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Something like a new Start - Shanaya Árashi - 28.04.2019 Something like a new Start
Morgen des 13. April 1822 Skadi Nordskov & Shanaya Árashi Shanaya streckte die Arme mit einem leichten Gähnen in die Luft, schloß dabei die hellen Augen und lauschte nur auf das stete Rauschen der Wellen, das Knarzen des Holzes, das beständig im Wasser auf und ab trieb. Der Großteil der Crew schlief noch, noch war ihr niemand begegnet, auch wenn sie schon Schritte auf dem Deck gehört hatte. Sie selbst hatte sich mit einer Karte an den Mast beim Steuer gesetzt, ein paar feine Striche zu einer Skizze von Milui hinzugefügt. Kein Meisterwerk, aber bei nächster Gelegenheit würde sie diese Zeichnung ordentlich aufbessern. Ein kurzer Blick auf die Uhr, dann räumte die Schwarzhaarige ihre Unterlagen zusammen, legte das Papier ordentlich zusammen und erhob sich schließlich. Langsam konnte der Rest wach werden, die Sonne würde bald komplett aufgegangen sein, spätestens dann sollten sie aufbrechen. Also trat sie die Treppe hinab, als ihre eine Bewegung in ihren Augenwinkeln auffiel. Und damit wusste sie, zu wem wohl die Schritte gehörten, die sie zuvor gehört hatte. Mit aufmerksamer Miene beobachtete sie die Frau, von der sie inzwischen wusste, was sie anfangs gestört hatte. Weibliche Intuition war halt doch manchmal irgendwie etwas verlässliches... Die Nacht war wenig ausladend und erholsam gewesen - doch das war leider keine Seltenheit mehr in den vergangenen Tagen. Immer häufiger trieb es die Jägerin aus ihrer Hängematte, fort von den lauten Atemzügen der anderen, den geflüsterten Worten, die sie im Traum vor dich hin murmelten, sowie fort vom brennenden Gefühl auf ihrer Haut, das erst nachließ, wenn sie die kalte Seeluft um ihre Nase tanzen spürte. Seit mindestens einer Stunde hocke Skadi auf dem Deck. Hatte ihr Training erst mit Meditation begonnen und stand nun breitbeinig mit einem langen Stock in den Händen auf den dunklen Planken. Vereinzelte Schweißperlen glitzerten in den fließenden Bewegungsabläufen, die fast einem Tanz glichen, aber mit voller Kraft durch die Luft peitschten oder den Boden trafen. Es brauchte noch Wochen harten Trainings, ehe sie ihren Fähigkeitenstand von früher erreichte, doch zumindest hatte sie die Grundtechniken des Stockkampfes nicht verlernt. Und es würde allemal ausreichen, um einem vorlauten Mistkerl das Maul zu stopfen. Tief ein und ausatmen hielt Skadi inne, starrte ans andere Ende des Schiffes, ehe sie sich wieder zur vollen Größe aufrichtete und den dunklen Haarschopf herum wandte. Direkt in Shanayas Richtung. Schweigend starrte sie zu ihr hinauf, wirkte fast als zweifelte sie jäh an der Echtheit dessen, was sie sah, ehe sie lächelte und der Dunkelhaarigen einen guten Morgen wünschte. Mit ruhiger Miene beobachtete die Schwarzhaarige die Frau vor sich, die sichtlich beschäftigt war. Sie nutzte die Zeit, bevor das übliche Gewusel begann, trainierte ganz offensichtlich. Ob sie das jeden Morgen tat? Shanaya selbst fand sich nicht jeden morgen vor allen anderen auf dem Deck, an manchen Tagen blieb sie lieber noch ein wenig in der Hängematte liegen. Aber es war schon das zweite Mal, dass sie sie um solch eine Uhrzeit traf. Zwei von zwei Mal. Dazwischen lagen so wenige Tage und trotzdem hatte die junge Frau das Gefühl, einen vollkommen anderen Menschen vor sich zu sehen. Und dieser bemerkte sie just im nächsten Moment nach einem beinahe verwirrten Blick in ihre Richtung. „Hast du so eifrig trainiert, dass du dachtest, ich wäre eine Halluzination?“ Bei dem kurzen Blick auf dem Gesicht der anderen Frau konnte sie sich das gut vorstellen. Vielleicht war sie auch trotz allem einfach noch nicht richtig wach. Aber auf ihren Lippen lag das gleiche, abschätzende Lächeln, dem Skadi sich schon einmal hatte unterziehen müssen. Shanaya musterte sie mit diesem Blick, den Skadi gern als Lupe bezeichnete. Wann immer die strahlend blauen Augen zu funkeln begannen war klar, dass gerade eifrig nach etwas geforscht wurde. Das keine einzige Regung des anderen unbemerkt bleiben würde, weil die Jüngere die Szenerie aufsog wie ein Schwamm. Nur langsam wandte sich Skadi vollständig herum und legte sich den Stab über die Schultern. „Ich habe kurz gedacht, dass dieses helle Leuchten sicherlich ein Geist sein muss.“ Zugegeben besaß die Dunkelhaarige eine Haut, die Skadi zumeist an Alabaster erinnerte - vielleicht nicht gleichsam uneben, aber dafür hell und wertvoll. „Und du? Wieder am Kartographieren?“ Bei ihrer letzten Begegnung war sie dem nachgegangen - es würde die Nordskov also nicht verwundern, wenn sie es wieder Tat. In Ruhe und für sich allein. Skadi drehte sich nun ganz zu ihr herum, der kurze Moment der Verwirrung war verschwunden. Was der Dunkelhaarigen wohl durch den Kopf gegangen war? Vielleicht die Angst davor, wie Shanaya auf das neue Ich reagieren würde? Zu verübeln wäre es ihr nicht. Aber Shanaya störte diese Maskerade nicht im Geringsten – wobei es beinahe schade war, dass Kaladar sich letztendlich als Frau herausstellte. Allerdings fiel damit auch das Brandzeichen der Marine von ihr ab. Vielleicht also ein kleiner Pluspunkt. Immerhin tat man das, was man tun musste. Ob man sich nun als Mann in die Marine schlich oder einige Monate auf dem Schiff seines durchgebrannten Bruders verbrachte. „So? Bist du so von meiner unglaublichen Präsenz geblendet?“ Die Schwarzhaarige lachte, hielt bei der Frage ihres Gegenübers dann mit einer Hand das Papier in die Luft, sodass die Skizze der Insel zu sehen war. „Zumindest die Vorstufe davon. Die Details folgen bei Zeiten.“ Skadi machte sich keine Sorgen darum, wie Shanaya den Geschlechterwechsel auffasste. Sie war sich sicher, dass die Signale der Abweisung deutlich sein würden, hätte sie damit Probleme. Letzten Endes machte das ihren Verbleib auf der Sphinx vllt nur schwerer oder einfacher, war aber bis auf weitere nicht von Belangen. Das hatten immer noch Lucien und Talin zu entscheiden. „Das muss es wohl sein.“, gab Skadi mit einem verschmitzten Ausdruck auf den Zügen zurück. Zog beide Arme über den Stab und tippte mit der Hacke gegen die Planke unter sich. Sie hatte mit ihrer Vermutung also voll ins Schwarze getroffen. „Verstehe.“, war das einzige, dass Skadi darauf erwiderte und sich dann, mit hinab senkenden Händen und Stab, abwandte und auf einen kleinen Haufen Kleidung zusteuerte - das letzte Überbleibsel ihrer Marinekleidung, das sie nunmehr als Handtuch benutzte. Grob fuhr sie sich mit dem alten Leinenhemd über Gesicht und Nacken, nachdem sie den Stab auf den Boden abgelegt und den Stofffetzen in die freie Hand genommen hatte. Bei den Worten der anderen Frau zogen sich die Mundwinkel der Schwarzhaarigen noch ein wenig nach oben, während der beinahe lauernde Ausdruck noch deutlich auf ihren Zügen lag. Ihr Gegenüber kannte diesen Ausdruck, vielleicht wusste sie also wie sie damit umgehen musste. Die blauen Augen beobachtete, was Skadi mit ihrem Stab tat, genauso aber auch ihre Haltung. Als Antwort auf ihre eigenen Worte erhielt die junge Frau nur ein Wort, ehe die Ältere sich abwandte. Ihr Training schien vorerst beendet zu sein, sie legte den Stab an die Seite, trocknete sich ab. Mit einem Mal wirkte sie viel distanzierter als zuvor, vielleicht hatte sie als Kaladar noch versucht, sich irgendwie einzubringen und jetzt war es ihr einfach egal? Einen Moment ruhten die blauen Augen noch auf Skadi, ehe sie selbst mit den Schultern zuckte und sich gemütlich in Bewegung setzte. Vielleicht konnte sie ja einen der anderen aus der Hängematte werfen. Tief ein und ausatmend starrte Skadi für einen Moment aufs Meer hinaus. Wartete darauf, dass sich Schritte in ihrem Rücken näherten, die jedoch ausblieben. Scheinbar war Shanaya nicht darauf erpicht das Gespräch von sich aus fortzuführen. Mit erhobener Augenbraue wandte sich die Nordskov also herum und erwischte das dunkle Haupt gerade noch auf seinem Weg nach unten. „Konntest du dir auch ein bisschen was außerhalb der Stadt anschauen?“ Fragend und äußerst interessiert blickte Skadi über die Schulter auf Shanaya. Drehte sich vorsichtig herum und warf sich das Leinenhemd über die Schulter. „Dank einiger Herrschaften habe ich davon leider nicht mehr viel gesehen.“ Und ja, sie spielte auf Cornelis an. Mit den Gedanken war Shanaya schon einige Schritte weiter, fragte sich, ob sie Greo wohl noch schlafend erwischen würde. Und wieso er oder Trevor ihr noch nicht wuselig oder voll gepackt mit Arbeit entgegen gekommen waren. Bevor sie diesen Gedanken jedoch zu Ende gedacht hatte, erklang wieder die Stimme der anderen Frau, sodass Shanaya wieder stehen blieb. Einen Moment dachte sie über diese einfache Frage nach, hing einen Herzschlag ihren Gedanken nach und wandte sich dann mit einem amüsierten Lächeln zu der anderen Frau herum. „Das habe ich erledigt, bevor ich mr das Fest angesehen habe. Erst die Arbeit...“ Die Schwarzhaarige neigte leicht den Kopf, diesen Satz würde Skadi sicher selbst zu Ende denken können. Sie erwiderte den Blick der Anderen, auch als diese sich herum wandte und sie genauer anschaute. Shanayas eigener Kopf neigte sich etwas zur Seite. „Hat dir jemand deinen Aufenthalt vermiest?“ Ein Schmunzeln zuckte durch ihre Mundwinkel, während Shanaya stehen blieb und den letzten Satz unvollständig ließ. „Sehr vorbildlich...“ Na wenigstens wären die Frauen auf diesem Schiff zuverlässig. Mit einer kurzen Bewegung zur Seite klaubte sie den Stab vom Boden auf und machte sich dann auf den Weg in Shanayas Richtung. Rollte genervt mit den Augen und ließ ein energisches Zucken durch ihre Augenbraue fahren. „Könnte man so sagen. Die Herrschaften waren der Meinung sich ernsthaft grün und blau prügeln zu müssen, um heimlich einige Schmuckstände bestehlen zu können... tja... nur blöd, dass es den Rotbart ziemlich hart erwischt hat und ihm dann auch noch Wachmänner auf den Leib gerückt sind. Hätte man ja nicht ahnen können...“ Nein. Dafür müsste man ja viel zu weit voraus denken. Shanaya bemerkte die kleine Regung auf Skadis Lippen, neigte dann aber nur noch einmal bei ihren Worten den Kopf. Sie wusste, wie man arbeitete, wenn man sich erst dem Vergnügen hingab. Zumal das Fest groß genug gewesen war, um sich dort auch mehr als einen Tag zu beschäftigen. Und ihre Methode hatte sich schon immer als sehr praktisch heraus gestellt. Als nächstes hob die Frau ihren Stab auf, kam dann in ihre Richtung, sodass Shanaya bei ihren Worten leicht eine Augenbraue anhob. Ihren letzten Abend auf Milúi hatte sie nicht besonders positiv im Gedächtnis, ein Grund, wieso sie sich mit ihrem eigenen Kram befasst hatte – und dafür kaum etwas von dem Rest der Crew mitbekommen hatte. Aber die hatten ja scheinbar ihren eigenen, kleinen Aufstand gehabt. Sie war nicht wirklich viel besser, auch wenn bisher zum Glück nur Lucien etwas davon mitbekommen hatte... auch wenn ihr das vollkommen reichte. „Wir sind eine Chaoscrew. Vielleicht dachte er, er könne sich so besser einbringen?“ Shanaya schmunzelte über diese Worte. Und vielleicht wollten sie dir einfach ein bisschen imponieren... jetzt, wo sie wissen, was wirklich die ganze Zeit unter der Uniform gesteckt hat.“ Chaoscrew beschrieb es recht präzise, wenn man an die Befreiung Luciens zurückdachte. Hatten sich die zwei Frauen gut getarnt, waren es Männer wie Aspen, die aus einem guten Plan ein heilloses Kuddelmuddel werden ließen. „Ich glaube zu denken war nicht sein vorrangiges Ziel.“ Gab Skadi mit sarkastischem Ton zu bedenken und blieb eine Armlänge vor Shanaya stehen. Und es zwar schier traurig, dass er Trevor auch noch mit hineinzog. Allerdings entlockten die darauffolgenden Worte Shanayas Skadi ein halbes Lachen. Bisher hatte ihr niemand imponieren wollen - abgesehen von harmlosen Flirts mit Liam, war niemand sonderlich an ihren winzigen Rundungen interessiert. „Schön wär‘s...“ Nein, wäre es nicht. „Ich kam erst dazu als die Kacke schon am Dampfen war und dann hinter ihnen aufräumen musste. Greg und Trevor konnten sich selbst in Luft auflösen. Aber Cornelis... wird halt schwer, wenn man angeschossen irgendwo herumlungert und von einem Umstehenden an die Stadtwache verpfiffen wird.“ Die Schwarzhaarige schloss bei Skadis Antwort einen Moment die Augen. Sie hatte mit dem großen Mann noch nicht viel zu tun gehabt, worauf sie auch nicht wirklich scharf war, aber das klang ja schonmal... vielversprechend. Als Skadi vor ihr zum stehen kam, öffnete sie die blauen Augen wieder, blickte der anderen Frau direkt ins Gesicht. Mit ihrer nächsten Antwort seufzte Shanaya schwer. „Chaoscrew, sagte ich ja bereits. Wobei Trevors Anwesenheit ein Garant für jegliches Chaos ist.“ Was der sogenannte ehemalige Captain durchgemacht hatte, interessierte sie nun wirklich nicht. Sie hatte ihn seit Milúi nicht einmal mehr gesehen. War er überhaupt noch auf dem Schiff? Wenn ja, würde sie ihm sicher wieder über den Weg laufen. „Daran wirst du dich wohl gewöhnen müssen. Das wird sicher nicht das letzte Mal gewesen sein.“ RE: Something like a new Start - Shanaya Árashi - 01.05.2019 Ja, die Trevorgarantie war ihr auch bereits aufgefallen. Schon bei ihrem ersten Ausflug auf die Insel hatte sich der quirlige Mann reichlich naiv in die Gefahren hinein begeben. Schön musste die Welt sein, wenn man war wie er. „Es wundert mich, dass er noch nicht dabei draufgegangen ist. Er muss wohl ein Kater sein.“ Nicht umsonst sagte man ja, dass die schwer zu handelnden Vierbeiner 7 Leben besaßen. „Aber das letzte Mal dass ich seinetwegen Stadtwachen am Hals habe und mich durch sämtliche Hinterhöfe hetzten und über Hausdächer springen muss.“ Jeder auf diesem Schiff besaß ein gewisses Kontingent an Hilfsdiensten - je mehr Skadi mit jemandem klar kam, desto höher war die Rate. Doch Cornelis hat seine bereits aufgebraucht. Und letzten Ende hieß es nicht umsonst in der Karta - bei Landgang ist jeder für sich selbst verantwortlich. „Ich hoffe bei euch war es... interessanter?“ „Mehr Glück als Verstand würde ich sagen.“ Und dieses Sprichwort hätte vermutlich jemanden erfinden können, der oft genug mit Trevor zu tun hatte. Wobei er auch gezeigt hatte, dass er ein wenig mehr auf dem Kasten hatte. Wenn man ihn etwas unter Kontrolle hielt. Ein wenig skeptisch musterte die Schwarzhaarige Skadis Gesicht, seufzte leise auf die Worte der anderen Frau hin. „Sei dir da nicht so sicher...“ Bisher machte es bei keinem wirklich den Anschein, als wollten sie die Sphinx wieder verlassen. Vielleicht sollte sie bei Zeiten einen Blick auf die Carta werfen. Sehen, wer seine Seele verkauft hatte. Die junge Frau grinste über diesen Gedanken, lachte dann bei Skadis nächster Frage. „Du meinst mit Frau Mir gegenüber skeptisch weil ich zu viel Spaß habe und Herr Brummig obwohl er etwas zu Essen ausgegeben bekommen hat? Wir haben einen Wahrsager getroffen, Talin hat sich die Zukunft vorher sagen lassen... das hat ein Auflauf von Anhängern von zwei Familien gesprengt...“ Von denen eine ihre Familie gewesen war, die dafür gesorgt hatte, dass sie froh gewesen war, als sie Segel gesetzt hatten. Und dann war da noch dieser eine Typ gewesen... Sollte der nicht auch irgendwo verletzt auf diesem Schiff sein? Ein Seufzen entwich Skadis Kehle, als Shanaya ihr echt zuversichtlich das Gegenteil ihrer Hoffnung vor Augen hielt. Entweder sprach das für ihre Loyalität oder ihre enorme Menschenkenntnis. Auf jeden Fall würde Skadi sich für ihn nicht mehr die Hand verbrennen, wenn er sich nicht bewies. Das durfte dann Enrique schön allein übernehmen. Lieber warf sie sich für den Leutnant oder Liam in die Bresche - letzterer hatte selbst nach Tagen noch einen ungewohnten Eindruck bei ihr hinterlassen. Bei Shanayas darauf folgenden Worten horchte Skadi auf und verlagerte ihr Gewicht auf das andere Bein. Klang nach einer Menge Spaß und toller Gesellschaft. Fast hätte Skadi bei Luciens Beschreibung geschmunzelt. Hielt sich jedoch gut im Zaum. „Und der Wahrsager hat das nicht zufällig kommen sehen?“, kurz zogen sich die Augenbrauen zusammen, hinterließen einen seltsamen Ausdruck auf ihren Zügen, der zwischen Belustigung, Sorge und Skepsis schwangte. Denn die Nordskov beschlich das Gefühl, dass es spätestens bei dem Auflauf der Anhänger hässlich geworden war. Skadi seufzte und Shanaya konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Wenn sie eines bereits in dieser Crew gelernt hatte, dass jeder irgendwann von irgendwem mit hineingezogen wurde. Auf die ein oder andere Weise. Und gerade wenn man Trevor in der Nähe hatte... Den nächsten Worten Skadis galt ein kurzes Zucken der Schultern, jedoch lag ein amüsierter Zug auf ihrem Gesicht. „Vielleicht war er so von Talin abgelenkt, dass er sich auf Nichts anderes konzentrieren konnte. Lucien und ich waren etwas zu trinken organisieren... wer weiß, was die beiden an dem Stand gemacht haben.“ Scheinbar jedoch Nichts, was die Blonde lange da gehalten hatte. „Kurz danach haben wir Talin fast mitten im Gewimmel gefunden. Da schien es auf jeden Fall spannender zu sein.“ Shanaya grinste - und Skadi beschlich die Vermutung, dass sich „daran gewöhnen“ gleichzusetzen war mit „Tagesgeschäft“. Als sie Dunkelhaarige auf Talin zu sprechen kam, spürte Skadi bereits das Lachen in ihrem Hals kitzeln. „Verübeln könnte man es ihm jedenfalls nicht. Die Frage ist nur, ob er alles weitere überlebt hätte.“ Lucien machte jedenfalls nicht den Eindruck, als würde er sich in Bezug auf seine Schwester lange bitten lassen. Seine Blicke sprachen Bände, wenn Talin sich mit einem der Anwesenden unterhielt. Er hatte sie stets im Auge - deutlich. „Zwischen einer Horde Männern kann es durchaus... spannender sein.“ Wobei das auf die Horde Männer ankam. „Aber wieso zur Hölle gibt es mitten auf einem Stadtfest einen Auflauf zweier Familienanhänger?“ Doch viel wichtiger war eigentlich die Frage, welche Familien sich offensichtlich nicht so recht riechen konnten . Shanaya wog in einer überlegenden Geste leicht den Kopf, ging dann aber in ein zustimmendes Nicken über. Es gab Menschen, denen man ihre miese Laune vielleicht lieber einfach lassen sollte. Auch wenn Talin ganz gut auf sich allein aufpassen konnte. Armer Tropf, wer das am eigenen Leib erfahren musste. Shanaya fuhr ein leichtes Stechen, von dem sie sich Nichts anmerken ließ, als Skadi wissen wollte, wieso es auf dem Fest zu einer Auseinandersetzung gekommen war. Ihre erste Reaktion wäre fast ein tiefes Seufzen gewesen, letztendlich war aber nur ein Schnaufen zu hören. „Tja... Irgendwelche Egoprobleme?“ Sie hätte zumindest einen von ihnen fragen können. Sie konnte sich dieses Gespräch wunderbar vorstellen. Sie hätte Perrin einfach fragen sollen, auch wenn ihr die Antwort viel zu deutlich bewusst war. „Ruhm und Ehre für die Familie, für die man einsteht. Und da sie sich sowieso gerade alle hier im Süden befinden...“ Wie gut nur, dass sie keinem von Ihnen über den Weg gelaufen war. Nur den Schlägern ihres Vaters. Aber bei denen war es auch ein leichtes, sie loszuwerden. Egoprobleme. Der häufigste Grund für Kämpfe und Kriegshandlungen. Und angeführt von der männlichen Schöpfung, als wäre es der ihr einziger Lebensinhalt. Skadis Augenbraue schnippte schlagartig gen Haaransatz. „Immer dasselbe. Als hätte man ihnen als Kind zu lange die Brust gegeben.“ Tief holte sie Luft, blickte zur Seite aufs Meer und schüttelte nur mit dem Kopf. Ruhm und Ehre, sowas erlangte man nicht, indem man sich gegenseitig die Köpfe einschlug. Das war einfach nur lächerlich. „... aber gut dass alle noch am Leben sind. Hätte auch anders ausgehen können. Ein zu hoher Testosteronspiegel macht vor niemandem halt.“ Und Skadi glaubte, dass jeder auf diesem Schiff dem schon einmal zum Opfer gefallen war. Shanaya schmunzelte über die Worte der anderen Frau, neigte dabei in stiller Zuneigung ein wenig den Kopf. Aber mehr war es im Prinzip nicht gewesen. Davon abgesehen hätte Perrin sich niemals selbst die Hände schmutzig gemacht. Aus den Augenwinkeln beobachtete die Schwarzhaarige Skadi, wie sie zum Meer blickte. Man musste wohl damit leben, wenn man sich diesen Weg aussuchte. Aber Shanaya verfolgte in diesem Moment ein ganz anderes Ziel. Skadis Blick blieb auf das Meer gerichtet, das mehr und mehr von der aufgehenden Sonne rot gefärbt wurde. Sie war abgelenkt, wenn auch nur für einen Moment, Shanaya war schnell genug. Mit einer flinken Bewegung griff sie nach ihrem Dolch, zog ihn aus der Scheide und trat mit einem schnellen Schritt auf die Frau zu. Sie wollte sie nicht verletzen, im Gegenteil. Gerade bei diesem Geschlecht wollte sie sehen, mit wem sie es zu tun hatte. Und was zeigte einem besser das wahre Gesicht seines Gegenübers, als wenn plötzlich jemand mit einem Dolch auf ihn zuhielt? Auch wenn auf ihren Lippen weiter ein Grinsen lag. Ihr Blick war auf den letzten Rest Schaumkronen gerichtet, den die Wellen an der Oberfläche hinterließen. Bis zu jenem Moment, als Skadi das Trommeln von Schritten hörte und herum sah. Doch statt schockiert oder gar ängstlich drein zu sehen, zog die Nordskov schlagartig die Augenbrauen zusammen und warf den Stock blindlings hinter sich. Hatte dieses Mädel den Verstand verloren? Ohne mit der Wimper zu zucken, parierte sie den Führarm der Dunkelhaarigen und drückte ihn mit einer schnellen, rotierenden Bewegung ihres Arms zurück gegen Shanayas Hüfte. Sie musste schnell sein, um das kleine Biest zu entwappnen. Doch sie brauchte keine Überlegungen - ihr Körper reagierte in einem fließenden Automatismus, der sie dazu zwang, erst den Unterarm, dann den Daumen kraftvoll zu umfassen und ihn mit schmerzvollem Druck zu öffnen. Wie von selbst flog das Messer einen Meter seitlich zu Boden, als Skadi ihn mit einer schnellen Aufwärtsbewegung ihres anderen Unterarms von sich drückte. "So viel also zu - man muss sich dran gewöhnen was?" Doch bevor sie noch eine weitere Attacke über sich ergehen ließ, riss Skadi den Daumen mitsamt Hand zur Seite, öffnete damit die Brust der jungen Frau und schlug mit der flachen Hand zielgenau und mit voller Kraft auf ihr Brustbein. Shanaya wusste nicht, was sie erwarten sollte. Ob Skadi einen Schritt zur Seite treten würde, selbst eine Klinge aus einem Versteck ziehen – oder sich einfach auf sie schmeißen würde. Alles war möglich, dafür kannte sie die andere Frau einfach zu wenig. Für sie selbst war dieser Moment nicht wirklich ernst, aber wie sah es für ihr Gegenüber aus? Vielleicht sah sie sich wirklich in ihrem Leben bedroht? Eines ließ sich jedoch nicht von der Hand weise – sie reagierte verdammt schnell. Es dauerte nur einen Moment, bis die Schwarzhaarige sich fast in einem Schraubgriff der anderen Frau wieder fand – und mit dem nächsten Atemzug und einem kurzen, schmerzhaften Ziehen im Daumen wurde ihr ihr Dolch entrissen, der mit einem dumpfen Geräusch auf dem Holz aufschlug. Skadis Worte ließen die Schwarzhaarige aufhorchen – bevor sie im nächsten Moment einen weiteren Angriff über sich ergehen ließ – mehr schlecht als rechts. Ein kräftiger Stoß gegen ihr Brustbein, der ihr einen Moment die Luft nahm, sie aufkeuchen ließ. Wäre dies nun ein richtiger Kampf – sie musste sich wohl eine Niederlage eingestehen. Der Schmerz, der durch ihre Brust zuckte, hätte alles andere als Lüge enttarnt. Sie regte sich vorerst nicht, atmete nur gegen das Pochen in ihrer Brust an und lachte dann auf. „Wie kommt es nur, dass jede Frau auf diesem Schiff mehr in der Hose und mehr Talent hat als die ganzen Kerle?“ Ihre Stimme klang ein wenig luftlos, jedoch schwang keinerlei Feindseligkeit darin mit. Tief sog Skadi die Luft ein, hielt Shanaya weiterhin fest im Griff und war auf jede folgende Attacke vorbereitet. Doch sie regte sich nicht. Versuchte gegen den Schmerz anzukämpfen, der sich wie ein feuriges Brennen durch ihre Lungen ziehen musste. Etwas irritiert und finster musterten die dunklen Augenpaare das blasse Gesicht, ehe sie das Zucken ihrer Augenbraue spürte und langsam den Druck aus der Umklammerung nahm. Hatte die Navigatorin sie etwa nur getestet? Vorsichtig trat Skadi einen Schritt zurück, als sie von Shanaya abließ. Musterte die zierliche Gestalt, die ernsthaft überrascht über ihre Fähigkeiten schien. "Weil sich von denen noch niemand gegen einen Vergewaltiger wehren musste?" Skadi konnte nicht wirklich darüber lachen - denn leider entsprach es in den meisten Fällen der Wahrheit. Sie selbst nicht ausgenommen, auch wenn ihre Kampfkunst eher mit ihrem Vater zu tun hatte. "Und stell dir mal das Schiff voller Trevors vor...", fügte sie mit dem Anflug eines Lächelns hinzu. Beruhigte ihr Herz, das wild in ihrem Brustkorb schlug. Shanaya wartete, fast geduldig. Worauf wusste sie nicht. Skadi konnte wieder angreifen, dann hätte sie sehen müssen, wie sie hier wieder heraus kam. Sie hätte es irgendwie geschafft, aber sie musste nicht bis zu diesem Schritt denken. Skadi ließ locker, schien verstanden zu haben, dass die Schwarzhaarige ihr in diesem Moment nicht ans Leder wollte. Auf ihre Worte hin neigte sie wieder den Kopf, nickte ruhig. „Vermutlich. Oder wir haben einfach einen Haufen Mimosen geangelt.“ Und wenn sie so über die Crew nachdachte... der Großteil davon... Tja. Sie brauchte nicht weiter darüber nachdenken. Die andere Frau ließ sie jedenfalls los, sodass Shanaya sich wieder aufrichten, die Bluse richten konnte. „... ich weiß wirklich nicht, was mir lieber wäre...“ Damit trat die junge Frau zu ihrem Dolch, stellte sich jedoch so vor ihn, dass sie Skadi beobachten konnte, während sie sich bückte, um die Waffe aufzuheben. Wie zwei lauernde Katzen starrten sie einander an, fanden neutrale bis harmlose Worte füreinander, doch trauten sich gegenseitig kaum über den Weg. Anscheinend musste sie in der jungen Frau einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, wenn sie blind nach ihrem Messer griff. Nur um die Nordskov nicht aus den Augen zu lassen. Diese jedoch tat ähnliches. Trat so lange zurück, bis ihr Fuß gegen den Stab stieß und sie ihn flink mit der Fußspitze in ihre Hand kicken konnte. "Mir wären ein paar Trevors lieber... so viel Glück kann eine Crew wie diese allemal gebrauchen. Zumindest die Herren..." Die Frauen an Deck schienen sich ja bestens um sich selbst kümmern zu können, wie ihr schien. Wobei sie wohl bei Lucien eine Ausnahme machen musste... und vielleicht noch Ryan, dessen Talente sie bisher noch nie zu Gesicht bekam. "Mit Ausnahme des Captains vielleicht... der scheint zumindest ein guter Revolverheld zu sein." Shanaya griff nach ihrem Dolch, erhob sich wieder und verstaute ihn an ihrem Gürtel. Skadi sammelte die eigene Waffe wieder ein und einen Moment huschte ein abwartender Ausdruck über das Gesicht, aber die Dunkelhaarige blieb ruhig, regte Shanaya mit ihren Worten fast zum nachdenken an. „Ein bisschen ist es die Wahl zwischen Pest und Cholera. Den ganzen Tag von wahnsinnigen Fünfjährigen umzingelt zu sein...“ Die junge Frau zuckte mit einer Schulter, hob dann eine Augenbraue als ihr Gegenüber weiter sprach. Ein Revolverheld? Die Schwarzhaarige lachte und seufzte dann leise. Lucien war... tja. „Wäre unser Captain solch eine Mimose, wäre ich nicht mehr länger Teil der Crew.“ Aber er hatte sie genügend davon überzeugt, dass er nicht wie der Rest war. Zumindest, was diese Crew anging. Pest und Cholera, das traf es ziemlich genau, wenn Skadi ehrlich sein musste. Demnach zuckte sie anerkennend mit einer Schulter und grinste angesichts der darauffolgenden Worte. Es hatte ganz den Anschein als brauchte Shanaya eine Führungsperson an oberster Stelle - oder zumindest jemanden, der mit ihr auf Augenhöhe war und ihr Paroli bieten konnte. Das würde sie sich für später merken. "Verständlich. Wobei es für ihn ebenso peinlich wäre, wenn man bedenkt, wie stark und einflussreich Talin ist. Als Mann würde es doch sicherlich an der eigenen Ehre kratzen, unter der Fuchtel der kleinen Schwester zu stehen." Die Persönlichkeit der Blonden war bemerkenswert. Sehr sanft, aber bestimmt und unnachgiebig. Wer die Ironie ihrer Worte nicht verstand, trat alsbald tief in eines ihrer ausgelegten Fettnäpfchen. Doch Skadi respektierte die junge Frau - mehr als das sogar. "Möchtest du sonst noch irgendetwas wissen?" Damit dürfte klar sein, dass Skadi die Intention dieses Kampfes verstanden hatte. Dass ihr mehr als nur bewusst war, dass Shanaya nach einem Kern forschte, den sie noch nicht wirklich benennen konnte und wollte. Doch Skadi würde nicht einfach alles preis geben, ohne eine gewisse Gegenleistung. Blieb abzuwarten, ob sich die Dunkelhaarige auf den Deal einließ. Die junge Frau schmunzelte deutlich bei den Worten ihres Gegenübers. „Wohl wahr. Dabei wird er von den meisten sicher mehr respektiert. Einfach nur für sein Geschlecht.“ Sie musste zwar zugeben, das war etwas, was sie ausgesprochen gern an ihm mochte... aber sie respektierte Talin nicht weniger, weil sie eine Frau war. Gut, andere Frauen vielleicht. Aber mit Talin verband sie inzwischen viel mehr als nur das. Sie hatte ihr das Leben gerettet, sie hatten zusammen ein Marineschiff überfallen. Allein dafür respektierte sie die Blonde. Und Lucien... sie hatte inzwischen keine Zweifel mehr, dass er seine Sache als Captain gut machen würde. Zumindest in ihren Augen. Und wenn er die Augen nicht dauerhaft nur auf einen gewissen Punkt gerichtet hielt. Oder seine Hände. Skadis Frage ließ Shanaya ein wenig breiter grinsen und sie wog den Kopf etwas zur Seite, als müsse sie darüber ernsthaft nachdenken. „Ich hole mir meine Antworten, wenn niemand damit rechnet.“ Sie klopfte sich mit der flachen Hand auf die Stelle, an der sie Skadis Schlag noch spürte. „Es sind die kleinen Dinge.“ RE: Something like a new Start - Shanaya Árashi - 26.05.2019 Skadi konnte ein kurzes Seufzen nicht unterdrückten. Dieses Geschlechterthema war in den Landen außerhalb Kareáns wirklich ein Problem! Während sie mit der Gewissheit erzogen war, dass Frauen genauso gute und durchsetzungsfähige Führungspositionen einnehmen konnten, war der Rest der ersten Welt in vormittelalterlichen Zeiten hängen geblieben. "Gut möglich.", entgegnete sie daher nur knapp und schloss mit wenigen Schritten wieder zu Shanaya auf. Schmunzelte sogar angesichts ihrer ehrlichen Antwort und war sich absolut sicher, dass es nicht der letzte Test sein würde. Womöglich nicht dieser Art, doch nicht weniger brenzlich. Die Sonne war allmählich aufwärts gewandert und alsbald würde das Deck nur so vor verschlafenen Herrschaften wimmeln. Es war also an der Zeit das Essen für die hungrige Meute vorzubereiten. Da Rayon immer noch nicht aufgestanden war, würde sie wohl heute diese Aufgabe übernehmen. "Wenn du willst, können wir gern unten in der Kombüse unser Gespräch fortführen?" Auf Höhe ihrer Schulter war die Nordskov stehen geblieben. Muster das blasse Gesicht eindringlich, bevor sie weitergehen würde. Shanaya schmunzelte auf das Seufzen der anderen Frau hin. Sie wusste nicht, wie die Dunkelhaarige aufgewachsen war, ob sie auch etwas in der Richtung hatte aushalten müssen. Und selbst wenn nicht, jede Frau kannte dieses Problem. Die Männer, die auf sie hinab sahen. Am besten noch so tief, dass sie mit der Nase fast in dem Ausschnitt jeder Frau hingen. Skadi trat wieder zu ihr und die Schwarzhaarige erwiderte ihren Blick mit fester Miene, nickte auf ihren Vorschlag hin ruhig. Ob sie einen Plan damit verfolgte? Vielleicht wollte sie ihr ja die Leviten lesen, für ihre große Klappe? Möglich war es, und unter Deck war dazu vermutlich der perfekte Ort. Shanaya rechnete also mit allem. „Gern, ein kleines Frühstück belebt.“ Sie wandte den Blick von der älteren Frau ab, lauschte jedoch auf ihre Bewegungen, erwartete fast, dass Skadi zum Gegenangriff ausholte. „Vermutlich sind das die letzten ruhigen Minuten.“ Und wenn sie ablegten, würde sie so oder so ihren Platz am Steuer beziehen. Es war Shanaya fast an jeder Faser ihres Körpers anzusehen, dass sie Skadi nur so weit über den Weg traute wie sie spucken konnte. Was die Nordskov weder nervte noch sonderlich beunruhigte. Nach dem missglückten Attentatsversuch Shanayas sollte klar sein, dass sie kein leichtes Ziel abgeben würde und ebenfalls nicht darauf erpicht war, anderen auf diesem Schiff etwas anzutun. Bisher hatte sich ohnehin kaum jemand die Mühe gemacht, mit ihr in Kontakt zu treten. Verübeln konnte sie das niemandem. „Gut möglich. Und die hungrigen Mäuler lassen nicht sonderlich viel übrig.“ Die meisten Männer blieben nun einmal unersättlich. In mehr als einer Hinsicht. Daran hatte sich die Jägerin seit ihrer Kindheit gewöhnt. „Irgendwelche Wünsche?“ Mit flinken Schritten glitt sie die Treppenstufen hinab. Schlich auf den letzten Metern, um ja niemanden unnötig aus seiner Hängematte zu reißen. Mit einem kurzen Blick auf die ausgebeulten Hängematten wandte sie sich in Richtung Vorratskammer. Während Shanaya sich auf die Treppe zu bewegte, streckte sie sich, streckte die Arme in die Richtung des Himmels, während sie den Worten der anderen Frau lauschte. Wahre Worte, egal wie man sie betrachtete. Ihre Frage ließ sie kurz überlegen. Irgendwelche Wünsche? „Erstmal sehen, was überhaupt noch da ist...“ Das war ja immer etwas fraglich... auch wenn sie noch nicht all zu lang wieder auf See waren. Ein leises Seufzen, aber auch ihr heller Blick glitt kurz zu den Hängematten, an denen sie vorbei schritten. Ob sie die Uhr danach stellen konnten, wie manch einer aufstand? Die ein oder andere Hängematte war bereits leer – irgendwo wuselte also jemand herum. „Da du noch hier bist, gehe ich davon aus, du wirst bei uns bleiben?“ Ein beiläufiger Plauderton – sie wusste schlicht nicht, ob die Dunkelhaarige die Carta unterzeichnet hatte. Ihr Einwand war durchaus berechtigt. Die Crew fraß Ihnen zum Teil förmlich dich Haare vom Kopf und es blieb abzuwarten, wie lange das gut gehen konnte. Manches Mal verschwanden Vorräte auf mysteriöse Weise und tauchten am nächsten Tage als traurige Überreste ihrer selbst an Deck auf. Zustimmend nickte Skadi währen die letzten Stufen hinab glitt und sich an den noch schlafenden Leibern vorbei schlich. Erkannte hier und da eine leere Hängematte in ihrem Augenwinkel und spürte just, wie sich ihre Armhärchen aufstellten. Die Ruhe des Morgens war also vorüber. “Ja. Für wie lange werden wir sehen.“ Es gab zu viele Faktoren, als dass sie sich nur im Ansatz die Möglichkeiten ausmalen konnte und wollte. Ganz davon abgesehen war Skadi umhin dazu übergegangen ihr Leben auf der Sphinx praktischer zu sehen und das beste aus allem zu machen, was kommen würde. Mit einer Hand zog sie den Knauf der Tür zur Vorratskammer auf und blinzelte einige Male, damit sich ihre Augen an das spärliche Licht gewöhnten. “Wir hätten Brot, Honigwaben, Äpfel und...“ Skadi klaube sich eine nahestehende Öllampe von der Wand und trat tiefer in den Raum, eingelegten Fisch sowie Trockenfleisch. Also?“ Mit einem prüfenden Blick über die Schulter sah Skadi abwartend auf Shanaya zurück. Skadis Antwort entlockte Shanaya ein leichtes Nicken. Für sie selbst gab es ab diesem Zeitpunkt kein 'wie lange' mehr. Sie würde nicht die Tage zählen, die sie an Bord dieses Schiffes verbrachte. Für sie war dies ihr neues Leben, wenn man so wollte, ihre neue Familie. Und sie hatte nicht vor, diese all zu schnell wieder zu verlassen. Skadi öffnete die Vorratskammer und die Schwarzhaarige lauschte, was es zur Auswahl gab. Die Erwähnung des Fisches jagte ihr einen kleinen Schauer durch den Körper, sie antwortete jedoch direkt, um dieses kurz aufkeimende Gefühl zu ersticken. „Ich bleibe mit einem Apfel bei einem gesunden Frühstück.“ Sie grinste, ehe sie noch einmal nach hakte. „Wovon machst du abhängig, wie lange du hier bleiben willst?“ eine berechtigte Frage, wie sie selbst fand. Allein dadurch würde sie einiges über die andere Frau erfahren – wenn sie denn antwortete. Fast glaubte Skadi den Anflug von Ekel auf der Miene der Jüngeren zu erkennen, doch fokussierte sie sich bereit zu sehr auf die Antwort, um die offensichtliche Abneigung wahrzunehmen. Stattdessen wandte sich der dunkle Haarschopf mit einem Nicken wieder herum und griff behände nach zwei Äpfeln und zwei Streifen Dörrfleisch, ehe sie aus der Kammer heraus trat und Shanaya das gewählte Mahl in die Hand drückte. Kurz musterten die dunklen Augenpaare ihren Gegenüber. Wägten ab, ob es überhaupt Gründe gab, die sie eindeutig benennen konnte oder ob es letztlich reine Gefühlssache blieb. Für einen Moment verzogen sich die volle Lippen, ehe sie nachdenklich von ihrem Dörrfleisch abbiss und sich in Bewegung setzte. “Zum einen wie sich das Leben hier mit euch entwickelt...“, etwas dass der Nordskov offensichtlich keine Bauchschmerzen bereitete, wenn man den Ausdruck ihrer Miene zu deuten wusste,“... und zum anderen ob ich irgendwann einen neuen Lebenssinn für mich finden werde.“ Die Worte waren schneller ausgesprochen, als durchdacht. Doch Skadi würde nicht zurückrudern, selbst wenn es noch so esoterisch klang. Es war nun einmal Fakt, dass es derzeit nichts gab, was sie wirklich voran trieb. “Vielleicht werdet ihr das für mich sein... etwas für dass es sich zu kämpfen und zu leben lohnt...“, fügte sie mit einem Achselzucken hinzu und sah über die Schulter zu Shanaya hinüber. “Ich lasse mich überraschen.“ Während Skadi den Kopf noch einmal in der Vorratskammer versteckte, ließ Shanaya den hellen Blick kurz schweifen. Niemand gesellte sich zu ihnen. Bevor sie jedoch weiter denken konnte, reichte ihr die andere Frau ihr Frühstück. Mit einem Nicken nahm sie es entgegen, zögerte dann nicht lang, ehe sie in den Apfel biss. So war es so viel entspannter, wenn nicht unzählige Leute um einen herum wuselten. Sie lehnte sich gegen eine der Holzsäulen, als Skadi zu einer Antwort ansetzte. Sie ließ die Dunkelhaarige aussprechen, kaute dabei nur abwartend auf ihrem Apfel herum, lauschte der Antwort ihres Gegenübers. „Einen Lebenssinn? In dieser Crew?“ Sie biss noch einmal von dem Apfel ab, kaute nachdenklich darauf herum, ehe sie schluckte und dann leise gluckste. „Solange du es nicht als Lebenssinn siehst, einen von uns umzulegen.“ Sie zuckte beiläufig mit den Schultern. Sie hätte damit gerechnet, dass die Jüngere sie ob ihrer Antwort mit einem abschätzigen Lächeln musterte. Doch sie war dazu übergegangen sich ihrem Frühstück zu widmen und gegen eine der Holzsäulen zu lehnen. Wieder biss Skadi von ihrem Dörrfleisch ab und ließ den Blick über die Hängematten schweifen. Blieb vor allem an der Enriques hängen, die Menschen leer in der Luft baumelte und womöglich die ganze Nacht unberührt geblieben war. "Ich töte nur Menschen, die es verdient haben.", erwiderte die Jägerin mit ernster Miene und wandte die dunklen Bernsteine aus den Augenwinkeln auf Shanaya. "Wenn ihr mir also keinen Grund gebt, würde ich euch lieber das Leben retten, als es euch nehmen.", fügte sie mit einem ehrlich gemeinten Ausdruck auf den Zügen hinzu, ehe sie den letzten Rest Dörrfleisch zwischen ihre Lippen schob. Die Dunkelhaarige konnte diese Antwort jetzt werten wie sie wollte, für Skadi machte es keinen sonderlichen Unterschied. Es entsprach schließlich der Wahrheit. Und sie hatte bereits oft genug die Klinge gegen andere erhoben, um ihre Prinzipien zu kennen. „Sehr löblich.“ Zumindest, wenn sie ihren Worten auch Folge leistete und sie jetzt nicht nur hohl dahin redete. Dann war es etwas, was sie gemeinsam hatten. Als sie dann davon sprach, dass sie ihnen eher das Leben retten wollen würde, wurde das Lächeln der Schwarzhaarigen noch ein wenig breiter. Soso. „Du hast also ein kleines Helfersyndrom?“ Ihre Stimme klang nicht abwertend, viel mehr wirklich interessiert. Sie selbst war nicht der Typ, der sich für andere ins Feuer warf. Aber es gab solche Menschen... ob Skadi nun dazu gehörte oder nicht würde sich gewiss noch zeigen. „Zumindest dein Freund scheint ja bei uns zu bleiben.“ Wieder lag keine Wertung in ihrer Stimme, womit sie etwas von dem Fleisch abbiss, kaute und schluckte. „Wobei ich noch nicht weiß, ob ich euch beiden trauen soll...“ Enrique war da noch etwas anderes, Skadi immerhin war mit einem Ziel auf dieses Schiff gegangen. Skadi zuckte nur mit den Schultern, als Shanaya ihr mit einem Lächeln einen zwanghaften Drang unterstellte, den sie nicht einmal leugnen konnte. Zumindest war sie früher so gewesen, als es noch Menschen gegeben hatte, die ihr wichtig gewesen waren. Außer auf Enrique traf das bislang auf keinen hier zu. Und selbst bei dem weigerte sie sich strickt, das zuzulassen. "Wenn du es so nennen willst.", murmelte die Dunkelhaarige und widmete sich nun ihrem Apfel. Drehte ihn eine Weile zwischen den langen Fingern, ehe sie genüsslich hinein biss und dann die Züge der Jüngeren ins Visier nahm. Was auch immer Enrique jetzt in der Unterhaltung zu suchen hatte - sie selbst würde sich hüten jetzt irgendetwas heraus zu posaunen, was er nicht selbst mit der Crew teilte. Doch Shanaya erweckte zumindest an der Oberfläche nicht den Eindruck, als wollte sie wirklich etwas über den ehemaligen Marine Offizier wissen. Vielmehr sprach sie etwas aus, dass Skadi nur mit einem tiefen Seufzen beantwortete. "Kann ich dir nicht verübeln." Nur langsam kaute sie das saftige Stück in kleine Häppchen. Schluckte und presste die Lippen kurz zusammen. "Du kennst mich nicht. Ich kenne dich nicht. Und wir sind beide schlau genug, um nicht all blind und naiv zu glauben, dass man jedem dahergelaufenen Marine Schwachkopf vertrauen kann." Bei ihren letzten Worten zog sich ein abfälliges Schmunzeln auf ihre Züge. "Aber ich stehe zu meinem Wort..." Selbst wenn sich Shanaya selbst nicht mehr an ihre Unterhaltung im Wald erinnern konnte. Skadi tat es in jenem Moment. Biss abermals von ihrem Apfel ab und ließ den Blick wieder über den Raum schweifen. Diesmal mehr beiläufig als wirklich bewusst beobachtete Shanaya die Regungen der anderen Frau. Sie kaute auf ihrem Apfel herum, während Skadi ihren noch einen Moment betrachtete, ehe sie hinein biss. Das Seufzen der Dunkelhaarigen ließ die Mundwinkel Shanayas leicht zucken. Sie hatte schon ein schweres Los. Auf die nächsten Worte nickte sie jedoch. Zumal sie selbst nicht so dumm war, jedem daher gelaufenen zu vertrauen. Auch da gab es leider genug von. „Und ich bleibe dabei, dass ich Nichts glaube, bis ich es mit eigenen Augen gesehen habe.“ Ein munteres Lächeln, dann kaute sie im nächsten Moment auf dem letzten Stück Fleisch herum. Ebenso oft wie die junge Frau zu ihren Aussagen schwieg und sich mit ihrem Essen zufrieden gab, so oft registrierte Skadi die unausgesprochene Zustimmung der Jüngeren. Solange sie ihr nicht widersprach, und das täte die Dunkelhaarige mit Sicherheit, ob nun verbal oder mit einem abfälligen Blick aus den blauen Augen, nahm die Jägerin an, dass es ihr entweder egal war oder sie die Dinge ähnlich sah. Wie auch immer es nun der Tatsache entsprach, schienen sich die beiden Frauen alles notwendige gesagt zu haben. Und während Shanaya sich dem letzten Teil ihres Frühstücks widmete und ihr deutlich zu verstehen gab, dass sie sagen konnte was sie wollte, solange sie es nicht aktiv in die Tat umsetzte, wandte Skadi den Kopf herum. Musterte die Hängematten mit eher losem Interesse, ehe ihr etwas ins Auge fiel, das sie während des ganzen Trubels um Enrique schier vergessen hatte. Ohne ein Wort entfernte sie sich von der Jüngeren. Stopfte sich den Apfel fest zwischen die Kiefer, um sich mit freien Händen um die schlafenden Leiber zu schlängeln und an ihrem Platz angekommen nach dem Beutelkleid zu greifen,dessen Inhalt sie am selben Abend noch in die Schatztruhen des Schiffes verfrachtet hatte. Mit einem zufriedenen Ausdruck auf den Zügen kehrte sie mit zwei lederne Rollen in den Händen zurück und überreichte sie der Dunkelhaarigen. “Ich weiß, dass du lieber deine eigenen Karten anfertigst... aber ich dachte mir, dass sie für dich dennoch von Nutzen sein können.“ Sie selbst hatte bei ihrer Rückkehr in das verlassene Versteck nur flüchtig hinein gesehen und einige Insel und Routen entdeckt, die ihr vollkommen unbekannt waren. Doch wer wusste schon so genau, ob Shanaya in der kurzen Zeit ihres Lebens nicht bei weitem mehr als das gesehen hatte. Wegschmeißen konnte die Navigatorin den Plunder dann immer noch in der nächsten Stadt. Shanaya wartete auf eine Antwort auf ihre Worte, auf eine Reaktion. Vielleicht auch irgendwelche 'Gib mir Zeit dann beweise ich es dir!' Ausflüchte. Aber dergleichen blieb aus. Zu ihrer Überraschung sagte Skadi nicht einmal etwas dazu. Sie wandte sich schlicht ab und ließ sie stehen. Noch immer auf dem Fleisch herum kauend hob die Schwarzhaarige leicht eine Augenbraue, wog den Kopf etwas zur Seite. Nur ein kurzes Zucken ihrer Schulter. Gerade hatte sie den Entschluss gefasst, sich an die Arbeit zu machen, als die andere Frau doch wieder auftauchte. Shanaya schluckte das Fleisch runter, betrachtete die zwei Rollen, die ihr entgegen gehalten wurden. Sie nahm beide entgegen, klemmte eine locker unter ihren Arm, während sie die zweite mit vorsichtigen Fingern öffnete. Ihre Miene nahm automatisch einen neugierigen Ausdruck an. Sie kannte diese Inseln nicht. Waren das Ausschnitte dieser Welt, mit kleinen Inseln, die auf größeren Karten einfach nicht verzeichnet waren? Möglich war es. „Woher hast du die?“ Ohne zu der Frau aufzusehen rollte Shanaya die erste Karte zusammen, tauschte sie mit der nächsten und betrachtete auch diese wieder aufmerksam. „Wirklich interessant...“ RE: Something like a new Start - Shanaya Árashi - 02.07.2019 Während Shanaya unablässig die Karten studierte, versenkte Skadi ihre Zähne tief im Fleisch des Apfels, den sie bis vor wenigen Augenblicken wie ein Spanferkel im Mund behalten hatte. Und erst als sie den ersten Bissen hinab schluckte, erkannte man den Anflug eines Schmunzelns auf ihren Lippen. Womöglich hatte sie mit ihrer Auswahl doch voll ins Schwarze getroffen. Und Liam hatte das für unnötigen Krempel gehalten... unerhört! “Aus einem Versteck von Kinderdieben... neben einigem Kleinkram haben sie ziemlich wertvolles Zesug da unten gelagert.“, entgegnete die Dunkelhaarige ihrem Gegenüber mit einem entspannten Ausdruck auf den Zügen und ließ sich nun an ihrer Statt gegen eine Säule gleiten. “War wohl unser verdammtes Glück, dass die Drei-Käse-Hochs nicht wussten, was sie da unten versteckt gehalten haben. Ich frage mich allerdings wie sie überhaupt an sowas herangekommen sind...“ Vor allem wenn man bedachte wie leicht es gewesen war, ihnen sämtliche Körperflüssigkeiten mit einem Mal aus ihren Leibern zu jagen. Allein die Erinnerung daran reichte aus, um ein süffisantes Grinsen auf Skadis Züge zu legen, das jedoch schnell wieder verebbte. “Meinst du die Karten stammen aus dieser Welt?“ Jeder Winkel der Karte wurde genau inspiziert, sodass den blauen Augen der jungen Frau kein Detail entgehen konnte. Aber wie es drehte und wendete, die Formen dieser Inseln waren ihr nicht bekannt. Sie hatte genug verschiedene Karten der ersten Welt gesehen, studiert und beinahe auswendig gelernt – diese Formen passten nicht in dieses Bild. Skadis Antwort entlockte der Schwarzhaarigen nur ein leises, Brummen. Sie hatte zugehört, verstanden, aber wirklich ging sie nicht darauf ein. Es war ihr schlicht egal, was die beiden in ihrer Freizeit machten, wen sie ausraubten oder wessen Lager sie ausräumten. Das, was sie interessierte, hielt sie in der Hand. Während Skadi eine Frage stellte, drehte Shanaya das Papier um, betrachtete die Rückseite. Auch hier gab es keinen Hinweis, woher die Karten stammten. „Ich glaube nicht... Die Formen und Lagen der Inseln passt nicht mit dem überein, was ich von der ersten Welt kenne. Vielleicht sind es kleine Inseln, die nicht auf größeren Karten verzeichnet sind. Oder irgendjemand hat sich Inseln ausgedacht... aber sie zeigen keine mir bekannte Insel.“ Jetzt hob sie das erste Mal den Blick wieder zu der anderen Frau. Aufmerksam musterten die dunklen Augen die Jüngere, dessen Konzentration voll und ganz auf dem Pergament zwischen ihren Fingern lag. Eigentlich hätte sie sich den Großteil ihres Atems sparen können. Denn Skadi bezweifelte just in jenem Moment, als die letzten Worte über ihre Lippen geglitten waren, dass es sonderlich relevant für die Dunkelhaarige gewesen war. Zumindest entnahm sie dem knappen Brummen, dass ihre Zuhörerin sie zwar gehört hatte, ihr die Informationen jedoch genauso egal waren wie so vieles andere. Auf ihre Antwort zog sie allerdings skeptisch die Augenbrauen zusammen. Bezweifelte, dass sich jemand mit einer Karte wie dieser einen Scherz erlaubt und mit einem Fläschchen Wein zu viel intus unsinnige Landstriche erdacht hatte. Dafür erschien selbst ihr die gesamte Aufmachung der Karten zu professionell und kostspielig. Vor allem für kleinere Inseln, wie Shanaya es ansprach, wäre dieser Aufwand nicht lohnenswert gewesen. "Hälst du es für möglich, dass es eine Karte aus einer anderen Welt ist?" Eine Weile blickte Skadi der Navigatorin nachdenklich entgegen. Wandte den letzten Rest ihres Apfels zwischen Zeigefinger und Daumen und lauschte den kräftigen Atemzügen zur ihrer Rechten. Shanaya kramte in jedem noch so kleinen Winkel ihrer Erinnerung, ob die Umrisse dieser Insel ihr nicht doch auf irgendeine Art und Weise doch bekannt vorkamen. Aber beim besten Willen fand sie Nichts, was auch nur annähernd danach aussah. Trotzdem hob sie leicht den Blick, glaubte in Skadis Miene einen zweifelnden Ausdruck zu erkennen. Woran sie nun zweifelte... das offenbarte die andere Frau ihr in diesem Moment nicht – es war ihr jedoch egal. Die Frage ihres Gegenübers ließ sie nun selbst eine Augenbraue heben. „Wenn nicht, woher sollte sie sonst stammen?“ Ihre Frage war halbwegs ernst gemeint. Wenn nicht aus der ersten Welt und auch aus sonst keiner... Damit legten sich die blauen Augen wieder auf das Papier. „Aber wenn du sie nicht brauchst... ich behalte sie im Hinterkopf und vielleicht können wir sie irgendwann gebrauchen.“ Die Frage war womöglich nicht, ob sondern aus welcher anderen Welt sie war. Und es wurmte Skadi indirekt, dass sie darauf keine Antwort wusste. Machte ihr wieder einmal deutlich, dass sie Zeit ihres Lebens auf einer kleinen Insel gehaust und von der ersten Welt kaum etwas mitbekommen hatte. Nun. Beschweren würde sie sich darüber allerdings ebenso wenig. Es hatte sie damit weitaus besser getroffen, als die meisten auf diesem Schiff. Was nicht gleichbedeutend damit war, dass ihre Kindheit rosig und mit glitzerndem Puder bedeckt gewesen war. Denn das war sie keinesfalls. Trotz all der Liebe und Fürsorge. "Hast du jemals eine aus den anderen Welten in der Hand gehabt?" Kurz kippte der dunkle Haarschopf zur Seite. Musterte die Navigatorin einen weiteren Augenblick, bis sie bei ihren letzten Worten zu schmunzeln begann. "Ich kann mit ihnen genau so viel anfangen, wie du mit Aspen.", drang es spitz über die vollen Lippen, dessen Schmunzeln sich zu einem halben Grinsen ausbreitete. Dass sich die zwei Parteien nicht grün waren wusste nunmehr jeder auf diesem Schiff. Es war kein wohl behütetes Geheimnis. "Und da ich sie ohnehin für dich mitgenommen habe, kannst du damit gern tun und lassen was du willst." Ein lautes Schnarchen erhob sich vom anderen Ende des Raumes und ließ Skadis dunkle Augen für einen Moment zur Seite fahren, während sie sich den letzten Rest ihres Apfels zwischen die Zähne schob. Kaute genüsslich an der Ausbeute ihres Frühstücks und machte sich gedanklich schon bereit in den nächsten Arbeitsalltag überzugehen. Die Frage der anderen Frau ließ Shanaya kurz überlegen. Eine Karte aus einer anderen Welt? Vielleicht... vielleicht auch nicht. Das konnte sie kaum beantworten, da sie es einfach nicht wusste. „Ich hatte schon oft Karten in der Hand, bei denen ich nicht wusste, woher sie kommen und was sie zeigen.“ Mit diesen Worten hob Shanaya den blauen Blick, erwiderte den der Dunkelhaarigen mit ruhiger Miene, ebenso wie das Schmunzeln. „Wow, das ist wirklich eine Menge.“ Aspen war ein guter Vergleich für so etwas... „Wie komme ich zu der Ehre, dass du mir Karten mitbringst? Erwartest du eine Gegenleistung?“ Ihr Grinsen wurde einen Hauch breiter, während sie mit einer leichten Herausforderung eine Augenbraue anhob. Das Schnarchen ließ sie den hellen Blick nur leicht zur Seite drehen, während Skadi sich um den Rest des Apfels kümmerte. Sie nickte der Frau ruhig zu. „Die werden sicher langsam wach, ich sehe Mal zu, dass ich langsam alles vorbereite.“ Ihre Beobachtungsgabe hatte also in den letzten Jahren kaum nachgelassen, wie Shanayas Schmunzeln auf den Lippen und das stete Funkeln ihrer blauen Augen bestätigte. Aspen schien in der Welt der Dunkelhaarigen in der Tat einen sehr niedrigen Stellenwert einzunehmen. Womöglich vergleichbar mit einem Staubkorn. Das käme dem breiten Grinsen gleich, das sich zunehmend in die Mundwinkel schlich und die Nordskov beinahe dazu brachte ehrlich wie sie war auf Shanayas Frage zu antworten. Doch kaum lehnte sie sich etwas voraus, gefiel ihr der Gedanke zunehmend, die Herausforderung in den Augen ihres Gegenüber anzunehmen. Den süffisanten Ausdruck auf ihren Zügen zu spiegeln und kurz die dichten Brauen in die Lüfte zu erheben. „Eigentlich hatte ich mir ja gedacht, dass es wohl für alle praktisch wäre, wenn unsere Navigatorin so viele Karten wie irgend möglich besäße. Aber wenn du mich schon so fragst.“ Dabei war Skadi absolut klar, dass Shanaya ihr vermeintliches Geschenk jederzeit ins Meer werfen konnte, bekäme sie den Eindruck der Jägerin damit etwas zu schulden. Sie schätzte die junge Frau nicht als jemanden ein, der sich gern in Abhängigkeiten begab, schon gar nicht in solche, bei denen nicht klar war, was für sie dabei heraus sprang. Oder so gering waren wie unbekannte Inseln auf einem Stück Pergament. „Ich lasse mir bei Gelegenheit etwas einfallen.“ Und damit folgte sie ihrem zuvor gefassten Plan. Stieß sich von der Säule ab, an der sie lehnte und schenkte Shanaya nur ein knappes Zwinkern, während sie sich bereits abwandte. „Klingt nach einem guten Plan. Ich sollte mich auch langsam an die Arbeit machen.“ Keine Faser an ihrem Körper ließ offen, dass sie absolut nichts von der Navigatorin erwartete. Wenn sie dennoch bereit war, ihr für eine nur nett gemeinte Geste etwas als Gegenleistung erbringen zu wollen, würde sie sie keineswegs davon abhalten. So allerdings lief sie gemütlich auf die Treppen zu. Schmunzelte bei einem letzten intensiven Blick auf die junge Frau, ehe sie mit einem „Bis später.“ tiefer in den Bauch des Schiffes verschwand. |