RE: Abseits der Wege - Shanaya Árashi - 22.07.2018
Liam schien wirklich etwas an dieser Kleinigkeit zu liegen, wenn seine Laune davon so gedrückt wurde. Shanaya konnte sich nicht erinnern, den Lockenkopf schon einmal so gesehen zu haben. Er ließ es kurz an dem Gestrüpp aus, was die Schwarzhaarige leicht lächeln ließ. Sie hatte es ja schon gesagt – böser Dschungel! Er hielt sich jedoch noch einen Moment an der 'Wieso sie alleine war' Frage auf, und seine Frage ließ sie nur leicht mit den Schultern zucken.
„Eine Lady schweigt und genießt.“
Kurz hob sie vielsagend eine Augenbraue, wusste jedoch ganz genau, was sie erwartet hatte. Aber er hatte natürlich Recht – sie hatte einerlei Probleme damit, sich allein durch die Welt zu bewegen. Durch jede Situation, über jedes Hindernis. Das war Nichts, womit sie je Probleme gehabt hatte. Ansonsten wäre sie heute sicher nicht die, die sie war. Und von ein wenig allein sein ließ sich Shanaya sicher nicht unterbekommen. Außerdem gab es hier im Dschungel genug Gesellschaft – auch wenn manche ihr vielleicht nicht freundlich gesinnt war.
Die Nachfrage des Dunkelhaarigen ließ die blauen Augen in seine Richtung huschen, einen Moment huschte ein fragender Ausdruck über ihre Züge. Er wandte sich nicht zu ihr, und so richteten sich auch die hellen Augen der jungen Frau wieder suchend auf den Boden, wischte immer wieder Blätter zur Seite, ohne bisher einen Anhaltspunkt. 1805... Das war wirklich eine lange Zeit und Shanaya lachte ruhig auf, schnaufte dann aber leise.
„Ich hatte einfach nur zu viel Zeit, an meiner Heimat zu üben. Verändert hat sich seitdem vermutlich nicht viel. Weder die Landschaft – noch die Idioten, die sich dort haufenweise tummeln.“
RE: Abseits der Wege - Liam Casey - 13.11.2018
Vermutlich wäre genau das ein Punkt gewesen, an dem sie einen der anderen Crewmitglieder wieder auf die Palme gebracht hätte. Liam hingegen konnte sehr gut damit leben, etwas nicht zu wissen – gerade im Augenblick ohnehin noch eher als sonst. Ein kurzes, blasses Schmunzeln huschte über seine Lippen, als sie ihm näher brachte, dass er die Antwort auf seine Frage wohl nicht bekommen würde, ohne dass er es ihr übel nahm. Immerhin ging es hier nicht um irgendeine wichtige Information, sondern um spaßhaftes Geplänkel. Und ehrlicherweise musste man auch zugeben, dass es Liam im ersten Fall wohl auch nicht weiter nachgefragt hätte. Allein schon, weil er die naive Hoffnung hatte, dass ihre Augen besser funktionierten, wenn sie sich auf die Suche konzentrierte. Wobei, Yvenes hatte dann doch Potential dazu, ein wenig interessanter zu sein, selbst wenn Liam damit nicht so viel verband, wie vielleicht anzunehmen gewesen wäre. Es war mehr ein irrwitziger Zufall, dass die Insel gerade jetzt fiel, nachdem er seinen wertvollsten Besitz von dort verloren hatte. Shanaya klang dabei allerdings fast so, als würde ihr noch weniger an Yvenes liegen als Liam selbst, und das, obwohl sie sie im Gegensatz zu ihm tatsächlich ‚Heimat‘ nannte. Liam lachte kurz auf, als sie die Bevölkerung als Idioten betitelte.
„Oh, glaub mir. Im Vergleich zu anderen Inseln war Yvenes eher im Durchschnitt was die Idioten betrifft.“, versicherte er ihr mit einem wissenden Seitenblick. „Und solange Gold mit Verstand gleichgesetzt wird, wird sich daran auch nichts ändern. Idioten an die Macht.“
Fast schon beiläufig klang seine Stimme, während er von seinem Eindruck erzählte, der hierbei nicht einmal von Yvenes selbst stammte. Damals war er zu jung gewesen, um so etwas wie Politik und Wirtschaft zu verstehen. Aber auch jetzt hatte er nur wenig Interesse an den Machtrangeleien der Reichen und Gierigen. Es war kein Leben, mit dem er sich identifizieren konnte und wollte.
„Die Amethysten, die wir suchen, sind übrigens von Yvenes. Meine Mutter hatte sie dort mal gefunden.“
RE: Abseits der Wege - Shanaya Árashi - 08.12.2018
Einige Momente fragte Shanaya sich stumm, wieso Liam so auf Yvenes reagierte. Viele Gedanken verschwendete sie jedoch nicht daran, entweder würde er selbst die ungestellte Frage beantworten, oder aber es war schlicht und ergreifend unwichtig und würde nicht wieder zur Sprache kommen. Liam war ein angenehmer Zeitgenosse, aber nur deshalb musste sie ihn nicht direkt über seine Lebendgeschichte ausfragen. Dafür hatten sie auch noch genug Zeit, wenn der Lockenkopf bei der Crew blieb und sie sich für besagte Geschichte interessierte. Solange er sie nicht einfach von sich aus erzählte.
Ein leises Schnaufen ließ sich die Schwarzhaarige bei seinen Worten jedoch nicht nehmen. Es gab an anderen Orten natürlich mehr Idioten aber für Yvenes' Größe war die Anzahl schon deutlich groß genug. Und so warf Shanaya dem Dunkelhaarigen einen vielsagenden Blick zu.
„Auf so kleinen Raum passen auch kaum mehr von der Sorte. Dann wäre für andere kein Platz mehr.“
Sie seufzte leise. Selbst auf den kleinen Raum der Sphinx gab es zu viele von eben DIESER Sorte. Aber sie hatte sich das alles ausgesucht und es gab sicher größere Schiffe, mit denen sie es hätte schlechter treffen können. Ganz sicher. Es war genau das selbe Problem wie bei den Inseln, kaum zu umgehen. Liams Blick hatte sie erwidert, mit den Schultern gezuckt. Sie war ja noch so jung, also hatte sie auch noch genug Zeit, um noch mehr von dieser Spezies kennen zu lernen. Sie freute sich ungemein darauf.
Den nächsten Worten des Mannes lauschte sie zwar, ließ den blauen Blick aber wieder aufmerksam über die Umgebung schweifen. Sie musste über sich selbst schmunzeln. Eben noch hatte sie daran gedacht, Liam nicht weiter auszufragen. Und nun legte er ganz von selbst eine Spur in diese Richtung. Aber das erklärte schon einmal, wieso er das Schmuckstück so dringend suchte. Zumindest für normale Menschen mit normalen Beziehungen zu ihren Eltern. Sie selbst hätte jedes Geschenk aus dieser Richtung in den nächsten Fluss geworfen.
„So? Willst du es deshalb so dringend wieder haben, weil du so viel damit verbindest? Mit der Heimat deiner Mutter?“
RE: Abseits der Wege - Liam Casey - 12.12.2018
Der Blick, mit dem er aufsah, als Shanaya fortfuhr, hatte fast schon etwas prüfendes, dabei kümmerte es ihn gar nicht so sehr, wie es einen anderen vielleicht gekümmert hatte. Nicht nur, weil er mit Yvenes tatsächlich nicht allzu viel verband – auch, wenn es seine Herzensheimat gewesen wäre, hätte es ihn nicht gestört, wenn die Insel bei der Schwarzhaarigen nicht den gleichen Stellenwert gehabt hätte. Jeder machte seine Erfahrungen und jeder erlebte Situationen auf eine andere Art und Weise.
„Yvenes scheint jedenfalls kein Ort erster Wahl für dich zu sein.“, fasste er zusammen, ohne eine Frage nach genaueren Umständen zu stellen.
War ihr gutes Recht und wenn Liam es genau nahm, wusste er gar nicht, ob er je dorthin zurück wollen würde. Jetzt, wo er so darüber nach dachte, konnte er sich ziemlich gut vorstellen, dass er das Schiff mit diesem Ziel insgeheim gemieden hätte. Aus Angst? Wovor? Gedankenverloren zog sich seine Stirn kraus. Dem Anblick der alten Anstalt, in der sie seine Mutter immer besucht hatten? Seinem alten Elternhaus? Allein der Gedanke daran, ließ ihn innerlich den Kopf schütteln. Warum sollte er Angst vor der Vergangenheit haben? Ändern ließ sich ja sowieso nichts daran.
„Nicht mit der Heimat meiner Mutter.“, korrigierte er. Auch nicht mit seiner Heimat. Im Grunde hätten diese Steine von sonst wo stammen können. „Das Armband hatte ich ihr als Knirps selbst gebastelt. Seit sie tot ist, trage ich es mit mir herum. Vielleicht als eine Art Mahnmal, wenn man so will.“
Liam zuckte bei diesem Vergleich mit den Schultern. Passte eigentlich ganz gut, obschon es nicht in seiner Macht stand, darüber zu entscheiden, ob es seinen Zweck auch wirklich erfüllen würde.
RE: Abseits der Wege - Shanaya Árashi - 16.12.2018
Shanaya ließ den hellen Blick weiter umher schweifen. Über kleine Äste, über den Boden. Vermutlich konnte man den Dschungel den ganzen Tag nach Liams kleinem Schatz absuchen. Aber sie hatte Zeit und sie konnte diese kleine Suchaktion wunderbar nutzen, um die Insel weiter zu erkunden. Auf die Worte des Lockenkopfes gab sie ein eindeutiges Brummen von sich. Besser hätte man es wohl nicht beschreiben können.
„Letzte Wahl fasst es eigentlich ganz gut zusammen. Ich habe gut 17 Jahre dort verbracht – das hat für den Rest meines Lebens gereicht.“
Ein leises Schnaufen untermalte diese Worte. Sie hätte gewiss kein Problem damit gehabt, für kurze Zeit auf diese Insel zurück zu gehen... ganz im Gegensatz zu den Bewohnern, die SIE sicher nicht wieder dort haben wollten. Aber je schneller sie Yvenes wieder verlassen konnte, desto besser. Daran gab es einfach Nichts zu beschönigen. Die Mimik des Dunkelhaarigen bemerkte die junge Frau nicht, konzentrierte sich ganz auf ihre Suche. Erst bei seinen nächsten Worten neigte die Schwarzhaarige den Kopf ein wenig, musterte ihn kurz. Sie lauschte seiner kurzen Geschichte, richtete die blauen Augen dann wieder auf den Boden. Eine Erinnerung an seine tote Mutter, na gut. Auch so etwas würde sie gewiss nicht mit sich herum tragen. Aber Shanaya hielt inne, bevor sie antworten konnte. Unter der Sohle ihres Stiefels hatte es geknirscht, ein anderes Gefühl als die normalen Ästchen, die hier herum lagen. Leicht eine Augenbraue gehoben trat sie mit einem Fuß zurück, bückte sich und hob ein kleines Bändchen an, an dem etwas lilanes baumelte. Skeptisch musterten die blauen Augen das Gefundene, ehe Shanaya den Kopf zu Liam herum wandte und grinste.
„Ich würde sagen, ich habe dein Mahnmal – wofür auch immer – gefunden?“
Die Dunkelhaarige wedelte leicht mit dem Band herum, hielt es Liam aber zur genauen Inspektion hin.
RE: Abseits der Wege - Liam Casey - 14.02.2019
Liam legte wenig Wert auf solche Gemeinsamkeiten. Die Herkunft brachte Menschen nicht zusammen, immerhin machte es nur einen Bruchteil der eigenen Entwicklung aus. Eine Insel, eine Stadt brachte ebenso brillante Köpfe hervor wie auch besagte Idioten. Und bloß, weil man irgendwo auf der Welt jemanden traf, der die gleichen Wurzeln besaß, zwang einen das nicht direkt dazu, den anderen zu mögen. Manch anderer wäre Shanaya wohl um den Hals gefallen, bloß weil er von der gleichen Insel stammte und sie das ja irgendwie verband. Aber dem Lockenkopf selbst – abgesehen davon, dass er eher die Reise als seine Heimat sah als irgendeinen Ort – bedeutete so etwas herzlich wenig.
„Immerhin hast du’s länger ausgehalten als ich.“, rechnete er ihr an und schmunzelte ihr kurz entgegen. „Ich war fünf, als wir von dort fort sind.“
Glück für ihn wie es schien, wobei er Yvenes ganz sicher nicht so negativ in Erinnerung hatte wie Shanaya. Allerdings war er auch ganz sicher noch nicht in der Lage gewesen, in seiner Kinderwelt mehr wahrzunehmen, als das, was ihn direkt betraf. Politik, Rechtsstreite, Habgier – all das hatte ihn als Kind nicht betroffen und auch jetzt noch öffnete er die Augen lieber für die magische, romantische und abenteuerbeherbergende Seite des Lebens als für die niederen Triebe nach Macht des Adels. Ein weiterer Vorteil, der daraus für ihn entstand: Er hatte keinerlei Grund, sich über irgendetwas zu ärgern, woran er ohnehin nichts ändern konnte. Eigentlich eine beneidenswerte Einstellung.
Mit einem „Was?“ wandte er sich ruckartig um, als Shanaya verlauten ließ, sie hätte etwas gefunden. Im ersten Moment wollte er diesem Glück gar nicht glauben, doch tatsächlich: Zwischen ihren Fingern baumelte der Lederriemen mit den drei kleineren Amethysten, die ihn seither begleiteten. „Das ist es!“
Mit einer fließenden Bewegung nahm er der Schwarzhaarigen das Band aus der Hand, drückte ihr einen lockeren, dankbaren Kuss auf die Stirn und hielt das Band in einen Lichtstrahl, der durch das dichte Blätterdach des Urwaldes brach.
„Schätze, das Leder hat ein wenig gelitten. Wird Zeit, es mal wieder etwas aufzubereiten.“, murmelte er mehr zu sich selbst, ehe er sich nach einem kurzen Moment wieder zu Shanaya umdrehte. „Danke jedenfalls für deine Hilfe. Wer weiß, wie lange ich ohne dich noch hier herumgegeistert wäre.“
Der Ausdruck auf seinen Zügen zeugte mit einem Mal kein bisschen mehr von der Sorge, die zuvor noch darin gelegen hatte. Jetzt ruhte wieder die gute Laune in seinem Gesicht, wie man ihn eben kannte.
„Hast du noch zwei Hände, um ein paar Lianen mit zurück zum Strand zu nehmen oder ruft dich bereits ein neues Abenteuer?“
RE: Abseits der Wege - Shanaya Árashi - 03.05.2019
Shanaya schnaufte auf die Worte des Dunkelhaarigen halb amüsiert.
„Jaa... Auch wenn alles andere als freiwillig. Ich beneide dich also in vollem Maße.“
Sie hatte es so oft versucht – aber kein Versuch war geglückt. Irgendwie war sie immer wieder auf Yvenes geendet. Bis jetzt zumindest. Aber im nächsten Moment hatte sich dieses Thema für Liam vermutlich eh erledigt, das Ziel ihrer Suche war immerhin gefunden. Die gute Laune des Dunkelhaarigen war nicht zu übersehen, im nächsten Moment kam er näher, Shanaya konnte nicht einschätzen, was sein Plan war, als er ihr schon einen Kuss auf die Stirn gab und sie damit leicht die Augenbraue heben ließ. Ach Liam. Sie grinste bei seinen Worten jedoch noch etwas breiter, zuckte leicht mit den Schultern.
„Wir wären wahrscheinlich aus Versehen ohne dich davon gesegelt.“
Während er weiter zwischen Ästen, Gestrüpp und Dreck nach seinem Band suchte.
„Solange du dich nicht gröhlend an Lianen durch den Dschungel schwingst, kann ich dir dabei auch noch zwei Hände borgen.“
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