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Standing closer together - Shanaya Árashi - 02.06.2018 Standing closer together
Abenddämmerung des 26. März 1822Talin Dravean & Shanaya Árashi Shanaya ließ die Füße über die Reling baumeln, den Blick auf die untergehende Sonne gerichtet. Ein leises Summen drang über die Lippen der jungen Frau, während ihre Füße einige Meter über dem Wasser hin und her wippten. Mit einer Hand hielt sie sich an den Tauen fest, die vom Bugaufbau nach oben führten – die andere lag auf der Reling. Sie hatte nur noch ein paar Kleinigkeiten erledigen können, nahm sich dafür nun eine kleine Auszeit – ausnahmsweise Mal allein mit dem Rauschen des Meeres. Aber mit einem kleinen Besuch in der Werft würde es sich hoffentlich ändern, dass es nur um die Reparatur der Sphinx ging, auch wenn dies vermutlich genug Zeit kosten würde. Das Summen wich einem lautlosen Schnaufen, ein kurzer Blick zum dunkler werdenden Himmel, ehe sie wieder leise zu summen begann. Die Rastlosigkeit der letzten Tage, wich einer stetigen Aufregung endlich wieder Unterwegs zu sein. Ihr hatte das Rauschen und das stetige Schwanken eines fahrenden Schiffes gefehlt und sie war froh, endlich der Untätigkeit zu entkommen, sogar mit einem Ziel vor Augen: Die Sphinx wieder auf Vordermann zu bringen. Sie hoffte nur, sie würden schnell das Geld dafür zusammen bekommen. Talin seufzte leise und ließ ihren Blick einmal über das Deck gleiten, bis er an einer Person hingen blieb. Wie von selbst trat ein leichtes Schmunzeln auf ihre Lippen und leise schlich sie näher an die Dunkelhaarige heran. Wie selbst verständlich, lehnte sie sich neben Shanaya an die Reling. „Pass auf, dass du nicht reinfällst.“ Shanaya schloss einen Moment die hellen Augen, konzentrierte sich ganz auf die Geräusche des Meeres. In manchen Momenten kam ihr das ganze hier noch immer ein wenig... surreal vor. Fern der Heimat, fern der Insel, auf der ihr sowieso jeder ans Leder wollte. All das war so fern, als wäre sie vor Jahren dort gewesen. Und doch waren es nur wenige Wochen, die sie nun dieses neue Leben lebte. Diesen Gedanken nachhängend bemerkte sie tatsächlich nicht die Person, die plötzlich neben ihr auftauchte, sie ansprach und sie ihren Körper einen Moment anspannen ließ. Als sie sich mit einem leisen Atemzug wieder entspannte, richtete sie den Blick zu Talin herum. „Manch einer würde dich als Heldin feiern, wenn du mich vom Schiff schubsen und es niemandem verraten würdest...“ Ein belustigtes Lächeln galt der Blonden. Talin zog eine Augenbraue in die Höhe bei der Reaktion der Dunkelhaarigen. Ihr entging die kurze Anspannung nicht, als hätte Shanaya ihre Anwesenheit wirklich nicht gespürt. Doch der Augenblick verflog recht schnell wieder und mit einem belustigten Auflachen, ließ sich die Blonde neben dem anderen Mädchen auf den Boden sinken und sich dort mit angewinkelten Beinen an die Reling lehnte. „Ich glaube ein paar wären vielleicht auch ganz froh, wenn ich gleich hinterher springen würde“, meinte sie mit einem Augenzwinkern. Dann schweifte ihre grünblauen Augen kurz übers Deck und blieben an einer etwas geschundeneren Stelle hängen. Sie runzelte leicht die Stirn, lenkte ihre Aufmerksamkeit aber wieder mehr auf Shanaya. „Woran hast du gerade gedacht?“ Shanaya lächelte noch immer über ihre Worte. Sie konnte es sich zu gut vorstellen, wie manch einer Talin wirklich in den Himmel lobte, wenn sie diesen Schandfleck des Schiffes entfernte. Aber in den Worten der Blonden steckte vermutlich auch zu viel Wahrheit. „Wir können uns ja gegenseitig schubsen. Dann... sind wir beide Feindbild und Held zugleich. Und die Kerle unter sich.“ Ihr Grinsen wurde eine Spur breiter, für einen Herzschlag folgte sie Talins Blick, ehe sie ihren mit aufmerksamer Miene erwiderte. Tja, woran hatte sie gedacht? An so vieles. „An meine Heimatinsel und wie deren Bewohner wohl darauf reagieren würden, wenn sie wüssten, dass ihr allerliebster Schatz doch Piratin geworden ist. So wie sie es schon immer prophezeit hat.“ Oh, sie würden sicher vor Freude in die Luft gehen. Die ungut aussehende Stelle entwickelte sich mit jedem Augenblick mehr zu einem wahren Schandfleck und so sah sie wieder zu dem anderen Mädchen, nur damit sie den Zustand ihres Schiffes nicht weiter ansehen musste. „Ich bin eigentlich dafür, dass wir beide hier bleiben. Ich hatte nie den Wunsch ein Held zu sein.“ Sie grinste leicht, weil ihr Erinnerungen an ihre Kindheit durch den Kopf schossen, in denen sie genau das gewesen war. Nun ja, vielleicht hegte sie irgendwo tief in sich doch immer noch den Wunsch, aber sicher nicht, in dem sie jemanden über Bord warf. Stattdessen hörte sie Shanaya zu und zog leicht die Augenbraue hoch, als diese geendet hatte. „Allerliebster Schatz? Meine Güte.“ Theatralisch legte sie sich eine Hand auf die Brust und schaute gespielt erschrocken. „Ich hatte nicht erwartet, dass du so beliebt warst! Hättest du das doch nur früher gesagt, dann hätte ich dich nie...entführt? Mitgenommen? Betrunken aus dem Frachtraum gerettet?“ Frech grinste Talin sie an. Shanaya nickte nur mit einem leisen Schnaufen auf die Worte der Blonden. „Wäre ja auch noch schöner, wenn wir denen einfach so einen Gefallen tun würde... und Helden unter Piraten...“ Sie ließ den Satz unbeendet – Talin konnte sich den Rest dazu sicher denen. Wer von ihnen war schon ein Held? Helden der Dummheit hatten sie an Bord... aber sonst. Talins eindeutige Geste, sowie ihre Worte ließen Shanaya eine andächtige Miene aufsetzen. „Tja, sie werden mich suchen und dich für alles verantwortlich machen! Du bist einfach ein schlechter Einfluss für mich!“ Ein gespielt ernstes Gesicht galt der anderen Frau. „Ich war gar nicht betrunken, ich konnte aufrecht stehen! Und meutern. Das soll man mir erstmal nachmachen!“ Talin konnte sie nicht anders, sie musste einfach lauthals lachen. Es fühlte sich gut an, sich nach einem ziemlich anstrengenden Tag locker zu unterhalten und einfach lachen zu können, wenn einem danach war. Ohne groß über irgendwelche Schwierigkeiten nachdenken zu müssen. Mit blitzenden Augen sah sie das andere Mädchen wieder an. „Oh ja, ich habe einen furchtbaren Einfluss auf dich! Einfach so auf ein Schiff zu schleichen und dann auch noch zu meutern? Wie fürchterlich von mir!“ Sie setzte eine nachdenkliche Miene auf. „Zu schade nur, dass ich dir das Trinken nicht beibringen kann, denn das aufrecht stehen...nah, dass mag sein, aber gerade eher nicht.“ Immer noch lachend legte sie ihren Kopf an das Holz und sah in den Himmel hinauf. „Aber auch an dieser Stelle muss ich sagen, dass sich der Mob, der sich auf mich stürzt für dich, hinten anstellen muss, leider. Ich hätte mich ihnen gern als erstes gestellt.“ Shanaya verzog das Gesicht mit einem gespielt beleidigten Ausdruck, als Talin loslachte und ihre Worte auf eine – ebenso ironische Art und Weise – wiederholte. Mit einem verächtlichen Schnaufen hob sie die Hand, schnipste der Blonden locker gegen die Schläfe. „Siehst du. Du hast mich arme, unschuldige Seele verdorben! Schämen sollst du dich!“ Was das Trinken anging zuckte Shanaya nur mit einer belustigten Miene mit den Schultern. „Es reicht mir schon, wenn du mich nicht mit einem Mordskater in einer Ecke liegen lässt. Der Rest kommt von allein.“ Ohne den Kopf zu bewegen folgte sie dem Blick der Blonden zum Himmel, ließ ihn dann aber wieder zum Horizont wandern, ehe sie sich rückwärts nach hinten fallen ließ, die Arme hinter dem Kopf verschränkte und so automatisch zum Himmel blickte, tätschelte mit einer Hand dann das Holz unter ihr. „Erstmal hat anderes Priorität. Vielleicht kannst du dich ihnen irgendwann stellen... die freuen sich bestimmt. Ein liebenswerter Haufen.“ Der leichte Schnipser gegen ihre Stirn kommentierte sie an dieser Stelle einfach mal nicht. Wobei sie den leichten Drang verspürte das andere Mädchen dennoch ein wenig weiter zu reizen. Also sah sie wieder zu Shanaya, die sich inzwischen auf den Rücken hatte fallen lassen und musterte sie mit einem zweideutigen Blick. „Ich kann dich gern auch noch auf andere Weise verderben.“ Talin beugte sich vor, stützte einen Arm auf ihr Knie und legte das Kinn in die Handfläche. Dabei sah sie Shanaya die ganze Zeit mit einem belustigt, herausfordernden Blick an. Ihren letzten Kommentar fegte sie mit einer Handbewegung zur Seite. „Wie gesagt kann der Haufen sich hinten anstellen. Aber du hast recht, wir müssen Wichtigeres erledigen. Dumm nur, dass ich nicht in der Lage bin hier irgendetwas zu reparieren.“ Sie seufzte dramatisch. Shanaya ließ den Blick auch bei Talins Worten nach oben gerichtet, wandte den Kopf dabei nicht zur Seite. Die Worte ihres Gegenübers ließen sie nur gespielt theatralisch seufzen. „Das brauchst du nicht, aber ich komme darauf zurück, sollte ich Hilfe brauchen.“ Sie tippte mit den Füßen gegen das Holz, lachte dann bei den nächsten Worten der Blonden ihrerseits auf. „Du bist eine Frau und nicht handwerklich begabt? Dafür, dass wir mehr Kerl sind als manch anderer hier, sind wir trotzdem ganz schön... klischeehaft.“ Sie hatte da eher drei linke Hände – und die waren in solchen Momenten sehr unwirksam. „Aber bevor wir uns versehen, erstrahlt sie in neuem Glanz – und dann kannst du es mit der ganzen Welt aufnehmen.“ Talin lächelte belustigt in sich hinein. „Ich werde dich daran erinnern.“ Es war ein bisschen langweilig, dass Shanaya nicht so schön auf diesen kleinen Ärger ansprang, aber zumindest vertrieb es ihr für kurze Zeit die Langweile, die sich ein wenig eingestellt hatte, in den letzten Tagen. Wobei, eigentlich konnte sich so etwas gar nicht einstellen, wenn sie so viele Menschen an Bord waren und sich eigentlich kaum richtig kannten und irgendwie zusammen leben und arbeiten mussten. Wie schafften es eigentlich andere Crews? Kannten die sich wohl einfach immer schon ewig, oder was? Wieder seufzte sie leise und ließ den Hinterkopf wieder gegen das Holz sinken, um nach oben zu schauen. Dabei zuckte sie mit den Schultern. „Ich bin gern ein Mädchen und geb es auch zu. Wieso sollte ich mit Werkzeugen rum albern, wenn ich in anderen Dingen besser bin? Aber ja, ich stell mir gerne vor, wie unsere Schöne hier, bald wieder funkelt.“ Sie lächelte leicht und strich liebevoll über die Planken unter ihr. „Aber was danach kommt...ich weiß noch nicht so recht. Wo würdest du gern hin?“ Shanayas Mundwinkel zuckten nur kurz zu einem Lächeln bei den Worten der Blonden, sie sagte jedoch Nichts weiter dazu. Stattdessen musterte sie die andere Frau, die scheinbar ihren eigenen Gedanken nachhing. Schließlich seufzte die Blonde, entlockte Shanaya mit ihren Worten ein leises Auflachen. „Besser, als wenn man sich mit einem Hammer selbst die Finger zertrümmert.“ Handwerk – zumindest wenn es darum ging, irgendetwas zusammen zu bauen – war noch nie ihr Gebiet gewesen – und Talin ging es das scheinbar nicht anders. Aber was danach kommen sollte? „Einer der Gründe, wieso ich nicht zum Captain gemacht bin, ist dass ich vermutlich jeden kleinen Flecken Land ansteuern würde, um eine Karte anzufertigen. Aber wenn du so fragst... Hmm... Es gibt in der Nähe doch sicher irgendeine Insel, um die sich Mythen und Märchen ranken. Ein kleines Abenteuer mit heilem Schiff.“ RE: Standing closer together - Talin Dravean - 09.06.2018
RE: Standing closer together - Shanaya Árashi - 09.06.2018
RE: Standing closer together - Talin Dravean - 10.06.2018
RE: Standing closer together - Shanaya Árashi - 10.06.2018
RE: Standing closer together - Talin Dravean - 11.06.2018
RE: Standing closer together - Shanaya Árashi - 12.06.2018
RE: Standing closer together - Talin Dravean - 22.06.2018
RE: Standing closer together - Shanaya Árashi - 22.06.2018
RE: Standing closer together - Talin Dravean - 24.06.2018 Talin schmunzelte leicht, bei dem Gedanken, wie Shanaya es vermutlich bei keiner Familie ausgehalten hätte. Es sei denn sie waren Abenteurer, die keine Angst hatten, sich oder ihre Tochter einer Gefahr auszusetzen. Sie schüttelte belustigt den Kopf, als sie sich vorstellte, wie die Schwarzhaarige ihre Eltern – ob Forscher oder nicht – einfach in den Wahnsinn trieb. Bei ihrer Frage allerdings, stockte Talin kurz und starrte dann nachdenklich vor sich hin. Der Name sagte ihr natürlich etwas. Man lebte nicht fast zwei Jahre bei den Tarlenn und erfuhr nichts über Politik und Gott und die Welt. Diese Familie liebte Informationen und da kam man gar nicht daran vorbei das ein oder andere aufzuschnappen. Dennoch blieb die Blonde zögerlich, bevor sie wieder sprach. „Hm..der Name sagt mir was, ja. Allerdings in zweifacher Hinsicht. Reiche, versnobte Händlerfamilie, mit guten Chancen in den Adel aufzusteigen. Und ein ziemlich grausamer, sadistischer Pirat, der auch anfängt sich einen Namen zu machen.“ Shanaya beobachtete Talins Reaktion mit ruhiger Miene, war gespannt, was sie antworten würde. Der Name Árashi war leider recht bekannt... aber ob sie daraus die richtigen Schlüsse ziehen würde? Als die Blonde schließlich antwortete, seufzte Shanaya schließlich leise, nickte dann zustimmend. Das war eine... wunderbare Beschreibung. Sie hätte es nicht passender Treffen können. „Sháyenne und Barléyh Árashi. Ihres Zeichens das Beste was die Welt je gesehen hat. Der Schandfleck, ihre Tochter, die schon immer Piratin werden wollte ist noch schlimmer als der verkommene Sohn, der schon Schande über die Familie gebracht hat.“ Es war nicht schwer, die Abneigung aus ihrer Stimme heraus zu hören und einen Moment verdunkelte sich der Blick der jungen Frau. Sie schnaufte. „Aber das ist meine wunderbare Familie. Sie wollen mich alle drei hängen sehen, aber nach außen waren wir immer die kleine, perfekte Familie.“ Talin Mit einem vorsichtigen Blick zur Seite, wartete Talin auf Shanayas Reaktion. Ein bisschen rechnete sie damit, dass die Schwarzhaarige auflachen und abwinken würde. Árashi ist vielleicht kein häufiger Name, aber so selten jetzt auch wieder nicht, dass es nur diese eine Familie gab, die so hieß. Dass das Mädchen ihr dann allerdings zustimmte und dabei keineswegs begeistert klang, ließ Talin eine Augenbraue hochziehen. Anscheinend hatte sie wirklich keine gute Beziehung zu ihren Eltern. „Deine Familie klingt nach einem echten Traum. Ich könnte mir vorstellen zu tauschen.“ Sie grinste frech und stubste Shanaya leicht an. „Mach dir nichts draus. Hier will dich momentan vielleicht einer hängen sehen. Die anderen stellen sich vermutlich vor, wie sie dich erschießen, erdolchen, ersticken... Aber mal ehrlich. Wenn du der Schandfleck bist...was ist dann dein Bruder? Er ist immerhin Pirat geworden.“ Shanaya konnte in Talins Blick ein wenig lesen, was sie denken musste. Jedoch lag in den Augen ihres Gegenübers keinerlei Abneigung, und auch wenn die Schwarzhaarige nicht damit gerechnet hätte... ein bisschen hatte sie es befürchtet. Bei ihrer Antwort musste Shanaya dann allerdings auflachen. „Wir können meine Eltern ja fragen, ob sie gern eine andere Tochter hätten. Mit dir wären sie aber vermutlich genauso wenig glücklich, wie mit mir. Aber deine Eltern mussten dich ja scheinbar auch so gehen lassen...“ Milde gesagt. Auf das kurze Stubsen der Blonden wog Shanaya den Kopf ein wenig zur Seite, lächelte aber und schnaufte dann gespielt beleidigt. „Und trotzdem würden sie mir Nichts tun können, weil sie so Angst vor mir haben!“ Sie plusterte sich mit einem breiten Grinsen ein wenig auf. „Mein Bruder ist ein Mann. Meinem Vater hat es schon nicht gepasst, dass ich kein starker Nachfolger für ihn sein könnte. Und mein Bruder.. er hat die Drecksarbeit für meinen Vater gemacht. So musste er sich nicht die Finger schmutzig machen.“ Talin schnaubte nur genauso, wie Shanaya gerade. Die Gedanken an ihre eigenen Eltern verdrängte sie einfach für den Moment, weil sie nicht an die beiden und was sie so getan haben erinnert werden wollte. Wobei sie nicht die schlechtesten aller Eltern waren...sie hatten nur ihre Kinder nicht verstanden und das war das ganze und größte Problem gewesen. Sie schüttelte den Kopf, vertrieb die Erinnerungen und schmunzelte dann leicht. „Ich weiß nicht, ob ich sagen würde, dass sie angst haben, aber sie sind auf jeden Fall vorsichtig.“ Ihr leichtes Lächeln verflog allerdings recht schnell wieder und sie seufzte nur sehr dramatisch und tief. „Also ist dein Bruder an sich keine Schande, weil er trotz allem ein Mann ist und damit wichtiger als du? Deine Familie hat eine sehr, sehr altmodische Sichtweise auf die Dinge. Ich glaube, ich find dich besser als Bláyron Árashi. Was ich so von ihm gehört habe, lässt mich hoffen, ihm nicht so schnell zu begegnen.“ Shanaya schmunzelte über die ähnliche Reaktion der Blonden. Das Thema Eltern schien bei ihnen beide nicht sonderlich aufmunternd zu sein. Aber es hatte ja auch seine Gründe, wieso sie sich für dieses Leben entschieden hatten. Auf Talins tiefes Seufzen hin schmunzelte Shanaya wieder, nickte auf die Worte der anderen Frau hin ruhig. „Ganz genau. Ich bin eine Frau, ich kann nicht seine Nachfolgerin werden und bin damit Nichts wert.“ Die letzten Worte der Blonden ließen Shanaya schließlich auflachen, ehe sie mit den Schultern zuckte. Talin wollte ihn sicher nicht kennenlernen, nur leider... „Du hast leider einen Köder auf deinem Schiff, der ihn irgendwann vielleicht anlocken könnte. Aber man spürt seine Dummheit meilenweit gegen den Wind.“ Talin zog bei den Worten der anderen beide Augenbrauen verwundert in die Höhe. Nicht die Tatsache mit Frauen verwunderte sie so sehr an den Gesagten, sondern eher der andere Teil. Besorgt zog Talin die Stirn kraus, während sie nachdenklich den Kopf schief legte. Sie konnte nicht so ganz glauben, was sie da gehört hatte. Vielleicht hatte sie die Schwarzhaarige ja auch falsch verstanden. „Ist dein Bruder wirklich so sehr darauf aus, dich umzubringen?“, fragte sie vorsichtig nach. Sie konnte sich das gar nicht vorstellen. Der eigene Bruder wollte ihren Tod? Wie kaputt konnte diese Familie bitte sein? „Oder will er dich einfach nur gefangen nehmen und zurück zu deinen Eltern schleifen?“ Immer noch keine schöne Option, aber das klang um einiges besser. Shanaya grinste ein wenig breiter, während sie Talins Reaktion beobachtete. Sie sah ein wenig verdutzt aus und ihre Nachfrage verstärkte diesen Eindruck noch einmal. Sie stürmte auf ein Marineschiff um ihren Bruder zu retten... das war eine ganz andere Beziehung als die, die sie zu diesem blonden Affen hatte. „Das vielleicht nicht... aber er ist ein machtbesessener Idiot. Ich habe ihm zu oft die Stirn geboten, dafür hat er mich schon unzählige Male fast getötet. Er will mir beweisen, dass er Macht über mich hat. Auf die eine oder andere Art und Weise. Wenn ich dabei drauf gehe... schön. Wenn nicht, glaubt er, hat er ein willenloses Spielzeug für sich und seine Crew.“ Das hatte er ihr schließlich oft genug gesagt. Und wie viele Narben an ihrem Körper sprachen für sich... Sie zuckte leicht mit den Schultern. Sie hatte keine Angst davor, sollte er sie irgendwann finden. Talin versteifte sich bei jedem Wort mehr, dass die Schwarzhaarige sagte. Erinnerungen wollten auf sie einstürmen, die sie nur schwer zurückdrängen konnte. Jedes dieser Worte schnitt tiefer in diesen Schutzwall, aber er hielt stand. An einigen Stellen etwas mitgenommen, aber er schirmte sie vor diesen Bildern ab und schützte sie. Mit Nachdruck stieß die Blonde den angehaltenen Atem aus und schüttelte dann den Kopf. „Dein Bruder scheint ein wahres Herzchen zu sein. Ich freue mich ja schon fast darauf ihn kennen zu lernen“, meinte sie sarkastisch. „Da muss dir meine Beziehung zu Lucien ja richtig seltsam vorkommen, wie?“ Shanaya runzelte leicht die Stirn über die Haltung der anderen Frau. Es betraf sie nicht wirklich – trotzdem reagierte sie... so auf die Worte der Schwarzhaarigen. Einen Moment überlegte sie, ob sie nachfragen sollte – entschied sich jedoch vorerst dagegen. Wenn Talin etwas erzählen würde, dann aus freien Stücken. So wie sie selbst. Ihr Kopfschütteln und die darauf folgende Antwort lenkten Shanaya wieder um und sie lachte leise. „Sagen wir es so... ich wäre für meinen Bruder auf kein Schiff der Welt gestürmt. Zumindest nicht um ihn zu retten... Aber er für mich genauso wenig.“ Talin war dankbar, dass die Schwarzhaarige keine weiteren Fragen zu ihrem Verhalten stellte. Sie wollte und würde nicht mit jemandem darüber reden, dass hatte sie sich selbst versprochen. Diese Erinnerungen würden sie nicht mehr bestimmen. Aber dafür musste sie sie wegsperren, so einfach war das. Aber die Worte der anderen...naja sie hatten einen Nerv getroffen. Deshalb konnte die Blonde auch nur schwer zu der Leichtigkeit von gerade eben zurückfinden. Dennoch schmunzelte sie leicht über die Worte der Anderen. „Gut, ich glaube, so weit hab ich das schon verstanden. Aber mach dir nichts draus, wenn er nicht kommt, dann würde ich dich auf jeden Fall retten.“ |