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Paranoia fills my head - Alex Mason - 27.06.2022

Alex‘ Blick wurde mit jedem Wort, das Soula sprach, skeptischer. Nicht des Themas wegen. Viel mehr, weil sie ständig so unscheinbar dreinblickte und ihm jetzt einen Vortrag über Dämonen und dunkle Künste aus dem Stehgreif halten konnte. So mürrisch und abgebrüht er auch meistens auftrat – den Glauben an Magie hatte er tatsächlich nie ganz verloren. Auch, wenn sie in der ersten Welt nicht weit verbreitet war und einem so gut wie nie über den Weg lief – er war sich durchaus sicher, dass es Dinge gab, die man nicht mit purer Rationalität erklären konnte. Tränke, ja. Taschenspielertricks, die über Täuschung hinausgingen. Dämonen allerdings – daran glaubte er nicht. Aber die Selbstverständlichkeit, mit der Soula diesem Thema gerade begegnete, während er sich nur darüber hatte lustig machen wollen, sagte ihm, dass sie es tat. Und mit ihr scheinbar genug gebildete Leute, dass es darüber Bücher gab. Bücher, die nicht frei zugänglich waren, weil die Menschen sich davor fürchteten. Er wusste noch nicht so recht, was er davon halten sollte.
 
„So ganz desinteressiert scheinst du an diesen Themen ja nicht zu sein.“, versuchte er ihr stattdessen ein kleines Geständnis zu entlocken.
 
Seine Stimme war neutral. Er ließ nicht durchblicken, ob er gerade glaubte, einen Gleichgesinnten gefunden zu haben oder ihr am liebsten ein Attest ausgestellt hätte, auf dem geschrieben stand, dass sie nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte. Letztlich allerdings war er es aber ja gewesen, der das Thema in den Raum geworfen hatte. Dementsprechend vorsichtig musste er auch sein. Sollte sie nur glauben, dass er es ähnlich sah. Dass er an mehr glaubte, als die Wirkung von Pflanzen oder anderen Stoffen. Kam ihm im Augenblick nur zugute und wenn sie es glauben wollte, sollte sie doch.
 
„Könnte es, klar.“, zuckte er auf ihre Rückfrage dann mit der Schulter und blickte die Straße entlang. „Aber es ist nicht ihre Art.“
 
Fast hätte er sich sogar versprochen, da er länger über eine Relativierung nachgedacht hatte, als ihm lieb war. Er kaschierte es, indem er wieder ein undurchsichtiges Schmunzeln auftrug und Soula neugierig musterte.
 
„Davon ab – würdest du offen fremdgehen?“ Als Frau? In ihrer Zeit? Keine sonderlich gute Idee. Aber auch nur ein Umstand, der seine Geschichte beeinflusste, nicht die Wahrheit dahinter. „Glaub‘, das ist gar nicht mal so schlecht. Ich glaube nämlich wirklich, dass man nicht sonderlich erfreut über unsere Anwesenheit ist.“
 
Alex hatte die Stimme etwas gedämpft und warf Soula einen ‚falls du verstehst, was ich meine‘-Blick zu, schob dann kurz die Augenbrauen nach oben und holte tief Luft. Wirklich etwas dagegen machen, konnten sie nicht. Nicht mehr jedenfalls, als aufmerksam bleiben und ihren Feinden einen Schritt voraus sein. Mit ihrer offenen Zuneigung tat er sich ein wenig schwer. Nicht, weil Soula ihm das Gefühl gegeben hatte, dass er vorsichtig bleiben musste, sondern weil es ihn skeptisch stimmte. Er war gewohnt, dass die meisten Menschen etwas von einem wollten für ihre Hilfe. Zweckbeziehungen, Oberflächlichkeit. Er suchte den Haken, weil er gerne wusste, womit er zu rechnen hatte. Aber die Jüngere gab ihm keinerlei Anhaltspunkte dafür. Alex fuchste es, etwas nicht zu wissen. Aber er überspielte es großspurig und selbstsicher mit einem Grinsen.
 
„Mir soll’s recht sein, solange ich dadurch nicht auf einer weiteren Todesliste stehe.“
 
Ob sie den Bogen zu Kieran schaffte, würde sich zeigen. Ihr Wachhund jedenfalls zeigte sich oftmals nicht sonderlich beeindruckt, wenn er nicht mit Gassi gehen durfte. Alex entgingen die Blicke nicht. Ihn hätte es auch nicht gewundert, wenn er ganz zufällig irgendwo hier herumstromerte, um sie im Blick zu haben. Er hatte auch herzlich wenig Angst vor seiner Todesliste. Im Zweikampf war er ihm nämlich mit Sicherheit weit überlegen.
 
„Oh, mach keine Versprechungen, die du nicht halten kannst, meine Liebe.“, entgegnete er dann seinerseits mit einem Lachen. „Davon ab, dass meine Tränen uns kein bisschen voran bringen würden.“
 
Das Schiff war ausgelaufen. Seine Tränen waren viel, aber sicherlich nicht jungfräulich. Seine Stimme war trotzdem voller freudiger Erwartung, ob sie das wirklich versuchen würde. Mit dieser Offenbarung half er Soula über ihrem Kopf hinweg, die schwere Tür der Bibliothek aufzuschieben. Kühle Luft schlug ihnen entgegen und seine Augen brauchten einen Moment, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Ihre Schritte hallten auf dem kalten Stein wieder, während sich Alex hinter der kleineren Gestalt hielt. Bislang ähnelte der Aufbau den Bibliotheken, die er bislang mit Liam besucht hatte. Da hatte er allerdings nicht so tun müssen, als wüsste er, wie man sich in einer Bibliothek verhielt, wenn man etwas darin suchte.
 
„Ich wette mir dir, dass sich die Hälfte der Leute hier drin nur deshalb hier tummelt, weil es ihnen draußen zu warm ist.“, flüsterte er und folgte ihr.



RE: Paranoia fills my head - Soula Veniel - 01.07.2022

Genauso wenig glaubte sie an Dämonen, wie an Magie. Das gehörte alles in eine Sparte und war für sie so unglaubwürdig, weil sie noch nie etwas dergleichen gesehen hatte. Ob sie das Thema interessierte? Eigentlich nicht so wirklich. Im Großen und Ganzen war es ihr begegnet und es hatte sie eher interessiert, ob es wirklich Themen gab, die der Allgemeinheit verwehrt blieben und wieso. Nicht unbedingt wegen des Themas selbst.

„Nein, interessieren ist zu viel gesagt. Das ist mir irgendwann mal begegnet und ich war neugierig, was unter Verschluss gehalten wird und warum“, teilte sie deswegen auch mit. Da war nichts dabei.

Soula zuckte mit den Schultern. Dass sie neugierig war, war nichts, was sie wirklich gut versteckte. Auf die Nachfrage, ob es nicht auch einfach ehrliche Zuneigung sein könnte, reagierte Alex erneut sehr souverän, was Soula einfach hinnahm. Sie sagte zwar nichts dagegen, allerdings würde sie sich das als Antwort offen halten. Besonders viel verstand Soula jetzt auch nicht von Liebe einem anderen Menschen gegenüber, der nicht zur Familie gehörte, aber dass man so etwas nicht immer erklären konnte, das wusste sie. Erst mal würde sie sich aber auf die Aussagen von Alex stützen und letztendlich… es war nicht ihr Thema, in das sie Herzblut stecken musste, um irgendetwas an den Haaren herbeizuziehen, aber sie war neugierig, wohin es sie führen würde.

„Nein!“ Das war eine recht einfache Frage, die Soula beantworten konnte. Das lag aber lediglich daran, dass sie so großgezogen wurde. Wenn man heiratete, war man gebunden und daran gab es nichts zu rütteln. „Weiß ja aber nicht, ob das in manchen Kreisen anders aussieht.“ Menschen und Kulturen waren verschieden und nur, weil Soula so aufgezogen wurde, hieß das nicht, dass es überall so war. Schien für Alex aber auch ziemlich deutlich zu sein, dass Fremdgehen nicht an der Tagesordnung stand.

„Dann bin ich ja froh, dass mir nicht direkt auf die Stirn geschrieben steht, wohin ich gehöre“, meinte sie eher aus Spaß. Allerdings lag auch ein bisschen Wahrheit darin, schließlich kleidete Soula sich nicht wie eine Piratin und auch ihr Auftreten ließ etwas völlig anderes erahnen. Wenn man sie also nicht direkt mit dem Schiff in Verbindung brachte, weil man sie dort gesehen hatte, würde man eher weniger vermuten, dass sie dazugehörte. Im Grunde gab die Crew ihr alles, was sie brauchte. Schutz. Das war zumindest das, was Lucien ihr damals vermittelt hatte. Doch es gab noch mehr, denn sie hatte die Möglichkeit das Kämpfen zu erlernen, ihre Fähigkeiten auszubauen also… Soula war eher überrascht darüber, wie sich die Crew, die sie auf den ersten Blick für verantwortungslos gehalten hatte, entwickelte. Je mehr sie die Mitglieder kennenlernte, desto überraschter war sie. Jeder hatte seine ganz eigene Geschichte im Gepäck.

„Ob du auf einer Todesliste landest, kommt wohl ganz auf dein Verhalten drauf an. Ein gewisser Herr stand bestimmt drauf, aber… der hat das Weite gesucht.“

War wohl auch einfach besser für ihn. Der hatte es auf ihrer Beliebtheitsliste bis ganz nach unten geschafft und Soula war froh, dass sie James nicht mehr sehen musste.

„Aber sei nicht immer so. Du solltest ihn einfach mal besser kennenlernen. Hat doch bei mir auch ganz gut geklappt, wobei du deine Vorurteile immer noch hast.“


Prinzesschen… Sie würde ihm noch zeigen, wie viel Prinzesschen in ihr steckte! Aber erst mal musste Soula zugeben, dass es ihr doch sehr zusagte, dass Alex sie so unterschätzte. Und um ehrlich zu sein, Soula wollte nicht, dass gleich jeder wusste, dass sie auch schon den ein oder anderen Diebstahl begangen hatte. Kieran wusste es und das reichte eigentlich auch schon. Wie genau sie Alex zum Weinen bringen konnte war ihr bisher ein Rätsel, sie war auch nicht bereit es ernsthaft zu versuchen. Der kleine Schlagabtausch musste hier aber definitiv sein. Soula war tatsächlich noch jungfräulich und es störte sie ein bisschen, dass Alex es als Selbstverständlichkeit hinnahm, dass das bei ihr der Fall war.

„Hmm und gibt es da dann auch entsprechend schon Kinder?“, fragte sie lieber und sah neugierig zu Alex rüber.

In der Bibliothek angekommen, merkte man den Temperaturunterschied sofort. Nachdem sie sich einige Schritte ins Innere der Gemäuer vorgewagt hatten, kam ihnen ein Gelehrter entgegen. Soula nickte ihm zu. Wahrscheinlich kümmerte er sich mit einigen anderen um die Bücher.

„Seid gegrüßt, wenn ihr etwas Bestimmtes sucht, dann scheut euch nicht zu fragen.“ Seine Stimme klang ruhig und hilfsbereit. Erneut nickte Soula ihm zu: „Danke, wir wollen uns erst mal umsehen und werden bei Fragen bestimmt auf Euch zukommen.“ Mit diesen Worten schob sie Alex auch schon weiter, vielleicht sogar ein bisschen unsanft. Sie wollte verhindern, dass er auf die dumme Idee kam den Gelehrten direkt nach dunkler Magie zu fragen.



RE: Paranoia fills my head - Alex Mason - 02.07.2022

Man sah ihm an, dass er sich nicht ganz sicher war, ob er ihr das glauben sollte oder nicht. Aber Alex versuchte in diesem Augenblick auch nicht, ein Geheimnis daraus zu machen. Neugier war zweifellos eine Eigenschaft, die er ihr zusprach, ansonsten wäre sein Plan bis hier hin vermutlich nicht besser aufgegangen, als er es sich erhofft hatte. Ganz davon ab, verstand er die Gier nach Dingen, die man nicht erfahren sollte, umso mehr. In seinen Gedanken keimte die Möglichkeit, dass sie heute vielleicht wirklich irgendetwas herausfinden würden. Die Aussicht auf Bereiche in einer Bibliothek, in die man nicht sollte, reizte ihn nämlich ebenso wie Soula durchblicken ließ. Was diesem Plan allerdings einen Dämpfer verpasste, war die Tatsache, dass er nicht viel mit Büchern anzufangen wusste – oder viel mehr mit dem Wissen, das sie vor ihm geheim hielten. Selbst, wenn sie in einen solchen Bereich kamen, hatte er also absolut gar nichts davon, musste sich auf Soula verlassen und gleichzeitig hoffen, dass sie keinen Verdacht schöpfte. Er war sich nicht sicher, ob ihm das das Risiko wert war. Und blindlinks irgendein Buch mitgehenzulassen, war so dämlich, wie die falsche Goldmünzen aus einem Schatz zu klauen.

Ihre Einstellung auf die Sache mit dem Fremdgehen nahm er mit leiser Überraschung zur Kenntnis. Nicht per se die Entscheidung, viel mehr die Entschlossenheit und Nachdrücklichkeit, mit der ihr das Wort über die Lippen ging. Die gehobenen Kreise wussten ihren Nachwuchs scheinbar zu erziehen und in das Muster zu pressen, in das sie ihn haben wollten. Es schickte sich nicht. Für Frauen noch viel weniger als für Männer – bei Letzteren konnte man nämlich immer noch behaupten, dass es um Geld und Ansehen ging. Die Toleranz, die sie ihm daraufhin allerdings offenbarte, konnte unmöglich aus diesen Kreisen kommen. Vermutlich hätte sie sich zuhause im Stübchen eine saftige Ohrfeige dafür eingefangen, allein darüber nachzudenken. Alex nahm es mit einem langsamen Kopfnicken zur Kenntnis, blieb ihr eine Beurteilung aus seiner Sicht allerdings – abgesehen von einem undurchsichtigen Schmunzeln - schuldig. Erst, als sie sicher verkündete, dass man sie nicht direkt mit ihnen in Verbindung brachte, musste er lachen.

„Ledrige Haut, Skorbut, das Holzbein – kommt alles noch früh genug.“, warnte er sie scherzhaft vor und zwinkerte.

Als das Thema schließlich auf Kieran fiel, dämmerte es ihm, dass Soula diesbezüglich entweder die Augen verschloss oder Kieran seine Blicke ziemlich gut vor ihr zu verbergen wusste. Oder, dass sie den Bogen nicht geschlagen hatte. Auch, als sie James mit in den Topf nahm, gab es ihm keine Gewissheit darüber, ob sie verstanden hatte, was genau er angedeutet hatte. War ihm aber auch spätestens dann egal, als die Erinnerung an jenen Tag trotz allem, was sie erlebt hatten, ein flüchtiges Grinsen auf die Züge zauberte.

„Hach. Ich bin mir sicher, dass es noch lustig mit ihm geworden wäre.“, sagte er offen mit dem entrüsteten Gesicht James‘ vor dem inneren Auge. Noch bevor er fortfahren konnte, bewies Soula doch, dass sie wusste, dass es nicht um sie sondern um ihr Anhängsel ging. Alex verzog die Lippen nur minder begeistert von dieser Idee, versuchte es dann aber hinter einem Lächeln zu verbergen. „Ich habe keine Vorurteile. Bislang hast du vieles davon auf deine Art bestätigt.“

Wenn er etwas gern tat, dann ablenken – und das ziemlich selbstzufrieden. Das änderte sich auch nicht, als Soula zu einem neuen Seitenhieb ansetzte, der ihn abermals zum Lachen brachte. Davon ab – berechtigte Frage. Eine, die er sich selbst lieber nicht stellte, um weiter unbesorgt davon ausgehen zu können, dass es nicht so war.

„Warum? Soll ich dich dann mit einem von ihnen verkuppeln?“, spielte er dann auf ihr zartes Alter an, das er nicht punktgenau schätzen konnte. Jung jedenfalls, vermutlich nicht einmal volljährig. Und wenn er zurückrechnete – Sein erster Spross hätte jetzt auch schon gut vierzehn sein können. Nur, dass er von dem vermutlich noch erfahren hätte. Er ließ sie nicht lange schmoren, ehe er mit einem Schulterzucken fortfuhr und ihr erstaunlich offen begegnete. „Nein. Keine, von denen ich wüsste, jedenfalls.“

Oder wissen wollte. Er hatte die Stimme gesenkt und kaum, dass er ausgesprochen hatte, wandte sich auch schon ein Mitarbeiter der Bibliothek an sie. Alex schwieg fürs Erste und überließ Soula das Reden, während er die Gestalt unauffällig musterte. Dann allerdings kam ihm die Idee, dass es ihre Suche doch um einiges vereinfachen würde, wenn er ihnen beim Suchen half. Er hatte keine Ahnung, wonach er hier suchen sollte und wenn einer diese Hallen kannte, dann doch er? Er öffnete den Mund, spürte aber, wie ihn etwas von der Seite weiter und an dem Gelehrten vorbei drückte. Alex setzte sich widerwillig in Bewegung, lächelte dem Gelehrten kurz zu, als wäre gar nichts Auffälliges dabei und warf ihm dann einen prüfenden Blick über die Schulter zu, ehe er sich in Soulas Richtung lehnte.

„Was sollte das? Der hätte uns doch helfen können und wir wären in Nullkommanichts wieder hier rausgewesen.“

Unverständnis lag in seiner Stimme, doch er respektierte Soulas Entscheidung insofern, dass er sie nicht abgeschüttelt und wieder zurückgedackelt war, um trotzdem zu fragen. Schließlich standen sie auch schon vor einer größeren Halle, in der sich Bücherreihen um Bücherreihen aufreihten. Ihm wurde bewusst, dass er den Anblick nach all der Zeit irgendwie unterschätzt hatte. Er seufzte erschlagen.

„Sicher, dass wir selbst suchen wollen?“



RE: Paranoia fills my head - Soula Veniel - 02.07.2022

So direkt wollte Soula ihm auch nicht sagen, dass sie nicht an solcherlei Dinge glaubte, denn wenn er es tat, wenn er danach suchen wollte und darin eine Erklärung finden wollte, wer war sie, ihm das direkt zu Beginn kaputt zu machen?

„Ich glaube nicht an derlei Hirngespinste.“ - War wohl einfach sein Pech, dass Soula manchmal verflucht ehrlich war. Alleine in ihrem Blick war nun auch zu sehen, dass sie davon wenig hielt und ihre Worte ganz ernst meinte. So wie sie Alex einschätzte, würde ihn ihre gepflegte Meinung auch nicht von irgendwelchem Aberglaube abbringen. War ihr in dem Moment aber auch ziemlich egal.

„Bei der Hitze, vor der man sich manchmal nur schwer verstecken kann, gar nicht so unrealistisch, oder?“ Und dass Mangelernährung auf einem Schiff durchaus mal zur Tagesordnung gehören konnte… daran wollte Soula eigentlich auch nicht denken. Demnach konnte es leider sein, dass manches noch früh genug kam.

Sie war selber Schuld, dass sie das Thema auf James gelenkt hatte. Soula seufzte. „Ja, bestimmt sehr lustig.“ Der Sarkasmus war deutlich zu hören. Dass sie von James, seit dem nicht viel gehalten hatte, war weder verwunderlich noch hatte sie sich die Mühen gemacht, das zu verbergen. Bei der Behauptung, dass er keine Vorurteile hatte, lachte Soula auf. „Oh, Bitte. Wem willst du das denn erzählen?“ Ja, ihr, aber er glaubte doch wohl nicht, dass sie ihm das abkaufte. Ein wenig stimmte es aber. Soula konnte nicht einfach so verheimlichen, dass sie aus gutem Hause stammte. So wie sie sprach, wie sie sich benahm, ihre doch manchmal höfliche Ader. Das ließ sich nicht einfach ablegen und dennoch, ganz so einfach war es eben doch nicht. Trotzdem ließ sie Alex und auch viele andere Crewmitglieder in diesem Glauben. Vorerst.

„Mich verkuppeln mit einem deiner Kinder? Wie alt bist du? Vierzig?!“, fragte sie belustigt. Hatte sie sich in seinem Alter, das sie schätzte, so sehr geirrt? Er zählte doch sicher noch keine dreißig Jahre oder etwa doch? Dann nickte sie. Keine Kinder, von denen er wusste, eine Garantie war das nicht.

Überaus erleichtert war Soula, als Alex kein Ton darüber verlor, was sie suchten und ihrem Druck nachgab, bevor sie wirklich grob werden musste. Ihr war schon klar, dass sie sich vermutlich die Frage abholen durfte, warum sie ihm nicht direkt ihr Anliegen verrieten. „Meinst du wirklich, es wäre so ratsam, einen Gelehrten direkt nach dunkler Magie und Hexerei zu fragen?“ Ihre Stimme war ein Flüstern und ihr Blick lag abwartend auf Alex. „Wir könnten froh sein, wenn er uns nicht direkt dieser Machenschaften bezichtigt und nach den Wachen ruft.“ Während sie sprach, war sie Alex ziemlich nahe gekommen, um zu vermeiden, dass sonst irgendjemand ihre Worte hörte, für dessen Ohren sie nicht bestimmt waren. Was waren schon ihre beiden Ansichten wert, wenn ein Gelehrter sie anprangerte? „Wir brauchen ein wenig... Geschick.“ Entweder Verhandlungsgeschick oder Erpressungsgeschick. Eins von beidem würde hoffentlich genügen. Soula würde ersteres bevorzugen, da sie sich damit nicht direkt outen mussten. Ob das bei dem Herren funktionierte, würde sie wohl sehen. Erstmal ging sie aber auf eines der Regale zu und lief durch die Reihe, um zu sehen, welches Thema sich in dieser Ecke festgesetzt hatte.



RE: Paranoia fills my head - Alex Mason - 03.07.2022

Er nickte langsam und freute sich insgeheim auf den Moment, in dem Soula das erste Mal ein magisches Artefakt in den Händen hielt. Eine Karte, die ihr Geheimnis nicht offenbaren wollte und ihm kam zwangsläufig das Stück Pergament in den Sinn, das – laut Liam – den Norden in sich gefangen hielt. Vielleicht würde er ihre Welt eines Tages mit derlei Dingen auf den Kopf stellen. Wenn er nicht vergaß, sich diesen Spaß zu erlauben. Für den Moment jedenfalls ließ er das Thema ruhen, schwieg und genoss ihre Sicherheit darin, dass so etwas nicht existierte. Jetzt konnte er erst einmal die Hoffnung zerstören, dass sie auch in Zukunft mit reiner Haut und blühendem Leben gesegnet sein würde.

„Leider nein. Und da ist das Risiko des Piratenlebens noch gar nicht so sehr mit einberechnet.“

Im Holzbein vielleicht, aber das konnte auch Konsequenz eines dummen Unfalls sein, bei dem sich die Wunde an See entzündete. Niemand hatte je behauptet, dass das Leben auf See ein Zuckerschlecken sein würde. Diesbezüglich klang die Jüngere aber auch nicht sonderlich desillusioniert. Es schien ein Risiko zu sein, mit dem sie sich bereits angefreundet hatte. Viel verstimmter klang sie beim Thema James, was ihn wiederum amüsiert zum Schmunzeln brachte. Vermutlich nur, weil James wirklich nicht mehr da war – woran Alex nämlich so viel Freude empfand, war nicht die Tatsache, dass er Soula auf unangenehme Art bedrängt hatte – im Gegenteil. Es war viel mehr Schadenfreude. Schadenfreude über all die Konsequenzen, die ihm sein unüberlegtes Handeln eingebracht hatte. Und in Zukunft eingebracht hätte. Entgegen aller Erwartungen und seinem allgemeinen Auftreten kannte er nämlich durchaus Grenzen. Grenzen, die sein jüngeres Ich aus eigenen Erfahrungen gezogen hatte und die er nicht jedem auf die Nase band.

„Guter Versuch.“ Soula galt ein anerkennendes Schmunzeln für ihren Konter. Fast hätte es ihn vielleicht wirklich getroffen, doch Alex besaß genug Selbstbewusstsein, um sich nicht viel aus ihrer Fehleinschätzung zu machen. Vierzig – dafür war seine Haut vermutlich noch lange nicht gegerbt genug. Und seine Augen hatten bei weitem noch nicht so viel gesehen, wie er es sich in diesem Alter wünschte. „Wäre ich vierzig, würdest du hier vermutlich wirklich mit einem meiner Kinder stehen statt mit mir. Und vermutlich wäre es knapp so alt wie ich jetzt.“

Alex runzelte die Stirn bei diesem Gedanken. Die Rechnung schien ihn selbst zu überraschen und ihn irgendwie ein bisschen zu beunruhigen. Bevor sie darüber allerdings weiter philosophieren konnten, mischte sich der Gelehrte ein und Soula schob ihn unsanft weiter, bevor er ihn hatte um Hilfe bitten können. Alex konfrontierte sie sogleich mit seinem Unverständnis. Soula wandte sich um, kaum dass sie – vermeintlich – aus der Hörweite des Gelehrten waren. Er erwiderte ihren Blick mit zusammengezogenen Augenbrauen. Er hatte nie behauptet, dass er ihn direkt danach gefragt hätte – schwieg jedoch, weil er es auch nicht sicher ausschließen konnte. Statt zu widersprechen, lauschte er Soulas Erklärung, tat es ihr gleich und senkte den Kopf ein Stück zu ihr hinab, während sie immer leiser wurde. Ihr Gesicht war seinem inzwischen so nah, dass James vermutlich vor Neid erblasst wäre. Vermutlich, um sicherzugehen, dass sie niemand belauschte. Er fand es ein bisschen übertrieben. Zum einen, weil er nicht davon ausging, dass sich irgendwer für ihre dämlichen Belange interessierte. Zum anderen, weil die Wachen sicherlich besseres zu tun hatten, als Leute aus der Bibliothek zu werfen, die sich für… Bücher interessierten. Was sie aber anscheinend brauchten, war Geschick. Nun lag es an ihm, Soula abwartend entgegenzublinzeln. Seine Augen umrandeten kurz ihr Gesicht, bis er ihr wieder in die Augen sah, ein flüchtiges Zucken voller Neugier in den Mundwinkeln, als er seine Entscheidung traf.

„Dann zeig mir mal dein… Geschick.“

Sie klang, als hätte sie einen Plan und Alex war ehrlich interessiert an dem, was ihr einfiel. Viel erwartete er nicht. In diesem Moment allerdings nicht, weil es Soula war, die vor ihm stand, sondern weil er schlicht nicht wusste, was er erwarten sollte. Er gab ihr eine Chance, sich zu beweisen und seine ach so unpassenden Vorurteile zu revidieren, wenn sie konnte. In seine Züge mischte sich ein Hauch von Herausforderung, während sich von seinen Mundwinkeln aus wieder ein Grinsen über seine Lippen legte.

Er hauchte ihr ein „Also, was tun wir, Captain?“ entgegen, ehe er den Kopf langsam zurückzog und dem Gelehrten einen weiteren Blick zuwarf. Soula hingegen wandte sich in diesem Moment dem ersten Regalen zu und Alex tat es ihr schließlich auf der anderen Seite der Regalreihe gleich. Sein Blick huschte über einen Buchrücken nach dem anderen, doch mehr als undeutbare Zeichen wollten sie ihm nicht verraten. Missmutig runzelte er die Stirn und schluckte trocken. Jetzt begann also der Teil, der ihn am meisten fordern würde. Er hatte nämlich keine Ahnung, was ihnen diese Bücher hier verraten konnten. Er musste hoffen, dass Soula ihm genug Hinweise gab, dass er richtig raten konnte. Oder sich talentiert zurückhalten. Etwas, in dem er gewiss nicht sonderlich gut war.



RE: Paranoia fills my head - Soula Veniel - 01.10.2022

Das amüsierte Grinsen reichte ihr bereits, um die Augen zu verdrehen. Das versteckte sie nicht mal groß. Allerdings wusste sie auch nicht, worüber Alex bei dem Thema alles sonst noch nachdachte. Sollte er ruhig wissen, dass sie das Thema nervte und wie sehr sie das Thema nervte. Soula war nur froh, dass der Herr nicht mehr Teil der Crew war. Sonst wäre das alles sicher unangenehm geworden.

Die Einschätzung bezüglich seines Alters war im Grunde keine echte Einschätzung, lediglich eine Neckerei. Er sah definitiv nicht aus wie vierzig, aber wenn er von Kindern sprach, die in Soulas Alter sein sollten, dann musste die Rechnung eben einfach so aussehen und würde sie ehrlich sein, hatte sie nun etwas Spaß daran ihn aufzuziehen. Vermutlich beruhte das einfach auf Gegenseitigkeit. „Wer weiß, vielleicht hätte ich mit einem deiner Kinder mehr Spaß“, schlug sie quasi nochmal in dieselbe Kerbe und zuckte schmunzelnd mit den Schultern. Es war nicht so, dass sie mit Alex keinen Spaß hatte, allerdings gab er ihr so wunderbare Vorlagen und wie er bei ihr, musste sie natürlich jede davon ausnutzen.

Auch wenn Alex den Gelehrten nicht direkt danach gefragt hätte, war sie sich nicht sicher gewesen, ob er es nicht doch tun würde. Dafür kannte sie ihn einfach nicht gut genug und seine Naivität für Bibliotheken hatte da vielleicht, für ihre Annahme, ein bisschen mitgeholfen. Was alles in Alex Gedanken los war, wusste Soula nicht. War wohl auch besser so, denn sonst hätte sie ihn vielleicht einfach stehen lassen. Sollte er seine Informationen doch selber holen. Allerdings ließ er nichts davon durchscheinen und deswegen war Soula auch ziemlich besänftigt.

Er bekam ein Lächeln ab, als sie seine Worte hörte. Ihr Geschick konnte er bestimmt gleich sehen, wenn er das wollte. Aber zuerst brauchte sie ein geeignetes Buch dafür, das sie verwenden konnte, damit ihre Ausrede auch Gewicht hatte. Als er sie Captain nannte, legte sie ihre Stirn ein wenig in Falten. „Lass das, bitte“, verlangte sie und es ging ihr lediglich um die Bezeichnung. Das war sie nicht und wollte sie auch nicht sein. „Ich brauche in Buch, über Kräuter, Heilmittel oder Alchemie.“ Und auf dem, was darin stand, konnte sie ihre Worte aufbauen, die sie dem Gelehrten sagen wollte. Dass Alex ihr bei der Suche keine Hilfe sein würde, ahnte sie noch nicht. Er befand sich in einer anderen Reihe, demnach konnte sie auch nicht sein Gesicht sehen. War auch gar nicht so wichtig, denn Soula ging bereits die Kategorien durch, wie die Bücher geordnet waren. Es gab in jeder Bibliothek ein Muster. In ihrer Reihe ging es gerade eher um Landkarten, dann Himmelskörper. Irgendwie hätte Shanaya hier sicher mehr Interesse dran. So wie Soula die Schwarzhaarige kannte, würde sie sicher jetzt gleich um die Ecke kommen. Einfach, weil Soula gerade zur falschen Zeit am falschen Ort war. Sie würde seufzen und sich dann einfach aus dem Staub machen oder so.

Soula folgte der Buchreihe bis weiter nach hinten und entdeckte die ersten Bücher, die ihr gefielen. Gut, es ging um Steine und Stoffe, das war noch nicht optimal, aber es ging in die richtige Richtung. „Hast du schon was gefunden?“, fragte sie Alex und sie ging noch ein paar Schritte weiter, ehe sie ein Buch aus dem Regal zog, das sehr alt und sehr benutzt aussah.



RE: Paranoia fills my head - Alex Mason - 17.11.2022

Selbst, wenn ihn dieser Tag nicht weiterbringen würde, hätte er sich irgendwie gelohnt. Soula lenkte ihn ab und zwang seine Gedanken förmlich dazu, sich nicht mit dem Ärger zu beschäftigen, der ihn heimsuchte. Während er anfangs davon ausgegangen war, das Ganze eher nebenbei über die Bühne bringen zu können, bewies die Jüngere immer mehr, dass er aufmerksam bleiben sollte, um keines der amüsanten Wortgefechte zu verlieren. Und es war nicht so, dass er sich zwingen musste, sich darauf einzulassen. Ihr genervter Blick war ein deutliches Zeichen, dass ein weiterer Punkt auf sein Konto ging, doch sie ließ die Niederlage nicht auf sich beruhen, wie ihr triumphierendes Grinsen kurz darauf zeigte. Alex schnaubte, teils belustigt, teils ungläubig und zuckte unbeeindruckt mit der Schulter.
 
„Fakt ist, du scheinst auch jetzt Spaß zu haben.“, schlussfolgerte er aus ihren Worten. „Davon ab weiß ich nicht, wie gut du dich mit meinem 16-jährigen Ich verstanden hättest. Vermutlich hätte man dir den Umgang umgehend verboten.“
 
Und zwar nicht nur, weil er vermutlich in den Augen ihrer Eltern zum Pöbel gehörte, der das Erbe nicht wert war. Er war damals schon ein Unruhestifter gewesen, der aus Sicht nicht weniger Leute keinen Respekt im Umgang gelernt hatte – seinem Stiefvater gegenüber jedenfalls. Doch selbst der hatte ihn immer wieder in Schutz genommen, ganz gleich wie störrisch sich Alex ihm gegenüber verhalten hatte. Ob sich hinter ihrer hübschen Fassade tatsächlich noch mehr versteckte als das reiche Töchterchen, sollte sich bald zeigen. Alex war ehrlich interessiert an dem, was sie vorhatte. Den Rang des Anführers wollte sie offensichtlich dennoch nicht. Der Dunkelhaarige neigte den Kopf in übertriebener Demut und Entschuldigung, ehe er sie ziehen ließ, ihr aber dicht auf den Fersen blieb, um ihren Worten zu folgen. Er nickte, auch wenn sie das in ihrem Rücken nicht sehen konnte. Erst zwei Augenblicke später kam die indirekte Aufforderung bei ihm an und ließ ihn unwillkürlich die Stirn in Falten ziehen. Soula verschwand in einer der Reihen und Alex tat das, was er bereits etliche Male bei Liam gesehen hatte. Mit scheinbar prüfendem Blick wanderte er an den Buchrücken entlang und kam recht schnell zur Einsicht, dass er so niemals herausfinden würde, was auf den Seiten verborgen war. Einmal blieb er stehen und strengte sich an, vielleicht doch zu entziffern, was die Buchstaben ihm sagen wollten, setzte sich aber wieder in Bewegung, kaum dass er das Gefühl hatte, auffällig viel Zeit zu verschwenden.
 
„Noch nicht.“, rief er zurück und räusperte sich. „Du?“
 
Er hoffte es. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass er etwas finden würde, war unangenehm gering. Schließlich – mit einem Seitenblick gen Soula, die soeben ein Buch aus der Reihe gezogen hatte – wählte auch er zufällig ein Exemplar aus und zog es heraus. Als er es aufschlug, stellte er mit einem Brummen fest, dass nur wenige Bilder und Illustrationen auf den Seiten verewigt waren, die ihm ein Alibi verschafft hätten. Frustriert schob er es zurück in die Lücke und zog das nächste heraus. Seine Miene erhellte sich, als er zumindest ein paar Grafiken von Fläschchen in verschiedenen Formen ausmachte, die in Richtung Alchemie gehen konnten. Oder Richtung Glasbläserei.
 
„Ich werd‘ glaub‘ nie verstehen, was Liam an solchen Orten findet.“
 
Weil er schlichtweg nicht empfänglich war für all die Geheimnisse und Abenteuer, die hier lagerten.



RE: Paranoia fills my head - Soula Veniel - 13.02.2023

Schmunzelnd zuckte Soula mit den Schultern. Es war zu spät, um zu behaupten, dass ihr die Wortgefechte keinen Spaß machten. Ihr stummes Schmunzeln sagte dazu auch schon genug aus.

„Verboten gleich? Was hast du denn schlimmes angestellt?“

War Alex bereit, mehr über sich und sein 16-jähriges Ich zu erzählen? Ein wenig störte es Soula, dass er sie in eine gewisse Schublade steckte. Sie gehörte nicht zum hohen Adel, hatte sie nie gehört. Der niedere Adel interessierte kaum noch jemanden, die Aufstiegsmöglichkeiten einer solchen Familie waren gering. Und dennoch war es gut möglich, dass man ihr den Umgang mit einem Rabauken verboten hätte. Demnach konnte sie ihm an der Stelle auch nicht widersprechen.

In der Bibliothek fühlte sich Soula ein Stück weit zu Hause und sie hielt auch schon direkt Ausschau nach Büchern, die sie interessierten. Ein sehr altes hatte sie gerade aus dem Regal gezogen. Keine Steine, sondern Hölzer und ihre verschiedenen Eigenschaften. Sie stellte das Buch zurück, das war nicht, was sie suchte. Soulas Reihe war demnach auch nicht besonders Aussagekräftig. Sie ging die nächste Reihe durch, ehe sie ein weiteres herauszog. Duftstoffe. Das klang schon vielversprechender. Sie blätterte durch die Seiten und gelang über Pflanzen, die Unwohlsein verursachten, zu Bewusstseinsveränderungen.

„Das hier sieht ganz gut aus“, meinte sie und ging auf Alex zu, während sie eine Seite weiterblätterte.

Ihre Augen verengten sich, als sie seine Worte hörte. Nicht jeder konnte etwas mit Büchern anfangen, schon klar. Er war wohl einfach ein Banause, nichts weiter. Soula wandte sich wieder dem Buch zu und hielt es Alex unter die Nase.

Hier steht etwas über Bewusstseinsveränderungen“, meinte sie. „Kannst du mal schauen, ob da noch mehr drin steht? Etwas in Richtung ‚Zauberei‘?“, fragte sie und wackelte mit den Augenbrauen. Soula hatte bereits verraten, dass sie daran nicht glaubte, aber andere taten das.

„Ich schaue in der Zwischenzeit weiter, vielleicht lässt sich noch etwas über Gifte finden.“ Dann hätten sie eine ganz gute Mischung, um dem Gelehrten eine erfundene Geschichte zu erzählen, um in andere Bereiche der Bibliothek zu gelangen.



RE: Paranoia fills my head - Alex Mason - 14.03.2023

Alex tat das Thema mit einem vielsagenden Grinsen ab und blieb Soula eine wirkliche Antwort schuldig. Mit Sechzehn hatte er seinen Ruf schon weggehabt und das, obwohl ausgerechnet das die Zeit war, in der er sich – wie jeder vernünftige Bürger! – (widerwillig) um seine Ausbildung gekümmert hatte, nur um sich kurz nach Ende aus dem Staub zu machen. Dass er weitaus ‚schlimmere‘ Zeiten hinter sich hatte, musste er ihr nicht auf die Nase binden. Ganz davon ab, dass er vielleicht immer noch ein bisschen bereute, nicht den Abzug gedrückt zu haben, als er die Möglichkeit dazu gehabt hatte. Die unzähligen Narben auf seinem Rücken, die Soula das ein oder andere Mal sicherlich schon einmal an Deck der Sphinx gesehen hatte, waren nur unzählige kleine Gründe dafür.
 
Eine kurze Zeit lang ließ Alex sich dazu verleiten, zwischen den Regalen hindurch die Brünette dabei zu beobachten, wie sie mit dem Fingern an den Buchrücken entlang fuhr. Unweigerlich schob sich eine seiner Brauen nach oben, während er feststellte, dass sie einen ähnlichen inneren Frieden dabei ausstrahlte wie Liam, wenn man ihn in seine natürliche Umgebung ließ. Mit einem belustigten Schmunzeln schüttelte er den Kopf und widmete sich wieder der Aufgabe, die sie ihm gegeben hatte – wohlwissend, dass er darin in etwa so gut war wie ein Schwein darin, Eier zu legen. Als Soula einen kleinen Erfolg verkündete, war er gerade mit dem Blick an einem Buchrücken hängengeblieben, der mit blauen Silhouetten verziert war. Den Titel konnte er nicht lesen.
 
„Zeig.“, sagte er und war bereit, ihr über die Schulter zu schauen. Doch statt ihm wie geplant einfach vorzulesen, was sie gefunden hatte, drückte sie ihm den Lederband in die Hand.
 
Sein Magen verkrampfte sich etwas, doch er ließ sich nichts anmerken, als er das Buch entgegennahm. Stattdessen schmunzelte er ihr als Zeichen entgegen, dass er ihren Sarkasmus durchaus verstanden hatte.
 
„Klar, mach‘ ich.“, versicherte er und sah der zierlichen Gestalt hinterher, die wieder in den nächsten Gang verschwand.
 
Dann begutachtete er die Vorderseite des Buchs, das sie ihm in die Hand gedrückt hatte. Das, was vorne draufgeschrieben war, war eine Aneinanderreihung so vieler Symbole, dass Alex gar nicht versuchte, sie zu verstehen. Stattdessen schlug er selbstbewusst die Seiten auf und blätterte an eine Stelle recht weit am Anfang. Dann drehte er den Kopf leicht zur Seite. Leider ergaben die Symbole dadurch kein bisschen mehr Sinn. Er seufzte und versuchte, sich an das zu erinnern, was Liam ihm in den vergangenen Jahren darüber erzählt hatte, rief sich zumindest die Symbole zurück ins Gedächtnis, die seinen Namen darstellten und probierte erneut sein Glück mit dem Wort „Einleitung“, bis er dazu überging, weiterzublättern und nach vielversprechenden Bildern zu suchen, blieb immer mal wieder hängen, wurde aber auch aus den Symbolen daneben nicht schlau.
 
„Hast du noch was gefunden?“, rief er schließlich, als ihm die Zeit quälend lang vorkam und er mit seiner Geduld am Ende war.



RE: Paranoia fills my head - Soula Veniel - 30.06.2023

Ganz sicher würde sich Soula das hier merken. Eine Antwort bekam sie nämlich nicht. Demnach konnte sie es entweder nutzen, um bei nächster Gelegenheit erneut zu fragen, oder als Seitenhieb. Beides waren gute Grundlagen. Umgeben von diesen Büchern fühlte sich Soula ein Stück weit zu Hause. Ein Stück Normalität, die sie in sich aufnehmen konnte, als kaum etwas um sie herum so vertraut war. Diese Normalität ließ Soula nicht mal daran denken, dass sie jemanden vor sich haben könnte, der die Buchstaben nicht lesen konnte. Für Alex, der sie beobachtete, hatte sie gerade überhaupt keine Augen, demnach fiel ihr auch nicht auf, dass er sie ein wenig länger musterte. War auch besser so, wäre ihr vermutlich sowieso nur unangenehm gewesen.

Ein Buch konnte ihrem Vorhaben vielleicht schon auf die Sprünge helfen. Allerdings wollte sie sich weder auf eines alleine stützen, noch zu wenig darüber wissen. Deswegen drückte Soula Alex das Buch auch in die Hand, um sich weiter umzusehen. Schließlich hatte sie hier als einzige wohl einen Plan und wusste genau, wonach sie suchte.

Sie zog ein weiteres Buch aus dem großen Regal und schlug es auf, ehe sie es wieder zurückstellte und nach dem daneben griff. „Hmm“, machte sie leise, wahrscheinlich kaum hörbar für den Lockenkopf, als sie seine Worte hörte. Der Herr schien allerdings Ungeduld mitgebracht zu haben, was Soula ein bisschen stutzig machte. Mit dem Buch unter dem Arm, machte sie sich auf den Weg in seine Richtung, um es bei ihm wieder aufzuschlagen.

„Hier, solche Abschnitte meine ich“
, meinte sie und deutete auf die Buchstaben aus dem Buch in ihrer Hand. Sätze, bei denen man schon zwischen den Zeilen lesen musste, um zu verstehen, dass sie auf unerklärliche Elemente hinwiesen. Ihr Blick lag fragend auf Alex, denn sie war sich sicher, dass es solche in dem Buch, das sie ihm in die Hand gedrückt hatte, auch geben würde. Außerdem war er gewitzt genug, um dadurch zu verstehen, wonach sie Ausschau hielt. Soula sah zu ihm auf und war sich etwas unsicher, was sie mit seinem Blick anfangen sollte. Half ihnen das Buch nun weiter oder nicht?