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Kapitel 5 - Melodie des Frühlings
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
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Was hätte er sonst noch für eine Möglichkeit gehabt? Ihr zu erzählen, dass seine Mutter sich selbst umgebracht hatte, als er noch ein Kind gewesen war? Ganz davon abgesehen, dass es für ihn nichts war, was er zu verheimlichen hatte, wäre es ihm vorgekommen wie eine billige Masche, auf die Bedeutung ihrer Körperbemalung zu reagieren. Auch, wenn ihn der Verlust zweifellos geprägt hatte, trauerte er dem Ganzen nicht nach. In gewisser Weise verstand er die Reaktion sogar und konnte sich jetzt, wo er erwachsen war, durchaus gut vorstellen, dass es der einfachste Weg gewesen war, mit ihrem Schicksal umzugehen. Mit ihrem selbsterwählten Ende hatte sie nicht nur sich befreit, sondern auch seinen Vater – und damit unweigerlich auch ihn, den kleinen Jungen, der fortan mit seinem Vater durch die Welt gereist war. Seitdem war er nicht mehr auf Yvenes gewesen und er wusste auch gar nicht, ob er jemals dorthin zurückwollte. Heimat war für ihn fast gleichbedeutend mit Familie. Und zu seiner Familie zählte nicht nur sein Vater, sondern auch all die Freunde, die er in dieser Welt getroffen hatte. Selbst, wenn sie getrennt voneinander reisten, wusste er, dass es bei einem Wiedersehen so gewesen wäre, als hätten sie sich nicht eine Ewigkeit nicht gesehen. Eine andere Möglichkeit wäre der Fluch gewesen, der seine Familie Generation für Generation heimsuchte und ihr Schicksal besiegelte. Auch das war nichts, woraus er zwingend ein Geheimnis machte, aber er zog es vor, selbst nicht darüber nachzudenken.

Dass ihm schließlich ausgerechnet die Morgenwind in den Sinn gekommen war, war reiner Zufall gewesen. Vielleicht, weil ihr Anblick ihn tatsächlich beschäftigte, doch Liam wusste, dass sich auch das mit der Zeit legen würde. Vielleicht aber auch, weil sie dieses Erlebnis tatsächlich verband. Auf unterschiedlichen Ebenen und Perspektiven zwar, aber möglicherweise kam es ihm gerade deshalb als geeignet vor, seinen Teil der Abmachung einzuhalten. In diesem Moment war sich Liam durchaus bewusst darüber, dass es gewagt war. Auch, wenn sie die letzten Tage einiges an Zeit miteinander verbracht hatten, waren und blieben es lediglich zwei Tage, die nicht einmal im entferntesten reichten, um sich wirklich gegenseitig kennenzulernen. Er wusste nicht, was er zu erwarten hatte und hoffte insgeheim auch eigentlich darauf, nicht wie ein kleiner Junge bedauert zu werden. Ja, es beschäftigte ihn, aber das war nichts, wobei er Hilfe brauchte. Zeit, Zeit war alles, was das Bild schließlich verdrängen konnte und so lange musste er eben damit leben. Es war nicht das erste Mal, dass etwas anders lief als geplant. Und wie Skadi richtiger Weise feststellte: Bereuen änderte nichts an der Tatsache, dass es passiert war. Aber Bereuen ehrte zumindest die, die unbeteiligt ihr Leben hatten lassen müssen. Auch, wenn die Jüngere im ersten Moment verständnisvoll klang, ließ sie ihr weiterhin die Option offen, zu lachen. Wer mit Piraten segelte, durfte sich nicht beschweren, dass sie sich auch wie Piraten benahmen. Aber Liam wunderte sich nicht darüber, denn die Crew der Sphinx war alles andere als eine normale Piratencrew. Immerhin war er noch da und hatte sich offensichtlich dazu entschieden, auch weiterhin ein Teil dieser Crew zu sein.

Als Skadi fortfuhr, verrauchte die Möglichkeit, sie würde ihm mit einem amüsierten Grinsen begegnen, sobald er nur aufsah. Sie klang nicht nur verständnisvoll, sondern gar nachfühlend, ohne dass er genauer hinhören musste. Liam nickte, wenn auch ein bisschen abwesend. Obwohl er nicht wirklich etwas erwartet hatte, überraschte ihn Skadi abermals. Sie war so wild, so frei und verstand doch um einiges besser worum es im Leben ging als mach anderer. Sie war geheimnisvoll und offen zugleich und obwohl er sie Stück für Stück besser kennenlernte, hätte er sich niemals eingebildet, sie besser einschätzen zu können. Das Gesicht des kleinen Mädchens flackerte vor seinem inneren Auge auf und er hatte das Gefühl, getan zu haben, was er konnte. Er konnte keine Toten wieder lebendig machen, aber wenigstens ein leises Lächeln hatte er in diesen schweren Zeiten auf ihr Gesicht zaubern können. Für alles weitere waren ihm die Hände gebunden.

Wie nah die Kurzhaarige schließlich vor ihm stand, wurde ihm erst bewusst, als er sie wieder gezielt anblickte. Ihre letzten Worte spürte er förmlich auf seiner Haut, spürte die Luft, die beim Sprechen sanft und lockend seine Lippen umspielte. Während er ihrem Blick eben noch ausgewichen war, ruhten seine Augen nun wieder fest auf ihren dunklen Seelenspiegeln, die fast schon fordernd in die seine starrten. Er rührte sich nicht, als Skadi schließlich auch die letzten Zentimeter überwandt und er ihre angenehm warme Wange an seiner spürte. Sein Blick blieb geradeaus gerichtet – auf die Stelle, an der Skadis Gesicht noch vor wenigen Sekunden verharrt hatte und seine Lippen formten sich zu einem Lächeln, als ihre Worte leise und herausfordernd in sein Ohr drangen. Die Distanz, die sie schließlich wieder zwischen sie brachte, war kaum nennenswert. Liams Züge spiegelten den Ausdruck auf Skadis Gesicht. Die Erwartungslosigkeit war verschwunden und stattdessen spürte nun selbst er die Spannung, die sie förmlich knisternd umgab. Er erkannte die Erwartung in Skadis Zügen, die Neugier darauf, was er nun zu tun gedachte. Ganz gleich, wie lange es ihm vorkam, ihren Blick schlicht und einfach zu erwidern und auf die kleineren Regungen ihrer Augenpartie zu achten – im Grunde dachte er nicht lange darüber nach, was er tat. Schließlich war er es nämlich, der den Kopf die wenigen Zentimeter senkte, bis seine Lippen die ihren berührten. Er spürte sein Herz nicht schnell, aber kräftig gegen seinen Brustkorb schlagen. Sie konnte diesen Kuss ruhig als Schwur verstehen. Als Schwur, dass er vor hatte, seine Worte in die Tat umzusetzen.

„Ich freue mich auf jedes einzelne davon.“, hauchte er fast lautlos, als er sich von ihren Lippen löste, aber keinen Zentimeter weiter zurückwich. Für einen Moment ließ er das Gesagte im Raum stehen, erwiderte lediglich fest ihren Blick. Und dann, mit beinahe der gleichen Stimmlage fuhr er fort. „Vielleicht sollten wir uns jetzt den Schätzen widmen, bevor wir doch noch erwischt werden.“

Die Herausforderung in seinem Blick wich wieder dem gutgelaunten Ausdruck auf seinen Zügen, als er den Kopf langsam wieder hob und sich letztlich nach Kissen umsah, um sie, wie Skadi vorgeschlagen hatte, neben ihrer eigentlichen Daunenfüllung noch mit Gold zu bereichern.


{ Skadi | Tunnel unter der Erde }


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