Das Warten auf seine Antwort setzte ihren Körper unter Spannung. Dieser junge Kerl verstand sich sehr gut darauf sie neugierig zu machen. Bei seinen Worten darüber, wie er seinen Lebensunterhalt bestritt, hatte sie aufgehorcht und ihn faszinierter betrachtet. Künste waren ihr kleiner Schwachpunkt. Musik, Gemälde, Bücher. Das alles liebte sie, wobei ihr die Musik am meisten bedeutete. Fast hätte sie ihn allein deswegen mit an Bord geschleppt, damit sie jemanden hatte, mit dem sie sich darüber unterhalten konnte. Doch kurz darauf lenkte er sie davon schon wieder ab und brachte sie fast zum Lachen. So, so. Sie hatten die Begegnung also drei Tage lang gespürt? Er bestätigte nur, was sie von ihm dachte. Sie wollte ihn unbedingt in ihrer Crew haben!
Und genau deshalb saß sie nun so angespannt auf ihrem Fass und beobachtete Liam ganz genau. Wenn er nein sagte, dann musste sie sich etwas überlegen. Doch da es gar nicht dazu kommen musste, entspannten sich ihre Schultern und Talin sah den jungen Mann mit einem spitzbübischen Funkeln in den Augen an. Bevor sie allerdings ihren Triumph zum Ausdruck bringen konnte, nährten sich ihnen zwei Menschen, die sie erst gar nicht wahr genommen hatte. Ihr Blick glitt kurz über Aspen, bevor sie zu dem anderen Mann sah und die Stirn runzelte. Mensch, Shanaya hatte sich in so kurzer Zeit sehr verändert. Aber bevor sie etwas dergleichen sagen konnte, wurde ihr schon ein Beutel entgegen geworfen. Geschickt fing sie ihn auf und lachte leise.
„Ach sieh an. Hat sich doch gelohnt hier zu warten.“
Frech grinste sie Aspen an, nickte ihm aber dennoch dankend zu, bevor sie den Geldbeutel wieder in ihre Innentasche verschwinden ließ. Es gebot einfach die Höflichkeit dankbar zu sein, egal, was man gerade von jemandem hielt. Und es war sicher unhöflich über diesen jemand zu lachen, doch sie konnte nicht anders bei Liams Worten. Ohhhhhhh, es freute sie zu sehen, dass er genau das gleiche gedacht hatte, wie sie. Mit einer kurzen Handschlag vor den Mund unterband sie das Lachen, doch ein Grinsen blieb zurück. Sie würde einfach nichts weiter dazu sagen und ein anderes Thema ansprechen.
„Stell dir vor Aspen, Liam schließt sich uns an!“
Zufriedenheit und Stolz schwangen in ihrer Stimme mit, aber auch eine gewisse Dankbarkeit. Somit würde Liam hoffentlich wissen, dass sie sich sehr freute, dass er sich ihnen anschloss. Dann sprang sie vom Fass herunter und wandte sich dem Neuankömmling zu, wobei sie leicht fragend den Kopf schief legte. Männlich wie sie alle waren, stellten sie sich nur mit ihren Namen vor, was Talin beinahe ein Augen verdrehen entlockte. Doch sie beherrschte sie, trat näher an die kleine Gruppe heran und schenkte dem Mann ein Lächeln.
„Ich bin Talin. Freut mich, dich kennen zu lernen.“ Sie warf einen Blick hinter die beiden und runzelte die Stirn, bevor sie Aspen wieder ins Auge fasste. „Und wo hast du Shanaya gelassen?“