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Dance with the Devil - Shanaya Árashi - 21.01.2016

Dance with the Devil
02. Februar 1822
Aspen Montrose & Shanaya Árashi

Shanaya blickte mit einem leisen Seufzen an sich herunter. Ihr Vater hatte ihr mehr als deutlich gemacht, dass sie zu tun hatte, was er sagte. Und auch wenn sie sich gegen ihn auflehnte, musste sie einsehen, dass sie in diesem Moment nachgeben musste. Es war besser für sie, und in diesen Momenten konnte sie über ihren Schatten springen. Es war nur ein Abend. Und vielleicht sprang irgendein Vorteil für sie dabei heraus. Also trug sie nun dieses helle Kleid, wunderbar dazu passende Schuhe. Mit einem finsteren Blick biss die Schwarzhaarige die Zähne aufeinander, ehe sie sich in Bewegung setzte, die Treppe runter trat und dabei irgendwie versuchte, nicht über den Stoff zu stolpern, den sie lieber mochte, wenn er enger anlag... nicht so wie dieses Kleid. Nach der letzten Stufe zerwuschelte sie sich die Haare ein wenig, als sie die Stimme ihrer Mutter nach ihr rufen hörte. Ein leises Brummen, den Kopf wieder angehoben und eine kühle Miene aufgelegt ging sie also weiter, trat um eine Ecke zu dem Raum, in dem ein großer Tisch stand, gefüllt mit Tellern und Besteck. Einige Angestellte standen in der Nähe, ihre Eltern saßen an einem Tisch. Und da saß noch jemand. Unter dem einladenden Lächeln ihrer Mutter legten sich die Augen auf den blonden Mann. Was zum Henker wollte der hier?

Aspen brummte der Kopf. Doch das war nur das kleinste Problem am heutigen Tag. Schon seit knapp einer Stunde saß er nicht nur mit seinem Vater, sondern auch mit den Eltern seiner zukünftigen Verlobten an ein und dem selben Tisch. Die Haare im Nacken zu einem Zopf zusammen gefasst, Hemd und Hose glatt gebügelt und das Jacket maßgeschneidert. Er fühlte sich eingeengt. Von seiner Kleidung, von den prüfenden Blicken. Doch das war er seit Jahren gewohnt. Er konnte gar nicht mehr zählen, seit wie vielen Jahren solche Treffen zu seiner Tagesordnung gehörten - seit wann er alleine die Firma führte. Bisher war es nur - mit kleinen Ausnahmen - immer um die Arbeit gegangen, nicht um seine familiäre Zukunft, die er selbst bereits verplant hatte. Mit einem weiteren Nicken, einem weiteren Lächeln hob er das Weinglas - wäre es wieder so billiger Wein wie in der Schenke gewesen, hätte er sich ohne Rücksicht auf die geschäftlichen Beziehungen direkt hier übergeben - und stieß mit den Árashis an. "Natürlich war die Idee passend gewesen", stimmte er dem Vater seiner zukünftigen Zukunft zu und spiegelte das perfekte Lachen, die perfekte Haltung. Er nahm sich sogar einen weiteren Schluck, um das Dröhnen in seinem Kopf zu verscheuchen. Mit einem Blick besah er sich die Wunde, die sein Angestellter am vorherigen Abend noch ein wenig umgestaltet hatte, damit sie wie ein Tierbiss aussah. Als die Tür hinter ihm sich öffnete, sah er sich nicht um. Er wollte das junge Mädchen nicht sehen, das müsste er vielleicht sein ganzes Leben lang. Shanaya. Gerade 17 Jahre alt geworden. Besuchte das Internat. Und war gewiss genau so ein überangepasstes Mädchen, wie sie alle. Um seinen fehlenden Blick zu kaschieren, nahm er sich die Serviette und tupfte sich den Mundwinkel ab.

Shanaya biss die Zähne nun noch fester aufeinander, während ihre Hände sich zu Fäusten ballten. Gerade gestern war sie diesem Kerl begegnet, und jetzt saß er hier, fein heraus geputzt und war der einzige im Raum, der sich nicht zu ihr herum wandte. Das war keine Tatsache, die sie störte. Eher, dass er hier war. Die blauen Augen richteten sich auf ihre Mutter, die sie voller Erwartungen anblickte, dann kurz zu ihrem Vater, der scheinbar teilnahmslos zu ihr hinüber blickte. „Was wollen die hier?“ Ihre Stimme klang kühl, beherrscht. Und der empörte Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Eltern schien beinah ein Lächeln auf ihren Lippen erscheinen.

Aspen es waren gefühlte Minuten, die verstrichen und er immer noch nicht aufsah, um den Blicken seines Vaters und den Árashis zu entgehen. In Wirklichkeit waren es nur wenige Sekunden, in denen er die Serviette wieder auf den Tisch legte und den Blick hob - nur um in entsetzte Gesichter der am Tisch sitzenden zu entdecken. Wie..? War sie so... unschön? Gerade als er den Blick seines Vaters auffangen wollte und sich beinahe schon gezwungen war nun wirklich aufzustehen, war da schon wieder diese Stimme. Für den Moment entglitten ihm alle Gesichtszüge und wenn er etwas getrunken hätte, so hätte er sich nun verschluckt. Das... hatte er richtig gehört?! Hätte jemand darauf geachtet, so hätte er gesehen wie sich seine Brust angestrengt hob, bevor sich seine plötzliche Anspannung langsam wieder kontrollierte. Vielleicht war sie auch nur eine billiges Hausmädchen. Langsam stand er auf, schob seinen Stuhl nach hinten bevor er mit einem wohlwollendem Lächeln in Richtung der entsetzten Zukunftseltern beschwichtigend blickte und sich endlich umdrehte. Die Hand um die Stuhllehne verkrampft. Das... Das war Shanaya. Und ihr entsetzter - wütender? - Ausdruck ließ ihn selbst etwas mehr entspannen. Das hier war eine der wohlhabendsten Familien der Insel, er musste sich benehmen. Langsam trat er auf den kleinen Raben zu, ignorierte ihre Starre. Wenn ihre Eltern auch nur seinem Vater ähnlich waren, würde heute Abend die Hölle ausbrechen, wenn er fort war. In voller Geschäftsmanier hielt er ihr die Hand hin, damit sie ihre zur Begrüßung hinein legen könnte. "Ich freue mich Sie endlich kennen zu lernen...", behielt er den Anstand bei, nun wo er ihren Eltern den Rücken zugewandt hatte, herausfordernd grinsend. "...kleiner Rabe", fügte er so leise hinzu, dass nur sie es hören konnte.

Shanaya wusste nicht, was sie damit nun anfangen sollte. Zwei Fremde, von denen einer leider nicht mehr all zu fremd war. Und der Blick in den Augen ihrer Eltern sprach für sich. Sie waren... ziemlich unzufrieden mit ihrem Auftreten. Milde ausgedrückt. Ihr heller Blick wanderte zwischen den Anwesenden hin und her, und gerade als ihre Mutter sich erheben wollte, ihr wohl etwas passendes sagen wollte, erhob sich endlich der Blonde und blickte sie an. Hah. Auch sein Gesicht wirkte einige Momente geschockt genug. Tja, damit hatte er wohl nicht gerechnet. Dann wandte er sich zu ihr und ein verachtender Ausdruck legte sich in die kühlen himmelblauen Augen. Sie blieb jedoch stehen, bis er vor ihr stand, betrachtete dann nur einen Moment seine Hand, ehe sie diese zur Seite schlug, ignorierte, was er leise anfügte. „Nimm deine dreckigen Finger von mir weg.“ Sie wandte den Blick ab, schritt an dem Mann vorbei und trat direkt an den Tisch, ihre Mutter mit kühlem Blick fixierte. Ihr Vater regte sich nicht, blickte sie nur an. „Wer sind diese Leute und was wollen sie hier?“ Shanayas Mutter hob den Blick zu ihrer Tochter, antwortete dann in einem ebenso kühlen Ton wie ihre Tochter. „Das ist XY Montrose und sein Sohn, Aspen Montrose. Er könnte dein zukünftiger Ehemann werden.“ Mit diesen Worten entgleisten Shanaya alle Gesichtszüge. Wie...? Jetzt waren sie schon SO weit?! Eine unbändige Wut machte sich in ihr breit, als sie sich herum wandte, den besagten Blonden mit eiskalter Miene betrachtete.

Aspen blieb für den Moment genau so stehen, wie er sie begrüßen wollte, während Shanaya - endlich besaß sie einen Namen - seine Hand weg schlug und an ihm vorbei stolzierte, bevor sie begann ihren Eltern eine Szene abzuliefern. Still seufzte Aspen, schloss für den Moment die Augen. Nein, er würde ihr nun nicht helfen. Da hatte sie sich selbst raus zu reden. Langsam drehte er sich herum, versuchte seinen Gesichtsausdruck zu sortieren, das Grinsen zu vertuschen - und es funktionierte so gut. Sichtlich schockiert sah er seinen Vater fragend an, als würde er dessen Urteilsfähigkeit anzweifeln, was die Wahl seiner Zukunft betraf. Locker verschränkte er die Arme vor der Brust. Oh, er hätte selbstgefällig lachen wollen über des Rabens Verhalten - doch er spielte weiter, machte seinem Vater Vorwürfe mit Blicken und konnte schier hören, wie die Árashis seine Skepsis in sich aufsogen. Doch er sagte nichts. Da konnte sie sich selbst heraus reden. Immerhin war sie hier in Sicherheit, anders als auf der Straße.

Shanaya durchbohrte den Mann förmlich mit ihrem Blick. Ihr war es für den Moment egal, wie ihre Eltern drein blickten. Aspen zumindest blieb relativ ruhig stehen, als könne ihn kein Wässerchen trüben. Einige Herzschläge verharrte sie noch, wandte sich dann herum und blickte direkt zu dem Vater des Blonden. Der schien verwirrt. Oh ja, die Zukünftige seines feinen Sohnes benahm sich vermutlich nicht ganz so, wie sie sollte. Niemand sagte etwas, und ein kurzer Blick zurück zu dem Blonden sprach für sich. Und wenn sie richtig lag, konnte sie in seinem Blick etwas eindeutiges lesen. So hatten sie nicht gewettet. Ihre Miene verzog sich zu einem breiten Grinsen, in seine Richtung, ehe sie sich herum wandte und eine Hand auf ihre Brust legte. Ein betroffener Blick legte sich auf ihre Züge. „Ich soll den da heiraten?! Ich bin ihm gestern begegnet, er hat mir mein Geld gestohlen, als ich abends noch etwas besorgen wollte. Er hat mich festgehalten, mich in eine dunkle Gasse gezogen. Ich konnte mir nur helfen, weil ich ihn in den Arm gebissen habe. Ich weiß nicht, was er sonst mit mir gemacht hätte...“ Ihre hellen Augen wanderten von seinem Vater zu ihren Eltern, und zumindest diese beiden schienen nicht zu wissen, wie sie reagieren sollten. Zumindest ihre Mutter blickte nun zu Aspen, stand langsam dabei auf.

Aspen seufzte, als sein Vater nun ebenso schockiert den Kopf schüttelte, wie er selbst - hoffentlich - aussah. Und dieses Seufzen war hörbar für alle Anwesenden im Raum und hallte nach, bis Shanaya den Mund öffnete und es doch wirklich wagte ihre kleine Geschichte zu erzählen. Oh, er spürte förmlich den Blick ihrer Mutter auf sich. Für alle sichtbar hob er die verwundete Hand an seinen Bart, strich sich darüber und verengte die Augen. "Wo sind denn Eure löchrigen Hosen? Die dreckige Kleidung?", fragte er sie und klang dabei wirklich interessiert und hob die Augenbrauen, als wäre er entsetzt. "Ihr wart davon gelaufen, als der räudige Köter mich anfiel, unten am Hafen." Als könnte er sich nicht mehr an ihr Gesicht erinnern, trat er einen Schritt näher und musterte sie. "Ja, das Gesicht habe ich nicht erkannt. Aber die Haare sind unverkennbar.", gestand er. Aus dem gespielten Entsetzen wurde Wut, bevor er den Blick wieder auf seinen Vater richtete. "Du verkleidest mit ein Mädchen, das Nachts wie ein verwahrlostes Hausmädchen durch die Straßen zieht?!", warf er ihm vor. "Ein Mädchen das so leichtsinnig ist sich nachts mit irgendwelchen Bestien anzulegen?! Selbst Rowly hat Hilfe benötigt um das Vieh umzubringen." Finanzielle Hilfe, natürlich hatte er schon mehrere seiner Gehilfen ausgezahlt, um ihn in seinem Betrug zu unterstützen. Und die Geschichte mit dem wilden Hund hatte er auch bereits den Árashis berichtet, um seine Verletzung zu erklären. Jetzt zahlte es sich doch aus im betrunkenem Kopf noch für das eigene Wohl gesorgt zu haben. Auch sein Vater stand nun langsam auf, immer noch den Kopf schüttelnd. 'Ihre Angaben über ihre Tochter haben anscheinend einige Angaben verschwiegen.', richtete er sich an Shanayas Vater, erbost, aber ruhig. Aspen trat während dessen einen Schritt von Shanaya weg, als würde er sich ekeln, weil sie noch in den dreckigen Lumpen steckte.

Shanaya blieb in ihrer unschuldigen Haltung stehen, als wäre sie schwer getroffen. Was ein Spaß! Und wie es schien, verlief es genau, wie es sollte. Kurz kniff sie die hellen Augen zusammen. Ihre Mutter stand inzwischen, blickte zwischen Aspen und seinem Vater hin und her, ehe sie Shanaya betrachtete. Die Schwarzhaarige öffnete schließlich die Augen blickte den Blonden an, als er näher kam. Ihm zugewandt sah keiner der anderen das berechnende Lächeln, das ihm galt. Aber er sponn eine andere Geschichte zusammen als ihre. Eigentlich noch besser. Sie ließ ihn aussprechen, versteckte kurz das Gesicht hinter den Händen, um das Grinsen zu verbergen. Sie war wirklich ein schlechter Mensch. Als sie wieder aufsah stand auch Aspens Vater. Und sie hätte beinah über die Geschichte des Blonden gelacht. Ein wildes Biest, das ihn gebissen hatte? Wirklich? „Er war betrunken, ich hatte solche Angst, dass er mir etwas antun würde...“ Ihr eigener Vater bewegte nun langsam den Kopf, blickte den anderen Mann vollkommen ruhig an. 'Welchen Grund sollte sie haben, zu lügen?' Shanaya wusste, dass diese Wort nicht ihrer Verteidigung galten. In ihrem Vater kochte es. Als Aspen von ihr weg trat wandte sie sich wieder herum, nicht jedoch ohne noch einen leidenden Blick in die Runde zu werfen, der sich änderte, als sie sich in Bewegung setzte, an Aspen vorbei und ihm dabei ein munteres Grinsen zuwarf. „Ich kann mit niemandem in einem Raum sein, der mich als solch eine niveaulose Lügnerin bezeichnet!“ Mit einem leisen Schluchzen, das ein Auflachen überspielte, schritt sie auf die Tür zu, jedoch nicht schnell, um weitere Reaktionen nicht zu verpassen.

Aspen seufzte, beinahe theatralisch für jemanden der die wahre Geschichte kannte, während er sich über den seit heute morgen gepflegten Bartansatz fuhr. Shanaya - deren Namen er nun zumindest ein bekanntes Gesicht zu ordnen konnte - ergänzte derweilen noch ihre Geschichte, auch wenn er selbst nur kurz die Augen schloss, bevor er seinen Vater wieder mit erhobenen Augenbrauen ansah. Erst als die Dunkelhaarige Anstalten machte den Raum zu verlassen und nahezu beschwingt an ihm vorbei ging, hob er von dem älteren Mann den Blick, um ihr in das amüsierte Gesicht zu sehen. Für den Moment zuckte sein Mundwinkel, als wolle er ihr danken die Situation so schnell geklärt zu haben, bevor Aspen seine Mimik wieder in den Griff bekam. "Wir sollten die geschäftlichen Beziehungen noch einmal überdenken, wenn der jüngste Teil dieser Familie bereits so verdorben ist", blieb sein einziger Kommentar auf den letzten Teil der unglaubwürdigen Geschichte, dieses Mal an die ältere Árashi-Generation gerichtet. Er war viel zu sicher in seiner eigenen kleinen Lügengeschichte, als dass er weiter darauf hätte eingehen müssen.

Shanaya fühlte sich nur ein weiteres Mal wunderbar bestätigt. Das war leichter gewesen als gedacht. Sie hoffte nur, dass sie Aspen jetzt nicht das arme Herz gebrochen, seinen männlichen Stolz verletzt hatte. Das hätte sie ja nicht über sich bringen können. Aber das alles hier erklärte, wieso Aspen sich am Vortag darüber ausgelassen hatte, dass sie genau an diesem Tag aufeinander getroffen waren. Seine Worte ließen sie nur schmunzeln, aber sie blieb schließlich stehen. Sie war einfach viel zu neugierig, wie die anderen das aufnehmen würden. Aber das war eigentlich nicht schwer vorher zu sehen. Sie hörte das Kratzen eines Stuhles auf dem Boden, ehe sie den Blick leicht herum wandte. Ihre Mutter war aufgestanden, ihr Vater blickte mit gewohnt kühler Miene von Aspens Vater zu dem Blonden. Aber ihre Mutter fand zuerst ihre Stimme wieder. 'Ich muss mich für meine Tochter entschuldigen. Eigentlich weiß sie sich zu benehmen.' Die Stimme der Frau wurde zum Ende hin ein wenig schärfer, und ihr Blick richtete sich auf die schwarzhaarige Tochter, die sich mit einem leisen Seufzen umdrehen wollte, endlich gehen wollte. Aber einer der lieben Angestellten versperrte ihr den Weg. Ein kurzes Blinzeln. Ruhe bewahren. Sie dachte kurz an die Worte, die ihr Vater vor einiger Zeit an sie gerichtet hatte. Nach außen hin Nichts davon durch dringen lassend biss die Schwarzhaarige die Zähne fest aufeinander, trat dann einige Schritte zurück, als der Diener sie sachte in Richtung des Tisches schob. 'Sie genießt eine hervorragende Erziehung, aber auch wir hier können uns leider nicht ganz von schlechtem Einfluss frei sprechen.' Wieder ihre Mutter und Shanaya warf Aspen einen kurzen, vorwurfsvollen Blick zu.

Aspen verengte überrascht die Augen, als zuerst der weibliche Part das Wort ergriff. Das kam unerwartet für ihn, auch wenn die Geschlechter auf Raízun nicht ganz so stark getrennt waren wie in den zivilisierteren Städten. Auch wenn er die Worte der Mutter wahr nahm, richtete er das Gesicht nun doch zum männlichen Part. Nein, er würde keine Entschuldigung annehmen - das wäre schließlich genau die falsche Richtung. Doch noch bevor er etwas erwidern konnte, richtete nun sein eigener Vater die Worte an die potenziellen Kaufleute. 'Sie wird sicher aufgeregt sein, viele Kinder fürchten sich vor der Ehe. Wir sollten unsere Mahlzeit fortsetzen um diesen Fauxpas zu ersetzen.' Im Gegensatz zu allen anderen blieb er sitzen, während Aspens Kiefer nachdenklich mahlmten. Er hätte viele Argumente gegen eine Fortsetzung gehabt, doch sicherlich hätte keines gefruchtet und das wurmte ihn. Mit einem weiteren Seufzen straffte er den Rücken. Nein, er würde sich nicht wieder an diesen Tisch setzen und seine Zukunft besiegeln. Nicht jetzt, wo Shanaya ihm so gut in die Karten spielte. "Ich würde mich gerne selbst von den gewohnten Umgangsformen des 'aufgeregten' Mädchens überzeugen," setze er mit hörbarem Nachdruck und Unglauben an die 'hervorragende Erziehung' hinzu. Als würde er die Erlaubnis bereits erwarten, nickte er sowohl seinem Familienmitglied, als auch den 'Familienmitgliedern' in spe einmal zu, bevor er sich umwandte zu dem kleinem Raben, die - hu? - sich noch im Raum befand. Ein weiteres Nicken folgte zu dem Bediensteten, der zwar nicht zu ihm gehörte, noch nach kurzem Zögern und Aspens ersten Schritt die Tür unsicher vor Shanaya öffnete.

Shanaya wollte nicht so recht glauben, was sich hier gerade abspielte. Ihren Eltern musste es dieses Mal ziemlich ernst sein, ansonsten hätte zumindest ihre Mutter längst nachgegeben. Für die junge Frau jedoch kein Grund, sich in eine Ecke gedrängt zu fühlen. Sie hatte noch unzählige Asse im Ärmel. Als der Vater des Blonden dann die Worte ihrer Mutter ergänzte, war ihr danach, ihm einen Stuhl über den Schädel zu schlagen. Und Aspens Worte machte es nicht besser. Der vorwurfsvolle Blick blieb. Ihre Mutter war natürlich hin und weg von dieser Idee, nickte nur den Bediensteten zu, von denen einer aufhörte, Shanaya in Richtung Tisch zu geleiten. Die hatten alle einen Schaden. Ohne Ausnahme. Ein genervtes Seufzen drang über ihre Lippen, ihr war egal, was Aspen sich jetzt von seinen Worten erhoffte. Vermutlich war sie selbst der schlechteste Umgang dieser Insel. Aber sie wartete nicht länger, setzte sich wieder in Bewegung und verließ, irgendwie das Kleid hoch haltend, den Raum. Ohne zu einem der Anwesenden zurück zu blicken oder auf die Worte zu hören, die gesprochen wurden.

Aspen wartete gar nicht auf einen weiteren Kommentar, auch die Gesichter konnte er nicht sehen, auch wenn sein Vater ihn wahrscheinlich am Liebsten zurück gehalten hatte. Gerade als er bei Shanaya angekommen war und die Hand hob um sie zu geleiten, setzte sie sich in Bewegung, seufzend, als ob ihr letztes Stündchen geschlagen hätte. Er wollte den Kopf schütteln, besann sich jedoch wieder. Aspen müsste zumindest jetzt noch den Schein wahren. Mit einer Handbewegung bedachte er den Bediensteten die Tür hinter ihnen zu schließen und wiederum den Wachmännern ihnen fern zu bleiben, während er Shanaya einfach folgte. Versetzt neben ihr. Sie waren noch zu nahe an dem nun geschlossenen Raum, als dass er sich hätte äußern wollen. Doch zumindest konnte er jetzt, wo die Last der Verstellung von seinen Schultern abfiel, ausatmen, als hätte er die Luft das gesamte Gespräch angehalten.

Shanaya zerwuschelte sich mit der freien Hand die dunklen Haare. Die lagen ihr viel zu ordentlich, wurden zudem schon wieder zu lang. Aber das war gerade vermutlich ihr geringstes Problem. Sie konnte Aspen schon sagen hören, wie er behauptete, sie müsse ihm danken. Er hätte sie ja aus dieser Situation gerettet. Diese Gedanken ließen sie leicht mit den Zähnen knirschen, und auch mit den Schritten hinter ihr wandte sich die Dunkelhaarige nicht herum. Sie musste sich jedoch eingestehen, dass sie gespannt war, was der Blonde nun vorhatte. Er wollte sich anscheinend an ihre Versen kleben. Erst als sie die Treppe nach oben erreicht hatte wurde Shanaya langsamer, ohne inne zu halten. „Was willst du noch? Du kannst gehen, also bitte.“

Aspen nahm sich fest vor, sich während dieser kurzen Auszeit eine bessere Ausrede als Shanayas 'schlechtes Benehmen' auszudenken. Bisher waren es immer die fehlenden geschäftlichen Beziehungen gewesen, die er hatte vorbringen können, doch das zog in diesem Fall leider nicht. Da müsste etwas anderes dienen. Während Aspen sich selbst noch die Augen rieb und Shanayas Haargefuchtel kaum mitbekam, musste er abrupt stehen bleiben, als die Schritte der Schwarzhaarigen jäh ausblieben. Für den Moment verwirrt - vielleicht auch zum Teil in Selbstmitleid badend - sah er zu ihr hoch und legte den Kopf fragend schief. Was er wollte...? Dann fasste er sich wieder. "Meine Ruhe, das möchte ich, kleiner Rabe." Zur Absicherung warf er einen Blick nach oben, versuchte Bedienstete zu erspähen. "Pass auf, dass dich niemand ohne mich sieht.", warf er an. Ein weiteres Nicken folgte, bevor er an der Treppe vorbei in Richtung Terrasse lief. Nein, sie dürften beide nicht sonderlich lange alleine gesehen werden, damit er nicht so viele Schwierigkeiten bekam sich selbst und Shanaya heraus zu reden.

Shanaya wandte sich nicht herum, konnte so also auch nicht sehen, wie Aspen an ihr vorbei nach oben blickte. Sie nahm langsam die ersten Stufen, raffte dabei das Kleid, um sich nicht doch noch der Länge nach gen Boden zu schmeißen. Er wollte also seine Ruhe. Wunderbar, dann konnte er verschwinden und sie konnte sich dieses Kleides entledigen. Seinen 'Plan' – glaubte er, das würde so einfach funktionieren? - tat sie nur mit einem leisen Schnaufen ab. Da gab es deutlich besseres. Aber gut, sie hob nur die Hand, winkte ab und trat weiter die Treppe nach oben. Vielleicht verschwand er jetzt auch einfach und SIE hatte ihre Ruhe.