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Wiedersehen macht Freude - Shanaya Árashi - 19.04.2020

Wiedersehen macht Freude

Mittag des 04. Mai 1822
Ceallagh Hayes & Shanaya Árashi


Ihre Schicht war vorbei, die Sphinx lag ruhig auf den sanften Wellen, die gegen den Rumpf schlugen. Viel zu tun gab es für Shanaya in diesem Moment nicht, also schlenderte sie einfach über das Deck, bewegte sich auf die Treppe zu, die sie auf das dunklere Deck führte. Ein leises Summen auf den Lippen ließ sie den hellen Blick schweifen, erkannte dabei eine Gestalt, die sie aufmerksam ließ. Kurz erinnerte die Schwarzhaarige sich an ihre erste Begegnung mit dem Mann, seufzte dabei tonlos. Jeder hatte seine Chance verdient, nicht wahr? Ohne sich Mühe zu geben, besonders leise zu sein, näherte sie sich dem Blonden, ein gut gelauntes lächeln auf den Lippen, die Arme dabei hinter dem Rücken verschränkt und den blauen Blick offen auf den Älteren gerichtet. "Den ersten Tag gut überstanden?"

Wie so üblich hockte der Hüne mit einem Buch vor der Nase an Deck und gönnte sich seine wohl verdiente Pause. Nachdem gut die Hälfte der Crew dank heroischer Verletzungen nur noch halbwegs zu gebrauchen waren (Ceallagh wohl oder übel mit eingeschlossen) blieb ohnehin mehr Arbeit über, als sich auf eine Schulter allein aufteilen ließ. Eine Feuerprobe, die ihm ehrlich gesagt nur Recht kam, um seine Notwendigkeit auf diesem Schiff unter Beweis zu stellen. Denn ob es Luc nun gab oder nicht - weder wollte, noch konnte sich der Blondschopf darauf verlassen, dass diese Freundschaft seinen Vorbestand regelte. Sofern er überhaupt lange genug auf diesem Kahn blieb. Das war so ein Thema, mit dem er sich definitiv erst dann beschäftigte, wenn es soweit war. Schritte wurden zu seiner Linken laut. Doch brachten sie ihn kaum dazu, seinen Blick zu heben und sich in ein freundliches Geplänkel verwickeln zu lassen. Man lebte gemeinsam auf diesem Schiff. Zwangsläufig. Und mit Ausnahme von Trevor und Lucien gabs nur wenige Charaktere, die von großem Interesse für ihn waren. Womöglich noch Táron oder Liam, aus gegebenem Anlass. Doch der Rest? Nun ja. Erst als Shanaya neben ihm stehen blieb und zu ihm sprach, wanderten die blaugrünen Augen über den vergilbten Rand der Seiten zu ihr hinauf. Ihre Stimme hatte diesen seltsamen freundlichen Unterton, von dem er nicht genau wusste, ob er aufgesetzt oder echt war. Doch er spiegelte ihr Lächeln. Verwandelte es in ein verschmitztes Schmunzeln, während er einen Finger zwischen die Seiten klemmte und das Buch auf seine ausgestreckten Beine bettete. "Muss wohl irgendwas richtig machen. Oder hatte bisher mehr Glück als Verstand, dass mich noch niemand des Nachts mit nem Kissen erstickt hat." Was angesichts seiner Größe im Normalfall keine gute Idee war, in Anbetracht seiner Schulter aber kein Ding der Unmöglichkeit.

Mit dem ersten Blick hatte Shanaya schon etwas über den Fremden gelernt – er schien zumindest lesen zu können. Oder zumindest tat er so... dem würde sie sicher noch auf den Grund gehen. Er erwiderte ihr Lächeln, wie sie feststellte, als sie den Blick von seinem Buch zu seinem Gesicht hob. „Was nicht ist kann ja noch werden.“ Beinahe beiläufig zuckte die junge Frau mit den Schultern, ihre Stimme klang nach wie vor jedoch amüsiert. „Was liest du da?“ Ehrliche Neugierde schwang in ihrer Stimme mit, während sie mit dem Kopf leicht in die Richtung seines Buches deutete. „Man sieht hier selten genug jemanden mit einem Buch in der Hand. Da fällt einem das sofort auf.“

Machte sie ihm gerade ein unausgesprochenes Versprechen? Amüsiert zog sich die buschige Augenbraue nach oben und hinterließ ein verschmitztes Schmunzeln auf seinen Lippen. Wenn sie immer so eine große Klappe hatte, konnte das Leben auf diesem Schiff ja doch ganz lustig werden. "Ein Werk über die tragische Ironie des Lebens." Nicht, dass Macbeth darauf zu beschränken gewesen wäre, doch war es weitaus interessanter, wie lange sie sich mit dieser Antwort zufrieden geben würde. Oder ob es sie innerlich zerriss, mehr erfahren zu wollen. Sie erschien ihm wie jemand, der ziemlich neugierig werden konnte. "Du meinst, weil die meisten weder lesen noch schreiben können?", entgegnete er auf ihre offenkundige Verwunderung und hob den ledernen Einband zwischen seinen Fingern in die Luft. "Oder sich lieber mit nem Fass Rum, als nem alten Schriftwerk wie diesem, von nem noch viel älteren Greis des 14. Jahrhunderts abgeben?"

Für den Moment achtete Shanaya nicht auf die Züge des Mannes, betrachtete nur das Buch in seiner Hand. Die tragische Ironie des Lebens? Die junge Frau lachte amüsiert, richtete sich dann wieder ganz auf und musterte den Mann mit aufmerksamen Blick. „Also etwas ganz tiefgründiges.“ Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte. Vielleicht, dass er sich in irgendwelchen Büchern Bilder ansah? Aber so wurde sie zum Glück immer Mal wieder überraschte. Was er dann sagte ließ die Schwarzhaarige leise seufzen. „Irgendwie... ein bisschen von allem?“ Gut, sie griff auch nicht nach jedem Buch, das ihr unter die Nase kam... aber sie war dem deutlich zugetaner als der Großteil der Crew. „Wobei ein wenig mehr Bildung dem Ein oder Anderen gut tun würde...“

Er schenkte ihr ein zufriedenes Schmunzeln und zuckte mit dem hellen Haarschopf Richtung Schulter. Tiefgründig traf es eigentlich ganz gut. Politisch ebenso. Irgendeine Mischung aus psychologischem Fachbuch und anthropoligischer Fallstudie, wenn man es ganz genau nahm. Doch das stand hier weder zur Diskussion, noch würde es der Dunkelhaarigen viel bringen. Offensichtlich zählte er zu den wenigen auf diesem Schiff, die ein Buch nicht als Ansammlung guten Brennmaterials sahen. "Klingt ganz so, als hättest du jemanden Bestimmtes im Kopf." Sie konnte seiner Stimme anhören, dass ihn dieser Umstand amüsierte. Sofern sein Gesicht daraus überhaupt ein Geheimnis gemacht hätte. Denn er schmunzelte noch immer. "Du kannst es dir gern ausleihen. Vielleicht hilft es auch, um ein paar Gehirnzellen gerade zu rücken." Mit kräftigen Schlägen auf den Hinterkopf zum Beispiel.

Shanaya brummte nur leise zustimmend auf die Worte des Mannes. Nicht jeder, der keine Bücher anfasste, war direkt ein ungebildeter Tropf. Aber... Es gab eben solche und solche. „Leider viel zu viele. Aber da würde es vermutlich auch nicht helfen, wenn sie ganze Berge an Büchern lesen würden.“ Nein, bei den meisten war einfach jede Hoffnung fehl am Platz. Wo Nichts in der Birne war... Was der Blonde sann sagte ließ die junge Frau zuerst einen Moment etwas verwirrt blinzeln, ehe ihr Lächeln wieder ein wenig breiter wurde. „Damit wir uns über die Ironie des Lebens unterhalten können?“ Sie nickte. „Klingt gut.“

Ihre Enttäuschung war schon irgendwie amüsant. Sich so über die Dummheit anderer aufzuregen, auch wenn sie wirklich ihr bestes tat, um es nicht heraus hängen zu lassen, zeugte schon von einer hohen Meinung ihrer eigenen Person. "Du könntest sie auch einfach darunter begraben. Vielleicht wäre das hilfreich" Zumindest in dem Punkt, um sich dieses "Fußvolk"dauerhaft vom Leibe zu halten. Er selbst glaubte ja ziemlich fest daran, dass sich jeder Charakter für eine besondere Aufgabe eignete. Auch wenn sie darin bestand für die anderen als Kanonenfutter zu Enden. War ja nicht so, als hätte niemand die Entwicklung seines Lebens nicht selbst in der Hand. "Das oder darüber, wie unsinnig du das Buch findest. Hat ja jeder so seinen Geschmack." Ceallagh schmunzelte unter seinem blonden Bart hinweg, schob eine kleine Falte in die Seite.

Shanaya wog den Kopf bei den Worten des Mannes ein wenig zur Seite, schien einige Momente lang über seine Worte nachzudenken. „An sich eine gute Idee... aber die armen, verunstalteten Bücher...“ Sie zuckte locker mit den Schultern, ohne dass ihr Lächeln schwand. Blut bekam man ganz schlecht wieder aus Papier heraus, damit hatte sie schon Erfahrung gemacht. Was er dann über das Buch sagte, ließ die junge Frau leise auflachen. Ja, auch das war eine Möglichkeit. Und sie war eben niemand, der sich mit seiner Meinung zurück hielt. Sie nickte also nur zustimmend, ehe ihr Blick neugieriger wurde. „Wenn du solch ein tiefgehendes Buch bei dir trägst, hast du doch sicher noch andere dabei.“ Mehr eine ziemlich sichere Feststellung als eine Frage.

In der Tat. Die Bücher konnten nichts für die Dummheit der Menschen, die sie verschmähten. Doch eigentlich war er auch nicht davon ausgegangen, jemanden damit zu Tode zu prügeln. Er war ja kein Unmensch. Fast schon irgendeine sehr schwache Form eines Pazifisten. Sehr schwach, weil er bereits zwei Personen auf seiner Todesliste vermerkt hatte. “Sicher. Nicht so viele, wie ich gern hätte, weil mir dafür der Packesel fehlt…“ Geräuschvoll klappten die Seiten des Buches zusammen, das er mit beiden Handflächen schloss. “…aber zwei, drei sind noch mit an Bord. Interesse?“ Und wie sie das hatte. Er konnte es dem Funkeln ihrer blauen Augen entnehmen und dem leichten Zittern ihrer Fingerspitzen, die er nur aus den Augenwinkeln beobachtete. Dann grinste er. Breit und amüsiert.

Shanaya lauschte gespannt der Antwort des Mannes, musste darüber leise lachen. Ihm fehlte der Packesel? Soso. Sie hätte gewiss Nichts dagegen, einen Esel auf das Schiff zu holen. Nur... war er nicht so sinnvoll wie zum Beispiel die Hühner. Sie selbst hatte einen kleinen Teil ihrer Bücher in der Kajüte ins Regal verfrachtet. Aber auch diese Platz war begrenzt und nur die Bücher, die zur Navigation hilfreich waren, hatten ihren Weg dorthin gefunden. Als der Blonde das Buch geräuschvoll zusammen klappte, hob die junge Frau leicht eine Augenbraue, lachte dann noch einmal auf und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Unschwer zu erkennen, hm?“ Sie grinste amüsiert, fragte sich still, was er wohl noch für Bücher bei sich hatte.

Er verzog die Lippen und wog den Kopf zur Seite, als wollte er ihr schweigend mitteilen, dass es nicht ganz so eindeutig gewesen war, ob das, was sie da in ihrem Gesicht trug, wirklich auf Interesse schließen ließ. “Mh... unwesentlich.“ Entgegnete er mit einem amüsierten Funkeln in den Augen und schob das Buch in seine Gesäßtasche. Das Ziehen in seiner Schulter glitt dabei nur knapp als verkrampfter Kiefermuskel über seine Züge. Gott, diese Kugel war wohl aus purem Silber, wenn es ihn wie einen Werwolf innerlich zum Schreien brachte. Wäre er doch nur mehr Biest nach außen. Vielleicht hätte er sich dann die tiefe Schusswunde ersparen können. Bemüht entspannt schlenderte der Hüne an Shanaya in Richtung Unterdeck vorbei und sehnte sich just nach einer Zigarre. “Ich hätte eine Abenteuergeschichte dabei oder ein historisches Meisterwerk über die verschlungenen Pfade der Liebe.“ Wie von selbst glitten die grünblauen Augen in ihre Winkel, um aufmerksam das Gesicht der Jüngeren zu studieren.

Die Worte des Mannes und den Ausdruck in seinen Augen erwiderte mit einem ihrerseits amüsierten Schnaufen. Sie machte kein Geheimnis daraus, dass sie daran interessiert war. Wieso auch? Der Blonde verstaute das Buch, bemerkte dabei Nichts von dem Schmerz, der durch seine Schulter zuckte. Sie konzentrierte sich auf andere Dinge, achtete deshalb nur halbherzig auf den Mann. Trotzdem folgte sie ihm aufmerksam, hob bei seinen Worten nur leicht eine Augenbraue. „Irgendwelche Empfehlungen?“ Den Blick des Älteren erwidert sie mit einer munteren Miene. „Klingt ja beides ineterssant.“

Ungewöhnlich. Das war das Erste, das ihm durch den Kopf schoss. Doch nicht so absonderlich, dass er sich lange daran aufhielt. "Wenn du die klassische Romantikerin bist, wäre Letzteres etwas für dich." Mit einer Hand schob er die dunkle Tür nach innen auf und schlüpfte in das angenehme Zwielicht des Schiffes. Einzig und allein der seltsame Geruch nach Alkohol, Desinfektionsmittel und Blut schlug ihm gegen die Kehle. "Allerdings könnte eine Reise zum Mittelpunkt der Welt für eine Navigatorin ebenso lehrreich sein. Suchs dir aus."

Shanaya atmete mit einem schweren, überlegendem Seufzen aus, während ihr heller Blick noch einmal zu dem Blonden glitt. Was erwartete er jetzt wohl für eine Antwort? Sie folgte ihm weiterhin, grübelte dabei gespielt nachdenklich vor sich hin. „Tja, dann werde ich mich wohl Mal an beiden versuchen.“ Zufrieden mit dieser Antwort ruhten die blauen Augen auf dem Mann. „Dann kannst du dich direkt darauf vorbereiten, dass ich mich bei allen passenden Gelegenheiten bei dir bediene.“

Bei passender Gelegenheit? Wurde das hier zu einem "gib ihr den kleinen Finger und sie verschlingt die ganze Hand"? Ceallagh schmunzelte daraufhin nur mit einem sanften Zucken der dichten Brauen und wandte sich ab. Huschte durch die dunklen Schatten zu einem Schlafplatz hinüber, unter dessen durchgelegenen und ausgebeulten Leinen ein dunkler Sack ruhte. Es knackte, kaum dass sich der Hüne hinab begab und angestrengt mit einer Hand die Schlaufe zu lösen versuchte um Shanaya nach und nach die versprochenen Bücher hinauf zu reichen. In seinem Rücken stöhnte jemand, unweit entfernt im Lazarett. "Wiedersehen macht Freude.", flüsterte er letztlich der Jüngeren zu und schob sich eine Seite der Schlaufe zwischen die Zähne, um sie (auch einhändig) fest genug verschließen zu können.

Shanaya blieb hinter dem Älteren stehen, als dieser inne hielt und sich zu einem Beutel hinab beugte. Während Ceallagh sich mit einer Hand bemühte, den Beutel zu öffnen, ließ die junge Frau den Blick kurz schweifen. Sie hätte ihm helfen können, aber der Blonde wirkte nicht so, als wolle er sich helfen lassen. Als er ihr die Bücher reichte drehte Shanaya diese leicht hin und her, betrachtete sie einige Momente. „Mehr, als dass ich sie aus Versehen über Bord werfe, kann hier ja nicht passieren.“ Sie nahm beide Bücher vor die Brust, lächelte dem Blonden zufrieden an. „Vielen Dank. Die nächste Flaute kann kommen.“ Oder einfach Mal ein wenig Zeit, die sie sich für sich nehmen konnte.

Aus Versehen über Bord werfen. Nun. Sie könnte sie auch anzünden. Als Toilettenpapier missbrauchen oder als Basis für den Heuhaufen unten bei den Tieren nutzen. An Möglichkeiten mangelte es ihr nicht, doch Ceallagh stellte mit einem matten Lächeln fest, dass ihr wohl wenig daran gelegen war, sein Bücherabo auf eine Einmaligkeit zu reduzieren. “Kein Thema.“ Waren ja auch nur Bücher. Mit einem tiefen Atemzug wanderten die hellen Augen durch den Raum. Dann setzte sich der Hüne wieder in Bewegung an Deck. Dieser Geruch machte ihn hier unten noch wahnsinnig.

Der Blonde entgegnete nicht viel auf ihre Worte, was Shanaya jedoch nicht groß störte. Sie betrachtete noch einen Moment die Bücher, ehe sie sich entschloss, dem Mann vorerst zu folgen. Sie wollte sich die beiden Exemplare an Deck genauer ansehen und vielleicht führte Ceallaghs Weg ihn ja genau dorthin. Sie richtete den blauen Blick also wieder von den Büchern ab, musterte den Mann mit einer neugierigen Miene, während sie hinter ihm her trottete. „Was macht die Schulter? Meinst du, du schaffst es?“ Sie klang amüsiert, immerhin machte er nicht den Anschein, als würde er jeden Moment an Schmerzen oder einer Blutvergiftung dahin raffen.

"Mm?" Augenblicklich zogen sich die dichten, hellen Brauen zusammen und zogen den Blick des mittleren Hayes über seine Schulter zur kleinen Navigatorin zurück. Wie von selbst legte sich ein vielsagendes Schmunzeln auf seine Lippen. "Gerade so. Die Schmerzen sind bestialisch. Mal sehen, ob ich die nächsten Nächte damit überlebe." Klang er gerade ein wenig zu theatralisch? Ein bisschen zu amüsiert? Sie es drum. Sie lieferte ihm so schöne Steilvorlagen, dass er einfach nicht widerstehen konnte. So langsam gefiel ihm die Dunkelhaarige. "Aber nett dass du fragst. Wenn er ab muss, überlasse ich dir die Ehre." Unter Anleitung eines Doktors und der Einnahme etlicher Drogen und Schmerzmittel verstand sich. Doch das ließ sich aus seinem breiten Grinsen kaum herauslesen, während er mit der rechten Hand die Tür zum Deck aufschob und mit der Spitze seines Fußes das schwere Holz für Shanaya geöffnet hielt. "Hast du dich denn gut um unseren Freund gekümmert?" Plötzlich pflanzte sich ein anderer Ausdruck in seine Züge. Diese Note, die nur sanft in seinem Unterton mitschwang.

Die Schwarzhaarige erwiderte den Blick des Mannes mit weiterhin gut gelaunter Miene, lachte bei seinen Worten dann auf und zuckte leicht mit den Schultern. „Meinst du, es lohnt sich Wetten auf dich abzuschließen? Oder enttäuscht du mich dann?“ Ein grüblerischer Ausdruck huschte über ihr Gesicht, während sie den Älteren scheinbar prüfend musterte. Hmm... Als er ihr erklärte, dass sie ihm seines Armes entledigen durfte, wenn es nötig wurde, wog Shanaya den Kopf etwas zur Seite. „Nichts tue ich lieber, als Crewmitgliedern die Arme abzusägen.“ Aber er war doch sicher ein tapferes Kerlchen und würde das aushalten. Sie wog erneut den Kopf, als er ihr die Tür aufhielt und schließlich eine Frage stellte, die sie eine Augenbraue heben ließ. Sie wusste in diesem Moment nicht, wen er meinte. Vielleicht verdrängte sie dieses Wissen auch. „Wen meinst du?“

"Dich enttäuschen? Das fiele mir doch im Traum nicht ein." Er überlegte gar nicht erst, worauf sie in diesem Fall wetten würde. Es konnte entweder für ihn oder sie schlecht ausgehen, da war es fast schon langweilig darüber zu philosophieren und eventuell so etwas wie "Missmut" zu verspüren. Das nahm doch dieser derzeitigen Leichtigkeit jeden frischen Wind. So ein Unhold war er nun doch nicht. Nicht einmal zu sich selbst. "Versprich mir nur, nicht schief zu sägen. Wenn ich schon ein Krüppel sein muss, dann doch einer, dessen Arm nicht aussieht wie von einem Hai gerissen." Seine Mundwinkel klappten automatisch eine Sekunde hinab. Fast schon demonstrativ, um zu verdeutlichen wie abstoßend diese Erscheinung seiner Selbst wohl sein würde. Geräuschvoll fiel die Tür in den Rahmen, als Ceall von ihr abließ und mit ausdrucksloser Miene zu Shanaya hinab sah. Wusste sie gerade wirklich nicht auf wen er hinaus wollte? Er grunzte vor Lachen. Was für ein niedliches Ding. "Unseren allerliebsten Kapitän natürlich." Seine Schultern wippten auf und ab, während er sich lachend herum wandte und an seinen alten Posten an der Reling zurückkehrte.

Shanaya lachte über die Erwiderung des Mannes, irgendwie hatte sie ihn so eingeschätzt. Er schien immerhin genug Humor, auch über sich selbst, zu besitzen, sodass er sich nicht direkt von ihr provoziert fühlte. Auch Mal ganz angenehm, immerhin war das viel zu selten geworden. Dass er jedoch einen hübschen Stumpf haben wollte, der nicht nach einem Haiangriff aussah, ließ sie gespielt überlegend schnaufen. „Das kommt ganz auf dich an. Wenn du schön brav still hältst, lässt sich das bestimmt irgendwie einrichten. Aber ich wette einfach Mal darauf, dass du das ganze unbeschadet überstehst.“ Und das hieß schon etwas, immerhin hätte sie bei genügend Mitgliedern dieser Crew auf das Gegenteil gesetzt. Das leise Knatschen der Tür verschaffte ihr noch einen Moment länger um über seine vorherige Frage nachzudenken, darüber, was sie antworten sollte. Natürlich meinte er Lucien. Talin kam ihr zwar bei dieser Erwähnung auch in den Kopf – immerhin hatten sie zwei Captains – aber... sie hatte die Blonde nicht mit dem Mann zusammen gesehen. Also blieb vorerst nur ein Schluss. „Den habe ich zusammen geflickt, kurz nachdem du das Schiff betreten hast. Ich denke, der sollte auch wieder werden.“ Ihre Stimme klang belustigt, beinahe beiläufig.

Brav still sitzen, während sie ihm den Arm absäbelte. Auf welchem Planeten lebte sie? "Schonmal nen Fisch gebraten, der nicht in der Pfanne zappelt?" Ceallagh gab ein entrüstetes TS von sich und schüttelte den Kopf. Still halten. Also echt. "Aber es beruhigt mich, dass du den Glauben an den Fortbestand meiner Art nicht verloren hast." Was eigentlich schon irgendwie ein Kompliment war, wenn sie es sagte. Wenn auch mit diesem Schalk in den Augen, der ihn augenblicklich zu seinem Grinsen zurückkehren ließ. Gelassen glitt sein Körper gegen das dicke Holz und lauschte den Ausführungen der Dunkelhaarigen. Lucien. Dieser kleine Stinker. Nach all den Jahren und dem, was er über ihn in Erfahrung bringen konnte, war der Hayes froh, dass er noch lebte. Wäre doch traurig, wenn er ihn binnen weniger Tage an eine Infektion verlieren würde. "Gut. Ich hatte schon Sorge, dass er auf dem Weg zurück verblutet." Angesichts der Menge roten Lebenselixiers, das sich unaufhörlich in den Stoff seines Hemdes gesaugt hatte, erschien Ceallagh diese Vorstellung nicht unrealistisch. "Scheint mir, als wären die Damen auf diesem Schiff weitaus robuster als Unsereins." Sein Grinsen ebbte zu einem sanften Schmunzeln ab, während sich die blaugrünen Augen auf das Gesicht der Dunkelhaarigen fixierten.

Shanayas Grinsen wurde bei den Worten des Blonden deutlich breiter. „Ein Fisch ist meist auch tot, wenn man ihn brät. Ich denke, wenn du nicht mehr atmest, braucht dir auch niemand den absägen.“ Zumindest hatte sie noch nie einen lebendigen Fisch gebraten. Aber da war sie so oder so raus, egal ob das Schuppentier lebte oder nicht. Ceallagh lehnte sich an das Holz und Shanayas blaue Augen musterten ihn aufmerksam, während ihre Finger noch immer die Bücher festhielten. Vielleicht ganz gut so, jagten seine Worte ihr Herz doch einige Takte schneller voran. Und so hatte sie etwas, um ihre Hände zu beschäftigen. Ihr Blick wurde bei diesem Gedanken ein wenig sanfter, wärmer. „Der ist auch hart im Nehmen, so schnell kriegt man ihn glaube ich nicht klein.“ Ein leises Seufzen folgte, ehe sie über Ceallaghs Worte lachte, den Blick aus seinen Augen voller Ruhe erwiderte. „Da liegst du ganz richtig mit. Die meisten 'Männer' hier sind... eher zart besaitet.“

Ha, Klugscheißer! "Ich sollte dir mal eines dieser Bücher besorgen, in denen ziemlich detailliert über Totenbeschwörungen geschrieben wird. Vielleicht erkennst du dann den Wert dieses wunderschönen, wenn auch nutzlosen Armes." In einer fließenden Bewegung glitten die ausgestreckten Finger seiner Rechten an der Silhouette seiner Schulter hinab zum linken Handgelenk. Was er ihr nicht sagte war, dass Gliedmaßen wie Organe ziemlich teuer auf Schwarzmärkten gehandelt wurden. Woher er das wusste? Nun. Er kam halt viel rum. Und besser man war über gewisse Aktivitäten informiert, wenn man sich in die tiefsten Abgründe der Schmugglerszene begab. "Oh ja. Zäh wie ausgekochtes Fleisch", bestätigte er mit hinauf schnippenden Augenbrauen ihre Worte und stützte sich mit der rechten Hand auf der Reling ab. "Zart besaitet also?" Das süffisante Grinsen stahl sich auf seine Lippen zurück. Klang ja als hätte er hier das ein oder andere Weichei an Bord. "Muss anstrengend sein." Immerhin würde sie dann wohl viele Dinge selbst erledigen wollen, wenn auf die Männer dieses Schiffes kein Verlass war. Oder?

Shanaya erwiderte auf diesen Vorschlag hin ein ehrliches Lachen. „Nur zu, ich bilde mich gern in jedem Bereich weiter. Und ich bin mir sicher, du kannst deinen Arm bald wieder für alles verwenden... wofür ein Mann von Welt ihn so braucht.“ Ein vielsagendes Grinsen galt ihm, während sie beobachtete, wie er über seinen Arm strich. Sie war froh, nicht so eingeschränkt zu sein. Bisher war sie ganz gut davon gekommen. „Mindestens. Er hätte sich so bestimmt auch noch in einen weiteren Kampf geschmissen, wenn es nötig gewesen wäre.“ Sie lächelte über ihre Worte, schüttelte dann leicht den Kopf und konzentrierte sich nicht weiter auf dieses warme Gefühl, sondern auf Ceallaghs Worte. „Ziemlich. Wenn man als Frau mehr in der Hose hat als die meisten Männer auf diesem Schiff...“

Ceallagh grunzte. Mann von Welt. Wenn es nicht so ironisch gemeint gewesen wäre, hätte er ihr definitiv beigepflichtet. So nickte er nur bestätigend auf ihre darauffolgenden Worte und begnügte sich damit, nicht auszusprechen, was eigentlich durch seinen Kopf huschte. Dass Lucien nicht immer ein ziemlicher Sturkopf gewesen war und er wohl nicht gerade unschuldig an der Entwicklung war. Wenn er an das Weichei von einem Jungen zurück dachte, blieb ihm ein fast ein Seufzen im Halse stecken. "Trifft das auch auf Talin und diese andere Dunkelhaarige zu?" Er wusste weder wie sie hieß, noch woher sie kam. Bis jetzt.

Ceallagh erwiderte Nichts außer einem eindeutigen Geräusch und Shanaya schmunzelte nur vor sich hin, betrachtete dann noch einmal Erst als der Blonde wieder sprach, hob die junge Frau den Blick, musterte ihn und grinste schließlich breit. „Finde es heraus. Dann kannst du dich selbst davon überzeugen.“ Ihre Antwort wäre ein deutliches Ja gewesen, aber sie wollte dem Mann ja nicht die Überraschung nehmen. Und ihn nicht traurig stimmen, dass die meisten seiner Geschlechtsgenossen hier ziemlich verweichlicht waren. Vielleicht war er da ja eine der wenigen Ausnahmen. Es blieb zu hoffen. „Ich denke, ich werde jetzt deine kleinen Schätze in Sicherheit bringen, bevor sie mir doch noch aus Versehen vom Schiff fallen. Wir werden uns jetzt ja öfter über den Weg laufen.“ Ein gut gelauntes Grinsen galt dem Mann, sie wartete noch auf eine Reaktion, ehe sie sich zum Gehen wandte.