RE: Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - Shanaya Árashi - 01.07.2017
Shanaya warf einen kurzen Blick über die Schulter, erst skeptisch zu Aspen – der wie immer unbegeistert aussah – und dann zu der Treppe. Liam schien zumindest schon einmal unten zu bleiben, er warf das Fass also nicht einfach zur Seite und folgte ihnen unverrichteter Dinge. Es blieb also spannend, ob sie mit einem Knall verschwanden oder ob sie auf normalem Weg flüchten konnten. Irgendwie wäre es auch interessant gewesen, zu sehen, wie Talin reagierte, wenn Liam kein großes Bum verursachte... aber letztendlich war es ihr egal, so lange sie endlich von diesem Kahn runter kamen. Sie hatte alle hier ja wahnsinnig ins Herz geschlossen – aber man sollte ja aufhören, wenn es am schönsten war.
Also drehte Shanaya den Kopf wieder nach vorn, als Talin mit ihr gleichauf war. Die Worte der Blonden ließen Shanaya dann aber leicht eine Augenbraue anheben. Ah, sie bekam jetzt also eine Lehrstunde in Sachen Männer von ihrem Captain? Und über ihren Bruder... 'Wieso mein Bruder mit nur einem Kopf zur Welt kam'... Shanaya seufzte bei diesem Gedanken ergeben, eine Frage, die Talin vermutlich nicht beantworten konnte. So ein Mysterium wie die Frage, wieso ihr eigener Bruder ohne Hirn geboren wurde. Fragen, die die Menschheit beschäftigten. Sie sagte dazu jedoch vorerst Nichts – sie würde schon sehen, was Talin da zu berichten hatte. Vielleicht hatte sie ja auch irgendwelchen dunklen Geheimnisse parat, mit denen sie Lucien irgendwie erpressen konnte? Der arme Tropf, er wusste ja gar nicht, was da auf ihn zukam...
Die Bewegungen vor ihnen lenkten Shanayas Aufmerksamkeit dann aber genügend um, sodass sie diesen Gedanken erst einmal vergessen konnte. Skeptisch zog sie die Augenbrauen etwas zusammen, wog den Kopf zur Seite. Sie war sich ganz sicher, dass keiner der Gefangenen an den Schlüssel gekommen war. Sie hatte ihn Lucien gegeben, dieser hatte ihn an den Mann Nummer 1 mit Bart gegeben – der sich einen kuren Ringkampf mit dem guten Samariter geleistet hatte. Aber die anderen, in den anderen Zellen...? Da achtete man penibel darauf, dass dieses Pack den Schlüssel nicht bekam – und nun mussten sie sich damit rum schlagen. Talin packte nach ihrem Arm, woraufhin Shanaya leicht blinzelte und die andere Frau kurz musterte. Vermutlich war ihnen beiden danach, schnell zu verschwinden. Aber... Es gab wahrscheinlich schlimmeres, und bevor sie dazu kam, hatte Talin den Männern schon eine Antwort entgegen gerufen. Wunderbar. Die zwei Kerle aus Luciens Zelle waren ihr schon zu viel – aber jetzt noch mit anderen Gefangenen herum schlagen? Erschießen konnte sie sie ja nicht – man hatte ihr immerhin rücklings die Pistole entwendet! Da konnte sie dieses Mal nur auf die Marine hoffen, dass sie sich vielleicht in großer Zahl opferten, um ihnen die Verbrecher vom Hals zu halten. Oder sollten sie Aspen opfern? Und den Dieb! Sie hatten genügend Auswahl...
„Ihr dürft so viele Soldaten mitnehmen, wie ihr möchtet.“
Die blauen Augen legten sich kurz auf den Mann, der sie angesprochen hatte. Sie hoffte darauf, dass sie daraus einen Wettbewerb veranstalteten. Wer konnte in einer Minute die meisten Soldaten erledigen. Leider würden die Schiedsrichter dann schon in Sicherheit sein und nicht mit dem Schiff hochgehen. Aber das mussten sie ja nicht wissen. Auf Talins kleine Aufforderung, den Druck an ihrem Arm, nickte die Schwarzhaarige, folgte der anderen Frau mit schnellen Schritten. Bei der Treppe angekommen hielt Shanaya einen Moment inne, betrachtete den toten Mann, überlegte kurz, bis ihr Blick im spärlichen Licht auf die Pistole fiel, die am Boden lag. Hatte der etwa... vermutlich ja, auch wenn er wieder eine Pistole in der Hand hielt und sie beim besten Willen nicht hätte sagen können, welche 'ihre' gewesen war. Aber das erklärte den Schuss, der vorhin über das Deck gehalt war. Das Lächeln zog sich wieder auf ihre Lippen, mit dem sie kurz Talin musterte, die die anderen zur Eile antrieb, dann auf den Samariter – sein kurzer Höhenflug war wohl beendet? - und dann auf Lucien. Das würde sie sich merken! Ihr die Pistole klauen und dann einfach wegwerfen! Er war schon mal kein Gentleman, eindeutig. Ein weiterer Blick zu Talin, die kurze Frage, wo der grummelige Soldat und sein kleinerer Kumpane waren, ehe sie sich die Treppe nach oben bewegte. Solange sie Liam nicht hörten oder sahen, war es vermutlich noch sicher – aber sie wollte gern bereit sein, wenn der Dunkelhaarige auftauchte.
[Treppe zum Kanonendeck | Lucien, Talin, Yaris (Aspen & Sineca)]
RE: Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - Weltenwind - 08.07.2017
Ein Hauch von Freiheit ...
Das Chaos schien kein Ende zu nehmen, doch zumindest gelang es dem untreuen Leutnant und dessen Sergeant, die neugierigen Soldaten abzulenken und die Gefahr einer frühzeitigen Entdeckung für diesen Moment zu verhindern. Lucien hatte zwar im Affekt geschossen, war sich der Konsequenzen seines Handelns allerdings einen Bruchteil später selbst bewusst geworden. Dennoch, das kleine Zucken in seinem Mundwinkel, das Kaladars Täuschungsmanöver begleitete, bewies, dass er seine Tat nicht bereute.
Der Moment währte nur kurz. Enrique und Kaladar hatten unter Einsatz ihres Wissens und ihrer Fähigkeiten eine kurze und vermutlich auch die einzige Gelegenheit geschaffen, von diesem Schiff zu verschwinden – die sie nun nicht versauen durften. Genau im rechten Augenblick erreichten auch Aspen, Talin und Shanaya die Treppe, auf der bereits Samuel, Yaris und Lucien geduckt hockten. Enriques Befehl war zugleich Startschuss, wie er ihnen auch sagte, was sie zu tun hatten. Ohne lange zu zögern, griff Lucien die Anweisung auf und wandte sich an den einzigen unter ihnen, der noch eine Uniform trug: Aspen.
„Pssst, hey du. Bleib hinter uns und richte deine Waffe auf uns. Wir anderen verschränken die Hände auf den Rücken und spielen noch mal die Gefangenen. Ich kenne den Weg, ich gehe vor.“ Damit wandte sich der junge Mann nach vorn und richtete sich auf. Mit einer kurzen Bewegung verstaute er die geborgte Waffe im Bund der zerlumpten Hose, ließ das Hemd darüber fallen und nickte mit einem kurzen Blick über die Schulter nach oben, was einem eindringlichen los jetzt gleich kam. „Und seht zu, dass diese Marinetypen nicht zu viel von euch sehen... ihr seht zu hübsch aus für's Gefängnis.“, zischte er noch Talin und ihrer schwarzhaarigen Begleiterin zu.
Aspen runzelte auf die gesamte Ansage hin die Stirn und sah rasch von dem ehemaligen Gefangenen zu Talin und Shanaya – immerhin die einzigen beiden hier, die noch am ehesten sein Vertrauen genossen. Dann schlüpfte er ein weiteres Mal in seine Rolle und tat, wie geheißen, indem er die Pistole zog und sie auf die vier vor sich richtete. Lediglich Samuel schüttelte stumm den Kopf und schob sich so weit es ging an die Seite, um den anderen Platz zu machen. Er würde dafür sorgen, dass auch Enrique dieses Schiff lebend verließ.
Und auch die kleine Samtpfote schloss sich der Gruppe nicht an. Auf ein leises Signal Shanayas hin schlüpfte Sineca durch barfüßige und bestiefelte Beine hindurch die Treppe hinab zu ihrem langjährigen Gefährten zurück.
Also setzte sich die Gruppe ohne die beiden in Bewegung. Im Vorbeigehen warf Lucien dem Leutnant einen kurzen, abschätzenden Blick zu, konzentrierte sich dann jedoch auf den Weg, den er lediglich ein einziges Mal gegangen war – und zwar in die andere Richtung.
Die Soldaten, die sich noch auf dem Kanonendeck aufhielten, hatten kaum einen Blick übrig für den Gefangenentross. Hin und wieder fiel ein Augenpaar auf sie, eine gerunzelte Stirn begleitete sie misstrauisch ein paar Schritte. Doch niemand wagte es, den 'an Deck' Befehl zu missachten, zumal ein Soldat diese Gefangenen vor sich her führte. So kam die Gruppe unbehelligt bis zur angewiesenen Kajüte, die sie – nicht verwunderlich – vollkommen leer vorfanden.
Spielleitung für die Morgenwindgruppe
[Kanonendeck der Morgenwind]
# Enrique gibt den Startschuss für die Flucht zur Leutnantskajüte # Lucien, Shanaya, Talin und Yaris begeben sich als Gefangene zu Enriques Kajüte # Aspen führt sie als 'Marinesoldat' ab und folgt ihnen # Samuel bleibt bei Enrique an der Treppe, um dessen Flucht zu sichern # Skadi und Liam können frei agieren
Die Augen leicht verkniffen, um den schwummerigen Blick zu überwinden, wandte sich Yaris dem Geschehen an der oberen Treppe zu. Ließ die tot geglaubten Soldaten am Fuße der Treppe links liegen. Er schleppte sich zwei Stufen weiter, als ein Schuss ertönte, den Tumult der Gefangenen noch übertönte. Eine Pistole fiel klappernd zu Boden, gefolgt von einem leisen Poltern, als ein Körper auf die untersten Stufen sackte. Einen Augenblick stand der Attentäter reglos auf den Stufen, wurde sich schlagartig der fatalen Unachtsamkeit bewusst, als er sich in trügerischer Sicherheit gewähnt hatte. Eine Unachtsamkeit, die ihn um ein Haar das Leben gekostet hatte.
Schwankend wandte sich der Dunkelhaarige um, ließ sich gleichzeitig gegen die Holzwand sinken. Ausdruckslos senkte sich sein Blick auf den Körper des Soldaten, der keine drei Schritte weiter lag und dessen Blut sich nun auf den Stufen verteilte. Ein sauberer Schuss in den Kopf. Langsam hob sich sein Blick wieder und als er den Kopf drehte, sah er direkt in die noch immer rauchende Mündung einer Pistole … hinter der wässrig-grüne Augen hervor seinem Blick begegneten. Sein jüngerer Zellengenosse. Der Junge aus Kelekuna. Seiner Heimat. Er hatte ihm das Leben gerettet, was er definitiv nicht tun hätte müssen. Er hatte immerhin gewusst, weswegen er hier war und Attentäter hatten selbst unter Kriminellen keinen sonderlichen Ruf. Er hätte es nicht tun müssen, doch er hatte es getan. Etwas, was noch nie jemand für ihn getan hatte – aus welchen Beweggründen auch immer.
Das Grün von Yaris‘ Augen funkelten, während der Kleine zu ihrer illustren Runde aufschloss. Achtlos trat er an dem toten Soldaten vorbei und blieb zwei Treppen unter ihm stehen. Erneut begegneten sich ihre Blicke. Ein kurzer Moment verstrich, dann neigte Yaris mit Respekt das Haupt. Eine Geste, die er äußerst selten vergab. “Ich schulde Euch ein Leben, junger Mann.“ Eine Ehrenschuld. Und es war Ehrensache, diese Schuld zu begleichen.
Einen Moment später motzte eine andere Stimme über ihren Köpfen und der Attentäter hob den Blick. Der schmächtige Soldat von vorhin stand am Geländer und heischte sie wegen des Lärms des Schusses an. Okay, ganz Unrecht hatte er nicht, dennoch war Yaris dankbar, dass sein junger Zellengenosse abgedrückt hatte. Eine Rüge, die sich dennoch so anhörte, als würde der Marine mit Untergebenen reden. Da Yaris nicht mehr so ganz in der Lage war, zu erfassen, was über ihnen vor sich ging, konnte er nur erahnen, dass es ein Kalkül war. Mit Gewissheit jedoch … noch immer an die Wand gelehnt und damit ihren Halt nutzend, rieb sich der Attentäter über die Augen und die Nasenwurzel, um den immer dichter werden Nebel aus seinem Hirn zu vertreiben. Wenigstens ein Fünkchen Konzentration wäre schon genug. Noch waren sie nicht von diesem Kahn runter, also war ausruhen noch keine Option. Nicht im Moment.
Und wer und wann zum Henker hatte die restlichen Gefangenen aus ihren Zellen befreit? Das konnte entweder brillant sein oder total in die Hose gehen. Unter diesen Männern waren richtig harte Jungs und ihre Unberechenbarkeit war nicht ab- oder einzuschätzen.
Hinter seinem jungen Zellengenossen tauchten die beiden Speudosoldate/Piraten auf. Dazu der Große. Und sein junger Zellengenosse machte sie in aller Eile mit seinem Plan vertraut, der offenbar auf dem Plan des Leutnants aufbaute. Der blonde Hüne hob nach kurzem Zögern seine Pistole und richtete sie auf ihre Gruppe. Im ersten Moment wollten sofort seine Reflexe die Kontrolle übernehmen. Die, die ihn bis heute hatten überleben lassen. Vorschnellen. Entwaffnen. Töten. Verdammt. Er war ein professioneller Mörder. Das war sein Job. Doch Mühsam beherrschte Yaris sich und unterdrückte seine Instinkte. Ob der Blonde überhaupt ahnte, wie nah er am Abgrund balancierte? Yaris atmete ein paar Mal tief durch, bevor er dem Beispiel des jüngeren Mannes folgte und die Hände hinter den Rücken schob. Den schmerzlichen, verschwommenen Blick gen Boden gesenkt, schlürfte er hinter ihm her.
{erst mit Lucien, dann mit Shanaya, Talin, Lucien und Aspen auf dem Weg zu Enriques Kajüte}
RE: Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - Talin Dravean - 10.07.2017
Ihre Umgebung nahm sie kaum noch wahr. Das Einzige, was in dem Moment zählte, war, wie sie von diesem Schiff kamen. Am besten sofort und nicht erst in zwei Jahren. Nur kurz glitt ihr Blick über die ganze Situation. Ihr Bruder mit einer Waffe in der Hand, ein toter Soldat, der komische Kauz aus Luciens Zelle noch am Leben. Ganz wunderbar. Und unter ihnen hielten sich mürrische Gefangene auf, die am liebsten Blut sehen und von diesem Schiff herunter wollten. Genau deswegen, wollte sie so schnell wie möglich von diesem Schiff herunter.
Ein erleichterter Seufzer entkam ihren Lippen, als sie Luciens Vorschlag vernahm. Nur zu gern war Talin bereit dieses Wagnis einzugehen. Wenn das ihre Möglichkeit erhöhte von hier herunter zu kommen. Mit einem entschiedenen Nicken hob sie die Arme hinter den Kopf und drehte Aspen den Rücken zu. Sie hatte sein kurzes Zögern gesehen, aber auch er hatte sich schnell gefangen. Eine Bewegung in ihrem Augenwinkel ließ sie zu Boden schauen. Aha. Die kleine Schmusekatze war also wieder auf dem Weg nach unten. Das schien ihr ein gutes Zeichen zu sein, ein wenig schneller zu machen. Ihr Auftauchen würde Liam sicher als Zeichen dienen, das Feuer zu legen. Und dann sollte er die Beine in die Hand nehmen.
Noch mit diesen Überlegungen beschäftigt folgte sie schließlich Lucien, als er voran ging, geradewegs auf die Freiheit zu. Das Schätzchen aus seiner Zelle blieb zurück, warum wusste sie nicht, aber es schien ihm sehr wichtig zu sein. Na hoffentlich wurden sie selbst nicht auch noch aufgehalten.
Aber das geschah nicht. Trotz all der komischen Blicke, die sie ernteten, kamen sie unbehelligt in dem Raum an, den ihr Bruder angestrebt hatte. Sie ließ ihren Blick kurz schweifen, aber es sah genau so aus, wie sie erwartet hatte. Bett, Truhen, ja genauso, wie auf jedem anderen Schiff. Nachdem sie sich versichert hatte, dass alles in Ordnung war, drehte die Blonde sich zu den anderen um. Sie machte sich Sorgen um Liam, aber sie war sich sicher, dass er entkommen würde. Der Junge war pfiffig. Ansonsten waren alle wichtigen Personen – mehr oder weniger – hier in diesem Raum. Das heißt sie konnten verschwinden. Nachdenklich kaute sie auf ihrer Unterlippe herum, bevor sie eine Entscheidung traf.
„Also gut, wir warten noch einen Augenblick.“ Vielleicht sollten sie erst springen, wenn die Explosion kam, aber das wäre zu riskant. Nur noch ein paar Sekunden und dann: „Schnappt euch etwas, woran ihr euch festhalten könnt. Und dann nichts wie runter hier.“
[Treppe zum Kanonendeck| dann in Enriques Kajüte | mit Shanaya, Lucien, Yaris und Aspen]
RE: Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - Ryan Black - 13.07.2017
Wo hatte sich der schwarzhaarige Dieb eigentlich die ganze Zeit herum getrieben? Im Grunde dort, wo ihn jeder sicherlich vermutete: Seitdem ein Teil der Crew die Sphinx verlassen hatte um sein Leben einem Unterfangen zu Opfern, dass von vorne herein zum Scheitern verurteilt war hatte sich Ryan auf einer der Strickleitern zur Takelage bequemt. Den verbliebenen Männern auf dem Schiff ging der Dieb bewusst aus dem Weg. Immerhin hatte Ryan alles getan um seinen Kopf vor der Schlinge oder gar einer tödlichen Kugel seitens der Marine zu bewahren. Und doch saß er nun hier – unweit von Greo entfernt im Schutze der Dunkelheit. Der schwarze Blick war in die Ferne auf das Marineschiff gerichtet und ja, eigentlich müsste ihm egal sein was dort vor sich ging. Und doch regte sich ein Gefühl in seinem inneren.. Dieser kleine, verbotene Gedanke.. Diese unterschwellige Hoffnung dass jene verfluchte Aktion irgendwie von Erfolg gekrönt war. Aber wieso eigentlich? Im Grunde wäre es ja das Beste was ihm passieren könnte: Sowohl Captain Talin als auch ihr Bruder Tod auf dem Deck eines Marineschiffes. Das aufmüpfige Sonnenscheinchen und der Großteil vom Rest der Cre ebenfalls Weit entfernt auf einem voll besetzten Schiff der Marine... Blieb nur noch Greo. Ein Fels in der Brandung den man sicherlich nicht dazu überreden konnte, im Falle des Falles einfach mit der Sphinx kehrt zu machen um die Leichen sich selbst zu überlassen.
Aber wollte Ryan das wirklich? Er war ein Dieb – ja. Aber sein selbst auferlegter Credo verbat ihn an Mord und Todschlag zu denken. Nein, Ryan war kein Mörder und im Grunde wünschte er sicherlich niemandem auf der Sphinx den Tod. Wenngleich es für die anderen vermutlich oftmals nicht so den Anschein machte.
Das Misstrauen welches im entgegen Schlug war verständlich.. Wenngleich Ryan sich nicht sonderlich darum riss etwas an diesem Eindruck zu ändern. Aber in einem Punkt hatte der Dieb recht... Was genau machten eigentlich die anderen Crewmitglieder vertrauensvoller als ihn selbst? Sie alle hatten mit Sicherheit eine dunkle Vergangenheit. Wer versicherte ihnen, das Greo ein rechtschaffener Mann war und keine hinterlistige Intrige spann? Oder der ach so unscheinbare Liam? Ihr Wort? Na, wenn das mal ein Grund für Vertrauen war, dachte der Dieb sarkastisch und schnaubte kurz laut auf. Immerhin spielte Ryan mit mehr oder weniger offenen Karten.
Schlussendlich wurde der Dieb aus seinen Gedanken gerissen. Unter ihm hörte er Stimmen. Er konnte nicht genau verstehen was gesprochen wurde und da seine Neugier in ihm wuchs, kletterte er einige Stufen der Strickleiter hinab – blieb aber immer noch im Verborgenen. Amüsiert lauschte er den Worten von Greo und dem Dunkelhäutigen, mit dem er noch nie ein Wort gewechselt hatte. Während sie so sprachen, sponn Ryan sich weiter seine eigene Meinung über das Unterfangen. Hin und wieder lagen ihm sarkastische Bemerkungen auf der Zunge, doch immer noch hatte er kein Interesse daran sich zu Zeigen. Zumindest bis zu dem Moment, als es spannender wurde: Der Alarm auf dem Gefangenentransporter war deutlich bis zu ihnen zu hören. Ryan wandte den Blick von Greo und Rayon ab und sah zu dem fremden Schiff.
„Wie rührend.“
drang die dunkle Stimme des Diebes sarkastisch aus dem Nichts zu Greo, nachdem Ryan beobachtet hatte wie Rayons Umriss das Achterdeck verlies. Zugegeben, nicht gerade der Beste start ein Gespräch anzufangen, von der Schwarzhaarige sehr wohl wusste dass es von seinem Gegenüber nicht geführt werden wollte. Aber so war er nun mal: Ließ zunächst seine abschätzende Meinung los, bevor er darüber nachdachte welche Wirkung sie hatte. Am sinnvollsten war es in diesen Momenten einfach Ryans Arroganz zu ignorieren. Doch kaum hatte er die Worte ausgesprochen, hörte er schon Trevor im wahrsten Sinne des Wortes heran tänzeln. Für einen kurzen Moment hielt Ryan inne, zog die linke Augenbraue in die Höhe und beäugte den Narren. Der Dieb entschied sich, den Betrunkenen zu ignorieren und zunächst seine Frage zu stellen, die ihm seitdem er das Gespräch zwischen Greo und Rayon belauscht hatte auf der Zunge brannte.
„Ich hatte zwar kein Mitspracherecht in dieser ganzen Aktion.. Aber wäre es nicht irgendwie Sinnvoller gewesen, die Crew hätte klammheimlich den Gefangenentransporter mit einem Beiboot der Marine verlassen, als die Sphinx so gefährlich nah an ein voll besetztes feindliches Schiff heran zu führen?“
Während er sprach, triefte die Arroganz nur so aus seiner Stimme. Die Frage allein ließ seine Meinung dieser mieserabel geplanten Aktion durchaus deutlich werden. Und doch war er hier. Hatte sich nicht davon gestohlen oder sich gar gänzlich aus der Sache heraus gehalten. Irgendeinen undurchsichtigen Grund musste es ja geben, weshalb der Dieb so motiviert war an Board zu bleiben. Und sich zudem offensichtlich Gedanken über die Geschehnisse des Abends machte. Endlich ließ sich Ryan an einem der Taue hinab gleiten und berührte still mit den Füßen das Achterdeck. Und zwar wahrhaftig _lautlos_ - nicht so wie Trevor.
- Strickleiter über dem Achterdeck - In unmittelbarer Hörweite von Greo & Trevor -
RE: Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - Liam Casey - 13.07.2017
Talins Aussage schenkte er ein schwaches Zucken seiner Mundwinkel. Er war kein kleines Kind, dem man einreden musste, dass es seinen großen Traum irgendwann erreichen würde. Er war ziemlich zufrieden mit seinem Leben und allem drum und dran. Natürlich gab es hier und da etwas, auf das er gut und gerne hätte verzichten können, doch mittlerweile hatte er akzeptiert, dass es ein Teil von ihm war und ihm zu dem machte, was er war. Er brauchte gar kein richtiger Pirat sein, immerhin hing sein Leben nicht davon ab, auch wenn er momentan mit einem ihrer Schiffe durch die Gegend segelte und Gefangene befreite. Es waren Erfahrungen, auf die er zurück sehen konnte und mit Sicherheit nicht das letzte, was er anstellte, was ihm genauso gut den Kopf hätte kosten können. Das hier aber war nicht der Zeitpunkt, um zu überlegen, wie es in den nächsten Wochen weitergehen würde (nicht, dass Liam sich da groß Gedanken drum gemacht hätte), sondern der Moment, wo auf dem Spiel stand, ob sie den nächsten Morgen überhaupt erleben würden.
Talins trotzigen Blick hatte er erwartet und auch Shanayas abwartendes Schweigen war genau das, womit er gerechnet hatte. Umso fester aber erwiderte er ihren Blick und gewann diesen Zweikampf tatsächlich, selbst wenn die beiden Frauen nicht unbedingt begeistert wirkten. Sie brauchten seine Gründe nicht kennen, aber er lebte durchaus ruhiger mit dem Gedanken, hier und jetzt im schlechtesten Falle den Tod zu finden als dem zum Opfer zu fallen, was ihm im Nacken saß.
„Ich hab' nicht vor, hier zu übernachten.“, versicherte er Talin und auf seinen Zügen zeigte sich nun wieder das liam-typische unbekümmerte Grinsen.
Für den Moment sah er ihnen nach, nickte Sineca noch einmal zu, die ihn sichtlich ungern hier allein zurückließ. Erst, als sie außer Sichtweite waren, legte er das Fass noch einmal auf den übrigen Pulverfässern ab und fuhr sich mit einer leicht zittrigen Hand über die Stirn. Sein Lächeln war inzwischen wieder verrutscht. Er hielt sich vor Augen, was seine Aufgabe war und auch, wenn er jetzt die bestmöglichste Gelegenheit dazu hatte – Liam kam nicht einmal der Gedanke, nicht zu tun wie ihm geheißen. Aber man sprengte sich nicht einfach in die Luft, ohne vorher nicht wenigstens kurz zu zögern und sich dessen bewusst zu werden. Er schluckte, selbst wenn in seinem Mund eine merkwürdige Trockenheit herrschte, ehe er sich wieder das Fass zur Brust nahm und den Stopfen entfernte, mit dem es verschlossen war. Sein Blick wanderte kurz durch den Frachtraum, ehe er ein beachtliches Häufchen Schwarzpulver direkt an den Fässern um den Mast verteilte. Daraufhin begann er, eine Spur in Kreisen drumherum zu legen, um ihm ein wenig – hoffentlich genug – Zeit zu verschaffen, einen Ausstieg zu finden. Das Kanonendeck war nicht allzu weit entfernt. Wenn also nichts dazwischen kam, hatte er den Ausgang rechtzeitig erreicht. Knapp vor der Treppe endete seine Spur. Das leere Fass warf er zur Seite, wo es rumpelnd noch weiter in die Dunkelheit rollte, ehe er Streichhölzer aus seiner Tasche zog.
„Auf die Plätze...“, murmelte er und nahm eines der Hölzer in die Hand. „Fertig...“ Zwei Herzschläge lang betrachtete er die tanzende Flamme am Ende des Hölzchens zwischen seinen Fingern. „Los.“
Sogleich wuchs aus der kleinen Flamme eine Größere heran, die zuckend dem Pfad folgte, den Liam ihr gelegt hatte. Kaum hatte er sich vergewissert, dass der Anfang funktionierte, wandte er sich um und erklomm die Treppen in seinem Rücken. Blieb nur zu hoffen, dass die Spur keine Schwächen hatte und das Feuer sein Ziel erreichen würde.
Das Chaos auf Deck der Gefangenen hatte sich ein wenig gelegt. Wahrscheinlich waren sie Talin, Shanaya und Aspen zum Kanonendeck gefolgt in der Hoffnung, ein neues Leben zu bekommen. Ohne groß auf seine Umgebung zu achten überquerte er das Zwischendeck und erreichte zügig die Treppe hinauf zum Kanonendeck. Das wiederum war erstaunlicherweise größtenteils leer. Er stockte kurz, während seine Augen hastig suchend über die Schatten an den Wänden glitten, doch es war keine Spur von den anderen. An der nächsten Treppe standen noch zwei Gestalten, doch keine davon glich einem der beiden Mädchen. Das einzig bekannte war die schmale Gestalt, die sich fast schon schwebend auf ihn zu bewegte und gleich darauf wieder seine Schulter bestiegen hatte. Sineca rieb ihre Wange kurz an Liams Backe, während er sie kurz hinter den Ohren kraulte. Trotzdem sollte sie eigentlich nicht hier sein. War sie geflohen, als die anderen gesprungen waren? Das war zumindest eine Erklärung dafür, dass sich kaum eine Seele vor Ort befand.
„Wo sind die anderen?“, rief er den beiden übriggebliebenen mit gerunzelter Stirn zu, als er bei ihnen ankam. „Wir haben keine Zeit mehr. Wir müssen so schnell wie möglich hier runter.“
{ zündet das schwarzpulver | schließlich kanonendeck | mit sineca bei enrique und samuel }
RE: Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - Shanaya Árashi - 14.07.2017
Sie hatten alles, was sie brauchten. Jetzt fehlte nur noch Liam und sie konnten von diesem Kahn verschwinden. Ihr gefiel der Gedanke, dieses Schiff im völligen Chaos zurück zu lassen. Huch, da hat sich jemand auf das Schiff geschlichen – und HUCH, sie haben uns Gefangene geklaut und unser Schiff gesprengt. Die Schwarzhaarige deutete ein leichtes Zucken ihrer Schultern an, genauso wie das sachte Lächeln auf ihren Lippen diesem Gedanken gewidmet. Wieso auch immer dieser grummelige Kerl ihnen helfen wollte – vermutlich verschaffte er Ihnen damit die beste Chance, die sie kriegen konnten. Sie nahm diese Idee also einfach so auf, was sie diesem Kerl gegenüber nicht weniger skeptisch machte. Aber was blieb ihnen übrig? Die blauen Augen legten sich einen Moment misstrauisch auf Aspen, als Lucien diesen als ihren Wachposten abstempelte. Der Blonde zögerte und Shanaya hob leicht eine Augenbraue. Vermutlich wäre ein Affe mit einer Waffe verlässlicher. Vielleicht sollten sie... ...Ihr seht zu hübsch aus für's Gefängnis. Shanaya blinzelte. Den hellen Blick von Aspen wendend richtete sich zu Talins Bruder herum, den sie nun mit einem ziemlich amüsierten Grinsen betrachtete. Ah, so nannte Mann von Welt das heute also. Einer der Männer entfernte sich von der kleinen Gruppe, Shanayas blaue Augen folgten ihm jedoch nicht. Sie schüttelte nur kurz den Kopf über Lucien – wenn auch weiterhin amüsiert – und nahm dann auch eine möglichst gefangenenähnliche Haltung ein. Was für ein Tag. Von der Piratin zur Marine, zu einem Gefangenen zurück zur Piratin. Wenn sie heute Nacht den Weg in ihre Hängematte fand, würde sie vielleicht gut schlafen. Die Schwarzhaarige wandte sich dennoch kurz um, aber es war kein Liam in der Nähe. Sie gab also Sineca zu verstehen, dass sie ihren Partner aufsuchen sollte. Die kleine Katze konnte ihm den richtigen Weg zeigen, während sie alles vorbereiteten.
Die Hände hinter dem Kopf hielt Shanaya den Kopf leicht gesenkt (Pfui!), konnte so ein wenig verdeckt die Soldaten betrachten, an denen sie vorbei liefen. Manch einer schien skeptisch zu bleiben, trotz Aspen, der noch in seiner Uniform steckte. Aber niemand griff ein, es blieb erstaunlich ruhig. Und so konnte Shanaya die Haltung wieder entspannen, sobald sie die besagte Kajüte betreten hatten. Die hellen Augen suchten den Raum noch vor Talins Worten ab, suchten aufmerksam nach etwas, was ihnen vielleicht als Floß dienen konnte. Greo würde sich gewiss beeilen, aber die Herren aus der Zelle würden sicher nicht all zu lang schwimmen können. Wenn sie überhaupt schwimmen konnten... und sie selbst wollte nicht unbedingt als Schwimmhilfe dienen. Ein Tisch, ein Stuhl. Aber auch, wenn sie die Tischplatte gern mitgenommen hätte – der ganze Tisch passte nicht durch ihr Tor zurück in die Freiheit – und ihn jetzt auseinander zu bauen würde vermutlich zu lange dauern. Sie fasste also eine mittelgroße Truhe ins Auge, auf die sie zu trat und mit dem Fuß in die Richtung der Gruppe schob, die zweite Bewegung galt dem Stuhl, den sie mit festem Griff in die richtige Richtung bugsierte.
„Jemand auf unserem Schiff bekommt gleich ein Zeichen, dann kommt er uns holen. Bis dahin müssen wir im Wasser bleiben. Ich hoffe also, ihr beide könnt schwimmen.“
Abwechselnd musterte sie die beiden Männer mit einem fragenden Lächeln. Liam war noch nicht zurück – sie hatten jedoch nicht die Zeit, nach ihm zu suchen. Also mussten sie jetzt alles auf eine Karte setzen. Die hellen Augen richteten sich ruhig auf Talin, und auch wenn sie das Gefühl hatte, die Blonde wirkte irgendwie angespannt... diese Anspannung würde sicher von ihr abfallen, wenn sie ihren Bruder in Sicherheit wusste. Endgültig. Sicher auf der Sphinx. Damit trug sie den Stuhl schließlich dorthin, von wo sie springen würden.
Der Leutnant blieb zurück, genauso wie der bärtige Zellengenosse und der schmächtige Marinesoldat. Vom Feigling war weit und breit keine Spur. Der war irgendwo unten im Frachtraum. Ein kurzer Blick zu seinem älteren Zellengenossen, dann zu dem Leutnant hin, auf dem seine Augen ein wenig länger ruhten. Nein, er hatte ihren kleinen Handel nicht vergessen. Der Mann hatte ihm eine Möglichkeit zur Flucht einräumen wollen und das hatte er getan. Auch wenn Yaris bezweifelte, dass das hier zu seinem Plan gehört hatte und das Hergeben des Zellenschlüssels ein paar Gefangenen mehr zur Flucht verhalf. Doch der Attentäter würde im Gegenzug seinen Teil der Abmachung einhalten. Der intensive Blick sollte dem Mann wortlos genau das versichern, selbst für den Fall, dass der Marine diesen Kahn hier nicht lebend verlassen würde. Denn hier und in dieser Nacht hatte er Hochverrat an der Marine begangen und wenn er es nicht ins Wasser schaffte, würde er am Ziel dieser Reise hängen, wenn man ihn nicht an Ort und Stelle richtete. Doch wie auch immer es ausgehen mochte, mit einem Nicken bedankte er sich und wünschte dem Mann alles Gute, versicherte ihm wortlos, seinen Part zu erfüllen. Dann setzte sich ihr kleiner Trupp bereits in Bewegung. Vorbei an Marinesoldaten, die ihnen zwar irritierte Blicke zuwarfen, sie ansonsten aber unbehelligt passieren ließen.
Yaris war kein Mann der See, war er nie gewesen, doch seine Aufträge hatten ihn hin und wieder auf Schiffe gebracht. Die Kajüte des Leutnant sah aus, wie jede Kajüte eines Ranghöheren Offiziers. Einfach und zweckdienlich eingerichtet, doch mehr als eine Hängematte im Schlafdeck für die einfachen Fußsoldaten. Vollgestopft mit Karten und anderem Papierkram, doch relativ ordentlich aufgeräumt.
Die Stimmte der kleinen Blonden hallte durch den kleinen Raum, während Yaris sich an das Holz neben der Tür lehnte und sein Blick nun suchend durch den Raum schweifte. Er folgte dem nachdenklichen Blick der Brünetten. Ein Tisch, wäre praktisch, aber das Teil war zu massiv und die Zeit kaum ausreichend, genau wie seine Kraftreserven, um ihn in kürzester Zeit zu zerlegen. Allerdings stand in der Ecke ein Schrank, dessen Regale voll mit Papierrollen war. Sah auch massiv aus, allerdings nicht so sehr wie der Tisch. Seine Wahl war getroffen. Er stieß sich von der Wand ab und ging zum Schrank, begutachtete ihn kurz und fegte kurzerhand ein Brett mit einer Armbewegung leer. Damit war es um die Ordnung im Raum geschehen. Denn die Rollen verteilten sich über den Boden um ihn und kullerten wild durcheinander, was Yaris total ignorierte. Stattdessen lehnte er sich gegen den Schrank und schlug mit letzter Kraft von unten gegen den Rand eines Regalbodens, der in der Seitenwand verankert war. Massiv und Sturmerprobt mochte es sein, aber mit einem gezielten Schlag gegen diese Schwachstelle, gab es nach nur einem Schlag gegen jede Seite nach. Und noch mehr Rollen wurden auf dem Boden verteilt bei der ganzen Aktion. Allerdings war selbst diese kleine Anstrengung fast zu viel. Und während Yaris das Brett umständlich aus dem Schrank schälte, blieb er gegen ihn gelehnt.
Und dann? Das Brett in Händen halten wandte sich sein verschwommener Blick der kleinen Blonden zu. In Erwartung, was ihr genialer Plan als nächstes vorsah.
{mit Talin, Shanaya, Aspen und Lucien in Enriques Kajüte}
Zum Glück verstanden sie den Hinweis und zu Enriques Überraschung war es der Blondschopf, der weiterhin die Rolle des Marinesoldaten spielte. Vielleicht hatte er doch etwas mehr Verstand, als es den Anschein hatte. Auf jeden Fall war er klug genug gewesen, nicht wie die Anderen ihre Tarnung, die das einzige sein mochte, was zwischen ihrem Tode und der Freiheit stand, frühzeitig abzulegen.
Der Leutnant nahm sich nicht die Zeit, sich über das schwachsinnige Verhalten der Anderen aufzuregen.
Viel mehr störte ihn, dass Samuel vorzuhaben schien in seiner Nähe zu bleiben.
"Mister Zaedyn, greifen sie sich etwas Schwimmendes und gehen sie zu den Anderen! Und sehen sie alle zu, dass sie so viel Abstand zum Schiff kriegen, wie sie nur können!"
Weiter achtete er nicht auf ihn, hoffte lediglich, dass er tat, wie ihm geheißen, registrierte sowohl Luciens kurzen Blick, wie auch Yaris stummes Versprechen, wandte sich aber bereits wieder seiner Aufgabe zu, musste er sich doch darum kümmern, dass niemand Verdacht schöpfte und überlegen. Was war ihm entgangen? Wo war der Fehler in seinem Denken? Was gab es unten im Frachtraum, weswegen Talin dorthin gewollt hatte? Da unten war nichts außer auf die schnelle unsachgemäß gestapelte Kisten und Fässer... Kisten und Fässer... Kisten und Fässer und—
"¡Maldita sea!"
Er wurde unter seinem dunklen Taint aschfahl. Wie hatte er DAS nur vergessen können? Ohne darüber nachzudenken eilte de Guzmán zwei Schritte vor, packte Mc Murphys Schulter und sah ihn eindringlich an.
"Was auch immer Harper sagt, gehen sie SOFORT nach oben und sorgen sie dafür, das ALLE schnellst möglich das Schiff verlassen! Die Gefangenen sind frei, bewaffnet und haben das Pulver."
Der Bosun wurde ebenfalls blass, nickte im Gegensatz zu Dawson lediglich knapp, und stürzte mit den letzten Männern die Treppe hinauf. Auch er erinnerte sich nur zu gut an Harpers unsinnige Befehle, nur um ja noch mit diesem ablaufenden Wasser den Hafen zu verlassen. Der Unteroffizier hatte kaum das Deck erreicht, als er auch schon "Alle Mann von Bord! Rette sich wer kann!" und weitere Anweisungen anfing zu brüllen.
Einen Moment lang sah Enrique ihm nach, wusste, dass dieser Mann bis zum Ende seinen Posten halten und damit so viele wie irgend möglich retten würde. Mc Murphy mochte nicht sein Freund sein, aber Männer wie er waren es, die den Leutnant so lange in der Marine gehalten hatten und dafür sorgten, dass er sogar hier, an Bord der Morgenwind, nicht alle über einen Kamm scherte.
Dann, als er sich gerade in Bewegung setzen wollte, tauchte der Lockenkopf auf.
"Die letzte Kajüte Steuerbord", rief er als Antwort über die Schulter.
Weiter hielt er sich nicht auf sonder schnellte los nach Vorne. Ihm war sehr wohl bewusst, was er damit riskierte, nicht sofort das Schiff zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Im Schlafbereich der Seesoldaten hielt er kurz an, griff sich ein in gewachstes Leder gewickeltes, langes Bündel von einem Haken und warf es sich über die Schulter. Dann hetzte er weiter. Er hatte kaum den Hauptmast passiert als er nach vorne brüllte:
"DAWSON! NACH OBEN! SOFORT! HIER FLIEGT GLEICH ALLES IN DIE LUFT!"
Darauf drehte er um, beschleunigte seine Schritte erneut und hechtete zum Niedergang. Er musste hinauf und Kaladar finden. Ohne ihn würde er nicht gehen.
Auf dem Weg zum Achterdeck hinauf schaute er sich um. Was wollte Kaladar noch hier? Er hatte mehr als deutlich gemacht, dass er sich auf die Seite der Befreier geschlagen hatte. Ein ungutes Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus, während die Mannschaft sich beeilte ihm Platz zu machen.
Und wo, bei allen sieben Höllen war der Sergeant?!?
***
Enriques Gespräche mit dem Unteroffizier in Sichtweite der noch verbliebenen Mannschaft hielt Rawat davon ab, sich an ihm zu rächen. Statt dessen nahmen er und seine Leute schwimmende Teile mit in die Kajüte Ravenports und taten das gleich, was auch die Befreier vor hatten: Schnellstmöglich das Schiff verlassen.
Unten befreiten sich weitere Gefangene auf Rawats Anweisung, nichts ahnend, wie sehr die Zeit drängte oder dass sie lediglich als Ablenkung geplant waren...
{ Erst auf dem Kanonendeck | dann auf dem Weg aufs Achterdeck | auf der Suche nach Kaladar |
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| An Deck ergeht der Befehl "Rette sich wer kann!" |
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| Rawat verlässt mit seinen Leuten das Schiff |
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| Auf dem Gefangenendeck befreien sich weitere Gefangene }
RE: Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - Skadi Nordskov - 23.07.2017
Immer wieder verstärkte Kaladar den Druck unter den langen Fingern. Versuchte die zwei widerwilligen Gefreiten die Stufen hinauf zu treiben, bevor sie noch den Anweisungen des zweiten Leutnants Folge leisteten, den sie unter dem Lärm augenscheinlich kaum bis gar nicht zu verstehen schienen. Je weniger Männer hier unten zurück blieben, desto großer wurde die Chance, dass dieses Chaos mit ihrem Überleben statt Ableben endete.
"Ihr habt den Leutnant gehört.. nach oben mit euch!"
Aufgebracht verwirbelten die ausgestreckten Hände der Dunkelhaarigen die Luft vor sich, scheuchten die verwirrt dreinblickenden Gestalten in Richtung Aufgang. Erleichtert registrierte Skadi das zunehmende Tempo der beiden, folgte ihnen ohne einen Blick zurück die Stufen empor - in der Hoffnung, dass de Guzmán wusste was er tat. Und dass er das Schiff verlassen würde - ganz gleich ob mit oder ohne ihr. Denn alles war besser, als das, was auf die Verfehlung dieser Nacht folgen sollte. Im besten Fall umging der Offizier dem Tod und selbst dann konnte er von Glück sprechen, wenn er nicht bis an sein Lebensende mit Schmerzen und Folgeschäden einer Folterung zu kämpfen hatte. Sicherlich sprach sich die Marine frei von allen "barbarischen" Sitten und Bräuchen, doch letztlich war jedem Kind klar, dass hinter den samtigen Vorhängen und glänzenden Rängen ebenso viel Gewalt und Verschlagenheit standen. Und Skadi war sich sicher, dass der Dunkelhaarige weitaus rosigere Aussichten verdient hatte. Zurück zu seiner Familie kehren konnte, sofern sie noch auf Erden wandelte. Letztlich kannte sie den Offizier nicht gut genug - augenscheinlich sogar noch weniger, als sie gern behauptet hätte. Doch diese unerklärliche Loyalität in ihren Adern wollte ihn in Sicherheit wissen, weit entfernt von diesen Planken, die sie mit einem letzten Schritt die Stufen hinauf erreichte.
Das Durcheinander an Deck schien nahezu perfekt. Drang mit einem melodischen Klingeln an ihr Ohr, das Harper mit seiner rauen Stimme jäh durchschnitt. Augenblicklich blieb Skadi in ihrer Bewegung stehen, suchte das langgezogene Gesicht des Kapitäns, der gerade dazu übergegangen war einen seiner Untergebenen zusammen zu falten. Und selbst wenn sie seine Worte unterhalb der dicken Holzbohlen nicht verstanden hatte, konnte sie sich sehr gut ausmahlen, dass sie weniger einer Befehlskette diente, als dem bloßen Zweck seinem Unmut Luft zu machen. Und es brauchte keinen zweiten Herzschlag, ehe er seine Augen auf sie richtete. Den Blicken der anderen Soldaten folgend, die vollkommen planlos herum standen. Keiner wusste genau, was die jähe Nachtruhe vertrieben hatte. Gemurmel wurde laut, kurze Rufe, hier und da ein Pfiff. Doch Kaladar tat nichts anderes, als den Blick des Kapitäns zu erwidern und sich allmählich in Bewegung zu setzen. Ignorierte die skeptischen Blicke der Umstehenden, überhörte sogar die lauter werdenden Fragen des Älteren, dessen Wut sich in wilden Spuckefäden entlud. "Sergeant Kaladar, antworten sie gefälligst!"
Mit einem letzten Schritt erreichte sie den hohen Kopf dieses Schiffes, starrte in die dunklen Gesichter in seinem Rücken und sprach so leise, dass nur er sie verstehen konnte. "Sir, sie müssen zurück in ihre Kajüte."
Skadi hörte bereits das schwere Atmen neben sich, das sie binnen weniger Sekunden in ihrer Bitte unterbrechen sollte, doch sie ließ ihren Vorgesetzten gar nicht erst zu Wort kommen. "Jones, Martínez und Jackson haben in betrunkener Eigenregie die Gefangenen frei gelassen und ich bezweifle, dass wir der Masse an blutdurstigen Piraten Herr werden können."
Ein kurzer Blick zur Seite folgte, um sicher zu gehen, dass der Kapitän den nahezu wahren Ernst ihrer Wort verstand. Natürlich stand hier sein Leben auf dem Spiel. Ganz gleich ob es unter oder über Deck war, spielte es in jenem Moment absolut keine Rolle mehr. "De Guzmán versperrt bereits mit den übrigen Soldaten die Aufgänge. Es wäre also das Klügste alle Männer zur Verstärkung nach unten zu schicken und die Leuchtfeuer zu entzünden, bevor die Gefangen bekommen was sie wollen...nämlich ihren Kopf."
Die künstliche Pause trieb für einen Sekundenbruchteil eine leichte Blässe auf Harpers Miene. Wurde wenig später durch Skepsis und einen prüfenden Blick in Richtung des Niedergangs ersetzt. Fast schon demonstrativ wischte sich Skadi mit einer Hand über die blutende Nase, die wohl Beweis genug für die Brutalität unter ihren Füßen sein durfte. Und wie in Zeitlupe senkte sich das Haupt des obersten Befehlshabers. Hob sich daraufhin zu einem kurzen Nicken, ehe er erst zu Kaladar hinab blickte und sich dann an die umstehenden Leutnants, Sergeants und Soldaten wandte.
Ihr Plan war aufgegangen, ohne dass es sie mehr Worte und Überzeugungskraft gekostet hatte? Fast erleichtert hätte Skadi ihre angespannten Lungen vom übermäßigen Stickstoff befreit. Zügelte sich jedoch in der kurz aufflammenden Euphorie, um unter den wachsamen Blicken verborgen zu bleiben. Sie durfte sich jetzt keinen Fehler mehr erlauben. Nicht wenn so viel auf dem Spiel stand.
Ihre Finger kribbelten bei jedem ihrer Schritte. Gaben selbst dann keine Ruhe, wenn die Kuppen über einen dunklen Türrahmen tänzelten oder den Knauf ihres Dolches berührten. Ihre Muskeln barsten nahezu vor schierer Anspannung, waren sich der Präsenz der beiden Wachleute gewahr, die ihren kleinen Trott in Richtung Kajüte begleiteten und jäh zurück blieben, als Harper die Tür ins Innere aufschwang. Es brauchte nur noch einen kleinen Schritt voraus. Eine winzige Bewegung und sie stand inmitten des Zwielichts, das sie als einziges von ihrem Ziel trennte.
Doch Skadi blieb stehen, auf gleicher Höhe zu den Wachposten und rückte ihren Hüftgurt zurecht. "Lasst niemanden hinein. Der Kapitän ist alles, was dieses Schiff noch zusammenhält."
Sie hatte den beiden kaum etwas zu sagen, doch Harper machte nicht den Anschein, als widerspräche er ihren Worten. Hatte zuvor seine eigenen Anweisungen über Deck verlauten lassen und wohl mehr als deutlich klar gemacht, dass er seinen Kopf gern in Sicherheit wusste. Und im Gegensatz zu ihr, war den anderen Marineangehörigen selbiges von Bedeutung.
Tief ein und ausatmend folgte Kaladar somit den Spuren ihres Vorgesetzten. Schloss mit einem beiläufigen Handgriff die Tür hinter sich und schob den Sicherheitsriegel in seine Verankerung. Der letzte Anker, der sie davon abhielt ,nach dem Blutbad, das sie hier veranstalten würde, entdeckt zu werden. "Wie konnte so etwas unterer Ihrer und de Guzmáns Aufsicht geschehen?!"
Skadi registrierte mit einem kurzen Blick über die Schulter den aufgebrachten Zustand des Älteren, reagierte jedoch genauso wenig darauf wie zuvor. Wenn man bedachte, dass sich die betrunken Soldaten ohne jegliche Erlaubnis an den Rumvorräten bedienten, konnte man hier jederzeit jeden wachhabenden Offizier und Sergeant anklagen. Und wenn sie bedachte, wie gerissen und habgierig Harper war, konnte sie sich mehr denn je vorstellen, dass auch aus seiner Feder die ein oder andere Ungerechtigkeit hervorgegangen war.
"4 Augen können gegen 8 alkoholisierte Hände kaum etwas ausrichten Sir."
Es war nicht so, dass sie sich für irgendetwas hätte rechtfertigen müssen. Doch wenn sie wollte, dass Harper seinem Rettungsplan nachging, musste sie ihre Schmierenkomödie aufrecht erhalten. Ganz gleich wie lange es brauchte und wie unangenehm ihre Gelüste gegen ihren Brustkorb drückten.
Harper reagierte auf ihre Worte jedoch nur mit einem verächtlichen Schnauben und einer Geste, die ihre Miene verdunkelte. Er hielt absolut nichts von der vermeintlichen "Schwäche", die seine Untergebenen an den Tag gelegt hatten, begann mittlerweile sein Hab und Gut aus den Regalen und Schubfächern zusammen zu klauben - für den Fall, dass alles in das Rettungsbot verfrachtet werden musste, das hinter dicken Planken auf ihn wartete.
Herzschlag um Herzschlag schob sich die Dunkelhaarigen aus den Schatten. Wartete jeden Moment gespannt auf den richtigen Augenblick. Horchte auf das schwere Atmen des Kapitäns und den Tumult außerhalb, der sich bis in den Bauch des Schiffes erstreckte. Nur ein Augenblick würde ihr bleiben, um einen gezielten Angriff zu setzen. Und selbst wenn sie Harper damit überraschte, würde das darauf folgende Gerangel deutliche Spuren hinterlassen.
Und gerade als er ihr den Rücken zuwandte, seine blaue Robe ablegte, um ein sicheres Lederwams anzulegen, schnellte sie mit gezogenem Dolch voraus. Bohrte ihn tief in die Seite des hoch gewachsenen Körpers und lehnte sich mit aller Kraft gegen den Griff. Der Schmerzensschrei war das erste, das Skadi wahrnahm, ehe sie sein Ellenbogen traf und zurück schleuderte. Ihre Hüfte gegen seinen Schreibtisch trieb und der nachfolgende schwere, rasselnde Atemzug Blut auf Harpers Lippen legte. Sein Entsetzen, ebenso wie seine Verwunderung schienen tief ihn seine Miene gemeißelt, als er sich herum wandte und blind mit den langen Fingern nach dem Dolch in seinem Körper fischte. Doch statt das Ende der Klinge zu erreichen, floss durch die ruckartigen Bewegung nur unkontrolliert Blut aus seinem Organismus. Tränkte das weiße Hemd in leuchtendes Rot, das Skadi im Halbdunkel nur als immensen Fleck wahrnehmen konnte. Doch der Kapitän ergab sich seinem Schicksal nicht. Setzte zu einem gezielten Schlag gegen sie an, dem die Jägerin nur mit einem Fall zu Boden entkam. Ruckartig zog sie ihre Beine hinauf, stemmte sie mit aller Kraft gegen den Körper über sich und brachte den Befehlshabenden zum Straucheln.
Es brauchte eine Gefühlte Ewigkeit, in der Jäger und Opfer durch den Raum tanzten und letzten Endes Gesicht an Gesicht auf dem Boden landeten. Blutverschmiert und sichtlich am Ende der Kräfte. "Für meine Brüder und Schwestern.", wisperte Skadi dem Älteren zu, hörte das immer lauter werdende Klopfen an der verschlossenen Tür, die alsbald aus ihren Angeln fliegen würde. Blickte dem röchelnden Leib unter sich tief in die Augen, bis das Leben darin erlosch.
Doch die Genugtuung war nicht das erste Gefühl, das sich einstellte, kaum dass die zierliche Gestalt zur Seite rollte und schwer atmend gegen die Decke starrte. Es war ein Zittern, das ihren Körper durchfuhr und erst losließ, als sie sich aufrappelte und den umgebenden Geräuschen lauschte. Sie musste hier heraus, so schnell wie möglich. Und es war de Guzmán und ihren langen Jahren auf diesem Schiff geschuldet, dass sie aus den verschlossenen vier Wänden entkam, ehe die Vordertür splitternd unter den Tritten der Wachposten nachgab. Mit hektischen Händen den kleinen Geheimgang ins Nebenzimmer fand und mit einem letzten Aufbegehren ihrer Kräfte zurück aufs Achterdeck verschwand.
{ Erst auf dem Kanonendeck | dann auf dem Achterdeck | wenig später in der Kajüte des Kapitäns | danach mit letzter Kraft wieder auf dem Achterdeck}