihm nur möglich war. Und noch bevor er fragen konnte, wann er denn anfangen soll, bekam er auch schon den ersten Befehl. Scortias erhob sich sofort von dem Stuhl und nahm die Gläser in die Hand. Natürlich gingen ihm nun einige Dinge durch den Kopf. Sollte er dafür Wasser verschwenden, oder Salzwasser in einem Eimer hinauf ziehen. Wo war die Kombüse eigentlich, denn die Gläser mussten ja auch trocken gewischt werden. Aber er wollte dem Captain zeigen, dass er durchaus selbständig genug war, um das alles in Erfahrung zu bringen.

“Danke Sir.“ meinte er noch mit einem Lächeln, da Feuerbart sich persönlich darum kümmern wollte, das Scortias das Schiff kennen lernte.

In Eile lief der Junge zur Tür, öffnete diese und verschwand aus der Kajüte des Captains. An seiner Hängematte angekommen, stellte er die Gläser auf den Boden, zog seine Jacke und das Hemd aus  - denn es war recht warm an diesem Tag -, schmiss die Sachen in sein Bett und lief nur in Hose und Boots gekleidet zum Deck hinauf. Sein Blick wanderte umher und suchte nach einem Eimer. Es dauerte nicht lange, da fand er auch schon einen. Er drängelte sich geschickt durch die arbeitenden Seeleute und erreichte, wonach er gesucht hatte. An den Henkel des Holzeimers band Scortias ein Seil, davon lagen hier gerade mehrere herum und ließ ihn an der Backbordseite ins Wasser hinab. Gefüllt zog er ihn wieder hinauf, stellte ihn auf das Deck und tauchte die Gläser hinein. Mehrmals spülte er die Gläser aus, schob den Eimer dann aus dem Weg, so dass niemand über ihn fallen konnte, entknotete das Seil an dem Henkel, legte es zurück und begab sich nun unter Deck. Natürlich hatte er die Gläser mitgenommen und suchte nun nach der Kombüse. Schwer zu finden war sie nicht gewesen.

“WAS WILLST DU HIER!“ bollerte ihn eine Stimme entgegen.
“Ich … ich bin der neue Schiffsjunge. Scortias Bartholowmew und …“
“WIRD AUCH ZEIT. MUSS SCHON SEIT WOCHEN DEN SCHEIß HIER ALLEINE MACHEN!“ unterbrach der Smutje den Jungen.
“Ich soll für den Captain die Gläser sauber machen und …“
“GLÄSER SAUBER MACHEN? … Ja dann mach schnell. Da drüben sind Tücher aber sei mit dem Wasser sparsam, hörst Du?“
“Danke Sir!“
“NENN MICH NICH SIR! Mein Name ist Rog. MERK DIR DEN, VERSTANDEN?“
“Aye Si… Rog“ sagte Scortias und lief zu dem Wasser und den Lappen, wobei er von Rog genau beobachtet wurde.

Scortias hatte ja die Gläser bereits ausgespült, also musste er nur kurz das Salz los werden, das im Meerwasser enthalten war. Mit sehr wenig Wasser spülte er die Gläser noch einmal nach und wischte sie mit einem Lappen sauber.

“Wenn Du deine Arbeit für den Captain erledigt hast, komm zu mir, dann bekommst Du erst mal was zu essen, bevor du beim nächsten Wind von Bord geweht wirst. An Dir ist ja überhaupt nichts dran." meinte der Smutje, der damit beschäftigt war, die neuen Waren einzuräumen, die ihm unter Decke gebracht wurden.
“Mach ich Rog.“ antwortete Scortias und grinste.
“Und hör auf zu grinsen, sonst denkt noch jemand, dass Dir das hier Spaß macht.“ sagte der Koch und musste nun selber grinsen.

Scortias hatte die Gläser nun sauber und sah sie sich genau an, dass auch ja kein Fleck darauf zu sehen war. Mit einem Nicken verabschiedete er sich wieder vom Smutje, der ihn nur anbrummte und lief wieder in die Kapitänskajüte. Natürlich klopfte er vorher an und wartete auf die Aufforderung einzutreten.

Ohne zu zögern, lief der Zwölfjährige zu dem Schrank, aus dem der Captain die Gläser genommen hatte, um sie dort einzuräumen. Wenn Feuerbart sie vorher sehen wollte, würde er sicher etwas sagen und den Jungen zu sich rufen. Doch solange er nichts sagte, würden die Gläser an ihren Platz kommen.
Cornelis Feuerbart
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#14
"Ein sehr großer Goldschatz, deshalb haben wir sie überhaupt angegriffen, obwohl es recht gefährlich und nur mit einem geschickten Manöver zu schaffen war." Er hielt kurz inne, denn er wußte, daß er Scortias mit der Erwähnung des Manövers in die Hände spielte. "Vor der Onyx hatte ich noch kein Schiff. Zu der Zeit segelte ich noch als Steuermann unter dem Piraten Castigo Marquez auf der Capitana."

Den Dank des Jungen nahm er mit einem Nicken entgegen und lehnte sich anschließend in den Stuhl, um auf die Rückkehr Scortias´ zu warten, wenn dieser seine erste Aufgabe erfüllt hatte. Es dauerte nicht allzu lange, als es an der Tür klopfte und der neue Schiffsjunge nach seinem "Herein" eintrat und direkt den Schrank ansteuerte, aus dem er zuvor die Gläser entnommen hatte. Ein zufriedenes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. `Er denkt also mit.´

Nachdem Scortias die Gläser in die dafür vorgesehenen Halter im Schrank geräumt hatte und sich Cornelis wieder zuwandte, erhob sich der Kapitän. Ohne ein weiteres Wort ging er zur Tür der Kaptiänskajüte, wartete bis Scortias ihm hinaus gefolgt war und schloß hinter sich wieder ab. Er trat durch den kleinen Vorraum mit der Hängematte des Schiffsjungen hinaus aufs Oberdeck. Sobald sie den sichtgeschützten Bereich des Aufbaus hinter sich gelassen hatten, änderte sich das Verhalten des Mannes. Seine Ausstrahlung wirkte nun wieder eine Spur stolzer und unnahbarer. Nun war er wieder der Mann, der, wenn er einen Haß auf jemanden hatte, die Pistole aus dem Halfter zog und abdrückte. Hier, unter den Augen seiner Besatzung, war er nicht mehr der Mensch Cornelis, der er in der Kajüte gewesen war, sondern Kapitän Feuerbart. Er sah zu Scortias und begann mit der Beschreibung des Schiffes.

"Der Mast, auf den du von hier aus schaust, ist der Großmast und vorne der Fockmast. Der Kreuzmast steht auf der Brücke. Komm mit, zunächst gehen wir auf die Brücke."

Er wandte sich nach rechts und erstieg die Treppe, von der auch auf der anderen Seite eine hinauf führte, zur Brücke. Dort angekommen stellte er sich an die vordere Reling, wo er so oft auf den Fahrten stand, und ließ seinen Blick über das Schiff gleiten. Dann zeigte er auf das große Steuerrad zwischen Brücke und Großmast.

"Dort am Steuerrad steht auf Fahrten der Rudergänger, also paß auf, daß du das nicht mit dem Steuermann durcheinander bringst, sonst wird Diaz dir das übel nehmen."

Scortias Bartholomew
Crewmitglied der Sphinx
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#15
Die Augen von Scortias wurden groß, als Cornelis von einem sehr großen Goldschatz berichtete, der auf der Onyx transportiert worden war. Er mochte solche Geschichten total gerne und fragte sich sofort, wo das ganze Gold denn nun war. Ob der Captain und die Mannschaft den irgendwo vergraben hatten? Oder gab es eine Höhle, in der sie das ganze erbeutete Gold schafften? Ein schmunzeln zeichnete sich dann auf dem Gesicht des Jungen ab, denn es war doch klar, dass es mit einem gerissenem Manöver einher ging. Dafür war Captain Feuerbart doch bekannt.

„Und … und wo ist der Schatz jetzt? Welches Manöver habt ihr denn angewandt?“ fragte er natürlich überschwänglich.

Alleine der Gedanke an dieses Abenteuer ließ das Herz des Zwölfjährigen schneller schlagen. Er hoffte, dass er bald bei so einem Abenteuer dabei sein konnte. Was er allerdings nicht wusste war, dass solche Kaperfahrten auch Tote mit sich brachten. Oder zumindest verdrängte Scortias diese Gedanken.

“Ihr habt zu Captain Marquez Mannschaft gehört? Die Capitana soll eines der Schiffe sein, dass am meisten Kanonen an Bord hat. Ich hab gehört, dass sie nur mit einer einzigen Breitseite ein ganzes Schiff zum sinken gebracht hat.“

Keine Frage, Scortias hatte sich die ganzen Geschichten in den Tavernen angehört und mit Begeisterung verfolgt. Er liebte diese Geschichten und war in seiner Fantasie immer mit auf dem Schiff, wenn er darüber hörte. Und nun war er selber ein Teil einer Crew. Das war so spannend, dass er es kaum erwarten konnte, dass sie endlich aus dem Hafen ausliefen.

In dem Moment, als er sich fragte, wann er damit anfangen konnte, auf der Onyx der Schiffsjunge zu sein, bekam er auch schon seinen ersten Auftrag. Mit den Gläsern in den Händen hatte er sich dann aufgemacht sie zu säubern und lernte unterwegs Rog, den Smutje, kennen. Der Mann schien etwas grummelig zu sein, aber irgendwie total nett auf seiner Art. Mit ihm würde sich Scortias bestimmt gut verstehen, da war er sich sicher. Mit den sauberen Gläsern war der Zwölfjährige wieder zurück zur Kapitänskajüte gekommen und verstaute sie auch direkt im Schrank. Feuerbart kontrollierte nicht, ob sie sauber waren. Er vertraute ihm wohl in der Sache, oder würde es vielleicht später in Augenschein nehmen. Als der Captain sich dann erhob, um aus der Kajüte zu gehen, folgte der Junge dem Mann. Zusammen ging es durch den kleinen Vorraum, in der seine Hängematte mit seiner Jacke und seinem Hemd hing, auf das Deck. Scortias war aufgefallen, dass urplötzlich diese fürsorgliche Art und freundschaftliche Stimmung wie weggeblasen war. Captain Feuerbart strahlte Stärke und Größe aus. Der Zwölfjährige hörte dem Captain zu, als er ihm erklärte, wie das Schiff aufgebaut war. Er saugte die Informationen auf, wie ein Schwamm, wobei er sich ja schon vorher für Schiffe interessiert hatte und ein paar Vorkenntnisse hatte. Aber er würde Cornelis niemals unterbrechen und von ihm lernen.

Scortias folgte dem Captain auf die Brücke. Die Stufen waren recht steil und einmal war es ihm passiert, dass er das Gleichgewicht verloren hatte und noch einmal einen Schritt nach hinten aufsetzte, bevor er dann weiter nach oben lief. Der Junge stellte sich neben Cornelis und sah auf das Deck. Von hier hatte man einen sehr guten Überblick. Nicht nur über das Schiff, sondern auch über das Meer. Die nächste Information war dann allerdings wichtig, denn der neue Schiffsjunge der Onyx hatte wirklich gedacht, dass der Steuermann das Steuerrad führte und nicht der Rudergänger.

„Aye Sir. Diaz ist der Steuermann und steht nicht am Ruder." bestätigte der Junge.
„Aber, welche Aufgabe hat denn dann der Steuermann?“ wollte er schließlich wissen.

Ob er das Ruder auch mal bedienen durfte, um das Schiff zu lenken? Die Augen des Zwölfjährigen sahen zum Krähennest hinauf. Wow, es gab so viele Seile. Wer blickte denn da noch durch, welches Seil wofür da war? Als er allerdings so das Krähennest betrachtete, wurde ihm ganz anders. 24 Stunden war er dort angebunden gewesen und musste dort einen Sturm aushalten. Es war eines der schlimmsten Dinge gewesen, die er je im Leben durchmachen musste. Selbst die Crew der Blue Mary hatte nicht damit gerechnet, dass er das überlebte. Und dann hatten ihn auch noch die Piraten von da oben ins Wasser geschmissen. Wenn er nicht musste, würde er es vermeiden, da hinauf zu gehen.
Cornelis Feuerbart
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#16
Cornelis hatte die Fragen seines neuen Schiffsjungen gehört und vorerst abgespeichert. Jetzt, als sie auf der Brücke standen, führte er seine Erzählungen fort.

"Das Gold der Doncella, unter diesem Namen fuhr die Onyx bevor ich sie hatte, blieb bei Capitan Marquez und seiner Mannschaft. Ich verzichtete auf meinen Anteil an Gold und bestand dafür auf die beschädigte Doncella. Es war schon schwer genug, Marquez eine Prisenmannschaft aus den Rippen zu leiern, die das Schiff nach Tokara brachte. Dort brauchte ich dann mein ganzes gespartes Vermögen auf, um aus der beschädigten Doncella die neu reparierte und lackierte Onyx machen zu lassen. Meine erste Mannschaft mußte ich schon mit der Aussicht auf die zukünftigen Prisen anheuern. Nun ja, du wirst dir denken können, daß man damit nicht gerade die Besten bekommt, aber sie wurden zu den Besten. Allerdings sind nicht mehr viele von Ihnen übrig."

Daß die Kämpfe auf den überfallenen Schiffen den meisten das Leben gekostet oder sie zu seeuntauglichen Krüppeln gemacht hatten, ließ er unausgesprochen. Er ließ seinen Blick wieder über das Schiff und die arbeitenden Seemänner gleiten und dachte leicht wehmütig an den einen oder anderen Kameraden aus seiner ersten Mannschaft. Viele waren damals aus Verzweiflung und Armut mitgekommen und waren eigentlich gute Seelen gewesen.

"Das Manöver willst du wissen? Nun, hast du dir die Onyx bei der Überfahrt genau angesehen und was ist dir dabei aufgefallen?"

Er war gespannt, ob Scortias die schnittige Form des Schiffes und die recht große Besegelung für ein relativ kleines Schiff aufgefallen waren. Er schmunzelte, als er das nächste Gerücht, nämlich über die Capitana, hörte.

"Nun ja, das ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber es stimmt, daß die Capitana ein gut bestücktes Schiff ist. Dafür jedoch ist sie auch sehr groß, langsam und schwerfällig."

Als sie schon auf der Brücke gestanden hatten und er dem Schiffsjungen angefangen hatte, das Schiff zu erklären, kam von diesem die Frage, was der Steuermann denn für Aufgaben hätte, wenn er doch nicht am Steuerrad stände. Das bestätigte nur seinen Verdacht, daß auch der Junge der naheliegenden Verwechslung erlegen war, daß der Steuermann der Mann am Steuerrad sei. Er sah Scortias an und zog eine Augenbraue hoch.

"Da sei mal froh, daß ich dir das erklärt habe, bevor du auf Díaz getroffen bist. Der Steuermann ist hauptsächlich für die Navigation zuständig. Dazu muß er die Seekarten lesen und die Messgeräte richtig bedienen können. Außerdem überwacht er die Takelung und das Ankergerät. Er ist nach dem Kapitän der zweite Mann an Bord, der das Schiff zu führen versteht, und muß den Kapitän vertreten, wenn dieser einmal ausfallen sollte."

Er blieb noch an seinem Stammplatz stehen und wartete auf die Antwort Scortias´ auf seine Frage, was ihm bei der Überfahrt vom Hafen an der Onyx aufgefallen wäre.

Scortias Bartholomew
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#17
Noch bevor Scortias seine Fragen; über den Verbleib des Schatzes, Captain Marquez und seiner Capitana und dem gerissenem Manöver, welches wohl angewandt wurde, um die Onyx zu Kapern; beantwortet bekam, sollte er seine erste Tätigkeit als Schiffjunge unter dem Kommando von Captain Cornelis ‚Feuerbart‘ van der Meer ausführen. Auch wenn er das Schiff und die Methoden nicht kannte, wie man hier abwusch, schien sich der Junge nicht schlecht geschlagen zu haben. Die Gläser waren sauber und fanden ihren Patz schließlich wieder in dem Schrank der Kapitänskajüte wieder. Cornelis schien zufrieden zu sein, denn weder sagte er dazu etwas, noch kontrollierte er die Arbeit des Jungen. Zusammen ging es hinaus auf das Deck und schließlich über eine der steilen Treppen auf die Brücke. Dort hatte sich Scortias neben dem Captain gestellt und den Blick über das Schiff schweifen lassen.

Der Zwölfjährige hörte dem Captain dabei zu, wie dieser in den Besitz der Onyx gekommen war und was er dafür geopfert hatte. Wie sich allerdings aus den Geschichten heraus stellte, hatte sich das Opfer alle Male gelohnt, denn Captain Feuerbart war nicht selten der Inhalt vieler interessanter Erzählungen, die weit verbreitet wurden. Der Junge sah den Captain an, als er berichtete, dass nicht mehr viele seiner guten Männer übrig waren. Hatten die Kaperfahrten also Tote gefordert, oder hatte er die Leute aus Geldnot verloren? Jeder Seemann wollte natürlich seinen Anteil, oder eine gewisse Bezahlung haben. Wenn ein Captain die Bezahlung nicht aufbringen konnte, verlor er auch oft die Mannschaft, wobei Scortias sich das bei Cornelis Feuerbart nicht vorstellen konnte. Dafür gab es einfach zu viele Geschichten, die das Gegenteil vermuten ließen.

Der Schiffsjunge sah zu dem Captain auf und kniff dabei ein Auge zu, da er gegen die Sonne sah. Ob ihm etwas an der Onyx aufgefallen sei? So genau hatte Scortias sich das Schiff nun nicht angesehen. Dennoch konnte man recht deutlich zwei Besonderheiten sehen.

“Ich bin nicht sicher Sir, aber mir ist aufgefallen, dass die Onyx eine Farbe hat, wie kaum ein anderes Schiff. Und irgendwie macht es den Eindruck, als würden die großen Bäume nicht zu dem kleinen Rumpf passen.“

Dass das Schiff besonders schnittig war, ist dem Jungen nicht aufgefallen. Allerdings hatte er sich das Schiff auch nicht so genau angesehen, als sie mit dem Boot übergefahren sind. Er war noch viel zu aufgeregt, dass er nun bei Captain Feuerbart als Schiffsjunge anheuern durfte, als dass er sich da auf das Schiff konzentriert hätte. Was die Capitana anging, so war wohl einiges übertrieben gewesen, was man sich über sie erzählte. Und dennoch schien es so zu sein, dass sie sehr gut bestückt war. Scortias sah zu den Mästen, die ihm erklärt wurden und nickte bestätigend. Der Zwölfjährige hatte noch sehr viel zu lernen, aber er war auch wissbegierig auf alle Informationen die er bekam. So wie auch auf die Erklärung, dass der Steuermann nicht der am Steuerrad war, sondern dort der Rudergänger stand.

“Aber ist es nicht eine Ehre, ein Schiff zu steuern? Wieso wäre Mister Diaz denn deswegen beleidigt?“ fragte Scortias.
“Aber … aber ich werde das bestimmt nicht verwechseln, wenn es Mister Diaz böse machen würde.“ versicherte er sofort.
“Und welche Aufgabe hat ein Quartiermeister?“

Da der Steuermann und der Quartiermeister die beiden wichtigsten Männer - neben dem Captain natürlich - auf einem Schiff waren, würde Scortias gerne wissen, was für Aufgaben diese Männer haben. Den Steuermann hatte der Captain ihm gerade erklärt, soweit hatte der Junge das auch verstanden. Der Zwölfjährige war sich dessen bewusst, dass es ein großes Privileg war, dass er diese Information vom Captain persönlich bekam. Es war sicher nicht normal, dass der Captain sich um solche Dinge kümmerte. Am liebsten hätte Scortias gefragt, wann sie auslaufen werden und was das nächste Ziel war, aber er wollte nicht zu neugierig werden. Irgendwann würde der Captain die Mannschaft schon noch aufklären.


Cornelis Feuerbart
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#18
Kapitän Feuerbart hörte die Worte des Schiffsjungen auf seine Frage. Einen Punkt, von dem er sprach, hatte er tatsächlich erkannt. Die Farbe war zwar auffällig, tat jedoch nichts zur Sache.

"Die Farbe meinte ich nicht, aber ich verstehe, daß sie dir aufgefallen ist. Du hast recht, Schiffe mit schwarzen Rümpfen gibt es recht selten. In einem Punkt hast du allerdings schon recht: Die Besegelung der Onyx ist recht groß im Vergleich zu ihrer Größe. Der andere Punkt, auf den ich hinaus wollte, ist ihre Rumpfform. Dieser ist schlank und schnittig, zusammen mit der großen Segelfläche macht dies sie sehr schnell. Ich habe dir eben erzählt, daß die Capitana zwar mehr Kanonen hat, jedoch auch groß und schwerfällig ist. Also kam eine Verfolgung der Doncella gar nicht erst in Frage. Capitán Marquez und ich haben lange überlegt, um ein Manöver für den Überfall auszutüfteln. Aber der Goldschatz, den die Doncella bei sich führte, war die Arbeit wert. Wir haben ihr in einer Inselgruppe, die sie auf ihrer Route passieren mußte, aufgelauert. Dann haben wir ihr eine volle Breitseite Kettenkugeln verpasst. Damit zerstörten wir Segel und Masten und nahmen ihr ihre überragende Geschwindigkeit. Dann folgten Vollkugeln auf den Rumpf, bis wir zum Entern übergingen. Die Besatzung der Doncella war der der großen Capitana unterlegen und so war es nur ein kurzer Kampf, bis wir das Schiff und mit ihr den Schatz eingenommen hatten."

Auch daß sie die Überlebenden der Doncella auf eine der Inseln ausgesetzt hatten, ließ er unausgesprochen. Er schüttelte leicht den Kopf, als Scortias fragte, was Díaz gegen den Posten am Steuerrad hatte.

"Der Steuermann trägt viel mehr Verantwortung als der Seemann, der das Schiff nur auf dem richtigen Kurs zu halten braucht, wobei dieser noch den großen Schiffskompass zur Orientierung hat."

Zuletzt fragte ihn der Junge noch nach den Aufgaben des Quartiermeisters. Ein kleines Lächeln lockerte seine Züge auf, als er an den gutherzigen Finn Murray dachte.

"Der Quartiermeister kümmert sich hauptsächlich um die Belange der Mannschaft und ist auch die Stimme der Männer zu mir. Ansonsten ist er verantwortlich für den Proviant, die Verpflegung und die Munition an Bord. Außerdem verteilt er auch die Prisen nach einem erfolgreichen Angriff."

Cornelis stieß sich leicht von der Brückenreling ab und ging zu der anderen Treppe, die vom Brückenaufbau wieder hinunter aufs Hauptdeck führte. "Komm, wir gehen mal weiter."

Scortias Bartholomew
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#19
Zwar war Scortias die ungewöhnliche Farbe des Schiffs aufgefallen, aber war sie nicht das, worauf der Captain mit seiner Frage abgezielt hatte. Nun gut, es hätte ja sein können, dass diese Farbe dafür sorgte, dass das Schiff erst später von anderen wahrgenommen werden konnte, aber so viel verstand der Junge nicht von der Seefahrt. Doch mit der zweiten Auffälligkeit hatte der Zwölfjährige wohl ins Schwarze getroffen. Die Segel an den Bäumen waren für dieses Schiff wohl zu groß, oder zumindest größer, als es nötig war. Das bedeutete, dass die Onyx verdammt schnell war, doch brachte es sicher auch Nebenwirkungen mit sich. Zum Beispiel konnte sich Scortias vorstellen, dass das Schiff bei einem Sturm schneller zum Kentern kommen würde, als bei einer normalen Besegelung. Es bedarf also an sehr guten Kenntnissen des Captains und Fingerspitzengefühl. Der andere Punkt, der dem Jungen nicht aufgefallen war, betraf die Form des Rumpfes. Die Onyx war recht schmal. Sie schnitt das Wasser geradezu auseinander, wenn sie Fahrt aufgenommen hatte.
Mit neugierigen Augen und gespitzten Ohren hörte Scortias der Geschichte zu, wie Feuerbart, unter Captain Marquez, die Doncella mit einem gerissenen Manöver überrumpelt hatte und schließlich Schiff und Schatz in seinem Besitz brachte. Aber auch wenn der Captain gewisse Information für sich behielt, drängte sich dem Jungen die Frage auf, was aus der Mannschaft der Doncella geworden ist.

“Sind Seemänner von der Doncella in Eure Mannschaft übergelaufen, Sir?“ fragte Scortias schließlich und legte seine Hände auf den Handlauf der Brücke.
“Was passiert mit den Männern, die nicht überlaufen? Werden sie ins Wasser geschmissen?“

Es gab verschiedene Arten von Piraten. Die einen lassen keine Überlebenden, die anderen setzten die Crew irgendwo in einem Hafen ab. Und dann gab es noch viele Abstufungen dazwischen. Dass Leute auf einem Rettungsboot ausgesetzt wurden, oder auf der nächsten, verlassenen Insel. Andere verkauften die Männer als Sklaven. Zumindest waren das alles Möglichkeiten, von denen der Schiffsjunge gehört hatte. Zu welcher Art gehörte Feuerbart? War er grausam, oder verschonte er die Leben?

Cornelis van der Meer erklärte dann, wieso Diaz es dem Zwölfjährigen krumm nehmen könnte, wenn er den Steuermann mit dem Rudergänger verwechselte. Verstehend nickte Scortias, denn ihm war jetzt klar, dass Diaz viel mehr auf dem Schiff zusagen hatte, als der Seemann am Steuer. Das würde seine Position sonst herabsetzen.

“Darf ich das Schiff auch mal lenken?“

Man, das wäre mal total klasse, wenn er das Schiff zu einem Hafen, oder zumindest auf Kurs bringen dürfte. Scortias wollte dem Captain mit seiner Fragerei auf keinen Fall auf die Nerven fallen, aber er war erst Zwölf und total aufgeregt. Es gab so viel zu lernen, vor allem von so einem gerissenen und erfahrenen Mann wie diesem Captain. Der Junge hatte sich schon immer für die Seefahrt interessiert, aber bis auf den Geschichten aus den Tavernen und dass, was er am Hafen durch belauschte Unterhaltungen mitbekommen hatte, wusste er nichts über das alles. Demnach stellte er auch die Frage, was genau der Quartiermeister für Aufgaben hatte. Nachdem Cornelis Scortias erklärt hatte, was dem Quartiermeister an Arbeit zugestellt war, nickte der Junge. Er war also der Mann des Vertrauens. Derjenige, der zwischen Mannschaft und Captain vermittelte. Scortias konnte sich nicht vorstellen, dass es mal nötig sein würde, dass Murray zwischen ihm und Captain Feuerbart vermitteln musste. Der Junge hatte keine hohen Ansprüche, wollte keine Bezahlung und benötigte nur Essen, Trinken und einen Schlafplatz. Er war sogar eher dankbar dafür, dass er mitsegeln durfte.

Nachdem sich der Captain von der Reling abgestoßen hatte und zu der anderen Treppe lief, die nach unten zum Deck führte, forderte er den Schiffsjungen auf, ihm zu folgen. Natürlich ließ auch Scortias nun den Handlauf los und hüpfte dem Mann hinterher. Er war gespannt, was ihm als nächstes gezeigt werden würde. Einige aus der Mannschaft hatten dem Jungen bereits einen forschenden Blick zugeworfen und musterten wohl ihr neues Crewmitglied. Soweit waren ihre Gesichtsausdrücke neutral. Keiner, der ihn böse anfunkelte, aber auch niemand, der jetzt besonders freundlich wirkte. Das Wetter war wirklich schön. Die Sonne schien, deren Wärme sich auf die Haut des Knaben legte. Er mochte dieses Gefühl und hatte deswegen auch eine recht braune Haut. Wenn er arbeitete, dann trug er nur selten Kleidung am Oberkörper. Nur die kleine Flöte hing ihm um den Hals, auf der er gerne spielte, wenn er mal Langeweile hatte, oder sich selber etwas beruhigen musste. Im Alter von zwölf Jahren hatte man auch das eine ums andere Mal etwas Angst, vor allem dann, wenn etwas passierte, was man nicht kannte und dessen Auswirkungen nicht abzuschätzen waren. Aber trotzdem hatte sich Scortias sich dieser Angst meistens gestellt. Mutig war er, keine Frage. Es gab nur eine Sache, die ihn vor Angst erstarren ließ und das waren Haie.
Cornelis Feuerbart
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Keine Angabe
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#20
Während Cornelis die steile Treppe hinabschritt, beantwortete er die nächsten Fragen von Scortias.

"Nein, aus der Mannschaft der Doncella wollte keiner zu uns überlaufen. Wir haben sie auf der nächsten Insel ausgesetzt. Diese war zwar nur eine von den kleinen, doch da sie zu einer Gruppe gehört, in der auch größere und bewohnte Inseln liegen, dürfte es für die Seemänner nicht allzu schwierig gewesen sein, von dort wieder wegzukommen. Wir mußten uns etwas Zeit verschaffen, bevor die Geschichte des Überfalls bekannt wurde. Gerade mit einem so beschädigten Prisenschiff wie der Doncella dauert es länger, bis man vom Ort des Überfalls verschwunden ist."

Er führte Scortias über das Hauptdeck nach vorn. Als sie in Höhe des Steuerrads waren und der neue Schiffsjunge daraufhin die Frage stellte, ob er denn auch mal das Schiff lenken dürfte, hielt Kapitän Feuerbart inne und ging zum Steuerrad hinüber. Er öffnete die Schutzabdeckung aus Messing, die den großen Schiffskompass vor Witterungseinflüssen schützte, wenn dieser nicht benötigt wurde. Dann sah er zu Scortias.

"Wenn du den Kompass zu lesen gelernt hast, darfst du das Schiff auch einmal steuern, wenn wir auf See sind."

Er gab dem Jungen ausreichend Gelegenheit, den Kompass mit den komplexen Scalen und Angaben zu betrachten, bevor er den Schutzdeckel wieder schloß. Dann ging er mit ihm weiter nach vorn. Eine Warnung zu der offenen Ladeluke, die wie ein fast quadratischer Abgrund mitten auf dem Deck in die Tiefe führte und durch die mit dem Ladekran gerade der neue Proviant in den offenen Bauch der Onyx gelassen wurde, sparte er sich, war sie doch einfach nicht zu übersehen. Er führte ihn zu einer offenen kleinen Luke, durch die man über eine Treppe in das erste Unterdeck gelangte. Auch diese Treppe war wieder schmal und steil gestaltet, um den wenigen Platz des Schiffes möglichst nicht zu verschwenden. Unter der Treppe begann ein abgetrennter Innenraum, der an der dem Rumpf parallel verlaufenden Wand zwei Türen aufwies. Cornelis deutete zunächst auf die Tür, die direkt unter der Treppe saß, dann auf die etwas weiter hinten.

"Hier sind die Kajüten von Quartiermeister Murray und Steuermann Díaz, Quartiermeister vorn, Steuermann dahinter."

Was auch bedeutete, daß der Steuermann keine Treppe als Dach seiner Kajüte hatte.



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