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Who needs keys?
Alex & Shanaya
Szenen-Informationen
Charaktere Gast
Datum 1 Juli 1822
Ort Straßen von Ostya
Tageszeit Mittags
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
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#1
Who needs keys?

Nachmittag des 01. Juli 1822
Alex Mason & Shanaya Árashi

Das Gespräch mit Tarón hatte Shanaya aufgewühlt, Mal wieder. Irgendwie schafften das inzwischen zu viele. Und ständig war das Ganze auf den selben Kern zurück zu führen. Immerhin hatte sie dieses Mal schnell ein wenig Ablenkung gefunden. Mit einem gut gefüllten Beutel hatte die Schwarzhaarige sich aufgemacht, war über den Markt geschlendert, ohne jedoch irgendein genaues Ziel zu haben. Zuerst schien keiner der Stände irgendetwas interessantes zu präsentieren, nicht einmal die Stände, an denen sie sonst Stunden hätte verbringen können, lockten heute das Interesse der Schwarzhaarigen hervor. Irgendwann hatte sie sich also an einem Brunnen nieder gelassen, ihre blauen Augen waren den vorbei laufenden Menschen gefolgt. Kinder, Frauen, die mit Einkäufen nach Hause eilten. Paare, die sich verliebt anhimmelten, ältere Menschen, die sich von dem Gewusel um sie herum nicht stressen ließen. Und mittendrin saß sie auf dem Boden, mit dem Rücken an den Brunnen gelehnt, der leise plätscherte.
Eine ganze Weile verharrte sie dort, bis der Tatendrang sie aufstehen ließ, die Glieder einmal in die Luft streckend. Ihr nächstes Ziel war ein Stand mit… Kram. Auf den ersten Blick schien dieser ältere Mann alles mögliche anzubieten. Vasen, Kerzenständer, Kerzen, andere, metallische Dinge die irgendwie schwer nach Folterwerkzeugen aussahen. Nichts spannendes, bis die blauen Augen auf eine kleine Truhe fielen, die etwas versteckt am hinteren Rand des Tisches versteckt stand. Rote Farbe blätterte von der kleinen Schatulle, sie sah alles andere als wertvoll aus, auch wenn sie mit kleinen Blumen verziert war. Und so wechselte sie für sehr wenig Geld den Besitzer, einen Schlüssel hatte er ihr dafür jedoch nicht geben können. Aber wie schwer sollte es schon sein, dieses kleine Ding aufzuknacken?
Zuversichtlich trug die junge Frau die Beute in eine verwinkelte Gasse, abgeschirmt vom Rest der Straßen. Hier hatte sie ihre Ruhe, stellte die kleine Truhe auf einer der Kisten ab, die hier standen, und betrachtete sie aufmerksam. Nur zwei Herzschläge, ehe sie ihren Dolch zog, ihn ruhig zwischen die Holzscheite schob und versuchte, die Kiste aufzuhebeln. Es knackte leise, aber nicht so, als hätte sie ihr Ziel erreicht. Ihr Bemühen wurde forscher, fester. Aber weder das Schloss noch das Holz gaben nach. Als nächstes schlug sie ein paar Mal mit dem Knauf des Dolches gegen das Schloss, aber außer einem metallischen Klirren tat sich nichts. Sie hatte dieses Ding unterschätzt, die fünf Minuten, die sie dafür eingeplant hatte, waren längst verstrichen. Ein letzter Versuch folgte, in dem Shanaya die Kiste einfach auf den Boden warf. Vielleicht half ja rohe Gewalt. Es klapperte, ihr Fuß, der dann auf die Kiste hinab schnellte, änderte aber nichts an der Situation. Also hob die junge Frau die Beute mit einem leisen, genervten Brummen auf und betrachtete das Holz noch einen Moment. Ein Atemzug und das Ding flog im hohen Bogen durch die Luft. Statt jedoch gegen die Hauswand zu prallen, die Shanaya anvisiert hatte, flog dieses verdammte Ding ein ganzes Stück weiter nach rechts – zurück in die Gasse, aus der sie gekommen war. Den Wurfarm noch erhoben erstarrte die Schwarzhaarige in ihrer Bewegung, blinzelte, als sie den Lockenkopf erkannte, der sich zu ihr gesellt hatte. Statt jedoch etwas zu sagen, blickte sie ihn nur aus blauen Augen an, verengte diese leicht, bevor der geplante Fluch ihre Lippen verlassen konnte.
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#2
Warum konnte er sich nicht einfach sicher sein, dass er sich verhört hatte? Dass ihn Soula eben doch mit ihrer Anwesenheit derart abgelenkt hatte, dass er nicht ganz konzentriert gewesen war, als er diesen kleinen, feinen Umstand aufgeschnappt hatte. Warum konnte er nicht einfach an Zufall glauben? An eine merkwürdige, aber uninteressante Überschneidung, die nichts weiter zu bedeuten hatte. Wäre Alex nicht so stur gewesen, wenn er sich was in den Kopf gesetzt hatte, hätte er heute vermutlich irgendetwas getan, was mehr Spaß machte – und das wäre nicht sonderlich schwer gewesen, wenn man bedachte, dass er den heutigen Tag bislang hauptsächlich damit verbracht hatte, herumzustehen. Am richtigen Ort eben. Zur richtigen Zeit. Mit offenen Ohren. Ohne Ergebnis. Jedenfalls keines, was ihn weiterbrachte. Weder in die eine noch in die andere Richtung.
 
Irgendwann, als die nächste Gruppe dieser Männer an ihm vorbeigezogen war, ohne ihn zu bemerken, seufzte er und rollte den Kopf im Nacken. Was brachte es ihm, ihre Routen zu kennen, wenn keiner von ihnen die Seite seines Kameraden verließ. Alex überschätzte sich zwar nicht selten selbst, aber dumm war er eben auch nicht. Missmutig starrte er der Gruppe hinterher, kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe herum und löste sich schließlich von der Mauer, an der er gelehnt hatte, bis diese Ratten abermals ihr Loch verlassen hatten. Mit einem unscheinbaren Abstand schlenderte er ihnen nach, gab aber bei weitem nicht mehr so viel Acht wie die Runden zuvor, die er – ihnen hinterher – bereits durch die Stadt gedreht hatte. Und irgendetwas sagte ihm, dass es auch jetzt wieder die gleiche, ergebnislose Tour werden würde. Präsenz zeigen. Das war aber auch alles, was diese Hohlbirnen konnten. Seine fehlende Aufmerksamkeit galt in diesem Moment allerdings hauptsächlich den Kameraden vor ihm und nicht auch den Passanten, an denen sie vorbeimarschierten. Im Gegenteil – ihnen galt sogar weitaus mehr Aufmerksamkeit als seinem eigentlichen Ziel, weil er für heute einfach das Interesse an ihnen verloren hatte. Das war auch der Grund, weswegen er an einem Punkt plötzlich anhielt, einen Schritt zurück machte und die Augenbrauen misstrauisch zusammenzog. Das war doch gerade ihr schwarzhaariges Singvögelchen gewesen, was sich da aus der Menge in eine zwielichtige Gasse gestohlen hatte, oder? Alex zögerte kurz, spähte der Gruppe Männer hinterher und wog die Chancen ab, dass sie ihm noch eine seiner gesuchten Gelegenheiten bieten würden. Dann ließ er sie ziehen und schlenderte lieber der jungen Piratin hinterher, die ganz und gar nicht erfreut sein würde, dass sie nicht so unauffällig gewesen war, wie sie sicherlich gedacht hätte. Zum Glück war er aufmerksam genug, um sich wegzuducken, als plötzlich – ganz entgegen der Anstalten, die ihr Körper getan hatte – eine Box an ihm vorbei zurück in die letzte Gasse flog und scheppernd auf dem Boden landete. Seine Lippen verzogen sich zu einem neckenden Schmunzeln.
 
„Du kannst mir erzählen, was du willst, aber ich werde dich niemals werfen lassen, wenn mein Leben davon abhängt.“ Denn gezielt hatte sie ziemlich offensichtlich in eine andere Richtung. „Was hat dir diese Schachtel getan? Deine Mutter beleidigt?“
 
Alex lehnte sich gegen die Wand neben ihr und musterte.
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#3
Im letzten Moment, als die Schachtel bereits die Hand der jungen Frau verlassen hatte, erkannte sie die Silhouette, die sich zu ihr gesellt hatte. Sie machte sich keine Gedanken, ob sie denjenigen traf – und selbst wenn, wäre er halt selber Schuld! Als das Scheppern der Box durch die Luft hallte, erkannte Shanaya auch, wer ihr da gefolgt war. Und Alex, wie er eben war, ließ das ganze natürlich nicht unkommentiert.

„Es kränkt mich, dass du so wenig Vertrauen in mich hast, Alex!“

Das Lächeln auf ihren Lippen sprach Bände, immerhin gab es hier nichts zu beschönigen. Vor allem nicht jetzt, wo er sich denken konnte, dass das Werfen nicht unbedingt zu ihren Stärken gehörte. Aber die Schwarzhaarige machte sich darum keine sonderlich großen Gedanken, meistens umging sie es einfach, wenn es darum ging, etwas zu werfen.

„Sie hat mir nicht gehorcht, sich mir nicht unterworfen, hat sich nicht öffnen lassen.“ Ihre Stimme klang vollkommen nüchtern, wenn man den bewusst gewählten, überdramatischen Ton ausklammerte, als sie dem verdammten Ding einen kurzen Blick zu warf.

„Du hast nicht zufällig ein bisschen Sprengstoff dabei? Ich habe keine Ahnung, was da drin ist… es könnte uns also vielleicht komplett um die Ohren fliegen… aber was wäre das Leben ohne ein gewisses Risiko?“

Die junge Frau grinste, wenn Alex jetzt etwas dabei hätte, um das Ding in die Luft zu jagen – sie wäre dem definitiv nicht abgeneigt gewesen.
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#4
„Was? Wäre es dir lieber, wenn ich dir nach der Blamage Vertrauen vorheucheln würde?“, entgegnete er neckend und bedachte Shanaya mit einer gehobenen Augenbraue. „Dann merke ich mir das für’s nächste Mal.“
 
Das angenehme an Shanaya war, dass sie solche Späße ertrug. Also, Späße nannten sie es, aber eigentlich – und das hatte die Dunkelhaarige gerade mehr als deutlich veranschaulicht – war es bloß ein ziemlich komischer Humor, mit dem sie die Wirklichkeit betrachteten. Der Lockenkopf musterte sie mit großen Augen und hörte übertrieben gut zu, während sie all die Ungezogenheiten dieser Holzbox aufzählte, die sie sich scheinbar allein in den letzten zehn Minuten geleistet hatte. Da hatten sie es wohl mit einem besonders störrischen, ungezogenen Exemplar zu tun.
 
„Ungezogen.“, war auch das, mit dem Alex die Box verbal betitelte. „Und deshalb hast du sie dann ge-worfen?“
 
Das Schmunzeln auf seinen Lippen wurde etwas deutlicher, ehe er unschuldig den Kopf wog, kaum dass die kleine Navigatorin ihn nach etwas Sprengstoff fragte. Klar. Wer hatte den nicht immer in der Tasche für Fälle wie diesen?
 
„Meinen Sprengstoff kann ich leider nicht an dich abtreten, aber ich könnte dir Schwarzpulver anbieten. Vielleicht lässt du mich aber auch erstmal drübergucken. Vielleicht hat dein Schmuckkästchen auch einfach was gegen Frauen.“
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#5
Alex’ Worte ließen Shanaya den Kopf kurz überlegend von einer zur anderen Seite wiegen, als müsse sie tatsächlich darüber nachdenken, was sie dem Lockenkopf darauf antworten sollte.

„Natürlich! Mein armes, verkrüppeltes Selbstbewusstsein hat solch eine Lüge absolut nötig!“

Fast, als wollte sie dieses nicht vorhandene Selbstbewusstsein untermauern, fuhr sich die junge Frau mit einer Hand durch die schwarzen Haare, ehe sie amüsiert auflachte. Alex gehörte gewiss nicht zu denen, die ihr diese Worte glaubten. Gut, wenn es um diese Truhe ging, war es beinahe wirklich ein wenig angekratzt. So ein widerspenstiges Biest!
Was Alex dann von sich gab, ließ die junge Frau zuerst etwas verwirrt blinzeln, und bevor sie auf seine Worte hatte antworten können, sprach er schon weiter und entlockte Shanaya damit einen kurzen, ungläubigen Blick. Ehe dieser doch wieder in ein Lachen umschwang und sie amüsiert den Kopf schütteln ließ.

„Wow, Alex. So viel Subtilität hätte ich dir gar nicht zugetraut, ich bin begeistert.“ Die weiteren Worte des Mannes ließen die Schwarzhaarige erneut stutzen, ehe sie ein vielsagendes Grinsen aufsetzte. „Ich wiederhole mich – wow. Aber du darfst dir das Schmuckkästchen gern anschauen, wenn dir danach ist.“

Ihre Stimme blieb vollkommen neutral, nur das amüsierte Schmunzeln verriet ein wenig mehr.
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#6
„Nächstes Mal.“, log Alex offensichtlich mit einem bekräftigenden Nicken.
 
Es war ebenso offensichtlich, dass er sie mit seinen nächsten Worten überrascht hatte. Oh, die kleine Elster hatte noch viel über ihn zu lernen, wenn sie ihn vorhersehen wollte. Und soweit würde es vermutlich nie kommen. Der Lockenkopf war recht bedacht darauf, nur das nach außen zu lassen, was andere sehen durften. Er war gerne unberechenbar, undurchsichtig. Das sorgte dafür, dass er anderen einen Schritt voraus sein konnte und unantastbar war. Er wog den Kopf, als sie ihm ihr Kompliment aussprach und deutete eine Verbeugung an, ehe der Ausdruck auf seinen Zügen wieder ernster wurde.
 
„Als könnte ich dir deine Bitte bei all diesem Frust abschlagen.“, seufzte er, weil er ein guter Mensch war. „Dann zeig mal her, das gute Stück.“
 
Alex‘ Blick wanderte kurz in die Richtung, in die sie die Holzkiste gepeffert hatte, machte aber keine Anstalten, sich in Bewegung zu setzen. Wenn sie wollte, dass er sich das Ding ansah, durfte sie das Ding ruhig selbst zurückholen.
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#7
Shanaya wog auf die Worte des Mannes hin nur abschließend den Kopf – auch wenn sie ihm nicht ein Wort glaubte! Gut, er glaubte ihr wohl auch eher nicht… das hätte sie zumindest sehr gewundert. Sie schätzte Alex als Jemanden ein, der genau wusste, woran er bei ihr war. Und sie war gewiss nicht das kleine Mäuschen, das sich hinter einer gespielten, selbstbewussten Maske versteckte. Eher anders herum. Inzwischen konnte sie sich selbst auch ein recht gutes Bild von ihrem Gegenüber machen – und salopp hatte Alex zumindest mehr Eier in der Hose als ein Großteil der Crew. Eine angenehme Eigenschaft, wie die Schwarzhaarige fand. Das Lächeln über diesen Gedanken verkniff sie sich jedoch vollkommen bewusst.
Alex’ sprach weiter und Shanaya deutete eine winzige Verbeugung an, indem sie den Oberkörper einen Hauch weit nach vorn beugte, sich wieder aufrichtete und über die weiteren Worte des Mannes leise seufzte.

„Ein vollendeter Gentleman, hm?“

Aber gut, immerhin wollte sie in diesem Fall etwas von ihm. Und wenn sie ehrlich war, hätte sie es nicht anders gemacht, auch wenn die Rollen vertauscht wären.
Ohne also groß zu diskutieren trat die Dunkelhaarige zu der Schatulle, die beinahe vergessen am Boden lag und widerstand dem Drang, sie einfach in die Richtung der Straße zu treten. Vielleicht konnte sie sie unter die Räder einer Kutsche werfen?
In einer lockeren Bewegung beugte die junge Frau den Oberkörper nun also so weit nach unten, dass sie mit einer Hand die Truhe aufheben konnte und sich beim Aufrichten wieder zu Alex herum drehen konnte. Ein Schritt zurück zu dem Mann, damit sie ihm das Ding nicht noch einmal entgegen werfen musste.

„Ich bin gespannt, ob du mich überzeugen kannst. Dann hast du auf jeden Fall etwas gut bei mir.“
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#8
Keine Diskussion. Alex hatte im Grunde auch nichts anderes erwartet. Trotzdem hatte er Gefallen daran, sie ein wenig auszutesten und ihre Grenzen auszureizen. Die kleine Elster verkraftete das. Dafür war sie für viele andere auf der Sphinx das kleine Teufelchen, das ihre Nerven austestete. Im Grunde war es also nur fair, dass man den Spieß mal umdrehte. Alex lächelte selbstgefällig, als sie seine guten Manieren bemerkte und wog den Kopf in einer Geste der Erhabenheit von einer zur anderen Seite. So war er eben. Eine Last, die er mit sich herumtragen musste. Shanaya jedenfalls machte sich dran, ihr Schmuckkästchen wieder einzusammeln und es ihm wie geheißen darzubieten. Alex hatte ihr nachgesehen. Die Art und Weise, wie sie die Schatulle vom Boden auflas, ließ ihn auch sicher sein, dass sie genau das bezweckt hatte. Was wäre er also für ein Gentleman gewesen, hätte er ihr diesen Blick verwehrt?
 
Alex hielt die Hand auf, als sie ihm die Schatulle entgegenhielt. Er begutachtete sie kurz, ehe er über sie hinweg zurück zu Shanaya blickte und sie mit einem vielsagenden Grinsen darauf hinwies, dass es viele Arten gab, ihre Aussage zu verstehen. Trotzdem ließ er es verbal unkommentiert, und widmete sich wieder dem Kästchen. Er schüttelte es kurz – irgendetwas schien darin zu sein – dann klopfte er das Holz behutsam ab, um herauszufinden, ob der Klang auf einen doppelten Boden oder auffällig dicke Wände hindeutete. Das Schloss war alt, aber offensichtlich erfüllte es seinen Dienst noch einwandfrei. Nichts, was ihn beunruhigte.
 
„Schönes Ding. Eiche und Walnuss.“, informierte er sie knapp. Dann hielt er sie ihr wieder hin, ehe er in seinen Taschen zu kramen begann und ein kleines Lederbündel herauszog. Es schadete immerhin nie, wenn man Dietriche dabei hatte.
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#9
Alex erwiderte nichts mehr, aber als Shanaya sich zu ihm herum wandte und seinen Blick sah, musste er das auch nicht mehr. Es war schon ein bisschen traurig, dass die junge Frau sich beinahe darüber freute, in dem Mann jemanden gefunden zu haben, der sich die Hosen nicht mit einer Kneifzange anzog und sich die Augen auswusch, wenn sein Blick eine nackte Frau streifte. Gut, sie war bekleidet, aber sie war sich ziemlich sicher, dass Alex da keinen Unterschied machte. Im Gegensatz zum Großteil der Crew, die peinlich berührt taten, wenn jemand nur etwas knapper bekleidet war. Sie selbst genehmigte sich gern Mal einen Blick bei viel nackter Haut – ungeachtet, um welches Geschlecht es sich dabei handelte. Ein leises Seufzen vertrieb diesen Gedanken jedoch. Sie musste einfach damit leben, auf einem Schiff mit zu vielen Eunuchen zu leben. Immerhin bestätigten Männer wie Alex ja, dass es auch anders ging. Ohne vor Scham im Boden zu versinken.
Als nächstes hielt sie dem Lockenkopf die kleine Schatulle entgegen, konnte sich bei seinem Blick denken, was ihm durch den Kopf ging. Er war eben auch nur ein Mann – und sie hatte es eben genau darauf abgezielt. Nicht, weil sie ihm damit irgendetwas versprechen wollte… viel mehr hatte sie einfach Spaß daran. Auch, wenn sie bei jemand anderem gerade zu spüren bekam, dass das Ganze auch nach hinten los gehen konnte. Sie erwiderte seinen Blick also vollkommen ruhig, nur ein vielsagendes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Dann beobachteten die blauen Augen jedoch aufmerksam, wie er das Holz abklopfte, die Schatulle genauer unter die Lupe nahm – und es ihr schließlich zurück gab. Diesmal konnte die junge Frau sich ein Lachen nicht verkneifen.

„Da bin ich ja an den richtigen geraten, hm? Kennst du dich mit allen Schmuckkästchen so gut aus?“

Shanaya wog den Kopf leicht zur Seite, hob dabei eine Augenbraue etwas an. Sie wartete auf keine Antwort, trat einen Schritt näher auf den Dunkelhaarigen zu und nahm die Truhe wieder entgegen, ließ den Blick dann neugierig über das Lederbündel schweifen. Ihr Grinsen wurde noch einen Hauch breiter, als ein paar Dietriche zum Vorschein kamen.

„Damit kriegst du sie alle geknackt, hm?“
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#10
Das verschmitzte Grinsen auf ihren Lippen war Bestätigung genug. Shanaya genoss Aufmerksamkeit. Positive wie negative, aber solange der Rest der Crew nicht dahinter kam, würde es vermutlich auch keinem gelingen, sie auszuspielen. Alex war ihr in dieser Sache sogar fast ein bisschen ähnlich, auch wenn er es vermutlich abgestritten hätte. Wenn man ihn fragte, war er eher ein Einsiedler. Aber so wichen Selbsteinschätzung und Außenwirkung eben manchmal voneinander ab. Die Aufmerksamkeit, die Alex ihr jedenfalls gerade noch entgegengebracht hatte, war die Art, die wohl jeder Mensch gerne entgegennahm. Die nonverbale Versicherung, dass einem gefiel, was man sah. Immerhin waren sie alle erwachsen, nicht?
Aber auch, wenn er gerne guckte, hielt ihn das nicht von seiner eigentlichen Aufgabe ab. Behutsam klopfte er das Holz ab und begutachtete das kleine Schmuckstück. Ein Schmunzeln erhellte seine Züge bei der Aussage der kleinen Elster, doch er schenkte ihr nur einen kurzen Seitenblick, während er sein Werkzeug hervorholte.
 
„Sie sind alle unterschiedlich. Jeder Schreiner hat seine ganz eigene Handschrift. Aber letztlich sind es alles Schmuckkästchen.“, erklärte er und machte eine kurze Pause vor dem letzten Wort, die er nutzte, um vielsagend zu ihr aufzusehen.
Er zog die Dietriche hervor und konnte sich ein hörbares Lächeln nicht verkneifen.
 
„Man muss nur wissen, wie.“
 
Ihr galt ein kurzes Zwinkern, ehe er sich am Schloss ihres Schmuckkästchens zu schaffen machte. Konzentriert verlor sich sein Blick irgendwo auf dem Holz, während er ganz genau auf das Geräusch von Metall auf Metall lauschte, bis er scheinbar endlich das hörte, worauf er gewartet hatte. Er grinste selbstzufrieden.
 
„Tja. Nichts leichter als das.“


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