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Von Freibeutern und freien Damen - Ryan Black - 09.07.2018
Von Freibeutern und freien Damen
31. März 1822 | nach Sonnenuntergang / Nachts
Lucien & Ryan
Hier auf der Insel Mîlui – und vor allem in deren größten Stadt, gab es genau zwei Freudenhäuser. Einmal das kleinere und düstere Hafenbordell, welches sich nur einen Steinwurf der Kais an einer Kreuzung befand. Umringt von Lagerhäusern und Gaststätten, umschwirrt von Seeleuten, ärmeren Kaufmännern und Kapitänen welche hier der sorglosen und unbekümmerten Gier der weltlichen Bedürfnisse nachgehen wollte.
Und dann war da noch das Badehaus... Ein Etablissement gehobeneren Ausmaßes. Beherbergt nicht nur von einfachen Huren – nein, hier flankierten Kurtisanen aus aller Welt. Frauen, die nicht einfach dazu dienten die Beine breit zu machen.. Sondern die sich vollkommen der Kunst der Verführung hingaben.. Sich mit Musik und Gesang auskannten und ihre Freier mit geistreichen Bemerkungen zum lachen bringen konnten.
Hier wurde nicht jeder daher gelaufene Seemann eingelassen.. Zutritt bekam man nur auf Vorkasse – und selbst damit war die Nacht mit einer der Mädchen nicht gewiss. Denn es war nicht so, dass man sich einfach eine Aussuchte und mit ihr auf dem Zimmer verschwand, nein. Die leicht bekleideten Mädchen hatten immer noch ein Wörtchen mit zu reden. Und wurde Mal einer der Freier zu Aufdringlich oder gar Aggressiv, beförderte ihn 'Gram' (ein zwei Meter großer Hüne, welcher seinen Spitznamen durch seinen andauernden, griesgrämigen Gesichtsausdruck erhalten hatte...) schwungvoll vor die Tür!
Doch genau diese Art von Etablissement war es, die Ryan bevorzugte... Und so kam es dass sich der Dieb nicht nur rasierte und sein stoisches, schwarzes Haar zurück kämmte, sondern auch ein anständiges schwarzes Hemd trug, gepaart mit einer fein gewobenen dunklen Hose und Schuhe, dessen Leder so einwandfrei gegerbt wurde, dass es matt schimmerte – natürlich war die neue und wesentlich schickere Kleidung mit den feinen silbernähten noch an diesem Vormittag geklaut. Unbemerkt war er nämlich in eines der Lagerhäuser eingestiegen – wohl darauf bedacht dass es zu einem Schneider gehörte und hatte sich daraufhin fröhlich an den Kleidungsstücken bedient.
Nun stand er hier, der abendliche Starkregen prasselte erbarmungslos auf ihn hinab und sorgte nur dafür, dass sein widerspenstig nach hinten gekämmtes Haar erneut in alle Himmelsrichtungen ab stand. Genervt fuhr sich der Dieb durch die mittlerweile mittellange Mähne und seufzte. Nagut – es musste auch so gehen. An seinem Gürtel hing zumindest in einem Beutel genug Gold um für die halbe Crew der Sphinx den Eintritt ins Badehaus zu bezahlen.
Trotz des Regens war es nicht kalt – irgendwie schien es hier nie wirklich kalt zu werden, nicht einmal in den Nächten, und so kam es das selbst bei diesem Wetter die halbnackten Damen des Bordells im Vorgarten des Hauses hüftschwingend auf und ab liefen, verlorene Seelen versuchten an zu locken und ins innere des warmen und wohl duftenden Hauses zu locken.. Fackeln brannten hier und da, ließen die vor Regen glänzende, nackte Haut der Frauen wie Gold oder Silber aufleuchten, die spärliche Bekleidung der Kurtisanen bestand in der Regel nur aus einem knappen Stück Stoff Hüft abwärts, geschmückt mit Ketten aus Edelsteinen oder gar Perlen.. Der Oberkörper war zumeist frei, nur hin und wieder wurden die Rundungen hinter langem Haar versteckt, oder aber ebenfalls durch Bustiers aus dünnen Fäden mit aufgespannten Kupferschmuck.
Der Dieb allerdings musste gar nicht erst ins Badehaus gelockt werden – denn jenes Gebäude war ohnehin sein Ziel... Aus der Gewohnheit heraus schlich er durch die Schatten, wich den Fackeln aus und stand alsbald vor der massiven, aber verschlossenen Tür. Nachdem er angeklopft hatte und sich einer ausgedehnten Musterung Grams unterziehen musste - inklusive Aushandeln des Eintrittpreises, wurde Ryan eingelassen.
Kurze Zeit später führte ihn ein junges Mädchen, nicht älter als Anfang Zwanzig durch das Badehaus.. Am Eingang ließ man seine Kleidungsstücke zurück – bis auf die Unterwäsche. Man bekam ein Tuch aus weich gewobenen Leinen welches sich der Dieb locker über die Schulter legte. Das Mädchen welches Ryan führte hatte rotbraunes, welliges Haar und stellte sich als „Jade“ vor. Um die Hüfte trug Jade ein beinahe durchsichtiges Stück Stoff, welches nicht nur eine eindeutige Sicht auf ihr Hinterteil erlaubte. Ihre Brüste lagen frei, nur eine dünne, silberne Kette baumelte zwischen den Rundungen und war so lang, dass sie beinahe ihren Bauchnabel berührte.
Im Badehaus selbst herrschte warmes, schummriges Licht. Drei riesige Kronleuchter über und über mit flackernden Kerzenlicht erhellten den Hauptraum mit der größten Wanne. Säulen aus Marmor säumten den Rand des Saales. An den Wänden standen Tische mit allerlei Obst und feinen, süßen Backwaren – ebenso wie seltene und teure dunkle Schokolade. Um das Hauptbecken herum befanden sich fünf weitere, aber wesentlich kleinere Becken, welche ebenfalls aus Marmor waren.. Dabei wurden jene Becken mit kunstvollen Raumtrennern etwas vom größten Becken abgetrennt um wenigstens etwas Privatsphäre vor zu gaukeln. Das ganze Badehaus schien aus einem einzigen Stück Marmor geschlagen zu sein.. Und obwohl hier scheinbar reges Treiben herrschte, war es nicht übermäßig Laut. Man hörte das Rauschen des Wassers, die sanften, verführerischen Stimmen der Kurtisanen, irgendwo wurde sogar eine Laute gespielt und die melodiöse Stimme einer Frau sang leise und unaufdringlich dazu Lieder.
Ryans einäugiger Blick schweifte durch den befüllten Saal.. Die körperliche 'Liebe' wurde hier ohne Hemmungen und ohne Rückzug überall dort zelebriert, wo es sich eben gerade ergab. Selbst das leise oder gar gierige Stöhnen der Frauen und auch Männer schien sich perfekt mit der Melodie der Laute zu vereinen, sodass es einen überraschenderweise nicht sonderlich störte. „'abt Ihr misch ge'ört, 'err?“, drang plötzlich die Stimme seiner Begleiterin Jade mit starkem Akzent an sein Ohr. Ryan blinzelte. „Dass 'ier ist der 'Auptsaal. Ich empf'ähle zunächst einmal ein Bad zu n'ähmen, 'err. Ihr w'ärdet gewiss nischt lang' allein sein.“, sie lächelte ihn zuckersüß an. „Nat'ürlisch 'aben wir auch Separees, wenn Eusch diese Art der Liebe mehr zusagt... w'ändet Eusch in diesem Falle an das Mädschen Eurer Begierde..“, sie kicherte, berührte Ryan am Arm und zog ihn sanft weiter bis den Tischen mit den ganzen Leckereien. Auf Chaiselongue aalten sich Kurtisanen, ließen ihre zarten Finger durch die Haare der Männer gleiten, welche ihre Köpfe in ihren Schößen liegen hatten und tranken auf den Tischen die neben ihnen standen dunkelroten, süßen Wein.
RE: Von Freibeutern und freien Damen - Lucien Dravean - 07.11.2018
Es war nicht sein erster Besuch in diesem Haus. Andernfalls wäre es ihm wahrscheinlich schwer gefallen, derart einfach Zutritt zu erhalten – mit nichts weiter als der Kleidung, die Talin ihm an Bord der Sphinx nach seiner Befreiung hatte beschaffen können. Daran war nichts edel, teuer oder fein gearbeitet wie die Stoffe der Männer, die sonst hier einkehrten. Keine wertvollen Metalle, die die Fasern durchdrangen oder die Knöpfe schmückten – nur die einfache Kleidung eines einfachen Seemannes.
Dementsprechend hoch fiel der "Aufpreis" aus, der die Herrin des Hauses und ihren bulligen Türwächter bei Luciens erstem Besuch doch noch überzeugte. Seitdem kam er drei Abende in Folge. Und auch diesen kleinen Luxus ermöglichte ihm seine Schwester. Oder zumindest ihr Gold, das sie ihm ganz in dem Wissen überließ, wofür er es verwendete. Selbstverständlich hätte der Dunkelhaarige auch deutlich weniger für seine Bedürfnisse ausgeben können, doch ganz genau wie Talin hatte er eine Schwäche für die schönen Dinge. Und für den Genuss. Erst recht, nachdem er über drei Jahre darauf hatte verzichten müssen. Dass er sich dem nun geradezu exzessiv ergab, geschah deshalb völlig bewusst.
Lucien stieß ein lautloses Seufzen aus, schloss die Augen und ließ sich im warmen Wasser des großen Hauptbeckens ein Stückchen tiefer sinken. Er hatte sich mit seiner entzückenden Gesellschaft in eine Ecke des länglichen Rechtecks zurückgezogen und die Arme links und rechts auf den Rand gelegt. Die Finger seiner Linken strichen flüchtig über die kleinen Bestandteile des sorgsam gearbeiteten Mosaiks, das sich einmal um das gesamte Becken zog. Eine anmutige Folge geometrischer Muster, die an verflochtene Zöpfe und sanfte Wellen erinnerten.
Auf seiner rechten Seite tat es ihm das junge, brünette Mädchen gleich, das sich vor vielleicht zehn, fünfzehn Minuten zu ihm gesellt hatte und nun bäuchlings am Rand des Beckens lag. Ihre Finger strichen sanft liebkosend über sein vernarbtes Handgelenk und als Lucien eines der tiefgrünen Augen öffnete, um ihr einen Seitenblick zuzuwerfen, bemerkte er die Neugier auf ihren jungen Zügen, mit denen sie die Geschichte dahinter zu entschlüsseln versuchte. Ein flüchtiges Lächeln erschien auf seinen Lippen, während er auf die dazugehörige Frage wartete.
„Woher habt Ihr die, wenn ich fragen darf.“ Da war sie.
Lucien öffnete beide Augen, drehte den Kopf leicht in ihre Richtung und den Arm langsam um, sodass seine Handfläche und die Innenseite des Handgelenks nach oben zeigte. „Handschellen.“, gab er offen zurück und musste sich das nächste Schmunzeln verkneifen, als er ihren etwas spöttischen Blick auffing. Natürlich war sie darauf schon selbst gekommen. Also führte er das ganze ein bisschen aus. „Ich habe einige Zeit die Gastfreundschaft unserer Marine genossen.“ Sie stützte das Kinn in ihre Hand, ohne in den sanften Liebkosungen seines Handgelenks inne zu halten. „Warum?“ - „Man hat mich auf einem Schmugglerschiff aufgegriffen.“
Der Dunkelhaarige sah ihr an, dass sie schon Anlauf für die nächste Frage holte. Doch sein Blick wurde von etwas anderem abgelenkt. Nicht weit entfernt von ihnen führte eine weitere junge Dame einen Gast am Becken vorbei und erklärte ihm mit hörbarem Akzent, wie die Dinge in diesem Haus gehandhabt wurden. An sich nichts Ungewöhnliches. Doch als Lucien aus den Augenwinkeln in ihre Richtung sah, war ihm für einen winzigen Moment so, als kämen ihm die Züge des Mannes vertraut vor.
Ein weiterer, genauere Blick in die entsprechende Richtung bestätigte seine Ahnung.
„Wer hätte das gedacht...“, entwich dem jungen Mann leise und um seine Mundwinkel spielte ein amüsiertes Schmunzeln.
RE: Von Freibeutern und freien Damen - Ryan Black - 26.11.2018
Mädchen seiner Begierde, mh? Stirnrunzelnd sah er sich zunächst um. Der Dieb würde ja gerne behaupten, er sei nicht sonderlich wählerisch was das anginge - allerdings würde er sich damit nur selbst etwas vormachen. Denn wenn er sich schon Mal leichthin eine Frau aussuchen durfte - und dafür immerhin nicht gerade wenig Geld hinblätterte, dann musste sie ihm sofort ins Auge fallen. Keine langweilige Allerwelts-Schönheit... Also würde er zunächst ein Bad nehmen - was in diesem Etablissement ohnehin gerne gesehen wurde. Immerhin möchte die noch so billigste Hure nicht mit irgendwelchen stinkenden Gestalten ins Bett steigen. Andersherum genauso, wobei sich Ryan ziemlich sicher war dass es auch dafür einen Fetisch gab.... Wie dem auch sei.
Sein Blick wanderte umher und anstelle einer Kurtisane die seine Neugierde erweckte, erblickte er tatsächlich... Lucien. Ryan erstarrte für einen winzigen Augenblick - doch das zögernd hatte ausgereicht, damit Jade seinem Blick folgen konnte. "Ohhoo...", er hörte förmlich wie sich ein amüsiertes Lächeln auf ihren Lippen bildete. "Tut mir wirklisch leid. 'Aber das ist ein Kunde. Doch wenn Ihrr auf Burschen steht...", erst jetzt blinzelte der Dieb und blickte wieder in Jades Richtung. "Was?", brachte er überrascht hervor. "Philippe ist ein seeehrr 'ubscher Mann... Noch ein wenig unbe'olfen, 'aberrr offen fürr 'alles.".
"Was?", wiederholte Ryan und sein Blick schweifte erneut verwirrt zu Lucien. "Oh. Um Himmels willen, nein. Ich interessiere mich nicht für Männer!", verteidigte er sich und wusste nicht, ob er zwischen Empörung oder Belustigung schwanken sollte. Jade allerdings empfand dieses Missverständnis als äußerst komisch und kicherte amüsiert. "Dann kennt Ihrr ihn? Das konnte spaßig werden..".
Ohne länger zu warten zog das Mädchen mit dem intensiven Akzent Ryan mit sich und ehe er sich versah stand er auch schon am Beckenrand. Jade hatte ihn prompt losgelassen, ging hinter Lucien auf die Knie und beugte sich über ihn. "Bonsoir, starker Mann...", lächelte sie ihn Kopfüber an. Ohne Hemmungen ließ sie prompt ihre schlanken Finger über seine Schultern und Arme gleiten, ihre Nägel fuhren dabei sanft über seine Haut. "Jade...", keuchte das brünette Mädchen zu Luciens rechten sichtlich brüskiert. Ihr Gesichtsausdruck sprach tausend Bände: Den habe ich mir ausgesucht! "Dürfen wir uns zu Eusch gesellen?", fragte Jade frivol lächelnd, während ihre Fingernägel von seinen Schultern zu seinem Nacken fuhr.
Eigentlich hätte sich Ryan am liebsten herum gedreht und wäre gegangen - zwar nicht aus dem Badehaus heraus, aber aus dieser gottverdammten Situation. Doch kaum wollte er sich herum drehen, war der Brünetten seine Anwesenheit aufgefallen - und als wäre dies ein Fairer tausch, erhellte sich ihre Miene urplötzlich. Ohne richtig aufzustehen, richtete sie sich schließlich auf und ergriff Ryans Hand. "Bitte..", sie nickte über ihre rechte Schulter gen Becken und Ryan wusste worauf sie hinaus wollte.
Das Schicksal hatte echt eine verdammt dunkle Art von Humor.... Wie zur Hölle sollte er hier wieder raus kommen? Sie bemerkte wie sich Ryan sträubte und hielt seine Hand nur noch bestimmter fest. "Ich verspreche Ihr werdet es nicht bereuen.", so unscheinbar das Mädchen auch aussah, in ihrer Stimme und in ihrem Blick lag etwas, dass Ryan von früheren Huren her kannte und leider bestätigen musste, dass er solche Versprechungen wirklich nie bereut hatte. Ergeben seufzte er und nickte dann - sogleich erhellte sich ihre Miene. Sie stand auf und schlang ihre Arme um seinen Hals. "Sehr schön. So macht es doch gleich viel mehr Spaß. Doch die hier...", ihre Hände wanderten an seinen Seiten entlang zu seiner Unterwäsche. "...muss fort bevor Ihr ins Becken steigt.", ein schlüpfriges kichern drang an sein Ohr.
Jade indes hatte es sich bequem gemacht ohne auf eine Antwort seitens Lucien zu warten - ihre Schlanken Beine baumelten entspannt links und rechts von Lucien, sodass er direkt mit dem Rücken zwischen ihnen saß. "Wo'er kennt ihrr Eusch, Monsieur...?", fragte Ryans ursprüngliche Begleitung erneut an Lucien gewandt, kaum dass der Dieb mit gebührenden Abstand zwischen ihnen im Becken saß, während Jade entspannt die Waden durchs warme Wasser gleiten ließ.
RE: Von Freibeutern und freien Damen - Lucien Dravean - 02.02.2019
Es dauerte nicht lange, bis Lucien bemerkt wurde und auch ihm entging das kurze, fast geschockte Innehalten des Diebes nicht. Unwillkürlich erinnerte er sich an ihre erste Begegnung auf der Sphinx, an diesen stechend-forschenden Blick, mit dem der Einäugige ihn gemustert... und wohl auch einzuschätzen versucht hatte. Und wieder drängte sich dem jungen Captain der Gedanke auf, diesen Mann besser im Auge zu behalten. Was er ihm ziemlich leicht machte, wenn er im Badehaus auf einen Plausch vorbei kam... Das war jedenfalls eines der letzten Dinge, mit denen Lucien gerechnet hatte.
Interessiert verfolgte er den Wortwechsel, der nicht weit von ihnen entfernt von Statten ging und konnte nur mit Mühe ein Auflachen unterdrücken. Die junge Brünette neben ihm bemerkte jedoch rasch, dass seine Aufmerksamkeit abgedriftet war, ließ von seinem Arm ab und beugte sich ein wenig zu ihm hinüber, um seinem Blick zu folgen. Dann huschte ein freches Lächeln auf ihre Lippen. Sie holte lautlos Luft, hielt kurz inne – und pustete ihm dann sanft ins Ohr. Lucien zuckte zusammen, das Wasser um ihn herum gab ein leises Glucksen von sich, das sich nahtlos mit dem des Mädchens mischte.
„Solltet Ihr nicht eigentlich nur Augen für mich haben?“ Der 21-Jährige schmunzelte über ihren gespielt eifersüchtigen Ton, wandte ihr die tiefgrünen Augen zu und suchte in seiner Erinnerung einen Moment lang nach ihrem Namen. Arela, hatte sie gesagt. „Ich habe nur gerade einen Bekannten entdeckt. Von dem ich nicht erwartet habe, ihn hier zu treffen.“
Der dunkle Haselnusston ihrer Augen leuchtete vergnügt, aber bevor einer von ihnen noch etwas dazu hätte sagen können, verrieten nahende Schritte, dass sie Gesellschaft bekamen. Zeitgleich hoben sie die Köpfe, doch während sich beim Anblick der anderen Kurtisane ein Hauch Ärger auf die weichen Züge des Mädchens legte, erschien auf Luciens Lippen ein angetanes Schmunzeln.
Arelas empörten Zwischenruf beachtete der junge Captain nicht. Bereitwillig nahm er die Arme vom Beckenrand, damit das Mädchen mit dem glänzend rotbraunen Haar genug Platz hatte. Eine Geste, die einer Einladung gleichkam. Als sie hinter ihm auf die Knie sank, legte er vorsichtig den Kopf in den Nacken und sah zu ihr auf, während sie kundig die Hände über seine Schultern abwärts wandern ließ. Willkommene Wärme breitete sich in seinen Adern aus, entfachte ein sehnsüchtiges Flattern in seiner Brust. Ganz von selbst reagierte sein Körper auf diese Berührung. Und wer war er, diese kleine Aufmerksamkeit abzuweisen?
Als sie fragte, ob sie sich zu ihnen gesellen durften, erschien deshalb ein kleines Lächeln auf seinen Lippen. Mit einem einladenden „Warum nicht?“ senkte er den Blick wieder und richtete ihn auf Ryan. Nur für einen kurzen Augenblick, als Jades forsch liebkosende Finger sich seinem Nacken näherten, legte sich der dunkle Schatten einer Erinnerung über seine Züge. Dämpfte seine Gelassenheit, sein Lächeln, den Schalk in seinen Augen und verschwand so schnell wieder, wie er gekommen war. Er entzog sich der Berührung nicht, nicht so, wie bei Shanaya vor einigen Tagen und nur den Bruchteil einer Sekunde später deutete nichts mehr auf irgendeine Art Unwohlsein hin.
Tatsächlich schien der Dieb nun der einzige zu sein, der dieser Situation nichts abgewinnen konnte. Seine Haltung verriet Widerwillen und er war drauf und dran, sich abzuwenden, als die Brünette zu Luciens Rechten ihn kurzerhand zurückhielt. „Nur zu, Meisterdieb. Gesell dich zu uns.“, unterstützte der Dunkelhaarige Arelas Bemühungen mit einer Spur arroganten Spotts in der Stimme. Sorgen, dass diese „Berufsbezeichnung“ hier auf allzu neugierige Ohren treffen könnte, hatte Lucien nicht. Was in diesem Etablissement gesagt oder getan wurde... blieb auch in diesem Etablissement. Und weder Jade, noch die junge Brünette, die sich des Diebs annahm und jeden weiteren Rückzieher seinerseits im Keim erstickte, würden darüber je ein Wort verlieren.
Der junge Captain vergewisserte sich nur kurz von der Überzeugungskraft der Brünetten, ehe er sich dem Mädchen zuwandte, dass es sich hinter ihm bequem machte. Sie veränderte geschickt ihre Position, ließ die Beine links und rechts seines Oberkörpers ins Wasser gleiten und wartete, bis er sich zurück lehnte, den vernarbten Rücken an ihren nackten Bauch schmiegte und für einige wenige Herzschläge genüsslich die Augen schloss. Seine linke Hand wanderte dabei unter der Wasseroberfläche zu ihrer Wade, strich liebkosend über die glatte, makellose Haus. Bis das Geräusch eines Körpers, der ins Wasser glitt, ihm verriet, dass Ryan inzwischen das Becken betreten hatte, und er die Augen öffnete. Zeitgleich mit Jades neugieriger Frage richtete Lucien die grünen Augen direkt auf den Mann ihm gegenüber und wog für einige Herzschläge die passende Antwort auf ihre Frage ab.
„Wir sind auf dem selben Schiff hier her gekommen.“, meinte er schließlich mit entspanntem Tonfall. Damit ließ er offen, in welcher Konstellation sie auf besagtem Schiff arbeiteten – und, ob ihre Reise danach noch gemeinsam weiter ging.
„Noch ein Schmugglerschiff?“, fragte Arela mit amüsiertem Unterton in der Stimme und schenkte Lucien einen kurzen Seitenblick. Sie hatte unmittelbar nach Ryan das hauchdünne Tuch abgestreift, das sie um die Taille gebunden hatte und glitt mit anmutigen Bewegungen und nahezu lautlos ebenfalls ins warme Wasser des großen Bassins. Doch nun galt ihr Blick ganz allein dem Dieb. Sie kam langsam näher, lehnte sich zugetan gegen seine Brust und legte die schlanken Arme um seinen Hals. „Wie aufregend.“, sagte sie gedämpft und klang dabei ehrlich interessiert.