30.01.2022, 16:54
Mit einer Mischung aus Neugierde und Verwirrung legte Talin den Kopf schief, als der junge Mann nur nickte, aufstand und schließlich wortlos den Raum verließ. Ganz sicher war sie sich nicht, was sie von ihm erwartet hatte, aber ein bisschen mehr Begeisterung über den Vertrauensvorschuss wäre doch nett gewesen. Sie neigte den Kopf zur anderen Seite und zuckte schließlich mit den Schultern, um die Reaktion des Blonden als unwichtig abzutun und ihm schlussendlich zu folgen.
Talin merkte, wie sie sich ein wenig anspannte, als sie in einen Bereich der Stadt kam, den sie für gewöhnlich überall mied. Armut war für sie ein rotes Tuch, dass sie, wenn es ihr möglich war, aus dem Weg ging. Sie wollte nicht daran erinnert werden, wie es sich anfühlte kaum etwas bis gar nichts zu haben. Wie es war, wenn man hungern musste, weil man sich nicht einmal einen Krümel Brot leisten konnte. Denn dann klang ihre eigene Innere Stimme immer nach ihrer Mutter, die ihr sagte, wäre sie besser zu Hause bei ihrem Ehemann geblieben, der für sie hätte sorgen können. Ja, natürlich. Sorgen am...Ceallaghs Worte rissen die Blonde aus ihren Gedanken und ließen sie irritiert die Stirn runzeln. Mit solchen Geschäften? Was genau meinte er? Ob sie schon einmal auf dem Schwarzmarkt unterwegs gewesen ist? Wenn es so wäre, dann würde sie ihn ja nicht brauchen, um dorthin zu gehen, oder? Wenn es allerdings um sonstige dubiose Geschäfte ging...nun, da konnte sie ihm etwas anderes sagen.
„Sagen wir, ich habe Erfahrung darin, Leute um ihre Habe zu erleichtern und sie zu betrügen, nachdem ich ein Jahr auf der Straße und in einem Bordell unterwegs gewesen bin. Ich weiß allerdings nicht immer, ob es wirklich die richtigen Leute sind, die ich ausnehme. Reicht dir das als Antwort?“
Sie dachte an eine Begegnung zurück, bei der sie irgendeinen wichtigen Marinesoldaten um einige Achter erleichtert hatte. Den Stress, den nicht nur sie, sondern auch das Bordell danach hatte, wollte sie wenn es ging vermeiden. Das war auch der Grund, warum sie nicht jedem, der ihr begegnete, die Geldbörse aus der Tasche zog.
„Wie wäre es, wenn ich dir einfach zusehe und von dir lerne, großer Meister Ceallagh? Ich bin mir sicher, du hast ein wenig mehr Erfahrung darin als ich.“