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Living in the moment - Shanaya Árashi - 16.08.2020 Living in the moment
Nachmittag des 20. Mai Greo & Shanaya Árashi Ein komischer Kauz, anders konnte Shanaya den Mann, der ihr eben begegnet war, nicht beschreiben. Er hatte sie für eine Hure gehalten, was sie... nicht wunderte. Immerhin hatte er sie wohl gesehen, wie sie das Bordell verlassen hatte. Da musste man wohl unweigerlich zu solch einem Schluss kommen. Aber wie immer ging die Schwarzhaarige nicht davon aus, ihn so schnell wieder zu sehen. Also verschwendete sie nicht sehr viele Gedanken an den Lockenkopf, lehnte sich stattdessen etwas zurück und blickte zu dem Himmel, an dem noch genug Sonnenstrahlen tanzten, die die Gassen erhellten. Aber lang würde der Tag nicht mehr sein. Shanaya schloss die Augen, atmete ruhig ein und aus, lauschte dabei der Umgebung. Sollte sie noch einen kleinen Spaziergang wagen? Ins Bordell zurück zu gehen war noch keine Option... viel mehr spürte sie noch immer das Verlangen, sich ein Zimmer in einer der Tavernen am Hafen zu nehmen. Zwischen den Fingern rieb er zwei minderwertig Münzen gegeneinander. Das schabende Gefühl bekam er ebenso wenig mit, wie offenbar seine Umgebung. Er schaute zwar nach hier und da, aber blickte etwas treudoof in sich hinein. Er zählte sein spärliches Einkommen für diesen Tag, denn Greo war ja immer gut darin, sich zu verdrücken und hier und da einfache Tätigkeiten zu übernehmen, mit denen er sich ein Zubrot verdienen konnte. So auch heute. Auf seinem Rückweg mit sich selbst beschäftigt, bemerkte er seine Freundin nicht, die auf dem Grund saß und marschierte über ihre Beine. Er konnte gerade noch die Arme ausstrecken und sich abfangen, sonst wäre er mit der Schnauze im Dreck gelandet. Irritiert guckte er sich um war schon im Begriff die Schnüss aufzumachen und sich zu beschweren, als er Shanaya erkannte. „Gott, deine Stelzen. Zieh die mal ein.“, brummte er, krabbelte zu ihr rüber und setzte sich neben sie. „Ich meine, tut mir leid, ich hoff, das tat nicht weh.“ Shanaya hörte Schritte, konnte ihnen jedoch keine genaue Richtung zuordnen. Sie verharrte also in ihrer Position, auch als das Geräusch lauter wurde. Einige Herzschläge lang wuchs die Skepsis in ihr an, dann spürte sie das Trampeltier, das nicht auf seinen Weg achtete. Die Schwarzhaarige öffnete die Augen zu Schlitzen, funkelte in die Richtung des Mannes, als sie ihn auch schon erkannte und sich ihre Miene aufhellte. Ihr Grinsen nahm einen amüsierten Zug an. „Mach du doch eher die Augen auf! Mit ruhiger Miene beobachtete die junge Frau, wie Greo sich neben sie setzte, schüttelte dann auf seine Worte hin leicht den Kopf. „Ich denke, ich schaffe es... aber jetzt schuldest du mir etwas. Eine Einladung zum Essen zum Beispiel!“ „Du Weib ziehst echt aus allem Profit.“, grummelte er und guckte sie wie ein getretener Hund an. Aber letzten Endes, ja, hätte er auf den Weg achten können. Da war schon etwas dran. Er hielt demonstrativ das bisschen Geld hoch, mit dem sie vielleicht einen lauwarmen Teller dünner Suppe bekommen konnten. „Solange dir keine allzu prachtvolle Tafel vorschwebt, wäre das sogar im Rahmen des Möglichen.“, versuchte er es diplomatisch auszudrücken und klopfte sich etwas Staub vom Hemd runter. Shanaya lachte herzlich über den 'Vorwurf' des Dunkelhaarigen und zuckte daraufhin leicht mit den Schultern. „Gewusst wie, hm? Es funktioniert einfach viel zu oft.“ Und das war nicht einmal gelogen. Als der Riese dann zwei Münzen in die Höhe hielt musste Shanaya noch ein wenig breiter schmunzeln. „Ich habe ja nie von jetzt sofort gesprochen. Ich merke mir das einfach für später.“ Und so etwas vergaß sie sicher nicht. „Du kommst trotzdem genau richtig. Ich will noch nicht da hin zurück...“ Ihr Kopf nickte in die Richtung des Bordells. „Hast du Lust auf ein kleines, langsames Abenteuer mit etwas Bewegung?“ Zwar hatte er sich etwas missmutig angestellt, aber im Grunde wäre er auch sofort mit ihr eine Runde Futterluke füllen gegangen und er war sicher, dass sie das auch wusste. Er folgte ihrem Kopfnicken und schaute zu dem Bordell, das für ihn wie von einer roten Grenze umgeben schien. „Sag bloß, dieses exklusive Etablissement spricht nicht die tiefste Freude deines Herzens an?“, übertrieb er maßlos und wandte sich ihr stirnrunzelnd zu, bevor er wieder ernst wurde: „Nichts lieber als das. Jede Stunde weniger da ist mir willkommen.“ Mehr als ein abfälliges Schnaufen hatte Shanaya kaum für die Worte des Dunkelhaarigen übrig. „Hätte Luc nicht meine Schwäche ausgenutzt und mich da rein geschleppt, hätte ich dieses Gebäude sicher nicht betreten.“ Trotz des Widerstandes in ihrer Stimme huschte ein hauchzartes Lächeln über die Züge der jungen Frau, das sie versuchte mit einem Schütteln ihres Kopfes abzuwerfen. „Sehr gut. Ich habe zwar noch keine Idee, was man hier so treiben kann... aber wir finden schon etwas.“ Damit machte sich die Schwarzhaarige etwas umständlich daran, aufzustehen. Greo zog es vor, nicht weiter nachzufragen. Er konnte sich ungefähr ausmalen, warum eine Frau nicht unbedingt scharf auf einen längeren Aufenthalt in einem Bordell war und sollte es noch andere Gründe dafür geben, so waren sie mit Sicherheit sensibel und daher äußerst privat. Und das war ein Terrain, dass er nicht ohne weiteres betrat. Er begnügte sich daher mit einem Nicken als Erwiderung, stand ebenfalls auf und schlug schnurstracks die entgegengesetzte Richtung von dem Weg ein, den er zuvor genommen hatte. „Lust auf Menschenmenge oder lieber Ruhe?“ Greo ging nicht weiter auf ihre Worte ein und so nahm Shanaya es auch einfach hin. Sie waren sich da offensichtlich ziemlich einig, was ja nicht bei jedem Thema der Fall war. Wieso hatten sie sich eigentlich nicht zusammen getan und rebelliert? Sie hätte es zu gern gesehen, wie Lucien sich Greo über die Schulter warf, während der ihm sämtliche Beleidigungen an den Kopf warf, die ihm einfielen. Ein bezauberndes Bild. Die junge Frau griff nach ihrer Krücke, ließ den Blick kurz schweifen, ehe sie die blauen Augen auf den Mann richteten. „Ich bin ganz schwer für ein bisschen Ruhe.“ Er sah ihre Gehhilfe an, die er schon wieder vergessen hatte. Und das lag nicht an seinem lädierten Schädel. Das war schlichtweg Greo. „Wie weit kannst du damit?“, fragte er geradeheraus und deutete auf die Krücke. Er wusste, dass ihr die Decke auf den Kopf fiel, aber er konnte sie jetzt nicht guten Gewissens vor die Stadttore marschieren lassen. So gut ging es ihr dann vielleicht doch noch nicht. Die blauen Augen Shanayas folgten Greos Blick, ehe sie leicht eine Augenbraue hob und ihn mit einem Lächeln anblickte. „Weiter, als du vermutlich glauben wirst.“ Gut, sie würde sicher nicht Stunde um Stunde durch die Gegend schleichen können – allein das Fieber würde sie früher oder später eines Besseren belehren. Aber es würde schon gehen. „So lange du mir keine Horde bissiger Hunde auf den Hals hetzt, geht das schon.“ Da war sie wieder, die alte Shanaya, die verschmitzt eine Behauptung anstellte, die ihre Stärke untermalte. Allzu schlecht konnte es dann nicht um sie stehen, wenn sie wieder Witze machen konnte. Greo hatte so die vage Erinnerung, dass er selbst ziemlich lange nicht dazu in der Lage gewesen war. Vielleicht immer noch nicht. „Kann ich nicht versprechen. Ich mach das schon gerne.“, meinte er auf ihre letzte Aussage hin und versuchte keine allzu ausladenden Schritte zu machen; immerhin waren seine Beine auch länger und ließen ihn schon für gewöhnlich doppelt so schnell laufen, wie manch anderen. Vereinzelte Personen kamen an ihnen vorbei. Ein uniformierter Mann tauchte in der Ferne bei einer Abbiegung auf. Greo verengte die Augen und leitete ihren Weg in eine Seitengasse um, die in einer engen Straße mündete, in der sich einfaches Volk tummelte. Ein Schwein drängelte vorbei. Alarmiert merkte er auf, ob das Tier Shannys Krücke in die Quere kam. „ICH lade dich zum Essen ein, wenn du mir aus dem Nichts eine Meute wütender Hunde her bringst.“ Sie schmunzelte amüsiert, warf Greo damit einen vielsagenden Blick zu. Sollte er ruhig! Das war es ihr wert. Auch die junge Frau behielt die Umgebung im Auge, folgte dem Weg, den Greo vor gab und und blieb abrupt stehen, als sich ein rosanes Tier an ihnen vorbei bewegte. Shanaya hob eine Augenbraue, für Greo deutlich sichtbar, dass ihr ein Gedanke durch den Kopf ging – den sie kurz darauf auch äußerte. „Bist du schonmal auf einem Schwein geritten?“ Der Farmer holte tief Luft, als wolle er jetzt auf der Stelle beweisen, dass er durchaus dazu in der Lage war die Hunde herzuzaubern, kam aber nicht mehr dazu. Hätte es auch nicht gekonnt. Das war nun keine Überraschung. Stattdessen schaute er Shanaya erst konsterniert, dann nachdenklich und schließlich mit wachsender Begeisterung in den Augen an. „Nein, auf Schafen, Kühen und einmal saß ich auf einem Krokodil, aber nie auf einem Schwein.“ Er grinste verschlagen und hielt die Hand nach der Krücke auf. „Bitte, ich gebe dir den Vortritt, entziehe mich aber jeder Verantwortung. Du bist noch verletzt.“ Die Schwarzhaarige warf ihrem Gegenüber nur einen kurzen Blick zu, als erwartete sie eine Antwort. Aber er schwieg, zauberte auch keine Hunde aus seinem Hut (!) und Shanaya nickte zufrieden. Als er dann auf ihre wichtigere Frage einging, neigte sich der Kopf der jungen Frau merklich zur Seite. „... auf einem Krokodil?“ Ihre Miene wurde ein wenig skeptisch. Wieso setzte man sich auf ein Schuppentier? „Zählen die da, wo du herkommst, als Reittier?“ Ihr Lächeln untermalte ihre nicht ernst gemeinten Worte, dann wurde es noch ein wenig breiter. „Das sah bestimmt ein wenig affig aus, so nah am Boden mit deinen meterlangen Beinen.“ Sie stieß ihrem Freund mit der Faust gegen einen Arm, trat dann zu dem Schwein, das sie skeptisch musterte. Auf ihre Krücke gestützt, hob sie den Fuß des verletzten Beines und berührte das rosa Tier mit der Fußspitze. Es grunzte, trottete dann langsam – sehr langsam – weiter. Greo machte eine gewichtige Miene. „Mitnichten.“, grinste er, „Du irrst dich gewaltig. Die größeren Exemplare heben ordentlich vom Boden ab, wenn die sich aufstemmen.“ Er wusste nicht, wie er es optisch darstellen sollte und fuchtelte etwas unbeholfen mit den Händen rum. „Die reitet man auch nicht. Aber wenn du hinten am Rücken sitzt, erwischen sie dich nicht mit dem Maul, die können sich nicht so weit biegen. Wir haben’s nur gefangen.“ Und getötet und gegessen, fügte er gedanklich hinzu, ersparte ihr aber die Details. Er rieb sich den Arm, wo sie ihn getroffen hatte, schob sich an ihr vorbei und packte das Schwein ungerührt am Nacken. „So macht man das.“, demonstrierte er, lief einfach über das gewaltige rosa Tier und ließ sich wenig zimperlich auf dessen Rücken nieder. Das fand das Schwein eher suboptimal. Es gab ein hochfrequentes Quietschen von sich und flitzte los. Greo ruckelte ein paar Meter mit, musste dann aber ab- oder mehr, hochspringen, weil das Schwein eine plötzliche Wende einlegte und mit empörtem Grunzen in einem Hofeingang verschwand. „Na ja. Nicht beeindruckend.“, gab er zu und bewegte in einem leichten, nun, Unwohlsein die Beine hin und her, weil ihm da was im Schoß wehtat. So ein Schwein war halt kein gepolstertes Schaf. „So? Trotzdem hätte ich das sehr gern gesehen. Sobald ich ein Krokodil sehe, rufe ich dich.“ Was er mit einem gefangenen Krokodil angestellte hatte, entzog sich ihrer Vorstellung, Shanaya kam jedoch auch nicht mehr dazu, nachzufragen. Greo war neben ihr und bevor sie sich versah, saß der Hüne auf dem rosanen Tier, das sofort auf quietschte. Shanaya stand ein wenig verdutzt da, blinzelte, ehe sie lauthals zu lachen begann, als Greo wieder von dem Tier herunter sprang. „Wirklich unglaublich... elegant. Wie eine Elfe.“ Erst guckte er ein wenig gequält, rang sich dann aber auch ein verschmitztes Grinsen ab. „Ja, an meiner Grazie ist nicht zu zweifeln.“, lobte er sich selbst und war insgeheim froh, dass die lädierte Shanaya nicht auf den Schweinerücken draufgehüpft war. Greo guckte einer alten Matrone demonstrativ in das breite Gesicht, während diese missbilligend den Kopf schüttelte und sich abwandte. Offenbar fand sie die ganze Aktion etwas albern (was sie ja auch eigentlich war). Ein paar Kinder hingegen kicherten und flitzten in den Hofeingang, in dem auch das Schwein verschwunden war. Greo hatte sie anscheinend auf dumme Ideen gebracht. Er feixte und ging weiter die Straße hinauf. Es war hier nicht mehr allzu voll, dennoch befanden sich ein paar Menschen einzeln oder in kleinen Zusammenkünften vor den aufragenden Häusern. Ein paar Meter vor ihnen stritten sich zwei Personen lautstark. Greo runzelte die Stirn. „In der Stadt hat sich wohl alles in der Wolle.“ Shanaya verzog die Lippen zu einem Grinsen, als Greo ihre Worte noch einmal selbst bestätigte. Aber bei der Größe war es vermutlich auch... deutlich schwerer, echte Eleganz an den Tag zu legen. Und zudem war er ja, wie er immer selbst betonte, ein Bauer. „Du bist Bauer, das sagst du doch selbst immer. Ihr habt vermutlich nicht so viel mit Eleganz am Hut, hm?“ Shanaya warf dem Dunkelhaarigen einen vielsagenden Blick und ein Zwinkern zu. Der Blick ihres Freundes folgte ein paar Kindern, die durch seine Aktion scheinbar auf den Geschmack gekommen waren. Das arme Schwein. Aber Shanaya folgte dem Weg des Mannes, verengte bei seinen Worten – und dem Anblick der Streitenden – leicht die Augen, ehe sie leise auflachte und dann den Arm, mit dem sie sich nicht auf die Krücke stützte, ausbreitete und andächtig Luft holte. „Diese Stadt braucht mehr Liebe. Das würde ihr gut tun.“ Er runzelte interessiert ob ihrer Aussage die Stirn und sagte: „Das ist eine gute Beobachtung. Aber Gott, nein, es sind nicht alles Trampel. Die Damen muss ich doch davon ausnehmen.“ Schließlich hielt er vor ihrer ausladenden Armbewegung inne und verzog ein bisschen den Mund. „Liebe, soso.“, kommentierte er und beobachtete, wie das eine Weib sich nun niederbückte, um eine ihrer Holzpantinen abziehen und mit hochrotem Gesicht auf die Nase der anderen zu zielen. Greo sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. „Oh, das war knapp. Ich sag dir, Liebe war bei denen das Problem. Möchte wetten, die eine hat sich an den Kerl des anderen rangeschmissen.“ Shanaya lachte, als Greo die Frauen aus dem 'Bauerntum' heraus nahm. „Also sind die Männer bei dir zu Hause alles Trampel und die Frauen kümmern sich um das Wichtige?“ Wieder huschte ein neckendes Grinsen über das Gesicht der Schwarzhaarigen. Eine der Streithähne machte sich schließlich auf und davon – was Shanaya nur noch breiter grinsen ließ. Man sollte sich nicht in der Öffentlichkeit ankeifen, wen es einem dann doch unangenehm wurde. „Tja... Manche Probleme kann man sich ganz einfach ersparen.“ Die Schwarzhaarige ließ den Arm nun sinken, strich sich dafür kurz über die Augen. „In dem Fall wird es sicher noch mehr Krieg zwischen ihnen geben...“ Er winkte ab. „Ach, scher das doch nicht alles über einen Kamm. Gibt solche und solche, auch vieles Weibsbild hat da keine reine Weste.“ Irgendwie bedauerte er es nicht allzu sehr, dass sich die Wege der streitenden Frauen trennten und wieder etwas mehr Ruhe auf der Straße einkehrte – von den paar Schaulustigen, die die Szenerie mit Kichern beobachtet hatten, mal abgesehen. „Sollen die mal. Betrifft uns ja nicht.“, meinte er schulterzuckend, „Da hast du schon ganz Recht. Manche Probleme kann man sich ganz einfach sparen.“ „Da mir Männer schon immer lieber waren als weibliche Gesellschaft... glaube ich dir das auf's Wort.“ Umso mehr fragte sie sich, wie Greos zu Hause war. Wie er gelebt hatte, bevor sie ihn auf die Sphinx geschleppt hatte. Shanaya stampfte zwei Mal mit der Krücke auf den Boden, ohne dabei groß etwas zu sagen zu haben. Viel mehr um einen Gedanken zu vertreiben, der sich ihr in diesem Moment aufzwingen wollte. Sie lachte leise. „Und das, wo ich mich selbst als so etwas wie eine Romantikerin betiteln würde...“ Gewiss nicht wie die, die man sonst unter diesem Begriff kannte. „Man muss einfach aufpassen, dass man nicht an die falschen gerät.“ Sie wusste nicht, wieso genau sie diese Worte sagte. Vielleicht, um sich selbst einfach daran zu erinnern. Wie beiläufig stieß er einen geöffneten Fensterladen mit einer leichten Handbewegung von sich weg. Wenn die Dunkelhaarige Männer lieber mochte, hatte sie sich offensichtlich die beste Berufung ausgewählt, die es gab. Viele Frauen waren in ihrer… nun… Szene nicht unterwegs und trotzdem gab es für sie durchaus die Möglichkeit, sich nach eigenen Fähig- und Fertigkeiten einzubringen. „Romantik. Ja ja. Du Süßholzrasplerin.“, murmelte er, weil ihn irgendeine Erinnerung im Hinterkopf kitzelte, die er zwar nicht mehr klar erfassen konnte, aber zu diesem Thema zu passen schien. „Gibt es ein Geheimnis, wie man nicht ‚an die Falschen‘ gerät?“, fragte er und setzte den letzten Teil des Satzes mit Fingerbewegungen in Anführungszeichen. Greo sagte Nichts mehr zu dem Thema 'Frauengesellschaft* und so ließ auch Shanaya dieses Thema ruhen, stattdessen ließ sie den Blick über ihre Umgebung schweifen. Es war nicht besonders viel los, hier und da standen vereinzelte Stände. Aber immerhin begegneten ihnen nicht zu viele Menschen. „Ich bin eben eine Romantikerin durch und durch. Im Gegensatz zu manchem Bauerntrampel.“ Ein vielsagender, aber gleichzeitig sanfter Blick galt dem Dunkelhaarigen. Er war eben wie er war. Und genau das mochte sie so an Greo. „Man kann einfach sein Gehirn benutzen. Wenn eines vorhanden ist. Dann wird man schon wissen, was gut für einen ist und was nicht.“ Für sie war das in diesem Moment vollkommen logisch. Seine Mundwinkel zuckten ob ihrer Anspielung auf den Bauerntrampel hin, aber er zog es vor, da nicht weiter drauf einzugehen. Das war eine unumstößliche Tatsache und dazu musste niemand mehr etwas erklären. „Kann man das?“, sinnierte er und legte eine kurze Pause ein. „Nicht jedes Arschloch zeigt sich offensichtlich als solches.“ Greo musste an sich selbst denken und verzog das Gesicht. „Urghs, vielleicht doch.“ Shanaya überlegte kurz, als Greo ihre Worte hinterfragte. Konnte man das? Die Antwort war sie vollkommen klar. „Davon bin ich überzeugt, ja.“ Was der Riese dann weiter sagte, ließ Shanaya leise auflachen. Das war wohl wahr... „Mit genug Menschenkenntnis erkennt man das aber trotzdem... wer sich dann noch verliebt...“ Sie zuckte leicht mit den Schultern, ignorierte, dass ihre eigenen Worte eine gewisse Unruhe in ihrem Inneren auslösten. Greo überlegte, wie er eine Antwort formulieren konnte, die sie nicht als naiv oder unerfahren dastehen ließ; er wusste, dass er damit einen Nerv treffen würde und er ahnte, dass er damit inhaltlich vor eine Wand prallte. Er ehrte ihre feste Einstellung, aber dennoch hatte er das Bedürfnis, ihr ein bisschen was mit auf den Weg zu geben. Das hatte er schon vorher manchmal versucht, meinte er sich zu erinnern, doch ob das wirklich zu ihr durchgedrungen war? „Ab wann hat man denn diese Menschenkenntnis?“, fragte er mit etwas zweifelndem Ton und konnte im Gegensatz zu ihr nicht lachen. „Der Punkt ist ja, dass der Verstand schnell mal ausgeschaltet wird. Und dann? Dann kann es schon zu spät sein.“ Nur kurz huschte Shanayas Blick zu ihrem Freund herum, dem sie fast ansehen konnte, dass er über ihre Worte nachdachte. Seine Frage ließ sie dann selbst, leicht nachdenklich, eine Augenbraue heben. "Ich denke... die hat man... oder eben nicht. Vielleicht kriegt man sie noch durch Erfahrung, aber sonst..." Sie schmunzelte leicht. Sie hatte genug Menschen kennen gelernt... ob sie diese Kenntnis nun besaß oder eben erworben hatte... Eine Frage, die nicht zu beantworten war. "Und ich denke, dass auch das etwas ist, an dem man arbeiten kann... Selbstkontrolle... Man muss sich nur genug anstrengen." Aus seiner Nase schnaubte ein undefinierbares Grunzen. Ein Hund in der Nähe schaute bei diesem Geräusch mit nach vorn gestellten Ohren aufmerksam zu ihnen hinüber. Das etwas struppige, offenbar verwahrloste Tier kam zögerlich ein paar Meter näher und heftete sich an die Fersen der beiden Piraten. Greo fummelte ein paar Krümel alten Essens aus der Hosentasche und ließ sie auf den Boden rieseln, während sie weiter ihren Weg bahnten. Der Hund saugte das spärliche Mahl auf und huschte ihnen weiterhin nach. „So, und du hast diese Kenntnis?“, fragte er, „Oder musst du auch noch dran arbeiten?“ Beides vielleicht. „Was sagt sie dir denn über mich?“ Einen Moment musterte Shanaya den Hund, der ihnen folgte, mit skeptischer Miene. Greo wirkte nicht wirklich wie der Typ Mensch, der sich gern in große Menschengruppen begab. Dafür schien er alles an Getier um sich zu scharen, was ihnen so begegnete. Eine Tatsache, die die junge Frau sanft schmunzeln ließ. Erst bei den Fragen des Dunkelhaarigen wandte Shanaya den Blick wieder zu ihrem Freund herum. „Natürlich habe ich das. Was für eine Frage.“ Sie grinste breit, ließ die Arme dann durch die Luft schwingen, warf noch einmal einen Blick zurück zu dem Hund, ehe sie antwortete. „Dass du viel, viel lieber mit Tieren als mit Menschen zu tun hast.“ Ein vielsagender Blick galt dem Farmer. Obgleich er ihnen folgte und etwas abzustauben versuchte, zog der Hund unwillkürlich die Lefzen etwas hoch und zeigte seine Zähne, sobald Greos Arm eine zu ausladende Bewegung machte, während er dem Tier etwas zu fressen zuwarf. Der Farmer maß der warnenden Geste nicht allzu viel Bedeutung bei und vermied schlichtweg den Blickkontakt zu dem kleinen Räuber. „Oh, beeindruckend.“, grunzte er, „Du zeichnest dich durch eine außergewöhnliche Beobachtungsgabe aus, denn das während sicher sonst nie jemandem aufgefallen.“ |