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We're heading for what we both need - Shanaya Árashi - 13.03.2021 We're heading for what we both need
Mittag des 30. Mai 1822 Lucien Dravean & Shanaya Árashi Fast ein wenig aufgeregt tänzelte Shanaya durch die Gassen, folgte mit einem leisen Summen auf den Lippen dem Weg zur Werft. Die Nacht hatte ihre Spuren hinterlassen, Müdigkeit zog sich durch jeden Knochen der jungen Frau. Und trotzdem hatte sie sich eine kleine Überraschung nicht nehmen lassen. Nach dem frühmorgentlichen Treffen mit Greo hatte sie, fast wie erwartet, keine Ruhe gefunden, hatte sich einfach noch die Beine vertreten, bevor sie zurück ins Bordell gewankt war. Dort war ihr eine spontane Idee gekommen, über sie sie nicht einmal lang nachdenken musste. Nun war sie auf dem Weg zur Werft, in einer Hand einen Korb, dessen Inhalt mit einem Tuch bedeckt war. Sie hatte zwei linke Hände, was Handwerk anging, und so würde sie den Arbeitern in der Werft keine große Hilfe sein. Also tat sie etwas, was sie wirklich konnte, wo ihr niemand das Wasser reichen konnte. Jetzt ruhte also ein deftiger Braten in ihrem Korb, bestimmt für eine Person… gut. Und für sich selbst. Die Werft kam in Sicht und Shanaya wurde ein wenig langsamer, ließ den blauen Blick kurz über die Umgebung schweifen, ehe sie ihren Weg unbeirrt fortsetzte. In weiser Voraussicht hatte sie ihre Bluse auf der Sphinx gelassen, hatte sich nur das rote Tuch umgebunden, dessen Knoten ihre Brüste nun verbarg. Und mit den ersten Schritten durch das große Tor der Werft zahlte sich diese Idee aus, die Hitze, die ihr wie das letzte Mal entgegen schlug, war so etwas einfacher zu ertragen. Die Blicke, die ihr möglicherweise zugeworfen werden würden, interessierten sie nicht wirklich. Hatten sie nie. Sollten sie ruhig gaffen. Ihr heller Blick suchte jedoch schon nach Lucien, entdeckte ihn wieder auf dem Gerüst und blieb damit stehen. Noch einmal huschte ihr Blick durch den großen Raum, entdeckte in der Nähe einen Tisch. Erst dann nahm sie den Korb hinter sich, verbarg ihn so mit ihrem Körper, ehe sie die Stimme hob. „Ohhhhhh Captain, mein Captain!“ Mit diesen Worten, die von einem glücklichen Lächeln untermalt wurden, bewegte die Schwarzhaarige sich rückwärts, direkt auf den Tisch zu. Dabei ließ den blauen Blick jedoch nach oben gewandt. Unter dem ausladenden Dach der Werft war es beinahe heißer, als die Tage zuvor. Zwei gewaltige Bottiche mit flüssigem Teer hingen am Südende der Halle über großen Feuern, deren Hitze und Dämpfe den gesamten Raum erfüllten. Und kein Lüftchen regte sich, um das Ganze durch die großen Tore übers Meer hinaus zu treiben. Erst morgen, wenn sich der Staub der Schleifarbeiten gelegt hatte, würden die Werftarbeiter damit beginnen, die zähe Flüssigkeit auf den unteren Rumpf der Sphinx aufzubringen. Bis dahin würden die Feuer noch ihre drückende Hitze verbreiten und der Geruch reizte jedem in der Nase, der den Bottichen zu nahe kam. Lucien hatte sich das Hemd ausgezogen – wie immer, wenn er arbeitete – hatte es sich, wie die meisten anderen auch, in den Gürtel gesteckt und nutzte es hauptsächlich dafür, um sich den Schweiß aus dem Nacken zu wischen, auch wenn ihm das nur mäßig Linderung verschaffte. Immerhin war seine Nase für den beißenden Geruch nach Teer längst blind geworden und er ohnehin zu konzentriert darauf, die nur notdürftig geflickten Fehlstellen aus der Reling zu brechen, die der Tischler im Anschluss daran erneuern würde, um auch nur entfernt über etwas so belangloses nachzudenken, wie den Gestank während der Arbeit. Oder über überhaupt irgendetwas. Er arbeitete einfach und dachte dabei ans Arbeiten. Bis ihn die anzüglichen Pfiffe, die durchdringend über die alltäglichen Geräusche hinweg tönten, aus seinem Trott rissen. Das war also das erste, was er von Shanayas Auftritt mitbekam, noch bevor ihre Stimme zu ihm hinauf klang und ihm ein Schmunzeln entlockte. 'Oh Captain, mein Captain'? Wie... theatralisch. Er warf einen Blick über die Schulter, fand die schlanke Gestalt schließlich am Fuße des Gerüsts, auf dem er hockte und hob unwillkürlich eine Augenbraue. Womit sich ihm auch die Pfiffe erklärten, die ihr folgten. Lucien erhob sich aus der Hocke, ließ das Werkzeug in den Kasten fallen, der dafür bereit stand und trat an die Brüstung, die ihn vor einem Absturz bewahrte. Mit einem amüsierten Zucken um die Mundwinkel stützte er sich mit den Unterarmen darauf ab und sah zu der Schwarzhaarigen hinunter. „Bist du dir sicher, dass du dich nicht im Haus geirrt hast, kleine Sirene?“, fragte er unschuldig. In diesem Aufzug passte sie viel besser in das Bordell, in dem sie gerade wohnten, als auf die Straßen von Silvestre. Oder gar in eine Werft. Die Hitze umhüllte sie mit dem ersten Schritt, den Shanaya in die Werft setzte. Genau wie das Geräusch der lauten Pfiffe. Natürlich. Sie hatte nichts anderes erwartet und trotzdem genoss sie die Blicke. Selbst wenn sie wusste, wie außergewöhnlich sie war – davon bekam sie so schnell nicht genug. Sie ließ den Blick ruhig über die Männer schweifen, von denen einige neugierige Blicke in ihre Richtung warfen. Erst als eine vertraute Stimme erklang blieben die blauen Augen an einem Punkt hängen, während die besagten Worte ihr ein lautes Schnaufen entlockten. „Ich dachte mir, dass es vielleicht nicht die klügste Idee ist, mit nackten Brüsten durch die Stadt zu laufen. Sonst hätte ich dir sicher auch halbnackt Essen serviert.“ Die kleine Information in diesem Satz ließ ihr Lächeln ein wenig breiter werden. Gut, hätte sie das rote Tuch weg gelassen, wäre die Frage des Mannes noch berechtigter gewesen. „Wenn dir das lieber ist, bekleide ich mich nächstes Mal natürlich ganz...“ Ironie schwang deutlich in ihrer Stimme mit. Hätte sie eine Bluse an, würde das nur dazu führen, dass sie doch so herum rannte wie Lucien selbst es tat. Lucien verzog die Lippen zu einem amüsierten Schmunzeln. In den tiefgrünen Augen blitzte Belustigung auf, die sie auf diese Entfernung wahrscheinlich nur schwer erahnen konnte. Doch seine Stimme trug ihr das zu, was sie mit einem Blick vielleicht nicht erhaschen konnte. „Ich bin mir sicher, für die meisten zählt das schon als halb nackt. Aber, bitte, mach dir wegen mir keine Umstände.“ Die reinste Unschuld schwang in seinem Unterton mit. Dass der Dunkelhaarige für möglichst viel nackte Haut immer zu begeistern war, war ja nun auch kein Geheimnis mehr. Und ganz sicher nicht für Shanaya. Und als müsste er genau das noch einmal betonen, ließ er den Blick genüsslich über ihren schlanken Körper wandern, blieb vielleicht einen Moment länger als schicklich an den Rundungen hängen, die das rote Tuch gerade so notdürftig verbarg, bevor er mit einem bedeutungsvollen Nicken in Richtung ihrer hinter dem Rücken verborgenen Hände wies und sich diesem Thema widmete, als wäre sonst nichts weiter gewesen. „Was hast du da?“ Luciens Stimme, und sein folgender Blick, mit dem er sie ausgiebig musterte, verrieten der jungen Frau genug, damit ihr Lächeln noch ein wenig breiter wurde. Und auch der ein oder andere Fremde warf ihr gelegentlich einen neugierigen Blick zu. Diesen Männern schenkte Shanaya jedoch keinerlei Beachtung – sollten sie ruhig gaffen und im Stillen vor sich hin sabbern. Auf Luciens Worte erwiderte die Schwarzhaarige ein unschuldiges Zucken ihrer Schultern. „Vermutlich, genug gaffende Blicke gab es jedenfalls.“ Nichts, was sie störte oder was sie dazu bringen würde, sich nächstes Mal anders zu verhalten. Die Frage ihres Captains ließ sie dann den Kopf etwas zur Seite neigen, einen schelmischen Ausdruck auf dem Gesicht. „Es ehrt mich ja fast, dass du so fasziniert von meinem Anblick bist, dass du mir nicht einmal zuhörst.“ Sie lachte, genoss diesen Moment, ehe sie weiter sprach. „Etwas zu essen für dich. Ich bringe es dir aber nicht hoch. Sonst werde ich noch aufgefressen.“ Damit huschte ihr Blick zu einem der Männer, die sie seit Beginn sehr eindeutig musterte. Shanayas Antwort entlockte ihm ein vielsagendes Schnauben, doch er beließ es dabei. Nicht, weil er daran zweifelte, was sie ihm erzählte, sondern vielmehr, weil er wusste, dass ihr ihre Wirkung auf Männer vollkommen bewusst war und sie es genoss, sie wie stumpfsinnige Idioten dastehen zu lassen. Doch gleich mit dem nächsten Satz verschwand der leise Spott von seinen Zügen und Lucien hob in einem Anflug von Verwirrung eine Augenbraue. Einen Moment lang versuchte er, sich ins Gedächtnis zu rufen, was Shanaya zuvor gesagt hatte, musste aber recht bald einsehen, dass er sich an den genauen Wortlaut nicht mehr erinnerte. Prompt erschien ein feistes Grinsen auf seinen Lippen. „Was soll ich sagen? Ich kann auch nicht gaffen und zuhören gleichzeitig.“ 'Essen' jedenfalls ließ er sich nicht zwei Mal – oder drei Mal, in diesem Falle – sagen. „Warte, ich komm runter.“ Lucien stieß sich von der Brüstung ab und machte sich auf den Weg nach unten, wobei er die letzte Etage des Gerüsts wie immer kurzerhand nach unten sprang. Auf dem Boden angekommen zog er sein Hemd aus dem Gürtel, wischte sich Holzstaub und Schweiß aus Gesicht und Nacken, während er auf die Schwarzhaarige zusteuerte. „Wie komme ich denn zu der Ehre?“, fragte er gut gelaunt und machte, kaum dass er ihr nahe genug war, Anstalten, an ihr vorbei zu spähen. „Und was gibt’s?“ Voller Geduld, und einem sachten Lächeln auf den Lippen, wartete Shanaya auf eine Reaktion des Mannes, der nach wie vor über ihr stand. Seine Worte entlockten der Schwarzhaarigen schließlich ein herzliches Lachen, mit dem sie kurz prüfend an ihrem Körper hinab blickte. „Vollkommen verständlich, bei diesem Anblick.“ Als Lucien verkündete, dass er zu ihr herunter kam, entlockte er ihr jedoch nur ein ruhiges Nicken, womit sie den Blick von dem Dunkelhaarigen abwandte und über das Schiff schweifen ließ. Bald würde es weiter gehen. Sie hatte die Hoffnung, dass es nicht mehr all zu lang dauern würde. Als der halbnackte Mann von dem Geländer sprang, Shanaya verkniff mit aller Selbstbeherrschung, sich auf die Lippe zu beißen, und in ihr Blickfeld trat, richteten sich die blauen Augen jedoch wieder direkt auf ihn. „Ich habe, was Handwerk angeht, einfach zwei linke Hände“ Der hoch amüsierte Blick, der Lucien galt, war mehr als eindeutig „ich unterstütze euch also so, wie ich es am besten kann.“ Ihr Lächeln wurde ein ganzes Stück sanfter, sie ließ ihren Captain jedoch nicht aus den Augen. „Etwas, wonach du dir die Finger lecken wirst.“ Mit diesen Worten und einem lockenden Blick, wandte Shanaya sich wieder herum, trat mit ruhigen Schritten auf den Tisch zu. Einen Moment durchatmen und sich auf das konzentrieren, was ruhig in ihrem Korb herum lag. Lucien verkniff sich ein Grinsen. Er sollte das nächste Mal daran denken, ihr ohnehin schon beträchtliches Ego nicht noch mit Komplimenten zu befeuern. In diesem Sinne hob er also eine Augenbraue, warf ihr einen gespielt skeptischen, aber eigentlich eher amüsierten Seitenblick zu und begleitete sie zu dem von ihr auserwählten Tisch, um sich unmittelbar neben ihr und ihrem Korb rücklings auf die Tischplatte hochzustemmen und die Beine baumeln zu lassen. „Es gibt also etwas, das du nicht kannst?“, fragte er unschuldig und verzog die Lippen zu einem Schmunzeln. „Ich meine, außer werfen?“ Wie gut erinnerte er sich noch an ihren Versuch, ihm mitten im Dschungel einen Stock zuzuwerfen – aus nicht einmal fünf Schritt Entfernung. Recht schnell jedoch wanderte sein Blick zu Shanayas Korb, den er von seiner Position aus nun gut einsehen konnte. Zu gespannt darauf, was dieses 'Etwas, nach dem er sich die Finger lecken würden' wohl sein mochte. „Ich hoffe nur, du erwartest nicht, dass ich dieses Essen jetzt mit der kompletten Werftbelegschaft teilen soll. Würde ich vielleicht mit dir. Aber auch nur aller höchstens.“ Ein kleinjungenhaftes Grinsen stahl sich auf seine Lippen, als er flüchtig zu Shanaya aufsah. Mit einer ruhigen Bewegung hob Shanaya den Korb auf den Tisch, konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als Lucien sich auf den Tisch setzte und es scheinbar kaum erwarten konnte. Bei seinen Worten hob sie dann, ohne jede Vorwarnung, eine Faust und knuffte ihm kräftig in die Seite, warf ihm dabei noch einen vorwurfsvollen Blick zu. „Auch mit zwei linken Händen kann man erreichen, was man will. Aber manches kann man eben besser als anderes!“ Das Thema ‚werfen‘ ließ die Schwarzhaarige bewusst unkommentiert, aber es gab ja auch etwas, mit dem sie davon ablenken konnte. Den Blick des Mannes erwiderte sie mit einer amüsierten Miene, lachte auf und blickte sich dann kurz verschwörerisch um. „Wenn irgendjemand fragt, war das Essen eigentlich für jeden aus unserer Crew gedacht. Und wir haben es einfach aufgegessen.“ Viele Mäuler konnte man damit nicht stopfen, und das war auch nicht wirklich ihr Gedanke dahinter gewesen. Ehrlich gesagt wusste sie in diesem Moment auch nur von Lucien, der mit an der Sphinx arbeitete. Und hauptsächlich war sie ja wegen ihm hier. Nun griff sie also in den Korb, holte unter dem Tuch zuerst eine Flasche Rum hervor, die sie neben dem Korb abstellte. Erst dann hob sie das Tuch an, warf Lucien ein warmes Lächeln zu und schob den Korb in seine Richtung – nicht jedoch ohne selbst einen hungrigen Blick auf das Fleisch zu werfen. „Hier, bedien dich!“ RE: We're heading for what we both need - Shanaya Árashi - 22.11.2021 Prompt erntete er für seinen verbalen Seitenhieb einen wortwörtlichen Schlag in seine Rippe. Lachend zuckte er in die entgegengesetzte Richtung zurück, legte sich prompt die Hand auf die getroffene Stelle, um den Schmerz etwas zu dämpfen, den er – vielleicht oder vielleicht auch nicht – verdient hatte, und warf der Schwarzhaarigen ein unschuldiges Grinsen hin. „Du hast ein wunderbares Talent dafür, anderen Mut zu machen“, erwiderte er mit einem Hauch Ironie in der Stimme. Dann fuhr er unschuldig fort: „Aber ich habe mir schon eine passende Ausrede zurechtgelegt. Seit dem Gefängnis bin ich futterneidisch. Und muss einfach alles aufessen, was mir vorgesetzt wird. Es ist ein innerer Zwang, wer weiß, wann es das nächste Mal etwas gibt?“, fragte er theatralisch und sah ihr währenddessen dabei zu, wie sie den Korb auspackte und schließlich in seine Richtung schob. Der Geruch von saftigem Braten ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen und alle Belustigung war vergessen, als er anerkennend eine Braue hob. „Alle Achtung...“ Unwillkürlich warf er einen Blick an Shanaya vorbei und versicherte sich, dass sonst niemand allzu neugierig zu ihnen hinüber spähte. So viel zu Futterneid. „Die Damen im Bordell haben dich also einfach so in die Küche gelassen?“ ohne lange zu zögern, griff Lucien in seine Tasche und holte das Kirschnermesser heraus, das er stets bei sich trug, um sich ein Stück Fleisch abzuschneiden. Lucien zuckte zurück und spielte dann den Getroffenen, was Shanaya mit einem munteren Grinsen kommentierte. Der Arme! "Ich weiß, eines meiner vielen, unglaublichen Talente!" Selbstsicher klopfte die junge Frau sich auf die Schulter, lauschte dann den weiteren Worten des Mannes. "Na gut, lasse ich dir so durch gehen." Seine anerkennenden Worte, auf die, nach einem prüfenden Blick, noch eine Frage folgte, lockten der Schwarzhaarigen ein warmes Lächeln auf die Lippen, mit dem sie antwortete. "Wer kann mir schon einen Gefallen abschlagen?" Um genau das zu verdeutlichen, senkte sie leicht den Kopf, schaute von unten zu Lucien hinauf und blinzelte für einen Moment vollkommen unschuldig, mit bittendem Blick. Aber vermutlich war der Dunkelhaarige schon zu konzentriert auf das Essen, sodass Shanaya einen abwartenden Blick zu seinen Händen warf. Lucien stieß ein leises Schnauben aus, kommentierte ihre unglaublich zahlreichen Talente allerdings nicht weiter und widmete sich dem Braten vor seiner Nase. Mit dem Messer schnitt er sich ein großes Stück Fleisch ab, spießte es auf die Klinge und tunkte es im Anschluss in die sämige dunkle Soße, die unablässig ihren köstlichen Duft verströmte. „Hmm, da sagst du was. Ich ganz bestimmt nicht.“ Er hob sowohl Messer als auch Blick, schob sich mit Ersterem das Fleisch in den Mund und richtete Letzteres auf Shanaya. In den tiefgrünen Augen lag spöttische Belustigung, die verriet, dass er seine eigenen Worte nicht mal im Ansatz ernst nahm – er allerdings möglichst artig antwortete, damit sie nicht auf die Idee kam, ihm den Korb gleich wieder wegzunehmen. Doch der Geschmack seines Mittagessens lenkte ihn schon wieder von ihr ab. Er gab ein zutiefst inbrünstig-genüssliches Geräusch von sich, wischte sich mit dem Handrücken etwas Soße vom Kinn und widmete sich gleich wieder dem Braten, um sich noch ein Stück abzuschneiden, hielt dann jedoch inne und warf erneut einen Blick Richtung Schiff, bevor er sein Messer senkte. „Weißt du was? Lass uns raus gehen und uns ein Plätzchen an den Stegen suchen.“ Er nickte zum Ausgang, durch den sie gekommen war. „Dann besteht nicht die Gefahr, dass bei dem Duft hier doch noch einer neugierig wird.“ Nach Luciens Worten, als der Dunkelhaarige den Blick zu ihr herum wandte, erwartete ihn ein vielsagendes Grinsen. Ein Ausdruck in den blauen Augen, in dem deutliches Wissen lag. „Natürlich sagst du das. Sonst hat dir ja auch noch niemand so unglaublich leckeren Braten gebracht.“ Er schien jedenfalls mit seinem Mahl zufrieden zu sein, was das Lächeln der jungen Frau ein wenig wärmer, sanfter werden ließ. Als er sich die Soße vom Kinn wischte, wanderte Shanayas Blick, noch vor dem ihres Gegenübers, durch die Halle, beobachtete die Menschen, die arbeiteten, sich unterhielten. Bis Lucien einen Vorschlag machte, der sofort auf Begeisterung stieß. Noch bevor sie antwortete, griff sie nach dem Henkel des Korbes und die andere Hand wanderte ins Innere, um kurz darauf mit einem kleinen Spieß mit Fleisch darauf wieder aufzutauchen. Ein wenig Wegzehrung. „Eine hervorragende Idee, bei frischer Luft bin ich sofort dabei.“ Mit einem Haps biss sie ein kleines Stück Fleisch ab und legte den blauen Blick abwartend auf Lucien. „Ganz genau. Und ich werde alles daran setzen, dass man ihn mir nicht mehr wegnimmt“, antwortete er grinsend. Nicht im Mindesten beschämt darüber, genau durchschaut worden zu sein. Was ja auch nicht so schwer gewesen sein sollte. Ohne viel Federlesen rutschte er wieder vom Tisch, beobachtete dabei aus dem Augenwinkel, wie Shanaya sich selbst ein Stück von ihrem Braten genehmigte und lächelte darüber sanft amüsiert. Immerhin mit ihr fiel ihm das Teilen nicht so schwer, wie er vorhin noch spaßeshalber hatte anklingen lassen, also beschwerte er sich nicht, sondern nickte nur bekräftigend. „Von ein bisschen frischer Luft während des Essens bin ich auch nicht abgeneigt.“ Der Teergestank in der Halle verdarb einem noch den Braten auf der Zunge. Lucien schob das Messer vorläufig wieder in seinen Gürtel und setzte sich in Richtung Tor in Bewegung. Immer darauf achtend, dass Shanaya zu ihm aufschloss, bevor er beiläufig fragte: „Erinnerst du dich eigentlich noch an das Mädchen, das du vor ein paar Tagen hier her zu mir gebracht hast?“ Einen Moment legte Shanaya es in Gedanken darauf an, Lucien besagten Braten wieder weg zu nehmen. Aber der Gedanke an den Käse, den sie angeleckt hatte, und den er ihr trotzdem brutalst entwendet hatte, ließ sie nur leise lachend schnaufen, womit sie dem Dunkelhaarigen, der gerade vom Tisch stieg, nur einen vielsagenden Blick zu warf. Während die junge Frau auf dem nächsten Bissen herum kaute, pflichtete Lucien ihr noch einmal bei. Damit schritt sie in die Richtung des großen Tores, von wo ihnen schon eine leichte, frische Brise entgegen wehte. Die Schwarzhaarige genoss diese leichte Frische auf der Haut, gab ein zufriedenes Seufzen von sich und richtete die blauen Augen wieder zu ihrem Begleiter herum, wedelte auf seine Frage hin leicht mit dem Holzstäbchen herum, auf das sie zuvor etwas Fleisch gesteckt hatte. „Ich könnte dir nicht sagen, wie sie heißt...“ An ihrer Stimme würde er auch erkennen, dass ihr das egal war. „Aber ja, ich erinnere mich.“ Damit schob sie sich ein neues Stück Fleisch in den Mund, kaute äußerst genüsslich darauf herum, während eine stumme Frage dem Dunkelhaarigen galt. Hätte Lucien in diesem Moment geahnt, was die Schwarzhaarige dachte, hätte er ihr wohl in vollendeter Entrüstung widersprochen. So jedoch quittierte er ihren vielsagenden Blick nur mit einem amüsierten Schmunzeln und steuerte mit ihr gemeinsam den Ausgang der Halle an. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Shanaya mit dem Stäbchen in ihrer Hand gestikulierte und verzog die Lippen zu seinem Lächeln. Sein Blick blieb jedoch auf die offen stehende Tür gerichtet, durch die helles Tageslicht floss und in dem er – noch an das dämmrige Halbdunkel der Werft gewöhnt – gerade so die Umrisse einiger grell beleuchteter Kisten und dahinter das Hafenbecken samt Kai erkannte. „Soula“, erwiderte er beiläufig auf die Aussage, dass Shanaya nicht einmal den Namen der Erwähnten kannte. Er selbst wusste ihn auch erst seit gestern. Gleich hinterher schickte er jedoch die Frage, weshalb er die Navigatorin überhaupt darauf angesprochen hatte. „Was meinst du? Welchen Eindruck hat sie auf dich gemacht?“ Mit einem leise amüsierten Funkeln in den tiefgrünen Augen warf er der jungen Frau neben sich einen Blick von der Seite zu. Lucien erwähnte den Namen der Frau und Shanaya haderte mit sich, ob sie ihn sich merken sollte – oder eben nicht. Vielleicht, sehr wahrscheinlich, war sie nur irgendein Gesicht, an das sie nicht mehr denken würde, sobald sie diese Insel wieder verlassen hatten. Sie war es also schlicht und ergreifend nicht wert, dass sie sich ihren Namen, ihr Aussehen und alles, was mit ihr zu tun hatte, merkte. Als ihr Begleiter sie jedoch nach ihrer Meinung über die Fremde fragte, gab Shanaya ein nachdenkliches, stöhnendes Seufzen von sich. „Sie hat mich gelangweilt.“ Eine nüchterne Wahrheit, mit der die junge Frau kurz den Blick zu Lucien herum wandte, blinzelte dann als sie vor das Tor traten und das helle Tageslicht sie wieder hatte. „Es ist kein Geheimnis, dass es eher schwer ist, so interessant zu sein, dass ich jemanden nicht langweilig finde, aber...“ Ein vielsagender Ausdruck legte sich nach diesen Worten auf ihre Züge, mit denen sie Lucien bedachte. Zwei Herzschläge, ehe sie fortfuhr. „Ob sie zu irgendetwas zu gebrauchen ist… keine Ahnung, ehrlich gesagt. Ich habe mich nicht wirklich mit ihr befasst. Aber sie scheint immerhin nicht so eine komplett hohle Kokosnuss wie Trevor zu sein.“ Das war kein wirklicher Maßstab, für Shanaya also auch in keinem Fall ein Kompliment, aber sie wusste einfach nicht viel mit ihr anzufangen. „Trotzdem ist die Möglichkeit nicht auszublenden, dass sie beim ersten Sturm vom Schiff fallen und uns damit behindern könnte.“ Wieder wedelte sie mit dem kleinen Holzstab durch die Luft, ließ den Blick dann nach einem geeigneten Platz schweifen. „Du bist öfter hier am Hafen als ich es in letzter Zeit sein konnte… weißt du ein nettes Fleckchen, wo man nicht von einer hungernden Meute überfallen wird?“ Jetzt galt dem Dunkelhaarigen wieder ein warmes Lächeln, ein fragender Blick. Ein sichtlich amüsiertes Schmunzeln huschte über seine Lippen, als er ihren bedeutungsvollen Blick auffing. Nein, wahrhaftig. Shanayas Interesse zu wecken, war alles andere als leicht. Umso mehr wunderte Lucien sich immer wieder, wie er und seine Schwester das geschafft hatten. So lange er sich zurück erinnern konnte, hatten die Geschwister nie gesteigerten Wert darauf gelegt, für irgendjemanden 'interessant' zu sein. Eher das genaue Gegenteil. Und sein gesteigertes Interesse an Shanaya hatte in erster Linie darin gelegen, dass sie jung, weiblich und auffallend hübsch war. Zumindest, bis er sie darüber hinaus näher kennenlernte. Aber überhaupt an einen Punkt gekommen zu sein, an dem er sie als so etwas wie eine Freundin bezeichnet hätte, konnte er sich beim besten Willen nicht erklären. Wobei 'Freundschaft' für ihn ein schwer zu definierender Begriff war. Er vertraute ihr bis zu einem gewissen Grad, genoss ihre Gesellschaft und hatte keine Schwierigkeit damit, sie zu nehmen, wie sie eben war. Aber sie kannte nicht alles von ihm. Genauso wenig, wie er alles von ihr kannte. Und das war – zumindest was ihn betraf – genau richtig so. Der junge Captain gab ein undefinierbares „hm“ von sich und schob die Gedanken an seine Beziehung zu Shanaya vorläufig beiseite. Widmete sich stattdessen wieder dem eigentlichen Gesprächsthema und brummte: „Schlauer als Trevor zu sein ist keine große Kunst, vermute ich.“ Doch dann kehrte das freche Schmunzeln auf seine Lippen zurück und die tiefgrünen Augen huschten zu Shanaya hinüber. „Und bei dir wusste schließlich auch keiner, ob es dich nicht beim nächsten Sturm von Deck weht.“ Mit einem kurzen, bedeutungsvollen Blick maß er sie ein mal von oben bis unten und blieb nur einen Augenblick zu lang an dem Tuch hängen, das ihre Brüste verbarg. „Geschweige denn, dass du ein Schiff navigieren kannst“, fuhr er mit einem Lächeln fort. Hinter Shanaya hatte deutlich mehr gesteckt, als man auf den ersten Blick erkennen konnte und das hatte sie deutlich bewiesen. Das gleiche traute er auch Soula zu. „Sie meinte ja schon, dass sie keine Erfahrungen auf See hat und dafür... andere Qualitäten mitbringt. Lassen wir uns überraschen. Sie war gestern Abend bei mir und hat sich entschieden, der Crew beizutreten.“ Sein Blick wanderte derweil den Kai entlang, der dicht an dicht mit Lagerhallen bebaut und mit Baumaterial verstellt war. Werftarbeiter wanderten durch die schmalen Gänge, die dazwischen frei blieben, trugen Planken oder Tuch von einem Gebäude zum nächsten und riefen sich in rauem Ton Anweisungen zu. Ruhig war es also definitiv nicht. Aber zumindest war hier draußen die Luft deutlich besser. „Ich fürchte, ein Fleckchen ohne hungrige Arbeiter finden wir hier nicht. Aber ich dachte, wir machen es uns auf ein paar Kisten gemütlich und genießen die Sonne. Und den Rum.“ - Womit er bedeutungsvoll die Flasche in seiner Hand anhob und Shanaya einen gut gelaunten Blick zuwarf. Zuerst gab Lucien nur ein leises Geräusch von sich, fügte dann etwas an ihre Worte an, dass Shanaya ein Nicken entlockte. Aber alleine, wenn sie jemanden mit Trevor verglich, zeigte, wie groß ihr Interesse war. Gab es eine Stufe unter ‚nicht vorhanden‘? Wenn nicht, sollte man solch eine benennen. Als sie nun den Blick des Dunkelhaarigen auf sich spürte, richteten sich ihre blauen Augen zu ihm herum und mit dem selben Atemzug hob Shanaya eine Augenbraue – skeptisch einen Herzschlag über seine Worte nachdenkend. Aber erst mit dem Blick, der über ihren Körper strich, kam wieder Bewegung in die junge Frau und mit einem leicht gedrehten Schritt trat sie zur Seite, sodass sie nun. Lucien zu gewandt, vor ihm stand und die blauen Augen fest auf seine richtete – ein vielsagendes Grinsen auf den Lippen. „Ich habe mich auf ein Marineschiff geschlichen, um jemandem seinen kleinen Knackarsch zu retten – ich schätze sie eher so ein, dass sie ihren nicht vorhanden Schwanz einziehen und abhauen würde.“ Mit der freien Hand patete sie ihrem Captain die Brust, wog den Kopf zur Seite. „Man kann mich also nicht mit jedem daher gelaufenen Püppchen vergleichen, auch wenn sie behauptet, noch so talentiert in sonst etwas zu sein.“ Ihr lag erst ein anderes Wort auf der Zunge – aber sie wollte keine schlafenden Hunde wecken. „Aber wenn sie sich uns anschließt, kann sie sich ja viel Mühe geben, mir zu zeigen, dass sie zu etwas zu gebrauchen ist.“ Noch ein kurzer Blick in Luciens grüne Augen, ehe sie sich wieder ihrem Weg zu wandte. Wieder nickte sie auf die Worte des Mannes hin, atmete dann einmal tief durch und ließ den Blick schweifen. „Noch mehr Sonne? Du willst mich wirklich dazu bringen, das Tuch auch noch abzulegen, oder?“ Ein spielerisches, warmes Lächeln galt ihrem Begleiter. Damit hob sie eine Hand, den Blick wieder nach vorn gerichtet, deutete auf ein paar Kisten, die nicht mitten im Trubel standen. „Hast du dir so einen Platz vorgestellt, um mich abzufüllen?“ Lucien fing den Blick der Schwarzhaarigen auf, musste schon da amüsiert schmunzeln. Als sie ihm jedoch in den Weg trat, ihn dazu zwang, stehen zu bleiben und ihm halb sanft. halb gönnerhaft die Hand auf die Brust legte, wurde daraus ein freches Grinsen. Zum Schluss schnaubte er belustigt. „Also du meinst... so wie du die ganze Zeit behauptest, wahnsinnig talentiert in allem Möglichen zu sein?“, fragte er mit einem spöttischen Zug um die Mundwinkel. „Ganz am Anfang wusste ich doch von dir auch bloß nicht, dass du auf diesem Schiff warst.“ Gerade, als sie sich wieder umwandte, um ihren Weg fortzusetzen, legte Lucien von hinten den freien Arm um ihre Taille, beugte sich vor, bis seine Lippen beinahe ihren Hals streiften, und zog sie ein Stück näher zu sich heran. „Ihr könntet euch also ähnlicher sein, als du denkst, kleine Sirene.“ Damit hauchte er ihr einen Kuss auf die Schulter und gab sie wieder frei, während in den tiefgrünen Augen der Schalk aufblitzte. „Und erzähl mir nicht, dass das bisschen Sonne dich so zum schwitzen bringt. Da war es drinnen doch schlimmer, oder nicht?“ Wie selbstverständlich schlug er die Richtung ein, in die Shanaya wies. Befand das Fleckchen im Halbschatten eines Lagerhauses als ideal, um sich ein Mittagessen zu gönnen. Etwas abseits und mit ausreichend Platz, um sich hinzusetzen, aber auch nicht zu weit weg, sodass sie sich die Zeit damit vertreiben konnten, die Leute zu beobachten. Noch im Gehen wandte der Dunkelhaarige sich um, lief nun halb rückwärts, um seine Begleiterin anzusehen und ihrem Ziel gleichzeitig näher zu kommen, während sich auf seine Lippen erneut ein Schmunzeln schlich. „Das mit dem Rum war übrigens deine Idee. Ich muss also annehmen, dass eher du mich abfüllen willst, als umgekehrt.“ Luciens Blick verriet Shanaya eigentlich schon genug – aber er wäre nicht er, wenn er dem nicht noch etwas hinterher setzen würde. Sein Grinsen erwiderte sie auf eine abwartende Weise, Shanaya wollte antworten, als sie sich abwandte, wurde jedoch von Lucien selbst unterbrochen. Dass er sie aufhielt, kam zum Teil unerwartet, und trotzdem zuckte die Schwarzhaarige nicht zurück, ließ sich näher zu ihm ziehen und schloss einen Moment die Augen, spürte nur seiner Berührung nach, gab dann bei seinen Worten ein deutliches, lautes Schnaube von sich. „Ich glaube, das ist ziemlich unmöglich. Sie ist allein schon viel… sozialer als ich es vermutlich je sein werde.“ Sie konnte zwar ein Ekelpaket sein – aber immerhin wusste sie genau das. „Und ich würde nicht irgendwelchen Fremden munter erzählen, dass ich dies und jenes nicht kann...“ Eher genau das Gegenteil. Dass Lucien wieder von ihr abließ, enttäuschte die junge Frau fast ein wenig, trotzdem schmunzelte sie deutlich bei seinen nächsten Worten, folgte dem Weg dabei weiter. „Wenn du nicht so tust, als ob du es nicht genießen würdest, wenn ich das Tuch auch noch ausziehe.“ Ein herausforderndes Lächeln galt dem Dunkelhaarigen, ehe sie den Kopf etwas neigte und weiter sprach. „Auf Yvenes war es nie so warm. Daran muss ich mich erst einmal gewöhnen.“ Sie hatte zwar, auf den Schiffen ihrer Eltern und ihres Bruders, auch andere Inseln bereits, allerdings nie für einen wirklich langen Zeitraum. Was er dann zu dem Plan des Abfüllens sagte, ließ sie abwehrend eine Hand heben, ein vollkommen unschuldiges, zuckersüßes Lächeln auf den Lippen. „Was wäre ich für eine Hausfrau, wenn ich dich mit einer Ladung Wasser versorge? Ich kann doch nicht riskieren, dass du enttäuscht von mir bist!“ Damit setzte sie den Korb auf eines der Fässer ab und strich sich mit der frei gewordenen Hand über die Stirn. „Ich wäre später bei einem abkühlenden Bad dabei.“ |