RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Rayon Enarchea - 03.11.2017
Rayon glaubte nicht an Wunder. Alles, was auf dieser Welt passierte, ließ sich in irgendeiner Art und Weise rational erklären, und sogenannte Wunder waren meist nichts als Erklärungen simplerer Geister für Dinge, welche die Grenzen ihrer Vorstellungskraft überstiegen. Vielmehr entstanden sie entweder durch puren Zufall oder aber wurden durch zielstrebiges Verhalten regelrecht erzwungen, und das Wunder eines Menschen konnte zugleich auch der schlimmste Albtraum eines anderen sein.
Dass sie alle jedoch die waghalsige Befreiungsaktion ihres zweiten Kapitäns überlebt hatten, grenzte tatsächlich an ein Wunder - zumindest eines mit Umwegen. Rayon war auch nach dem klärenden Gespräch mit Talin immer noch nicht begeistert von den Methoden, mithilfe derer die Piraten ihren Plan erfolgreich zum Abschluss gebracht hatten, konnte ihre Beweggründe nun aber zumindest ein wenig besser verstehen und hatte beschlossen, ihr Verhalten zu akzeptieren. Trotzdem schmerzte seine Brust, wenn er an die Familien der gefallenen Marinesoldaten dachte, von denen viele in ihrem Leben wahrscheinlich noch keiner Menschenseele etwas zu Leide getan hatten. Letztendlich, und ganz egoistisch betrachtet, konnte die Crew der Sphinx sich glücklich schätzen, dass sie nicht nur ihr Ziel erreicht, sondern die ganze Unternehmung auch halbwegs unbeschadet überstanden hatten. Die Verletzungen einiger Beteiligter hatten auf den ersten Blick zwar schlimm ausgesehen, sich aber glücklicherweise als relativ harmlos herausgestellt und selbst ihr ramponiertes Schiff hatte es noch bis zu dieser Insel geschafft, auf der er sich nun gemeinsam mit Trevor und einem ihrer Neuzugänge, der auf den Namen Kaladar hörte, auf der Suche nach Nahrung befand.
Denn genau das war eine weitere Komplikation gewesen: Die Vernichtung beinahe ihres gesamten Proviants. Für Rayon als Smutje war das besonders schmerzhaft, denn Vieles davon würden sich nicht so einfach ersetzen können, allen voran den Zwieback und das gepökelte Fleisch, denn leider hatte es auch den Großteil ihrer Salzvorräte erwischt. Das, was sie hier auf der Insel hoffentlich fangen würden, konnten sie deshalb auch nicht mehr allzu lange gefahrlos lagern und würden deshalb wohl in absehbarer Zeit zwangsläufig einen Hafen ansteuern müssen - oder verhungern. Oder sich ausschließlich von Fisch ernähren, was wiederum dazu führen würde, dass Shanaya verhungerte. Angesichts dieser Umstände war Rayon umso glücklicher, dass er seine Gewürze umsichtigerweise in ausreichender Höhe verstaut und sie so vor dem Wasser gerettet hatte. Viele dieser Kostbarkeiten waren unersetzlich, wenn ihr Weg sie nicht zufällig nach Rhofala führte, und den Gaumen seiner Kameraden die Würze seiner Speisen vorzuenthalten, nachdem sie bereits auf den Geschmack gekommen waren, würde seine Beliebtheit bei der Crew mit Sicherheit schlagartig verringern.
Bisher waren die drei auf ihrer Mission beeindruckend erfolglos geblieben. Lediglich Trevor hatte bereits einige Heilkräuter finden können, die sie für die weiterführende Behandlung ihrer Verletzten gut gebrauchen konnten, aber Wild hatten sie noch keines entdeckt, weshalb Rayon beschlossen hatte, am Strand nach Tieren zu suchen, die etwas weniger schnell auf den Beinen und deshalb hoffentlich leichtere Beute waren. Dass seine Augen bisher noch nichts erspäht hatten, das einem Reh, Wildschwein oder sonstigem essbaren Tier auch nur entfernt ähnlich sah, lag sicherlich auch daran, dass er praktisch permanent auf Trevor achten musste, dessen Gesabbel zwar mittlerweile den lallenden Ton aus der Nacht von Luciens Rettung vermissen ließ, der sich ansonsten aber im Prinzip genauso verhielt wie im volltrunkenen Zustand. Mit anderen Worten: Ohne eine Aufsichtsperson würde er höchstwahrscheinlich keine zwei Minuten überleben. Rayon nahm ihm das nicht übel, nicht in einer Situation wie dieser. Er kannte den ungestümen Mann nicht anders und hatte ihn auf diese Weise lieb gewonnen, und wenn er seiner Umgebung nicht gerade auf die Nerven ging, erhellte er damit die Stimmung jeder noch so hartgesottenen und übellaunigen Piratencrew. Deshalb begnügte er sich damit, ihn ab und an zurechtzuweisen oder zurückzupfeifen, wenn er sich zu weit von ihnen entfernte oder Gefahr lief, seine Gesundheit zu gefährden, und trottete ansonsten mit einem Schmunzeln auf den Lippen hinter ihm her, wobei er darauf achtete, dass immer noch er es war, der die Richtung vorgab - alles andere würde wahrscheinlich in einem Desaster enden.
So wie jetzt. Noch eben hatte Trevor sich redlich darum bemüht, Kaladar eine ausgewachsene Kante ans Bein zu quatschen, als er plötzlich innehielt, lauschte, und dann felsenfest davon überzeugt, etwas gehört zu haben, davonstürmte. Rayons Ohren selbst hatten das ominöse Geräusch nicht wahrgenommen, aber die waren auch damit beschäftigt gewesen, Trevors unendlichen Redeschwall zu verarbeiten. Immerhin: Eine unsichere Spur war besser als gar keine, und wenn sein Orientierungssinn ihn nicht im Stich ließ, lief Trevor immerhin geradewegs auf den Strand zu. Also wandte er sich an Kaladar, zuckte mit den Schultern und rollte scherzhaft mit den Augen.
"Nichts wie hinterher, bevor er seine Zehen auch noch verliert", sagte er und trabte los, um Trevor hinterherzueilen. Immerhin war seine nicht ganz ernst vorgetragene Sorge nicht völlig abwegig.
[ Waldstück an der Westseite der Insel | Rayon und Skadi | momentan mit all seinen Sinnen mit Trevor beschäftigt ]
RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Cornelis Feuerbart - 05.11.2017
Cornelis sah die Begeisterung in den Augen des Jungen, doch, so sehr er sich vor seinem Verlust darüber gefreut hätte, konnte sie heute nicht zu ihm durchdringen. Seine Miene blieb unbewegt, während der mit nüchterenen Worten sagte:
"Bereite schon einmal alles vor, ich kann einen Happen Fleisch vertragen."
Scortias hatte beim Smutje Rog viel gelernt und Cornelis würde es dem Schiffsjungen überlassen, den Hirsch zum Braten vorzubereiten. Nachdem der Junge vorausgeeilt war, folgte auch Feuerbart ihm ins Lager und legte das Wild nahe der Feuerstelle ab. Es konnte doch nicht wahr sein, daß er die Anstrengung merkte! Und doch waren die paar hundert Meter durch den Sand mit dem Tier auf der Schulter eine Anstrengung für ihn gewesen! Früher hätte er darüber gelacht, doch jetzt, da ihre Rationen nur gering ausfielen, reichte der Fleischanteil nicht aus, um seine Bärenkräft zu erhalten. In Gedanken fluchte er darüber. Und wieder einmal traf sein Haß die beiden Meuterer dafür.
Feuerbart hatte wegen der Hitze seinen Rock und sein Hemd ausgezogen und über einen der Eckpfosten ihrer Unterkunft gehängt gehabt. Nachdem das Wild nun von seiner Schulter war merkte er, daß dessen Blut ihm die linke Schulter und den Hals beschmiert hatte. Also legte er nun seinen Degen und die restliche Kleidung samt Stiefel ab und ging durch den warmen Sand dem Meere zu. Als die ersten Wellen seine Füße umspülten blieb er einen Moment stehen und wieder ging ein sehnsüchtiger Blick auf die Weite der See hinaus. Dann begab er sich weiter ins Wasser hinein und schwamm zunächst eine Runde. Die heute sanfte See hob ihn mit ihren Wellen leicht an, bevor er ins nächste Tal hinabschwang. Er schwamm weit hinaus und wünschte sich in diesem Moment, er könnte einfach immer weiter schwimmen - fort von dieser Insel der Hoffnungslosigkeit und des Hasses.
[Am westlichen Strand mit Scortias]
RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Shanaya Árashi - 05.11.2017
Die Miene grübelnd verzogen betrachtete Shanaya die Zeichnung in dem kleinen Buch. Den Kopf zur Seite geneigt drehte sie ihr Werk ein wenig nach links, nach rechts. Irgendetwas fehlte ihr noch. Vielleicht lag es daran, dass es nur trostlose Klippen waren? Möglich. Ein leises Schnaufen, ehe sie das Buch wieder sinken ließ, mit dem Stift auf dem Papier herum tippte. Vielleicht sollte sie ein riesengroßes Ungeheuer dazu malen? Drei Mal so hoch wie die Sphinx, mit riesigen Reißzähnen. Und großen Kulleraugen, bunten Bändern um den Hals und einer Schleife um den Schwanz. Skeptisch wandten die blauen Augen sich erneut zu den Klippen hoch, als erwartete sie genau so ein Wesen zu erkennen. Stattdessen Nichts als Stein. Aber das war immerhin eine Ablenkung, so konnte sie den Gedanken an diese ganze Adelsgeschichte verdrängen. Es trieb ihr die Übelkeit in den Magen. Nichts, womit sie sich lang beschäftigen wollte. Familie Árashi und der Adel. Wie weit konnte diese Welt noch sinken?
Die Stille auf dem Deck wurde durchbrochen, und einzig und allein weil ihr Blick nicht mehr direkt auf dem Papier heftete, bemerkte sie diesen Umstand – zuerst reagierte sie jedoch nicht. Ein leises Geräusch in ihrer Nähe ließ sie eher aufmerken und zuerst erwartete die Schwarzhaarige eine Ratte, die jeden Moment aus den Tauen springen würde. Statt dessen erkannte sie Sineca, die durch die Seile rollte und sichtlich Spaß dabei hatte. Shanayas Kopf neigte sich wieder zu einer Seite, blickte auf das Fass, auf dem sie noch immer saß. Und noch bevor sie den Gedanken zu Ende gedacht hatte, schob sie das angewinkelte Bein von dem runden Holz, griff nach dem Stück Dörrfleisch, das sie dort gelagert hatte und machte dann einen Satz vom Fass. Da war das große Monster mit unzähligen Zähnen. Zumindest in ganz klein. Alles war besser, als weiter diese Klippen anzustarren... Also ließ die junge Frau sich nun mit dem Rücken gegen das Fass sinken (Oh nein, eine fast sowas wie Adelige saß auf dem dreckigen Schiffsholz, das sie vorher selbst geschrubbt hatte!), ließ das Buch neben sich fallen und biss ein Stück vom Fleisch ab, das wenige Momente später durch die Luft flog und wenige Meter weiter liegen blieb.
„Siiiinecaaaa...“
Die hellen Augen der jungen Frau beobachteten die kleine Katze, bevor ihr Blick kurz zu der Geräuschquelle von eben huschten. Nur einen Herzschlag blickte sie in Liams Richtung, erkannte mehr oder weniger seine neue Gesellschaft und das Lächeln auf ihren Lippen wurde ein wenig breiter. Nicht aus Freude, es lag eher ein hämischer Zug darin. Sie kümmerte sich also nicht weiter um die beiden Männer, wandte den Kopf wieder zu der Katze herum, ehe sie noch einmal von dem Stück Fleisch ab biss und selbst darauf herum kaute. Vielleicht konnte sie der Katze ja ein paar Tricks beibringen? Irgendwie die Zeit tot bekommen, bis die anderen zurück kamen.
[Hauptdeck - Sineca | Nähe Liam & Lucien]
RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Scortias Bartholomew - 06.11.2017
Scortias stand mit leuchtenden Augen vor dem Captain und starrte auf das Wild, welches über Van der Meers Schultern hing. Eigentlich war der Junge kein Befürworter des Tötens von Tieren, aber hier auf der Insel hatte sich das etwas geändert. Es ging hier um ihr eigenes Überleben und so war die Natur nun mal. Ein Löwe, oder noch schlimmer, ein Hai, würde auch nicht darüber nachdenken, ob er den Mensch nun fressen sollte, wenn er Hunger hatte. Feuerbart gab dem Jungen die Anweisung schon mal alles vorzubereiten, worauf hin der Mann ein Lächeln zugeworfen bekam.
„Aye Captain.“
Der Schiffsjunge rannte so schnell wie er zu dem Captain gelaufen war, wieder zurück zur Feuerstelle.
Ein freudiges“Yupiiiii“ war noch zu hören, als er auch auf dem Rückweg spielerisch über den Stein sprang, der in seinem Weg lag.
Natürlich war dem Jungen aufgefallen, dass Cornelis keine Mine gerührt hatte und recht ernst blieb, aber daran hatte er sich schon gewöhnt. An der Feuerstelle angekommen, grub Scortias in mitten des Steinkreises eine kleine Kuhle. Es war nicht das erste Feuer, das sie machten, also hatten sie bereits die notwenigen Utensilien, wie Feuerbohrer, Zunder, Spindel, Bohrbrett und Handstück vorgefertigt. Somit legte der Junge sich nur noch alles zurecht und fing an die Spindel zu bewegen. Neben dem Zwölfjährigen klatschte der Hirsch auf dem Boden. Scortias sah zu dem Captain, auf dessen Schulter das Blut des Tieres klebte. Der Mann schwieg. Er legte nur wortlos sein Degen und seine Kleidung ab und lief dann zum Wasser. Einen Moment lang sah Scortias dem Captain nach, doch konzentrierte er sich dann doch wieder auf seine Aufgabe.
Es dauerte nicht lange, da qualmte es auch schon am Bohrbrett. Die Glut drückte er mit dem Dolch auf den Zunder und pustete stetig, biss sich die Flammen bildeten. Schnell, bevor er sich verbrennen würde, legte er das berennende Material in die Kuhle und baute kleinere Stöcker drum herum. Als diese dann Feuer fingen, stellte er nun Fingerdicke, bis armdicke Äste über die Flammen. Das Lagerfeuer brannte. Der Schiffsjunge stand auf und wandte sich dem Hirsch zu. Wie er diese Aufgabe hasste. Das mochte er schon auf der Onyx nicht, wenn Rog ihn dazu aufgefordert hatte. Der Dolch wurde an seiner Kleidung sauber gewischt, dann kurz in die Flamme gehalten und schließlich lief er auf das tote Tier zu. An den Beinen schleifte er es etwas weiter vom Feuer weg. Scortias musste sich dafür sehr anstrengen, denn das Tier war verdammt schwer. Unter einem entfernten Baum, da wo sie auch die Fische vorbereiteten, ließ sich der Junge auf einen Stamm nieder. Die Sauerei die nun anstand, musste nicht direkt neben ihnen an der Feuerstelle stattfinden.
Während Scortias sich um das tote Tier kümmerte, sah er immer wieder zum Meer hinaus. Ab und an konnte er den Captain erblicken, wie sein Kopf hinter der nächsten Welle erschien. Was wohl in ihm vorging? Ob sich Feuerbart je wieder von dem Verlust erholen würde? Es machte den Aufenthalt hier auf der Insel nicht einfacher, so wie seine Stimmung war. Die Wellen rauschten an den Strand und das Feuer knisterte vom Lager aus. Der Dolch schnitt sich leise und sanft durch das Fleisch des Tieres. Zuerst noch, um das Fell zu lösen und schließlich, um gute Portionen zu erhalten. Sollte er mal mit dem Captain reden? Vielleicht ergab sich eine Gelegenheit, wenn sie aßen. Aber vorher würde auch er ins Wasser müssen, denn seine Hände und Beine waren jetzt schon mit Blut verschmiert.
[Am westlichen Strand | mit Cornelis]
RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Aspen Montrose † - 06.11.2017
Die winzige Insel auf der sie gelandet waren erinnerte ihn mit jedem Schlag der Machete mehr an Raízun, den Grünen Süden – zumindest an die Anfänge seiner heutigen Heimat, als diese noch nicht so weit gerodet war wie heute. Leider war die Gesellschaft nicht ganz so angenehm wie damals in seiner Heimat, wie er mit einem Blick zurück wiederholt feststellen musste. Enrique, der zwar vom Typ Mensch relativ angenehm sein könnte, wurde von den gegebenen Umständen weit in die Abneigungskiste geschoben: Er stand auf der falschen Seite und war vorerst nur hier, weil er sein Leben retten musste, als die Morgenwind unterging. Kein Wunder also, dass Aspen ihn bisher nur skeptische Blicke zugeworfen und mit der Entscheidung, dass gerade er mitkommen sollte Ersatzholz zu finden, nicht zufrieden war. Für Ryan galt im weitesten Fall das gleiche Prinzip, auch wenn dieser sich zumindest bewiesen hatte, indem er nicht direkt auf die Morgenwind übergelaufen war oder die ganze Aktion zerstört hatte. Zumindest konnte der Dieb mit anpacken und war nicht ganz ungeeignet für körperliche Betätigung.
Gerade als der Blondschopf sich wieder auf den Weg vor sich konzentrieren wollte und den Arm mit der Machete hob (ein Glück war dieses Goldstück noch zu finden gewesen!) um ihnen den Weg weiter zu ermöglichen, verschwand Ryans Kopf im zurückliegenden Grün. Kurz vermutete der Montrose einen Zusammenbruch des Diebs und seufzte schwer, weil seine vorherige nützliche Einschätzung nun doch widerlegt wurde – bevor er weitere Bewegungen des schwarz gekleideten Mannes wahrnahm. Mit fragend schräg gelegten Kopf drehte sich der breite Mann wieder um, ließ den Arm fallen, um für den Moment abzuwarten. Als Nichts geschah, fuhr er sich mit der Hand durch das blonde Haar, das in der Wärme des aufkommenden Tages bereits am Stirnansatz klebte, und ließ die verschnürten Lianen-Abklatsche und bereits gefundenen Rohholzscheide samt Säge von Rücken zu Boden gleiten.
„Hat die Elster wieder etwas Glänzendes gefunden?“, rief er in Ryans Richtung, wo dieser noch immer im Grün versank. Aspen hoffte inständig, dass der Dieb tatsächlich irgendetwas gefunden hatte, das ihnen bei der Reparatur der Sphinx helfen könnte – In gewisser Hinsicht war das „Finden“ irgendwelcher Dinge doch Ryans Job, oder nicht? Tatsächlich klang er ebenso wenig abgeneigt, wie seine Gedanken spielten.
Abwartend strich er sich über das bärtige Kinn und versteckte damit das belustigte Schmunzeln über seinen eigenen Elster-Vergleich. Der könnte fast in der Greo-Metapher-Liga mitmischen.
(Im Urwald auf Holzsuche | Ryan und Enrique)
RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Cornelis Feuerbart - 06.11.2017
Doch auch beim Schwimmen merkte er, wie seine Kräfte schnell nachließen - viel schneller als er es gewohnt war. Es erinnerte ihn an die Flaute, in der sie mit der Onyx einmal lange festgehangen haben. Auch damals waren die Vorräte und sogar das Trinkwasser knapp geworden. Zwar hatten sie zunächst die Onyx mit den Beibooten rudernd bewegt, doch war dies eine mühsame und vor allem kraftraubende Arbeit gewesen, die sie nur minimal vorangebracht hatte, und die sie schließlich auf Grund der fehlenden Kräfte der Mannschaft ganz einstellen mußten.
Er machte also bald kehrt und schwamm soweit zurück, daß er wieder stehen konnte. Das Wasser reichte ihm hier noch bis zu seiner behaarten Brust. Er rieb sich nun nochmals über die linke Schulter und seinen Hals, um eventuelle Rückstände des Blutes restlos zu entfernen. Dann holte er Luft und tauchte unter, um sich den gröbsten Dreck aus Gesicht und Haaren zu waschen. Als er wieder aufgetaucht war und sich durch Haare und Bart fuhr, um die größte Unordnung zu entfernen, spürte er wieder, daß beides viel zu lang und ziemlich verfilzt war. Sollte er jemals wieder von dieser Insel kommen, würde er sich die Haare auf dem Kopf und im Gesicht erst einmal ordentlich stutzen lassen. Er mochte Chaos nicht und erst recht nicht bei sich selbst. Zwar hatte er schon einige Male die längsten und am meisten verknoteten Strähnen seines Bartes mit dem Messer abgeschnitten, doch ging das nicht besonders gut und sah vor allem auch recht unordentlich aus.
Als er sein Bad schließlich beendet hatte, stieg er wieder aus dem Wasser an den Strand zurück. Unzählige Narben zierten seinen muskulösen Körper - am auffälligsten waren die eines tiefen Säbelhiebs am linken Oberarm und die eines Durchschusses an der rechten Wade. Er ging zu seinen Kleidern, die er in der Nähe des Unterstandes abgelegt hatte als er den Degen zu seinem Rock und seinem Hemd gehangen hatte, schüttelte den gröbsten Staub heraus und zog sie wieder an. Zuletzt schlüpfte er in seine Stiefel und ging dann hinüber zu dem Baum, wo Scortias gerade bei den letzten Vorbereitungen beim Fleisch war. Das erfrischende Bad hatte seine Stimmung ein wenig gehoben und als der Schiffsjunge zu ihm aufsah entdeckte er, daß es einer jener seltenen Momente seit 23 Tagen war, in denen das Eis in seinen Augen verschwunden war. Man konnte zwar nicht sagen, daß er lächelte, doch waren seine Lippen nicht mehr so fest verschlossen und seine Mundwinkel einen Hauch nach oben gewandert. Er betrachtete Scortias, wie er da saß und vom Blut des Hirsches verschmiert war. Er machte eine Kopfbewegung in Richtung Meer.
"Geh dich schon mal waschen, ich hänge das Fleisch zum Braten übers Feuer."
Als erstes nahm er nun den Spieß von ihrem Bratgestell zur Hand und steckte einige Fleischstücke darauf. Den Rest würde er auf die angespitzten Stöcke, die sich mit der Zeit angesammelt hatten, verteilen und in den Sand neben das Feuer stecken, so daß sie schräg den Flammen zugeneigt ebenfalls braten konnten.
[am westlichen Strand zusammen mit Scortias]
RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Gregory Scovell - 08.11.2017
Jetzt, nach einigen erholsamen Nächten, fühlte sich Gregory wieder fit. Sicher, hin und wieder zog die abheilende Schusswunde noch etwas, wenn er das Bein plötzlich und auf ungewohnte Art stark belastete aber das war alles.
Shanaya war auf dem Wege der Besserung und hielt sich tatsächlich mit Anstrengungen zurück, da waren also keine Komplikationen zu befürchten, Trevor ging es wie üblich gut und Rayon würde hoffentlich das Problem mit den Vorräten lösen können. Aspen und Greo hatten bis jetzt nicht so geklungen, als würde die Sphinx es nicht bis zur nächsten bewohnten Insel schaffen, selbst dann, falls sie hier keinerlei brauchbares Material für die notwendigen Reparaturen finden würden.
Dazu kam das schöne Wetter und die Tatsache, dass sie einen sicheren Hafen erreicht hatten.
Lediglich vier Dinge sorgten dafür, dass er nicht die ganze Zeit still vor sich hin grinste:
Erstens war Cesarea seit Gestern Nachmittag irgendwo auf der Insel verschollen. Die Krähe hatte sich abgesetzt, kurz bevor der Ruf: "Land in Sicht!" erschollen war, war mit einigen Flügelschlägen ihnen vorausgeeilt zum Grün der Bäume und dem Grau der Klippen. Aber das beschäftigte ihn tatsächlich am wenigsten. Sein schwarzer Begleiter würde schon wieder auftauchen, und selbst wenn nicht, sie käme alleine zurecht.
Zweitens hatte er Trevor nicht begleiten können und dieser Luftikus würde bestimmt nicht auf sich oder den Weg achten. Immerhin war Rayon dabei und konnte notfalls das Schlimmste verhindern.
Drittens machten ihm Yaris Verletzungen immer noch Sorgen. Einiges hatte sich ob des Salzwassers entzündet und heilte nur langsam. Mit schaudern dachte er an die erste Behandlung zurück. Allein der Anblick der wieder aufgerissenen, schmutzigen Risse hatte ihn zur Reling geschickt. Trotzdem hatte er die Zähne zusammengebissen, die Wunden mit vielen Pausen gereinigt und versorgt. Und er konnte immer noch nicht einschätzen, ob dieser Mann ihm dafür dankbar war oder ihn bei nächster Gelegenheit umbringen wollen würde, weil der Braunhaarige es gewagt hatte Hand an ihn zu legen.
Und viertens gab es da noch das Geheimnis. Er war, neben Kaladar selbst, wie es schien, der einzige, der wusste, dass sie jetzt drei Frauen an Bord hatten.
Warum aber besorgte ihn das so sehr?
Es gab bereits zwei Frauen, die mit etwa einem dutzend Platzhirschen zurechtkommen würden müssen, sollte aus irgendeinem Grund die Paarungszeit ausbrechen. Ein Dritte machte da nun wirklich keinen Unterschied mehr.
Lag es daran, dass er keine Geheimnisse mochte? Immerhin konnte er nicht mit Talin darüber reden und das wurmte ihn.
Oder doch eher daran, dass der ehemalige Sergeant seinem Marineoffizier trotz ihrer offensichtlichen Freundschaft nichts gesagt hatte? de Guzmán war zwar sehr selbstbeherrscht, doch—
„Hey Gregory. Ich hab noch einmal ein paar meiner Sachen durchgesehen. Ich dachte mir, wir könnten sie zu Verbandszeug verarbeiten. Könnte zumindest nützlich sein.“
Gregory fuhr zusammen.
Nach außen hin sah es so aus, als hätte Talin ihn aus dem Buch vor sich gerissen, in dass er die ganze Zeit gestarrt hatte ohne es wahrzunehmen.
By thunder! Eigentlich hatte er versucht, die vor seinen Augen tanzenden Zeichen zu bändigen und ihnen ein paar zusätzliche Informationen zur Versorgung eiternder Wunden abzutrotzen, dann aber waren seine Gedanken auf Wanderschaft gegangen.
Langsam drehte er sich um während er sich bemühte seine Fassung wiederzuerlangen.
„Für Trevor wäre es sicher hilfreich. Du hast ihn doch losgeschickt, um Pflanzen für dich zu sammeln, oder? Meinst du er findet welche und verletzt sich auch nicht dabei?“
"Ich— Was? Ja, habe ich. Es sollte hier einiges wachsen, womit ich meine Vorräte auffrischen kann und mit Klingen kann er umgehen."
Einen Moment musterte er die Blonde, ihr spitzbübisches Grinsen und das Bündel vor ihr, während er versuchte den ersten Teil ihrer Ausführung zusammen zu bekommen.
"Sorry, Captain, was ist mit dem Verbandszeug? Soll das da", er deutete auf Talins Mitbringsel, "für neue Verbände sein?"
{ Gregory befindet sich im improvisierten Lazarett auf dem Kanonendeck | bei Talin |
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| Cesarea treibt sich irgendwo auf der Insel herum, ihr rauer Schrei und ihr Äußeres dürfte ungewöhnlich sein für diesen Ort }
RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Lucien Dravean - 08.11.2017
Er hatte sich kaum an die Helligkeit des Tages gewöhnt, als seine Anwesenheit auf dem Hauptdeck bemerkt wurde. Eine Stimme zu seiner Linken lenkte seine Aufmerksamkeit von dem beeindruckenden Panorama aus zerklüfteten Felsen, türkisfarbenem Meer und hellblauem Himmel auf denjenigen, der gesprochen hatte. Wieder musste Lucien gegen das ungewohnte Licht blinzeln, bis er eine schlanke Gestalt samt dunkel gelocktem Hinterkopf ausmachen konnte, die mit zackigen Bewegungen etwas auf einen Zettel kritzelte. Was genau das war, konnte der 21-Jährige nicht erkennen, denn der Rücken des Unbekannten versperrte ihm einen deutlichen Blick darauf. Nichts desto trotz ließen dessen Worte und das Knäuel alter Seile auf den Planken unmittelbar neben ihm darauf schließen, dass es etwas mit dem Schiff zu tun hatte. Talins Schiff... nein, Moment – ihrer beider Schiff.
Lucien schüttelte innerlich den Kopf, um nicht zu riskieren, sich von seinen eigenen Gedanken ablenken zu lassen und lächelte dann eine Spur belustigt.
„Noch nicht. Aber ich kann mich gern darum kümmern.“
Dass die Worte seines Gegenübers eigentlich nicht für ihn bestimmt waren, war ja offensichtlich. Doch da der Lockenkopf sich erst jetzt umdrehte und feststellte, wen er vor sich hatte, konnte sich Lucien diesen Spruch nicht verkneifen. Außerdem gefiel ihm der Gedanke, wieder Kisten zu stapeln, Taue zu spannen, Segel zu setzen. Früher war das Arbeit gewesen, die notwendig war und deshalb einfach gemacht werden musste. Doch jetzt? Jetzt kam es ihm wie die schönste Tätigkeit der Welt vor. Oder die zweitschönste. Auch wenn er sich nicht sicher war, wie nützlich er der Crew in seiner momentanen Verfassung tatsächlich sein konnte.
Noch immer schmunzelnd verschränkte Lucien die Arme vor der ausgemergelten Brust und maß den Mann, der ihm gegenüber stand, mit einem raschen Blick. Ein schlankes Gesicht, dunkle Augen, nicht viel älter als er selbst. Außerdem kam er ihm wage bekannt vor. Kurz durchforstete der Dunkelhaarige seine Erinnerungen und kam schließlich zu dem Schluss, einen der Männer – und Frauen – vor sich zu haben, die Talin auf die Morgenwind gefolgt waren, um ihn aus der Gefangenschaft zu befreien. Gänzlich sicher war er sich allerdings nicht, denn die Bilder aus jener Nacht, die er auf Anhieb abrufen konnte, waren nicht mehr als schwammig und bruchstückhaft.
„Ich bin selbst überrascht.“, antwortete er schließlich mit einem flüchtigen Schulterzucken auf jene Worte, die nun tatsächlich ihm galten. Von den Toten wieder auferstanden. Das stimmte witzigerweise auf so viele verschiedene Arten. „Und du bist einer von diesen Verrückten, die Talin gefolgt sind, um einen ihnen völlig Fremden von einem Gefangenentransporter der Marine zu retten?“
„Verrückter“ klang dabei weniger nach einem Schimpfwort, als nach einer unverhohlenen Respektsbekundung. Wenn sich ihm auch das 'Warum' nicht ganz erschloss. Bei keinem von denen, die Talin bei ihrer Aufgabe geholfen hatten.
Bevor sein Gegenüber jedoch Gelegenheit zur Antwort erhielt, ertönte eine weitere Stimme, die quer über das Deck nach jemandem rief und Luciens Aufmerksamkeit auf eine junge Frau lenkte, die an ein Fass gelehnt auf den Planken saß. Sie zu erkennen fiel ihm lange nicht so schwer, wie bei dem Lockenkopf. An die einzige Frau, die neben Talin auf der Morgenwind gewesen war, erinnerte er sich. Immerhin war sie so nett gewesen, ihm die Zelle aufzuschließen.
„Ah, und da ist auch Talins kleine Freundin.“
Die Schwarzhaarige schien jedoch mehr Interesse an einem kleinen, braunschwarzen Wesen zu haben, das mit den morschen Seilen kämpfte, als an dem Gespräch der beiden Männer, sodass die grünen Augen wieder zu dem Älteren zurück kehrten.
[Hauptdeck der Sphinx | bei Liam | in Hörweite zu Shanaya]
RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Scortias Bartholomew - 09.11.2017
Scortias war alles andere als ein guter Koch. Zwar hatte er Rog oft beim Zubereiten des Essens geholfen, aber dabei hatte er weniger die Hauptaufgaben erledigt. Kartoffeln schälen, Gemüse putzen, Fleisch pökeln, Abwascharbeiten und Obst schnibbeln waren da eher seine Aufgaben gewesen. Deswegen tat der Junge sich auch etwas schwerer damit, den Hirsch auseinander zu nehmen. Ab und an musste der Schiffsjunge würgen und war froh, dass er nicht gekotzt hatte. Dabei war der Anblick nicht so schlimm, wie der Geruch. Aber alleine der Gedanke daran, dass sie heute Fleisch hatten und kein Fisch, ermunterte den Zwölfjährigen. Die Frage war nur, wie viel sie am Ende von dem Hirsch wegschaffen mussten, denn das Fleisch würde sich ja nicht ewig halten und auch Fliegen oder andere, wildere Tiere anlocken. Das Blut des Hirsches hatte sich an seine Händen und Beinen verteilt. Es klebte und fühlte sich einfach nur ekelig an. Zudem stank es. Nachdem der Junge das Fell abgetrennt hatte, wobei er dabei aufpasste, es in großen Stücken zu lassen, hing er es über einen Baum. Erst dann kümmerte er sich weiter darum, dass Fleisch kleiner zu schneiden. Immer wieder blickte er zum Meer hinaus und konnte nun auch sehen, wie Feuerbart sich dem Strand näherte. Es war irgendwie komisch, den Captain so … enthüllt zu sehen. Es machte ihn menschlicher. Es war nicht so, das Scortias dachte, dass er kein Mensch war, aber diese Stärke, die sonst von Van der Meer ausging, diese schien in dem Moment nicht da zu sein. Er war halt genau so verletzlich und normal, wie jeder andere Mensch auch.
Der Schiffsjunge sah schließlich auf, als der Captain bei ihm stand. Ein etwas gequälteres Lächeln bildete sich auf dem Gesicht des Jungen, denn er wollte dem Captain zwar zeigen, dass er gut voran kam, aber der Gestank und das Blut lösten eher eine gegenteilige Gefühlsregung aus, weswegen seine Gesichtszüge sich nicht recht entscheiden konnten. Dem Jungen war aber nicht entgangen, dass Cornelis nun, nachdem er ein Bad genommen hatte. viel entspannter wirkte. Einen kurzen Moment erinnerte der Mann ihn an die Zeit, vor dem tragischen Gefecht. Feuerbart machte eine Kopfbewegung Richtung Meer und meinte, dass Scortias sich in der Zeit waschen sollte, in der er das Fleisch über das Feuer hängte.
„Aye Captain.“ sagte Scortias und legte den Dolch auf den Holzstamm.
Nach zwei Schritten blieb der Schiffsjunge noch einmal stehen und drehte sich zu Cornelis um.
„Vielleicht lässt sich aus dem Fell ja Kleidung machen oder … eine Decke. Naja, für den Fall,… dass wir doch noch länger hier sind.“ meinte er und zeigte mit dem Finger auf den Ast, über den er das Fell des Hirsches zum trocknen gelegt hatte. „Ich weiß nur nicht genau, wie das geht.“ fügte er noch hinzu und hoffte, dass der Mann damit vielleicht Erfahrungen hatte.
Der Zwölfjährige drehte sich schließlich zum Strand und lief auf das Wasser zu. Sein Blick richtete sich zum Himmel, als er einen schwarzen Vogel sah, der auf den Wald zusteuerte. War das eine Krähe gewesen? Irgendwie passte eine Krähe überhaupt nicht zu dem Bild dieser Insel. Die anderen Vögel hatten farbenprächtigere Gefieder. Doch es beschäftigte ihn erstmal nicht weiter. Er war froh, wenn er das Blut von sich herunter waschen konnte und somit auch den Gestank. Der Zwölfjährige streifte die Hose ab und legte sie in den Sand. Nachdem seine Füße im Meer waren, blieb er aber abrupt stehen. Blut im Wasser und Haie? Keine gute Kombination. Die Augen des Jungen suchten die Oberfläche nach einer dreieckigen Flosse ab. Klar, sie konnten auch unter der Wasseroberfläche sein, aber dennoch war es ein normaler Reflex von ihm. Eine leichte Gänsehaut überzog den Körper des Jungen und das, obwohl die Sonne wieder sehr warm war. Die Angst kroch seinen Knochen entlang. Wenn er einfach nicht so weit hinein gehen würde, dann sollte schon nichts passieren. Scortias lief soweit hinein, bis seine Knie das Wasser spürten. Weiter traute er sich nicht. Sei Blick schweifte immer wieder über das Wasser, während er sich das Blut abwischte. Zum Schluss nahm er dann allen Mut zusammen, um sich hinzusetzen und mit dem Kopf abzutauchen. Aber genau so schnell stand er auch wieder auf und rannte zum Strand zurück, immer wieder umblickend. Erst, als er dann den trockenen Sand unter den Füßen spürte, ging er wieder im normalen Tempo. Der Junge schüttelte die Nässe aus den Haaren und fischte seine Hose vom Strand. Mit ihr auf den Hüften lief der Junge wieder zur Feuerstelle, an der sich nun auch van der Meer befand. Umso näher er kam, umso mehr stieg ihm bereits der Geruch von bratendem Fleisch in die Nase. Sofort spürte er, wie sein Magen rebellierte und anfing zu knurren.
„Das riecht schon total lecker.“ sagte Scortias lächelnd, als er in Sprechweite gekommen war.
Er war generell ein fröhlicher Junge, dem so schnell nichts die Laune verhageln konnte. Auch nicht, die Tatsache, dass sie hier schon so lange fest saßen, denn sie lebten und hatten etwas zu Essen und zu Trinken. Luft zum atmen und sie waren auch nicht alleine. Es könnte also viel schlimmer sein.
„Cornelis? … Kannst Du nach dem Essen mit mir fechten üben?“ fragte der Junge nachdem er sich auf den Stamm gesetzt hatte und sah den Mann fragend, mit leicht schief gelegten Kopf an.
Auf der Onxy hatte Scortias immer mal wieder Unterricht im Fechtkampf bekommen, aber auch im Umgang mit anderen Waffen. Allerdings hatte er sich beim Fechten immer am schwersten getan.
[Am westlichen Strand | mit Cornelis / Cesarea gesichtet]
RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Enrique de Guzmán - 09.11.2017
Grün.
Wo man auch hin sah: Grün.
Hellgrün, Dunkelgrün, Mittelgrün, Braungrün, Blaugrün, Graugrün, Rotgrün, Gelbgrün, getupft, gesprenkelt, gestreift, einfarbig, groß, klein, mittel, rund, eckig, geschlitzt — Grün.
Dazwischen einzeln, in kleinen Gruppen, fest oder beweglich, alle anderen möglichen Farben: Blüten, Vögel, Früchte, Insekten, Frösche und anderes.
Dschungel eben.
Forderte der optisch schon viel, so war das doch gefühlt nichts zu der Kakophonie der Geräusche die auf die Suchenden einstürmte.
Enrique sog das alles in sich auf, begrüßte es mit einer Freude, wie jemand, der nach einem Ewigkeit wieder in die Freiheit trat. Immerhin war das hier sein erster Landgang seit dem Verlassen des Hafens von Linara. Sein erster Landgang seit er die Marine hinter sich gelassen hatte. Falls er es sich nicht doch noch anders überlegte.
Nur ein paar Tage war das her.
Ein paar Tage, in denen sich seine Welt auf den Kopf gestellt hatte. In denen er einem Gefängnis entronnen war, dass ihn ohne Gitterstäbe mehr in Fesseln gelegt hatte als der tiefste Kerker auf Esmacil es je könnte.
Auch deswegen gab es kein Zögern, als die Gruppen zusammengestellt wurden. Er musste vom Schiff, musste sich bewegen, ein wenig Abstand gewinnen und den Kopf frei kriegen.
Es viel ihm zunehmend schwerer die gleichgültige Maske zu wahren.
Es war bei Leibe nicht das erste Mal, das Leutnant de Guzmán durch einen Dschungel stapfte. Dieses Mal aber war er nicht als führender Offizier hier, sondern nur als Helfer für den Schiffszimmerer. Ein einfacher Mann mit einer einfachen, selbstgewählten Aufgabe.
Auch war es ungewohnt, dass seine Begleiter keine Uniformen trugen. Statt dessen waren es freie Männer, frei jeglicher Tyrannei durch grausame Despoten. Früher mochte das anders gewesen sein, bevor sie sich für dieses Leben entschieden. Aber jetzt lag das alles hinter ihnen. Wie herrlich das Leben doch war. Und wie einfach. Alles was man tun musste war die richtige Entscheidung zur richtigen Zeit treffen und die Vergangenheit fiel von einem ab.
Die richtige Entscheidung...
Yaris Gesicht blitzte vor seinem inneren Auge auf, dann das von Lowell und fast gleichzeitig das von seiner Tochter. Und mit ihnen kam die Erinnerung an die Gefahr, die noch immer über ihm und seiner Familie schwebte.
Seine Stimmung kippte.
Pah!
Nur weil er eine Entscheidung getroffen hatte hieß das nicht, dass deswegen all seine Feinde von ihm abließen. Lowell würde sich in seinen Ansichten bestätigt fühlen aber die Kränkung nicht vergessen. Er mochte Harper entkommen sein, aber nicht der gemeinsamen Vergangenheit mit diesem dreckfressenden Parasiten und den Schmeißfliegen aus dessen Umfeld, die würde er nicht los, genauso wenig wie die die er mit anderen Heuchler und Sadisten teilte.
Nur weil er ein paar losgeworden war war er nicht frei von den Anderen. Und wo einer war, da vermehrten sie sich wie die Karnickel. So lange wie er auf den Inseln wandeln würde, so lange müsste er sich auch mit diesen Tyrannen abgeben. Die Erkenntnis ließ ihm die Galle hochkochen.
Freiheit gab es nicht. Höchstens gäbe es sie im Tode.
Verbissen hieb er sich mit dem Säbel einen Weg frei. Eigentlich war die Waffe dafür nicht geeignet. Zu lang um gut im dichten Unterholz geführt zu werden, zu wenig topplastig für die nötige Wucht und falsch gebogen. Da allerdings kein anderes Werkzeug zur Verfügung stand musste er mit ihr auskommen.
Finster glitt sein Blick einen recht kleinen Baum hoch. Nein, zu viele Äste. Ideal wäre schon einer der Baumriesen, doch dazu fehlte Ihnen das nötige Ausrüstung.
Als ob ihr Gruppenführer ihm welche gegeben hätte wenn welche da gewesen wäre!
Warum war er eigentlich nicht mit der anderen Gruppe gegangen? Dort wäre die Gesellschaft weit angenehmer. So el majadero nicht in der Gruppe gewesen wäre.
Er spähte zum Blondschopf hinüber, was ob des Dickicht nicht so einfach war, brachten ein paar Meter Abstand sie doch schon fast außer Sicht. Sie mochten nicht viel voneinander halten, aber wenigstens schien er sein Fach zu verstehen.
Und die Nummer Drei? Wo war der überhaupt?
¡Típica! Da achtest du mal kurz nicht auf ihn und schon ist er verschwunden.
Enrique beschloss näher zu Aspen aufzuschließen und dann auch auf dessen geschlagenem Weg zu bleiben als jener stehen blieb und in die Richtung spähte, in der sich Ryan befinden musste. Der Offizier blieb nicht stehen und sah auch zunächst nicht in die Richtung, sondern blieb bei seinem gefassten Plan und arbeitete sich weiter an den Blonden heran. Nur deswegen bekam er auch die Frage mit.
Da keine direkte Antwort kam bahnte er sich seinen Weg noch ein Stück weiter bis er auf Aspens Pfad einige Schritte entfernt zum Stehen kam.
"Was ist los? Warum halten wir? Und wo ist el señor Black?"
Aspens Blick folgend spähte er nach dem Gesuchten und war froh, dass die beginnende Sorge seinen Hass in die Schranken wies und es ihm erlaubte, seine äußerliche kühle Neutralität spielend zu waren. ¡Dioses! Er musste seine Gefühle endlich wieder unter Kontrolle bekommen! So ging das nicht weiter.
{ Im Dschungel |
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| Erst etwas abseits, dann dicht bei Aspen | Am Ende auch in Sicht- und Hörweite von Ryan }
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