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Bewaffnung - Weltenwind - 01.04.2019

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Bewaffnung

Die Art der Bewaffnung von Seeräubern änderte sich stets im Laufe der Jahrhunderte. Während des Goldenen Zeitalters der Piraterie, dem die Inselwelten entlehnt sind, bevorzugte man neben Degen und Beil vor allem Schusswaffen wie Kanonen und Pistolen. Die Auswahl war jedoch groß. Manche Piraten besaßen ganze Arsenale an Klingen und Fernwaffen, sodass sie für jeden Kampf gewappnet waren. Wie bei allem gab es auch hier unterschiedlichste Vorlieben – der eine bevorzugte den Nahkampf mit der Klinge, der andere konzentrierte sich auf den Kampf aus der Ferne – mit Pfeil und Bogen oder Pistole. Einen besonderen Stellenwert hat hier die Muskete, die in erfahrenen Händen eine präzise Waffe über große Entfernung sein konnte.
Aufgestockt wurde das Schiffsarsenal in der Regel durch Diebesgut. Entweder erbeutet während des Landgangs, eines Überfalls auf eine Hafenstadt oder nach dem Entern eines fremden Schiffes.


Vorderlader
    Steinschlosspistole
    Eine der beliebtesten Waffen unter Piraten war diese leichte Pistole. Oft wurden mehrere am Gürtel und dem sogenannten Crossbelt getragen. So hatte man nicht nur einen Schuss parat, wenn es darauf ankam. Denn mit ihr ließ sich nur eine Kugel abfeuern. Nachgeladen wurde sie – wie der Name dieser Waffenart vermuten lässt – von vorn durch die Mündung, normalerweise mit Schwarzpulver und Blei-, Stein-, oder Eisenkugeln. Dieser Vorgang nahm eine gewisse Zeit in Anspruch und konnte während eines Gefechts selten durchgeführt werden.
    Aber auch eine abgefeuerte Waffe war nicht nutzlos – der Knauf konnte immer noch als Schlagwaffe genutzt werden. Spätestens dann, wenn die Pistole nass geworden war und sich das Schwarzpulver im Inneren nicht mehr entzünden ließ, blieb einem Piraten nichts anderes übrig.

    Perkussionsschloss
    Beim Perkussionsschloss handelte es sich um einen Nachfolger des Steinschlosses, das im frühen 19. Jahrhundert aufkam. Geschossen wurde mit gleicher Munition, allerdings bot eine Waffe mit Perkussionsschloss einige Vorteile gegenüber ihren Vorläufern, weshalb es sich schnell durchsetzte. Unter anderem erhöhte das Perkussionsschloss Durchschlagskraft und Genauigkeit eines Schusses und machte die Ladung insgesamt beständiger gegenüber äußerer Witterungsbedingungen. Darüber hinaus blieb der Blitz aus, der mit der Zündung eines Steinschlosses einher geht und auf weite Entfernung sichtbar war.

    Muskete
    Die Muskete gilt als Vorläufer der Flinte. Sie war also ein Vorderlader mit langem Lauf und zündete ebenfalls durch ein Steinschloss. Im 18. Jahrhundert war sie bereits so leicht, dass man freihändig mit ihr schießen konnte und in den Händen eines erfahrenen Scharfschützen entwickelte sich das Gewehr zu einer verhältnismäßig präzisen Fernwaffe auf Entfernungen bis etwa 300 Schritt.

    Donnerbüchse
    Deutlich weniger präzise als eine Muskete war die sogenannte Donnerbüchse, die ihrem Namen alle Ehre machte. Dabei handelte es sich um eine Art Flinte mit kurzem Lauf und trichterförmiger Mündung, die mit Schrot oder mehreren Kugeln geladen wurde – was ihre Wirkung auf kurze Distanzen umso verheerender machte. Sie zündete ebenfalls mit einem Steinschloss und die vergrößerte Öffnung erleichterte das Nachladen auf schwankenden Schiffen oder rollenden Kutschen. Daher war sie unter Piraten eine beliebte Waffe für den Nahkampf.
    Sie wurden sowohl mit Hinterschaft als auch in Pistolenform ohne einen solchen hergestellt.

    Kanonen
    Sie gehörten auf jedes Schiff – ob Marine, Händler oder Piraten – und auch sie zählen zu den Vorderladern. Kanonen waren in einer Schlacht auf See unerlässlich, ob zur Verteidigung oder zum Angriff. Klassifiziert wurde nach dem Geschossgewicht, zum Beispiel „18-Pfünder“ oder „12-Pfünder“. Beladen wurden sie mit Schwarzpulver, das bei Zündung genug Druck erzeugte, um die verschiedenen Geschosse in Richtung des gegnerischen Schiffs zu feuern. Da sowohl das Geschütz selbst als auch die Kugeln mit enormen Gewicht einher gingen, wurde das Rohr auf ein Radgestell montiert, sodass es sich in die gewünschte Position schieben ließ. Die Schusshöhe und damit auch die Reichweite ließen sich mit hölzernen Keilen verändern.
    Neben der einzelnen Kugel gab es noch zahlreiche, weitere Geschosse – unter anderem die Ketten/-Stabkugel. Die zwei Kugeln, die mit einer Kette oder einem Stab verbunden waren, flogen zwar durch die rotierende Bewegung langsamer als eine Vollkugel, rissen dafür aber größere Löcher.


Blankwaffen
    Entermesser
    Während für den Distanzkampf oft Steinschlosspistolen bevorzugt wurden, kam bei Nahkämpfen meist ein Entermesser zum Einsatz. Blankwaffen mit längerer Klinge, wie Säbel oder Degen, kamen zwar ebenfalls vor, waren in der Enge an Bord eines Schiffes jedoch von Nachteil.
    Auch um schnell Taue und Seile in der Takelage zu durchtrennen, eigneten sich Entermesser gut. Die Klingen waren recht kurz, oft deutlich breiter und schwerer als die eines Degens, und wurden sowohl als Hieb- als auch als Stichwaffen eingesetzt. Meist wurde billiger Stahl verwendet, sodass sie auch für weniger Wohlhabende erschwinglich waren – allerdings büßten sie im Kampf dadurch an Langlebigkeit ein.

    Axt/Beil
    Eigentlich als ein Werkzeug für Arbeiten am Schiff gedacht – aber wenn es darauf ankam, konnte man aus allem eine Waffe machen – und so war es nicht selten, dass ein Pirat auch ein Beil bei sich trug. Sie ließen sich gut am Gürtel befestigen, waren also genauso schnell griffbereit wie ein Degen und mit Kraft und Geschick eingesetzt konnten sie zu einer Schädel spaltende Waffe werden.


Weitere Waffen
    Krähenfüße
    Die Krähenfüße waren keine direkt Fernwaffe – aber sie hielten den Gegner zumindest einen Moment auf Abstand. Die kleinen, dornenähnlichen Metallstücke wurden auf den Boden geworfen und führten so zu teils sehr tiefen Verletzungen an den Füßen – besonders, wenn der Gegner barfuß unterwegs war. Durch ihre hölzerne Farbe wurden sie auf den Planken eines Schiffes leicht übersehen – und in dem Moment, in dem der Feind durch den Schmerz abgelenkt war, konnte er vielleicht schon nicht mehr auf weitere Angriffe reagieren.

    Marlpfriem
    Dieses Werkzeug, das einem Eispickel sehr ähnlich war, wurde eigentlich bei Arbeiten an der Takelage gebraucht und genutzt. Er lässt sich leicht transportieren, und auch wenn er vielleicht nicht die effektivste Waffe ist, kann er doch sehr viel Schaden bei seinen Gegnern anrichten.

Das Pulver für die verschiedenen Schusswaffen wurde in Pulverhörnern oder – im Falle der Kanonen – in Pulversäcken gelagert und transportiert. Dabei handelte es sich oft im wahrsten Sinne des Wortes um Hörner, nämlich um Tierhorn. Aber auch gewachstes Leder oder deutlich teurere Materialien wie Silber, Knochen oder Elfenbein konnten vorkommen.
Auf einem Piratenschiff wurden Pulver und Waffen aus Sicherheitsgründen häufig unterhalb der Wasserlinie gelagert. Dann war es Aufgabe des Schiffsjungen, der in diesem Fall Pulveraffe hieß, immer wieder Nachschub an die Geschützmannschaft zu liefern.
Es konnte darüber hinaus auch vorkommen, dass an Bord des Schiffes keine Waffen getragen, geschweige denn genutzt werden durften. In diesem Fall wurden sie erst unmittelbar vor einem bevorstehenden Kampf an die Mannschaft ausgeteilt. Gelagert werden konnten sowohl Schusswaffen als auch Blankwaffen relativ gut in gewachsten Tüchern, wo sie vor Staub und Feuchtigkeit weitestgehend geschützt waren.