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Nur ein paar Kleinigkeiten - Druckversion

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Nur ein paar Kleinigkeiten - Talin Dravean - 26.04.2021

Es war das erste Mal seit einer Woche, dass Talin es früh aus dem Bett schaffte und dabei weder Kopfschmerzen, noch schlechte Laune hatte. Entzug, so hatte es eines der Mädchen genannt. Die Blonde hatte mit einem Mal aufgehört, ihre „Droge“ zu trinken und deshalb hatte ihr Körper sich gerächt. Auf diese Art der Rache war sie nicht vorbereitet gewesen, weshalb sie nur noch schlechtere Laune gehabt hatte. Die Mädchen des Bordells meinten, dass Opium noch viel schlimmer wäre, als Talin kleine Wehwehchen über ihren Kaffeeentzug. Diese Äußerung dankte sie den Mädchen immer noch nicht, aber sie machte ihnen für den hinkenden Vergleich auch keine Vorwürfe mehr. Stattdessen freute sie sich auf den heutigen Tag, denn sie hatte sich fest vorgenommen irgendwie an Kaffee zu kommen. Nur weil ihr die Entzugserscheinungen nicht gefielen, hieß das noch lange nicht, dass sie aufhören musste, das Gebräu zu trinken. Aber natürlich zog sie nicht nur los, um ihre Sucht zu befriedigen. Sie mussten auch noch einige andere Sachen holen, da sie bald wieder in See stechen würden, einer der Gründe, warum sie Rayon auf seine Runde zum Einkaufen begleiten würde.
Ausgelassener als die letzten Tage nahm Talin die letzten Treppenstufen schwungvoll nach unten und blieb dann im Eingangsbereich des Bordells vor dem Smutje stehen. Wäre sie es nicht schon gewöhnt gewesen, dass jeder der Männer an Board des Schiffes auf sie herunter gucken musste, hätte sie vielleicht sogar die Augen verdreht, als sie so nahe vor Rayon stehen geblieben war. Talin trat einige Schritte zurück und strahlte Rayon dann an. Der Gedanke an den Markt, auf dem sie den Kaffee würden kaufen müssen, ließ die Abenteuerlust in ihr aufsteigen.

Ich hoffe, du musstest nicht zu lange auf mich warten“, meinte sie halt entschuldigend, „Hast du alles? Wollen wir los?



RE: Nur ein paar Kleinigkeiten - Rayon Enarchea - 02.05.2021

Rayon war immer noch schlecht gelaunt, zumindest für seine Verhältnisse. Seit zwei Wochen befanden sie sich nun in Silvestre, und er hatte längst festgestellt, dass es ihn zutiefst frustrierte, auch nur einige Tage lang nicht seiner Leidenschaft nachgehen zu können. Dabei stimmte das nur bedingt - er half ja durchaus in der Küche mit, sowohl bei der Vor- als auch Zubereitung der Speisen. Aber er war es schlichtweg nicht mehr gewohnt, nur zu helfen und nicht auch zu entscheiden. Und leider war der Koch des Bordells, in dem sie untergekommen waren, in seinen Augen ein höchst zweifelhafter Vertreter ihrer Zunft, der Koriander nicht von Petersilie unterscheiden konnte, beides ohnehin nicht auf Vorrat, damit noch nie gekocht und deshalb großspurig verkündet hatte, dass "so ein Zeug" ihm nicht in die Küche komme. Rayon musste sich also seit geschlagenen zwei Wochen damit begnügen, die immer gleichen, kaum gewürzten und lieblos zusammengestellten Gerichte zu kochen. Sonderlich viel Abwechslung hatten sie auf hoher See zwar auch nicht, was größtenteils der Haltbarkeit der Zutaten geschuldet war, aber er gab sich immerhin Mühe dabei, das Ganze so abwechslungsreich und interessant wie möglich zu gestalten. An einem Ort wie diesem hier jedoch, mit Märkten, auf denen die verschiedensten Lebensmittel, Kräuter und Gewürze verkauft wurden, standen einem leidenschaftlichen Koch unendlich viele Möglichkeiten offen. Es war ein Frevel, diese nicht zu nutzen.

Am gestrigen Abend schließlich war dem Dunkelhäutigen der Kragen geplatzt, er hatte den Koch mit donnernder Stimme angebrüllt, dass dieser eine Schande sei, und ihn vor vollendete Tatsachen gestellt: Nämlich, dass er heute in die Stadt gehen, sich mit dem Nötigsten ausstatten und das jämmerliche Essen des Bordells dann ordentlich aufpeppen würde. Der untersetzte Mann hatte ihn nur mit weit aufgerissenen Augen eingeschüchtert angestarrt und genickt. Und Rayon hatte sein schlechtes Gewissen angesichts seines Ausbruchs entschlossen heruntergeschluckt und sich gefragt, warum er es erst jetzt auf diese Art und Weise versucht hatte.

Diesen Gedanken nachzuhängen, verbesserte seine Laune bereits ein wenig, weil er sich zwar nicht sicher war, ob der Koch ihn wirklich würde gewähren lassen, es aber immerhin ein Licht am Ende des Tunnels gab. Und als Talin, die ihn auf den Markt begleiten wollte, schließlich freudestrahlend die Treppe heruntergeeilt kam, verflüchtigte sich der letzte Rest seines Grolls in Windeseile. Er kicherte - ein seltsamer Laut von einem Mann, dessen Stimme meist mehr Bass zu haben schien als die großen Trommeln einer Kapelle -, als die blonde Frau so dicht vor ihm zum Stehen kam, dass er fast schon seinen Kopf neigen musste, um sie überhaupt wahrzunehmen, und lächelte sie dann warm an, nachdem sie einige Schritte zurückgetreten war. Er hatte sie schon länger nicht mehr bei so guter Laune erlebt.

"Ich war noch nie so bereit für einen hemmungslosen Einkaufsbummel", sagte er und hielt die linke Hand hoch, in der sich zwei mittelgroße Jutebeutel befanden.

Rayon hatte sicherlich nicht vor, den ganzen Markt zu plündern. Er hatte schon deutlich größere Einkäufe getätigt, gerade wenn es darum ging, Lebensmittel für die Sphinx zu besorgen, aber er hatte das Gefühl, dass dieser einer der befriedigendsten seines Lebens werden würde. Und ohnehin musste er seinen Vorrat an Gewürzen aus der Heimat wieder auffüllen - in einer Stadt wie Silvestre war die Wahrscheinlichkeit am höchsten, einige davon zu finden.

"Warst du schon mal auf dem Markt hier?", fragte er Talin, während er die kurze Distanz zur Tür überbrückte, sie öffnete und darauf wartete, dass die junge Frau hindurchging. "So viele... Sachen auf einem Haufen habe ich nicht mehr gesehen, seit wir Lucien gerettet haben!"

Obwohl er kein Freund großer Städte und zu vieler Menschen auf einem Fleck war - hatte er doch den Großteil seines Lebens in einem kleinen Dorf verbracht -, schwang ein wenig Begeisterung in seiner Stimme mit. Auf das Gedränge konnte er verzichten, aber die unzähligen Gerüche, die einem auf so einem Markt entgegenschlugen, ließen sein Herz stets höher schlagen und inspirierte ihn bisweilen sogar zu neuen kulinarischen Kreationen.



RE: Nur ein paar Kleinigkeiten - Talin Dravean - 07.12.2021

Für einen Moment hätte sie gemeint, dass Rayons Stimmung nicht so gut war, wie ihre eigene. Doch das änderte sich schnell, als sie das Lächeln auf seinem Gesicht sah und seine Worte hörte. Er hatte richtig Lust einzukaufen. Entweder er wollte unbedingt Geld ausgeben, jetzt schon Zutaten für die Sphinx kaufen oder er plante ein kulinarisches Meisterwerk für das Bordell. Oder er wollte ebenso dringend wie sie selbst Kaffee erwerben. Doch – auch wenn ihr der Gedanke gefiel – dafür benötigte man keine zwei Beutel. Nein, sie glaubte eher, dass er etwas kochen wollte, wobei es ihr dann schon fast leidtat, dass sie das nicht würde richtig zu würdigen wissen. Ihr reichte es, wenn sie etwas in den Magen bekam und es dabei einigermaßen genießbar war. Sie wusste Essen an sich zu würdigen, aber es war ihr dabei ziemlich egal, wie es schmeckte. Etwas, was sie dem Smutje gegenüber wohl lieber nicht aussprach, wenn sie seine Begeisterung nicht von seinem Gesicht wischen wollte.
Statt also etwas Unüberlegtes von sich zu geben und die Stimmung damit zu ruinieren, richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf seine Frage, wobei ein Lächeln über ihre Lippen huschte. Es amüsierte und erfreute sie, dass er sich fast wie ein kleines Kind auf die Sachen freute, die auf dem Markt feilgeboten wurden. Es gab ihr das Gefühl selbst noch einmal Kind sein zu dürfen. Oder sich vielleicht noch einmal wie eine jüngere, unschuldigere Version ihrer Selbst zu fühlen. Daher blieb auch das Lächeln, als sie sich an Rayon vorbei auf die Straßen von Silvestre begab.

Ich war erst letztens mit Ceallagh auf dem Markt. Aber wirklich viel habe ich nicht mitbekommen.

Für einen Augenblick dachte sie an die Aufregung und das Adrenalin und hoffte, dass es sich diesmal nicht wiederholen wrde. Auf der anderen Seite war ein wenig Gefahr immer für Spaß gut. Aber diesmal würde sich vermutlich niemand mit ihr anlegen, wenn sie bedachte, wen sie dabei hatte.
Talin warf Rayon einen Seitenblick zu, neigte dabei fast ihren Kopf in den Nacken, fühlte sich klein und dennoch auf eigenartigerweise beruhigt, weil sie nicht viel Gefahr zu erwarten meinte.

Ich bin allerdings auch nicht so gespannt auf das ganze Treiben und die Menschen, denen wir dort begegnen werden. Kennt man einen dieser Märkte, kennt man vermutlich alle. Aber ich habe Beute im Sinn und die möchte ich dringend haben.

Ihre Augen glänzten in Vorfreude auf den Kaffee, den sie schon fast zu riechen meinte, als sie um eine Ecke bogen und schon fast in das Treiben zwischen den Marktständen eintauchen konnten. Ein Bordell wurde in der Nähe des Hafens gebaut, damit die Matrosen es nicht zu weit zu ein wenig Spaß hatten. Allerdings war Silvestre auch nicht so groß, dass der Marktplatz besonders weit weg vom Meer lag, weshalb sie nun keinen so weiten Weg hatten.
Bevor sie sich in das Getümmel stürzen konnten, blieb Talin stehen und wandte sich an den Mann neben sich.

Gibt es denn etwas bestimmtes, was du im Auge hast? Fleisch? Käse? Wie nennt man das...Gewürze?



RE: Nur ein paar Kleinigkeiten - Rayon Enarchea - 11.06.2022

Der Hüne schritt neben seiner Kapitänin die Straßen zum Markt entlang und bemühte sich dabei, sowohl die Umgebung achtsam im Blick zu behalten als auch so viel seiner Aufmerksamkeit wie möglich der Blonden zu widmen. Sie hatten nicht allzu häufig die Gelegenheit, Zeit zu zweit zu verbringen. Schließlich hatten sie an Bord der Sphinx alle Hände voll zu tun, und unabhängig war Talin ganz offensichtlich nicht wirklich der Typ Mensch, der ihn aus lauter Interesse an seinem Handwerk in der Kombüse besuchen und ihm gespannt bei der Arbeit zusehen würde, vielleicht noch in der Hoffnung, gelegentlich heimlich einen Leckerbissen stibitzen zu können. Umso mehr gedachte er, diesen Einkaufsbummel nicht zur reinen Pflicht verkommen zu lassen, sondern die Zeit mit der jungen Frau zu nutzen.

Er nickte leicht, als sie seine Frage beantwortete, und lächelte sie an.

"Dann kennst du dich zumindest besser aus als ich. Ich verliere bei so etwas schnell den Überblick. So viel Trubel bin ich einfach nicht gewohnt, daran wird sich vermutlich auch nichts mehr ändern."

An und für sich hätte ihm seine schiere Körpergröße dabei helfen können, sich zu orientieren, immerhin überragte er die meisten Menschen um einige, teils viele Zentimeter, doch die ganze Betriebsamkeit schien seine Sinne aus irgendeinem Grund so sehr zu beeinflussen, dass er zwar sich keine Sorgen machen musste, sich hoffnungslos zu verlaufen, aber eben auch nicht zielstrebig von einem Ort zum anderen gelangte, geschweige denn sich merken konnte, wo auf einem solchen Markt welcher Stand war, selbst wenn er ihn zuvor schon besucht hatte.

"Oh, das glaube ich nicht", erwiderte er auf Talins Worte. "Die angebotenen Waren können sich durchaus sehr unterscheiden. Das Material, aus dem sie hergestellt sind, die Qualität... Manches findet man in einigen Ecken der Welt überhaupt nicht, während es woanders im Überfluss vorhanden ist."

Er ließ den Blick über die Ausläufer des Marktes schweifen, denen sie sich langsam näherten, und spürte ein leicht mulmiges Gefühl, das sich in Anbetracht des Trubels in seiner Bauchgegend breitmachte.

"In so einer großen Stadt gibt es natürlich fast alles", fügte er hinzu. "Wonach steht dir denn der Sinn?"

Sie kamen nun zum Stehen und wandten sich einander zu. Talins Frage zauberte ein leicht schiefes Grinsen auf sein Gesicht. Dass Essen in ihrer Prioritätenliste nicht sonderlich weit oben stand, hätte sie kaum deutlicher machen können als durch diese Worte. Seit er als Smutje auf Schiffen angeheuert hatte (wobei die Sphinx erst das zweite war), bemühte er sich redlich, der Crew die Vorzüge unterschiedlichster Gewürze näherzubringen, in der Hoffnung, der Funke seiner Begeisterung würde zumindest gelegentlich ein wenig überspringen. Manchmal klappte das, manchmal verpuffte sein Einsatz aber auch wie heiße Luft, und das war in Ordnung. Dass Talin ihn begleitete, obwohl seine Erledigungen sich nicht mit ihren Interessen deckte, rechnete er ihr hoch an.

"Ich lasse mich inspirieren", sagte er und das Grinsen auf seinen Lippen verstärkte sich. "Hauptsache, heute Abend kommt etwas auf den Tisch, das nicht nach dem langweiligen Einheitsbrei schmeckt, den dieser Möchtegernkoch uns jeden Tag vorsetzt. Ich zumindest krieg keinen Bissen mehr davon runter. Und Gewürze brauche ich auch, in der Tat. Auch wenn ihr Einsatz mir bisweilen etwas verschwendet vorkommt."

Er zwinkerte ihr zu, um sicherzustellen, dass sie die Worte nicht als Vorwurf aufnahm, warf dann einen erneuten Blick auf den Markt und zuckte mit den Schultern.

"Ich schlage vor, du gibst den Weg vor und wenn ich etwas sehe, das ich benötige, lass ich es dich wissen?"



RE: Nur ein paar Kleinigkeiten - Talin Dravean - 13.02.2023

Mit einem sanften Lächeln und aufmerksamen Blick betrachtete sie ihren Begleitert, während sie auf seine Antwort wartete. Dabei sah sie sich für einen kurzen Moment um und versuchte, seinen Blick auf den Markt zu verstehen. Natürlich hatte er vollkommen recht. Die Waren waren von Markt zu Markt unterschiedlich, egal, in welcher Ecke der Ersten Welt man sich aufhielt. Aber die Menschen waren immer die gleichen. Die, die Handel trieben, die, die versuchten einen übers Ohr zu hauen oder die, die mit schneller Hand am Geldbeutel eines anderen waren. Es gab sie alle und diese Menschen würden sich niemals ändern. Aber ja, sie gab ihm recht, wenn er meinte, dass sich immerhin die Gegenstände änderten und das war etwas, was sie dann doch immer wieder auf die Märkte von Ortschaften wie Silvestre zog.
Als Rayon schließlich sprach, sah sie zu ihm und grinste schief, vielleicht auch ein klein wenig schuldig. Es tat ihr ein wenig leid, dass er so leidenschaftlich gern kochte und es bei den meisten an Bord der Sphinx auf leere Blicke und taube Geschmacksknospen stieß. Dafür nahm sie sich vor, ihm wenigstens jetzt dabei zu helfen, zu finden, was er suchte.

Mein Ziel ist ziemlich simpel: Kaffee. Doch den könnte ich mir im Moment so nicht leisten. Sagen wir also, wir verschieben das auf einen späteren Zeitpunkt.

Unschuldig lächelte sie ihn an, verbarg für den Moment, dass sie wohl zu den Langfingern am Ende gehören würden. Vielleicht also versuchte sie ihn zuvor einfach schon einmal friedlich zu stimmen, in dem sie ihn in den Gewürzhimmel schickte.
Die Blonde versucht, sich daran zu erinnern, wo sie die verschiedensten Gerüche wahrgenommen hatte, und entschied sich schließlich für einen Weg über den Markt.

Es gibt noch einige Stände an denen ich zumindest schauen wollte. Ob ich mir irgendetwas davon leisten kann, wage ich im Moment zu bezweifeln. Mein Bruder schröpft mich zu sehr.

Das Lächeln um ihre Lippen bewies, dass sie es ihm nicht übelnahm, und schließlich setzte sie sich in Bewegung. Ihr erstes Zielt war ein Tuchstand von dem sie wusste, dass in der Nähe verschiedene Molkeprodukte angeboten wurden. Der Tuchhändler hatte sich nämlich äußerst pikiert über den Geruch des Käses geäußert. Damit schlugen sie zumindest schon einmal zwei Fliegen mit einer Klappe.
Doch sie kamen nur langsam voran, vor ihnen ein kleiner Pulk schwatzender Damen, die alle Zeit der Welt hatten, um voran zu kommen. Talin verdrehte leicht die Augen, bevor sie von der Seite zu Rayon sah.

Was magst du eigentlich so sehr am Kochen? Bedenkt man, dass nicht die ganze Crew deine Kochkünste zu würdigen weiß, legst du dich sehr ins Zeug. Der Brei im Bordell zum Beispiel. Ich bin es gewohnt oft das Selbe zu essen, aber dich langweilt es schon nach so kurzer Zeit.