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Kapitel 5 - Melodie des Frühlings
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Feb 2018
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#51
Die Umarmung war fest, warm und vertraut. Und obwohl sich beide äußerlich verändert hatten, größer und kräftiger geworden sind, fühlte sich Aspens starker Griff, seine breiten Schultern und seine Größe wie ‚Zuhause‘ an. Elians Herz setzte ein Schlag aus, als er das Hier und Jetzt begriff. Er kannte die Bewegung. Er erkannte den Geruch. Er kannte ihn. Er kannte ihn genau so gut wie sich selbst. Die Person vor ihm- in seinen Armen- war sein Bruder. Nicht gewillt der Situation zu entfliehen und alles andere ausblendend, schloss der Jüngere die Augen und ließ seinen Emotionen freien Lauf. Sein Gesicht verzog sich, seine Selbstbeherrschung löste sich auf, und er hielt Aspen fest, ganz egal, ob dieser seinen bebenden Körper spürte, während er schluchzte, denn der Kummer über die verpasste gemeinsame Zeit überschwemmte ihn mit unaufhaltsamer Wucht. Elian fühlte sich zurückversetzt in eine andere Zeit; eine, in der er als kleiner Junge weinend in den Armen seines Bruders lag, nachdem ihr Vater wieder handgreiflich geworden war. Eine, in der Aspen ihm als einziger Halt geboten hatte.

Doch das Wiedersehen fand ein rasches Ende. Vatermörder. Elian bekam die Schreie erst nicht mit, erst als sein Bruder sich ruckartig in der Umarmung verkrampfte und diese schließlich löste, bemerkte er die Unruhe. Vatermörder! Ein Feuerwerk aus Impulsen jagte durch seinen kräftigen Körper, als er seinen Kopf blitzartig erhöhte, ihm augenblicklich jegliche Farbe aus dem Gesicht wich und er erst reagierte, als Aspen ihn fest am Arm packte und, ebenso wie den Mann, der an seiner Seite verharrt hatte, mitzog. Doch diesen registrierte Elian nicht wirklich, vielmehr war er damit beschäftigt, so überrascht er war, nicht über seine eigenen Füße zu stolpern, bis er schließlich sein Fassungsvermögen wiedererlangte und rennen konnte. Sie flüchteten. Diese Situation war dem jungen Mann inzwischen genau so vertraut, wie sein eigener Bruder. Wie oft musste er in den vergangenen Monaten schon fliehen? Es mussten etliche Male gewesen sein. Ironischerweise läuft der Grund dafür an seiner rechten Seite neben ihm. Aber dafür war später Zeit. Hoffentlich. Nachdem Aspen auf dem Platz für Aufruhe gesorgt hatte und somit, das musste Elian ihm eingestehen, erfolgreich die Aufmerksamkeit der Menge auf das Gold gelenkt hatte, nahmen Beide Geschwindigkeit auf. Vorbei an zahlreichen Futterständen und Losbuden. Der scharfe Geruch von Chili drang in seine Nase, als sie an einem Gewürzstand vorbeiliefen. Mit zunehmender Strecke wurde der Platz langsam lichter, nur noch vereinzelnde Buden mit wenig Kunden erstreckten sich am Rande. Die Soldaten waren den Brüdern dich auf den Fersen, hinter ihm konnte er ihre Rufe hören: “Stehen bleiben, im Namen der Königin!“ Elian ignorierte das Verlangen, sich umzudrehen und schnappte sich, als sie an einem Waffenstand vorbeikamen, einen scharf aussehenden Dolch. Nachdem er seinen schon vor Wochen verloren hatte, wurde dieser dringend gebraucht. Ich bin schon wegen Mordes angeklagt, was ist schon ein einziger Diebstahl dagegen?, dachte der Jüngere sich noch, als er die wütenden Rufe des Verkäufers hinter sich vernahm. Flüchtig befestigte er die Klinge an seinem Gürtel, andere Bewegungen würde ihn nur verlangsamen.

Natürlich wusste Elian, dass es ratsamer war, sich zu trennen. So müssten ihre Verfolger zwangsläufig dasselbe machen und die Brüder hatten dadurch eine bessere Chance. Doch alles in ihm sträubte sich dagegen, sich erneut auch nur ein einziges Mal von Aspen zu lösen. Er wusste nicht, wie es ausging, doch es war ihm wichtig, ihn dabei nicht aus den Augen zu verlieren. Daher entschied er sich für das vermeintlich Unkluge: Er setzte seinem Bruder nach, hinein in die enge Gasse. Der ätzende Gestank von Urin ließ ihn würgen und er versuchte durch den Mund zu atmen, um ihn nicht riechen zu müssen. Zwischen den einzelnen Fenstern waren Wäscheleinen voll mit sauberer Kleidung gespannt, die sich durch den Wind hin und her bewegten. Zu ihrem Glück war die Gasse frei, sie konnten problemlos an Tempo zulegen. Auch waren die Soldaten noch ein ganzes Stück hinter ihnen und die Wahrscheinlichkeit, dass sie so schnell aufholten, um außen herum zu laufen, um die Brüder am Ende abzufangen, war gering. Das redete er sich jedenfalls immer wieder ein, während er mit schneller Atmung über den harten Boden hetzte.


(Bei Aspen, nahe Scortias und Rayon)
Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
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#52
Ihr war nach vielen Dingen. Vor allem seitdem sie vor geraumer Zeit an Land gegangen waren und ihnen die Vielfalt dieser Stadt neue Wege und Möglichkeiten eröffnet hatte. Womöglich würde sie sich bei passender Gelegenheit im Schutz der Dämmerung vom Schiff stehlen und die Nacht in vollen Zügen auskosten. Doch in diesem Moment war ihr weniger danach sich oder anderen frohlockende Töne zu entlocken. Das überließ sie den leicht bekleideten Damen in den zwielichtigen Gassen fernab des Marktes.

"Ich lasse es dich wissen, wenn dem jemals so sein sollte."

Es war flapsiger gemeint, als es klang. Doch der singende Unterton in ihrer Stimme vermischte sich bereits harmonisch mit ihrem amüsierten Grinsen, während sie den gemütlichen Spaziergang in eine neue Richtung lenkte. Sie schaffte es sogar elegant das Thema zu wechseln und dem Älteren ein herzhaftes Lachen zu entlocken - so seltsam es sich nach wie vor für sie anfühlte.

"Wie bitte? Gold passt perfekt zu deinem Hautton!"

Mit einem gespielt schnippischen Schnalzen ihrer Zunge, wandte sich Skadi zu Enrique herum und schüttelte verständnislos den Kopf. Wieder einmal erstaunt, wie leicht ihr diese ganze Unterhaltung fiel.

"Goldene Ringe durch die Nase? Mh... das wäre doch 'mal ein guter Anfang."

Zumindest würde dieses glänzende Metall seinem glatten Äußeren etwas mehr Raubeinigkeit verleihen. Wobei es Narben oder Tinte genauso gut vermochten, wenn nicht sogar besser.
Beschwichtigend klopfte sie ihm stattdessen auf den Oberarm und seufzte. Sein gut gemeinter Versuch sich mit ein paar zwielichtigen Händlern anzulegen und ihnen womöglich noch gestohlenen Schmuck abzukaufen, war definitiv keiner Überlegung wert. Allerdings ließ sie sich gern auf einen Deal mit ein paar Keksen ein.

Hatte sie gerade auf seine letzten Worte reagieren wollen, zog der sich über die Köpfe erhebende Tumult ihre Aufmerksamkeit auf sich. Mit zusammengezogenen Augenbrauen folgte Skadi dem Stimmengewirr, erkannte im letzten Augenblick die Uniformen der Wachen und schluckte kaum merklich. Das roch gewaltig nach Ärger.

"Entweder gehen wir oder suchen uns einen besseren Platz für unseren ... Einkauf."

Wer auch immer gerade mit Freuden die Gesetzeshüter der Stadt auf den Plan rief, konnte sich um seine Probleme schön allein kümmern. Skadi für ihren Teil war sehr daran gelegen nicht erkannt zu werden und womöglich noch selbst ins Schussfeuer zu geraten. Ganz davon abgesehen war sie niemandem ihr Leben schuldig - mit einer Ausnahme, die gerade wie angewurzelt neben ihr stand und von der sie sich eine vernünftige Antwort erhoffte. Sie kannte Enrique gut genug - und bezweifelte bereits im nächsten Atemzug, dass er nicht wenigstens einen Blick auf den Ursprung des Tumults werfen wollte.

"Tu nichts Unüberlegtes."

Raunte sie ihm leise zu und umschlang seinen Oberarm mit Armen und Händen. Den Kopf auf seine Schulter gebettet, um einen unbemerkten Blick auf die andere Seite des Markes zu werfen.

{ Zwischen den Buden auf dem Marktplatz, blindlings auf dem Weg zu einem Schießstand | unmittelbar bei Enrique| außer Sichtweite von Yaris }
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
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#53
Ahhh, so lief der Hase also! Liams Mundwinkel zuckten in die Höhe, während sein Blick kurz der kleinen Gruppe Kinder folgte, ehe er sich wieder an Ryan wenden wollte. Dieser schien keineswegs im Sinn zu haben, die zwei Knirpse ziehen zu lassen. Der Lockenkopf lächelte ein wenig in sich hinein, während er Ryan prüfend musterte. Tadelte er die Kleinen gerade wirklich für das, was er eigentlich sein Handwerk nannte? Am liebsten hätte er den Dieb einfach auf die Schulter getätschelt und sich schweigend – freuend – umgewendet, aber Ryan war definitiv nicht der Typ Mensch, der solch ein Verhalten verstanden hätte. Also ließ er dem Dunkelhaarigen vorerst machen, ehe er in mitten seiner Standpauke anfing, abzuwinken.

„Lass nur, lass nur.“, begann er noch immer munter lächelnd, obwohl man ihn gerade bestohlen hatte – denn das hatte er definitiv bemerkt. „Ich denke, die Enttäuschung ist erstmal Lehre genug. Mehr als Papier war da nämlich sowieso nicht drin.“

Mit einem Zwinkern richtete er sich an Ryan. Manch anderer hätte es vielleicht nicht übers Herz gebracht, seine eigene Ware auf schnödes Papier herunterzubrechen, doch für Liam war es kein Problem. Natürlich, es waren Zeichnungen, Geschichten, Bilder, doch welchen Wert hatte soetwas schon für ein Kind? Auf die Nachricht kam es an und nicht auf den materiellen Wert. Wer das nicht verstand, würde es auch nur schwer unter die Menschen bringen können. Abermals besah sich der Lockenkopf nun die beiden Freunde, die von der übrigen Gruppe zurückgelassen worden waren. Nachdenklich legte sich seine Stirn in Falten, ehe auch er die Hand auf die Schulter des dicklicheren legte, als hätte er soeben den Vorteil erkannt, wenn sie sie tatsächlich für sich einspannten.

„Aber ihr Zwei könnt beim Einsammeln helfen, wenn sie ihr Diebesgut enttäuscht verschwinden lassen wollen.“, schlug er vor und tauschte einen Blick mit seinem unfreiwilligen Begleiter. „Was du danach mit ihnen anstellst, sei dir überlassen, einverstanden? Und jetzt los, ich will die Enttäuschung in ihren Augen sehen, wenn sie bemerken, dass ihre Aktion völlig umsonst war.“

Mit dem Kopf wies er in die Richtung, in der die Kinder verschwunden waren. Seine Hand ruhte noch immer fest auf der Schulter des einen Kindes.


{ Nähe des Brunnenplatzes | Ryan }
Crewmitglied der Sphinx
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#54
Die Antwort – oder vielmehr Antworten, Mehrzahl – auf seine zynische Bemerkung ließen ihn innerlich die Augen verdrehen. Klar. Klassische Ausrede jedes Wahrsagers: Er konnte die Zukunft nur mithilfe der Karten sehen. Nicht einfach so. Wer hätte das gedacht, irgendetwas gab es doch immer. Dagegen war Shanayas Begründung schon fast wieder witzig. Dennoch schüttelte Lucien bloß spöttisch den Kopf, richtete die tiefgrünen Augen dann wieder auf den Fremden mit den blonden Haaren, der inzwischen ein geradezu anstrengendes Maß an Vertrautheit gegenüber ihrer jüngsten Begleiterin an den Tag legte. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte der 21-Jährige beinahe vermutet, sie wären so etwas wie Freunde – wie sie sich gegenseitig an ihr gemeinsam Erlebtes erinnerten. Echt zuckersüß.
Erfreulicherweise wusste er es besser.
Dass Talin sich in diesem Moment einmischte und den Blonden bat, ihr die Karten zu legen, unterbrach das kleine Geplänkel zum Glück – und überraschte ihn auch nicht. Eigentlich hätte er es sogar wissen müssen. Mit einem leisen Seufzen ließ er die Hand seiner Schwester los, damit sie sich setzen konnte und beobachtete skeptisch, was als nächstes geschah. Ein kurzes Mischen, dann legte der Wahrsager vier Karten zwischen ihnen auf den Tisch und deckte sie der Reihe nach auf. Und als er schließlich zu erzählen begann, sank Luciens Stimmung noch ein gutes Stück weiter nach unten. Er presste unwillkürlich die Kiefer zusammen, verspannte sich.
Shanayas Einwurf kam da wie gerufen. Er riss sich vom Anblick der Karten los, sah zu ihr hinüber und ließ sich von ihrem Lächeln kurzerhand ablenken. Die düstere Stimmung blieb, schwebte über ihm und allem, wonach ihm in diesem Augenblick war. Doch sie entlockte ihm immerhin ein trocken amüsiertes Schnauben.

Klar, warum nicht? Nachher auf dem Schiff, in einer ruhigen Ecke, in der wir ganz für uns sein können?

Sie würde ganz genau wissen, worauf er anspielte. Und obgleich Lucien das nicht besonders ernst meinte, hellte sich seine Stimmung darüber ein klein wenig auf. Weil er wusste, dass die Schwarzhaarige nicht widerstehen konnte, darauf eingehen würde, ohne dem mehr Bedeutung beizumessen, als er selbst.
Auf eine Antwort wartete der Dunkelhaarige jedoch nicht, wandte sich stattdessen seiner Schwester zu, die mit dem Rücken zu ihm dem Wahrsager gegenüber saß. Flüchtig legte er ihr die Hand auf die Schulter, um ihre Aufmerksamkeit für einen Moment auf sich zu lenken, bevor er sich entschuldigte.

Ich geh mir noch was zu trinken holen, ich glaube nicht, dass ich hier unbedingt dabei sein muss. Pass auf, dass er an seinen Karten nicht erstickt, schließlich könntest du sein nahes Ende sein.“ Sein Blick wanderte kurz amüsiert hinüber zu dem Wahrsager, bevor er sich aufrichtete und sich zu der Schwarzhaarigen umdrehte. „Und unsere Prinzessin begleitet mich bestimmt.

Damit löste er sich von Talin, fing nur noch kurz ihren Blick auf, um sich zu vergewissern, dass es für sie in Ordnung war – auch wenn das Gegenteil wahrscheinlich wenig an seiner Entscheidung geändert hätte. Denn Tatsache war, dass er von diesem ganzen Kartenlege-Hokuspokus einfach nichts hören wollte. Mal abgesehen davon, dass die absichtlich wage gehaltenen Formulierungen auf so gut wie jeden zutreffen könnten und nur durch persönliche Erwartungshaltungen so präzise klangen... gefiel ihm einfach nicht, was sie in ihm auslösten. Selbst wenn in diesem Wahrsager kein einziger Funke Magie steckte und er im Grunde überhaupt nichts über seine Schwester sehen konnte, sah Lucien in ihr viel zu viel. In ihren Gesicht, das ihm verriet, welche Mutmaßung stimmte und welche nicht.
Also löste er sich von Talin, ließ sie am Zelt dieses Quacksalbers sitzen und wandte sich den Buden auf der anderen Straßenseite zu und hielt nur noch einmal kurz inne, um Shanaya einen fragenden Blick über die Schulter zuzuwerfen und ihr dabei den Rest seines Ofenbrotes entgegen zu halten.

Willst du? Du hast es doch eh schon darauf abgesehen.

[Brunnenplatz | erst am Stand des Wahrsagers, dann auf dem Weg zur anderen Straßenseite | mit Shanaya, nicht weit von Thaddeus und Talin]
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
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#55
Der Inhalt ihres Kruges wurde immer weniger, beschränkte sich nur noch auf ein oder zwei Schlücke. Ein weiterer Grund, wieso sie nicht länger herum stehen wollte. Früher oder später würde sie Hunger und Durst bekommen – und dann musste sie allein gehen. Nicht, dass das ein Problem gewesen wäre. Aber so konnte sie ihrer Gesellschaft wenigstens mit unglaublicher Ungeduld auf den Keks gehen. Ihre Zukunft kannte sie bereits (selbst ohne die Karten, die Thaddeus für sie gelegt hatte) – also konnte es auch weitergehen. Lucien (Dessen Laune einfach bombastisch war) und besagter Wahrsager bekriegten sich noch, die Schwarzhaarige selbst hielt sich jedoch raus. Erst als der Blonde über ihre Vorhersage sprach, merkte die junge Frau auf, hob leicht eine Augenbraue.

Die wahre Bedeutung ist doch langweilig.“ Sie zuckte mit den Schultern, war dabei aber weiter unentwegt am grinsen. Irgendwelche Bedeutungen auswendig lernen konnte doch jeder. „Und wenn meine Liebschaft aus dem Spiegel springt, gibt es zwei von mir. Ich weiß nicht, ob ihr das wollt.“

Talin hatte sich eher zurück gehalten, wurde nur gelegentlich prüfend angeblickt – aber sie machte keine Anstalten, sich wieder in Bewegung zu setzen. Im Gegenteil. Sie bot dem Wahrsager Geld an, um selbst etwas über sich zu erfahren. Shanaya rümpfte leicht die Nase. Das hieß noch weiter warten. Dabei hatte sie genug in der Umgebung gesehen, was sie brennend interessierte. Das waren natürlich nicht alles nur Stände mit Essen – nur... größtenteils. Und in Gedanken war sie an genau diesen Ständen, während die zwei Blonden sich an die Arbeit machten. Um einen Moment zu überbrücken hob sie ihren Krug an die Lippen, trank einen winzigen Schluck und wollte gerade, vollkommen geduldig, Thaddeus Worten zu Talin lauschen, als Lucien auf ihre Worte antwortete. Den Krug noch an den Lippen erreicht das breite Grinsen längst ihre Augen, bevor sie das Gefäß sinken ließ. Sie lachte leise, zuckte dann beinahe belanglos mit den Schultern.

Wenn du es so lange noch aushälst und nicht umkommst vor Neugierde.“

Der Blick, dem sie dem Dunkelhaarigen zuwarf, war eindeutig – ihre Worte ebenso zweideutig. Aber da hatte er sich schon an Talin gewandt, die gerade von ihrem Gegenüber ihre Karten erklärt bekam. Die Schwarzhaarige ließ sich einen Blick nicht nehmen, schrieb seinen Worten aber nicht viel Bedeutung zu. Sie wusste Nichts von der Vergangenheit der Blonden, und die Düfte um sie herum würden eh nicht zulassen, dass sie diese Informationen jetzt aufnehmen würde. Aber wieder war es Lucien, der sie ablenkte. Und verdammt, sie sollte ihm die Zunge raus schneiden. Sie schnaufte, warf dem Dunkelhaarigen einen vielsagenden Blick zu. Rache. Sie brauchte dringend Rache. Einen Moment zögerte sie, ihm zu folgen, als er sich abgewandt hatte. Aber der zweite Gedanke strafte sie direkt, sodass sie den Krug erneut anhob, den letzten Schluck trank und sich an die zwei sitzenden wandte, den Krug auf dem Tisch abstellte.

Solltet ihr für ihn Karten legen wollen, macht euch nicht die Mühe. Ich bringe ihn jetzt nämlich um. Soll ich dir etwas mitbringen?“

So ernst ihre Worte klangen, so sprach ihr Gesicht genau dagegen. Auch wenn das Verlangen, Luciens Kopf in ein Fass voller Wasser zu tauchen unendlich verlockend klang. Die zweite Frage galt Talin, auf der kurz die blauen Augen ruhten. Eine Antwort konnte sie noch abwarten, ehe sie beiden zu nickte und sich doch auf den Weg machte, um Lucien zu folgen. Kurz vor ihm überlegte sie, ob sie ihm einfach mit dem Ellenbogen in die Seite stoßen sollte... ein Gedanke, der sich mit dem nächsten Atemzug erledigt hatte. Shanayas Miene wurde skeptisch. Ohne einen ihr ersichtlichen Grund hielt er ihr den Rest seines Essens hin. Unzählige Möglichkeiten schossen durch ihre Gedanken. Hatte er es vielleicht angeleckt? Dann wäre ihm nicht bewusst, dass sie das nicht stören würde. Oder hatte er das Stück vergiftet? Oder versuchte er irgendeine Art... Gefügig-machen-Zauber? Eine Idee kurioser als die andere, aber bevor sie genauer darüber nachdachte, hatte sie das Stück Brot in der Hand, die Augen jedoch skeptisch zusammen gekniffen auf den Dunkelhaarigen gerichtet.

Wo bleibt eigentlich meine Krone? Und mein roter Teppich, auf dem ich laufen kann?“

Das Stück Brot in der linken Hand – die von ihm abgewandte Seite, man wusste ja nie... - ließ sie Lucien einen Moment nicht aus den Augen (ein 'Danke' konnte er in diesem Moment vergessen!), verpasste ihm nun doch nachträglich einen groben Ellenbogenstubser in die Seite. Aber er fiel deutlich sanfter aus als eigentlich geplant. Sie war ja kein Unmensch! Und so ließ sie den Blick schweifen, suchte nach einem Stand, der sie mit etwas leckerem anlocken konnte. Und dabei entdeckte sie noch viel mehr, was ihre Aufmerksamkeit ohne Probleme auf sich ziehen konnte.

[Nähe des Brunnenplatzes | Thaddeus, Talin & Lucien dann mit Lucien auf der anderen Straßenseite]
Crewmitglied der Sphinx
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#56
Aus dem Augenwinkel nahm Aspen zwei bekannte Gesichter wahr, eines sehr jung – auch wenn er dies eher aus der Erinnerung bestimmte, als es in dieser kurzen Sekunder erkannt zu haben. Doch anstelle eines Zeichens der Erkennung rannte er einfach weiter. Das war wahrscheinlich besser für die beiden neuen Crewmitglieder, als wenn er den Wachen demonstrierte, dass sie sich kannten. Mit etwas Glück waren die beiden auch um einiges begabter als sein letzter dunkelhäutiger Inselpartner, der ihm anstatt zu helfen lieber anschoss – ein wenig zusätzlicher Tumult könnte nämlich genau jetzt ganz gut tun. Beinahe als könnte sein wiedergefundener Bruder einfach so neben ihm wieder verschwinden, sah Aspen sich immer wieder nach ihm um, auch wenn sich dies zumeist nur auf ein kurzes Kopfrucken belief: Er konnte weder glauben, dass sie sich beide so zufällig über den Weg gelaufen waren, noch dass ihr Zusammentreffen in so einem Chaos geendet war.

Elian dachte anscheinend ähnlich: Anstatt sich nur auf die Flucht zu konzentrieren, stahl er eine Klinge und ließ einen weiteren Standbesitzer auf sie zeigen. Am Liebsten hätte Aspen ihn darauf hingewiesen, dass sie unauffälliger agieren mussten, doch auch dafür blieb ihnen keine Zeit. Stattdessen packte er Elian nur, sobald sie die Gasse erreichten und zog ihn abermals in eine kleine Abbiegung, durch die kaum zwei Personen nebeneinander passten. Es wäre wahrscheinlich einfacher gewesen sich aufzuteilen und den Wachen mehrere Wege zu präsentieren, doch dem älteren Montrose gefiel der Gedanke überhaupt nicht, dass sie beide keinen gemeinsamen Treffpunkt besaßen. Sehr wahrscheinlich würde sie sich hier niemals wieder finden.

„Wie konntest du mit so einem unauffälligen Verhalten so lange unbemerkt bleiben?!“, schimpfte er mit dunklem Sarkasmus, vollkommen außer Atem, den Brustkorb vor Anstrengung und Aufregung viel zu schnell hebend und senkend. Aspen wollte nicht stehen bleiben, deshalb zwang er sich nun im schnellen Schritt, halb gehend halb laufend, durch die viel zu enge Gasse und bog immer mal wieder kurz ab. Er suchte das Landinnere, um sich fernab der Küste einen Weg in Richtung Anleger der Sphinx zu bahnen – nicht dass diese ebenfalls Aufmerksamkeit erhielt. Als er neben dem lauten Rauschen in seinen Ohren endlich bemerkte, dass er das Hemd des Bruders noch umklammerte, ließ er ihn nach der gefühlten Ewigkeit endlich los.

Nähe Schauplatz, winzige Seitengassen - Elian
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
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#57
Amüsiert verzogen sich ihre Lippen noch einmal, als sie sich neugierig zu ihn an den Tisch setzte. Entspannt schlug sie die Beine über einander, lehnte sich zurück und spielte weiter mit den beiden Münzen in ihren Händen. Während der Lärm um sie herum auf und abschwoll beobachtete sie den Blonden beim Mischen und wie er dann die Karten auf dem Tisch auslegte. Sie musste zugeben, er sah wirklich sehr professionell dabei aus und wäre sie ein kleines Täubchen, was zum Rupfen bereit war, wäre sie auf seine mystische Aura herein gefallen. Was für ein Unterschied zu seinem vorherigen Geplänkel mit Shanaya. Noch einmal zuckten ihre Lippen verdächtig, bevor ihr Gesichts ausdruckslos wurde und sie ihrem Gegenüber gespannt lauschte.
Es wäre eine Lüge, wenn sie behauptete, es berührte sie überhaupt nicht, was er sagte. Viel Schmerzen und Leid? Neuen Aufgaben widmen? Etwas, was sie immer noch beschäftigte? Ja, das alles traf zu, vermutlich auch noch vieles mehr und ihr Gesicht verzog sich leicht vor Schmerz bei den Erinnerungen, die wie von selbst in ihr aufstiegen. Aber auf der anderen Seite, sagte er nichts neues, sondern nur das, was sie erwartete. Dieses 'Ich schau erst einmal wer du bist', war eine reine Auslegungssache. In dieser Welt litt jeder Mensch unter irgendwelchen Schmerzen oder drohte an seinen Leiden zu ersticken. Alles, was er sagte, traf auf den ein oder anderen zu, er regte in dem Falle nur die Erinnerungen an und las dann in den Gesichtern derer, die vor ihm saßen. Und somit bekam er die volle Aufmerksamkeit der Kundschaft, auch von Skeptikern. Das alles wusste Talin, weshalb sie in diese Falle nicht tappte, auch wenn sie zugegeben musste, dass er gut war.
Aber bevor sie auf seine Frage, ob sie weiter machen wollten, antworten konnte, spürte sie eine flüchtige Berührung an ihrer Schulter. Sie hob den Kopf, den sie anscheinend beim Nachdenken gesenkt hatte und drehte ihn zu Lucien hin. Überrascht schaute sie ihn an, nickte nach kurzem Überlegen, langsam, aber skeptisch. Sie fühlte sich hin und her gerissen, wollte am liebsten sofort aufspringen und dafür sorgen, dass sich seine Laune besserte. Denn auch wenn er noch so locker tat, die schlechte Stimmung umgab ihn wie eine schwarze Wolke. Als Shanaya aber einwilligte mit ihm mit zu gehen, entschied die Blonde sich zu bleiben. Auch wenn es sie nicht völlig zufrieden stimmte, so war es in dem Moment besser als nichts, wenn die Schwarzhaarige ihn begleitete. Also lächelte Talin das Mädchen leicht an und schüttelte auf ihre Frage hin den Kopf.

Ich brauch nichts, danke. Aber pass ein bisschen auf ihn auf, ja? Ich komm dann gleich nach.

Die Anspannung in ihrer Stimme, ließ sie den letzten Teil leiser sprechen, so dass sie nur hoffen konnte, Shanaya hatte es gehört, bevor sie auch schon davon war. Dann wandte sie sich wieder dem blonden Mann zu und hob entschuldigend die Schultern, bevor sie ihm eine der Münzen zu warf.

Der eine Achter dafür, dass du mir die Karten legst, aber du hast mich noch nicht überrascht. Wer ich bin, was ich durchgemacht habe und was ich ändern müsste, dass weiß ich sehr gut.“ Nochmals zuckte sie mit den Schultern und legte dann fragend den Kopf schief. „Wenn deine Karten dir nicht genau verraten, was mich beschäftigt, was ich abschließen sollte oder was mir solche Schmerzen bereitet hat, dann sollten sie mich mit meiner Zukunft beeindrucken. Oder meinst du, dass können sie nicht?“ Unschuldig lächelte sie ihn an.

[Brunnenplatz | Stand des Wahrsagers | mit Thaddeus, in der Nähe von Lucien und Shanaya]
Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Jun 2016
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#58
Irgendwie war es ja nun so, dass Ryan mehr oder weniger zur Crew gehörte - wenn auch nicht emotional, dann aber auf dem Papier. Und als solches war es doch nur richtig, dass man ein Auge auf seine Kameraden warf oder nicht? Hätte Ryan beobachtet wie diese Knirpse irgend wen ausgeraubt hätten, wäre es ihm ziemlich egal gewesen... Doch so dachte er nicht einmal groß darüber nach, als er sich einmischte. Und alles in allem belustigte ihn sogar die panischen Gesichter dieser Bälger.

Auf Liams Vorschlag hin, die beiden Jungs einzuspannen indem sie das Diebesgut zurück holen, legte Ryan mit einem amüsiert, diabolischen Grinsen den Kopf zur Seite. Immer noch behielt er den Jüngeren am Kragen gepackt.

"Denkt nicht, ihr könntet jetzt einfach so untertauchen. Ich bin vielleicht auf einem Auge blind, aber glaubt mir - ich sehe und höre mehr als irgendjemand sonst hier auf dieser Insel.", und mit jenen Worten bugsierte er den Jüngeren mit einer schwungvollen Bewegung an seinem Kragen in Richtung des Brunnens.

Dieser stolperte einige Schritte und preschte dann blitzschnell davon - gefolgt von seinem größeren Begleiter. Das fiese Lächeln auf seinen Lippen war verschwunden, stattdessen legte der Dieb die Stirn in Falten und blickte den Beiden nach.

"Und du bist dir Sicher, dass nichts wertvolles darin war Liam?", meinte er ohne den Blick von der Richtung abzuwenden, in der die Kinder verschwunden waren. "Ich meine.. Die Wahrscheinlichkeit dass sie zurück kommen ist mehr als gering, von daher...", nicht dass es ihn wirklich was anginge. Im Grunde könnte er sich jetzt auch einfach herum drehen und gehen, war ja nicht sein Zeug das gestohlen wurde. Doch so pragmatisch es vielleicht auch Klang: Er hatte ja im Moment ohnehin nichts anderes zu tun. Nagut, Geld und Materialien beschaffen war die Aufgabe, aber sowas war ja schnell erledigt.

"Wenn du willst, folgen wir ihnen. Oder besser gesagt, suchen den Ort an dem sie ihr Diebesgut sammeln. Vielleicht ist das ein oder andere wertvolle Stück dabei dass wir für uns beanspruchen könnten... So als...", Ryan sprach die letzten Worte gedehnt aus und nun blickte der einäugige Dieb doch gen Liam, die Falten auf seiner Stirn waren verschwunden. "...kleine Entschädigung der Umstände.", abermals bildete sich jenes für Liam wohl längst bekanntes frevelhafte Grinsen in Ryans Gesicht - Als würde es ihn nicht einmal annähernd Mitnehmen, dass er gerade davon Sprach Straßenkinder zu bestehlen.

- Brunnenplatz , Liam -
Amy O'riel
Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Keine Angabe
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#59
Mit einem festen Knoten band Amy sich die Ärmel ihres Mantels um die Hüfte, damit ihre Jacke beim Gehen nicht zu Boden fiel und sie diese möglicherweise verlor. Zwar streifte ein Stück davon immer noch am Grund und fing Staub auf, aber solange sie nicht ganz herab fiel sollte es sie nicht stören. Für ihren Geschmack war es viel zu warm. Normalerweise bevorzugte sie es ja, eher bedeckt um die Gegend zu streifen, aber bei solchen Temperaturen wäre das wohl kaum möglich, sodass sie nicht nur ihren Mantel ausgezogen hatte, sondern auch die Ärmel ihres weißen, lockeren Oberteils bis zu den Ellenbogen hoch krempelte. Ihren Hut hatte sie jedoch anbehalten, denn dieser bot ihr überraschend guten Sonnenschutz, damit sie sich nicht die ganze Zeit die Hand vor Augen halten musste, nur, damit sie sehen konnte wo sie ihre Füße hinsetzte. Ihrer Ratte Red schien das Wetter jedoch zu gefallen, und dass, obwohl er normalerweise überhaupt kein Freund von hohen Temperaturen und der Sonne war. Statt sich also in ihrer Jackentasche zu verkriechen, war er den ganzen Weg von ihren Arm zu ihrer Schulter hinauf geklettert, und hatte es sogar geschafft ihren Hut für sich zu beanspruchen. Amy konnte ab und zu spüren wie er auf ihren Kopf hin und her flitzte, und versuchte einen gemütlichen Platz zu finden. Der einzige Grund, warum man sie deshalb wohl nicht schief anstarrte, war, dass Reds weißer Pelz perfekt zu der gleichfarbigen, langen Feder an der Seite des braunschwarzen Hutes passte. Schaute man nicht genau hin, würde man wohl kaum eine Ratte auf ihren Kopf vermuten. Amy selbst war zu beschäftigt, als dass es sie stören würde das helle Geräusch von Reds eiligen Schritten die ganze Zeit im Ohr zu haben. Mîlui war eine interessante Insel. Sie fühlte sich fremd hier. Natürlich war sie nicht immer auf Estero geblieben, sie war nicht der Typ dafür, ihr ganzes Leben im selben Dorf oder in der selben Stadt zu verbringen, und hatte schon einige Inseln gesehen. Doch da sie ihre Heimat eher als flaches Land kannte, war es fast schon erschreckend das hohe Gebirge Mîluis zu sehen. Das war wenigstens mal etwas anderes.

Bevor sie jedoch weiter das unbekannte Land bewundern konnte, flitzten zwei Gestalten so knapp und eilig an ihr vorbei, dass sie einen kalten Windhauch an ihren Armen spüren konnte. Überrascht kam sie instinktiv zum Stillstand, und erwartete bereits, angerempelt zu werden, doch als sie sich umdrehte und den zwei Blitzen hinterher blickte, bemerkte sie, dass es sich dabei nur um zwei Kinder gehandelt hatte. Die es anscheinend sehr eilig hatten. Ohne noch einen Blick über die Schulter zu werfen, oder aus Höflichkeit heraus sich für den beinahe Aufprall zu entschuldigen, rannten sie einfach weiter bis sie irgendwann außer Sichtweite gerieten. Amy blickte ihnen mit erhobener Braue hinterher, und ging unbewusst rückwärts weiter, während Red sich nun in ihr Sichtfeld drängelte und sich von der Vorderseite des Hutes hinab beugte. Die Rothaarige konnte seine zuckende Schnauze erkennen, und selbst er schien überrascht von dem plötzlichen Auftauchen der Kinder gewesen zu sein. Bevor die Kriminelle ihn jedoch versichern konnte, dass alles in Ordnung war, stieß sie plötzlich mit den Rücken gegen etwas Festes, und ihr blieben die Worte vor Überraschung in der Kehle stecken. Automatisch schnappte sie nach Luft, als Red auf ihren Hut die Balance verlor. Doch bevor die Albino Ratte mit einem schrillen Quietschen zu Boden fallen konnte, fing Amy ihn glücklicherweise mit beiden Händen auf, sodass Red weich landete. Die Ratte, nun vollkommen wach, flitzte ein paar Runden auf ihren Handflächen und schien sichtlich auf Hochtouren zu sein. Ein sachtes Kichern drang aus ihrer Kehle bevor sie sich endlich umdrehte um zu sehen, gegen was sie da gelaufen war. Statt eine Wand vor sich zu sehen, wie sie es erwartet hatte, erkannte sie jedoch die Gestalt eines fremden, recht kräftigen Mannes vor ihr. Ihre Braue zuckte in die Höhe.

"Oh,  Entschul... Heilige Scheiße, was ist mit ihrem Auge falsch?" rutschte es ihr einfach so heraus, und die geplante Entschuldigung für ihre Achtlosigkeit war dahin, als sie einen Blick in das Gesicht ihres Gegenübers warf. Die Narbe war ihr selbstverständlich sofort ins Auge gesprungen, und sie konnte diese Frage nicht zurück halten, als sie schamlos in dessen merkwürdig weißes Auge starrte. Hatte er sich einmal eine Klinge quer über das Gesicht gezogen, oder warum war es so entstellt? Red hatte sie mittlerweile vergessen, den sie immer noch mit beiden Händen vor der Brust hielt. Die Ratte hatte sich auf die Hinterbeine erhoben und die Schnauze in die Luft gestreckt, schnupperte neugierig an den Fremden vor sich. Erst, als sie den Mann vor ihr eine Weile angestarrt hatte, bemerkte sie dessen Begleitung, und warf auch diesen Fremden einen musternden Blick zu. Na der sah wenigstens etwas freundlicher aus, so ganz ohne riesiger Narbe in der Visage.

[Brunnenplatz || Trifft auf Ryan und Liam]
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dabei seit Feb 2016
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#60
Das, was wirklich Geld brachte, hatte er längst dazu gemacht. In den letzten Tagen hatte er ohnehin festgestellt, dass die Abenden, die er auf diesem Frühlingsfest mit den anderen Musikern Musik machte, mehr brachten, als wenn er auf Teufel komm raus sämtliche seiner Werke an die Leute zu bringen versuchte. Die fertigen Bücher hatte er allesamt verkauft. Mehr als lose Zeichnungen und dem Kinderbuch, welches er vorhin dem kleinen weinenden Mädchen geschenkt hatte, hatte er heute nicht dabei gehabt. Sein Blick folgte den beiden Jungen, die die plötzliche Freiheit förmlich zu beflügeln schien. Ein kurzes Schmunzeln huschte über seine Lippen, ehe er sich wieder an seinen Begleiter wandte, der nicht gerade optimistisch ob der Rückkehr der Jungen war. Liam zuckte mit den Schultern, während er seinen kaputten Seesack nach vorne hob und hineinspähte.

„Kommt drauf an, wie furchterregend du warst.“, wälzte er die Verantwortung zu allererst an Ryan ab. „Allerhöchstens Kleingeld, was der Sphinx entgeht. Vielleicht ein oder zwei Taue, mehr nicht.“ Er zog noch ein paar Zettel heraus, die sich in den Leinen verfangen hatten und zeigte sie dem Dieb an seiner Seite. „Kleinere Zeichnungen. Die wertvolleren Bücher sind längst unters Volk gebracht.“

Für ihn wirklich nichts, dem er nachtrauerte. Wenn die Kinder tatsächlich mit dem Zeug zurückkamen – schön und gut, doch für Liam waren es die wenigen Achter gar nicht wert. Ihm reichte es, wenn irgendjemand die im Wind verstreuten Zettel fand und eine Freude an den darauf vorhandenen Zeichnungen hatte. Er hatte es einfach nicht so mit den materiellen Dingen. Ihm reichte es, wenn er über die Runden kam und darum musste er sich im Augenblick auf der Sphinx wohl nur wenige Gedanken machen. Stattdessen überlegte er eher, wie er den Sack provisorisch geflickt bekam. Sein Blick glitt über die angrenzenden Buden und Stände, um nach etwas Nützlichem Ausschau zu halten, während er Ryan weiterhin beiläufig lauschte. Erst, als er seinen Vorschlag kundtat, schenkte ihm der Lockenkopf wieder einen skeptischen Blick.

„Hast du gerade ernsthaft vorgeschlagen, Kinder zu bestehlen?“, wiederholte er das, was er verstanden hatte. Auf seine Züge trat ein amüsiertes Schmunzeln, ehe er die Hand überlegend zum Kinn hob. Allein schon, um sie ein wenig aufzumischen. „Umsehen schadet sicher ni-“

Er stockte, als die Gestalt einer Frau immer näher kam, ohne sie wahrzunehmen. Mit einer gehobenen Augenbraue musterte er sie und machte automatisch einen kleinen Schritt nach hinten – Ryan hingegen blieb wie eine Mauer stehen und beendete ihren Spaziergang. Seine Augen folgten kurz dem Nagetier, das in die Hand der Rothaarigen gefallen war und er musste unweigerlich an Hexen denken. Rote Haare, Ratten, Katzen, Eulen, Raben. Passte. Sie schien sich nicht groß darum zu kümmern, womit sie zusammengestoßen war. Erst, als sich die Ratte beruhigt hatte, wandte sie sich um und begegnete Ryan mit einem Kompliment. Liam lachte kurz in seine ohnehin noch gehobene Hand, ehe er sich räusperte.

„Die Leute in Mîlui scheinen ein recht körperbezogenes Völkchen zu sein, mh?“, bemerkte er an Ryan gewandt und musterte dann wieder die Hexe, die sich zu ihnen verirrt hatte.


{ Nähe des Brunnenplatzes | Ryan & Amy }


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