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I'm working on a new me
Szenen-Informationen
Datum 29 Juni 1822
Ort Ostya Stadt
Tageszeit Nachts
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Aug 2020
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#1
I'm working on a new me
Peregryne Tallant & Soula Veniel | 29. Juni 1822 | Nachts | Ostya


Es hatte sich so viel verändert in letzter Zeit und es gab kaum eine Konstante mehr in Soulas Leben. Eine war Kieran, irgendwie schien es dann aber auch schon aufzuhören. Das Schiff, die Crew, alles war nach der Flucht plötzlich anders geworden und es fiel Soula schwer sich einzugewöhnen, auch wenn sie das nicht zeigte. Sie alle schliefen in einem Schlafsaal, das machte ihr wohl am meisten zu schaffen. Immerhin hatte die Crew ihr bereits gezeigt, dass sie bei Übergriffen nicht mitmachten. Tarón hatte Soula ziemlich verteidigt und das war verwunderlich für sie gewesen. Immer noch glaubte sie nicht, dass es etwas mit Soula persönlich zu tun gehabt hatte, denn dafür kannte sie Tarón doch zu wenig. Wie auch immer. Das Vertrauen in die Crew war noch nicht wirklich da und Soula war auf der Suche nach etwas, was ihr Halt gab, etwas, was ihr vertraut vorkam. Sie brauchte Nervenkitzel. Es war nicht so, dass sie das in letzter Zeit nicht genug gehabt hatte, allerdings waren das Momente, die sie nicht unter Kontrolle hatte. Das hier, heute, lag ganz alleine in ihrer Hand. Sie sah sich in dem Raum um, der ihr völlig fremd war, in dem Haus, in das sie eingebrochen war. Sie trug leichte Kleidung, kein Kleid, eine dunkle Hose, alles eher enganliegend. Kleidung, in der sie sich gut bewegen konnte. Es saß wie eine zweite Haut, störte nicht. Normalerweise hätte sie einen Umhang getragen, aber auch der konnte bei einer Flucht zum Verhängnis werden. Deswegen lag ihr eine Art Gugel über den Schultern, die sie sich, falls nötig ins Gesicht hätte ziehen können.

Gerade war sie dabei ihre Hände nach einem kleinen Säckchen voller Münzen auszustrecken und öffnete anschließend eine Schatulle, in der sie ein bisschen Schmuck fand. Das verschwand in Soulas Tasche, ehe sie zu einer Truhe ging die… verschlossen war. Verflucht. Soula besaß keine Dietriche oder etwas in der Art. Demnach gab es keine Möglichkeit sie zu öffnen. Ihr Herz schlug schon seit sie sich im Haus aufhielt, verhältnismäßig schneller und inzwischen war sie auch schon zu lange hier gewesen. Zeit aufzubrechen.

Ihr Weg führte sie auf den Balkon, dort schaute sie sich um, ob sie jemand beobachtete, doch sehen konnte sie niemanden. Also kletterte sie über das Geländer, hielt sich an dem Holz fest und sprang das letzte Stück hinunter. Das Aufkommen am Boden war definitiv lauter, als Soula es geplant hatte. Sie konnte nur hoffen, dass man sie im Haus nicht gehört hatte, eine Sicherheit hatte sie nicht. Deswegen versuchte sie sich lieber so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen, merkte nicht, dass noch jemand auf sie aufmerksam geworden war.
Crewmitglied der Sphinx
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#2
Er warf den Blick herum, weil er sich einbildete, hinter sich etwas gehört zu haben. Aber da war nichts außer der leergefegten, dunklen Gasse, die er hinuntergekommen war.

Der Verlust eines Sinnes (oder eines halben Sinnes, in seinem Fall) zwang einen früher oder später dazu zu improvisieren, zu kompensieren, um sich die dadurch entstandenen Nachteile nicht selbst zum Verhängnis werden zu lassen. Mit nur einem verlässlichen Auge hatte Per gelernt, sich umso stärker auf sein Gehör zu verlassen. Bedeutete, wenn er schon nicht sehen konnte, was sich in seinem linken Augenwinkel abspielte, so konnte er zumindest in die Richtung lauschen. Mit der Zeit hatte er sein Gehör – genauer gesagt die Fähigkeit überhaupt zu hören – nicht mehr als etwas selbstverständliches betrachtet, hatte gelernt bewusster hinzuhören (was ihn aber nicht unbedingt zu einem besseren Zuhörer gemacht hatte). Aber scheinbar musste man erst etwas verlieren, einen Verlust einstecken, um sich den tatsächlichen Wert eines Gegenstandes oder einer Fähigkeit bewusst zu werden.

Er drehte sich wieder zurück, um seinen Weg fortzusetzen, ohne richtiges Ziel, wohin er eigentlich wollte. Sich ein bisschen die Beine vertreten, ein bisschen zur Ruhe kommen nach dem heutigen Tag (und gestrigen Abend), ein bisschen Menschenleere, abgesehen von dem ein oder anderen, wahlweise betrunkenen, Nachtschwärmer. Er schätze die leeren Straßen nachts, dann, wenn der Großteil der Bevölkerung sich längst in ihre vier oder mehr Wände verkrochen hatte, entweder schon unter der Decke schlummerte oder noch bei Kerzenschein am Tisch saß und … was auch immer trieb. Kümmerte ihn ohnehin nicht.

Als ein weiteres Mal neben ihm raschelte und er den Kopf drehte, konnte er im fahlen Mondlicht die Umrisse einer Ratte (obwohl er es nicht direkt als Ratte identifizieren konnte bei diesen Lichtverhältnissen) erkennen und folgte dem Tier bis es irgendwo in einer Häuserritze verschwand. Per schmunzelte, ließ bloß die Schultern zucken, wollte sich gerade wieder wegdrehen, seinen Weg fortsetzen – als etwas, das sich zweifellos größer anhörte als eine Ratte, hinter ihm auf dem Boden aufkam.

Die Hand auf eines der Wurfmesser gelegt, wand er sich um, bemerkte erst auf den zweiten Blick die sich aufrappelnde Gestalt, die keinerlei Interesse daran zu haben schien, ihm in irgendeiner Weise gefährlich zu werden oder zu nahe zu kommen. Aber schließlich konnte man nie wissen.

Er näherte sich der Gestalt, folgte ihr ein kleines Stück und streckte, sobald er nah genug war, die Hand aus, um nach ihrem Arm zu greifen und sie zu einem vermutlich ungeplanten Halt zu zwingen.

„Netter Versuch. Wolltest du dich anschleichen und mir das Geld hinterrücks aus der Ta—?“

Erst dann realisierte er, wen er da eigentlich vor sich hatte und dass das, was er ihr mehr oder weniger unterstellt hatte, eher unwahrscheinlich war. Ihr Name lag ihm auf der Zunge, irgendwo relativ weit hinten. Er lockerte den Griff um ihren Arm, ohne ihn aber ganz auszulassen.

„Oh. Naja, ich nehm’ mal stark an, dass das nicht dein Plan war. Außer ihr habt irgendeine Art seltsames Aufnahmeritual, um, naja, Leute auf die Probe zu stellen.“ Nach allem was innerhalb der letzten zwei Wochen passiert war, hätte ihn das auch nicht mehr überrascht.
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#3
Die Anspannung lag in ihrem ganzen Körper, als sie ZU unachtsam für ihren Geschmack von dem Balkon gesprungen war. Jeder Dummkopf hätte sie hören können. Sie schimpfte innerlich bereits mit sich selbst, was nur dazu führte, dass sie noch mal für einen Moment unachtsamer wurde. Sie war gerade weit genug von dem Haus weg, als sie jemand am Arm packte. Soula schreckte regelrecht zusammen, suchte sich schon die erst beste Ausrede aus, die sie jemandem auftischen konnte, der sie erwischt hatte, bevor dieser die Wachen rufen konnte. Ihr wurde sofort heiß und sie glaubte, dass jetzt alles vorbei war, dass der Nervenkitzel, den sie gesucht hatte, sie wegen Diebstahl ins Gefängnis bringen würde oder sogar schlimmeres. Was auch immer diese Stadt sich als Strafe für einen Dieb ausgesucht hatte, Soula würde es ereilen. Ziemlich sicher. Trotzdem versuchte sie ihre Fassade zu bewahren und sah mit einer Selbstverständlichkeit in das Gesicht des anderen, als hätte sie ein Recht hier zu sein und eine gute Antwort parat auf alles, was nun kommen würde. Allerdings war das Gesicht, zu dem sie auf sah kein Fremdes und auch die Stimme klang vertraut. Für einen kurzen Moment konnte man in ihrem Gesicht ablesen, dass sie erleichtert war. Seine Worte zeigten ihr eher, dass er glaubte, dass SIE ihn bestehlen wollte. Das wollte sie nicht. Auch Peregryne, wie er sich nannte, schien sie nun zu erkennen. Soula brachte noch kein Wort heraus, sah ihn einfach nur an, während sich die Anspannung wieder in ihren Körper legte und sie an Peregryne vorbei zurück zum Haus sah, aus dem sie Dinge entwendet hatte, immer noch die Sorge, dass man sie gehört haben könnte.

Anscheinend ging Peregryne da nun auch ein Licht auf, dass das nicht ihr Plan gewesen war, ihn zu beklauen. Soula schüttelte den Kopf, „War es nicht“, bestätigte sie kurz und knapp. „Ich war nicht besonders leise, wir sollten das Weite suchen.“ Damit verriet sich die Veniel ein bisschen, aber sie wollte weder, dass man sie sah, ihre Taschen durchsuchte, noch dass man Peregryne für ihren Komplizen halten konnte und sie ihn mit in die Scheiße ritt. Das hatte sie bereits bei Kieran getan und das brauchte sie echt kein zweites Mal. Soula drehte sich um und huschte hinter die nächste Häuserwand in die Dunkelheit, um dem schmalen Weg zwischen den Häusern zu folgen und am Hauptplatz rauszukommen, an dem schon wieder etwas mehr los war. Bevor sie aus der Dunkelheit trat, schob sie die Kapuze zurück, damit sie nicht mehr wie das letzte Gesindel wirkte. Dann sah sie zurück, ob Peregryne ihr gefolgt war.
Crewmitglied der Sphinx
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#4
Er schüttelte den Kopf und ehe er sich versah, hatte sie sich aus seinem ohnehin nicht besonders festen Griff gewunden und war mit ein wenig Vorsprung in einem schmalen, dunklen Durchgang verschwunden. Keine Minute später und er hätte sie mit Sicherheit verpasst. Per folgte ihr schließlich durch denselben schmalen Durchgang, den ganzen Weg, der sie letztlich auf den zu dieser Stunde fast leeren Hauptplatz führte. Sich vergewissernd, dass niemand sonst ihnen gefolgt war, warf er einen flüchtigen Blick hinter sich.

Mit wenigen Schritten umrundete er die junge Frau und schob sich schließlich vor sie, um sicherzustellen, dass sie nicht doch spontan entschied die Flucht zu ergreifen. Auch wenn er nicht glaubte, dass sie es tatsächlich noch versuchen würde.

„Hast du nach was bestimmten gesucht oder nur nach ein paar schönen Dingen zum Mitnehmen?“ Er lachte leise. „Und keine Sorge, da war niemand mehr hinter mir. Aber wir sollten uns trotzdem nicht zu lange hier aufhalten.“
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#5
War ihr im Grunde egal, ob er ihr nun folgt oder nicht. Leben und Leben lassen oder so und jeder war auch ein Stück weit für sich selbst verantwortlich. Sie hatte offenbart, dass das vielleicht eine brenzlige Situation sein konnte, in der sie sich gerade befanden und alles andere überließ sie ihm. Obwohl das schlechte Gewissen, Peregryne in etwas hineinzuziehen, was nicht seines war, ein bisschen an ihr nagte. Der Hauptplatz war zwar relativ leer, trotzdem waren dort Gestalten zu sehen, die aus Spelunken kamen oder nach einem Tavernenbesuch nach Hause torkelten. Soula hätte fast wetten können, dass unter ihnen sich auch jemand aus der Crew befinden könnte. Der Blick nach hinten machte deutlich, dass Peregryne ihrer Warnung nachgekommen war.

Ihre Schritte verlangsamten sich und sie hätte nun direkt den Weg zur Sphinx eingeschlagen, doch Peregryne versperrte ihr diesen. Mit viel Unbehagen sah sie zu ihm auf. Konnte man ihm trauen? Würde er sie verpetzten? Würde Soula die nächste Zeit hinter Gittern verbringen müssen? Oder war er vertrauenswürdig? Unbemerkt legte sich ihre Hand an ihren Dolch, der unter ihrem Umhang nicht ersichtlich war. Falls Peregryne irgendetwas vor hatte, was gegen Soula ging, dann würde sie nicht zögern und alles versuchen. Abwartend lag ihr Blick auf ihm, ihre Nerven waren gespannt und sie war nicht sicher, was sie erwarten durfte.

Sein Lachen klang nicht so, als würde er im nächsten Moment nach einer Wache rufen. Und selbst wenn, dann hätte Soula einige Ausreden parat, um ihn direkt mit in die Scheiße zu ziehen. War nur die Frage, wem man dann glauben würde. Es waren einige Gedanken, die gerade durch ihr Köpfchen schwirrten und sie war sich noch nicht sicher, welchen sie Glauben schenken wollte. Soula entspannte sich aber ein wenig, als Peregryne meinte, dass sie sich nicht lange hier aufhalten sollten.

Ein wenig unangenehm war ihr die ganze Sache schon. Immerhin hatte sie bisher vor den meisten der Crew verborgen, was alles in ihr steckte und dass ausgerechnet Peregryne, der noch nicht lange Teil der Crew war, sie gesehen hatte, war keine tolle Entwicklung für sie.

„Vielleicht nach beidem?“, antwortete sie und sah ihn direkt an. Konnte sie etwas aus seinem Gesicht heraus lesen? War sowieso ziemlich schwer, da die Dunkelheit über ihnen lag.

„Das sehe ich ganz genau so“, antwortete sie ihm und war schon wieder kurz davor sich an ihm vorbeizuschlängeln. Begleitete er sie zur Sphinx? Musste sie währenddessen schwierige Fragen beantworte? War wohl am geschicktesten, wenn Soula IHM einfach Fragen stellte, dann musste sie selbst vielleicht keine beantworten, oder?

„Wie hast du dir das zugezogen?“
- war demnach die Erste, während sie auf ihr eigenes Auge deutete und sie im Kopf bereits eine zweite Frage formulierte.
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#6
Ihre anfängliche Abwehrhaltung überraschte ihn wenig. Er hatte nicht erwartet, dass sie ihm direkt alle Details auf dem Silbertablett lieferte (hätte er an ihrer Stelle vermutlich auch nicht, abgesehen davon, dass ihm der Aufwand in fremde Häuser ein- und unbemerkt wieder auszusteigen doch zu groß erschien—wenn es nicht gerade der Königspalast war und der war zweifelsohne zu gut bewacht). Soula würde schon wissen, was sie tat und wenn nicht, war es auch nicht unbedingt seine Aufgabe sie darüber aufzuklären. Er kannte sie vielleicht gerade mal nicht ganz zwei Wochen.

Ihre Antwort entlockte ihm ein Schmunzeln und es machte die Situation erheblich einfacher, dass sie auf lange Sicht entschied, sich nicht quer zu stellen. Zwar stellte sich ihm die Frage, ob Soulas Vorhaben, gleich ob gescheitert oder nicht, abgesprochen war, unter Umständen sogar mit den Captains oder ob es doch auf ihrem ganz persönlichen Mist gewachsen war; letztlich ging es ihn aber auch nichts an und er beschloss sich die Frage danach für einen anderen Zeitpunkt aufzuheben. Eine Antwort hätte Soula ihm mit hoher Wahrscheinlichkeit ohnehin nicht geliefert, zumindest noch nicht.

Ihre direkte Frage überraschte ihn dann aber doch, obwohl er sie früher oder später kommen sehen hätte sollen. Tatsächlich hatte er die Frage an Bord noch verhältnismäßig selten zu Ohren bekommen. Was ihm auch nicht ganz unrecht war.

Ein leises Seufzen schlüpfte ihm über die Lippen. „Dafür, dass du selbst mit Details geizt, bist du aber ganz schön neugierig.“ Er machte einen kleinen Schritt zur Seite, als ihm plötzlich eine Idee kam. „Ich sag‘s dir, wenn du mir sagst, wonach du gesucht hast. Oder suchst.“
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#7
Ein weiteres Mal stellte Peregryne sich ihr nicht in den Weg, als sie sich an ihm vorbei auf machte, um zu verschwinden. Mit gedämpften Schritten gingen sie nebeneinander her und Soula suchte fieberhaft nach einer Lösung, wie sie aus diesem Schlamassel entkommen konnte. Im Grunde war sie mit Verbrechern unterwegs, vielleicht war es auch gar kein offizielles Schlamassel. Für Soula war es trotzdem eine schwierige Angelegenheit, da es eine Zeit gab, in der sie sich niemals so gesehen hatte, in der sie niemals erwartet hätte, dass sie mal zu den Kriminellen der Gesellschaft gehören würde. Soula wollte das ein Stück weit vielleicht auch gar nicht vor sich selber zugeben und so lange sie niemand mit Worten konfrontieren konnte, war das ihr eigenes Denken gewesen, das sie immer wieder beiseite geschoben hatte. Wenn jetzt jemand etwas von ihren Machenschaften wusste, konnte man sie kritisieren, ihr Handeln infrage stellen. Das war alles etwas, was Soula gerne verborgen hätte. Sie wollte sich vor niemandem rechtfertigen müssen. Nicht vor Kieran, nicht vor dem Captain, nicht vor Peregryne. Sie rechtfertigte ihr Handeln schon vor sich selbst. Einerseits war es der Nervenkitzel, die Herausforderung, die Aufregung, die sie weitertrieben. Das, was sie brauchte, was ihr auch sehr vertraut war. Auf der anderen Seite wusste sie aber auch, dass es falsch war.

Überraschung! Peregryne ließ sich gar nicht auf Soulas Frage-Antwort-Spielchen ein. Damit hätte sie ehrlich gesagt nicht gerechnet, was nur zeigte, wie wenig sie ihn kannte. Alex hätte Soula mit dieser Masche sicher auch nicht austricksen können, aber ihn kannte Soula wenigstens ein bisschen und trotzdem hätte sie es bei ihm probiert. Man wusste schließlich nie!

Für einige Momente lag ihr Blick auf Peregryne. Abwägend, was sie ihm antworten sollte. Im Grunde ging es ihr gar nicht darum, was oder ob sie etwas gestohlen hatte. Ihr ging es lediglich darum, dass er sie erwischt hatte. Seine Frage ließ aber darauf deuten, dass er Soulas Gedanken dazu gar nicht lesen konnte.

„Ich habe nichts Bestimmtes gesucht“, antwortete sie ruhig und auch wahrheitsgemäß. „Ich wollte meine Fähigkeiten ausbauen, erweitern, vertiefen.“ War nur seine Entscheidung, ob er ihr das glaubte oder welche Fähigkeiten sie damit genau meinte. Wenn sie nun das Frage-Antwort-Spiel so spielten, wie er es wollte, dann war er dran, ihre zuvor gestellte Frage zu beantworten.
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#8
Zu seiner Überraschung machte Soula keinerlei Anstalten die Flucht ergreifen zu wollen. Sie war ihm keine Erklärung schuldig, hätte einfach getrost weitergehen können, hätte nicht einmal anhalten müssen — aber sie blieb und er erhielt, wenn gleich ein wenig zögerlich, doch noch eine Antwort auf seine eingeworfene Frage.
Keine besonders ausführliche, aber immerhin eine und somit mehr als er erwartet hatte. Ob sie auch die Wahrheit sagte, konnte er zu diesem Punkt nicht überprüfen, aber eigentlich war ihm das auch ziemlich egal.

Er musterte sie einen Moment lang. Soula sah auf den ersten Blick nicht aus wie jemand, der nachts in fremdes Obdach einstieg und sich anschließend über Balkone wieder abseilte, um in schmalen Seitengassen so rasch zu verschwinden wie sie aufgetaucht war. Vielleicht war das aber auch nur Beweis dafür, wie wenig er über die junge Frau neben sich wusste.

„Fähigkeiten? Sind die der Grund, weshalb jemand wie du auf einem Schiff voller Piraten durch die Weltmeere segelt?“

Als etwas hinter ihm raschelte, warf er einen flüchtigen Blick über die Schulter auf die schmale finstere Gasse, durch die sie gekommen waren. Nicht auszuschließen, dass ihnen jemand gefolgt war. Sie waren nicht gerade leise gewesen. Er drehte den Kopf wieder herum.

„Vielleicht sollten wir noch ein Stück laufen. Nur zur Sicherheit. Ich häng’ noch an meinem Kopf.“
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#9
Der Blick, der auf ihr lag, war spürbar und Soula verzog belustigt die Mundwinkel. In der Dunkelheit für Peregryne allerdings unsichtbar. Als er noch weitere Fragen stellte, um mehr herauszufinden, sah sie zu ihm rüber und hob den Zeigefinger.

„Zuerst bist du dran, mir meine Frage zu beantworten.“

Noch war sie amüsiert, allerdings wurde ihr Blick dann etwas ernster, denn ihr war bewusst, dass ihre zuvor gestellte Frage auch eine sein konnte, die er nicht beantworten wollte. Vielleicht erweckte diese Frage Erinnerungen, die er längst vergessen wollte. Der Hauptgrund, warum sie diese gestellt hatte, war schließlich auch der Ablenkung geschuldet gewesen. Nur hatte er sich nicht ablenken lassen. Nun waren sie hier angekommen und so funktionierte es doch, oder? Er wollte etwas über sie wissen und Soula nahm sich genau deswegen heraus, auch etwas über ihn erfahren zu wollen. Ein Geben und Nehmen.

„Woher hast du diese Verletzung?“, fragte sie ruhig und mit bedacht.

Bei dem Geräusch, merkte die Veniel auf. Entweder jemand oder etwas. Dann hörte sie die Stimme Peregrynes neben sich. Er schien an seinem Kopf zu hängen. Wunderbar, dann hatte er hier gerade laut zugegeben, dass er sich als ihr aktuelle Komplize fühlte. Das war einerseits gut, da er sie demnach nicht direkt verpfiff. Andererseits konnte es genau so laufen, wie damals, dass sie jemanden mitreißen würde, ohne es zu wollen.

„Hoffen wir mal, dass es nur eine Katze war“, entfuhr es ihr leise.

Dennoch beschleunigte sie ihre Schritte, leise und zügig, huschte durch mehrere Seitengassen, als würde sie diese schon seit einiger Zeit kennen. Soula hatte sich die Wege der Stadt eingeprägt, um genau an diesem Abend entwischen zu können und hoffentlich niemandem in die Arme zu laufen, weil sie in eine Sackgasse oder durch eine gewundene Straße abhaute. Das wäre Fatal gewesen.


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