RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Marionettenspieler - 04.06.2022
Bis der kleine, geflügelte Schatten dazwischen geplatzt war, hatte es sich der reisende Barde auf den unteren Stufen einer kurzen Treppe bequem gemacht, die hinauf zum Hauseingang führten. Die Tür stand offen, ließ den Duft von frisch gebackenen Pasteten auf den kleinen Innenhof hinaus, den die Mutter seiner beiden begeisterten Zuhörer gerade für sie drei buk. Eine herzliche, liebevolle junge Frau, die sich mit dem, was sie hatte, dafür bedankte, dass er ihren Kindern eine kleine Freude machte. Freude in Form von wilden Geschichten von fernen Welten, von Abenteuern, tödlichen Gefahren und wilden Tieren. Wilde Tiere wie das krallenbewehrte Wesen, das mit flatternden Flügeln und begierig zischelnder Zunge plötzlich zwischen den beiden Geschwistern landete, die Stufen erklomm und ohne Rücksicht auf Verluste an seinem Bein empor krabbelte.
Und womöglich hatten seine Geschichten einen nicht unwesentlichen Einfluss darauf gehabt, dass die Kinder sich dermaßen erschrocken hatten. Sie kreischten auf, stürmten Hals über Kopf und halb stolpernd in die Sicherheit des Nachbarhauses und überließen ihn seinem Schicksal im Angesicht einer blutrünstigen Echse. Die mitnichten wirklich blutrünstig war.
Beiros – nachdem er sich von seinem ersten Schreck erholt hatte – lachte leise auf und lehnte sich ein Stück zur Seite, um dem Tier auf seinem Schoß ein bisschen mehr Raum zu lassen. Es hatte den schlanken Kopf neugierig unter seinem linken Arm hindurchgeschoben, zischelte mit witternder Zunge in Richtung seiner ledernen Umhängetasche, deren Schultergurt quer über seine Brust verlief und ließ sich von dem Menschen, dessen Blick bewundernd über sein Schuppenkleid wanderte, ganz und gar nicht stören. „Na...“, sinnierte der Mann leise. „Wer hätte gedacht, dass ich so einen wie dich gerade hier zu Gesicht bekomme.“ Er fuhr mit sachter Berührung über den glatt beschuppten Rücken und hob neugierig den Blick zum Ausgang des Innenhofs. „Wie bei allen Welten bist du wohl hier her gekommen?“
[Kleiner Innenhof nicht weit vom Hafen | bei Calwah, nahe Isala | etwas entfernt Rúnar & Tarón]
Beiros Garisi
gespielt von Spielleitung
Alter 47 Jahre
Beruf reisender Barde & Medicus
Größe und Gewicht 1,89 m & 86 kg
Augenfarben braun
Haarfarbe schwarzbraun
Merkmale bodenständig, in sich ruhendes Gemüt
Status aktiv
Eine Reihe Marktbuden wohlwissend zwischen sich und den beiden Zielpersonen bewegte sich der junge Mann durch den Strom an Besuchern, um sich einen besseren Beobachtungspunkt zu suchen. Dabei blieb er nie zu lange an einer Stelle stehen, vermied damit, dass man ihn doch mit einem Blick hätte fixieren können. Der kapuzenumhüllte Kopf tauchte in der Menge auf und verschwand genauso schnell wieder. Immer wieder huschten die verschiedenfarbigen Augen dabei zur Seite, suchten und fanden die beiden Piraten, die leise Worte miteinander wechselten. Nun, was hieß leise? Vielleicht auch in ganz normalem Ton, doch er war zu weit entfernt, um zu hören, was gesprochen wurde. Zumal es auf einem Markt niemals nicht laut zu sein schien.
Es konnte also durchaus sein, dass sie seine Anwesenheit bemerkt hatten. Möglich, dass sie nun ihr weiteres Vorgehen besprachen. Noch dazu schien die junge Frau ihren Kopf stets so zu drehen, dass er ihr Gesicht nicht gänzlich sehen konnte. Oder es war nichts weiter als ein Zufall und sie plauderten schlicht darüber, was es noch zu besorgen galt oder wie das Wetter gerade war. So oder so, Elijah konnte das auf diese Entfernung unmöglich festmachen.
Ein missbilligendes Schnalzen entfuhr ihm und er ließ den Blick schweifen, suchte nach einer passenden Umgebung. Denn viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Schließlich wusste er nicht, was sie tun würden, wenn sie merkten, dass man sie verfolgte. Und er konnte nicht riskieren, zu scheitern. Zu viel hing von diesem Auftrag ab. Zu wichtig war das Ergebnis.
In einer intuitiven Geste fuhr er mit der Hand verborgen unter dem Mantel über das Heft seines Degens, schob sich schließlich zwischen einer Gruppe von Marktbesuchern hindurch an die Ecke eines Standes, der die verschiedensten exotischen Gewürze feilbot. Sofort umhüllte ihn ein kräftiger Duft aus Muskat, Thymian und Anis, der seinen Geruchssinn beinahe blind machte. Dennoch blieb er stehen, nur halb verborgen vom Verkaufsstand und mit direkter Sicht auf seine beiden Zielpersonen. Und dieses Mal machte er keinen Hehl daraus, dass er sie beobachtete. Dass sein Blick unter der Kapuze hervor zielgerichtet auf den beiden Gestalten lag, bis er sich sicher sein konnte, dass sie ihn bemerkt hatten. Dann drehte er sich in einer fließenden Bewegung um und bog deutlich sichtbar auf den Pfad zwischen den Buden ein, der ihn von den beiden wegführte.
[auf dem großen Marktplatz | beobachtet Skadi & Jón | folgt der Gasse zwischen den Buden]
Elijah Karean
gespielt von Spielleitung
Alter 25 Jahre
Beruf Mitglied der Drachengarde
Größe und Gewicht 1,83 m & 82 kg
Augenfarben blau & grün
Haarfarbe dunkelblond
Merkmale bedingungslos loyal
Status aktiv
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Talin Dravean - 04.06.2022
Nur mit Mühe schaffte Talin es, ihr aufkommendes Lachen hinter einem Husten zu verstecken. Ebenso fiel es ihr verdammt schwer, ihre Gesichtszüge nicht entgleisen zu lassen. Noch nie hatte sie jemanden sich so sehr einschmeicheln sehen, wie Shanaya. Und das Schlimme war, es schien auch noch zu funktionieren. Der Blick der älteren Dame schien sich zu entspannen, ja fast sanft zu werden. Als hätte sie nur darauf gewartet, dass die Dunkelhaarige ihr Honig um den Mund schmierte. Und bei all dem, wollte sie sogar über den Preis einer der Karten verhandeln! Talin musste neidlos zugeben, dass sie Shanaya für ihr schauspielerisches Können beglückwünschte. Aber vielleicht hatte ihre Freundin einfach mehr Talent mit älteren Frauen, als die Blonde. Wieso hatten sie überhaupt darüber nachgedacht, die Alte zu berauben, wenn es doch so einfach sein konnte? Wobei sie sich diese Frage recht schnell selbst beantworten konnte. Denn immerhin wollte die Verkäuferin nur eine der beiden Karten hergeben. Bei den Verhandlungen würde Talin sich mit Sicherheit nicht einmischen, da diese Frau nicht so leicht zu manipulieren war, wie andere Vertreter ihrer Zunft. Dafür aber merkte Talin an anderer Stelle auf. Schließlich trat sie doch näher an den Tresen heran, an dem die beiden anderen standen und musterte die Frau und die Vitrine neben ihr neugierig. Sie schenkte der Frau ein bezauberndes unschuldiges Lächeln und griff die Worte von ihr auf, versuchte es, Shanaya gleich zu tun, denn ihr war aufgefallen, dass die Verkäuferin gern mit ihrem Wissen angeben wollte. Den Stolz in ihrer Stimme konnte man nicht überhören.
„Entschuldigt, wenn ich die Verhandlungen unterbreche, aber ich bin auch furchtbar neugierig. Wieso gibt es nur sieben solcher Karten? Und wie funktionieren sie? Diese da ist leer. Wie soll man sie lesen, wenn nichts darauf steht?“
An dieser Stelle verschwieg sie lieber einmal, dass sie sowieso wenig Ahnung davon hatte, eine Karte richtig zu lesen. Dafür aber ließ sie ihre Neugierde und Aufregung in ihrer Stimme mitschwingen. Denn genau das war es, was sie in diesem Moment fühlte. Nur weil sie von der Dame, diesem ganzen Laden und den immer wieder aufkommenden ‚Schätzchen‘ nicht angetan war, hieß nicht, dass sie das Abentuer, dass hinter diesen Karten lauerte, nicht zu schätzen wissen. Aus diesem Grund wollte sie Shanaya ja auch helfen, sie in ihren Besitz zu bringen. Und wenn sie eine der beiden Karten doch würden klauen müssen. Dann würde Shanaya sich eben einen anderen Kartenladen suchen müssen. Innerlich schnaubte Talin, denn der Gedanke sorgte nur für ein kurzes schlechtes Gewissen, als sie die Dunkelhaarige von der Seite ansah. So viel Geld wie sie für die beiden Karten würden aufbringen mussten, hatten sie mit Sicherheit niemals dabei und dieser Gedanke war es auch, der das schlechte Gewissen wieder zum Verstummen brachte.
[Im Kartenladen | bei Shanaya]
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Shanaya Árashi - 04.06.2022
Wäre es nicht zu auffällig gewesen, hätte Shanaya sich in diesem Moment selbst auf die Schulter geklopft. In den Momenten liebte sie es, andere Menschen zu manipulieren, ihnen eine Shanaya vorzuspielen, die es so nicht wirklich gab. Und bei der älteren Dame… tja, was sollte sie sagen? Sie war nicht die erste, die darauf hinein fiel. Die Schwarzhaarige erkannte das Interesse, die Begeisterung der anderen Frau und auch, wenn ihr Lächeln ruhig und harmlos auf ihren Lippen ruhte, in ihrem Inneren sah es anders aus. Wie in einer großen Katze, die die Beute beobachtete, die in geradewegs in eine Falle trat. Sie hatte die Alte fast da, wo sie sie haben wollte. Und sie lobte sich selbst dafür in höchsten Tönen.
„Mehr als eine Sammlerin!“
Mit vorsichtigen Bewegungen zog Shanaya eine Karte aus ihrer Tasche, legte das Papier ruhig auf den Tresen zwischen sich und die alte Frau. Die Karte einer Insel, die den Ausdruck in Shanayas Augen deutlich wärmer werden ließ. Wieso sie ausgerechnet diese Karte mit sich herum trug… sie wollte in diesem Moment nicht darüber nachdenken. Ohne das Papier zu berühren, bewegte sich ihr Finger über das Gebirge, das einen großen See vollkommen umschloss.
„Selbst gezeichnet. Wie Sie sehen, bin ich also nur beste Qualität gewöhnt. Und… dieser Laden, vor allem diese Vitrine ist voll davon!“
Um ihre Worte zu untermalen hob Shanaya leicht die Hände, deutete mit ihnen auf die Regale hinter sich und die Vitrine vor ihnen. Dabei fiel ihr Blick auf ihre Freundin, die die meiste Zeit schweigend hinter ihnen stand. Shanaya hatte der Blonden gegenüber fast ein schlechtes Gewissen, in ihr selbst kribbelte das Verlangen, sich einfach zu nehmen, was sie wollte. Andererseits hatte sie gerade eine diebische Freude daran, die Alte etwas an der Nase herum zu führen.
Als Talins Stimme doch erklang, wandte Shanaya sich zu ihr herum, die Züge auf ihrem Gesicht nahmen einen dunkleren Zug an, als zuvor. In den blauen Augen stand der deutliche Wille, diesen Laden nicht ohne die beiden Karten zu verlassen. Egal, wie schleimerisch sie sich geben musste. Dafür musste die Schwarzhaarige nicht einmal über ihren Schatten springen. Sie war eine Schauspielerin in Perfektion, die Rolle der zuvorkommenden, begeisterten Kundin war eine Leichtigkeit für sie.
Als sie sich zu der Alten herum wandte, lag wieder jede glühende Begeisterung in den blauen Augen, die bei den Worten ihres Gegenübers nur noch ein wenig deutlicher wurde. Sie schien förmlich an den Lippen der Verkäuferin zu hängen.
„Ohhh, ich habe mich also nicht in Ihnen geirrt! Ich suche schon lange nach diesen Karten, seit ich das erste Mal von ihnen gehört habe, und vor allem nach jemandem, der wirklich Ahnung davon hat! Und allein, dass Ihr wisst, dass es nur sieben dieser Art gibt… bitte, teilt euer Wissen mit mir! Ich habe noch nie mit jemandem ernst darüber gesprochen, wie Sie sehen, nicht einmal mit meiner Freundin.“ Sie deutete auf Talin, warf ihrer Freundin ein vielsagendes Lächeln zu. „Ich wollte damit warten, bis ich das Geheimnis dieser Karten endlich gelüftet habe! Sie würden mir einen unglaublich großen Gefallen tun! Ich würde für diese Karten alle acht Welten bereisen, wenn es denn sein müsste! Ich würde fast sagen, dass ich dafür über Leichen gehen würde!“
Shanaya faltete beide Hände vor der Brust zusammen, ließ den glühenden, blauen Blick direkt auf die Frau gerichtet. Die letzten Worte waren von einem hellen, freundlichen Lachen untermalt, das vielleicht bedeuten konnte, dass sie diese Worte natürlich nicht ernst meinte. Jemand, der Shanaya kannte, wusste vielleicht um die unausgesprochene Drohung, die dahinter lag.
[Kartenladen | Talin]
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Cassy Rice - 05.06.2022
Bei dem Gedanken daran, irgendwann eine ganze Sammlung an alten Instrumenten zu besitzen, musste die Blondine ein wenig schmunzeln. Es war schon amüsant, aber ihre alte Leier hatte keine vier Wochen, nachdem sie sich die neue gekauft hatte, einen Sprung in den Saiten gehabt. Sicherlich, sie hätte diese reparieren lassen können, aber das wäre für sie sehr teuer geworden und daher hatte sie sich dazu entschieden, sich eine Seite zur Erinnerung abzuschneiden und sich endgültig von dem Rest zu trennen. Aber diese Information war nun wirklich nichts, was sie jemandem auf die Nase binden musste, nur weil er höflich war und sich ein wenig mit ihr über Musik unterhielt. Nichts desto Trotz war das Gespräch sehr angenehm und erfrischend, da sie nicht wirklich häufig andere Musiker traf, mit denen sie sich so unterhalten konnte. Andere Menschen, die nicht musikalisch waren, verstanden solche Unterhaltungen nicht. Oft gab es Menschen, die versuchten, sich mit ihr auf diesem Niveau zu unterhalten, aber spätestens nach den ersten drei Sätzen merkte man, ob jemand wusste wovon er sprach und wenn dem eben nicht so war, beendete Cassy solche Gespräche gerne auch einmal von sich aus. Doch das war dieses Mal anders, mit diesem jungen Mann konnte sie wirklich ernsthaft über Musik sprechen.
Obwohl Cassy ihn nun mit mehreren Fragen förmlich bombardierte, schien er sich nicht in die Flucht geschlagen zu fühlen, da er sie ihr sogar beantwortete. Landgang. Ein Wort, welches nur Seemänner von sich gaben, kurz war Cassy in ihre Gedanken verloren, er hatte also genau das, wonach sie suchte. Eine Möglichkeit diese Insel zu verlassen. Doch damit würde sie ihn nun nicht überfallen, überhaupt wusste sie nicht ob sie dazu etwas sagen würde. Stattdessen nickte sie nur, lächelte ihn an und hörte ihm dann weiter zu, wie er den Schwall ihrer Fragen beantwortete, während sie selbst sich wieder etwas mehr ihrem Essen zuwandte.
Okay, er hatte also wirklich eine ganze Menge Musik in seinem Leben und auch seine Eltern schienen wirklich begabt zu sein wenn sie so viele Instrumente an ihren Sohn hatten weitergeben können. Das beneidete sie etwas. Nicht weil ihre Eltern Tod sind, sondern weil sie beide nicht sonderlich musikalisch waren und das singen ihrer Mutter, während sie den Stall säuberte, war sicherlich nicht gerade die beste Referenz für einen guten Einstieg in das Leben, welches sie jetzt führte. Aber so war es schließlich auch nie geplant gewesen. Ihr gesamter Lebensplan war mit dem Feuer ausgelöscht worden und obwohl es sie mehr zur Musik getrieben hatte und sie zumindest damit wirklich glücklich war, war dieses Schicksal keineswegs das, wie sie sich ihr Leben vorgestellt hatte.
Ihre Gedanken wurden erneut von dem dunkelhaarigen Mann unterbrochen und Cassy war ihm wirklich dankbar dafür. Auf seine Einladung hin, sich zu ihm an den Tisch zu setzen, warf sie kurzerhand einen Blick an den Tisch, von dem er zu ihr herüber gekommen war. Dort saßen noch zwei Männer die ihr mindestens genauso fremd waren, wie er es war. Natürlich waren sie das, sie lebten nicht hier in Riva, sondern waren bestimmt auf demselben Schiff unterwegs wie er es war. Sie überlegte kurz und sah dann wieder zu ihm. Gerade noch rechtzeitig um den Namen von ihm und seiner Katze - für sie war es eben immer noch eine einfache Katze - mitzubekommen.
”In Ordnung Liam. Ich bin Cassy.”
Sie lächelte und wandte sich dann schließlich vollständig ihrem Essen zu, während er sich abwandte und zurück zu seinem Tisch kehrte.
Nun konnte sie zunächst in Ruhe zu Ende essen. So lange dauerte dies jedoch nicht, da sie bereits während ihres Gespräches immer mal wieder gegessen hatte. Ihr Blick wanderte zu dem Tisch, an den sie eingeladen wurde und ihre Gedanken waren es schließlich, die sich ein wenig im Kreis drehten. Vielleicht, nein ziemlich sicher war das ihre beste Chance aktuell, um von der Insel zu kommen. Auf der anderen Seite musste sie sich überwinden diesen Schritt zu gehen und auf diesen Tisch zuzugehen. Gefährlich würden sie schon nicht sein, sie wirkten gerade eben zumindest nicht so. Cassy atmete tief durch und brachte ihren Teller an die Theke. Dort bestellte sie sich noch einen Krug Bier bevor sie erneut tief durchatmete, den Kopf schüttelte und dann einfach zu dem Tisch herüber ging, an dem Liam mit den zwei anderen Männern saß. Ihr Herz schlug unweigerlich ein wenig schneller. So etwas war definitiv nichts, was sie täglich tat und dennoch war sie davon überzeugt, wenn sie es nicht tun würde, dann würde sie es definitiv bereuen. Also lächelte sie und stellte sich hinter einen Stuhl an dem Tisch, der noch frei war.
”Hey, ich bin Cassy und Liam meinte es wäre okay wenn ich mich zu euch setze.”
Früher hätte sie nun verunsichert dort gestanden, von einem Fuß auf den anderen getippt, hätte auf eine Reaktion der Männer gewartet und wäre vielleicht doch wieder umgedreht. Heute jedoch war das anders. Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, zog sie den Stuhl zurück und stellte ihren Krug auf den Tisch. In der Zeit hatten die Männer schließlich genug Zeit gehabt um sie wegzuschicken. Das hatten sie nicht getan und von demher setzte sie sich nun an den Tisch.
”Und worüber unterhaltet ihr euch gerade?”
Sie war selbst überrascht über ihr Verhalten gerade und gleichzeitig irgendwie stolz, das sie sich getraut hatte diesen Schritt zu gehen, anstatt die Einladung einfach so stehen zu lassen, bis entweder Liam oder sie die Taverne wieder verlassen hätten.
{ Liam, Greo, Per | in einer Taverne }
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Rayon Enarchea - 05.06.2022
Rayon war sicherlich kein schreckhafter Mensch, zumindest, solange es um irdische Dinge ging, und trotzdem setzte sein Herz für einen sehr ausgedehnten Moment aus, als die zittrige alte Frau plötzlich auf ihre Beine sprang und seinen Arm ergriff. Die Kraft, mit der sie ihn festhielt, hätte er vielleicht einem Mann wie Ceallagh zugetraut, sicherlich aber nicht einer Bettlerin, die so aussah, als würde sie mehr Mahlzeiten auslassen als zu sich nehmen. Für einen kurzen Moment drohte der Impuls, sich mit Gewalt ihrem Griff zu entziehen, Überhand zu nehmen, doch der Dunkelhäutige unterdrückte ihn, ließ die linke Hand dabei allerdings an seiner Hüfte, um in kürzester Zeit ein Messer ziehen zu können, falls dies notwendig werden sollte. Dann folgte er dem Blick der Alten, und die Überraschung in seinen Augen nahm noch weiter zu, als er bemerkte, dass sie das Tattoo der Tarlenn fixierte, das in seinen rechten Unterarm gestochen worden war, nachdem er vor Jahren die Charta der Sirène unterzeichnet hatte. Nicht unbedingt, weil er es abwegig fand, dass sie es erkannte, schließlich sagten ihre aktuellen Lebensumstände nichts über ihr voriges Leben aus, sondern eher, weil sie auf solch intensive Art und Weise darauf reagierte.
Er wollte gerade etwas sagen, sie fragen, was ihr Verhalten zu bedeuten hatte, als sich ihre Augen von der Sanduhr lösten und die seinen fixierten. Ihr Blick war klar, durchdringend, und passte ganz und gar nicht zu einer verwirrten Bettlerin, die Selbstgespräche führte und allem Anschein nach den Verstand verloren hatte. Rayon erwiderte ihren Blick mit einer Mischung aus Neugier und Unsicherheit, die daraus entstand, dass sein Gehirn es nicht schaffte, zu verarbeiten, was gerade geschah.
"Ich weiß, wer du bist!", sprach sie mit derselben Klarheit in ihrer wenngleich leisen Stimme, die auch ihre Augen ausstrahlten. Rayon öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und schloss ihn dann unverrichteter Dinge wieder. Er spürte den Druck, den sie auf sein Tattoo ausübte, und senkte den Blick für einen Moment. Wieso schien es ihr so wichtig zu sein?
"Du gehörst zu diesem Schiff. Ich habe es gesehen...", fuhrt sie fort und vergrößerte seine Verwirrung dadurch nur noch. Glaubte sie, die Sphinx würde zu den Tarlenn gehören? War vielleicht ein Schiff der Tarlenn hier und sie dachte, dass er mit diesem segeln würde? Aber wenn dem so war, verwechselte sie ihn vermutlich mit jemandem, den sie tatsächlich kannte. Oder sie redete wirr, was allerdings nicht zu ihrem Auftreten zu passen schien...
"Ich habe es gesehen und ich habe sie gewarnt, die junge Königin. Rote Schwingen am Horizont. Verkünden das Ende aller Welten. Die Löwin ist die Botin", fuhr sie fort und intensivierte dabei ihren Griff um seinen Arm und ihre Bewegungen über sein Tattoo, bis ihre Fingernägel in sein Fleisch schnitten. Er wagte es nicht, den Blick von ihren Augen zu wenden oder auch nur einen Ton von sich zu geben und ignorierte den aufkommenden Schmerz, während er über ihre Worte nachdachte, die keinen Sinn zu ergeben schienen - abgesehen von den roten Schwingen am Horizont. Also meinte sie doch die Sphinx? Aber was, im Namen der Götter, hatte die Sphinx mit der Sanduhr zu tun?
"Ich...", setzte er zu einer Erwiderung an, die jedoch sofort von der Alten unterbrochen wurde.
"Aber da ist noch mehr. Noch mehr, das sie erfahren muss! Hör zu, Pirat! Mit Geschwistern hat es begonnen und mit Geschwistern wird es enden. Sie sind der Schlüssel. Sag es ihr. Sag es ihr!"
Ihre Worte waren mit zunehmender Zeit immer eindringlicher geworden, ihr Griff noch fester, bis sein Arm begann, taub zu werden und er sich ernsthaft sorgte, dass sie ihn ihm einfach abreißen würde. Nun jedoch ließ sie ihn plötzlich los, und im selben Moment verschwand auch diese unwiderstehliche Schärfe ihres Blickes. Er blinzelte und bemerkte jetzt erst, dass er in den vergangenen Augenblicken vollkommen blind und taub gewesen war für alles, was um sie herum passiert war. Er löste vorsichtig den Blick von ihr und schaute sich um, doch niemand schien von ihrem seltsamen Verhalten Notiz genommen zu haben. Die Menschen gingen weiter ihren Beschäftigungen nach, hasteten die geschäftige Hauptstraße entlang, ohne sie zu beachten. In Rayons Kopf hingegen herrschte pures Chaos. Sollte er diesen Worten Bedeutung beimessen? Waren sie mehr als nur sinnloses Gebrabbel? Und wenn ja, was bedeuteten sie?
"Das Ende aller Welten? Verkündet durch... uns?", brachte er schließlich heraus und sah die Bettlerin fragend an. "Was meint Ihr damit? Wie kommt Ihr dazu, mir das zu sagen?"
Er hoffte inständig, dass sie ihm noch mehr mitteilen würde. Irgendetwas, das weniger rätselhaft war. Oder ihm zu verstehen gab, dass sie ihn mit ihren Worten nur aufgehalten hatte, bis die Wachen eintreffen konnten, um ihn festzunehmen. Das wäre zumindest sehr einfach zu interpretieren gewesen.
[ Auf dem Markt, bei einer alten Bettlerin ]
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Liam Casey - 05.06.2022
Mit einem freundlichen Nicken verabschiedete er sich von Cassy, bevor er sich umwandte. Eines, in dem offensichtlich zu lesen war, dass er sich darüber freuen würde, das Gespräch zu vertiefen. Sich über ihre Beweggründe auszutauschen, ihre Erfahrungen und Geschichten. Milúi und das Fest wirkten mit einem Mal so unheimlich fern. Doch die Erinnerung an Egbert und die anderen Musiker vor Ort, mit denen er nicht nur einen Abend gemeinsam musiziert hatte, ließen ihn unweigerlich lächeln. Die Freude, die Ausgelassenheit, die Extase im Tanz, während die Nächte – eine kürzer als die andere - nur so davon gerauscht waren. Liam liebte es. Die verschiedensten Persönlichkeiten und Geschichten, die zu einem gemeinsamen Zweck zusammenkamen, sich in ihrem musikalischen Tun vereinten und am Ende wieder auseinander gingen, als wäre nie etwas passiert. Und ein weiterer Gedanke mischte sich in dieser Erinnerung hinein, ließ seine Mundwinkel kurz zucken, ehe er sich an seinen eigentlichen Tisch zurücksetzte und wieder in die Unterhaltung zwischen Greo und Per einstieg.
„Wenn du’s genau nimmst, gehört sie ja nicht mal mir.“, erzählte er und stupste der Genette kurz liebevoll mit dem Finger gegen die Nase. „Wir haben sie bloß aufgezogen, nachdem wir sie gefunden haben. Und seitdem ist sie eben dabei. Allerdings habe ich auch noch nicht herausgefunden, auf welchen Inseln man so etwas wie sie findet. Das Einzige, was ich in Büchern herausgefunden habe, ist, dass es sie scheinbar in der ersten Welt nicht gibt.“
Als Per auf Rayon zu Sprechen kam, hob der Lockenkopf ganz automatisch den Blick zur Tür der Taverne. Jetzt, wo er es sagte, kam ihm die Zeit, die er nicht mehr bei ihnen war, auch erstaunlich lang vor. Allerdings kannte er den Dunkelhäutigen auch gut genug, um zu wissen, dass er sich gerne mal in seinen Leidenschaften verlor und vermutlich noch kein Grund zur Sorge bestand. Trotzdem war er nicht entspannt, weil sie alle wohl das Gefühl nicht los wurden, dass es jemand auf sie abgesehen hatte. Nachdenklich beobachtete er das Treiben an der Tür, ehe sein Blick zu Greo wanderte, dessen Entscheidungen er bislang als äußerst durchdacht wahrgenommen hatte. Er selbst war zwar etwas beunruhigt, aber noch nicht so sehr, dass er sich ernsthafte Sorgen machte. Er war aber auch nicht der aufmerksamste Geselle. Dann allerdings grinste er, kaum dass Per scherzhaft ein zeitliches Ultimatum stellte, hob den Krug wieder an und tat, wie geheißen.
„Nichts leichter als das.“, verkündete er nach einem großen Schluck Bier, räusperte sich dann allerdings und rümpfte kurz die Nase. „Wobei ich zugeben muss, dass es heute irgendwie nicht so gut schmeckt wie sonst.“
Er schenkte Per ein vielsagendes Grinsen. Offensichtlich hing ihm der Kater von vor ein paar Tagen noch immer etwas nach. Aber nur, weil es nicht so gut schmeckte wie sonst hieß es nicht, das es ihm gar nicht schmeckte. Und letztlich profitierte er vermutlich nur davon, wenn er die nächsten Tage nicht den Zug an den Tag legte, den er sonst hatte.
Dann schob sich eine andere Gestalt an ihren Tisch. Sie wirkte ein wenig verunsichert, doch Liam war ganz und gar nicht traurig darum, dass sie die Einladung angenommen hatte. Vielleicht ergab sich ja wirklich noch etwas und sie wäre gar nicht so abgeneigt, diesen Abend vielleicht nicht alleine für Unterhaltung zu sorgen.
„Setz‘ dich ruhig.“, bot er ihr an, bevor die anderen beiden etwas dagegen sagen konnten. „Wir haben gerade gerätselt, wie lange wir wohl noch auf unseren Freund warten müssen, der sich im Meer eures Marktangebots hier scheinbar verloren hat.“
{ Cassy, Greo & Per | in einer Taverne }
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Peregryne Tallant - 07.06.2022
In Büchern. Als Liam ausholte, um ein wenig über die vermeintliche Herkunft Sinecas zu erzählen, zumindest das, was er wusste, fühlte Per einen leichten Stich. Er dachte daran, wie einfach es für Liam sein musste, ein beliebiges Buch aufzuschlagen, darin zu blättern und neues Wissen in sich aufzusaugen. Dabei ging es ihm weniger um das Wissen an sich, sondern vielmehr einfach nur um die Fähigkeit und die Möglichkeiten, die sich damit eröffneten. Vielleicht rührte das, was viele als allgemeines Desinteresse an der Welt und den Geschichten ihrer Bevölkerung wahrnahmen auch aus eben genau dieser Unfähigkeit. Weil seine einzige Möglichkeit in dieser Hinsicht zuhören war und zuhören auch schnell anstrengend werden könnte, vor allem für jemanden, der keinerlei Ahnung hatte wie das, was er hörte, eigentlich aussah, welche Zeichen man wie Bausteine zusammensetzen musste, um ein sinnergebendes Ganzes zu erhalten.
Er dachte daran, wie viel Liam in seinem Leben gelesen, in wie vielen Büchern er bereits geblättert hatte. Dachte an das kleine Notizbuch in seiner Manteltasche und streckte ohne den Blick zu senken reflexartig den rechten Arm danach aus, nur um sich zu versichern, dass er es unter dem abgenutzten Leder noch ertasten konnte. Und tatsächlich schien zumindest in seiner Manteltasche alles wie gewohnt.
Sein Blick rutschte ein Stück zur Seite zu Sineca, die ihn vermutlich mindestens so skeptisch beäugte wie er sie, als er sie zum ersten Mal auf dem Schiff gesehen hatte. Mittlerweile hatte er sich an den ungewöhnlichen Anblick gewöhnt. Aber...
Nicht aus dieser Welt. Wie sich das anfühlen musste, die einzige ihrer Art in einer fremden Welt zu sein. Sineca hatte zwar Liam und wenn er die beiden so nebeneinander oder aufeinander – besser gesagt eine auf dem anderen – sitzen sah, schienen sie so vertraut als wären sie im selben Bau zur Welt gekommen. Nur war Liam leider eben doch keine Katze.
„Naja, du bist wohl der einzige, der noch sowas wie eine Chance hat zu ihr durchzukommen.“, erwiderte er scherzhaft mit einem Funken Ernst. „Man hat zumindest den Eindruck, dass sie dir vertraut. Wie steht der Rest der Crew eigentlich zu ihr?“
Er streute einen knappen Seitenblick zu Greo, ohne den Mann mit dem Hut jedoch direkt darauf anzusprechen, während Liam einen ordentlichen Teil seines Krugs leerte als stünde seine bierige Ehre auf dem Spiel – davon abgesehen, dass sie nie eine Wette abgeschlossen hatten und hier also niemandes Ehre in Gefahr war.
Apropos Bier. Per grinste bloß, weil er glaubte zu wissen, worauf Liam anspielte. Aber ganz davon abgesehen – das Bier schmeckte heute wirklich nicht besonders. Vielleicht war auch es einfach die Spannung, die in der Luft knisterte wie zwei Dutzend gezündete Kanonen.
Er hob den Krug, leise lachend. „Macht‘s einem leichter bei einem Krug zu bleiben. Schätze, dann bleibt zumindest diesmal der Kater aus, was?“
Als sich einer der verbliebenen Sessel füllte, drehte er zeitweilig den Kopf, lauschte der kleinen Einleitung, die Liam der Musikerin bot, bestätigte mit einem knappen Nicken und lehnte sich schließlich in seinem eigenen Sessel zurück. Musterte Cassy einen Moment lang, bevor er nach Liam das Wort ergriff.
„Schätze, Liam... und Sineca kennst du dann ja schon.“ Als unterstützende Geste streckte er den Daumen aus seiner rechten Hand, auf Liam, bevor er ihn in einer Art Halbkreis in Richtung Greo bewegte und schließlich sich selbst. „Das hier is’ Greo und ich bin Per.“ Peregryne war eh so gut wie tot (für ihn) und für Grim sah er keine Notwendigkeit.
„Bist du von hier oder auch... ich meine, oder bist du nur auf Durchreise?“
[ Liam, Greo, Cassy | Rayon | Wirtshaus in Hafennähe ]
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Marionettenspieler - 07.06.2022
Die Sphinx bewegte sich auf den Wellen im Hafenbecken schwach auf und ab, stieß hin und wieder mit einem sachten „umpf“ gegen die Sandsäcke, die den Rumpf vor einem Zusammenstoß mit der Keimauer schützten. Elian hatte sich einen Platz am Bug des Schiffes gesucht und war ausgesprochen froh darüber, dass die gesamte restliche Mannschaft – von Gregory einmal abgesehen – von Bord gegangen war, um ihren Besorgungen nachzugehen. Ohne viel Federlesen hatte er sich freiwillig angeboten, hier die Stellung zu halten, obgleich ihm ehrlich gesagt ziemlich egal war, ob irgendjemand versuchte, dieses Schiff zu stehlen, oder ein Trupp Soldaten des Weges kam, die roten Segel erkannte und sie in Gewahrsam nahm. Er wusste nicht mal, ob er Widerstand geleistet hätte.
Demnach war es wohl nur schlau, auch den Schiffsarzt an Bord zu lassen, um ein Auge auf die Sphinx zu haben. Und vielleicht auch auf den Montrose. Was auch immer. Ihm war es gleich. Dabei hätte ihn diese Bevormundung früher wirklich wütend gemacht. Wobei sie ‚früher‘ wohl auch nicht notwendig gewesen wäre.
Der Montrose ließ den Blick auf das Pergament in seiner Hand sinken, strich mit dem Daumen über die in dunkler Tinte geschriebenen Zeilen, die er einst zur Erinnerung aufgehoben hatte. Und die nun alles waren, was ihm noch geblieben war. Doch als er sich nähernde Schritte hörte, zuckte er zusammen, schob den Brief mit einer schnellen, reflexartigen Bewegung in seine Umhängetasche und hob den Kopf, um wieder auf den Hafen hinauszusehen. Nur kurz sah er dabei zur Seite und zu dem Mann, der sich zu ihm gesellte und an einem der Taue festhielt.
„Hm“, erwiderte er unbestimmt. „Das Gleiche.“ Was so vielleicht nicht ganz stimmte, da er die ganze Zeit über nicht darauf geachtet hatte, was um ihn herum geschah. „Warum sollte es auch anders sein?“ Ein Hauch Zynismus mischte sich in seine Stimme. Denn sie hatten schon ein Mal gedacht, dass nichts wäre und das hatte ihn die beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben gekostet. Doch jetzt hatte er schließlich nichts mehr zu verlieren. „Was ist mit dir? Hast du keine Lust, dir die Stadt anzusehen?“
[Bug der Sphinx | bei Gregory | mit Blick auf den Hafen]
Elian Montrose
gespielt von Spielleitung
Alter 22 Jahre
Beruf Pirat auf der Sphinx
Größe und Gewicht 1,85 m & 85 kg
Augenfarben blau
Haarfarbe braun
Merkmale destruktiv und verschlossen
Status aktiv
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Isala Reginn - 07.06.2022
Es blieb keine Zeit, um auf irgendeine Reaktion der beiden Männer zu warten ... Calwah war für Tarón wichtig und im Laufe der letzten Zeit hatte auch Isa sich damit abgefunden, dass die Echse nun dazu gehörte, sowie der Sittich, der immer bei dem zierlichen Drachenfänger auf der Schulter saß, wenn er nicht gerade komische Gesänge von sich gab. Doch Harald machte ihnen weniger Probleme, als Taróns Tierchen. Andererseits hätten sie sich ohne Calwah wahrscheinlich nicht wieder getroffen.
Hätte sie Tarón erkannt, wenn sie nur ihre Runden durch das Bordell gedreht hätte? Sie hatte versicht den Männern nicht direkt ins Gesicht zu sehen, sofern sich das hätte vermeiden lassen. Also war sie Calwah irgendwie doch zu Dank verpflichtet.
Ihre Stiefel machten dumpfe Geräusche, als sie dem Echsenschwanz hinterher jagte, aber dann doch verlor. Für einen kurzen Augenblick stand die Brünette einfach nur schwer atmend - weil sie immer noch etwas Gepäck mit sich herum schleppte -in der schmalen Gasse und wog ihre fünzig fünzig Chance ab, den richtigen Weg zunehmen, als auch schon das Geschrei zu ihr durch drang.
"Diese Echse ist schlimmer als ein Kleinkind.", fluchte Isala leise vor sich hin und steuerte auf die Sackgasse zu, aus der auch der Krach kam. Doch als die Frau in den kleinen Innenhof trat, stand sie einen Moment nur da und versuchte heraus zufinden, wo die Echse hätte sein können. Die Kinder verrieten ihr aber, dass sie richtig war. Calwah hatte seine Flucht zwar beendet, belästigte jedoch scheinbar nun einen völlig Fremden. Wie unangenehm. Der Mann sah allerdings nicht bedrohlich aus ... er war älter als Isa und war offenbar nicht sonderlich erbost oder verängstig von der Tatsache, dass das Tier sich direkt auf seinem Schoß eingefunden hatte und scheinbar nach etwas in seiner Tasche gierte.
Isala räusperte sich kurz, um auf sich aufmerksam zu machen und ging nun langsamer als vorher - um Calwah nicht wieder auf zu schrecken - auf den Fremden zu.
"Seid gegrüßt, ich fürchte mein kleiner Freund hier ist uns ausgebüchst. Tut mir leid, falls er euch Unannehmlichkeiten verursacht hat.", entschuldigte sich Isala stellvertretend für ihren Cousin und lächelte, während sie ein gezischtes "Komm jetzt wieder her, Calwah, und lass den netten Mann in Ruhe." hinterher schoss.
[Kleiner Innenhof nicht weit vom Hafen | bei Calwah und Beiros | etwas entfernt Rúnar & Tarón]
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Lucien Dravean - 13.06.2022
Ceallaghs nur halb lachende Bemerkung lockte ein Schmunzeln auf Luciens Lippen, als dieser mit seinen beiden Begleitern im Schlepptau der Biegung der Straße folgte und kurze Zeit später nicht weit entfernt den schon bekannten Eingang zur Kneipe erspähte. Denn er erinnerte sich durchaus an das angespannte Verhältnis zwischen seiner kleinen Schwester und seinem alten Freund von der Mytilus, ahnte überdies, woher es kommen mochte und dass es hauptsächlich von Talin ausging.
„Nur keine Sorge, Soula und ich sorgen schon dafür, dass du nicht noch schlechter da stehst, als ohnehin schon“, gluckste er.
Eine Antwort erwartete der junge Captain jedoch nicht. Denn seine Aufmerksamkeit richtete sich nun mehr und mehr auf das Gebäude, auf das sie sich zubewegten. Ein unbestimmtes Gefühl beschlich ihn – eine ungeahnte Anziehungskraft, die ihn beharrlich drängte, diesen Schauplatz zwielichtiger Geschäfte zu betreten, zu verweilen, sich mitreißen zu lassen. Das Gleiche hatte er bereits gefühlt, als er das letzte Mal mit Soula allein hier gewesen war. Wie ein Sog, ein sachtes, vorfreudiges Kribbeln im Bauch, dem er unbedingt nachgeben wollte. Und das stärker wurde, mit jedem Schritt, den er näher kam.
Für einen Augenblick achtete Lucien deshalb kaum noch auf seine beiden Begleiter, bis Ceallaghs Stimme ihn aus seinen Gedanken riss und ihn den Blick wenden ließ. Ob alles klar war?
„Hm? Ja, sicherlich“, gab er leichthin zurück. Nicht sicher, worauf der Blonde sich bezog. Hatte er gerade abwesend gewirkt, ohne es selbst zu merken? Unwillkürlich schüttelte er den Kopf, versuchte, dieses unbestimmte Drängen in seiner Brust zumindest auszublenden.
In diesem Moment erreichten sie den Eingang der Kneipe und wie zur Begrüßung öffnete sich die breite Holztür, schwang mit einem lauten Rumps so weit auf, dass der Knauf gegen die Hauswand knallte. Auf der Schwelle erschien ein breit gebauter Hüne in dunkler Kleidung, der einen anderen Mann am Kragen gepackt hatte und ihn mit einem beherzten Wurf zur Tür hinaus beförderte.
„Ich glaube, du hast für heute genug“, schnarrte er der Gestalt am Boden mit tiefer, schleppender Stimme hinterher, wollte sich anschließend umdrehen und wieder in die Kneipe verschwinden, als er die drei Gestalten bemerkte, die unter dem vor sich hin schaukelnden Schild stehengeblieben waren. „Was wollt ihr?“, blaffte er die drei unwillkürlich an und vermittelte – wenn nicht kurz zuvor schon, dann spätestens jetzt – den Eindruck, heute hier der Rausschmeißer vom Dienst zu sein.
„Wir wollen zu Claude Riegan“,
erwiderte Lucien ruhig und hakte noch immer gelassen die Daumen in seinen Gürtel. Der Hüne gab ein spöttisches Schnauben von sich. „Das wollen alle. Warum sollte ich ausgerechnet euch zu ihm lassen?“
„Weil er uns bereits erwartet.“
Zumindest, wenn alles geklappt hatte. Doch diesen Kommentar schluckte der junge Captain wohlwissend. Dreiste Selbstverständlichkeit war oft der erfolgversprechendere Weg.
Prompt verfinsterten sich die Züge des stämmigen Mannes und er knurrte ein halb verständliches „Wir werden sehen“, bevor er sich abwandte und wieder ins Innere des Gebäudes marschierte. Die Tür ließ er jedoch offen, was ganz nach einer Einladung aussah. Oder zumindest so ähnlich. Also warf Lucien Soula und Ceallagh einen kurzen Blick zu und nickte dann einladend in Richtung Tür.
[vor der Kneipe im Hafenviertel | mit Soula & Ceallagh]
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