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Some Things never change - Shanaya Árashi - 30.06.2019


Some Things never change

Vormittag des 19. April 1822
Trevor Scovell & Shanaya Árashi


Alle Arbeiten waren erledigt, das Schiff wurde nur noch von den sachten Bewegungen der Wellen geschaukelt. Jetzt konnte Shanaya durchatmen, den Abend ausklingen lassen. Sie hatte sich etwas Zeit für sich allein genommen, hatte an der Reling gestanden, bis das letzte Licht der Sonne erloschen war. Erst dann hatte sich die junge Frau auf den Weg unter Deck gemacht, halbherzig den Stimmen gelauscht, die aus allen Ecken des Schiffes zu ihr drangen. Aber ihr Weg führte sie noch eine weitere Treppe nach unten, dorthin, wo das leise Scharren und Gackern der Hühner zu hören waren. Die Schwarzhaarige hatte kein bestimmtes Ziel, sie wollte sich nur noch ein wenig die Beine vertreten, bevor sie sich den Rest des Abends auf eine der Kisten sinken ließ. Und das ließ sich doch wunderbar mit einem kleinen Besuch bei den Federviechern vereinbaren, deren Käfig im nächsten Moment vom Licht einer Laterne erleuchtet wurde, die Shanaya ruhig in die Höhe hielt.

Also: Shanny war nicht in ihrer Hängematte und auch nicht darunter und auch nicht in der von Aspen, Greo oder Ryan oder in Trevors eigener (er hatte zwei Mal nachgeguckt). Außerdem war sie nicht in der Kombüse und nicht im Munitionslager. Damit blieb also nur noch der ganze Rest des Schiffs. Und eventuell des Ozeans. Fröhlich vor sich hinsummend hüpfte Trevor in Richtung der Treppe zum Hauptdeck. Er war inzwischen richtig gut im Einbeinighüpfen! Sein unverletzter Fuß steckte in einem Stiefel, der andere noch immer in Gregs Stützverband. Trevors linke Hand wiederum steckte in dem zweiten Stiefel, was seine Balance gerade weit genug durcheinanderbrachte, um zu beweisen, wie unheimlich geschickt er sich anstellte. Er änderte seine Pläne abrupt, als er am Niedergang zum Laderaum vorbeikam. Ha! Da flackerte doch ein Licht herauf! Das war ein neuer Rekord! Leise kletterte er die Treppe herab, bis er halbwegs sicher war, dass er sich nicht den Schädel an der Decke einschlagen würde. Dann setzte er zum Sprung an und – „BUUH!“ – landete mit einem lauten Poltern und unter dem begeisterten Gezeter der Hühner hinter Shanny auf den Planken.

Im spärlichen Licht der kleinen Laterne beobachtete Shanaya die Hühner, die ein wenig aufgeregt durch ihren Käfig huschten in Erwartung von etwas Gutem oder Schlechtem. Aber außer ihrer Gesellschaft hatte sie Nichts für das Federvieh... und kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende gedacht, bekamen sie noch mehr davon. Aufgeschreckt gackerten die Hühner herum, liefen nun scheinbar erschrocken im Kreis. Shanaya selbst war zusammen gezuckt, hatte die Stimme jedoch sofort erkannt und lautlos geseufzt. Er hatte sich Mal wieder angeschlichen und sie in einem Moment erwischt, in dem sie sich auf die Tiere konzentriert hatte. Einige Augenblicke zögerte die Schwarzhaarige, drehte sich dann aber betont langsam zu Trevor herum und hielt die Lampe zwischen sie, sodass ihr Gesicht gerade noch etwas Licht ab bekam. Dazu setzte sie eine eindeutige Grimasse auf. „Ich bin dein schlechtes Gewissen. Ich bin hier, um dich für all deine Sünden büßen zu lassen...“

Trevor stolperte erschrocken einen Schritt zurück und griff sich mit beiden Händen – okay, mit einer Hand und einem Schuh – an die Brust. „Oh nein“, keuchte er, „du bist es! Du hast mich gefunden! Nach all den Jahren des Versteckens, Selbstbelügens und schwarzmagischer Rituale mit halbtoten Katzen und Fischinnereien!“ Er stöhnte gequält auf, verdrehte die Augen nach oben und lies sich rücklings gegen die Wand neben der Treppe fallen. „All die schlimmen Dinge, die ich in meinem kurzen Leben getan habe, sie ziehen an mir vorbei! Und ich bereue –“ Er hielt inne. Runzelte die Stirn. Kniff die Augen zusammen. Und zuckte mit den Schultern. „Nein, eigentlich bereue ich nix davon. Mein Gewissen ist so rein und weiß wie mein Hemd!“ Er stieß sich schwungvoll von der Wand ab und drehte eine Pirouette, damit sein selbsternanntes schlechtes Gewissen das gelbliche, etwas fleckige Kleidungsstück bewundern konnte, das sauberste in seinem ganzen Besitz. Es war wirklich schick. „Und außerdem“, grinsend deutete er mit der Stiefelspitze, die seine linke Hand darstellte, auf Shanny, „hab ich dich gefunden, und zwar in Rekordzeit, jawohl! Versteckst du dich hier unten etwa vor deinem eigenen Gewissen, unter den Hühnern?“ Er blickte sie schockiert an, ohne dass das Grinsen ganz aus seinem Gesicht verschwand.

Trevor war ein Schauspieler, in jeder Hinsiccht. Sie wusste, bevor er überhaupt die Zeit hatte zu reagieren, dass sie jetzt etwas geboten bekommen würde. Und er enttäuschte sie nicht, zog eine Show ab, die... typisch Trevor war. Hochdramatisch. Zumindest bis zu dem Punkt, an dem er etwas bereute. Oder eben nicht. Nachdem er erst zurück gestolpert war, drehte er sich nun im Kreis und die Schwarzhaarige nickte anerkennend. „Wirklich, ich habe noch nie ein so schön dreckig weißes Hemd gesehen. Und so eine wunderbare... Stiefelhand...“ Skeptisch musterte sie den Schuh, der durch die Luft gewedelt wurde. Trevor war einfach aus jedem Winkel eine Klasse für sich. Seine nächsten Worte ließen die junge Frau erst blinzeln, dann zog sich ein hämisches Grinsen auf ihre Züge, mit dem sie einen Schritt näher an den Älteren heran trat. „Ich habe jemanden umgebracht – und jetzt will sich mein Gewissen an mir rächen...“ Mit Trevor konnte man so etwas ja machen.

Trevor war einen Moment abgelenkt von dem Kompliment für seine Stiefelhand. Entzückt klopfte er mit der freien Hand ein bisschen Dreck von der Schuhsohle. Jetzt wo sie es sagte – er war ein wahres Designergenie! Nur an dem Namen ließ sich vielleicht noch etwas arbeiten, bisschen mehr Kreativität und so. Als Shanny einen Schritt näher trat, lies er den Handschuhschuh (hm, nein, da ging noch was) rasch sinken. Wo waren sie gewesen? Ah ja. Verschwörungsmodus! Er riss die Augen auf und beugte sich näher zu ihr. „Wen?“, flüsterte er atemlos. Er fand einen Toten ein bisschen wenig, aber vielleicht war es ja jemand ganz Schlimmes. Der Süßigkeitenverkäufer von seiner Heimatinsel zum Beispiel. Trevor schauerte. „Wie gut, dass ich dich gefunden habe, bevor es dich erwischt hat! Zufällig bin ich der beste Gewissensbekämpfer auf dem Ozean!“ Er stemmte stolz seine Hand und seine Nicht-Haken-sondern-Stiefel-Hand in die Hüften.

Shanaya beobachtete Trevor mit einem leisen Seufzen – er war so leicht abzulenken. Wie er nun den Dreck von seinem Stiefel klopfte... Genauso schnell konnte er jedoch scheinbar auch wieder umschalten, sprang zum nächsten Thema und lehnte sich ihr ebenso etwas entgegen. Als er fragte, wen sie umgebracht hatte, wurde das Grinsen auf ihren Lippen ein wenig breiter. „Die echte Shanaya.“ Sie hob eine Augenbraue, ließ den Mann jedoch nicht aus den Augen, um seine Reaktion nicht zu verpassen. „Umso besser, dass du jetzt da bist. Nachher rächt sie sich noch an mir und ihr habt gar keine Shanaya mehr. Was für eine grausame Vorstellung!“


RE: Some Things never change - Shanaya Árashi - 18.01.2020

Trevor riss die Augen auf und zuckte zurück. „Die echte Shanaya?“, wiederholte er flüsternd. Er setze zu einem Grinsen an, hielt inne, runzelte die Stirn, pflückte Shanaya-und-doch-nicht-Shanaya die Laterne aus der Hand und inspizierte das Mädchen damit von oben bis unten und dann noch mal bis oben. Und wenn er schon mal dabei war, konnte er ja auch einmal um sie herumgehen. Zuletzt hielt er ihr die Laterne direkt unter die Nase und kam mit seiner eigenen so nahe, dass er sein Spiegelbild in ihren Augen sehen konnte. Er wank ihm probehalber fröhlich mit seiner Stiefelhand zu. Mini-Trevor wank zurück. Hieß das –? Aber nein, er bezweifelte, dass er einen heimlichen Doppelgänger hatte, der herumlief, Shanaya tötete und sich dann in ihrem Körper versteckte. Trevor schauerte. Er wäre nämlich viel besser im Verstecken gewesen! „Ich finde, du siehst sehr shanayahaft aus“, schloss er seine Inspektion zufrieden ab – er hätte wirklich Detektiv werden sollen! „Sie wird dich bestimmt gar nicht erkennen, wenn sie kommt! – Wann hast du sie denn umgebracht?“, fügte er betont beiläufig hinzu und teste, ob er den Henkel der Laterne über seine Stiefelhand hängen konnte.

Shanaya hob auf Trevors Nachfrage nur vielsagend eine Augenbraue, nickte dabei aber vollkommen toternst. Dann schnappte ihr Gegenüber sich die Laterne, womit die Schwarzhaarige die Hand sinken ließ und den Mann dabei beobachtete, wie er sie genau inspizierte. Er kam ein ganzes Stück näher, winkte mit seinem Stiefel und Shanaya konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Trevor war wirklich nicht die hellste Kerze – und trotzdem hatte er mehr auf Lager als manch anderer auf diesem Schiff. Da konnte man über gewisse Dinge hinweg sehen. „Das ist der Sinn dahinter, sonst würde mich ja jeder erkennen.“ Seine nächste Frage ließ sie lautlos seufzen, womit sie die Stimme zu einem leisen Flüstern senkte. „Auf Milui, ich habe sie überrascht, als sie sich gerade die Köstlichkeiten der Insel angesehen hat!“

„Wie hinterhäl – au!“ Trevor wollte sich erschrocken die Hand vor den Mund schlagen, bekam aber stattdessen einen Stiefel ins Gesicht. Oh hey, so eine Stiefelhand eignete sich ja ganz hervorragend für Faustschläge! Bloß ohne Faust natürlich, sondern eben mit Stiefel. Ein Stiefelschlag. Das musste er sich unbedingt für den nächsten Kampf merken! Kurz beäugte er misstrauisch die Laterne, die quietschend an besagter Stiefelschlaghand hin und her schwankte, bevor er sich erlaubte – Selbstbeherrschung war das! Oder Disziplin, oder so – von einem Ohr bis zum anderen zu grinsen. „Fast hätte ich das Schiff abgefackelt! Aber nur fast.“ Er stellte die Laterne auf die nächstbeste Kiste, damit er mit der Stiefelhand vorwurfsvoll auf Nicht-Shanny deuten konnte. „Du hast also meine Freundin ermordet und das bevor sie sich durch das Frühlingsfest futtern konnte?! Das ist … hey, das ist verdammt gemein, weißt du das.“ Er schüttelte den Kopf. Mann, es war gar nicht so leicht, bedauernd auszusehen, wenn man so breit grinste. „Und dabei hatte ich doch ein Geschenk für sie …“

Er hatte sich seinen eigenen Stiefel ins Gesicht geschlagen. Wenn man jemandem davon erzählte, ohne Namen zu nennen... zumindest in dieser Crew würde sofort jeder wissen, um wen es ging. Und trotzdem schüttelte die Schwarzhaarige leicht den Kopf. Immer wieder musste sie sich vor Augen halten, dass man Trevor auch zu etwas gebrauchen konnte. Irgendwie. „Ich bin enorm stolz auf dich, dass du die Sphinx nicht in Brand gesetzt hat.“ Beinahe ernsthaft anerkennend hob Shanaya eine Augenbraue, während Trevor die Laterne endlich ablegte und das Schiff wirklich nicht mehr abfackeln konnte. Seine Worte entlockten ihr ein sachtes Lächeln, sie konnte einfach nicht anders. Dann zuckte sie jedoch mit den Schultern, kam aber zu keiner Antwort mehr – Trevors nächste Worte ließen sie ihren Kopf leicht zur Seite neigen. „Ein Geschenk?“ Das verwirrte sie, dass sie beinahe sogar vergaß, dass sie ihr eigenes Ich umgebracht hatte.

„Aye, ein Gescheeeeenk“, wiederholte Trevor, was Shanny wiederholt hatte. „Aber –“ Er zögerte. Ging im Kopf seine Optionen durch, seufzte sein herzzerreißenstes Seufzen und schüttelte den Kopf. „ – jetzt muss ich es wohl behalten … Ich armer Dummkopf, das habe ich davon, dass ich es so lange hinausgeschoben habe! Jetzt ist es zu spät!“ Er hatte es hinausgeschoben, seinen Kram aufzuräumen, und nicht, ihr das Geschenk zu überreichen, weil er „zu nervös“ gewesen war oder so. Aber das waren ja nur Details. Er schlug Hand und Stiefelhand theatralisch über der Brust zusammen und schnappte nach Luft. „Völlig umsonst! Umsonst habe ich mich in die Menge gestürzt, umsonst habe ich es gegen Diebe, Meuchelmörder und kleine Kinder verteidigt! – Umsonst habe ich mein Leben riskiert!“ Er stoppte, um Luft zu holen und damit Shanny Zeit hatte, sich den Verband an seiner sichtbaren Hand und an seinem Fuß anzugucken. „Vielleicht“, begann er und legte den Kopf schief, „vielleicht kannst du es ihr ja geben, wenn sie kommt, um sich zu rächen? – Ob Shanny käuflich ist?“ Er runzelte die Stirn und tippte mit der Spitze seiner Stiefelhand gegen seine Lippen. „Pff! Aber würde sie sich freuen, wenn sie ihrer ermordeten Mörderin etwas so Wertvolles abknüpfen konnte? Oh, sie wird entzückt sein, ich weiß es!“ Trevors Gesicht strahlte wieder auf und ohne eine Antwort abzuwarten, rupfte er den Stiefel von seiner Hand und hielt ihn Shanny unter die Nase.

Shanaya musste zugeben, dass sie verwirrt war. Gut, Trevor hatte ihr Blumen für ihren Verband gebracht. Aber... Was wollte er jetzt an ihr schmücken, wenn ihr Verband längst abgenommen war? Trotzdem musste sie bei seinen theatralischen Worten etwas schnunueln. Tja, hätte er sich Mal nicht so viel Zeit gelassen. Seine weitere Ausführung ließ die junge Frau beide Augenbrauen heben, kurz etwas verwirrt blinzeln. "Sie wäre sicher stolz, wenn sie wüsste, dass du dein... Leben riskiert hast..." Sie nahm seine Worte nicht ernst, stieg aber auf dieses kleine Spiel ein und grinste dabei etwas schräg. Sie betrachtete seine Verbände, lachte dann. "Immerhin hast du Einsatz gezeigt... Ich kann es ihr aber natürlich übergeben. Aber käuflich ist sie glaube ich eher nicht... Außer es ist ein unglaublich gutes Angebot." Ein vielsagender Blick galt dem Älteren, bis sie im nächsten Moment den Stiefel entgegen gehalten bekam. "Du willst ihr den Stiefel schenken? Damit ist sie sicherlich nicht käuflich." Sie stubste das Ding mit einem Finger an und lächelte amüsiert.

„Den Stiefel?!“, rief Trevor schockiert und ließ besagten Stiefel schwungvoll hin- und herschaukeln, als Shanny ihn anstupste. „Eigentlich …“ Kritisch blickte er zwischen ihren und seinen Füßen hin und her und überlegte, ob es als Schummeln galt, wenn einer der Kontrahenten einen zu großen Schuh trug. Pff, bestimmt nicht, oder? „Hey, eigentlich keine so schlechte Idee. Dann können wir ein Ein-Bein-Wetthüpfen machen! – Aber erst gleich!“ Bestimmt hob er auch die andere Hand, um Shannys aufbrandenden Enthusiasmus Einhalt zu gebieten. Dann schnappte er sich damit ihre Hand, zog sie vorsichtig zu sich herüber und drehte sie mit der Handfläche nach oben. „Meine Sachen sind fast so gut im Verstecken wie ich im Finden. Aber nur fast. Schuhe sind besonders toll, die können nämlich nicht nur verschwinden, sondern auch selber ein Versteck sein. Oder beides gleichzeitig.“ Er hielt inne, lächelte voller Vorfreude und drehte den Stiefel schwungvoll auf den Kopf. Mit einem kaum hörbaren Klimpern fiel eine zierliche silberne Kette in Shannys Hand. Das flackernde Licht der Laterne brach sich in den Edelsteinen und ließ kleine violette Punkte durch den Raum und über Shannys Gesicht hüpfen.

Dieser... Mann, wenn man Trevor so betiteln konnte, war wirklich ein Mysterium. Manchmal fragte Shanaya sich, ob er das alles nur spielte. Ob er durch seine Art irgendetwas zu verstecken versuchte. Vielleicht unterdrückte er ja seine dunkle, viel zu ernste Seite? Sein Vorschlag von einem Ein-Bein-Wetthüpfen ließ die junge Frau halb amüsiert auflachen. Als Trevor die Hand hob und schließlich nach ihrer griff, um ihre Handfläche nach oben zu drehen. Sie musste gestehen, sie hatte ein bisschen Angst, was der Ältere nun aus seinem... Stiefel zaubern würde. Eine alte, löchrige Socke? Irgendetwas klebriges, was sie nie wieder von der Hand abbekommen würde? Ein totes Kätzchen mit einer Glocke um den Hals? Sie traute ihm einiges zu. „Solange sie keine Löcher haben und das, was du versteckt unten wieder raus fällt...“ Und auch das traute sie ihm ziemlich zu. Als er dann den Stiefel hob und über ihre Hand hielt, blickte sie Schwarzhaarige ihm einen Moment skeptisch entgegen – vielleicht hatte er sie auch einfach rein gelegt... - aber ein leises Klimpern ließ sie wieder zu ihrer Hand blicken. Eine Kette, mit lilanen Steinchen. Zuerst blinzelte Shanaya verwirrt, lachte dann aber auf, hob die Kette mit der anderen Hand an, um sie genauer zu begutachten. Sie trug keinen Schmuck, aber allein die Geste rührte sie. Irgendwie. Hatte sie schonmal ein Geschenk bekommen? Sie konnte sich in diesem Moment nicht erinnern. „Wie komme ich zu dieser Ehre?“

Er strahlte verzückt auf, als Shanny die Kette anhob. Sie war wirklich hübsch. Und Shanny schien sich zu freuen – zumindest hatte sie das Schmuckstück nicht gleich kreischend fallen gelassen. Bei der Vorstellung musste Trevor leise auflachen. Zugegeben, er hatte nicht wirklich viel weiter als bis zu diesem Moment geplant, und Shanny zu erschrecken wäre auch ein tolles Ergebnis gewesen. Aber das machte er ja ohnehin schon ständig. „Och.“ Er zuckte mit den Schultern und lächelte beinahe ein bisschen schüchtern. Das Funkeln in seinen Augen verriet ihn. „Ich hab sie gesehen und musste an dich denken. Also hab ich sie eingesteckt.“ Es gab tatsächlich keinen Plan dahinter, er wollte sich nicht einschmeicheln oder irgendetwas in der Art. Aber irgendwo musste man ja hin mit seinen Piratenschätzen, oder? Er tippte die Kette mit dem Zeigefinger an, sodass sie an Shannys Hand hin- und herschwang. „Ich finde, sie passt zu deinen Augen. Und ein bisschen zu den Sternen, die du zum Navigieren brauchst.“ Einen Moment beobachtete er, wie die violetten Lichtpunkte durch den Raum tanzten. Dann schüttelte er den Kopf und grinste wieder wie immer. „Okay, deine Augen sind blau und Sterne sind weiß, aber je mehr Farben desto besser, stimmt‘s? Gefällt sie dir?“

Shanaya wusste nicht sorecht mit diesem Geschenk umzugehen. Sie hatte... quasi nie Geschenke in ihrem Leben bekommen und jetzt hatte Trevor ihr eine Kette besorgt. Ihre Augen betrachteten die lilanen Steinemusste bei den Worten ihres Gegenübers leicht schmunzeln. Er hatte an sie denken müssen? Einen Moment überlegte die Schwarzhaarige, wie sie am besten eine Frage nach dem Wieso formulieren sollte, während Trevor die Kette leicht zum schwingen brachte – und dann selbst mit einer Erklärung heraus rückte. Seine Worte ließen sie leicht eine Augenbraue heben, während dennoch ein Lächeln auf ihren Lippen lag. Zu ihren Augen? Er korrigierte das und die junge Frau lachte leise. „Da hast du nochmal Glück gehabt.“ Nun bewegte sie selbst leicht die Hand, sodass dass Schmuckstück weiter schwang. „Ich trage eigentlich keinen Schmuck, aber sie ist hübsch.“ Jetzt wandte sie den blauen Blick auf ihr Gegenüber. „Vielen Dank, Trevor.“