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The Demand of Flags in Times of War - Druckversion

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The Demand of Flags in Times of War - Lucien Dravean - 21.01.2020

Die Szene spielt etwa 15 Minuten nach der Abstimmung über das Vorgehen auf Mîlui und die Wahl eines Quartiermeisters. Letzteres wurde vorläufig vertagt. Die Sphinx liegt noch immer in der versteckten Bucht und die Crew bereitet sich aufs Auslaufen mit der nächsten Flut vor. Cornelis und Scortias bleiben an Bord und begleiten die Mannschaft zunächst bis zur nächsten Insel, bevor sie sich entscheiden müssen, ob sie bleiben, oder nicht. Ryan ist ebenfalls noch an Bord und kann sich frei bewegen. Seit der Flucht von der Morgenwind sind 11 Tage vergangen.

26. März 1822 | provisorisches Lazarett der Sphinx | gegen Mittag

Er hatte nicht erwartet, dass es derart anstrengend sein würde, so lange nur zu stehen. Und doch spürte er nun, gute zehn Minuten nachdem sich die kleine Versammlung an Deck aufgelöst hatte, wie sich Erschöpfung bleiern über seine Glieder legte. Sein Herz schlug schnell, mühsam, pumpte Blut durch Muskeln, die gerade erst begannen, wieder zu wachsen. Aber an seinem Körper gab es ja immer noch nicht viel, woraus er Kraft hätte schöpfen können. Obwohl er mit dem Arbeiten längst wieder begonnen hatte, war er immer noch nicht so weit, dass er Anstrengung eine Weile durchhielt, ohne zu ermüden.
Und anstrengend war diese Begegnung unter der sengenden Sonne definitiv gewesen. Aspens offensichtliches Missfallen gegen einen zweiten Captain, Gregorys Bedenken diesbezüglich. Das Missfallen, das bei der Frage nach einem Quartiermeister entstanden war. Mit Sicherheit nicht die erste unangenehme Auseinandersetzung mit einer Crew in seinem Leben – aber mit siebzehn oder achtzehn war er gesünder gewesen, als jetzt. Gefestigter.
In der Kapitänskajüte goss sich Lucien einen Krug voll Wasser ein, trank ihn in einem einzigen Anlauf leer und stieß schließlich leise die Luft aus. Ruhe gönnte er sich vorerst keine, obgleich er am Vormittag noch unterwegs gewesen war und sein Körper die Pause gut hätte vertragen können.
Noch nicht. Ihn ließ da etwas nicht los.
Also stellte er den Krug ab, verließ die Kajüte und machte sich auf den Weg unter Deck, wo die Mannschaft nach dem Überfall auf die Morgenwind ein provisorisches Krankenlager errichtet hatte. Leise Geräusche hinter dem Vorhang verrieten dem Dunkelhaarigen, dass Gregory bereits wieder seiner Tätigkeit nachging – oder irgendeiner Tätigkeit zumindest. Doch er sah den Älteren erst, als er die Treppe, die er hinunter gekommen war, umrundet hatte und einen Blick durch die Öffnung in den Vorhängen werfen konnte. Unterhalb der Treppe blieb er stehen, beobachtete den Mann einen kurzen Moment lang, bevor er die Hand hob und vernehmlich gegen das Holz der Stufen klopfte, um auf sich aufmerksam zu machen.

Gregory.

Eine Feststellung, keine Frage. Es schwang auch nicht die unausgesprochene Erkundigung darin mit, ob sein Gegenüber überhaupt Zeit für ein Gespräch hatte – wie es vielleicht angebracht gewesen wäre. Lucien wartete lediglich, bis der Arzt sich ihm zuwandte, bevor ein flüchtiges Lächeln über seine Lippen huschte und er unverblümt, wenn auch mit freundlicher Tonlage, das Thema ansprach, das ihn hergeführt hatte.

Ich hoffe, du nimmst dir die Ablehnung der anderen nicht zu sehr zu Herzen?



RE: The Demand of Flags in Times of War - Gregory Scovell - 11.03.2020

Die Versammlung war mal wieder wie erwartet verlaufen:
Misstrauen, Unverständnis, Abneigungen.
Greg seufzte.
Ob die Captains hier Ellhan ähnlich waren und über den Tellerrand schauten?
'Well, wir werden sehen.'
Doch so sehr er auch versuchte, die Besprechung hinter sich zu lassen, trockene Verbände aufrollen war nicht gerade Geistig fordernd.
Wie hatte Rayon das doch einmal ausgedrückt:

"Die meisten Leute interessiert nur das Essen, das ihnen am Besten auch noch schmeckt. Sie wollen nicht in den Topf oder die Vorratskammer schauen. Auch nicht, wenn es nicht schmeckt. Dann wollen sie sich lieber beschweren. Zu sagen, das es einen stört ist einfacher als nach Lösungen zu suchen. Sie handeln lieber aus dem Bauch heraus, als nachzudenken. Etwas, was du vielleicht auch häufiger tun solltest!"

Die Erinnerung an den alt Scherz ließ ihn schmunzeln. Er wusste, dass Rayon hinter ihm stand und es schätzte, dass Greg überlegt und aus Überzeugung heraus handelte.

Schritte erklangen auf dem Niedergang.
Hier auf der Sphinx, mit so wenigen Leuten, war das ungewöhnlich genug, dass er aufhorchte.
Und tatsächlich kamen sie zu ihm. Trotzdem griff er den nächsten Verband und fing an, die erste Hälfte noch an der Leine aufzurollen. Unbeirrt arbeitete er weiter, obwohl ihm klar war, dass ihn jemand beobachtete. Erst auf das Klopfen und seinen Namen reagierte er, ohne sich seinem Besuch zuzudrehen.

"Captain."

Auch hier eine ruhige Feststellung.
Der ältere Scovell hatte damit gerechnet, auch, dass es eher der Bruder sein würde. Talin schien ihm mehr eine Person der Tat zu sein.
Erst, als der Stoffstreifen von alleine von seiner Aufhängung glitt, wandte er sich herum und erwiderte das Lächeln. Mit einem Hauch Ironie antwortete er:

"Warum sollte ich? Sie haben sich alle genau so verhalten, wie ich es von ihnen erwartet habe."

Beiläufig beendete er seine Arbeit, legte sie beiseite und fing mit dem nächsten Stoffstreifen an. Da er das Gespräch aber nicht im Keim ersticken wollte, erkundigte er sich über die Schulter:

"Aber es scheint euch zu beschäftigen.
"Warum?"



RE: The Demand of Flags in Times of War - Lucien Dravean - 28.03.2020

Gregory schien auf Anhieb zu ahnen, wer hinter ihm stand. Er drehte sich zumindest nicht um, als er ihn begrüßte. Erst, als sich der Stoffstreifen von der Leine löste und ihm damit den nötigen Bewegungsspielraum ließ – ob nun als Vorwand oder doch ganz ernsthaft – wandte der Arzt sich zu dem Dunkelhaarigen um.
Aus reinster Gewohnheit beobachtete Lucien aufmerksam. Mimik, Gestik, Verhalten, Tonlage. All das registrierte er. Weil er einst, vor vielen Jahren, gelernt hatte, wie wichtig das war. Augenscheinlich ließ er sich jedoch von nichts dergleichen aus der Ruhe bringen. Wenn er zu irgendeiner Feststellung gelangte, behielt er sie für sich und reagierte darauf nicht.
Stattdessen entwand sich ein amüsiertes Glucksen seiner Kehle.

'Euch'? Ich hoffe, du meinst meine Schwester und mich. Und redest mich nicht gerade an, als hätte ich auch nur einen Tropfen adligen Blutes in mir.

Mit einem flüchtigen Schmunzeln schüttelte er den Kopf, änderte nur beiläufig seine Position und lehnte sich mit der Schulter gegen eine Stufe des Niedergangs, während er Gregory bei seiner Arbeit beobachtete. Dann kam er auf das eigentliche Thema zurück.

Ich habe früh gelernt, wie wichtig die Stimmung innerhalb einer Crew sein kann. Deshalb interessiert es mich. Und vor allem interessiert mich, ob Talin und ich deine Sorgen etwas mildern konnten, die dir eine mögliche Uneinigkeit zwischen uns offenbar macht.



RE: The Demand of Flags in Times of War - Gregory Scovell - 09.04.2020

Luciens Heiterkeit ließ ihn eine Augenbraue hochziehen, doch zunächst antwortete er nicht. Auch den scheinbaren Themenwechsel quittierte er nur mit kurzem zucken des Mundwinkels, sah ihn aber nicht an, arbeitete stattdessen schweigend weiter und dachte dabei gründlich über seine Antwort nach.

"'Ihr' muss sich nicht auf blaues Blut beziehen, es ist auch eine Form des Respekts, zumindest freiwillig angewandt", teilte er schließlich sachlich der Wäschleine vor sich mit, "manchmal vielleicht auch Hohn oder einfach Vorsicht."

Halb drehte er sich dem Grünäugigen zu, musterte ihn mit kühler Mine über die Schulter.

"Woher sollte ich bis jetzt wissen, ob ihr nicht darauf besteht, so angesprochen zu werden, egal ob es euch zusteht oder nicht?"

Er überließ es Lucien selbst zu entscheiden, ob er damit ihn oder beide Captains meinte. In seiner Stimme lag eine leicht Provokation bei den Anreden, und es blitzte dabei in den hellen Augen. Erst als er geendet hatte, ließ er, mit leichtem Kopfschütteln, das Grinsen zu und wandte sich gänzlich zu Lucien herum.
Danach wurde er allerdings schnell wieder ernst und zog den Stoffstreifen von der Leine.

"Da ich weder dich, noch deine Schwester, näher kenne, kann ich nicht beurteilen, ob ich mich mit meinen Überlegungen irre.
"Ich bin lieber vorsichtig.
"Und spreche die Sachen an, die mich beschäftigen. Wenn das den Captains zu unbequem ist, kann ich das auch lassen.
"Meiner Erfahrung nach hilft es allerdings mehr, als es stört.
"Was mir in diesem Punkt Sorgen macht, ist, was dieses Auftreten in der Besatzung auslösen könnte. Ungewissheit wächst sich schnell aus, egal ob es dabei um fehlende Klarstellung oder Zuständigkeit geht."


Wieder erreichte die Binde ihr Ende und Greg legte sie beiseite.

"Gerade auf einem Schiff in so einem Zustand."

Seine Hand machte eine weitschweifige Geste.

"Da ist jedes beseitigte Problem eine potentielle Meuterei weniger, egal wie gut ihr derzeit meint eure Crew zu kennen."



RE: The Demand of Flags in Times of War - Lucien Dravean - 03.05.2020

Mit jedem Wort des Arztes wurde das belustigte Funkeln in den tiefgrünen Augen deutlicher. Respekt oder Spott in der Anrede? Beides beeindruckte den Dunkelhaarigen sichtlich überhaupt nicht. Auf ein Siezen legte er keinerlei gesteigerten Wert – nicht als Captain und auch nicht als einfacher Mann – und Beleidigungen gegen ihn perlten üblicherweise an ihm ab wie Wasser am Gefieder einer Ente. Ganz gleich, von wem sie kam.
Er antwortete deshalb auch nicht sofort, sondern ließ Gregory ausreden, nickte zwischenzeitlich nur kurz, um zu signalisieren, dass er aufmerksam zuhörte. Doch der amüsierte Ausdruck auf seinen Zügen hielt sich trotz des ernsthaften Themas beständig.

Du bist also so vorsichtig und redest mich – oder Talin und mich – mit aller gebotenen Höflichkeit an, weil du nicht weißt, ob wir das wollen oder nicht... Aber du sprichst vor versammelter Mannschaft an, was dich stört, ohne zu wissen, ob wir dich dafür kielholen würden? Das halte ich allerdings für nicht besonders vorsichtig.

Freundschaftlicher Spott schwang in seiner Stimme mit, der mehr als deutlich machte, wo er hier den Fehler in der Logik sah. Allerdings machte er auch deutlich, dass Gregory weder bei dem einen noch bei dem anderen Umstand irgendetwas zu befürchten hatte.

Ich verstehe deine Sorge was die bestehende Unsicherheit angeht. Allerdings habe ich eher den Eindruck, du überträgst deine Unsicherheit auf den Rest der Crew. Die Mehrheit hat sich für ein Verschieben der Quartiermeisterwahlen ausgesprochen. Denkst du, sie würden das tun, weil ein nicht besetzter Posten sie verunsichert? Oder ein zweiter Captain?“ Er schüttelte leicht den Kopf und der gutmütige Spott wich von seinen Zügen, machte schlichter, freundlicher Gelassenheit Platz.

Wie dem auch sei.. Ich möchte dir versichern, dass wir die Wahl eines Quartiermeisters nicht länger aufschieben, als unbedingt nötig. Diese Mannschaft ist jung und ich verstehe den Wunsch vieler, erst einmal zusammen zu wachsen. Gib ihnen diese Zeit. Dass du glaubst, du dürftest deine Meinung mir oder meiner Schwester gegenüber nicht frei äußern, sagt mir, dass du das genauso nötig hast, wie der ganze Rest von uns. Lass Talin und mich erst einmal beweisen, was für Captains wir sind.