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Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Druckversion

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RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Weltenwind - 13.06.2022

Ein Hauch von Sand und Zeit ...
Ein Hauch ehrlicher Neugier erschien in den Augen der alten Verkäuferin. Mehr als eine Sammlerin? Was konnte man denn mehr sein? Worauf wollte das junge Ding hinaus? Doch dann fiel ihr Blick auf das Pergament, das Shanaya aus ihrer Tasche zog, und der Ausdruck auf ihren Zügen verwandelte sich in überraschte Erkenntnis. Sie lehnte sich ein Stück vor und strich mit einer sachten Bewegung das Blatt glatt, ohne dabei eine der feinen Linien überhaupt zu berühren oder gar Schaden an der Karte anzurichten. „Oh, eine wirklich gute Arbeit.“ Sie hob flüchtig den Blick und korrigierte ihre Aussage ob des ausholenden Lobs zu ihrem Laden mit einem leidenschaftlichen Nachsatz: „Wirklich ganz herausragend!
Es war Talins Stimme, die die Verkäuferin schließlich wieder gänzlich den Blick heben ließ, obgleich ihre Hand noch immer fast ein bisschen zu interessiert über die Ecke von Shanayas Karte strich. Ihr lagen dazu noch etliche Fragen auf der Zunge, doch in diesem Moment musste sie doch lachen. „Schätzchen, ist das nicht offensichtlich? Sieben Welten – sieben Karten!“ Ihre Worte klangen amüsiert und nicht abwertend, aber dennoch leicht überheblich. Sie schien es jedoch selbst nicht zu merken, sondern wandte sich mit einem Lächeln wieder an die Schwarzhaarige. „Schon gut, schon gut. Ich glaube, umbringen müssen wir heute niemanden“, gluckste sie unbedarft und rutschte dabei von ihrem Schemel. Sie griff nach ihrem Gehstock, stützte sich schwer darauf und überbrückte die kurze Distanz bis zu ihrer Vitrine, bevor sie mit der freien Hand den Schlüssel hervorzog, der an einem kleinen Bändchen an ihrem Hals befestigt war.
Als sie die gläserne Schranktür öffnete, quoll eine Welle beißend trockener Hitze durch den Laden. Das Gefühl, als brenne sich die Sonne über Stunden hinweg auf ihre Haut. Wie eine Flaute auf offener See im Hochsommer, kein Wölkchen am Himmel, doch so viel trockener, als man es aus ihrer Welt gewohnt war. Wie Staub auf der Zunge und heißer, beißender Sand zwischen den Zehen.
Die alte Dame holte zunächst die obere, beschriftete Karte aus der Vitrine, legte sie auf den Tresen und beugte sich dann hinab, um das scheinbar leere Blatt ebenfalls hervorzuholen. Diese legte sie nun unmittelbar vor den beiden jungen Frauen auf den Tisch, gab dabei ein schmerzverzerrtes Zischen von sich, als hätte sie sich verbrannt und zog zügig die Hände zurück. Dann beugte sie sich unter die Theke und holte ein kleines Säckchen hervor. „Nur, weil man sie nicht lesen kann, heißt das nicht, dass sie leer ist“, griff sie die Worte Talins auf, warf ihr noch einen amüsierten Blick zu und öffnete dann das kleine Säckchen. „Aber diese Karten offenbaren ihr Wissen nur dort, wo sie gebraucht werden. Nämlich in der Welt, in die sie gehören. Seid so gut, und haltet die Ecken fest. Aber Vorsicht, sie ist sehr heiß.“ Sie wartete, bis die beiden Frauen ihrer Aufforderung nachkamen, dann hob sie das Säckchen über die Karte und kippte langsam und vorsichtig einen Strom hellen, feinen Sandes auf das ausgebreitete Papier.
Und kaum berührten die feinen Sandkörner die Karte, schienen sie wie magnetisch in alle Ecken gezogen zu werden, ordneten sich wie von selbst zu feinen Linien, zu Inseln, Bergen, Seen und Flüssen, zeichneten Strömungen und Riffe und Worte, als wüsste jedes einzelne Sandkorn ganz genau, wo sein Platz war. Eine Karte ohne Tinte, sondern mit Linien aus Sand. „Faszinierend, nicht wahr?

Spielleitung für Shanaya & Talin


Müde sank die Bettlerin zurück auf ihren Platz, stieß dabei ein langes, erschöpftes Seufzen aus, als wäre das, was sie gerade getan hatte, mit unbeschreiblichen Mühen und unendlicher Anstrengung verbunden gewesen. Doch noch lag ihr Blick auf dem Dunkelhäutigen, obgleich das kristallklare Opalblau darin zu verblassen begann. Im gleichen Maße, scheinbar, wie es ihre Geistesgegenwart tat.
Denn als Rayon sich wieder ihr zuwandte, eine ungeklärte Frage nach der anderen auf den Lippen, schenkte sie ihm nur noch ein ernstes Lächeln. „Du wirst ihr begegnen, Pirat. Bald schon. Dann musst du ihr meine Botschaft überbringen. Sag es ihr!“, betonte sie noch einmal eindringlich, bevor sie in sich zusammensank und mit fest um die Brust geschlungenen Armen wieder vor und zurück zu schaukeln begann. Leises Gebrabbel setzte ein, wirre Worte, aus denen der Smutje immer wieder ein „Sag es ihr!“ herauszuhören meinte. Doch auf weitere Nachfragen reagierte sie nicht mehr und das klare Blau ihrer Augen war einem milchig trübem Hellgrau gewichen.
Derweil zog das seltsame Gespann nun doch den ein oder anderen Blick auf sich, der allerdings eher auf Rayons verwirrtes Gesicht und die ungewöhnlich lange Zeit zurückzuführen war, die er bereits vor der alten Bettlerin zugebracht hatte. Denn niemand, der noch bei Verstand war, beschäftigte sich mit dem Gesindel länger, als es dauerte, um mitleidig eine Münze in die hölzerne Schale zu ihren Füßen zu werfen.

Spielleitung für Rayon







RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Marionettenspieler - 13.06.2022

Es dauerte tatsächlich nicht lange, bis eine zierliche Gestalt am Eingang des Innenhofs erschien, deren suchender Blick und von Hast gerötete Wangen ihm verrieten, nach wem sie wohl suchte – oder aber sie war auf der Flucht vor der Marine und dummerweise in dieser Sackgasse gelandet, in der sie nur schwerlich Deckung finden würde, sofern sie nicht in eins der Häuser eindrang. Beides hätte Beiros nicht überrascht, zumal die junge Frau noch reichlich Gepäck bei sich hatte, das er als Diebesgut hätte interpretieren können, doch er vermutete angesichts der Echse auf seinem Schoß, dass die erste Option die wahrscheinlichere war.
Nur eine Sekunde später bestätigte die Fremde seine Vermutung, da sich ihre gesamte Haltung etwas entspannte, kaum dass ihr Blick auf das geflügelte Tierchen gefallen war. Ihre Worte schließlich räumten jeden Zweifel aus und lockten ein amüsiertes Schmunzeln auf die Lippen des Barden.

Oh, nicht doch, nicht doch. Im Gegenteil: Ich fürchte, ich muss mich entschuldigen. Offensichtlich hat er den Inhalt meiner Tasche schon von Weitem gerochen und daher euch Unannehmlichkeiten bereitet.

Er strich dem geschuppten Tier vorsichtig über den Rücken, was es allerdings nicht davon abhielt, mit den krallenbewehrten Klauen nach seiner Tasche zu angeln und den schlanken Kopf unter die verschlossene Lasche zu quetschen. Weit kam er dabei nicht, störte sich allerdings weder daran, noch an Isalas gezischelten Befehl.

Ich nehme an, der kleine Kerl gehört Euch? Wo habt ihr ihn gefunden?“, fragte Beiros beiläufig, schob in aller Selbstverständlichkeit das nicht ungefährliche Echsenmaul zur Seite und machte sich am Verschluss seiner Tasche zu schaffen, woraufhin Calwah erwartungsvoll seinen Arm hinauf und auf seine Schulter kletterte, um von dort aus begierig zischelnd darauf zu warten, dass man ihm das lästige Hindernis beseitigte.

[Kleiner Innenhof nicht weit vom Hafen | bei Calwah & Isala | etwas entfernt Rúnar & Tarón]



Beiros Garisi
gespielt von Spielleitung
Alter 47 Jahre
Beruf reisender Barde & Medicus
Größe und Gewicht 1,89 m & 86 kg
Augenfarben braun
Haarfarbe schwarzbraun
Merkmale bodenständig, in sich ruhendes Gemüt
Status aktiv





RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Cassy Rice - 22.06.2022

Obwohl Cassy sich im ersten Moment nicht so richtig sicher war, ob es für alle Beteiligten wirklich in Ordnung war wenn sie sich mit ihnen an den Tisch setzte, war es trotzdem nicht so, dass sie sofort angebrüllt, weggestoßen, oder vorgeführt wurde. Deshalb entschied sie sich gar nicht lange auf Reaktionen zu warten, sondern nahm die Einladung von Liam, das sie sich setzen konnte direkt an. Scheinbar warteten sie noch auf jemanden und bei dem Kommentar darüber, dass das Marktangebot dieser Stadt einem Meer glich und vielleicht sogar in der Lage dazu war jemanden zu verschlucken, musste sie wirklich grinsen. Einer der beiden anderen Anwesenden Männer stellte den stilleren Gefährten und sich als Greo und Per vor und fragte direkt ob sie auch nur auf der Durchreise sei, oder ob sie von hier war. Cassy wandte sich deshalb direkt an ihn, sah ihn an und schenkte auch ihm ein offenes, freundliches Lächeln.

”Ein bisschen von Beidem schätze ich. Also ich lebe hier schon eine ganze Weile, suche momentan aber noch nach einem Weg hier herauszukommen.”

Waren dann die Worte die sie ehrlich entgegnete. Wieso sollte sie auch anders reagieren, hatte sie zumindest was das anging nichts zu verbergen. Für sie stand der Entschluss bereits fest, sie wollte - oder besser gesagt musste - von hier weg. Weit weg. Irgendwohin, wo man sie nicht würde wiederfinden können. Doch diesen Ort hatte sie bisher noch nicht gefunden, geschweige denn das sie wirklich eine Idee bisher hatte, wie sie denn überhaupt wegkommen konnte. Aber sie war zuversichtlich, dass wenn der Zeitpunkt gekommen war, sie schon ihren Weg finden würde.

”Wollte euer Freund denn zu einem bestimmten Stand, etwas bestimmtes besorgen oder aber wollte er sich generell umsehen?  Wenn letzteres der Fall war, solltet ihr vielleicht wirklich alsbald nach ihm sehen, ich weiß aus Erfahrung dass manche Händler ziemlich redseelig sind und einen potentiellen Käufer unter Umständen so schnell nicht mehr von der Angel lassen.”

Gab sie der Gruppe kurzerhand noch zu bedenken. Immerhin hatte sie selbst schon einige solcher Erfahrungen sammeln müssen und ebenso war sie davon überzeugt, das es den Männern nicht so ging, schließlich waren sie nur auf der Durchreise und scheinbar kannten sie sich hier nicht allzu gut aus.

{ Liam, Greo, Per | in einer Taverne }



RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Tarón Valur - 22.06.2022

Einen Moment hatte er sich lediglich darauf konzentriert weiter zu gehen und sich dabei den ungefähren Verlauf, den die Straßen in diesem Teil der Stadt nehmen mussten, vor Augen zu rufen. Dann jedoch bohrte sich Rúnars ausgestreckter Finger nahezu in sein Sichtfeld auch wenn der Andere nur von der Seite her auf ihn zeigte. Taróns Stirn kräuselte sich. Hinter ihr spürte er wie sich der Kopfschmerz bereits langsam erneut anschlich und mit noch sanften Fingern von innen an seinen Schädel klopfte…bald würde er dafür die Faust nehmen. Er hörte den Ärger in Rúnars Stimme und kurz wallte dieser auch in ihm selbst auf – bissig, wie ein Straßenköter, den man mit einem Stein beworfen hatte und der nicht zu der Sorte gehörte, die daraufhin den Schwanz einzog. Er hätte vielleicht garnichts dazu sagen sollen – so wie er das wahrscheinlich ansonsten getan hätte. Es weggelächelt und so aufgefasst wie es wohl war: ein kurzer Ausbruch, der nicht so gemeint war. Doch heute war nicht der beste Tag für Taróns sonst so umsichtige Seite.


„Weil er dein Problem ist?“ Ein abfälliges Schnauben mischte sich in seine tiefen Atemzüge. „Schon verstanden…Dann geh vor zur Sphinx oder mach was auch immer dir sonst vorschwebt! Du musst ihn und mich nicht zu deinem Problem machen.“

Und erst als er die Worte ausgesprochen hatte fühlte er, wie seltsam tief der Stich ging, den er empfand. Rúnar hatte das nicht so gemeint, war wie er selbst überreizt und müde…und doch fühlte es sich für Tarón wie Verrat an, dass der Andere ihm quasi einen Vorwurf machte, Calwah indirekt als Last und Bürde betitelte. Oh und wie oft tat er das selbst? Aber das war etwas anderes, denn das Vieh war eine Bürde – seine Bürde! Und er hasste das Gefühl, dass er so dumm war auch nur einen Moment zu glauben sie eventuell teilen zu können ohne dass dies Konsequenzen hätte. Ohne, dass sich aus dem Faden des Vertrauens ein weiteres Seil um seinen Hals knüpfen würde. Er hatte sich Rúnar gegenüber verwundbar gemacht – und nun zahlte er den Preis. Der Junge und Isala waren die einzigen die wussten, wie wichtig ihm das Vieh tatsächlich war – und warum. Allem fluchen und meckern über das Schuppentier zum Trotz: Tarón wäre gestorben, um es zu beschützen. Und sei es um der Leben willen, die wegen ihm bereits verloren waren.
Auch die Erwiderung auf seinen vorherigen Versuch die Situation mit Harald etwas aufzulockern spukte für ihn nur Öl in diesen schwelenden Brand. Aber darauf sparte er sich seine Antwort. Er musste Calwah finden. Und Isa. Das war das einzige, das grade wichtig war und wenn er die Echse in dne Händen hatte würde er ihm ein verdammtes Geschirr bauen und anlegen! Keine Bürde mehr für andere – seine Verantwortung. Alleine seine.

Ohne Rúnar noch einmal anzusehen stapfte er weiter, fokussierte sich und konzentrierte sich wieder auf den Weg und darauf noch schneller zu sein, um Isa möglichst bald einzuholen. Vielleicht hoffte er auch die unangenehme Situation hinter sich zurücklassen zu können, wie die Wolke aus Gestank um einen frisch gesetzten Haufen Scheiße.

Die Straßenführung war nicht kompliziert und als es kompliziert wurde verrieten ihm die Stimmen, wo er hingehen musste. Zwei Stimmen… Seine Kiefer mahlten aufeinander.
Als er geleitet von Isas Stimme in den Innenhof einbog erspähte er Calwah schnell – doch was er sah erfreute ihn angesichts seiner aktuell so brütenden Gedanken wenig. Das Gesicht des Mannes war durchaus freundlich, Calwah schien beruhigt und nicht in der Gefahr erneut wegzulaufen und doch war da ein Funken Paranoia, den die Gedanken über die Echse in ihm entfacht hatten. Von den Worten des Mannes hörte er nur das „gefunden“ am Ende klar. Langsam und dabei die Situation weiter mit den Augen analysierend hielt er auf isa zu, die ihn sicherlich schon hier am Eingang des Hofes anhand seines schweren Atems bemerken würde. Für Heimlichkeiten war er definitiv zu sehr Packesel.



[Kleiner Innenhof nicht weit vom Hafen | bei Isala (&Rúnar?), Calwah und Beiros ]


RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Rayon Enarchea - 25.06.2022

Die Anstrengung schien zu viel für die alte Frau gewesen zu sein. Die Geschwindigkeit, mit der sie die unbändige Kraft wieder verließ, mit der sie ihn eben noch umklammert gehalten hatte, war ebenso erschreckend wie der Umstand, dass sie diese Kraft überhaupt besessen hatte. Viel schlimmer war jedoch, dass auch die Klarheit aus ihren Augen verschwand, denn das bedeutete, dass seine Fragen höchstwahrscheinlich unbeantwortet bleiben würden.

"Du wirst ihr begegnen, Pirat. Bald schon. Dann musst du ihr meine Botschaft überbringen. Sag es ihr", brachte sie noch heraus, ehe sie vollständig in sich zusammensank. Nun war nichts mehr übrig von dem, was sie in den letzten Momenten ausgemacht hatte, sondern sie wirkte wieder wie zuvor - wie die verwirrte Bettlerin, vor der er aus Mitleid stehengeblieben war. Eine Handlung, die er nun fast schon bereute. Vermutlich würde irgendein anderer Obdachloser ihr das Geld in kürzester Zeit ohnehin stehlen, wenn sie diese urplötzlichen Momente der Klarheit und Stärke nicht regelmäßig hatte, und im Austausch hatte sie ihn mit einem Wissen belastet, auf das er gut und gern hätte verzichten können. Wobei er immer noch nicht sicher war, ob er die Worte der Alten nun als Wissen interpretierte, oder als das wirre Gefasel einer Geisteskranken.

Das Brennen der Kratzer auf seinem Arm, die sie hinterlassen hatte, holte ihn aus seinen Gedanken, und er nahm die Umgebung wieder wahr. Mittlerweile hatten einige der Umstehenden Notiz von dem ungleichen Gespann genommen, das ungewöhnlich lange miteinander zu kommunizieren schien. Und diese Aufmerksamkeit passte ihm ganz und gar nicht. Er warf der Bettlerin noch einen Blick zu, die nun wieder zu ihren wippenden Bewegungen übergegangen war und die letzten Worte wiederholte, die sie ihm zugemurmelt hatte. Er zögerte für einen Moment, weil er das Bedürfnis hatte, noch irgendetwas zu sagen, aber immer mehr Köpfe wandten sich ihm zu und er zweifelte daran, dass sie ihn überhaupt wahrnehmen würde. Deshalb richtete er sich auf, verstärkte den Griff um seine Einkäufe, und machte sich mit schnellen Schritten auf den Weg in Richtung Wirtshaus, bevor noch jemand auf ihn aufmerksam wurde, der ihm Probleme bereiten konnte.

Auf dem kurzen Weg zu seinem Zielort wiederholte er in Gedanken immer und immer wieder die Worte der Bettlerin. Nicht nur, um sie zu verstehen, sondern auch, um sie sich einzuprägen, denn bis er sich entschieden hatte, ob er ihnen Glauben schenkte oder nicht, wollte er sie auf keinen Fall vergessen. Die Fragezeichen in seinem Kopf wurden dabei keineswegs kleiner, aber als er an der Tür zur Schenke ankam, kam ihm ein zumindest etwas beruhigender Gedanke.

Du wirst ihr begegnen, Pirat... Nun, wenn ich zumindest nichts dafür tun muss, kann ich mich dann immer noch dazu entscheiden, ob ich es ihr sage oder nicht... Falls ich sie wirklich treffe...

Der Gedanke, der Königin zu begegnen, behagte ihm an und für sich gar nicht, denn als Pirat wäre ein solches Zusammentreffen höchstwahrscheinlich nicht gerade zu seinem Vorteil, aber wenn er den Worten der alten Frau glaubte, würde er daran ohnehin nichts ändern können.

Der Dunkelhäutige atmete zwei, drei Mal tief ein und aus, dann drückte er die schwere Türklinke herunter und betrat die Schenke. Sofort empfing ihn der Geruch von Bier und das Gewirr dutzender Stimmen und verscheuchte die Gedanken zumindest für den Augenblick. Seine Augen benötigten einen Moment, um sich an die neuen Lichtverhältnisse zu gewöhnen, dann blickte er sich suchend um, bis er die Gesichter von Greo und Per erblickte, die ihm zugewandt waren. Ihnen gegenüber saß Liam, den er probelmlos auch an seinem Hinterkopf erkannte, und neben ihm allem Anschein nach eine ihm gänzlich unbekannte Frau mit blonden Haaren. Offensichtlich hatten seine Kameraden eine neuen Bekanntschaft gemacht.

Er überbrückte die Distanz zu dem Vierertisch, an dem sie saßen, ließ seine Einkäufe geräuschvoll auf den Fußboden fallen und schenkte der versammelten Truppe ein Lächeln, froh, wieder unter ihnen und dem Trubel auf dem Markt entkommen zu sein.

"Wie ich sehe, habt ihr mich bereits durch ansehnlichere Gesellschaft ersetzt. Das hat man also davon, wenn man ein paar Minuten zu spät kommt", polterte er und stemmte die Hände in die Hüften, als wäre er tatsächlich verärgert, wobei sein Gesichtsausdruck diesen Eindruck Lügen strafte.
[ Erst auf dem Markt bei der Bettlerin, dann im Wirtshaus bei Liam, Greo, Per und Cassy ]



RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Liam Casey - 27.06.2022

Sineca war und blieb ein wildes Tier. An den Menschen gewöhnt zwar, sicher und selbstbewusst zwischen ihnen, doch die Scheu blieb in gewissen Situationen. Ganz davon ab, dass sie kein dressierter Hund war, der Kunststücke und Kommandos ausführte, um sich Leckerchen zu verdienen. Er bewunderte Skadis Durchhaltevermögen noch immer, wenn sie die Abende damit verbrachte, ihr kleinere Tricks beizubringen und wer wusste schon – vielleicht würde irgendetwas davon ihnen wirklich einmal von Nutze sein. Den Schlüssel damals auf der Morgenwind hatte sie immerhin auch von der Marine stibitzt. Sie konnte ein Ass im Ärmel sein. Eines, auf das man sich aber niemals blind verlassen können würde. Liam lächelte und tauschte einen flüchtigen Blick mit dem kleinen Pelztier, das aus großen Augen zurückblinzelte. Vielleicht hatte Per Recht. Vielleicht aber auch nicht. Bislang hatte ihre Verbindung gereicht, um die Ginsterkatze nicht zu verlieren. Aber je nach Laune würde er nicht die Hand dafür ins Feuer legen, dass sie seine Nähe allem anderen vorzog. Bestes Beispiel war immerhin gewesen, als sie in Silvestre immer wieder davongelaufen war – weil sie Alex‘ Spur gefolgt war, wie sich später herausgestellt hatte.

„Wenn nicht ich, dann Alex.“, mutmaßte er. „Und Skadi weiß sich ihre Zutraulichkeit inzwischen auch zu kaufen. Ansonsten ist sie zahm, wenn man sein Essen mit ihr teilt. Und macht keine Probleme, solange sie sich von den Hühnern fernhält.“

Er war Pers Blick zu Greo gefolgt und überließ ihm eine subjektive Einschätzung. Bislang hatte er keine Beschwerde über die Schleichkatze gehört. Allerdings war sie auch – mit Ausnahme von Shanaya, Talin und Greo – länger auf der Sphinx als jeder andere. Gerade was Shanaya betraf, war sich Liam sogar sicher, dass sie lieber irgendeinen Seemann über Board geworfen hätte als die Ginsterkatze. Ihre Gesellschaft war ihrer Navigatorin vermutlich lieber als die der meisten frischeren Crewmitglieder.

Er stellte den Krug wieder ab und wog abschätzend den Kopf von der einen zur anderen Seite. Bevor er allerdings die Wahrscheinlichkeit wirklich kalkuliert hatte, ob es bei einem Krug bleiben würde, gesellte sich Cassy an ihren Tisch, nahm sein Angebot an und setzte sich auf einen der freien Plätze. Liam hatte zu keinem Zeitpunkt befürchtet, dass einer der beiden Männer der jungen Dame unfreundlich begegnen und ihm seine Einladung übel nehmen würde – Per bestätigte diesen Eindruck auch direkt und fragte, was sie nach Ostrya trieb.

„Hier herauszukommen?“, wiederholte Liam. „Das klingt nicht danach, als hättest du ein gutes Wort für diese Stadt übrig.“

Seine Stimme war zwar fragend, aber nicht fordernd. Er wollte sie nicht dazu drängen, ihnen – Fremden – die Umstände näher zu erklären. Das Schmunzeln auf seinen Lippen bedeutete, dass er auch mit einem simplen ‚so sieht’s aus‘ zufrieden war. Daher nahm er den Themenwechsel auch ohne größeres Zögern an und runzelte nachdenklich die Stirn. So freundlich Rayon auch war – wenn ihn jemand belaberte, weil er etwas kaufen sollte, war er mit Sicherheit durchsetzungsfähig genug, um sich einfach aus dem Staub zu machen. Er war nicht dumm und auch nicht naiv. Kontaktfreudig, ja, aber zielstrebig genug, um sich nicht von seinen Plänen abbringen zu lassen. Noch bevor er seine Überlegung allerdings laut kundtun konnte, öffnete sich die Tür der Taverne erneut und das Tageslicht von draußen ummalte das Profil ihres Schiffskochs, ehe das Holz hinter ihm wieder ins Schloss fiel.

„Ah, wenn man vom Teufel spricht.“ Er schenkte seinem Freund ein erfreutes Lächeln, kaum, dass er an ihren Tisch herangetreten war. „Ersetzt noch nicht. Dafür müssen wir erst noch herausfinden, wie gut sie kochen kann.“, zwinkerte er dem Dunkelhäutigen zu. Dann wies er auf seinen Krug. „Ein Bier für dich?“

Liams Blick wanderte kurz durch die Runde, ob sonst noch jemand Nachschub brauchte. Dann würde er direkt die nächste Runde mitbringen. Zwar war nicht einmal sein eigener Krug inzwischen leer, aber alleine würde er den Rest dann trotzdem nicht trinken lassen.


{ Cassy, Greo, Per & Rayon | in einer Taverne }



RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Talin Dravean - 28.06.2022

Sie wollte wirklich nur eine Antwort auf ihre Fragen haben. Ihre Neugierde hatte Überhand genommen und sie hatte den kleinen Ausfall mit dem ‚Schätzchen‘ schon fast vergessen. Aber nichts, wirklich nichts hatte sie darauf vorbereitet, dass Shanaya das ganze noch weiter auf die Spitze treiben musste. Der Punkt auf dem i sein wollte. Eine Kirsche auf die Sahne einer viel zu süßen Torte setzen musste. Nur mit großer Mühe schaffte es die Blonde, ein Augenrollen bei den Worten ihrer Freundin zu verkneifen. Gab es beim Schmeicheln eigentlich auch einen Punkt, ab dem man sagen musste, dass es einfach zu viel war? Das man besser aufhören sollte, um die Stimmung nicht zu kippen? Aus ihrer Sicht wäre in diesem Moment der Punkt gekommen. Kein Mensch hielt so viel Schmeicheln aus.
Aber offensichtlich war sie mit diesem Gedanken alleine. Wobei diese noch einmal von einem kurzen sehr bildhaften Mord in ihrem Kopf – wegen des ‚Schätzchens‘ - unterbrochen wurden. Doch sie schaffte es alles davon in den Hintergrund zu stellen, als die Verkäuferin nach dem Schlüssel griff und die Vitrine öffnete. Aufgeregt beugte Talin sich ein wenig vor und fuhr kurz darauf zurück, als heiße Luft sie traf. Sie war die Wärme der ersten Welt gewohnt und auch hier konnte es manchmal sehr heiß werden. Aber noch nie war die Luft ihr so trocken erschienen, wie das, was ihr nach öffnen der Glastür entgegenschlug. Sie blinzelte ein paar Mal und ihre Augenbraue wanderten in die Höhe, als die ältere Dame das Gesicht fast schmererzvoll verzog, als wäre die Karte unsagbar heiß. Wie eine andere Karte eiskalt sein konnte.
Talin blinzelte noch einige Male, folgte schweigend der Aufforderung der Frau und spürte, wie Hitze durch ihre Fingerspitzen in ihren Körper eindrang. Ihr wollte kein Vergleich einfallen, als sie darüber nachdachte, wie genau es sich anfühlte. Noch nie hatte sie so eine Wärme gespürt. Die Blonde neigte sich noch weiter vor, als die Verkäuferin ein Säckchen hervorholte und schließlich stieß sie ein überraschtes Geräusch aus, als der Sand, den sie über das Pergament streute, sich zu Linien formte. Auf die Frage der älteren nickte sie nur fasziniert mit dem Kopf, überlegte, ob es auch bei der Eiskarte mit Sand klappen würde, verwarf den Gedanken aber gleich wieder.

Woher habt Ihr diese Karte noch einmal genau? Die läuft einem bestimmt nicht so einfach über den Weg oder jemand will sie einfach so loswerden.

Denn sie war eindeutig Gold wert. Verdammter Mist. Talin warf Shanaya einen Seitenblick zu und sah dann wieder auf die sandigen Linien. Nie im Leben hätten sie genug Geld dabei, um der Frau diese Karte abzukaufen.

[im Kartenladen | mit Shanaya]


RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Shanaya Árashi - 29.06.2022

Shanaya lächelte ruhig auf das Lob der Frau hin und neigte leicht den Kopf. Auf ihren Zügen lag, für jemanden, der sie kannte, ein dunkles Versprechen, eine absolute Sicherheit, diesen Laden nicht ohne ihr Begehren zu verlassen. Talins Reaktionen bekam die Schwarzhaarige kaum mit, sie hätten Shanaya wohl sowieso nur zum Lachen gebracht. Sie wusste, was sie wollte – und der kleine Versuch, daran zu kommen, hatte gefruchtet. Wieder einmal hatte sie erkannt, was sie ihrem Gegenüber in die Falle legen musste, um sie herein zu locken. Und die Kartenverkäuferin war schon längst zur Gänze in jene Falle getappt. Jetzt musste sie nur noch zuschnappen. Was danach kam… darum würde sie sich dann kümmern. Vielleicht eine gepflegte Kneipenschlägerei? Das klang nach einer guten Lösung. Die Verkäuferin nahm ihren ‚Scherz‘ als das, was sie glaubte, was es sein sollte, während Shanaya sich schon die Karten der anderen Welten vorstellte. Wie diese wohl aussehen würden? Und… gab es vielleicht sogar eine achte Karte? Oder warteten die anderen Welten darauf, dass jemand genau solch eine anfertigte? Das Lächeln der jungen Frau wurde jedenfalls ein wenig breiter, als die Alte sich der Vitrine zu wandte, um ihnen die Karte zu präsentieren. Ein kurzer Blick galt ihrer Freundin, die jedoch auf die Vitrine und die Frau konzentriert war.
Die Vitrine ging auf und zu Shanayas Aufregung mischte sich eine Hitze, die sie so noch nie erlebt hatte, sie schien in jede Pore zu kriechen, trocknete die Augen aus – vielleicht auch, weil Shanaya nicht blinzelte, um genau zu sehen, was die alte Frau tat. Ihr Blick galt der Karte von dem verschollenen Ort – aber sie war nur zweitrangig. Sie wollte beide Karten mit zur Sphinx nehmen – aber die zweite hatte ihre besondere Aufmerksamkeit. So viel mehr Wissen hing daran, viel mehr Aufregung zu den anderen Karten. Zu welchen Orten sie führten, was sie noch für Geheimnisse versteckt hielten. Und so hielt die Schwarzhaarige einige Momente die Luft an, als die Verkäuferin die Karte vor ihnen auf den Tresen legte, von den Welten sprach, in denen sie zeigten, was sie verbargen. Ohne darüber nachzudenken tat Shanaya, wie ihr geheißen. Langsam, vorsichtig, legte sie die Fingerspitzen auf die Karte. Nicht aus Angst, sich zu verbrennen, dieses Risiko war es ihr allemal wert. Viel mehr, als könne sie mit der bloßen Berührung Schaden an dem Pergament anrichten. Während der Teufel auf ihrer Schulter ihr zuflüsterte, dass das die optimale Chance war, schüttelte Shanaya kurz den Kopf, verwarf diesen Gedanken. Zu früh. Vielleicht gab es noch etwas, was sie aus der Verkäuferin heraus kitzeln konnte. Irgendeine Information zu den anderen Karten und ihren Aufenthaltsorten.
Die Alte kippte Sand auf die Karte und im ersten Moment hob die Dunkelhaarige leicht eine Augenbraue, ehe ihre Augen sich ein Stück weiteten – es war nicht schwer, ihr die pure Begeisterung anzusehen. Die Karte glühte nur an ihren Fingern, die Begeisterung übernahm den Rest ihres Körpers. Am liebsten hätte sie jedes Sandkorn beobachtet, wie es auf seinen Platz floss, die blauen Augen der jungen Frau huschten über jede Linie, nahmen das Bild genau auf. Und es kribbelte ihr so in den Fingern, die Karte zu schnappen und damit zu flüchten. Die Wärme und Begeisterung schienen sogar zu ihrem Herzen vorzudringen, ließen es aufgeregt in ihrer Brust schlagen, während sie nicht aufhören konnte, die Karte zu betrachten. Das Lächeln auf ihren Lippen war inzwischen unendlich sanft geworden. Es blieb auch bestehen, als sie den Blick schließlich doch hob, um der Verkäuferin diese eine Information zu geben, die sie bewusst zurück gehalten hatte. Genau für solch einen Moment.

„Sie würde unglaublich gut zu der Karte passen, die ich bereits besitze. Ein edles Stück aus der zweiten Welt, das Gegenstück zu dieser hier. Kalt wie ewiges Eis. Bisher noch unlesbar, aber wir sind auf dem Weg in die zweite Welt.“ Das Teufelchen auf ihrer Schulter lachte dreckig über diesen leisen bittenden Ton in Shanayas Stimme. Die Falle schnappte zu, es konnte nicht mehr lang dauern. Ihr Lächeln wurde wieder einen Hauch breiter. Die Hitze der Karte spiegelte sich auch in Shanayas Augen wieder, ein unmissverständliches Zeichen dafür, was in ihr vorging. Sie brannte dafür. Und auch in ihrer Stimme lag pure Sicherheit. „Und irgendwann werde ich jede Karte dieser Art besitzen.“

Ihre Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass sie ihre Worte vollkommen ernst meinte. Sie wusste noch nicht, wo sich die anderen Karten aufhalten sollten – aber das würde sie herausfinden. Und die Sicherheit darüber lag in jedem Wort, in der Haltung der jungen Frau, die den Blick nun nicht wieder von der Verkäuferin abwandte.

[Kartenladen | Talin]



RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Peregryne Tallant - 29.06.2022

Wie es schien hatte sich Sineca besser auf der Sphinx eingelebt als so manch menschlicher Passagier. So gut er es zumindest beurteilen konnte, als relativ neuer Bestandteil der Crew, den man (und Frau) mit gemischten Gefühlen aufgenommen und akzeptiert hatte. Tatsächlich hatte auch gefühlt auch nur mit einem Bruchteil der Crew so richtig zutun gehabt bisher; der Rest waren Namen irgendwo in seinem Hinterkopf von denen er die Hälfte ohne Böswilligkeit schon wieder vergessen hatte. Den von Liam würde er zumindest nicht mehr vergessen und den von Sin vermutlich auch nicht mehr. Mit dem Gesicht verwunderte es ihn nicht, wenn sie des Öfteren den einen oder anderen Leckerbissen abstaubte, auf ähnliche dreiste Weise wie vorhin bei Cassie.
Während er der Antwort der jungen Frau lauschte und den Kopf leicht zwischen ihr und Liam hin und her drehte, nahm er beiläufig noch einen Schluck Bier, das mit dem nächsten aus seinem Krug zu verschwinden drohte. Ein knapper Blick zur Seite verriet ihm, dass es bei Greo wohl ähnlich aussah.

„Die schöne Fassade täuscht wohl. Könnte man von manchen Leuten auch behaupten.“

Was Cassie sagt entlockte ihm ein leichtes Schmunzeln und löste zugleich alte Erinnerungen, als er sich mit nichts weiter als dem allernötigsten (im Grunde beinahe alles, was er auch heute noch bei sich trug) an Bord des erstbesten Kahn geschlichen und so Rûn verlassen hatte. Seitdem hatte es ihn von einer auf die Insel verschlagen, von einem auf das andere Schiff, meist in Form irgendwelcher Gelegenheitsaufträge, die keiner sonst machen wollte und die selten genug in den eigenen Beutel brachten, um sich irgendwo zur Ruhe setzen zu können. Tatsächlich hatte er mit dem Gedanken gespielt kurz bevor er auf die Sphinx gekommen war. Das hieß, kurz bevor er ins Wasser gefallen war – und mit ihm die ganze Idee.
Bevor er aber die Gelegenheit ergreifen konnte geschweige denn sie überhaupt bekam, Cassie zu ihren zu befragen, schob sich Rayons Geschichtenerzählerorgan in sein Hörfeld. Touché, Liam. Per hob den Kopf, um sich an besagtes Crewmitglied zu wenden.

„Dachte du wolltest langsam machen.“ Kurzer Zwischenblick auf Liams noch ganz gut gefülltes Glas. Ein vielsagendes Grinsen drückte sich in Pers Mundwinkel. „Aber wenn's so ist, eine trink ich noch mit.“

Er blickte wieder zu Rayon. Schmunzelte und gab sich locker, wie jemand, der wusste, dass er nichts zu verbergen hatte. Außer  vielleicht einer Narbe (für die er sich mittlerweile auch nicht mehr schämte). Fast so, als müsste er Rayon das noch verständlich machen.

„Und was hat dich aufgehalten? Oder festgenagelt? Wir haben schon gerätselt, ob wir dich aus den Klauen der Händler retten müssen.“

[ Cassie, Liam, Greo & Rayon | Wirtshaus in Hafennähe ]



RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Gregory Scovell - 02.07.2022

Greg bemerkte sehr wohl, dass Elian zusammenfuhr. Auch schlussfolgerte er, dass da wohl der Brief verschwand, auf den der junge Mann schon eine Weile immer wieder starrte. Er seufzte.
Der Scovell hatte schnell gelernt, dass ihn darauf ansprechen nicht das Richtige war. Überhaupt hatte er schon Erfahrung mit Depressionen, auch wenn ihm der Begriff fremd war. Also ließ er sich nichts anmerken, als er zu ihm trat.
Er lachte ob der Erwiderung auf seine Frage auf und versuchte es einfach mit Heiterkeit:
„Seien wir einfach froh drum, auch wenn es langweilig ist.“
Göttin, Trevor konnte das so viel besser.
„Nicht alleine. Erinnerst du dich an den Essensstand, von dem ich dir erzählt habe? Ich würde mich in unserer Freiwache über Gesellschaft freuen und dich einladen. Bedenke: Saftiges Fleisch mit leckerem Gemüse in frischem ausgehöltem Brot“, antwortete er dann mit gemischten Gefühlen.
Aber hey, das Lächeln blieb auf seinen Lippen und es blitzte auch in seinen Augen, als er sich, nach einem kurzen Rundblick, zum Jüngeren hinüber beugte.
„Was hältst du davon, wenn ich bis dahin mein Schachbrett dort auf die Kiste stelle und wir zwischen unseren Runden ein paar Züge wechseln? Während wir laufen, können wir ja überlegen und das Setzen selber dauert nur einen Moment.“
Besagte Kiste stand auf der dem Pier zugewandten Seite, so dass man selbst von dort aus den Hafen gut einsehen konnte.
Und, so dachte er, dass Planen und Verwerfen würde sein Sorgenkind vielleicht vom Grübeln abhalten.

{ Bug der Sphinx | bei Elian | mit Blick auf den Hafen }