RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Marionettenspieler - 02.07.2023
Ein sichtlich amüsiertes Schmunzeln umspielte auf Jóns Worte hin Elijahs Lippen. Die Ironie an der Sache ging nicht spurlos an ihm vorbei, auch wenn seine beiden Gesprächspartner hier nichts davon ahnten. Denn ohne es zu wissen, traf der junge Mann ihm gegenüber den Kern dessen, worum es hier ging. Wenn man so wollte. Tja, irgendwie gefiel ihm dieser Kerl. Jedenfalls legte er genau die Art von Witz an den Tag, die Elijah mochte. Doch dafür war er nicht hier.
Die Belustigung verschwand von den Zügen des Leibgardisten, machte einem ungewöhnlichen Ernst Platz. Nein, dafür war er beileibe nicht hier. Das ungleiche Augenpaar richtete sich auf Skadi und er neigte unter der Kapuze zustimmend den Kopf.
„ Sehr gern“,
erwiderte er schlicht, steckte die Klinge seines Degens zurück in die Scheide unter seinem Umhang und offenbarte dabei für einen winzigen Moment die glänzenden Intarsien auf seinem Lederwams, das der der Palastwache von Schloss Linara zum Verwechseln ähnlich war und sich doch grundlegend von ihr unterschied. Denn im Gegensatz zu den zwar gut ausgebildeten Schlosswächtern trug er das Zeichen eines viel exklusiveren Kreises: Die einander gegenüber fliegenden Drachen der königlichen Leibgarde.
Er hob beide Hände, schlug die Kapuze zurück, die bis dahin einen Großteil seines Gesichtes verborgen hatte und deutete eine ehrerbietige Verbeugung an.
„ Mein Name ist Elijah Karean und ich bin hier im Auftrag Ihrer Majestät, unserer Regentin, um Euch eine Botschaft zu überbringen, Skadi Nordskov. Verzeiht das kleine Katz-und-Maus-Spiel, aber es war unbedingt notwendig, dass niemand sonst von diesem Treffen erfährt. Nun ja, außer er“, womit Elijah flüchtig in Jóns Richtung nickte, ohne die Jägerin dabei aus den Augen zu lassen. „ Ich habe Euch eine Weile beobachtet und gehe davon aus, dass Ihr ihm vertraut. Wenn nicht, muss ich leider darauf bestehen, ihn zum Schweigen zu bringen...“
Daraufhin schenkte er Jón ein gut gelauntes Schmunzeln und griff dann in eine kleine Tasche an seinem Gürtel, zog einen Umschlag aus teurem Papier hervor und reichte ihn der Frau ihm gegenüber.
Der Brief trug in schillernd rotem Siegelwachs das Zeichen des Hauses Márlyes.
Als Skadi ihn öffnete, offenbarte ihr eine fein säuberliche Handschrift die folgenden Worte:
M
eine liebe Skadi,
wir sind einander nie begegnet und doch möchte ich nun als Freundin zu dir sprechen. Denn mir ist, sowie ich diese Zeilen niederschreibe, als wendete ich mich an eine enge Vertraute - in der Hoffnung, dass du mir diese Ehre zuteil werden lässt. Eine Ehre, die mir einst auch dein Vater erwies. Er und mit ihm viele Angehörige deines Stammes.
Skadi, ich brauche deine Hilfe. Als letzte Verbliebene des Stammes, der seit jeher über die Sicherheit meiner Familie wachte, flehe ich dich untertänigst an, ebendiese Aufgabe erneut wahrzunehmen. Der Palast ist kein sicherer Ort mehr für mich und meine Liebsten. In dem Glauben, ich sei schwach und angreifbar strecken gierige Menschen ihre Hände nach der Königswürde aus und trachten mir nach dem Leben. Und obgleich ich nicht fort kann, will ich doch zumindest meinen größten Schatz außer Gefahr wissen.
Ich weiß, du reist seit geraumer Zeit mit einer Gruppe freier Menschen durch die Erste Welt und vielleicht kannst du sie überzeugen, dich zu unterstützen. Denn niemandem sonst wage ich zu vertrauen, als Menschen, die der königlichen Marine ferner gar nicht sein können. Denn deren Reihen sind voll von jenen, die einst geschworen haben, die Königswürde zu verteidigen, und nun doch nur ihre eigenen Ziele verfolgen.
Ich wünschte, ich könnte dir mehr über diese Dinge erzählen, damit du verstehst, was auf dem Spiel steht. Doch obgleich ich Elijah aus tiefstem Herzen vertraue, so kann ich nicht sicher sein, dass dieser Brief nicht in falsche Hände gerät. Deshalb ist es unabdingbar, dass wir einander persönlich treffen.
Komm nach Linara. Am 23. September findet zu Ehren des diesjährigen Elementarfestes ein Maskenball im Schloss statt und bietet die beste Gelegenheit, sich unerkannt unter unseren Feinden zu bewegen. Wenn du kannst, überzeuge deine Mitstreiter, dich zu begleiten, und wenn es irgendeinen Anlass gibt, ihnen zu misstrauen, dann komm allein. Gib Acht, dass ihr während des Festes nicht auffallt. Elijah wird euch erwarten und zu mir führen. Teile ihm deine Antwort mit und er wird sie mir überbringen. Und sei unbesorgt: So albern er auch scheint, du kannst ihm vertrauen.
Ich bitte dich, Skadi, im Namen unserer Väter und deren Familien vor ihnen, komm zu mir. Hilf mir. Viel zu viel steht auf dem Spiel. Ich werde versuchen, so lange durchzuhalten.
Deine dir demütig verbundene Freundin
A
riana Márlyes
[Einsame Seitengasse unweit des Marktplatzes | Skadi & Jón]
Du erhältst Deinen Preis aus dem Weihnachtsspecial der Inselwelten: Das Geheimnis. Der Hilferuf der Königin könnte dich und deine Mannschaft möglicherweise in ein neues Abenteuer führen - oder in den Tod. Was Du mit diesem Wissen anstellst, obliegt fortan nur Dir.
Dein Geheimnis wird in Deinem Profil hinterlegt.
Elijah Karean
gespielt von Spielleitung
Alter 25 Jahre
Beruf Mitglied der Drachengarde
Größe und Gewicht 1,83 m & 82 kg
Augenfarben blau & grün
Haarfarbe dunkelblond
Merkmale bedingungslos loyal
Status aktiv
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Talin Dravean - 04.07.2023
Sie wusste selbst nicht, warum sie dachte, Shanaya fände es irgendwie merkwürdig, dass eine völlig Fremde etwas für Talin zu haben glaubte. Nur schwerlich widerstand sie dem Drang, sich gegen die Stirn zu schlagen, als die Dunkelhaarige völlig gelassen auf das Angebot der anderen Frau einging und dabei auch noch an Essen dachte. Sie wusste natürlich, dass die Jüngere sich keine so großen Sorgen machte, wie sie selbst, aber konnte die Navigatorin es vielleicht doch ein wenig ernster nehmen? Ach, was dachte Talin da eigentlich? Doch bevor sie ebenfalls zustimmend nicken konnte, mischte sich Aric ein. Natürlich nur in bester Absicht, denn immerhin hatte er nicht ganz unrecht. Ihr Verfolger hatte sie vorhin kurz verloren, dann wieder gefunden, dann verloren und wer sagte, dass er sie nicht gleich wiederfinden würde? Langsam wurde ihr das ganze Hin und Her einfach nur lästig und sie wollte sich Shanaya anschließen und lieber etwas zu Essen suchen. Sollte ihr Verfolger sie doch einfach weiterverfolgen. Was wollte er überhaupt?
Ihre Gedanken wurden von der letzten Frau abgelenkt, die sich bis eben noch nicht einmal am Gespräch beteiligt hatte. Doch offensichtlich taute sie etwas auf, als ihre Hilfe gefragt wurde. Neugierig sah die Blonde sie an und ein amüsiertes Glitzern trat in ihre Augen. Es stimmte, bis vor wenigen Augenblicken, hatte sie ihr nicht viel Beachtung geschenkt, aber mit dem, was sie da bei sich trug ... Talin widerstand der Versuchung die andere bei den Händen zu packen und sie auf die Sphinx einzuladen. Sie konnten ja nun nicht wirklich jeden Streuner mitnehmen und vielleicht wollte die andere auch gar nicht. Aber ach ... sie hatte jemanden gefunden, der einfach so eine Explosion – wenn auch eine Kleine – herbeiführen würde. Statt also vorzupreschen, blieb sie an Ort und Stelle stehen und grinste vergnügt die junge Frau an.
„Ich mag deine Vorschläge, aber ich denke, wir werden uns auf den Rauch beschränken. Dann können wir in das andere Zelt flüchten. Das klingt doch nach einem guten Plan, oder?“
Kurz wandte sie sich an Shanaya und grinste vergnügt, fand ihre Gelassenheit trotz der Verfolgung wieder.
„Vielen Dank auf jeden Fall für deine Hilfe, ... Liebes?“ Mit leicht hochgezogener Augenbraue sah sie die Kräuterkundige fragend an.
[Zelt des Wahrsagers | Aric, Lola, Lissa und Shanaya]
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Lucien Dravean - 05.07.2023
Die Stimmung im Raum kippte je, als Ceallagh neben ihm Anstalten machte, in seine Tasche zu greifen und wie abgesprochen den Eiswein zutage zu fördern, den sie als Gastgeschenk organisiert hatten. So freundlich der Empfang bis zu diesem Zeitpunkt gewesen war, so schnell lag auch die unausgesprochene Drohung in der Luft, jedes Fehlverhalten mit einer Kugel durch den Kopf zu ahnden.
Der Blonde rettete die Lage mit dem für ihn so typischen, charmanten Lächeln und einer genau abgewogenen Prise Humor, die das Eis brechen würde, ohne jemanden für dumm zu verkaufen, und die selbst Lucien beinahe ein trockenes Schmunzeln entlockt hätten. Allerdings eher, weil er diesen Zug seines Kindheitsfreundes nur zu gut kannte. Ceallagh wusste genau, welche Wirkung er mit diesem Lächeln erzielte und wann sein Einsatz angeraten war. Und auf wen er damit nur unschuldig wirkte und wer die Manipulation vielleicht durchschaute.
Der bullige Leibwächter, der den Rücken seines Dienstherren deckte und sich angesichts der vermeintlichen Bedrohung in den Vordergrund geschoben hatte, ließ sich zumindest zögerlich beschwichtigen. Claude Riegan hingegen, den Lucien während des kleinen Missverständnisses durchgängig aus dem Augenwinkel beobachtete, musste von einem ähnlichen Schlag sein, wie der Hayes selbst. Denn das milde Lächeln auf dessen Zügen war nicht weniger dazu gedacht, eine gewisse Botschaft zu senden, wie das des Hünen an der Seite des 21-Jährigen. Gnädige Unantastbarkeit lag darin. Obgleich Riegan jederzeit damit rechnen musste, Ziel eines Attentats zu werden, gab er sich betont selbstsicher. Gleichwohl war der Zug, den mitgebrachten Wein gleich hier zu entkorken und mit seinen Gästen zu teilen ganz gewiss nicht der Gastfreundschaft geschuldet, sondern diente eher der Absicherung vor einem Giftanschlag. Alles andere hätte Lucien auch stark gewundert.
Doch da keiner von ihnen die Absicht hatte, den Bärtigen umzubringen, nahm der junge Captain das ihm dargebotene Glas nur mit einem dankenden Nicken des Kopfes entgegen und erwiderte den Trinkgruß ihres Gegenübers mit einem Lächeln, bevor er sich einen Schluck des mehr als süßen Weines genehmigte. Jammerschade, dass so etwas Edles an ihn völlig verschwendet war.
„Gut, ich würde sagen, wir reden nicht lange um den heißen Brei herum...“,
eröffnete er, stellte sein Glas auf dem Schreibtisch ab und ließ sich auf den Stuhl neben Soula sinken.
So begannen schließlich die Verhandlungen zwischen dem Gentleman-Ganoven und den drei Piraten. Claude Riegen erwies sich dabei als unerbittlicher Stratege, der sich zwar stets zugetan gab, sich in Wahrheit jedoch nie in die Karten schauen ließ. Ceallaghs und Luciens vorrangiges Anliegen, in Riegans Gewässern zu fischen, nahm der Bärtige zunächst mit einem milden Neigen des Kopfes zur Kenntnis, doch den beiden Freunden war zuvor schon bewusst gewesen, dass er diesem Vorhaben nicht ohne Gegenleistung zustimmen würde. Ein Stück vom Kuchen gab es bekanntlich nicht umsonst.
Doch zunächst zeigte er sich entgegenkommend, gab ihnen seinen Segen für den Verkauf des geschmuggelten Kaffees, der in dem geheimen Lager der Sphinx ruhte und versprach sogar, ihnen einen geeigneten Kontakt zu vermitteln, der ihnen die Ware zu einem guten Preis abnehmen würde.
Irgendwann im Laufe der Unterhaltung fiel Ceallaghs Blick wie zufällig auf die Reihe in Leder gebundener Bücher, die hinter Riegan einen Platz auf der Kommode hatten, auf der der Ganove seine größten Schätze zur Schau stellte. Zu Beginn waren sie dem Blonden kaum aufgefallen, doch dieses Mal stachen ihm die mit Goldschrift eingeprägten Lettern des Titels förmlich in die Augen: „Artefakte und Geheimnisse der Sieben Welten“, „Eine Naturgeschichte der Drachen“ und „Legenden aller Welten und ihre Ursprünge“ lehnten dort an einer kunstvoll geschnitzten Buchstütze aus dunklem Holz. Und noch etwas fiel Ceallagh auf: Alle drei Bände trugen am unteren Rand des Rückens das eingeprägte Siegel der Bibliotheken von Cheliya, die nie – und zwar wirklich niemals – ihre Werke verliehen oder gar verkauften. Doch hatte er nicht kürzlich erst ein Gerücht aufgeschnappt, nach dem einige Bücher von dort gestohlen worden waren? Konnte es sein?
Riegan bemerkte seinen Blick, schenkte dem Blonden ein freundliches Lächeln und nickte ihm bestärkend zu. „Nur zu, seht sie Euch an, mein Freund.“ So beherrscht er stets auch war, so konnte der Bärtige doch nicht ganz aus seiner Haut und badete mit Vorliebe in der Bewunderung seiner Mitmenschen. Zum Beispiel, wenn sie seine Schätze bestaunten.
Irgendwann jedoch wurde deutlich, dass sich das Gespräch lediglich um oberflächliche Absprachen drehte und der Gentleman-Ganove nach wie vor keine Entscheidung verlauten ließ, ob er ihrem Wunsch entsprechen wollte, oder nicht. Stattdessen wanderte sein Blick auffällig häufig zu Soula hinüber, die er mal mit einem freundlichen Lächeln und mal mit einem unergründlich interessierten Funkeln in den Augen bedachte. Bis Lucien schließlich der Geduldsfaden riss. Er lehnte sich nach vorn, stützte die Ellenbogen auf die Tischplatte und verschränkte die Hände ineinander, sah Riegan darüber hinweg mit einem schmalen Lächeln an und äußerte rundheraus einen spontanen Vorschlag: „Wie wäre es, wenn wir um unser Anliegen spielen würden?“
Und damit hatte er Riegans Interesse. Die dunklen Augen kehrten zu dem jungen Captain zurück, der kurzerhand einen weiteren Köder auswarf, bevor ihm der Fisch von der Angel sprang. Er schlug also Soula als Gegnerin vor, die ohnehin schon die ganze Zeit unfreiwillige Aufmerksamkeit genoss und deren Fähigkeiten, dessen war sich zumindest Lucien sicher, nicht zu unterschätzen waren.
Einige Herzschläge lang zögerte Riegan, dann stimmte er zu und erweckte dabei wie immer den Eindruck der Unantastbarkeit. Ob er sich bereits als Gewinner sah, oder nicht, ließ er nicht durchblicken. Mit einem Wink ließ er den größten der Spieltische räumen und Lucien nutze die kurze, geschäftige Unruhe, die daraufhin entstand, um sich zu Soula hinüberzubeugen. „Jetzt liegt es an dir“, raunte er ihr zu. „Wenn du das hier für uns entscheidest, hast du bei Ceallagh und mir was gut.“
Einen Herzschlag später hielt Riegan ihr seine Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen und zu dem Tisch zu geleiten, an dem das Spiel stattfinden sollte. Zuvorkommend wie immer zog er ihr den Stuhl zurück, damit sie sich setzen konnte, und nahm danach ihr gegenüber Platz, schenkte ihr ein gutmütiges Lächeln. „Der Dame gebührt die Wahl unseres Spiels.“
Lucien hatte sich inzwischen zu Ceallagh an die Kommode hinter Riegans Schreibtisch gesellt und behielt Soula und ihren Gegenspieler im Blick. Der bullige Leibwächter hatte erneut hinter seinem Auftraggeber Stellung bezogen und warf den beiden anderen Piraten nur hin und wieder einen misstrauischen Blick zu. Doch genau wie die übrigen Anwesenden zog das, was auf dem Spieltisch geschah, mehr und mehr seiner Aufmerksamkeit auf sich.
Ohne, dass er darüber nachdachte, strich Lucien mit den Fingerspitzen über das goldene Ei, neben dem er zufällig zum Stehen gekommen war, und ein Kribbeln fraß sich durch seine Hand bis hinauf in den Ellenbogen. Und während sein Blick nach wie vor auf Riegan und Soula ruhte, richtete er gedämpft das Wort an seinen Freund aus Kindertagen.
„Drücken wir die Daumen, dass sie das hinbekommt...“
[Ostya - nördliches Hafenviertel | Riegans Büro | Ceallagh, Soula und Cole]
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Cole O Shea - 06.07.2023
Vielsagendes Schweigen, prüfende Blicke, eine Weinverkostung – irgendwie gehörten zu dieser Art Treffen wohl immer eine Reihe von Ritualen, die Cole nicht so recht ergründen konnte, zögerten sie doch nur unnötig hinaus, weswegen man sich eigentlich zusammengefunden hatte. Der Grund, warum der Blondschopf begonnen hatte, unruhig mit dem Fuß zu wippen – wenn auch dezent genug, dass es im allgemeinen Geschehen nicht weiter auffiel – war aber weniger, dass er es nicht erwarten konnte, die abenteuerliche Geschichte der drei vermeintlichen Helden zu hören, nein, ihm war schlicht und ergreifend ein wenig langweilig geworden und das lockere Schwingen seines Beins hielt ihn davon ab, irgendwelche Dummheiten anzustellen. Vorerst jedenfalls.
Kurz hielt sein Fuß in der Bewegung inne, als einer der Fremden den Auftakt ihrer eigentlichen Unterhaltung ankündigte. Doch zu Coles Enttäuschung offenbarten sich ihm anstelle der erhofften Abenteuer von Monstern, versunkenen Schätzen und verlassenen Inseln nur ziemlich langatmige und trockene Verhandlungen über den Verkauf von Waren, die zwar sicher nicht uninteressant für einen Geschäftsmann, aber trotzdem verdammt unspektakulär für einen 11-jährigen Jungen waren. Ganz klar, eines Tages würde er selbst die sieben Welten erkunden und Schätze zutage führen, wie jene, die auf den Kommoden hinter dem Bossmann prunkten. Doch bis es soweit war, und das war dem Jungen schmerzlich bewusst, war es nicht verkehrt, ein wenig mehr Erfahrung zu sammeln und weiterhin Kontakte zu wichtigen Persönlichkeiten wie Claude Riegan zu schmieden. Deshalb versuchte er auch, trotz der Eintönigkeit des Gesprächs, aufmerksam zuzuhören und den Faden nicht zu verlieren, auch wenn sein von wilden Fantasien sprudelndes Gehirn das nur schwerlich zuließ.
Von einer Sache verstand der Junge allerdings etwas mehr. Oder zumindest soviel, dass es nun interessanter wurde und es ihm deutlich weniger Schwierigkeiten bereitete, sich auf das Geschehen zu konzentrieren. Seinem Boss eilte schließlich der Ruf voraus, so etwas wie der beste Spieler der sieben Welten zu sein. Oder vielleicht auch nur der ersten. Ganz bestimmt aber einer der geschicktesten Spieler Ritus. Wer ihn herausforderte – oder sich von ihm herausfordern ließ – musste schon Einiges auf den Kasten haben, und wenn Cole ganz ehrlich war, wirkte die junge Frau, die als Herausforderer vorgeschlagen wurde, eher so, als habe sie Riegen, abgesehen vielleicht von ein paar billigen Taschenspielertricks, kaum etwas entgegenzubringen. Aber dann wäre es ganz schön dumm von ihr gewesen, sich auf ein Spiel einzulassen.
So oder so, versprach die Situation eine deutlich spannendere Wende zu nehmen, und wenn es nur darum ging, den großen Meister der Spiele persönlich bei einer Partie Karten zusehen zu dürfen. Deshalb war Cole auch unter den Ersten, die Riegans Geste nachkamen und dabei halfen, den großen Spieltisch freizuräumen, ehe er sich, an der Kante eines Nebentisches lehnend, so positionierte, dass er einen guten Blick über das Spielfeld haben würde. Seine Finger hatten sich um das massive Holz gewickelt und tappten lautlos auf der Unterseite herum. Diesmal war es jedoch keine Langeweile, die ihn antrieb, sondern gespannte Ungeduld. Warum mussten Erwachsene auch immer so langsam und gemächlich sein?
[Ostya - nördliches Hafenviertel | in Riegans Büro | mit Soula, Ceallagh und Lucien]
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Shanaya Árashi - 07.07.2023
Con Chaos und Gefahr höchstpersönlich. Shanayas Mundwinkel zuckten amüsiert in die Höhe, als Thaddeus sie mit diesen Worten vorstellte – das baute ja nur all zu perfekt auf die Wortwahl der jungen Frau auf. Aber während der Mann das relativ entspannt nahm, schien die fremde Blonde mit einem Mal ziemlich eingeschüchtert zu sein. Alles an ihr sprach für Panik und Flucht, was Shanayas Grinsen nur noch ein wenig breiter werden ließ. Vielleicht konnte sie sich ja an den Wahrsager schmiegen und da Sicherheit von den zwei bösen Frauen finden. Herrje, sie tat der Schwarzhaarigen ja fast Leid. Also… eben auch nur fast. Viel mehr überlegte sie, dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, vielleicht einfach ihren Dolch zu ziehen. Stattdessen begnügte sie sich mit einem kühlen Blick zu der Blonden, ein beinahe finsteres Grinsen auf den Lippen. Aber sie hatte wichtigeres zu tun, als dem armen Häschen Angst zu machen. Mit diesem Gedanken hielt sie den Zylinder in ihren Armen ein wenig enger an sich gedrückt und wandte sich also zum Gehen. Auch die braunhaarige Frau wollte mit ihr gehen, aber bevor sie am Ausgang waren, mischte der Wahrsager sich ein, sodass Shanaya den Blick zu ihm herum wandte, einen fragenden Ausdruck auf dem Gesicht. Ein Ablenkungsmanöver? Talin schien von diesem Gedanken sehr begeistert – Shanaya ihrerseits seufzte einfach nur. Auch die Frau, die etwas für den blonden Captain hatte, stieg auf diesen Gedanken mit ein, sodass die Schwarzhaarige den hellen Blick einmal über jeden im Zelt schweifen ließ. Auf Talin ruhten ihre Augen schließlich.
„Ich denke, wenn unser Verfolger uns irgendetwas tun wollte, hätte er nicht gewartet, bis wir unter vielen Menschen sind. Ich bin neugierig.“
Damit wandte sich die junge Frau wieder dem Ausgang zu, hob zwei Finger zum Gruß an den Kopf und warf den Anderen noch je einen kurzen Blick zu.
„Ich werde mich nicht mit irgendeinem Ablenkungskram aufhalten. Also… viel Spaß euch.“
Mit den letzten Worten trat die Dunkelhaarige also auf den Zeltausgang zu, schlüpfte durch den Stoff und ließ zeitgleich den Blick erneut wandern. Alles schien erst einmal normal – und es interessierte sie ungemein, was dieser Verfolger von ihnen wollte. Die Karten konnten nicht sein Ziel sein, immerhin hatte er sie zuvor schon verfolgt. Und selbst wenn… dafür musste er erst einmal an ihr vorbei. Shanaya atmete tief durch, trat dann vor, um den Anderen Platz zu machen, sollten sie ihr folgen wollen. Sie wartete auf Talin, während die Dürfte, die vom Markt zu ihr herüber geweht wurden, sie zu locken versuchten. Im besten Fall holte sie sich also etwas zu essen, folgte dann Talin und der Fremden zu ihrem Zelt und dann waren sie auch schon auf dem Weg zurück zur Sphinx. Vielleicht mit einem kleinen Zwischenbesucher, aber der durfte ihr ruhig erzählen, wieso er ihnen nachstellte.
[Erst Talin, Lola, Aric & Thaddeus im Zelt | Dann allein vor dem Zelt]
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Josiah Moggensten - 08.07.2023
Staub und Steine empfangen ihn - gemeinsam mit dem runden Gesicht von Alex. Pferdelos, etwas zerbeutelt, aber das Gesicht voller Leben und die Hände voll mit dem Gewehr und Kugeln.
Josiah verzog keine Miene und nickte nur kurz, als ihn Alex grüßte. Stattdessen nutze er den Moment, um Heft und Hand erneut an seinem Hemd abzuwischen, damit ihm das Messer nicht in einem weiteren Kampf aus den Händen glitt. Sein Blick glitt über das hinter ihnen liegende Lavendelfeld, während Alex weitersprach.
Und da war sie wieder - die Frage nach den Gegnern. Nur dieses Mal wurde sie von demjenigen ausgesprochen, der bis vor kurzem noch hoch zu Ross durch die Gegner geprescht war.
Missfallen breitete sich in ihm aus. Er hatte mit weniger als einer Handvoll verbliebener Gegner gerechnet, vielleicht drei, oder sogar nur zweien. Doch wenn Alex noch von fünfen oder sechsen ausging…
Wo würden sie sein?
Das Lavendelfeld erzitterte kurz, als ein kurzer Windstoß die Blüten erfasste, und Josiah ließ vor seinem Inneren Auge kurz die vergangenen Eindrücke über sie hinweg tanzen: Von seinen beiden Spezialisten vor dem Pferd, den Mann mit der donnernden Stimme, die drei Schüsse und dem gurgelnden Ächzen.
Einige würden wahrscheinlicher weiter südlich sein, einige wurden vielleicht von den Pferden weiter nach Westen gedrängt? Wie viele würden sie gerade diesen Wagen dann nähern?
Ein dumpfes Ziehen machte sich hinter seiner Schläfe breit. Ein weiterer Atemzug und Josiah setzte den Gedanken ein Ende. Seine Finger tasteten nach einem weiteren Wurfmesser, während sein Blick abwartend zu dem nach draußen spähenden Mann wanderte.
“Wie viele und wo?” Und dann. “Gibst du mir Feuerschutz?”
Es führte wenig an seinem ursprünglichen “Plan” vorbei. Da draußen warteten also noch um die sechs Männer. Allesamt mit Gewehren bewaffnet. Zwar war Josiah prinzipiell äußerst glücklich über seine Messer, die er nach Belieben ebenfalls zu Fernkampfzwecken nutzen konnte - dank der relativ schweren Klingen und leichten Hefte - aber sie waren nun mal auf die Geschwindigkeiten seines Armes beschränkt, während ein Gewehrschütze maximal 60 Sekunden zwischen zwei Schüssen brauchte, von der Geschwindigkeit der Kugeln ganz zu schweigen. Und nun war Alex hier, sein Pferd von dannen und das Chaos war wieder überschaubar. Aber nun war Alex hier, und dadurch ein sauberer Schütze.
[bei Alex]
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Ceallagh Hayes - 13.07.2023
Riegan war wahrlich ein Meister darin, seine Macht zu demonstrieren, ob mit bloßen Blicken, seiner Körperhaltung oder der gespielten Selbstlosigkeit die Herrlichkeit seiner Schätze mit seinen Besuchern zu teilen. Ceallagh schmunzelte ob des Angebots, dass ihm der Ältere unterbreite. Mit ziemlicher Sicherheit würde er es sich nicht nehmen lassen, darin herum zu blättern - sobald Soula ihren Teil des Geschäfts besiegelte und bis auf seine Leibwächter, niemand ein Auge auf ihn hatte. Denn einer Sache war sich der Hayes mehr als sicher: dieses Spiel würde dafür sorgen, dass die Emotionen hochkochten. Es war vollkommen gleich ob aus Belustigung, weil Soula ihr Gesicht entgegen ihrer Einschätzung verlor, oder weil sich Riegan vor den Augen seiner protestierenden Männer die Blöße einer Niederlage gab. Insgeheim belustigte es ihn bereits jetzt schon, wie geschäftig sich die Umstehenden auf den Tisch und das Spiel stürzten. Bis auf ein oder zwei Leibwächter, die ihn und Lucien mit missbilligenden Blicken bedachten, verschwanden sie gänzlich im Hintergrund. Und so wie die Verhandlungen bisher gelaufen waren, war das die beste Gelegenheit den Geizhals um ein paar seiner Schätze zu bringen. Denn sollte sich Ceallaghs erster Eindruck bewahrheiten, beglich Riegan seine Schulden nicht. Egal ob sie auf ehrliche Weise dieses Spiel gewannen oder nicht. Er hatte nicht vor, ihnen auch nur ein Stück weit entgegen zu kommen. Womöglich duldete er sie für ein paar Wochen, bis sich herumsprach, dass sie gutes Geld mit ihrer Schmuggelei verdienten. Und spätestens dann verlangte er nach mehr, als er bereit war zu geben. Ihres Schutzes wegen. Wegezoll, der es ihnen ermöglichte ihrem Geschäft nachzugehen ohne dass etwas Unvorhergesehenes passierte. Ceallagh schnalzte bei Luciens Worten mit der Zunge. Hatte bereits eines der goldenen Bücher in der Hand, die ihm so schmackhaft angepriesen worden waren. Riegan war bereits mit dem Spieltisch verschmolzen, ohne ihnen gänzlich den Rücken zuzukehren. Er mochte vielleicht entspannt und freundschaftlich wirken, doch war das genauso Fassade, wie seine eigene Höflichkeit. Mehr Schein als Sein.
“Glaubst du wirklich, dass das noch eine Rolle spielt?“, raunte er seinem Freund über die Buchseiten zu, die leise flatternd durch seine Finger glitten. Bemerkenswert wie gut erhalten dieses Exemplar war. Wie viel es den Geizhals wohl gekostet haben musste, es aus der Bibliothek zu entwenden? Wenn man ihn fragte, war es bestimmt aus dem Besitz eines reichen Edelmannes, mit dem er gute Geschäfte hegte. So gute Geschäfte, dass sie sich zweimal überlegen sollten, mit wem sie es sich verscherzten. Das war natürlich keine Drohung. Lediglich ein gut gemeinter Hinweis. Man achtete ja auf seine Kollegen. Ts. Wer’s glaubte.
“Aber solange sie entspannt bleibt und nen kühlen Kopf bewahrt… sehe ich kein Problem.“
Bis sie Riegan in Grund und Boden spielte. Spätestens dann sollten sie vielleicht einen guten Fluchtplan parat haben, der nicht darin gipfelte, dass sie über die Dächer davon hechten und sich im schlimmsten Fall das Genick brechen würden. Ceallagh hatte vor an einem weitaus edleren Tod zu sterben. Neben einer hübschen Frau zum Beispiel. Oder an Altersschwäche.
[Ostya - nördliches Hafenviertel | Riegans Büro | Lucian, Soula und Cole]
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Dahlamon Tali - 16.07.2023
Der Lärm der Straßen ließ sie kurze Zeit in Schweigen verfallen. Sie hatte die Frage des Jünglings vernommen, welcher allein durch seine Art sich zu bewegen herausstach und so wirkte, als würde er selbst nicht zu den anderen Taugenichtsen dazugehören.
Das Poltern des Karren der die Straße entlang gezogen wurde, versiegte als dieser sich von ihnen entfernte. Dahlamon beugte sich zu dem Jüngling herunter, den sie um Längen überragte um sich so auf dessen Augenhöhe zu begeben.
Ihr Auge zuckte ein wenig als sie ihm in die seinen blickte und das verschlagene Grinsen, welches sich zuvor breit auf ihrem Gesicht gezeichnet hatte wich einem amüsierten Schmunzeln.
"Diese benööötigt ein Schiif und ihr haabt eines, niiiicht wahr? Jäden fahls seid ihr "noch" ihm Besiietzes eines Schiifes. Diese hiielft euch das es so bleibt. Ein Andel"
Damit richtete sie sich wieder zu voller Größe auf und kurzzeitig blitzte die Spitze eines langen Dolches, der sich in ihrer Hand befand aus den Lumpenumhang hervor.
"Diese ist guhut in Erschlagen von Panzamähnnern! Du waißt das?"
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Diesmal weniger bedrohlich als das lange Grinsen zuvor.
Fast schon hoffnungsvoll.
Als würde sie dem Knaben Mut zusprechen wollen.
Dann begann sie zu lauschen, während sie die übrigen Menschen bei ihnen ignorierte. Sie hatten sie nicht angesprochen, der Knabe schon.
Im Lärm der Stadt machte sie schwere Schritte in der Nähe aus.
[ Kleiner Innenhof zwischen Marktplatz und Hafen | mit Tarón, Isala, Rúnar und Beiros (NPC) ]
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Cassy Rice - 19.07.2023
Für Cassy waren ihre Begleiter immer noch Fremde. Deshalb war es wohl kaum verwunderlich, dass sie weder von dem Aberglauben wusste, an den Rayon dachte, noch dass sie jenen aus seinen Worten heraushören konnte. Das einzige, was sie bewusst realisierte, war die Tatsache, dass er sich nicht wohl zu fühlen schien, und das war keineswegs etwas Verwerfliches. Immerhin musste Cassy sich eingestehen, dass der Friedhof auch bei ihr selbst mitnichten zu den Orten gehörte, an denen sie sich häufig oder gar gerne aufhielt. Danach hatte sie nur heute niemand gefragt. Vor allen Dingen war sie nicht alleine und obwohl Rayon irgendwie skeptisch zu sein schien, so war die Blondine davon überzeugt, wenn es hart auf hart kommen würde, dann würde er sich der Situation stellen und nicht flüchten, um seinen eigenen Arsch zu retten. Ob das jedoch einfach an ihrem guten Glauben an die Menschen lag, oder daran, dass er so eine Aura wirklich ausstrahlte, war schwer zu sagen. Am Ende war es aber auch gleichgültig.
Dennoch war Cassy froh, dass Liam es übernahm, seinen Bekannten, Freund, Kollegen oder was auch immer die beiden Männer verband, zu beruhigen. Dadurch konnte sie sich besser um den Jungen kümmern, ihn beruhigen, beziehungsweise darin bekräftigen, dass sie seine Schwester schon befreien würden und auch darin, dass es kein Problem darstellte, dass er nicht genau wusste wo sich die Widersacher der Probleme eigentlich genau befanden. Als Liam sich dann wieder an sie oder besser gesagt an die gesamte Gruppe wandte und fragte, ob sie sich aufteilen sollten, nickte die junge Frau.
“Ich denke das ist am sinnvollsten, so können wir sie ein wenig einkesseln wenn wir sie gefunden haben.”
Dabei deutete sie in eine Richtung, in welcher sie vermutete, dass die Bande sich niedergelassen haben könnte.
”Auch wenn ich es nicht genau weiß. In diese Richtung sind noch ein paar Reste eines alten Gebäudes. Es ist nicht viel, aber wenn ich mir ein Versteck hier suchen würde, dann würde ich mich vermutlich dort einrichten.”
Deutete sie ihre Vermutung an und dann nach links und rechts, bevor sie sich wieder zu den beiden Männern wandte.
”Wollen wir uns komplett aufteilen? Dann könnte einer mittig, offensiv vorgehen, sozusagen das man auch gesehen wird, während jeweils einer von links und einer von rechts eine gute Position sucht um den Kids mal ein wenig Angst einzujagen. Jedenfalls sollte vielleicht derjenige, der offensiv sich ins Kreuzfeuer der Bande begibt, den Jungen mitnehmen und an ihre Vernunft appellieren, das Mädchen freizugeben, bevor die Geister es bemerken, keinen Spaß an der Sache mehr verstehen weil es um Kidnapping geht und sich auf ihre Weise rächen.”
Schlug sie nun vor. Vermutlich wäre es sinnvoll, wenn sie diejenige war, die mit dem Jungen in der Mitte voranschritt. Er schien von den beiden Männern immer noch ein wenig eingeschüchtert zu sein, was Cassy überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Allerdings war es nahezu ein Wunder, dass der Junge neben ihr sich nicht an ihrer Kleidung festklammerte und das widerum war schon etwas, was sie ein wenig nervte.
”Wenn das für euch so okay wäre, würde ich auch mit dem Jungen gehen.”
Ergänzte sie dann noch, atmete durch und sah dann von Liam zu Rayon und wieder zu Liam. Abwartend, was die beiden Männer zu ihrer Idee sagen würden oder ob sie eventuell sogar noch eine Bessere hatten.
{ (Per), Straßenjunge, Liam, Rayon | auf dem Friedhof }
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Aric Rackham - 23.07.2023
Wenn er so an seine letzte Begegnung mit Shanaya zurückdachte, musste der Wahrsager sich schon sehr glücklich schätzen, dass die Schwarzhaarige am Eingang des Zeltes innehielt. Nach seiner letzten Begegnung mit ihr hätte er eigentlich nicht erwartet, dass sie geduldig genug war, um sich Ideen von anderen anzuhören. Nun Menschen, so hieß es, ändern sich. Eigentlich eine Theorie, welche er nicht Anhang. Aric ließ kurz seinen Blick durch das Zelt schweifen. Die Zweiflerin, welche nun versuchte seiner Idee folgend einen Plan zu initiieren. Seine Kundin noch immer vor ihm sitzend und nun durch eine Aufgabe nicht mehr ganz so verängstigt. Wie gut, dass keine Kerzen im Zelt brannten, überlegte er mit einem Blick auf die Tasche der Kundin. Sehr überraschender Inhalt. Talin hatte gerade einen groben Plan, als Shanaya sich doch nach draußen orientierte. Aric seufzte leise. Nun zumindest hatte er sich nicht zu sehr in ihr getäuscht.
"Nun dann wohl bis zum nächsten Mal... denke ich"
Richtete der Braunhaarige sich mit einem Nicken an Talin. Er hatte mit der ganzen Situation nichts zu tun. Er konnte hier entspannt sitzen bleiben und auf seinen nächsten Kunden oder seine nächste Kundin warten. Möglicherweise noch einen Abstecher in einer der Villen am Stadtrand. Ein schöner Abend ohne Aufregung. Ja, das klang doch gut. Dieser ganze Trubel in seinem Zelt hatte zwar auch etwas für sich gehabt, aber warum sollte er sich jetzt in fremde Angelegenheiten einmischen? Damit hatte er wirklich nichts zu schaffen. Zumindest versuchte Aric sich das gerade einzureden. Chaos und Gefahr? Wer wollte das schon in seinem Leben? Sein nachdenklich auf den Tisch gerichteter Blick streifte noch einmal kurz Talin, welche bestimmt auch bald aus dem Zelt verschwinden würde. Diese Situation war so ähnlich jener ihres ersten Treffens. Hatte er seither nicht versucht, etwas mehr Gefahr in sein Leben zu lassen? War auf Reisen gegangen und hatte versucht, neue Fähigkeiten zu erlernen? Der Wahrsager holte einmal tief Luft und blickte dann zu seiner Kundin.
"Bevor du jetzt auch aus dem Zelt stürmst, wäre noch eine Bezahlung meiner Dienste fällig."
Er musste sich einfach auf die wichtigen Dinge konzentrieren, statt all seine Entscheidungen infrage zu stellen. Dazu gehörte es auf jeden Fall sein Gold zusammenzuhalten und wenn möglich zu vermehren. Gleich nach seiner Bezahlung sollte er sich am besten einen guten Beobachtungsposten in Sicherheit suchen und aus der Gefahrenzone verschwinden. Einfach sitzen zu bleiben wäre eine blöde Idee, wenn wieder das Chaos ausbrechen sollte. Zumindest war dies seine Erfahrung aus dem letzten Treffen mit den beiden. Dieses Mal hatte er auch vorsorglich seine Karten in Sicherheit gebracht, dann konnte er sich einfach aus dem Staub machen und dann sein Leben weiterleben. Das war ein guter Plan. Mit einer routinierten Bewegung zog er das schwarze Tuch von dem kleinen provisorischen Tisch und wickelte es sich um sein linkes Handgelenk. Dem Plan folgend erhob er sich dann aus seiner provisorischen Ecke und überragte damit die verbleibenden Frauen im Zelt. Er würde nur noch auf seine Bezahlung warten und dann eine vorgezogene Pause einlegen. Genau. Keine Gedanken mehr an Chaos und Gefahr und schon gar nicht an mögliche weitere Treffen. Nein, die Blonde ... und die Schwarzhaarige waren mit anderen Dingen beschäftigt. Keine der beiden war wirklich so faszinierend. Aric befand sich in einer kleinen Gedankenschleife, während er da so in seinem Zelt stand. Zwar hatte seine rationale innere Stimme gerade die Überhand, doch irgendwo in seinem Hinterkopf kratzte auch das Verlangen ein Rätsel zu lösen. Die Zufälle dieses Tages und diese Sache, welche die Zweiflerin für Talin hatte. Es waren eigentlich nur kleine Dinge, doch sie kratzten stätig an der so bemüht aufgebauten Einstellung. Wie das stetige Tropfen von Wasser auf Stein höhlte auch dieses Kratzen die Fassade aus und brachte sie unterschwellig ins Wanken.
[Ostya - nördlicher Marktplatz | Wahrsagerzelt | Talin, Lola & Lissa, Shanaya vor dem Zelt]
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