Inselwelten
Kapitel 1 - Prolog - Druckversion

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RE: Kapitel 1 - Prolog - Greo - 29.05.2016

Für einen Moment folgte er einem losen Gedankengang, der sich zwischen seinen Ohren durchkringelte wie Rauchschlieren. Den Fremden schien er nicht weiter zu beachten, auch, wenn ein Teil von ihm nach wie vor aufmerksam blieb. Sicher ist sicher. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass jemand einen auf sympathisch machte und anschließend die Fäuste auspackte.
Greo wollte sich gerade von der Wand abstoßen und einen netteren Ort zum Verweilen aufsuchen, als sich die Tür öffnete. Alarmiert, jemand könne mit gebrochener Nase aus dem Rahmen geschossen kommen, spannten sich seine Muskeln und ein Ziehen fuhr durch seinen Kiefer. Aus dem Augenwinkel versuchte er die Reaktion des Fremden auszumachen, der jetzt vielleicht die Chance auf das Geschäft des Tages hatte.
Die Enttäuschung musste groß sein. Da stand kein grobschlächtiger Stiernacken, sondern die junge dunkelhaarige Frau, die Greo bereits am Morgen getroffen hatte. Also waren sie doch in diesem Drecksloch gewesen. Was das wohl über sie aussagte?
Kaum merkbar zog er den Kopf was zurück, als würde ihm die Wucht ihrer Präsenz wie eine feste Bö entgegenschlagen. Dabei öffnete er gleich einem ertappten Ehebrecher den Mund und gab ein undefinierbares Geräusch von sich.
Irgendwie hatte er das fahle Gefühl, dass eine Falle zugeschnappt hatte und er wusste nicht, ob er das mochte. Ihr strahlender Frohmut glühte derweil um sie wie eine Aura. Irgendwie war das gruselig und faszinierend zugleich. Greo zuckte unwillkürlich mit den Mundwinkeln.

„Nicht, dass ich wüsste.“

überging er ihr Erfolgserlebnis und blickte auf den zerzausten Kerl neben sich. Er verschränkte die Arme vor der Brust, wohl etwas ratlos, was er sonst mit ihnen anfangen sollte und nickte Richtung Tür.

„Ist der Rest der… Crew noch da drin?“

fragte er stirnrunzelnd und konnte nicht verhindern, dass bereits Bilder vor seinem inneren Auge auftauchten, die wahrscheinlich so gar nix mit der Wirklichkeit zu tun hatten. Er musste zugeben: er war neugierig.



RE: Kapitel 1 - Prolog - Weltenwind - 29.05.2016

Ein Hauch von Vorsehung ...
Die Tür hinter der jungen Schwarzhaarigen fiel noch nicht einmal gänzlich zurück ins Schloss, da wurde sie schon wieder aufgerissen. Es erschien eben jener stämmige Seemann, den Greo bereits statt Shanaya erwartet hatte. Mit ungepflegtem Bart und verschwitztem Gesicht steckte er seinen Kopf durch die Öffnung und blinzelte gegen die durchdringende Dunkelheit draußen vor der Schenke. Hinter dem massigen Körper, der annähernd den ganzen Spalt zwischen Tür und Rahmen ausfüllte, konnte man gerade noch ein paar weitere Geschirrteile vorbei fliegen sehen. Begleitet von anfeuernden Rufen, Gejohle und Kampfesgebrüll.
Der Bärtige, der sich offenbar an die spärlichen Lichtverhältnisse gewöhnt hatte, sah sich flüchtig um, bis die kleinen, dunklen Augen schließlich erst an Shanaya, dann an Asher und zuletzt an Greo hängen blieben. Kurz die Stirn runzelnd, sah er mehrmals von einem zum anderen.

Wer von euch war jetzt der Arzt?“,

eröffnete er mit rauer Stimme, fixierte grimmig zunächst den Mann mit dem Hut, in der festen Annahme, dieser sei derjenige welcher. Bis zu dem Augenblick, da Asher Anstalten machte, sich zu erheben. Der so als Arzt identifizierte wurde mit mürrischem Blick heran gewunken, dann machte der Bärtige kehrt, ohne den anderen beiden noch einen Blick zu schenken.
Asher hingegen ließ den gerade entzündeten Glimmstängel munter fallen und trat ihn immerhin rücksichtsvoll aus, ehe er sich in einem Anflug gespielter Höflichkeit an den imaginären Hut tippte, sowohl Greo als auch Shanaya ein gut gelauntes Lächeln schenkte und dem neuen Arbeitsgeber schließlich folgte. Sah ganz so aus, als bekäme er am Ende des Tages doch noch genug Achter zusammen, um es sich ordentlich gut gehen zu lassen.

Hinter ihm fiel die Tür wieder ins Schloss und schluckte den Lärm aus dem Inneren der Kneipe.


Spielleitung für Greo, Shanaya



RE: Kapitel 1 - Prolog - Shanaya Árashi - 31.05.2016

Natürlich war er wegen ihr hier. Auch wenn er hier eigentlich nur vorbei gegangen wäre – das wäre sicher wegen ihr. Shanaya musste sich zusammen reißen, um nicht wirklich in Lobeshymnen über sich selbst zu verfallen. Sie konnte aber auch einfach verdammt überzeugend sein. Kurz in Gedanken versunken holte die Schwarzhaarige sich selbst zurück ins Hier und Jetzt, räusperte sich kurz, den Blick dabei weiter auf Greo gerichtet. Seine Reaktionen hatte sie dadurch nicht ganz mitbekommen, die muntere Miene auf ihren Zügen blieb jedoch nach wie vor. Der andere Kerl reagierte nicht wirklich, also konzentrierte die Schwarzhaarige auf den Riesen, der... nicht ganz so glücklich wirkte. Vielleicht mochte er keinen Regen oder die Gesellschaft von dem Kerl. Zumindest seine Worte sprachen dafür, dass er diesen Kerl nicht kannte. Aber es dauerte auch nicht lang, bis die Tür hinter ihr geöffnet wurde – einen Moment lang erwartete sie Aspens mahnendes Gesicht aus der Tür lugen zu sehen. Aber es blieb bei einem Unbekannten, der nach einem Arzt fragte. Shanaya blinzelte, richtete die hellen Augen für einige Herzschläge auf den am Boden sitzenden, der sich nach kurzem Zögern aufraffte und in die Schenke verschwand. Komischer Kauz.
Aber der Mann, der schnell zu ihrem neuen Ziel geworden war, lenkte ihre Aufmerksamkeit von ganz allein wieder auf sich, auch wenn er jetzt mit verschränkten Armen da stand. Was er wohl dachte? Die Schwarzhaarige selbst rieb kurz die Hände aneinander, blickte zum Himmel, der so schnell keine Verbesserung versprach. Bei seinen Worten wog sie den Kopf ein wenig hin und her, als müsse sie überlegen.

Sie sind die Verursacher dieses Tumults. Ich bin nur raus gekommen, weil ich das nicht mehr ertragen habe.“

Das Lächeln auf ihren Lippen wurde eine Spur verschwörerisch, machte vielleicht schon deutlich, dass sie diese Worte nicht ernst meinte. Trotzdem machte sie eine kurze Kunstpause, ehe sie mit einem Zucken der Schultern fortfuhr.

In Wirklichkeit sind sie nur noch da drin, um die Spreu vom Weizen zu trennen... mit der Schlägerei haben wir Nichts zu tun, aber die scheinen auch kein Interesse daran zu haben, irgendeiner Crew beizutreten. Vermutlich besser so...“

Die letzten Worte sprach sie mehr zu sich selbst, warf noch einen Blick zu der Tür, die sich jedoch nicht noch einmal öffnete.

Bisher ist die Ausbeute aber noch... mager. Wir sind einfach zu anspruchsvoll.“

Damit wandte sie sich wieder an den Dunkelhaarigen.



RE: Kapitel 1 - Prolog - Greo - 31.05.2016

Wenn er sich recht erinnerte, so segelte die besagte Crew unter den wachenden Augen einer Frau. Oder mehr – sie sollte es in Zukunft. Soweit er verstanden hatte, zählte die Mannschaft noch nicht sonderlich viele Mitglieder, und das war ein Umstand, der ihn zweifeln ließ. Was, wenn sie es nicht schafften in naher Zukunft eine funktionsfähige Gruppe zusammenzustellen, die auf See eine Chance hatte? Ein Vorteil, so dachte er, wäre sicherlich, dass er sich in einer jungen Truppe schnell etablieren und später deutlich mehr für seine Dienste verlangen konnte. Aber das mochte eine allzu rosige Vorstellung sein. Er hatte bereits mit Abtrünnigen Begegnung gemacht und wusste, dass er ein dickes Fell brauchte, um sich dort zu beweisen und seinen Willen durchzusetzen.
Er glaubte nicht, dass das bei einer Frau als Kapitänin einfacher sein würde. Ganz im Gegenteil.
Irgendwie fiel es ihm schwer, sich gegen das Bild einer stämmigen Matrone zu wehren, die eine Keule schwang und mit wild abstehendem Haar zum Angriff befehligte. Er verengte einen kurzen Moment die ungleichen Augen und wandte widerwillig den Blick von der Dunkelhaarigen ab, als die Tür aufging.  
Mit kritisch gelupften Brauen deutete er ein Kopfschütteln an, was aber wahrscheinlich gar nicht nötig gewesen wäre, da sich der Fremde bereits auf den Weg machte. Er verzog nur kurz den Mund zum Abschied – so ganz unglücklich über den Verlust dieses Gesprächspartners war er nicht.
Floppfloppflopp – tröpfelte der Regen auf seine Hutkrempe, während er die junge Frau erneut ruhig ansah. Sha… Shi… Shisha… ach verdammt. Er würde warten müssen, bis sie jemand rief, um wieder auf den Trichter zu kommen, wie ihr Name lautete. Greo war schwer bemüht, sich diesen Umstand nicht anmerken zu lassen.
So lauschte er ihren Worten interessiert und lächelte schmallippig, als sie ihren Witz mit gewiefter Mimik unterstrich. Gleichzeitig versuchte er mit seinem Blick in ihren Kopf zu schauen. Was da drinnen wohl vorging?

„Und wie lauten diese Ansprüche?“

fragte er, kaum dass sie geendet hatte. Dass sie keinen von den plattgesichtigen Raufbolden mitnehmen wollten, sprach für sie. Raue Schale, ja, wenig Hirn, nein. Greo wollte sein Leben nicht in Händen von Menschen wissen, die sich über jede Kleinigkeit in die Wolle bekamen.  



RE: Kapitel 1 - Prolog - Shanaya Árashi - 01.06.2016

Shanaya war ein wenig glücklich darüber, dass Talin ihr die Haare so... kurz geschnitten hatte. So konnten ihr jetzt keine nassen Strähnen ins Gesicht hängen, die sie in verzweifelten Versuchen zurück schieben musste. Da konzentrierte sie sich lieber auf den Mann vor ihr, wünschte sich einmal mehr, wenigstens ein paar Gedanken lesen zu können. Bei diesem Herren irgendetwas zu erahnen erwies sich als schwieriger als gedacht, er brauchte sein Gesicht nicht einmal hinter seinem Hut zu verstecken. Aber die Schwarzhaarige belächelte das nur, aber immerhin schaffte auch der noch recht Fremde etwas wie ein Lächeln. Ach, sie brauchte keine Gedanken lesen. Er hatte sich entschieden, sonst wäre er sicher nicht hier! Auch wenn er noch mehr erfahren wollte, was ja nur... für ihn sprach. Er warf sich nicht vollkommen hirnlos der nächstbesten Crew in die Arme. Und so straffte die junge Frau auf seine Frage den Körper, überlegte einen Moment, ehe sie antwortete. Bei den ersten Worten wog sie den Kopf leicht von einer zur anderen Seite.

Ich könnte dir jetzt große Reden schwingen von Männern und Frauen mit Manieren, Anstand. Aber das klingt vermutlich... wenig piratig. Erst einmal reicht also Hirn und Kraft und der Wille nach Abenteuern. Den Rest erfährt man wohl leider erst, wenn man längst auf See ist.“ Eine kurze Pause, in der ihr Lächeln ein wenig hämischer wurde. „Von Bord schmeißen kann man die faulen Eier immernoch...“

Nun strich sich die junge Frau die nassen Haare doch ein wenig nach hinten, schüttelte sie leicht, was bei dem anhaltenden Regen jedoch wenig brachte.

Wir sollten unsere Ansprüche aber vermutlich ein wenig eindämmen... sonst sitzen wir ewig auf dieser Insel fest.“

Und das war vermutlich nicht einmal sehr unwahrscheinlich, wenn sie an die Kerle dachte, die sich gerade hinter ihnen in der Schenke die Birne einschlugen. Tja, für eine anständige Crew hatte sie wohl den falschen Weg gewählt... wie dumm, dass das hier für sie genau der Richtige war. Abwartend hob sie also den hellen Blick zu den unterschiedlichen Augen des Mannes.

Also?“



RE: Kapitel 1 - Prolog - Greo - 01.06.2016

Hirn und Wille nach Abenteuern. Bei den sieben Welten, ob er diesen hohen Ansprüchen genügen konnte? Der Schalk blitzte durch seine bunten Augen und ein etwas spitzer Ausdruck trat auf sein Gesicht. Er war kein Gelehrtensöhnchen und auf die wilde Seefahrt hätte er eigentlich gut verzichten können. Er tat gut daran, ihr diese Dinge nicht auf die Nase zu binden, auf eine, wie er mutmaßte, ziemlich neugierige Nase. Die Hupfdohle war sicherlich wie ein Schwamm, der alle Informationen um sich herum aufsaugte und nie – nie, nie, nie – wieder vergaß. Und er hätte seinen Hut (das mochte etwas heißen) darauf verwettet, dass sie diese Informationen auch gegen andere Leute einsetzte.
Die Bemerkung zu den faulen Eiern brachte ihn zu einem kehligen Lachen. Das wollte er sehen, wie sie ihn von Bord schmiss. Nicht, dass er sie unterschätzte. Das auf keinen Fall. Aber er war mindestens zwei Köpfe größer als sie und wog wahrscheinlich das Doppelte. Das würde ein lustiger Anblick sein.

„Besser festsitzen, anstatt durch Inkompetenz abzusaufen…“

kommentierte er mit einem schiefen Lächeln und löste die Arme aus der Verschränkung, um die Hände über dem Hut zusammenzuschlagen. Das Wasser triefte bereits durch das hochgekrempelte Hemd und ließ es an seiner Haut kleben. Sein Bad hätte er sich sparen können.
Greo ignorierte das und schürzte kurz die Lippen.

„Moment, du wirst nicht erwarten, dass ich einfach zusage.“

Er würde sicher nicht die Katze im Sack kaufen. Wobei: das tat eigentlich diese Crew, wenn sie ihn nicht weiter in Augenschein nehmen würde. Hatte sie überhaupt die Befugnis solche Entscheidungen zu treffen?

„Vielmehr als vorher weiß ich jetzt auch nicht. Ich schätze, ich werde mir deine Mannschaft mal ansehen und mit der Kapitänin sprechen.“

beschloss er und drehte schnell den Spieß vom Bewerber zum Begutachter um. Was er sagte, war eine indirekte Aufforderung ihn zu der Vorgesetzten der Schwarzhaarigen zu bringen und gleichzeitig ein Eingeständnis, dass er zum Teil auf ihre Werbung angesprungen war.



RE: Kapitel 1 - Prolog - Shanaya Árashi - 02.06.2016

Shanaya musste sich nicht eingestehen, dass der Kerl vor ihr ihr erst einmal egal war. Er war groß, kräftig und wirkte alles andere als so hohl wie eine Nuss. Dinge die für ihn sprachen, da sie genau solche Leute brauchten, um ihr Ziel zu erreichen. Er war zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen – in ihrer Nähe. Und wer wäre sie, wenn einen gefassten Plan einfach so wieder fallen ließ? Sie hatte etwas gut zu machen, damit sie dann eine freie Entscheidung treffen konnte. Und Mister nasser Hut schien ihr dafür perfekt. Da war es egal, ob er ihr egal war. Sie zählte ihn ab jetzt fest zur Crew. Egal, ob er wollte, wegrannte, sich versteckte oder sonst etwas dramatisches tat. Diese Falle hatte schon längst zugeschnappt. Und gegen diese Falle halfen keine Flammen, keine Degen. Er konnte ihr fast Leid tun.
Und damit schob die Schwarzhaarige sich nun eine nasse Strähne aus der Stirn, schnalzte bei seinen Worten und dem Lachen leise mit der Zunge.

Beides sehr hinderlich, aber vermutlich hast du Recht.“

Den eigenen Kopf ein wenig zur Seite geneigt beobachtete die Dunkelhaarige, was der Ältere mit seinen Armen machte, bei seinen nächsten Worten war es dann an ihr, das strahlende Lächeln wieder auf ihre Lippen zu legen, damit herzlich aufzulachen.

Und du meinst, ich würde ein 'Nein' einfach so akzeptieren?“

Shanaya zwinkerte dem Mann munter zu, wrang sich beinahe nebensächlich die Haare ein wenig aus. Ein Nein? Nicht in diesem Fall. Und auch seine nächsten Worten änderten Nichts an ihrer Meinung, ihren Gedanken. Da musste er schon überzeugendere Argumente vorbringen, um sie davon abzubringen.

Ich denke, du bist ein kluges Kerlchen. Das sagt allein, dass du nicht einfach so stumpf Ja zu allem sagst und dir dabei in die Luft starrend in der Nase bohrst.“ Die blauen Augen sahen ihn prüfend auf eine Reaktion an, sie lächelte aber weiter. „Aber dafür würdest du auch keine Fragen stellen, wenn du nicht interessiert wärst. Und wieso solltest du hier sein, wenn du dich fast schon entschieden hast? Um die selben Fragen nochmal zu stellen?“

Die Nase ein wenig rümpfend schüttelte die junge Frau den Kopf, als wolle sie Greo die Reaktion vorweg nehmen. Die Antwort konnte sie sich selbst zurecht legen, egal ob er das so oder anders sah.

Aber du kannst natürlich gern mit Talin sprechen. Die ist vielleicht auch nicht ganz so aufdringlich wie ich. Dazu musst du nur leider raus aus dem Regen und in die Höhle des Löwen.“

Mit einer ruhigen Bewegung ihres Kopfes nickte die Schwarzhaarige zu der Tür hinter sich.

[Vor der Schenke | Greo]


RE: Kapitel 1 - Prolog - Liam Casey - 02.06.2016

Vielleicht täuschte er sich ja, aber Aspen schien nicht unbedingt unglaublich glücklich mit seiner Situation zu sein. Es konnte an dem Tumult und dem leichten Hauch von Gefahr liegen, der sich mittlerweile um sie herum gebildet hatte, doch eigentlich hatte er von Anfang an eher einen gezwungenen und minder optimistischen Eindruck gemacht. Allmählich durchschaute er die Bindungen zwischen den drei Leuten, weil er das Konstrukt in seinen Gedanken nachbildete und überlegte, wie es am besten zusammenpasste. Aus Talin, Shanaya und Aspen wurden dabei zwar gesichtslose, fiktive Gestalten, doch diese Gedankenwelt war es, in der er sich zurechtfand und seine unsensible Art übergehen konnte. Es machte seine Eindrücke greifbarer und schuf gleichzeitig unheimlich viele neue Möglichkeiten für einen neuen Roman oder Kurzgeschichte. Ach, wie er diese Welt doch liebte. Und da er sich genau dort befand und nicht in der Realität, entging ihm auch, dass die durchaus als herablassend verstehbaren Worte Aspens ihm galten und nicht irgendeinem namenlosen Statisten in einer seiner Bücher. Und die Spannung, die hätte aufkommen können, hatte sich auch schon einen Moment später vollkommen in der stickigen, nach Schweiß, Rauch und ungepflegten Kerlen riechenden Luft aufgelöst, als der Rückzug geplant wurde.

„Ja. Allerdings sind da noch zwielichtigere Gestalten.“, setzte er Prinz Eisenherz ungerührt in Kenntnis und wartete darauf, dass sich seine Wachhundader meldete, die er ihm zuschrieb.

Dieser hatte sich auch schon an Talin gewandt, um sie offenbar etwas unsanft in das Gefüge seines Plans zu schubsen. Die Blonde schien davon allerdings nur minder begeistert und der Wachhund erhielt einen Anpfiff, den auch er offenbar verstand. Liam blinzelte, selbst wenn er das Gespräch der beiden nicht belauschen konnte (und auch nicht wollte), doch Talin wirkte alles andere als den ja eigentlich ehrenwerten Zug Aspens als solchen ansehen zu wollen. Selbst war die Frau, wie es schien, was den fiktiven Charaktern in seinem Kopf einen weiteren, eindeutigen Charakterzug verpasste und es ihm erleichtern würde, mit seinen Gegenübern umzugehen. Ein leichtes Schmunzeln konnte er sich dann aber doch nicht verkneifen, glücklicherweise geschah das aber hinter dem Rücken des Blondschopfes. Kaum sprach Talin wieder laut, lächelte Liam wieder offen und munter und zwinkerte kurz.

„Ich glaub', morgen hättest du nicht mal so schlechte Karten; hast ja jetzt 'nen ganz guten Einblick bekommen.“, entgegnete er und nickte schließlich, ehe er zu Aspen sah. „Das Kätzchen kommt auch allein zurecht, wir sollten tatsächlich hinten raus.“

Mit einem kurzen Nicken des Kopfes wies er in die Richtung des Einganges, an dem nun ein stämmiger Seemann die Sache in die Hand zu nehmen schien. Eine Traube hatte sich gebildet und Liam konnte nicht wirklich erkennen, was dort passierte – er sah nur, dass der Weg nach hinten der einfachere, schlauere Weg war.

„Es sei denn, du stehst auf Tuchfühlung.“

Aber so schätzte er ihn nicht wirklich ein. Deshalb schlug er der kleinen Gruppe voraus den Weg zum Hinterausgang ein, der sich neben der Tavernentheke befand und in eine dunkle Gasse führte. An einem Ende konnte man das Licht der 'Hauptstaße' erkennen. Dorthin trieb es auch die anderen, die diesen Weg gewählt hatten. Die frische Luft schlug ihm angenehm ins Gesicht, sodass er nicht umhin kam, einen tiefen Atemzug zu nehmen, als er ins Freie trat und die Tür hinter sich über den Kopf der Blonden offen hielt, damit sie durchgehen konnte.

„Alle unversehrt?“, fragte er mit einem Lächeln. Nicht, dass er vermutete, dass einer ein Blessürchen davongetragen hatte. Aber dazu war seine Stimme sowieso zu locker und beiläufig.

{ führt Talin und Aspen zum Hinterausgang }



RE: Kapitel 1 - Prolog - Greo - 04.06.2016

Da war etwas an ihrem Blick, das ihn irritierte. Einmal, weil das Blau so strahlend klar war, zweimal, weil sich dahinter so viel verbarg. Er zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass sie vom breiten Grinsen sofort in ein Zähnefletschen umschlagen konnte. So klein sie auch sein mochte, da war mehr. Sonst würde sie sich auch nicht einfach hier herumtreiben, außer Sichtweite ihrer Mannschaft. Gerüchte machten die Runde. Halsabschneider und Frauenschänder waren kein Phänomen einzelner Städte. Die gab es überall, wenn man nicht Acht gab. Aber jüngst sollten barbarische Morde begangen worden sein. Sie traute sich ja was, hier so offen als junges Mädel aufzutreten. Ob da ein gewisser… Wahnsinn dahinter stand?
Er zwang seine Mundwinkel etwas auseinander, als sie ihm zuzwinkerte und damit wirkte, als teilten sie ein Geheimnis miteinander. Greo fragte sich, ob er überhaupt wusste, um was für ein Geheimnis es sich handelte.

„Kann es sein, dass ich hier nichts mehr zu melden habe?“

fragte er zwischendurch leise und erwartete nicht einmal eine Antwort darauf, denn die kannte er schon. Ihm drängte sich der Verdacht auf, dass sie ihn einkassiert hatte. Das hinterließ einen säuerlichen Geschmack auf seiner Zunge. Das war ihm zu vertraut, wie ein Déjà-vu.  
Drum schüttelte er nur kaum merkbar den Kopf, während sie sich beim Reden die Haare bearbeitete, was eine fruchtlose Angelegenheit war, weil der Regen nach wie vor vom Himmel surrte und sich entschlossen an sie klammerte. Sie störte sich nicht wirklich daran. Sie war wohl nicht zimperlich.
Immer noch die Hände auf dem Hut zusammengefaltet runzelte er die Stirn, als sie ihn zu erklären begann. Ihren prüfenden Blick quittierte er lediglich mit einem stummen Zurückstarren, mit seinen ungleichen Augen ihre blauen Iriden durchbohrend, als ob er dadurch Zugang zu dem bunten Wunderland hatte, was dahinter fleißig weiterspann.  
Weil er so darauf konzentriert war, ihre Gedankengänge nachzuvollziehen, verpasste er fast den Anschluss, als sie auf die Taverne deutete. Nur mit Mühe konnte er sich dazu zwingen den Blick von ihr ab und auf die Tür zu heften, die – ganz sicher – mit einem Male die ein Höllentor aussah.
Das konnte sie unmöglich von ihm verlangen. Andererseits: wenn er mit dieser Talin sprechen wollte, musste er das tun. Er hatte durchaus vor, ihr dieselben Fragen noch einmal zu stellen, in der Hoffnung, diesmal die Antworten zu bekommen, die er sich erhoffte. Von der Hupfdohle fühlte er sich in dieser Hinsicht nur vage abgespeist, damit sie ihn noch mehr ködern konnte. Es war ihr zwar gelungen, allerdings machte ihn das auch ziemlich misstrauisch,ganz gleich, wie sympathisch sie daherkam.
Einen Augenblick lang sah er sie nur ruhig an, dann löste er den rechten Arm und machte eine elegante Bewegung Richtung Eingang der Taverne.

„Dann nach der Dame, wenn’s genehm ist.“

[Vor der Taverne, Shanny]



RE: Kapitel 1 - Prolog - Ryan Black - 05.06.2016

Rücklings lag Ryan auf der unbequemen, harten Schlafstätte und hatte die Arme hinterm Kopf verschränkt. Seine Augen waren geschlossen, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Vor wenigen Tagen waren Robin und er in Tokaras angekommen. Sein Hehler hatte ihn zwar nicht mit sonderlich vielen Informationen gefüttert, weshalb er Lógon für einige Wochen verlassen wollte - aber Robin schien hier irgendwelche Aufträge für ihn zu haben. Und Ryan sollte es recht sein. Ihm war egal an welchem Ort er seiner Arbeit nachging.. Natürlich war es von Vorteil wenn man die Stadt mit ihren Ecken und Kanten kannte... Doch die Aussicht auf völlig unbekanntem Terrain zu Handeln reizte ihn. Er hörte wie sich jemand an der Tür zum Zimmer zu schaffen machte. Wie das rostige Schloss krachte und die Tür knarzend aufgeschlagen wurde. Ein kleiner, untersetzter älterer Herr kam schnaufend herein und wischte sich mit einem Tuch aus feinem Stoff den Schweiß von der Stirn. Ryan rührte sich kein bisschen - er sah nicht einmal auf.

„Warum liegst du hier nur so Faul herum?! Was wäre gewesen wenn ich ein Dieb wäre?!“

Ryan's Mundwinkel zuckten kurz amüsiert. Er hatte schon an den Schritten gehört dass es Robin war, welcher die knarzenden Stufen zu den Fremdenzimmern - sofern man jene so nennen konnte, denn dieser Raum erinnerte Ryan Stark an das Stadtverlies in Kuoza - hinaufgestieg.

„Ihr wärt ein ziemlich laut schnaufender Dieb, mein Freund. Euer kommen kündigte sich schon an der untersten Treppenstufe an.“, kommentierte Ryan trocken, richtete sich dann jedoch auf und schob seine Kapuze zurück.

Die schwarzen Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab, mit der Hand fuhr er noch einmal durch die ungestühmte aber kurz gehaltene Mähne, ehe er den abschätzenden Blick seines Hehlers mit einem aufgesetzten Lächeln quittierte. Robin hielt eine Kerze in einem Nachtlichthalter in der Hand und erleuchtete somit leicht den Raum - zumindest reichte das Licht für Ryan um den Blick seines Hehlers einschätzen zu können. Der alte hob Stolz den Blick und rümpfte beleidigt die Nase.

„Na, wie dem auch sei. In der Stadt gehen einige Gerüchte um....“, Robin stellte den Nachtlichthalter auf eine Ablage und zog einen Zettel empor. Es gab also Arbeit.

„Ein alter Freund erzählte mir heute davon, als ich bei ihm zum Essen geladen war. Angeblich gab es auf einem Schiff welches hier im Hafen liegt eine Meuterei! Und jetzt - ich wage es kaum Laut auszusprechen!“, Robin gluckste kurz amüsiert auf.

„Der Captain hat die Meuterei nicht überlebt.. Und jetzt versucht tatsächlich eine FRAU eine Crew zusammen zu stellen!“, das glucksen verstärkte sich amüsiert. Ryan legte die Stirn in Falten und blickte seinen Hehler abschätzend an, wartend auf weitere Information.

Robin beruhigte sich nach seinem kurzen Anfall und mit einem breiten grinsen im Gesicht fuhr er fort:“Ich möchte dass du das Schiff observierst. Sieh' es dir an. Mach' auch das Mädel aus, welche angeblich nun Captain ist. Ich möchte wissen, was das Schiff Wert ist und wie leicht es wäre das Gör aus dem Verkehr zu ziehen.“

Der sonst so freundlich und vertrauenserweckende Mann wurde beim letzten Satz plötzlich Todernst. In seinen Augen funkelte die alte Gier - welche Ryan seit jeher in den Augen des alten Mannes kannte.

„Beginne mit deiner Suche in der Hafentaverne - ich erwarte dich nach Sonnenaufgang zurück.“

Und mit jenen Worten war Ryan entlassen. Er nickte, schwang nun endlich die Beine aus dem Bett. Er zwängte sich durch das enge Zimmerfenster nach draußen. Sprang vom Fensterrahmen direkt auf das gegenüberliegende Gebäude und bekam gerade noch die Rinne zu fassen an jener er sich schwungvoll hinaufzog. Er hörte wie Robin das Fenster hinter ihm Schloss. Es schüttete aus Eimern - die Dächer der Stadt waren durch die Flora der Meeresluft gemischt mit dem Starkregen rutschig geworden, sodass Ryan sich nach einigen Metern und beinahe Stürze dazu entschloss seinen Weg doch an Boden fortzusetzen. Er kannte sich in dieser Stadt noch nicht großartig aus, doch in seinem Kopf bildete sich schon eine Gedachte Karte, markante Wegpunkte wurden abgespeichert. Es fiel ihm nicht schwer die Orienterung zu behalten. Jetzt musste er nur noch die Richtige Taverne finden... Er würde sich zunächst einfach durchfragen. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen - genau wie seine Maske, schob er sich durch die schmalen Gassen der Stadt, bis er die salzige Luft schon fast schmecken konnte. Die Passage in welcher Ryan sich befand wurde minimal breiter und in einigen Metern Entfernung konnte er erkennen wie aus einem Gebäude immer wieder Menschen in kleinen Gruppen strömten. Sie schlug alle die entgegen gesetzte Richtung ein als jene aus der Ryan gekommen war - in Richtung Hauptstraße. Für den Dieb bot es sich an sein Glück zunächst hier zu versuchen. Nur eine Armlänge von der Tür entfernt blieb er im dunkeln stehen und wartete den passendsten Moment ab um in die Taverne zu schlüpfen.


-zu Talin, Aspen und Liam gespielt, Hinterausgang der Schenke-