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Der Preis des Leichtsinns
Rayon & Skadi
Szenen-Informationen
Datum 3 Mai 1822
Ort Hafen auf Lacrinîn/Sphinx
Tageszeit Nachts
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit May 2017
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#1

Der Preis des Leichtsinns
Rayon & Skadi | 3. Mai 1822 | Hafen auf Lacrinîn/Hauptdeck der Sphinx
Er hörte den Kanonendonner und fluchte mit zusammengebissenen Zähnen. Das Geräusch bestätigte seine Befürchtung, dass nicht nur er Opfer eines Angriffs geworden war, sondern die ganze verdammte Hochzeitsfeier eine Falle gewesen sein musste. Nun, vielleicht nicht ursprünglich, aber sie hätten einfach misstrauisch werden müssen, als sie einfach so dazu eingeladen worden waren. Wer zum Teufel wollte eine Gruppe unbekannter Seemänner bei einem so bedeutenden Ereignis dabeihaben? Seemänner waren zumeist ungehobelt, soffen wie ein Fass ohne Boden und konnten sich nicht benehmen. Das war sicherlich das Letzte, das ein Vater am Tag der Vermählung seiner Tochter brauchte. Eigentlich. Viel mehr noch machte er sich allerdings selbst Vorwürfe, weil er sich vom Rest der Crew getrennt hatte, um Kräuter zu sammeln. Damit hatte er sich selbst in Gefahr gebracht, aber es war ihm auch unmöglich gewesen, seinen Kameraden beizustehen, und das nagte an ihm. Hoffentlich hatten alle den Überfall überstanden. Hoffentlich würden sie einfach von der Insel verschwinden können, ohne dass es Verluste gab. Ein Gefühl diffuser Angst überkam ihm bei diesem Gedanken, denn wie wahrscheinlich war es, dass jeder so viel Glück gehabt hatte wie er? Und selbst ihn hätten die Kopfgeldjäger beinahe erwischt, wenn sie nicht diesen Anfängerfehler begangen hätten...

Der Dunkelhäutige kam dem Hafen immer näher, auch wenn die durch den Streifschuss verursachte Wunde an seinem linken Bein dafür sorgte, dass er leicht humpelte. Glücklicherweise war er bisher auf keine weiteren Feinde getroffen - der Kampf hatte ihn sehr erschöpft und er hatte das Gefühl, sich keine weitere Verzögerung leisten zu können. Im Zweifelsfall würde die Sphinx sogar ohne ihn ablegen müssen, um den Rest der Crew zu retten, wenn er nicht rechtzeitig zurückkehren würde. Er erwartete sogar von ihnen, das zu tun, hoffte aber dennoch, dass es nicht dazu kommen musste.

Der letzte Abschnitt war gleichzeitig der schwerste und leichteste. Die Erschöpfung nagte an ihm, doch gleichzeitig machte sein Herz einen zaghaft optimistischen Hüpfer, als er die Masten der Sphinx über den Hafengebäuden erblickte. Anscheinend war er noch nicht zu spät - oder VIEL zu spät. Sofort kamen ihm alle möglichen Schreckensszenarios wieder in den Sinn - die Leichen der gesamten Crew verteilt über das Pflaster, die Sphinx in Brand -, doch er wischte die Gedanken entschlossen beiseite. Er segelte mit einigen der fähigsten Männern und Frauen, die er jemals kennengelernt hatte. Sie MUSSTEN den Überfall einfach überstanden haben. Das hatten sie bisher immer getan.

Schließlich erreichte der Schiffskoch den Hafen, hielt kurz inne, um sich zu orientieren und schöpfte neue Kraft, als er meinte, einige bekannte Umrisse an Deck der Sphinx entdeckt zu haben. Er setzte sich wieder in Bewegung, eilte auf das Schiff zu, als zwei Gestalten aus einer der Seitengassen zu seiner Rechten erschienen. Rayons Muskeln spannten sich an und er griff sofort nach dem Beutel mit den Wurfmessern, doch dann erkannte er, um wen es sich dabei handelte. Er sah erst Trevor an, dann Skadi, und er entspannte sich. Dann jedoch fiel sein Blick auf den leblosen Körper, den die Jägerin in ihren Armen trug.

Sämtliche Geräusche um ihn herum verstummten. Sein Herz wurde von einer unendlichen Kälte umklammert. Und die Welt versank in einem Sturm aus Verzweiflung.
Crewmitglied der Sphinx
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#2
Die Stadt brannte in ihrem Rücken lichterloh. Schreie wurden laut und verebbten mit jedem Schritt, der unter dem schweren Gewicht ihres Körpers und dem des jungen in ihren Armen auf dem Kopfstein knirschte. Sie lief, ohne hinzusehen. Stolperte, ohne zu fallen. Was Skadi voran trieb war die Gewissheit, dass alles vorbei war, wenn sie nur das Schiff erreichte. Wenn sie sich sicher sein konnte, dass der Schemen oberhalb wirklich Enrique war und der Rauch des Feuers, der wie dichte Säulen den Himmel erfüllte, ihr keine Streiche spielte.

“Bald sind wir da.“, flüsterte sie in die Luft. Verlagerte das Gewicht in ihren Armen, das bedrohlich nach rechts kippte. “Halte durch.“

Sie hörte Trevor neben sich, sah jedoch nicht zur Seite. Vermutete Rúnar irgendwo in ihrem peripheren Blickwinkel und hatte letztlich keine Kraft, sich herum zu drehen. Die Last erdrückte sie, in allen Facetten.
“Und dann machen wir neue Netze. Jeden Tag.“
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#3
Das Entsetzen lähmte ihn für einen Moment, der sich anfühlte wie eine halbe Ewigkeit. In dieser halben Ewigkeit rührte er sich nicht, er atmete nicht, und er nahm nichts wahr bis auf den reglosen Körper in den Armen der Frau, die in seine Richtung stolperte. Dann folgte Trotz, der Gedanke, dass Scortias sicherlich nur erschöpft war und nicht mehr selbst laufen konnte. Oder vielleicht verletzt war und medizinische Versorgung brauchte. Er konnte die Augen des Jungen nicht sehen, weil sein Kopf an Skadis Brust lehnte. Sicherlich ging es ihm gut. Sicherlich war nicht das Schlimmste geschehen. Sicherlich lebte er noch. Trotz des Blutes. Trotz der Unmengen an Blut. Viel zu viel Blut...

Doch dann richtete er seinen Blick auf die Frau, die ihn trug. Und der leise Hoffnungsfunken, der in ihm aufgekeimt war, zerfiel zu Staub, denn ihre Augen waren... tot. Eigentlich waren kaum Gefühle an ihrem Gesicht ablesbar, doch wenn Scortias nur verletzt gewesen wäre, wenn es darum ging, ihn so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen, hätte da doch irgendetwas sein müssen. Angst. Entschlossenheit. Mut. Verzweiflung. Irgendetwas. Doch Rayon konnte nichts erkennen. Er sah sie nur einen Fuß vor den anderen setzen, stolpern, den Blick stur und stumm geradeaus gerichtet, Scortias' erschlafften Körper, in dem kein Muskel angespannt zu sein schien, umklammert.

Stolpern...

Rayon erwachte aus seiner Trance. Skadi war offensichtlich am Ende ihrer Kräfte angelangt, ob nun körperlich oder emotional. Zumindest ihr konnte er dabei helfen, die letzte Strecke zur Sphinx zu überbrücken. Auch wenn alles in ihm sich sträubte und ihn mit scheinbar ohrenbetäubender Lautstärke anschrie, sich so weit wie möglich von diesem Jungen fernzuhalten, um vor der erbarmungslosen Realität fliehen zu können, setzte er sich in Bewegung und rannte auf Skadi zu, die Schmerzen in seinem Bein völlig ignorierend, die nun keine Rolle mehr spielten. Er erreichte sie nach wenigen Augenblicken, und das Herz klopfte ihm so stark in der Brust wie beinahe noch nie zuvor. Halb stellte er sich ihr in den Weg und griff nach ihrer Schulter, um sie zu stützen, weil sie aussah, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen.

"Skadi...", sagte er, halb flüsternd, aber laut genug, damit sie ihn verstehen konnte. Wenn er überhaupt zu ihr durchdrang.

"Skadi, lass mich dir helfen."

Er würde ihr den Jungen nicht einfach so abnehmen, so, wie sie ihn umklammert hielt. Im Zweifelsfall würde er ihn mit ihr zusammen tragen und im Gleichschritt neben ihr herlaufen. Oder sie tragen, während sie Scortias trug.
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#4
Skadi hob den Blick vom Weg, ohne wirklich hinzusehen. Sah mehr durch Rayon hindurch, der plötzlich aus dem Nichts auftauchte und dicht bei ihr stand, als in sein besorgtes Gesicht. Seine Präsenz und der Druck seiner Hand auf ihrer Schulter, ließ sie augenblicklich einen kleinen Schritt zur Seite treten. Die Arme fester um den winzigen Körper schließen, der sie mehr und mehr zu Boden drückte.

“Nein… geht schon.“, murmelte sie. Lief weiter. Umkreiste den Schiffskoch, ohne noch einmal zu ihm hinüber zu sehen. Vollkommen fokussiert auf das Schiff. Auf den Schemen, der vorhin noch dort dicht bei der Reling gestanden hatte.

“Bald sind wir weg von hier Scortias… und dann kannst du dich ausruhen.“ Es war mehr ein Wispern. Ein Gespräch zu den Dämonen ihrer Vergangenheit, die ihr Gesicht so leb- und trostlos erscheinen ließen. Alles an Skadi wirkte falsch. Deplatziert. Wie mattes Metal, das seinen alten Glanz verloren hatte. Zerfurcht und kurz vorm Zerfall. Doch ihr fehlte die Kraft dagegen anzukämpfen. Die Flucht mit Rúnar hatte ihr sämtliche Energie geraubt und es glich einem schieren Wunder, dass sie mit weniger als ein paar Prellungen und Schnittwunden davon gekommen waren.
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#5
Rayon zögerte. Einen Moment, zwei Momente... Skadi sah nicht nach geht schon aus, sie schien nur noch aus reinem Instinkt zu handeln und wurde wahrscheinlich von nichts als dem Adrenalin in ihren Adern davon abgehalten, auf der Stelle zusammenzubrechen. Als er ihre Schulter berührte, drehte sie sich von ihm weg, als würde sie gar nicht wirklich realisieren, wer er überhaupt war, dass er ihr helfen wollte, sondern stattdessen befürchten, er wolle ihr das nehmen, was sie so fest umklammert hatte.

Schließlich nickte er, mehr zu sich selbst als zu Skadi, die es sowieso nicht wahrnehmen würde.

"Also gut, aber wir müssen uns beeilen", sagte er, lauter nun. Er drehte ihr kurz den Rücken zu, um zu überprüfen, ob sie möglicherweise verfolgt wurden, ob in jeder Sekunde Soldaten oder Kopfgeldjäger aus den Seitenstraßen hervorbrechen und zu ihnen aufschließen würden, doch für den Moment schienen sie zumindest davor sicher zu sein. Dann wandte er sich wieder der jungen Frau zu und begleitete sie auf ihrem Weg auf das Schiff zu, bereit, sofort einzuschreiten, wenn Gefahr aufkommen sollte oder sie drohte, die Kraft zu verlieren.

Den Impuls, sie danach zu fragen, was geschehen war, schluckte er herunter. Er erwartete keine sinnvolle Antwort, und jedes Wort, jeder zusätzliche Eindruck, jede Ablenkung würde ihr die Aufgabe, die sich auferlegt hatte, nur erschweren. Trevor und Rúnar hatten sich bereits zu weit von ihnen entfernt, weil sie deutlich schneller unterwegs waren. Er würde auf Antworten warten müssen, bis sie in Sicherheit waren. Und er war sich nicht einmal sicher, ob er die Antworten überhaupt hören wollte.

Der Dunkelhäutige nahm die Worte Skadis mehr zufällig auf, weil er dicht genug bei ihr war, um das Wispern hören zu können. Sie versetzten seinem Herzen einen weiteren Stich, denn Scortias sah nicht aus, als würde er sich einfach nur ausruhen müssen, um wieder gesund zu werden. Aber vielleicht, nur vielleicht, konnte ihn ein Wunder ja retten...

Sie bewegten sich weiter auf die Sphinx zu, so schnell Skadi laufen konnte. Das Schiff kam immer näher. Bald hätten sie es geschafft... Zumindest zwei von ihnen...
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#6
Irgendetwas knarzte unter ihren Füßen. Wahrscheinlich Holz. Die Planken. Dann dicke Bohlen, die das Auftreten ihrer Stiefel dumpf an die Nacht abgaben. Skadi schlich wie ein Geist über das Schiff, dicht gefolgt von Rayon, der keine Anstalten machte ihr den leblosen Körper des kleinen Jungen abzunehmen, der Schritt um Schritt schwerer zu werden schien. Scortias konnten nicht einmal mehr die Fähigkeiten eines Arztes ins Reich der Lebenden zurück holen. Die Jägerin wusste das, irgendwo tief in ihrem Inneren. Doch sie wollte es nicht sehen. Wollte sich nicht dem hingeben, was danach folgte, wenn es tief in ihr Bewusstsein gesackt war. Also tat sie, worauf sie trainiert war – funktionieren um jeden Preis. Lief. Durchschritt Türrahmen. Trug den Leichnam des Kindes bis in Gregorys provisorisches Lazarett. Stand vor der Pritsche, die er ihr mit aufgerissenen Augen gewiesen hatte und ließ den Körper, behutsam wie eine Mutter, auf die Oberfläche gleiten. Sanft strich sie ihm das helle Haar aus dem Gesicht, flüsterte ihm Mut zu. Er solle kämpfen. Damit er bald wieder auf den Beinen war. Eisig fühlte sich die kleine Hand zwischen ihren Fingern an.

Und nach einer gefühlten Ewigkeit, die für die Umstehenden nur wenige Minuten beanspruchte, löste sie sich. Wandte sich herum und taumelte zurück in die Kombüse. Sie wollte die Worte nicht hören, die der Schiffsarzt auf der Miene trug. Hob weder den Blick nach rechts oder links, um der Wahrheit zu entgehen, die dort geschrieben stand. Lediglich auf Höhe Rayons hielt sie inne, musterte den Hünen eindringlich, als wollte sie ihn dazu bewegen mit ihr zu kommen.

Doch so schnell wie dieser Moment gekommen war, schien er zu verfliegen. Die Nordskov wandte sich ab. Griff nach einem der Krüge und tauchte ihn ins Wasserfass, nur um daraufhin die Treppen an Decken hinauf zu taumeln.


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