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Gift wird nur durch Gift besiegt allein - Druckversion

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Gift wird nur durch Gift besiegt allein - Shanaya Árashi - 04.05.2024

Gift wird nur durch Gift besiegt allein

Abend des 25. Juli 1822
Ceallagh Hayes, Lucien Dravean & Bláyron Árashi (& Shanaya Árashi)


Shanaya sträubte sich noch ein wenig, aufzustehen. Sie hatte den beiden Männern einen vollen Krug besorgt, der natürlich aufs Haus ging. Dann hatte sie sich einen gemütlichen Platz auf dem Schoß ihres Captains gesucht, den sie bis zu diesem Moment noch nicht wieder verlassen hatte. Mit einem Lächeln hatte sie sich einen Schluck aus Luciens Krug gegönnt, den Blick dabei mit einem Lächeln auf den Blonden gerichtet.

„Ich muss gleich noch eine Kleinigkeit klären, aber ihr seid ja versorgt und könnt ein bisschen ohne mich auskommen, nicht wahr?“

Damit stellte sie den Krug zurück auf den Tisch, wog noch einen Moment ab, ehe sie Lucien einen kurzen Kuss auf die Lippen hauchte und dann, gezwungenermaßen, aufstand.

„Soll ich euch noch etwas zu Essen mitbringen?“

Sie wartete noch auf die Antwort der beiden Männer, warf ihnen jeweils ein Lächeln zu, ehe sie sich umwandte, um aus diesen Klamotten heraus zu kommen. Sie tänzelte zwischen den Tischen her, huschte in die Richtung der Treppe, um oben am Ende des Ganges in einem der Räume zu verschwinden.


Voller Geduld blickte der blonde Mann geradeaus, nahm nur gelegentlich einen Schluck aus dem Krug, der vor ihm stand. Die Kapuze seines Umhangs verdeckte sein Gesicht, verschleierte sein Aussehen vor zu neugierigen Augen. Es war laut um ihn herum, aber er hörte, was er hören musste. Und seine Männer, die sich im Schankraum verteilt hatten, sahen genug. Die Stimme, auf die er sich konzentrierte, war nicht sonderlich laut, aber es reichte. Er würde ein paar Minuten Zeit haben. Bláyron grinste, ließ den Krug zurück auf den Tisch sinken und richtete die grünen Augen auf die Männer, die ihm am Tisch gegenüber saßen. Es dauerte nur wenige Momente, bis er nickte und Bláyron daraufhin die Hand hob. Eine kurze Geste, versteckt vor dem Großteil, ausreichend für zwei Männer, die sich beinahe zeitgleich erhoben, ihre Pistole vom Gürtel zogen und in die Richtung des Tisches gingen, an dem die beiden Männer saßen. Sie näherten sich mit zwei Schritten von hinten, hob die Pistole und drückten den Lauf ihrer Waffe gegen den Rücken jeweils eines Mannes. „Eine Bewegung und ihr seid Geschichte.“ Der Mann hinter Lucien sprach leise, seine Stimme ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass er nicht davor zurück schrecken würde, abzudrücken.
Ohne Eile erhob Bláyron sich, griff nach seinem und einem zweiten, vollen Krug, steuerte auf den selben Tisch zu, an dem seine Männer ihre Waffen auf die beiden Männer gerichtet hatten. Ohne ein Wort stellte der Blonde den vollen Krug vor Lucien auf den Tisch, ließ sich dann auf dem Stuhl ihm gegenüber sinken, den Blick kurz auf den Blonden gerichtet, bevor er sich wieder Lucien zu wandte, während er die Kapuze vom Kopf zog.

„So lernen wir uns auch Mal kennen.“

Ihm war egal, ob der Jüngere ihn kannte, wichtig war nur, wie nah dieser Mann seiner Schwester stand.

„Nur, damit eines klar ist. Wenn einer von euch eine falsche Bewegung macht, ist die Kleine Geschichte.“

Er nickte in die Richtung der Treppe, die Shanaya kurz davor hoch geeilt war, zu dem Mann, der diesem Weg folgte, ebenfalls eine Pistole in der Hand.

„Spielt mit und ihr kommt beide lebend hier raus. Zumindest heute.“

Damit nahm er seinen Krug in die Hand, trank einen Schluck, blickte Lucien daraufhin wieder direkt an. Der Andere schien nur Beiwerk zu sein, in den Augen des Mannes nicht wichtig genug. Zumindest bisher.

„Ich mache euch ein Angebot. Ihr wisst doch sicher, wie es ist, wenn du etwas unbedingt in deinen Besitz bringen wollt?“

Er lächelte,das mehr einem Fletschen seiner Zähne glich.

„Ich bezahle gut, wenn ihr sie mir ausliefert.“

Der Ton in seiner Stimme blieb ruhig, machte jedoch deutlich, dass er dem Mann eigentlich keine andere Wahl ließ, als dieses Angebot anzunehmen.



RE: Gift wird nur durch Gift besiegt allein - Ceallagh Hayes - 01.06.2024

Es war amüsant diese beiden Piraten bei ihrem „Liebesspiel“ zu beobachten. Ceallagh grinste immer mal wieder in seinen Krug hinein, während er sich einen Schluck genehmigte und damit ganz offensichtlich das Schweigen ausnutzen konnte, um nichts zu der Situation verbal beitragen zu müssen. Ohnehin fühlte er sich auf seinem Beobachterposten viel zu wohl, um mehr als nur Blicke sprechen zu lassen. Etwas, das Lucien vielleicht weniger behagte, der zwar gewohnt offen und „freundlich“ zu ihm war, doch eine Gewisse Distanz in Augen und Verhalten trug. Nicht umhin traf man ihn selten an und meist in Begleitung der Dunkelhaarigen oder des Waffenliebhabers mit „Rauschebart“. Nichts, das ihn störte – dafür hatten sie zu viele Jahre getrennt voneinander verbracht, als dass er sich irgendwelchen kindischen Phantastereien hingegeben hätte. Doch er war neugierig geworden. Konnte noch immer nicht ergründen, was Lucien dazu bewog ihn auf Abstand zu halten. Doch er hatte genug Zeit und Ausdauer, um dem Leben und Schicksal selbst die Arbeit zu überlassen und keinen Finger rühren zu müssen. Ganz davon ab, dass die Crew seine Neugier gleichermaßen auf Spur hielt. Einige von ihnen sogar auf eine gänzlich neue Art und Weise, die den Blonden gleichsam vielsagend grinsen ließen. Manchmal kam er sich vor wie in einem Paradies gefüllt mit Abenteuern, Rätseln und amüsanten Spielzeugen.
“Kein Bedarf.“, entgegnete er auf Shanayas Frage und stellte den Krug vor sich auf dem Holztisch ab. Sein Magen hatte bisher keinen Bedarf an etwas, das nicht aus gegorenem Obst, eingelegtem Zuckerrohr oder Körnern bestand. Er begnügte sich also gern mit dem, was noch in seinem Krug von Rand zu Rand schwappte und sah nur kurz aus den Augenwinkeln Shanaya nach, die sich von Lucien erhoben hatte und die Treppen hinauf verschwand.
“Ich hab mich mit dem Händler von neulich getroffen…“, setzte er beiläufig an, ohne den Blick auf Lucien zu heften, mit dem er sprach. War im Begriff ihn über den Austausch mit ihrem neuen Geschäftspartner zu informieren, als sich etwas Kaltes in seinen Rücken bohrte. Skeptisch zogen sich die dunklen Brauen für den Bruchteil einer Sekunde zusammen. Bis er amüsiert schnaubte, kaum dass ihn die Worte des Zweiten erreichte, der knapp hinter Lucien aus dem vermeintlichen Nichts getreten war.
“Sind wir das nicht schon längst?“ Sie waren gesuchte Piraten. Standen in zahlreichen Berichten der Marine und sorgten für Gerüchte und Spekulationen. Sie WAREN bereits Geschichte. Im Gegensatz zu den beiden hinter ihnen, die wohl nur Vorreiter der eigentlichen Bedrohung waren, die sie so nachdrücklich ankündigten. Hätte er für jeden Hinterhalt in seinem Leben eine Münze bekommen, wäre er reich genug, um die Herrschaften mit einer riesigen Leibwache ihrer Leben zu berauben.
Immerhin musste der Hüne nicht lange warten, um den Kopf der Schlange zu sehen, die ihm und Lucien gerade liebevoll in den Oberkörper beißen wollte. Wobei das hier wohl eher seinem Kapitän als ihm galt, wie ihm beim Anblick des Kruges und der Intensität der Blicke klar wurde, die allein seinem Freund aus Kindertagen galten. Wie unhöflich. Man hätte zum Schein immerhin auch an ihn denken können, oder nicht? Das hätte immerhin darüber hinweg getröstet, dass der narbige Kerl frappierende Ähnlichkeiten mit ihm aufwies. Es war bemerkenswert. Als säße er seinem fiesen, nicht im Ansatz so gut aussehenden Bruder gegenüber. Wobei. Irgendwie hatte der Mann, der sich gegenüber von Lucien niedergelassen und die Kapuze vom Kopf gezogen hatte, eine seltsame Ähnlichkeit mit seinem Onkel. Was die Hitze in seinem Magen eher anstachelte, als abkühlte. Da brauchte es nicht noch zusätzlich die Androhung das Leben aus dem schmalen Körper der Navigatorin zu hauchen, sollten sie nicht kooperieren.

Somit tat Ceallagh das, was er am besten konnte. Ignorieren was man ihm sagte und einfach schweigend beobachten, was sich gerade für ein faszinierendes Theaterstück vor ihm abspielte. Griff nach seinem Krug. Erntete daraufhin einen schmerzhaften Stich im Rücken, den er mit einem leisen Zischen quittierte und dennoch das Bier trank, das ihm die Dunkelhaarige immerhin freundlicherweise spendiert hatte. Der Fremde machte nicht den Anschein, als hegte er irgendein Interesse an ihm. Also benahm er sich auch wie ein Statist, der er in den Augen des anderen war.
Hörte zu und grübelte. Darüber, wieso er einen bewaffneten Handlanger in die oberen Räume schickte um Shanaya zu holen, wenn er mit ihnen (oder viel mehr Lucien) einen Handel einzugehen versuchte. In welchem Verhältnis standen die beiden? Offensichtlich in keinem Guten, wenn der Kerl sie „zu besitzen“ versuchte und dafür ihr Einverständnis brauchte. Alles an diesem Monolog schrie nach „Machtgehabe“. Und so ganz erschloss sich Ceallagh nicht, wieso. Wieso sie am Leben lassen, wenn sie ihm doch im Weg waren? Wofür der ganze Aufwand? Wofür das heimliche Versteckspiel in der Taverne, um dann unvorhergesehen aufzutauchen? Ihnen eine Pistole in den Rücken zu halten, wenn sie Shanaya gleichsam unbeobachtet in einer Seitengasse hätten verschleppen können.
Aus dem Augenwinkel beobachtete Ceallagh Luciens Reaktion. Trank bis zum letzten Schluck seinen Krug leer um ihn geräuschvoll auf den Tisch zu stellen und tief durchzuatmen. Ganz als habe ihn all das Gerede kaum beeindrucken können.

“Könnte ein bisschen reifer sein.. meint ihr nicht auch?“ Auch wenn er sich auf das Bier in seinem Krug bezog, könnte man durchaus einige Parallelen zu ihrem Mitspieler ziehen.