10.02.2022, 22:38
Zu gern hätte er den Kopf über seine Schulter gewandt und ihr das breite Grinsen offenbart, das sie urplötzlich mit ihren Worten auf sein Gesicht malte. Doch er war zu sehr damit beschäftigt, den Eingang zum Schwarzmarkt im Schutz der Hauswände zu finden. Dennoch. Sie dürfte ihre Worte gern noch einmal zu gegebener Zeit wiederholen. Wenn sie nicht beherzt nach seinem Arm packte und sich an ihn klammerte, als fürchtete sie um ihr Leben.
Mit zusammengezogenen Brauen wandte Ceallagh seinen Blick also doch herum. Fixierte die hellen Locken, die bei jedem Schritt auf und ab wippten, ehe das helle grün-blau auf ihrem Gesicht hängen blieb. Talin wirkte als wäre ihr die Umgebung ganz und gar nicht geheuer. Er musste nicht einmal danach fragen, ob bei ihr alles in Ordnung war. Man konnte ihr die Antwort bereits von jeder Faser ihres Körpers ablesen. Allerdings musste sie sich keine Sorgen machen. Nicht, solange sie ihr selbst formuliertes Talent für „die falschen Opfer“ im Zaum hielt.
“Zum einen werde ich einen alten Freund besuchen, weil ich noch einige Dinge für deinen Bruder klären muss.“
Ihr Schmugglerring sollte wachsen. Und dafür brauchte er jegliche Informationen, die er bekam, solange er sich in einem Territorium aufhielt, wo er nahezu jeden Grashalm kannte.
“Und danach… gönnen wir uns ein bisschen Spaß. Kaffee stiehlt sich schließlich nicht von Zauberhand. Oder doch?“
Das Grinsen auf seinen Lippen hatte wieder diesen spitzbübischen Charme, der nach Abenteuer und Adrenalin schrie. Und je nachdem, wie Talin mitspielte, konnte er sich mehr als nur einen Spaß dabei erlauben.
“Sie einer an… da wären wir.“ Die Hauswand zur ihrer Linken teilte sich überplötzlich und schickte diffuses Licht der Morgensonne in diesen Seitenarm der Straße. Dort, wo eigentlich Backsteine und bröckeliger Lehm hätten stehen müssen, ragte ein Baum aus dunkler Erde. Doch Ceallagh schenkte ihm keine Beachtung. Wandte sich stattdessen nach rechts und klopfte in einem seltsamen Rhythmus gegen die mit Ornamenten bemalte Fassade.