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200 Pfund Kampfgewicht - Shanaya Árashi - 23.01.2022 200 Pfund Kampfgewicht
Morgen des 16. Juni 1822 Ceallagh Hayes & Shanaya Árashi Von überall hörte Shanaya Stimmen und Schritte – Mal lauter und Mal leiser. Die einen hektisch, die anderen etwas schlurfend. Sie selbst war vor dem großen Gewusel wach geworden, hatte das Nötigste schon erledigt und nutzte jetzt die Zeit, die Ruhe, die ihr noch blieb, bis sie ihren Platz am Steuer einnehmen würde. Ihre Nacht war irgendetwas zwischen erholsam und anstrengend gewesen, die gute Laune und das kleine Chaos in ihrem Kopf vom Vortag hatten sie irgendwie wach gehalten und spukten jetzt auch noch durch ihre Gedanken. Umso besser vielleicht, dass in diesem Moment niemand bei ihr war, ihre Aufmerksamkeit lag ganz bei den Hühnern, denen sie in diesem Moment eine Hand voll Körner in die Pferche warf. Sofort fiel eine Schar gackerndes Federvieh über das Frühstück her, wirbelten Staub und Federn auf. Eine ganze Weile stand die Schwarzhaarige da, beobachtete das Federvieh und bemerkte dabei nicht einmal, dass sich ein sachtes Lächeln auf ihre Lippen geschlichen hatte. Eines, das gewiss nicht den Hühnern galt, die noch immer nach den Resten der Körner suchten. "Was für ein seltener Anblick." Mit üblicher Gelassenheit stand Ceallagh an den Balken gelehnt. Wenige Schritt weit von Shanaya und den Hühnern entfernt, denen er Rayons Wegen ein paar Eier stibitzen wollte. Auf seinen Zügen ruhte wie üblich das verschmitzte Grinsen, das über nahezu alles hinwegtäuschen konnte, so er denn wollte. Und es amüsierte ihn offensichtlich, dass die Dunkelhaarige seltsam verträumt auf das Federvieh herab starrte. Hätte man ihn nach seiner bescheidenen Meinung gefragt, hätte eine Zähne tropfende Shanaya besser in die Szenerie gepasst. Oder eine zynische Version seiner selbst, die den fedrigen Damen vergnügt davon erzählte, wie schmackhaft sie mit frischen grünen Bohnen, Kartoffeln und Brühe schmeckten. Shanaya erschrak nicht wirklich, als eine bekannte Stimme durch das spärliche Licht zu ihr hallte. Sie hob nur etwas verblüfft eine Augenbraue, eine fragende Miene aufgesetzt. Wie lange stand Ceallagh da schon? War er jetzt erst zu ihr getreten? Und wo waren ihre Gedanken schon wieder? Ein leises Schnaufen drang über die Lippen der jungen Frau. „Dass ich mich hier aufhalte? Oder dass die Hühner glücklich sind?“ Ein vielsagendes Lächeln legte sich auf die Lippen der Schwarzhaarigen, mit dem sie den Kopf leicht zur Seite neigte. Sie konnte wirklich nicht sagen, was genau der Blonde meinte. Sein Grinsen wurde schlagartig eine Spur breiter. Fast als hätte es Shanaya provoziert. Mit jedem Wort und jeder Regung auf ihrem Gesicht. "Mh. Weder noch - ich habe zwar meinen Spaß damit Menschen zu lesen, aber Tiere sind mir gänzlich fremd." Es sei denn er saß einem Maulesel gegenüber. Dann brauchte es nur den Bruchteil des Einfühlungsvermögens, das man dem hochgewachsenen Kerl kaum zutraute. "Aber es freut mich, dass du offensichtlich gut drauf bist." Fügte er hinzu und löste sich aus seiner Haltung. Stieß sich vom Balken ab, um ein paar Schritte auf sie und die Hühner zuzugehen und dann in die Hocke zu gehen. Mit dem Grinsen des Mannes neigte Shanaya den Kopf noch ein wenig mehr zur Seite. „Du erkennst also nicht, wie glücklich diese Hühner sind, hm?“ Gut, dafür war sie selbst kein Maßstab. Sie hatte mit Tieren nicht so viel am Hut. Bei den nächsten Worten Ceallaghs war es an Shanaya, etwas breiter zu lächeln, ehe sie eine theatralische Miene aufsetzte. „Ich habe eigentlich immer gute Laune. Das bemerken die meisten nur selten, weil sie zu sehr damit beschäftigt sind, mich für meinen Charakter zu verurteilen.“ Keinerlei Bitterkeit schwang in ihrer Stimme mit, viel mehr klang die Schwarzhaarige belustigt. Als der Blonde sich hin kniete, um sich das Federvieh genauer zu betrachten, riss Shanaya sich zuerst zusammen, wuschelte dem Mann dann aber doch durch die Haare, während sie leise gluckste. „Willst du dich doch mit den kleinen Monstern anfreunden?“ An ihrem Gesicht konnte man es wohl schwerlich ablesen. Geschweige denn, dass sie hier unten im Bauch eines Schiffes mit wenig Tageslicht wirklich so etwas wie „Glück“ empfinden konnten. Denn DAS bezweifelte der Hühne ohnehin am meisten. Aber er schenkte Shanaya nur ein kurzes Schulterzucken. Etwas, das so gut wie alles bedeuten konnte. Lächelte. Beobachtete ihre Miene. Ihre Hand. Und brummte etwas verstimmt, als sie ihm ungeniert durch die Haare fuhr, die jetzt sicherlich wie wild gewachsenes Buschwerk über seinen Kopf ragten. “Reden wir jetzt von den Hühnern oder von dir?“ Augenblicklich kehrte sein Grinsen zurück. Gefolgt von einem vielsagenden Blick, der verhinderte, dass er der Jüngeren mit der flachen Hand gegen die Schulter klopfte und ihren schmalen Körper in Schieflage brachte. Mit einem Grinsen zog Shanaya die Hand zurück, betrachtete die zerwuschelten Haare des Mannes. Der gleiche Ausdruck lag jedenfalls auf seinem Gesicht, als er eine Frage stellte, bei der die Schwarzhaarige einen Moment angestrengt nachdachte. „Ich würde jetzt gern sagen, dass du die Hühner vermutlich einfach nur mit Futter bestechen musst… aber vielleicht ist das bei mir genauso einfach.“ Gut, so einfach konnte man sich ihr Vertrauen, ihre Aufmerksamkeit und Freundschaft nicht erkaufen, aber trotzdem amüsierte sie der Vergleich. Grübelnd verschränkte Shanaya die Arme. „Vielleicht habe ich mehr von einem Huhn, als ich bisher gedacht habe.“ Es brachte nichts, es zu unterdrücken. Das Lachen, das bei ihren Worten in seiner Kehle kitzelte und schlagartig eines der Hühner verscheuchte. Schreckhaftes Ding. “Bei allen Welten… und ich dachte immer Frauen wären gern mehr wie anmutige Katzen und stolze Pferde.“ Was genauso lächerlich war, wenn er ehrlich sein wollte. Allerdings hatte er noch nie gehört, dass sich jemand mit einem Huhn verglich. Nicht freiwillig zumindest. Und Tiere mit Essen zu bestechen, war eher eine allgemeine Eigenart, statt Rassen spezifisch. Sofern er das beurteilen konnte. Was die meisten davon abhielt näher heran zu treten, war allein ihre berechtigte Scheu vor Menschen. “Ich habe schon gehört, dass du isst wie ein Scheunendrescher… pass bloß auf, dass du nicht auch noch Ähnlichkeiten mit Schweinchen feststellst.“ Wieder rutschte ihm ein Lachen aus der Kehle. Gefolgt von einem breiten Grinsen, das Shanaya mehr oder minder offenbarte, dass er alles wollte - außer sie zu beleidigen. Shanaya zuckte bei den Worten des Mannes nur mit den Schultern, ein amüsiertes Grinsen auf den Lippen. „Tja… und doch sind die meisten nicht mehr als ein Fisch im Glas.“ Da konnten sie Wunschdenken haben, so viel wie sie wollten. „Ich kann glücklicherweise auch über mich selbst lachen, ohne dann in einen Konflikt mit meinen nicht vorhandenen Minderwertigkeitskomplexen zu kommen.“ Noch immer grinste die Schwarzhaarige amüsiert. Eine Eigenschaft, die nicht viele besaßen. Bei den Worten des Blonden war es nun an Shanaya, herzhaft aufzulachen. Wo er Recht hatte… aber wie sie gerade erwähnt hatte, war sie sich nicht zu schade, auch über sich selbst zu scherzen. Also hob sie einen Zeigefinger, drückte die Nase von unten leicht nach oben. „Manch einer behauptet, die Ähnlichkeit wäre schon ohne das Gewicht da. Und selbst wenn… dann gibt es eben noch mehr von mir. Auch nicht schlecht.“ Die junge Frau klopfte sich mit der freien Hand auf einen Oberschenkel. „Manchmal wäre ein bisschen Kampfgewicht mehr vermutlich gar nicht so schlecht.“ In einer Sache hatte sie durchaus Recht: ihr Selbstbewusstsein glich dem eines Platzhirsches. Das hatte er weder damals bezweifelt, als er sie das erste Mal aus der Ferne beobachtet hatte, noch jetzt, wo nicht nur ihre Essgewohnheiten einem Schwein ähnelten. Warm drängte sich das herzhafte Lachen aus seiner Brust und glitt gegen ihren schmalen Körper, den er mit nur einer Hand in Schieflage brachte und kopfschüttelnd bemerkte, wie sich eines der Hühner erneut in die Dunkelheit davon stahl. "Mehr von dir? Das könnte sowohl gut, als auch... unglücklich sein.", bemerkte er mit einem feisten Grinsen auf den Lippen. Glitt mit den Händen über seine Knie und vergrub die Fingerspitzen im Stroh zu seinen Füßen. "Aber sich mit einer 200 Pfund schweren Shanaya anzulegen, halte ich auch für absolut verrückt. Stell dir unseren Ruf vor. Wir wären noch gefürchteter als ohnehin schon. Du könntest dich einfach mit deinem Arsch auf jeden Wiedersacher setzen... wortwörtlich." Zwei Herzschläge lang überlegte Shanaya, wie entrüstet andere Frauen womöglich über ihre eigene, als auch über Ceallaghs Aussage gewesen wären. Garantiert gab es genug… Damen, die darüber erbost gewesen wären. Nur nicht Shanaya. Viel mehr ließ die junge Frau nicht davon ab, lachte nur herzlich über die Worte des Blonden, während die Hühner sich wohl vor ihnen zu verstecken versuchten. Sie grinste schelmisch, legte dabei theatralisch die Hand auf ihre Brust. „Von der wunderschönen, eleganten und grazilen Galeonsfigur zum Anker, den man einfach auf seine Feinde schmeißt.“ Sie hockte sich neben den Mann, dessen Hände nun im Stroh ruhten und klopfte locker gegen seinen Oberarm, während sie sich mit dem Kinn auf die Hand ihres anderen Armes stützte. „Dann müsst ihr alle nur noch ein bisschen an euren Muskeln arbeiten, um mich weit genug schmeißen zu können.“ "Na na...", entgegnete Ceallagh und ließ seinen Blick von ihrer Hand auf seinem Oberarm hinauf zu ihrem Gesicht gleiten. Zog einen Strohhalm aus dem Haufen und knickte ihn Millimeter um Millimeter beiläufig mit Daumen und Zeigefinger. "Wenn dann rollen wir dich einfach vom Schiff über die Planke. Ist einfacher. Und so bekommen wir zumindest an Land alle ... platt." Dann zog er die zweite Hand aus dem Haufen. Ebenfalls mit einem Halm zwischen den Fingern, den er kurz gegen seine Schläfe klopfte. "Manchmal sind Muskeln eben nicht allles..." Shanaya hob ganz leicht eine Augenbraue, als der Blonde etwas Stroh anhob und es Stück für Stück umknickte. Sie hatte etwas anderes erwartet. „Und wenn euch auf See langweilig ist, rollt ihr mich ins Wasser um zu sehen, wer die größten Spritzer und am meisten Wellen mit mir schafft?“ Dieses Bild in ihrem Kopf amüsierte sie mehr, als es wohl sollte. Auch der zweite Halm landete nicht in ihrem Gesicht, also setzte die Schwarzhaarige nur eine gespielt betroffene Miene auf. „Ich hoffe, ich habe jetzt dein Ego nicht verletzt.“ Aus ihrer Stimme hörte man das Grinsen heraus, das sie einfach nicht unterdrücken konnte. Ceallagh grunzte amüsiert. Schnipste den Halm zwischen seinen Fingern in ihre Richtung. "Solange du es nicht mit deinen 200 Pfund zerquetschen kannst, geht's dem lieben Ego prächtig. Mach dir keine Sorgen." Denn letztlich ging es ihm wohl wie ihr - nichts konnte wirklich daran kratzen. Lediglich seine Nerven strapazieren. Und das tat für gewöhnlich nur ein Mensch in diesen sieben Welten. "Aber... heißt das eigentlich jetzt, dass man dich vors Schiffs binden kann und das wäre in Ordnung? So als Galeonsfigur?" Shanaya wich dem Halm nicht wirklich aus, sie setzte nur eine getroffene Miene auf. Vollkommen und bitterböse entsetzt über diese Frechheit. Zumindest einen Moment, bis sie wieder lachte. „Das beruhigt mich wirklich wahnsinnig.“ Sie hätte sich das sonst natürlich niemals verzeihen können. Die Frage des Mannes ließ sie ihn prüfend mustern. Dieser Gedanke schien ihm, warum auch immer, zu gefallen. „Wenn ich nicht am Steuer stehe oder… anders beschäftigt bin, liege ich gerne auf dem Bugspriet. Zählt das auch? Ansonsten würde sich wohl aber niemand so gut machen wie ich, als Galeonsfigur. Wenn… wir nicht gerade Gefahr laufen, frontal ein anderes Schiff zu rammen...“ Anders beschäftigt. Nun. Dass ließ er lieber unkommentiert, auch wenn ihre etwas zu lange Pause unfassbar einladend war. Also zuckte er stattdessen mit den Schultern. Ließ sich langsam zurück gleiten und von der Hocke auf dem Boden nieder. Der Druck in seinen Knien ließ endlich nach. Hinterließ ein deutliches Knacken in der Luft. "Ha... das wäre wieder was für die 200 Pfund Shanaya.", fügte er grinsend hinzu und bettete seine Unterarme auf den angewinkelten Beinen. "Aber es tut mir Leid, dich jetzt enttäuschen zu müssen.. du bist nicht die Einzige, die sich als Galeonsfigur eignen würde." Ceallagh ließ sich mit einem Knacken seiner Knie ganz in das Stroh sinken, womit Shanaya den Blick kurz zu den Hühnern hob, die verunsichert und in möglichst großer Entfernung auf den Planken herum pickten. Ceallagh bekam auf seine Anmerkung einen grübelnden Blick zu geworfen. „Es wäre also verdammt praktisch, wenn ich zwischen mir und meinem fetten Ich hin und her springen könnte...“ Ihr war nicht wirklich danach, aber in manch einer Situation könnte man mit so einer Fähigkeit vielleicht doch etwas anfangen. Und wieder gab sie ein dramatisches Seufzen von sich. „Ist schon okay. Jetzt siehst du nur noch das 200 Pfund Schwein in mir, das auf dem Boden nach Hühnern pickt. Ich hoffe, du kannst damit leben, wenn ich mich heute Abend in den Schlaf weine!“ Die übertriebene Dramatik in ihrer Stimme machte nur deutlich, wie ernst Shanaya diese Worte meinte. „Was hast du jetzt eigentlich vor? Willst du den Rest des Abends hier sitzen bleiben und den Hühnerflüsterer mimen?“ Er lachte. Erneut. Musterte sie, als müsse er abschätzen, ob irgendeine der Hängematten ihr Überwicht überhaupt tragen konnte und seufzte nun selbst etwas theatralisch. "Ich glaube, dass mir dafür eindeutig das Talent fehlt. Schau." Seine Hand löste sich vom Knie und glitt in einer ausladenden Bewegung durch den Raum. "Werde mir wohl für den Rest des Abends andere Gesellschaft suchen müssen... die Herren und Damen mögen mich nicht sonderlich." Unter dem prüfenden Blick des Mannes hob Shanaya eine Augenbraue – er sparte sich jedoch seine Beurteilung. Stattdessen stellte er zur Schau, wie unbeliebt er bei dem Federvieh war. Mit einer mitleidigen Miene pattete die Schwarzhaarige seine Schulter, nickte andächtig. „Siehst du. Du hast sie nicht mit Futter bestochen. Ansonsten würden sich die Damen ganz sicher um dich scharen.“ "Wenn ich sie aber zu viel füttere landen sie irgendwann auf unseren Tellern.", gab er zu bedenken und hob einen Finger. Als wäre es besonders wichtig, sie darauf hinzuweisen. Dann seufzte er grinsend und warf einen Blick über die Schulter zur Treppe zurück. "Aber ich werde nachher wohl ein paar Pläne mit Lucien austüfteln. Wir arbeiten an einem... weiteren Geschäftszweig für uns." Sein Blick glitt in den Augenwinkel. Der Zug um seine Lippen hatte wieder etwas spitzbübisches an sich. „Tun sie das nicht sowieso irgendwann?“ Shanaya konnte sich kaum vorstellen, dass die Hühner irgendwann ihrem Alter erlagen. Vor allem nicht auf einem Schiff. Sie waren nun einmal auch ziemlich ersetzbar. Ohne den Kopf zu drehen folgte Shanayas Blick dem des Mannes, schnaubte dann amüsiert über die Worte des Mannes. Wusste er von Luciens und ihrem kleinen Ausflug? Möglich. Auch wenn das, was er sagte, nicht direkt darauf schließen ließ. Die junge Frau wog nur den Kopf zur Seite, ein Lächeln auf den Lippen. „Weil euch beiden eine illegale Tätigkeit nicht reicht.“ Sie hatte gut reden, immerhin war sie bei… so etwas auch immer sofort dabei. Aber… sie überließ es ihrem Captain, was er Ceallagh davon erzählen wollte. Also erhob die Schwarzhaarige sich in einer ruhigen Bewegung, streckte die Arme in die Höhe, um sie dann wieder neben ihren Körper sinken zu lassen. „Willst du noch weiter versuchen, dir hier unten Freunde zu machen oder kommst du mit in die Sonne an die frische Luft?“ "Mh. Ich weiß nicht wovon du sprichst." Weil allein ihre Existenz schon an Illegalität heran reichte - er, weil sein Kopf seinem Onkel ein hübsches Sümmchen Wert war und Lucien, weil die Flucht von einem untergehenden Marinedampfer der Preis noch weiter in die Höhe trieb. Sein Blick folgte Shanaya einen Moment, ehe er die Hühne ins Visier nahm. Unter einem tiefen Atemzug ließ er sich nach vorn gleiten und erhob sich langsam. "Ich lasse sie mir am Ende glaube ich lieber schmecken. Greo und Rayon kümmern sich um sie wohl schon gut genug.... " Mit einem matten Lächeln wandte er sich somit herum und holte auf ihre Höhe auf. Musterte sie. Erneut und lief in Richtung Treppe. "Was hast du heute noch vor?" So früh am Morgen hatte sie sicherlich noch nicht all ihre Aufgaben erledigt. Sofern es welche gab. Die sich anbahnende Flaute konnte schneller und länger anhalten, als ihnen lieb war. Auch wenn Ceallagh nicht davon ausging. Ceallaghs wenig ernst gemeinte Antwort ließ Shanaya etwas breiter schmunzeln und sie neigte kurz den Kopf. Als der Blonde aufstand und verkündete, dass er die Hühner lieber auf dem Teller als in seinem Freundeskreis hatte, nickte die Schwarzhaarige dann jedoch zustimmend. Sein prüfender Blick entging ihr nicht, trotzdem ließ Shanaya ihn unkommentiert, richtete die hellen Augen auf die Treppe vor ihnen, die sie nun erklomm. „Hmm… ehrlich gesagt nichts riesengroßes. Mal sehen, wen ich als nächstes davon überzeuge, dass ich auch mit 200 Pfund noch irgendwie nützlich sein könnte.“ Ein vielsagender Seitenblick galt Ceallagh. RE: 200 Pfund Kampfgewicht - Shanaya Árashi - 21.08.2022 Das Knarzen der Stufen folgte ihnen den Weg aufwärts. Untermalte das Grinsen auf Ceallaghs Lippen, das er sich weder verkneifen konnte, noch wollte. "Das wird interessant." Die Möglichkeiten waren endlos, je mehr er darüber nachdachte. Shanaya konnte nicht nur als Gallionsfigur herhalten, sondern sicherlich auch als Kanonenkugel. Als Rettungsboot. Als Notration, wenn sie irgendwo auf einer Insel oder auf offenem Meer ohne Orientierung stranden und keine Rationen mehr an Board haben würden. "Entweder werden sie kaum über den Schock hinaus kommen, wie viel so ein kleiner Zwerg wie du vertilge muss, um auf satte 200 Pfund heranzuwachsen... oder..." Er zuckte kurz mit den Schultern. Spürte wie das Grinsen allmählich unangenehm in seinen Mundwinkeln zog. "... sie sind von der Idee allein dermaßen abgeneigt, dass sie sofort das Thema wechseln oder gehen." Oder lachen. Verübeln würde es ihnen sicherlich niemand. "Abgesehen davon wollte ich dich seit langem etwas fragen..." Auf dem Absatz angekommen, wandte sich der blonde Schopf zur Seite. Knapp über die Schulter, die nach Wochen endlich nicht mehr in einer dunklen Schlinge aus Stoff hin. "... könnte ich mir wohl einige deiner Notizen zu euren letzten Erkundungstouren ansehen?" Es interessierte ihn, was ihre aufmerksamen Augen auf den Inseln erspäht hatten. Shanaya ignorierte die Bezeichnung Zwerg, auch wenn sie sich nicht ganz sicher war, ob sie Ceallagh zu denen zählen musste, die sie auf Größe oder Alter reduzierten. Sollte ihr für den Moment egal sein, weil das Bild in ihrem Kopf sie genug ablenkte. Sie selbst, vor einem niemals kleiner werdenden Berg aus Essen. Verlockend, das Resultat daraus jedoch nicht, sie hatte kein wirkliches Interesse, solch eine Kugel zu werden. „Und ein Teil diskutiert darüber, ob ich überhaupt so viel ohne die Erlaubnis meiner Eltern essen darf.“ Sie nickte, mit todernster Miene. Sie war erst 17 – da brauchte sie sicher eine formelle, schriftliche Erlaubnis für… eigentlich alles. Sie folgte dem Blonden, blieb auf dem Treppenabsatz dann aber stehen und neigte den Kopf ein wenig zur Seite. Ihre Notizen? Fragend, aber nicht abgeneigt hob die Schwarzhaarige leicht eine Augenbraue. „Gibt es etwas, was dich im Besonderen interessiert?“ Mit einem ruhigen Nicken deutete Shanaya in die Richtung ihrer Truhe. Damit setzte sie sich in Bewegung, begann mit ruhigen Bewegungen, die Schnüre ihrer Corsage zu lockern. „Ich weiß allerdings nicht, ob irgendjemand außer mir da einen Überblick behalten kann.“ Sie lächelte dem Blonden zu. Man wuchs ja bekanntlich mit seinen Aufgaben. "Mh." Ceallagh tippte sich bei der Frage für einen Moment mit ausgestrecktem Zeigefinger gegen die Lippen, ehe er grinste und sogleich seinen Gang in Richtung Truhe fortsetzte. "Um ehrlich zu sein... alles was klingt wie altertümliche Gebäude, Gegenstände oder Dinge, die dir seltsam erscheinen." Unter einem leisen Knacken seiner Knie ging der hoch gewachsene Schmuggler in die Hocke. "Ich bin ein Jäger und Sammler von Schätzen und Geheimnissen - wenn du es genau wissen willst.""Was für den einen seltsames und unwichtiges Zeug sein kann, ist für den anderen der erste Schritt in ein neues Abenteuer." Kurz verschwand sein Blick zum Schloss, das an der Truhe hing wie ein Leibwächter, ehe er die grünblauen Augen herum wandte und über die Schulter hinweg zu Shanaya und den losen Bändern ihrer Corsage aufblickte. "Wirds eng?" Er konnte es nicht unkommentiert lassen. Nicht, ohne ein süffisantes Grinsen hinterher zu werfen. Shanayas Lächeln wurde bei Ceallaghs Worten ein wenig wärmer. Soso. Ein Jäger und Sammler. Ob sie jedoch mit dem dienen konnte, wonach er suchte… ihre Neugierde war geweckt, ob er in ihren Notizen etwas finden würde. Sie lachte. „Glaub mir, wenn ich irgendwelche Dinge finde, die nach Abenteuer klingen, wird Lucien sofort darüber in Kenntnis gesetzt. Und Talin ist da bestimmt auch ohne Zögern dabei.“ Aber vier Augen sahen ja bekanntlich immer mehr, von daher durfte er die Nase gern in ihre Unterlagen stecken, immerhin hatte sie nichts zu verbergen. Der Blonde hockte nun neben ihrer Truhe, während Shanaya die Bänder ihrer Corsage gelöst hatte und dem Mann auf seine Worte hin zu zwinkerte. „Du wolltest doch ein Abenteuer!“ Ein vielsagender Blick galt ihm, auch wenn ihr die Worte (wieso auch immer) ein wenig schwer im Magen lagen. Dann griff sie an die Fäden, die sie im Inneren der Corsage vernäht hatte, fischte den Schlüssel heraus, der dort sicher befestigt war und hielt ihn in die Luft, um ihn Ceallagh im nächsten Moment zu zuwerfen. „Ich gehe lieber auf Nummer sicher. Wer weiß schon, wer aus der Crew vielleicht doch einmal lange Finger macht.“ Sein Grinsen verrutschte eine Spur - vielleicht weil Ceallaghs erhobene Augenbraue den Ton ihrer Worte spiegelte. Ein Abenteuer - ah ja. Doch bezweifelte er beim Anblick ihrer Miene und den Dingen, die er die letzten Tage und Wochen beobachtet hatte, dass er der Richtige dafür war. "Wie gut, dass du scheinbar unter hochwohlgeborenen Mauerblümchen lebst, für die das...", begann er, fing den Schlüssel mit einer Hand auf und umkreiste dann mit ausgestrecktem Zeigefinger in der Luft ihr Dekoltee,"...abolute Tabuzone ist." Und damit wandte er sich der Kiste zu. Lies klackernd den Schlüssel ins Schloss gleiten und schob mit beiden Händen den offenen Deckel zurück. "Aber weißt du was noch besser ist, als eine Truhe? Alles direkt am Körper zu tragen." Zumindest tat er es - weil das wahrlich wichtigste in seinem Leben (abgesehen von seinen Schwestern) in nur einen Beutel passte, der eng an seinem Körper anlag und unter der schwarzen Kleidung, die er trug, kaum auffiel. Zuerst blinzelte Shanaya bei den Worten des Mannes, lachte dann aber schließlich auf, als er auf eine bestimmte Region ihres Körpers deutete. „Tja… da geht man schon extra auf ein Piratenschiff, um hauptsächlich unter Männern zu sein und der Großteil sieht nicht einmal hin, wenn nackte Brüste in der Nähe sind.“ Und Shanaya war nun wirklich niemand, der sich immer hoch geschlossen in Kleidung versteckte. Und ob ihr Körper nicht anziehend genug war… darüber machte die Schwarzhaarige sich nun wirklich keinerlei Gedanken. Shanaya ließ die Corsage auf den Boden sinken, trat dann noch einen Schritt näher zu dem Mann und ihrer Truhe. „Das tue ich. Das… aller wichtigste zumindest. Aber bei jedem Schritt einen riesigen Stapel Karten und Notizen mit sich herum schleppen… Aber bisher hat es so ja gut funktioniert.“ Sie hockte sich nun selbst hin, machte eine einladende Bewegung in die Richtung der geöffneten Truhe. „Tob dich aus, vielleicht findest du etwas hilfreicher.“ Ein sanftes Lächeln galt dem Blonden. Shanaya lachte und Ceallagh konnte kaum anders als bei ihren Worten grinsend beizupflichten. Nun. ER würde definitiv nicht wegschauen. Aber dennoch gab es einen Unterschied zwischen Gaffen und sich ungefragt am Buffet zu bedienen. Doch das musste er ihr wohl kaum erklären. Ganz davon abgesehen, dass es weder zur Diskussion stand, oder er ihr eine Moralpredigt schuldete. “Das ist richtig - bei dieser Sammelleidenschaft müsstest du dann doch zur 200 Pfund Shanaya mutieren.“, warf er schmunzelnd zurück und griff bereits nach einem der Logbücher. Blätterte behutsam und mit sichtbarer Hingabe durch die Seiten - wenngleich mit einem Tempo das für den Großteil der Crew ungewöhnlich war. “Was war bisher denn deine interessanteste Reise?“ Während er sich in ihren Aufzeichnungen umsah, konnte sie ihm gern etwas mehr über sich erzählen. Andernfalls würde ihr wohl noch langweilig werden. Ceallagh grinste nur, sagte sonst jedoch nichts mehr zu dem Thema, sodass auch Shanaya es ruhen ließ und auf die nächsten Worte des Mannes hin nur schnaufte. „Dann wären es vermutlich mehr als 200 Pfund. Gefühlt zumindest.“ Wenn sie, egal, wohin sie ging, immer ihren liebsten Besitz mit sich herum schleppen würde… Der Blonde machte sich daran, sich durch ihre Notizen zu wühlen und Shanaya schwieg einen Moment, grübelte über die Frage des Mannes nach. Ihre Antwort war einfach – und vermutlich ziemlich unspektakulär. „Ich habe nicht DIE eine Reise, von der ich immer wieder schwärmen könnte. Jede Insel, jede Ruine und jede lange Zeit auf dem Wasser haben ihren Reiz. Selbst die Zeit auf dem Schiff meiner Eltern…“ Kurz hielt die junge Frau inne, seufzte dann leise, aber mit einem Lächeln auf den Lippen. „Ich liebe Abenteuer, ich bin für jeden Mist zu haben, sei er noch so illegal. Ich werfe mich gerne in Situationen, vor denen andere den Schwanz einziehen. Aber ich brauche all das nicht, um für mich spannende Momente zu haben, die finde ich auch so.“ Ein vielsagendes Lächeln galt dem Blonden. „Was natürlich nicht heißen soll, dass ich je ein lockendes Abenteuer verschmähen würde.“ Plötzlich wurde er hellhörig. Hob seinen Blick von dem gelblichen Pergament zwischen seinen Fingern und musterte ihre Züge. Ruinen. Schiff ihrer Eltern. Wie war ihr Nachname noch einmal gewesen? Arashi? Ceallaghs Augen verzogen sich für einen Sekundenbruchteil zu nachdenklich Schlitzen. Das Rumoren in seinem Magen sagte ihm, dass es einen Zusammenhang gab, den er noch nicht sah. Etwas, das in seinem Unterbewusstsein schlummerte und gerade kein Interesse daran besaß, hinauf zu krabbeln. Also gab er seinem inneren Ich einen gedanklichen Klapps und atmete tief durch. Entspannte seine Züge sichtlich, während Shanaya fortfuhr und wieder diesen funkelnden Ausdruck in ihren Augen trug. Ceallaghs Mundwinkel zuckte amüsiert. Eine Spur schelmischer als zuvor. "Auf diesem Schiff wird es sicherlich nie langweilig..." Was mehr an den Leuten, als dem schieren Glück von Lucien und Talin lag, sich gern in... nun ... Probleme zu manövrieren. Ceallagh hatte sogar ein wenig das Gefühl, dass gut über die Hälfte der Mannschaft sehr bewusst darauf zusteuert. Um sich selbst etwas zu beweisen, des Nervenkitzels wegen oder weil die Neugierde viel zu groß war - es war ihm genauso egal, wie es ihn freute. "Du hattest wohl keine sonderlich... schöne Kindheit?" Ceallagh hob den Blick und betrachtete die junge Frau mit einem Blick, den sie nicht wirklich deuten konnte. Überraschung? Verwirrung? Shanaya wusste nicht recht, was sie davon halten sollte, erwiderte seinen Blick also nur mit ruhiger Miene. Schließlich schlich sich aber wieder ein Lächeln auf seine Lippen und die Schwarzhaarige neigte in einer zustimmenden Geste den Kopf etwas zur Seite. „Garantiert nicht, sonst wäre ich aber auch gewiss nicht hier.“ Ein Grund, wieso sie sich für den Weg einer Piratin entschieden hatte. Ihr Traum war es, zur See zu fahren. Und das gewiss nicht unter einer Flagge, die sie dazu verdammte, nach festgefahrenen Regeln zu spielen. „Wie kommst du darauf? Sieht man mir das an der Nasenspitze an?“ Shanaya lachte leise auf, zuckte dann mit den Schultern. „Ich hab‘ das Beste drauf gemacht. Und das ist nichts, dem ich groß nachweine. Jeder hat so seine Vergangenheit.“ Und die meisten ließen sich genau davon bestimmen. Shanaya jedoch nicht, sie ruhte sich nicht auf dem aus, was ihr bisher widerfahren war. Hätte er ihre Erfahrungen rein an der Nasenspitze beurteilt, wäre er zu einem anderen Entschluss gekommen. Dass sie viel Glück besaß, unschuldig und rein war und ganz sicher der Mittelpunkt vieler frivoler Träume wurde. Was nicht bedeutete, dass es weniger zutraf, nur weil er ihr ein etwas „schwereres“ Leben unterstellte. Oder diese Umstände nicht minder zu einem solchen beitragen oder daraus bestehen konnten. Ceallagh wollte allerdings auf etwas anderes hinaus. Nickte nur zustimmend und hatte soeben denselben Gedanken. Auf dieser Welt hatten sicherlich 90% der Bevölkerung ein furchtbares Leben. Aus vielerlei Gründen. Ob ein Außenstehender diese allerdings für „schwer und unaushaltbar“ hielt stand auf einem gänzlich anderen Blatt. “Wenn deine Familie ein Schiff besitzt, kann sie nicht gänzlich verarmt sein…“ Zumindest nicht so, dass sie ihrer Tochter keine Grundausbildung hatte zukommen lassen können. “und in Anbetracht deiner Sturheit und dem Drang mehrere Seemeilen zwischen dir und deiner Vergangenheit zu wissen…“, er zuckte mit den Schultern und lies seinen Blick nicht ohne ein amüsiertes Grinsen auf den Lippen auf die Notizen zurückgleiten, “habe ich einfach ins Blaue geraten.“ Unter anderem weil er genauso über sich und seine Familie dachte. Zumindest über den Teil, den er so sehr verabscheute, dass er gut und gern über Leichen ging. “Aber in einem hast du Recht.“ Geräuschvoll klappte er das Buch zusammen. Musterte Shanaya wieder und beugte sich leicht voraus. “Man ist auf diesem Schiff nichts besonderes, weil man es schwer hatte.“ Sein Grinsen ebbte zu einem ehrlichen Lächeln ab. Umhüllte Shanayas bleiche Miene, bis sein Blick von ihr abließ und er sich den anderen Dingen zuwandte, die sie ihm gegeben hatte. “Kannst du dich noch an einige dieser Ruinen erinnern, die ihr auf euren Fahrten gesehen habt?“ Shanaya lauschte ruhig der Kombinationsgabe des Blonden, lachte dann leise, als er geendet hatte. „Gut kombiniert. Da hast du vollkommen Recht mit. Aber ich bin niemand, der sich groß davon beeinflussen lässt. Vergangenes bleibt in der Vergangenheit, von daher...“ Ein sachtes Lächeln lag auf ihren Lippen, während Sicherheit in ihrer Stimme mit schwang. Seine nächsten Worte und Zustimmung kommentierte sie mit einem kurzen Nicken, machte damit aber einen Haken dahinter. Ceallaghs nächste Frage ließ die junge Frau kurz ins Grübeln geraten, sodass sie einige Momente schwieg. Tja… „Leider nicht wirklich. Ich hatte selten Zeit, mir die Orte genauer anzusehen, ich wurde ständig von einem Ort zum nächsten gezerrt. Da war keine Zeit für irgendwelche Fantasien.“ Eine Tatsache, die sie nicht verbitterte. Shanaya sah das Ganze positiv… die Inseln, die sie sich damals unter Zeitdruck und sowieso nicht sehr glücklich nicht hatte ansehen können, konnte sie heute in aller Ruhe erkunden und in ihrem Gedächtnis abspeichern. „Ein Grund mehr, wieso ich jede noch so einsame Insel bereisen und erkunden will.“ |