RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Trevor Scovell - 07.05.2020
Ha! Er hatte recht gehabt! Trevor grinste und verschränkte stolz die Arme vor der Brust. Okay, halb um seinen Stolz zum Ausdruck zu bringen, und halb, weil er nicht wusste, wohin sonst mit ihnen. Konnte sich denn niemand sonst besser konzentrieren, wenn er sich bewegte?! Er musste ein bisschen schielen, aber er schaffte es, Ceall einen schrägen Blick zuzuwerfen, ohne die Augen von Lucien zu wenden. Gegen seine Umarmung wehrte er sich jedoch nicht – für den Moment.
„Eine Liste für eine Liste“, sinnierte er, als Lucien sich kurz abwandte.
Er nahm einfach mal an, dass die Tarlenn hier den Gefallen einforderten, den sie Talin getan hatten. So funktionierte das bei ihnen. Gut, wenn man es ganz genau nahm, waren wohl auch Greg, Rayon und Trevor selbst Teil dieses Gefallens gewesen. Aber einerseits war es ja wohl Trevors eigene Entscheidung gewesen, auf die Sphinx zu wechseln, und andererseits sprach ja nichts dagegen, bei dieser Aktion auch noch ein paar neue Leute aufzugabeln – so wiederum funktionierte das bei der Sphinx.
Ein bisschen trauerte er aber schon der Teeparty nach. Er war noch nie auf einer Teeparty gewesen. Der Marine eine Liste mit Namen unter der Nase weggeklaut hatte er dagegen schon, nichts leichter als das! Die hatten wirklich viel zu viele von denen. Aber wenn sie sich auch ständig mit Sir und Leutnant und was hatte Rym gesagt? Commodore? anredeten, wie sollten die sich da auch irgendeinen Namen merken! Trevor schüttelte spöttisch grinsend den Kopf. Aber wessen Namen da jetzt draufstanden, war ja auch erst mal zweitrangig. Viel wichtiger war, wie sie überhaupt an die Liste kamen.
„Es gibt also keinen Plan – von dem du wüsstest?“
Er runzelte die Stirn, klang aber nicht im Mindesten so skeptisch wie Rym. Ganz im Gegenteil.
„Das heißt ja –“ Er unterbrach sich selbst, um seine Stimme auf Luciens Verschwörungsniveau zu senken. „Das heißt, es könnte trotzdem eine Teeparty werden!“
Er warf erst Lucien und dann doch lieber Ceall ein Strahlen zu, der offenbar denselben Gedanken gehabt hatte, zumindest den mit dem Angucken und Lachen, nicht unbedingt den mit der Teeparty. Oder vielleicht ja doch. Jedenfalls ließ er Trevor im nächsten Moment frei und das war gut so, denn die Menschen, die Trevor festhielten, teilten sich in zwei Gruppen: die, von denen er sich losriss, und die, die er hinter sich herschleifte. Und theoretisch gesehen gab es noch die, die sich nicht in Gruppen, sondern in zwei Hälften teilten, aber das war bisher erst eineinhalb mal vorgekommen und zählte eigentlich gar nicht.
„Also dann. Wer als erster da ist!“, flötete er in Luciens und Ryms Richtung und sprang vor Ceall auf die Straße. Den ganzen Rest konnten sie dann ja besprechen, wenn sie ihre geheimnisvolle Kontaktperson gefunden hatten! Warum noch länger hier herumstehen?
„Bettler?“, wiederholte er, als Ceall zu ihm aufgeholt hatte.
Jetzt war es an ihm, die Straße aufmerksam auf- und abzusehen, ohne dabei seinen Schritt zu verlangsamen. Sie sah von dieser Seite fast genauso aus wie von der anderen: reich.
„Wie kommst du denn jetzt auf – oh! Oh, glaubst du, unser Informant“, er unterstrich das Wort mit einem Wackeln der Augenbrauen, weil es schon ziemlich schick war, seinen eigenen Informanten zu haben, „ist einer? Es könnte aber doch auch ein Dienstbote sein oder eine Magd oder ein Gärtner – es gibt Menschen, die sich in Büsche verwandeln können, wusstest du das? – oder ein ein klitzekleines bisschen abtrünniger Marineheini oder ich hab gehört, dass reiche Leute jemanden haben, der nur dazu da ist, ihnen die Tür aufzumachen, meinst du, das stimmt?! So jemand wäre praktisch, der könnte uns dann ja auch einfach aufmachen …“
Er bog in die nächstbeste Seitenstraße ein, ohne seine Überlegungen zu unterbrechen. Irgendjemand hatte sich wohl tatsächlich vor dem Bau des Stadtteils Gedanken um dessen Planung gemacht, sie konnten einfach schnurgerade aus laufen, schließlich nach links abbiegen, dann nach rechts, nach links und noch mal nach links, weil Trevor fand, dass sie mal ein bisschen Abwechslung bräuchten, und zu guter Letzt noch mal rechts, weil einem von so viel links ja ganz schwindlig wurde.
„… das wären dann fünfhundert Goldstücke, mindestens!“
Er hatte keinen einzigen Bettler gefunden. Aber um Futter bettelnde Straßenhunde zählten ja ebenfalls, oder? Von denen hatte er auch keinen gesehen, aber es hatte ihn auf die Idee gebracht, nach Katzen zu suchen, und genau so eine hatte gerade einen ganzen Schwarm Tauben aufgescheucht und die waren ja wohl die ultimativen Bettlertiere! Die Vögel ließen sich in einem Baum mit großen, gelben Blüten nieder. Seine Äste waren so sorgsam gestutzt, dass sie keine Handspanne weit über den hohen Gartenzaun hinweg auf die Kreuzung reichten, an der Trevor und Ceallagh standen. Auf der Hauptstraße vor ihnen hastete ein Mädchen vorbei. Den Kopf gesenkt, bemerkte sie weder die Tauben noch die Blüten noch die Katze und Trevor überlegte kurz, sie anzusprechen, aber da war sie schon vorbei und um die Biegung der Hauptstraße herum verschwunden.
„Die sah schon mal nicht aus, als würde sie ein Haus beobachten.“ Er zuckte mit den Schultern und grinste Ceall schief an. „Aber falls du immer noch lieber hübschen Damen nachste–“
Trevor ließ die Katze fallen und packte Ceall am Ärmel. Ohne ein weiteres Wort deutete er auf die zusammengesunkene Gestalt vor dem Haus mit dem blauen Balkon schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite. Sie beschnupperte hingebungsvoll ihren Flachmann.
Gefunden.
[Bei Lucien, Zairym und Ceall || Zeitsprung von 10-15 Minuten, in denen er mit Ceall durch die Seitenstraßen läuft || am Ende mit Ceall in einer Seitenstraße hinter der Biegung der Hauptstraße, schräg gegenüber von Aik und der Villa]
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Elian Montrose - 10.05.2020
Liams Worte mochten Elian nicht schmecken, aber er hatte vermutlich Recht, immerhin kannte er Shanaya besser als der jüngere letzte Montrose. Liam eilte Shanaya hinterher, und im verbleibenden Knäuel von Elian und den beiden Neuankömmlingen entbrannte eine kurze Unterhaltung.
„Ich habe ihr gegenüber dieselbe Drohung gemacht. Hat nichts gezogen,“
erklärte Elian Josiah auf seine Nachfrage hin. Shanayas Gelassenheit gegenüber der Aussicht auf ein Holzbein sprach dafür dass sie entweder keine Ahnung hatte, wie schmerzhaft und lästig und unpraktisch eine Prothese auf hoher See sein würde, oder es ihr wirklich so sehr um die Äußerlichkeit einer starken Piratin ging, dass sie bereit war, dafür ihre Beweglichkeit zu opfern. Oder dass sie so kindisch war, dass sie schlichtweg nicht anders konnte als Leuten zu widersprechen, die augenscheinlich Recht hatten. Es machte Elian zornig, aber längst nicht zornig genug, um darüber ein Magengeschwür zu entwickeln. Er hatte gemeint, was er gesagt hatte: Es war ihr Leben. Ihr verdammtes Bein. Und definitiv letzten Endes nicht sein Problem, zumindest nicht, bis es eine Entzündung notgedrungen dazu machen würde. Aber musste er wirklich ihr Händchen halten, während sie diese provozierte?
Nein, beschloss er in einem für ihn sehr uncharakteristischen Moment plötzlich. NEIN! Es war NICHT sein Problem! Sie konnte ihn mal! Leute, die so über Aspen redeten und lachten, konnten von ihm aus Wundbrand kriegen. Er würde ihr helfen, wenn es soweit kam, aber er würde unter Garantie nicht daneben sitzen und Däumchen drehen, während es passierte.
Noch vor drei Wochen hätte Elian auf Farleys Vorschlag, Diebstähle zu begehen, mit Einwänden moralischer und sicherheitstechnischer Art reagiert. Er war steckbrieflich gesucht, das letzte was er brauchen konnte, war – realistisch gesehen – ein Verbrechen zu begehen, das jemandem auffiel. Seine Tage der Schelmerei auf Raízun waren nun auch schon etliche Jahre her. Aber heute war ihm das alles egal. Scheiß auf Vorsicht. Scheiß auf Regeln. Taranis und Aspen waren auch vorsichtig gewesen, und gestorben. Sie waren nicht hier, um auf ihn wütend zu sein oder ihm zu sagen, dass er ein Vollidiot war. Außerdem gab jeder hier Shanaya recht, deren Vorgehen komplett idiotisch war, also war das vielleicht das Leben, das er jetzt vor sich hatte. Er konnte schwerlich nach Hause zurück, oder wieder für die Marine arbeiten. Und er hatte bereits Erfahrungen damit gemacht, wie es ihm erging, wenn er sich alleine durchschlug. Wenn er weiterleben wollte – und er war nicht ganz sicher, dass er das wollte, aber für den Moment war es ein guter Anfangspunkt – dann musste er bei der Crew bleiben, der er sich ursprünglich wegen Aspen, und ein wenig auch wegen Taranis und minimal wegen Talin, so bereitwillig angeschlossen hatte.
Bei einer Piratencrew.
Umgeben von, nun, PIRATEN.
Taschendiebstähle würden wohl kaum das Schlimmste sein, was er in naher Zukunft tun würde, um sich in dieser Crew seinen Platz zu verdienen.
Also, warum nicht schon mal anfangen mit seinem perfekten neuen Leben eines ehrlosen Diebes, Mörders und was der Geier den anderen sonst noch für ihn einfiel. Es war alles besser als der Nebel der letzten Wochen.
„Weißt du was, das klingt wunderbar.“
Er nickte Farley zu, auf seinem Gesicht ein düsterer, aber sonderbar entschlossener Ausdruck.
„Geh voraus, ich folge dir. Hab für den Tag wirklich genug von ihrem Humor, aber wenn ich noch lange hier drin bleibe, ersticke ich.“
Bis zur Straße folgten sie den anderen, dann bogen Farley und Elian gemeinsam ab und schlenderten nebeneinander weg von der Gruppe um das Hinkebeinchen. Elian war schweigsam, dankbar für die Bewegung nach der gefühlten Ewigkeit des Herumhängens. Ihm gingen viele Gesprächsthemen im Kopf herum, vor allem natürlich das, was ihnen beiden nicht aus dem Sinn gehen wollte - der Moment am Hafen. Die Schusssalve. Die stürzenden Körper.
Aber er wollte das alles nicht haben, nicht jetzt, nicht hier. Er hatte gerade erst den Damm in seinem Innersten errichtet. Er konnte es sich nicht leisten, ihn einzureißen und sich seinen Gefühlen hinzugeben. Und so gut er Farley kannte im Vergleich zu allen anderen an Bord - durch die langen Jahre der Trennung waren sie schwerlich so gut bekannt wie früher. Ihre Freundschaft stammte aus Kindertagen. Es würde Zeit kosten, als Männer auf dieselbe Stufe zu kommen wie damals.
„Machst du das öfter? Leute... erleichtern?“
[Bordell mit Josiah, Farley, Liam und Shanny]
[Dann allein mit Farley, auf dem Weg in die Stadt]
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Isala Reginn - 10.05.2020
Sie schnaufte kurz auf. Zwar wollte sie nicht anhänglich sein, doch das letzte Mal als sie sich gesehen hatten, war da ein Grund, warum sie ihn nicht hatte begleiten können....und nun war da keiner mehr. Sie war alleine und wollte dies nicht mehr sein.
"Als ob ich hier eine große Zukunft hätte.", Sprach isala achselzuckend und drehte sich schon in Richtung der Tür.
Die dunkelhaarige Frau hatte sowieso keinen richtigen anschluss hier gefunden und fand das Gehabe der Weiber in diesem Bordell einfach nur grässlich. Außerdem hatte sie Angst, dass es irgendwann nicht mehr reichen würde, dass sie sich um alle Bedürfnisse der Gäste kümmerte ...nur um das spezielle Bedürfnis eben nicht.
Eben wollte sie tarón noch antworten, da überlegte sie sich, den Mann noch etwas schmoren zu lassen, dafür, dass er sie so lange nicht besucht hatte.
"Das Frühstück ist eine meiner Aufgaben hier, ja", da sie sich mit dem Rücken zu ihm gewandt hatte, sah er ihr Grinsen nicht, während sie die Tür öffnete.
"Dann lass uns die Echse Mal suchen, ich denke ich habe sie gesehen, bevor du mich umgerannt hast."
[Im Bordell / bei Tarón im Zimmer - auf dem Weg in den Flur]
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Gregory Scovell - 10.05.2020
Aufmerksam beobachtete Gregory seine Umgebung, während er Rúnars Worten lauschte.
Was das wohl für eine Familie wäre?
"Solide würde ich das nicht nennen", meinte er dann leise, "Eher riskant aber notwendig und hoffentlich gut durchdacht.
Greg seufzte.
"Immerhin gehören wir Tarlenn zu denen, die sich darum bemühen, die Aufgaben auf die Fähigkeit des Beauftragten abzustimmen. Es wird also keine Selbstmordaktion sein."
Hoffte der Schiffsarzt jedenfalls. Er machte sich trotzdem sorgen, gerade auch, weil er nicht dabei war. Was ihm nur noch mehr vermeintliche Indizien über die Art der Mission gab, welche ihn noch mehr beunruhigten.
Gerade deshalb würde er sich Heute mit etwas ablenken.
Müssen.
Das jedenfalls bestätigten ihm Rúnars Worte. Darauf würde er jedoch nicht eingehen.
Und zu Andalónia konnte er im ersten Moment nichts sagen, kam doch just Iría mit seinem Frühstück daher. Sie lächelte ihn an, erkundigte sich, ob er noch etwas bräuchte und strich ihm zum Abschied über die Hand.
Mickala schnaubte und stellte den Tee mit einem harten "Tunk" und giftigem Blick in Richtung Iría daneben.
Diese lächelte sie nur frostig an und ging.
Dann kam, im sanftem Ton, von Mickala:
"Fragt auf dem Markt rum, vielleicht wissen die Kräuterhändler näheres. Oder geht zu den Hebammen, die gehen auch zu den Armen. Und die Medici sind ja angeblich für jeden da.
"Im Gegensatz zu dir, wie mir scheint. Warum eigentlich so spröde? Gefallen wir dir nicht?"
Verschwörerisch lächelte sie und strich ihm nicht nur über die Hand, sondern auch über den Unterarm.
Gregs Lächeln war höflich, sein Ton unbestimmt, die Bewegung seines Armes unauffällig unter ihrer Hand fort zum Tee:
"Ich danke dir Mickie. Über den Rest können wir uns ja beim Abendessen unterhalten."
"Wenn ich dann mal nicht anderweitig beschäftigt bin Süßer. Aber wie du meinst."
Sie wirkte etwas grimmig, ließ die beiden aber alleine.
Mit einem tiefen Seufzen wandte sich der ältere Scovell also an den Mann neben sich:
"Was hältst du davon, ich esse jetzt eben und danach unterhalten wir uns etwas über Andalónia, Schnee und unsere jeweilige Herkunft? Bevorzugt auf dem Weg zum Markt, falls du mich begleiten magst?"
{ an der Bar | mit Rúnar (und der Bardame, Mickala) }
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Aik Malova - 11.05.2020
Eine Bewegung am Rande seines Sichtfelds ließ ihn den Kopf ein winziges Stückchen heben. Eine stink normale Katze, grau getigert, auf dem Weg in eines dieser sich-wichtig-fühlenden Häuser. Passte ganz wundervoll hierher, das Tier. Genauso hochnäsig empfand er die kleinen Räuber wie das Gesindel an Mensch, dass in dieser Gegend wohnte. Es wurde Zeit, dass er hier wieder weg kam, zurück zu seinem Zuhause. Auch, wenn das weniger viele Stockwerke, oder gar Räume, oder gar Türen hatte.
Seine Augen folgten dem Weg der Katze zu seinem Ursprung, um eine Gestalt zu entdecken, die eine andere Gestalt am Ärmel packte und auf ihn aufmerksam machte. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, gut abgeschirmt von seinem immer noch gesenktem Kopf und dem noch als gestutzt zählendem Bart.
"Heute nicht, mein Schöner", raunte er dem Inhalt des Fläschens zu. Seine Lippen streiften dabei über die Ränder, sodass, nachdem er mit der Zunge genüsslich über sie gefahren war, sich die Erinnerung an den Geschmack des Gebräus in seinem Mund drehte und wendete, bis er ihn hinunter schluckte. Dabei hob er eine Hand und streckte sie nach den Männern aus, als wolle er, wie konnte es anders sein, Geld erbetteln. Aber seine Finger zuckten und winkten sie heran.
Aik war sich sicher, dass diese beiden Kauze sicher nicht zufällig hier vorbeitollten. Nicht, dass sie ausgesehen hätten wie Piraten. Oder besser, wie Aik sich Piraten vorstellte. Aber Menschen trugen selten eine Aufschrift ihrer Berufung auf der Stirn - und wenn, hätte die kauernde Gestalt am Straßenrand sie auch nicht lesen können. Aber diese beiden, die sahen nicht aus, wie die anderen, die ihn tagtäglich ignorierten. Zum einen, natürlich, waren sie auf ihn aufmerksam geworden, ja, hielten doch sogar gerade Inne auf ihrem Weg wer weiß wo hin, nur weil sie ihn entdeckt hatten. Entdeckt. Pah. Gesucht! Sie hatten ihn gesucht, ganz recht. Weil er hier verdammt wichtig war. Um in dieses Haus zu kommen. Und diesem Sack vom Adel sein süßen, ruhigen Schlaf zu vermiesen.
Aik grinste nun breit und hob den Kopf, um die beiden Männer genauer zu betrachten. Warum nur zwei? Nicht, dass er sich mit solchen Unternehmungen auskannte. Er hätte ja nun auch keine ganze Piratencrew erwartet. Aber zwei? Mit ihm dann nur drei? Wenn etwas schief ging... würde er die Biege machen. Als aller erster.
"Ein paar Münzen für einen armen Mann?", gluckste er. Ganz sicher war er, dass diese Männer es waren, auf die er warten sollte, und doch war er noch nicht bereit, gänzlich alle Vorsicht fallen zu lassen. Wenn sie's nicht waren, würden sie ihn für einen dummen Bettler halten. Und wenn sie ihm böses wollten, dann würde er sie anspucken. Edelmänner fanden das ganz und gar zum flüchten, wie er in den letzten paar Tagen gelernt hatte, in denen er in dieser verfluchten Gegend gewartet hatte.
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Zairym al Said - 12.05.2020
Wie selbstverständlich nickte er auf Luciens Worte, während seine Gedanken um das Für und Wider herumstreiften. Letztlich musste er aber festellen, dass er jetzt darüber jammern konnte, wie wenig Zeit sie gehabt hatten, um sich darauf vorzubereiten, oder er nahm es einfach als gegeben hin. Eine Person zu finden, die ihnen die nötigen Informationen gab, um sich in dem Haus zurecht zu finden, steigerte ihre Chancen noch einmal enorm. Die Tarlenn waren keine Herzogsfamilie geworden, weil sie Idioten in ihre 'Familie' aufnahmen. Die Kontaktperson würde daher mit Sicherheit eine Menge mehr wissen, als Lucien. Immerhin kannte der den Auftrag, dass war auch nicht so schlecht. Also warum dann nicht einfach Spaß an diesem kleinen Spiel haben, wenn sie neben dem gesuchten Objekt auch einfach noch mehr mitgehen lassen konnten. Vielleicht nicht die schlechteste Tätigkeit, um seinen Tag zu starten.
Ein kleines Schmunzeln zupfte an seinen Lippen, aber er kam gar nicht dazu etwas zu sagen, weil in dem Moment das Chaos sprach, lachte und schließlich in seinem ganz eigenem Tempo davon zog. Das Lächeln verschwand schnell wieder und Rym konnte nicht anders, als zu Seufzen, als er sich seinen Nacken massierte.
„Ich fühle mich, wie ein alter Mann, wenn er in der Nähe ist.“
Er schüttelte sich leicht und schlug den entgegen gesetzten Weg von Ceallagh und Trevor ein. Für einen Moment grübelte er darüber nach, wie sie am besten suchen sollten. Sicher würde sie niemand ansprechen und ihnen auf offener Straße Informationen über eine der Villen hier anbieten. Nun, vielleicht sollte er sich nicht so viele Gedanken darüber machen. Sie hatten den Glückspilz dabei und er konnte das Tattoo auf seinem Unterarm ja einfach jeder Person, die wie ein Kontaktmann aussah, zeigen. Oder er fand ihn einfach so, ohne jede Probleme. Alles war möglich.
Rym verschränkte wieder die Arme hinter dem Kopf, pfiff kurz seine schräge Melodie, beobachtete aus dem Augenwinkel, wie die Aufmerksamkeit, die sie drohten auf sich zu ziehen, langsam wieder verschwand. Erst dann verstummte er und wandte sich seinem Begleiter zu.
„Ich misch mich ja nur ungern ein, aber ich hab das Gefühl, dir gefällt das Ganze nicht. Dass wir hier einbrechen müssen, dass deine Crew jemandem einen Gefallen schuldet. Dass du die Quasselstrippe mitgenommen hast. Ich meine, du hättest auch den Doc mit nehmen können. Die beiden sind doch irgendwie verwandt, dass heißt er gehörte auch zu den Tarlenn. Warum also Trevor statt ihn? Du kannst den Typen nicht leiden.“
[Im Villenviertel | erst bei Ceallagh und Trevor dann mit Lucien in den Seitengassen]
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Ceallagh Hayes - 12.05.2020
„Ai.“
Ein Lächeln zierte seine Lippen. Begleitet von einem durchdringenden Blick, der zweierlei bedeuten konnte: absolute Vorfreude auf ihre kleine Unternehmung oder eine prickelnde Vorahnung von dem, was Trevor alsbald zu tun gedachte. Seine Lippen öffneten sich zu einer Frage und hielten in einem stummen Laut inne, den der Schmuggler mit zufriedenem Ausdruck bedachte. Die Erkenntnis sackte sichtbar im Kopf des Scovells hinab und festigte sich in einem verworrenen Wust aus Gedankensprüngen, dem Ceallagh erstaunlich gut folgen konnte. In der Tat konnte er mit seiner Vermutung falsch liegen. Als Gärtner oder Magd hätte ein Informant durchaus leichtes Spiel. War immer am offenen Herzen ohne aufzufallen. Doch es brauchte Jahre, um sich dorthin einzuschleichen. Unbemerkt. Meistens, so war seine Erfahrung, wurden die Bediensteten in Gegenden wie diesen nur auf Empfehlung eingestellt. Selten, weil hier jemand ein gutes Herz besaß, um arbeitswillige Gossenkinder von der Straße zu holen. Doch Ceallagh unterbrach Trevors Ausführungen nicht. Überließ es dem Jüngeren sich zu sortieren und an seiner Seite den Weg im Zickzack durch die Straßen zu nehmen, ohne sich heillos zu verlaufen.
“So jemanden nennt man einen Butler. Und glaube mir, die wird es hier in jedem Haushalt geben, der etwas auf sich hält. Butler sind sowas wie… der edle Schmuck der feinen Gesellschaft.“
Und jeder rühmte sich mit der Anzahl und Gefügigkeit seiner Bediensteten und bescherte Menschen wie Ceallagh einen bitteren Kloß im Hals. Eher starb er, als sich jemandem derart zu unterwerfen. Weder seine Schmuggler- noch seine Rebellenseele waren für das Leben im goldenen Käfig gemacht. Womöglich war es deshalb die beste Entscheidung seit langem unter der Flagge seines Freundes durch die erste Welt zu segeln. Mehr Freiheit konnte er kaum mehr genießen, wenn er nicht für den Rest seines Lebens allein bleiben und dennoch sicher gehen wollte, dass der Sinn seines Lebens geschützt und in der Unendlichkeit der Welten versteckt blieb.
“Mh?“
Schlagartig zogen sich die dichten, blonden Brauen zusammen, als Trevor das Tier in seinen Armen unsanft gen Boden fallen ließ und das protestierende Fauchen und Aufschreien jeden Blick auf sie gerichtet hätte, so sie denn nicht geschützt in der Gasse geblieben wären. Instinktiv riss sich Ceallaghs Hand von Trevors Zweifingergriff los. Vollführte eine Geste in Richtung seines Armes und drängte ihn sanft, aber bestimmt hinab. Denn wenn er sich nicht irrte, war der Blick des Alten zu ihnen hinüber geglitten. Gut versteckt unter dem Schatten seines Hutes, der seine Erscheinung vollendete.
“Wo bleiben deine Manieren mein Lieber! Man zeigt nicht mit dem nackten Finger auf Gesindel.“
Laut dröhnte seine Stimme mit tadelndem Unterton über die Straße, hinterließ einen herablassenden Blick auf der bärtigen Miene, die sich von Aik abwandte und Trevor musterte. Vielleicht würde der Jüngere verstehen. Selbst wenn nicht, hielt es Ceallagh nicht davon ab, stolzen Schrittes weiter zu gehen und die freie Hand in den Rücken gleiten zu lassen. Ganz als wolle er an dem Fremden vorüberziehen und ihn ignorieren – so wie es die feine Gesellschaft mit all jenen Dingen tat, die ihr nicht in den Kram passte, sie aufwühlte oder einfach nicht standesgemäß genug war.
Erst auf Höhe des Bettlers blieb er stehen, senkte den Blick mit arrogantem Ausdruck, ehe sich ein amüsiertes Zucken in seinen Mundwinkel schlich. Kaum erkennbar von den hohen Fenstern der gegenüberliegenden Hausreihe aus. Noch weniger durch das dichte Blattwerk des Baumes, der auf dem Grundstück eben jenes Zaunes stand, an dem Aik seinen Posten bezogen hatte.
“Es ist ein Wunder, dass dich noch niemand von hier verjagt hat, mein Lieber. Bettler senken den Wert dieser Gegend beträchtlich, meinst du nicht auch?“
[Villenviertel von Silvestre | erst in Sicht- und Hörweite von Lucien und Zairym | dann allein mit Trevor | wenig später direkt neben Aik ]
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Josiah Moggensten - 13.05.2020
Josiah hatte Elians Antwort nur halb abgewartet. Hinter ihm hörte er noch, wie die beiden jungen Männer weitersprachen, Optionen in den Raum stellten und wahrnahmen. Josiah warf einen kurzen, knappen Blick über die Schulter, als er an einer offenen Tür vorbei kam und die Option förmlich dazu einlud, den neugierigen Blick mit einem „neugierigen Blick in den Raum“ zu kaschieren. Nur kurz, und als er wieder nach vorne blickte hörte er schon, wie die beiden Männer sich nun auch in Bewegung setzten.
Also würden die beiden sich draußen von ihnen verabschieden. Ein kurzes Grinsen glitt über Josiahs Lippen. Er hatte Elians Gesichtsausdruck zwar nur kurz gesehen, aber herrlich war er dennoch gewesen – war der junge Mann immer so theatralisch gewesen?
Dann waren Shanaya und Liam eingeholt, und Josiahs stilles Grinsen erstarb schlagartig. Wie selbstverständlich passte er sich an die Geschwindigkeit der beiden an, gerade rechtzeitig, um noch die letzten Gesprächsfetzen aufzuschnappen.
Essen. Natürlich musste es um Essen gehen.
Also kein wichtiges Gespräch.
Josiah hatte sich etwas interessanteres erhofft. Für einen kurzen Moment spielte er mit dem Gedanken, sich von Shanaya und Liam zu verabschieden und sich an ihnen vorbei zu schieben um schneller draußen zu sein. Aber das Laufen-Gehen lief ihm nicht davon, und vielleicht ergab sich auf den Weg dorthin ja doch noch etwas Abwechslung. Also blieb er.
{ bei Shanaya, Liam, Elian und Farley unterwegs durch das Bordell }
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Tarón Valur - 13.05.2020
Eine ihrer Aufgaben…
Die Worte hingen in der Luft wie kalter Rauch und einen langen Moment sah Tarón wie eingefroren auf dem ihm zugewandten Rücken.
Er hätte nachhaken, seine Frage konkretisieren können, doch eine schale Mischung aus Wut, Scham und noch etwas anderem, undefinierbarem, das sich in seiner Magengegend zu einem faustgroßen Knoten zusammenballte ließ ihn dann doch schweigen.
Was hatte er auch schon für ein Recht hier irgendetwas zu bewerten? Sich in ihr Leben und ihre Entscheidungen einzumischen, nachdem er es gewesen war, der sie zurückgelassen hatte? Wäre er damals geblieben, hätte er sie nicht allein an Chikarns Ufern verschwinden sehen … doch auch das spielte nun keine Rolle mehr.
Die Vergangenheit war geschrieben – sie zu bedauern änderte sie nicht. Und auch nicht das, was Isala demnach hatte tun müssen … oder gewollt hatte.
„Ja, gut. Okay, ich komme schon…“
Doch das „gut“ klang nicht danach und seine Worte taumelten wie verstreute Brotkrumen, die man den Möwen zuwarf.
Dennoch folgte er ihr tatsächlich und trat hinter ihr auf den Flur hinaus, auf dessen Boden noch immer ein paar Reste Ei von ihrem vorherigen Zusammenstoß lagen.
„Ich glaube er ist nach links gebogen, als er hier raus ist…“
Sprach er immer noch fahrig, wartete aber auf ihre Bestätigung oder Korrektur.
[Isala| Erst im Zimmer, dann auf dem Flur davor - im Bordell]
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Shanaya Árashi - 17.05.2020
Elian folgte den Beiden nicht und auch wenn es Shanaya egal gewesen wäre... vermutlich war es so besser. Nicht für sie, selbst wenn sich der übrig gebliebene Montrose wutentbrannt auf sie geschmissen hätte, hätte sie ihren Spaß daran gehabt. Aber eben genau dieser Montrose war vermutlich in anderer Gesellschaft besser aufgehoben – und so ging ihr niemand mit altklugen Sprüchen auf die Nerven. Sie wusste, was sie ihrem Körper antun konnte, was er aushielt. Da konnte sich Arzt schimpfen, wer wollte. Liam lockte sie mit seinen Worten wieder ins Hier und Jetzt zurück, brachte die Schwarzhaarige dazu, ehrlich aufzulachen. Mit einem Schütteln ihres Kopfes huschte ihr heller Blick zu dem Lockenkopf herum, während sie sich im gemütlichen Tempo vorwärts bewegte.
„Wie Recht du hast. Aber... der Großteil zeigt sich eh ziemlich unbeeindruckt von weiblichen Brüsten.“ Sie wackelte leicht mit der Nase, ihr war, als hätte sie solch eine Unterhaltung erst vor Kurzem mit Liam geführt. Was ihm ein Grinsen in seine Richtung einbrachte. „Ich habe ja den Verdacht, dass ein Großteil von ihnen entweder ihren Spaß lieber beim gleichen Geschlecht suchen – oder ihrer Männlichkeit beraubt wurden.“
Sie nickte verschwörerisch, zuckte dann aber mit der Schulter, die nicht auf der Krücke stützte. Ihr sollte es egal sein, sie war nicht auf die gierigen Blicke irgendwelcher Kerle angewiesen, die ihr zeigten, dass sie ein heißes Stück war – das wusste sie auch so. Und vielleicht war es auch ganz praktisch so, wenn ihr nicht jede Minute ein Typ an Blusenzipfel hing, der ihr wie ein räudiger Hund hinterher hechelte.
„Liiiiiiiiaaaaaaaammmm!“ (Das tötet Menschen!)
Sie warf dem Mann einen vorwurfsvollen Blick zu, der ihm ganz genau verraten würde, was der jungen Frau durch den Kopf ging.
„Mit dieser faulen Ausrede müsstest du mich eigentlich einladen, damit ich dir deine Sünde vergebe!“
In ihrem Blick lag ein zu Tode gekränkter Ausdruck, der einige Herzschläge später jedoch einem gut gelaunten Lächeln wich. Gerade wollte Shanaya noch etwas anfügen, als noch jemand zu ihnen trat. Josiah hatte sich also entschieden, mit ihnen zu gehen – zumindest das erste Stück. Aber der Dunkelhaarige schwieg, irgendwie wie erwartet. Also sagte auch Shanaya Nichts zu ihm, nahm seine Anwesenheit einfach so hin. Stattdessen konzentrierte sie sich auf den Weg, der sie aus diesem Bordell heraus führte. Sie wurden nicht aufgehalten, nur neugierige Blicke folgten ihnen. Vielleicht, weil noch niemand eine Hure gesehen hatte, die mit zwei... Kunden und einer Krücke diesen Ort verlassen hatte.
Als die Schwarzhaarige an die frische Luft trat, fiel dieser Gedanke jedoch von ihr ab und sie atmete mit einem zufriedenen Seufzen tief durch.
„Viel besser. Dann lasst uns Mal nachsehen, was diese Insel spannendes zu bieten hat.“
Damit wartete die Dunkelhaarige nicht lange, setzte sich wieder hinkend in Bewegung.
[Vor dem Bordell | Liam & Josiah]
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