RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Skadi Nordskov - 26.08.2020
Gott. Dieser Kerl ging ihr mit seiner selbstgefälligen Art jetzt schon tierisch auf die Nerven. Was kam noch? Ein alter Tattergreis, der sie befummeln wollte, weil so junges frisches Blut ihn lebendiger hielt als seine Ehefrau, die mit Bratpfannen nach ihm warf? Zumindest wäre dann die Riege der Klischees komplett und vielleicht ein abfälliges Lächeln wert gewesen. So jedoch, löste sich die Nordskov mit einem Augenrollen und Zungenschnalzen aus ihrer Position und durchquerte den Raum. Wenn er glaubte, dass sie sich jetzt peinlich berührt zurückzog, konnte er sich schon einmal darauf gefasst machen, dass sie ihm vielleicht bei ihrer Suche nach dem ominösen Gegenstand in seinen Hosentaschen noch mutwillig in sein bestes Teil kniff. Ganz ausversehen.
Eine Armlänge trennte sie von dem wildgelockten Fremden, mit feister Miene und einem Blick, der dem ihren wohl in vielen Lebenslagen nicht unähnlich war. Und doch hielt Skadi inne, als sich die Stimme des zweiten Mannes erhob, der bisher stillschweigend und fast unscheinbar in der Mitte des Raumes auf einem Stuhl Platz genommen hatte. Man hätte ihn beinahe vergessen können, so sehr verschmolz er mit den Elementen des Raumes. Doch seine Worte hinterließen nur einen skeptischen Blick auf den Zügen der Jägerin, die augenblicklich die dunklen Augen zu ihm herum wandte und dann unter einem schweren Seufzen den Lockenkopf erneut aus den Augenwinkeln taxierte.
„Und dessen bist du dir so sicher weil?“
Es war nicht so, dass ihr nicht selbst klar war, dass diese Frau irgendwie mit drin hängen musste und der grobschlächtige Hüne mit seinen überambitionierten Verteidigungsversuchen zu weit übers Ziel hinaus schoss für einen „Unbeteiligten“. Doch musste es nicht gleich bedeuten, dass sich hier ein unerwidertes Liebesdreieck aufgespannt hatte. Selbst wenn es die logischere und einfachere Möglichkeit war.
„Okay… um eines klar zu stellen. Ich hab genauso wenig Lust hier festzusitzen und mich um die Belange irgendwelcher Leute zu kümmern. Statt also großspurig Gift zu versprühen, könntest du dir, mir und vor allem ihm…“, sie nickte überdeutlich in Jonahs Richtung, „Zeit sparen und einfach sagen, was du da gefunden hast und wieso du dir so furchtbar viel Mühe gibst, es geheim zu halten. Denn aus der Tasche gefallen ist es dir definitiv nicht. Es sei denn, du warst bereits vor allen anderen am Ort des Verbrechens.“
[Werft | Aufenthaltsraum | Jonah und Alex]
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Josiah Moggensten - 27.08.2020
James verstand. Und wusste sogar Rat. Josiah nickte zufrieden. Eine Wäscherei klang gut – als James den Holzhammer erwähnte, hatte er sogar fast grinsen müssen – und weiter war es auch nicht möglich zu planen. Ob man Shanaya tatsächlich in die Wäscherei schupsen musste oder sich eine andere Möglichkeit auftun würde, würden sie erst dann sehen, wenn es so weit war. Die Tatsache, dass der James mitkam, hieß Josiah zu seiner eigenen Überraschung willkommen. Er hat recht wenig Lust, sich mit Shanaya allein weiter rum zu schlagen. Er schien wenigstens keine der von der langweiligen, unanpassungsfähigen Sorte der Menschen zu sein. Nur als James nach vorne trat und los ging bereute er seinen Entschluss für einen kurzen Moment. Doch als er sich umdrehte, war Shanaya gerade dabei, hinter einer Ecke zu verschwinden.
Im Bestfall hatte sie sie nicht gesehen. Und wenn doch, kam das auf die Liste der Dinge, um die sie sich kümmern würden wenn es soweit war.
Er beeilte sich, zu James aufzuschließen und war gerade bei dem Mann angelangt, als die Soldaten auftauchten. Kurz blieben sie stehen, sahen sich suchend um, und als ihre Blicke auf James und ihn fielen, veränderte sich die Gruppendynamik. Josiahs Alarmglocken schrillten auf. Während er nach außen weiterhin ruhig blieb und er seinen schlendernden Gang beibehielt glitt sein Blick nun nach rechts und nach links, nach einer Möglichkeit suchend, auszuweichen, während er gleichzeitig das kurze Stoßgebet in den Himmel entsandte, dass er ihre Körpersprache falsch deutete. Denn von hier aus gab es keine Fluchtmöglichkeit, die nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf ihn zog.
Das Stoßgebet fand entweder keinen Anklang oder verlor sich ungehört in Josiahs Gedankenwelt, denn keinen Atemzug später kamen sie auf sie zu, den Befehl, stehen zu bleiben, quer über die Straße bellend. Jetzt war es auch für jede Flucht zu spät. Josiah fluchte gedanklich auf. Land und unanständig, als er zum Stehen kam und die Hände lässig und halbherzig in die Luft erhob. Die Überraschung, die sich auf seinem Gesicht breit machte, brauchte diesmal wenig Schauspielkunst. Was für ein Tag. Sein Kopf überschlug die Wahrscheinlichkeit, dass man ihn tatsächlich einfach so erkannt hatte, doch als der Wortführer weiter sprach war Josiahs Zweifel schon wieder verflogen.
Diebe?!
Josiah zog seine Stirn in Falten. Das war eine unvorhergesehene Wendung des Geschehen. Sein Blick glitt kurz zu James, zweifelnd. Ob dieser etwas zu verstecken hatte?
„Diebe?“, wiederholte er seinen Gedankengang, den Zweifel aber nicht laut werden lassend. „Werte Herren, ich glaube, hier findet eine Verwechslung statt.“
Unter dem Vorwand, misstrauisch nach den Schwertern zu sehen, versuchte er, die Umgebung erneut zu erfassen. Die Soldaten hatten genug Aufruhr veranstaltet, um die Aufmerksamkeit der halben Straße auf sie zu ziehen. Und weder nach links, noch nach rechts gab es einen schnellen Fluchtweg außer nach hinten. Josiah zögerte. Er würde es vorziehen, die Situation weniger auffällig zu klären. Kurz reckte er noch den Hals, in der Hoffnung, Shanaya zu erkennen, aber wenn diese von dem Lärme mitbekommen hatte, so ließ sie sich trotzdem nicht in ihren Weg beirren. Erneut fluchte er auf. Shanaya war ein weiteres Problem. Wenn er jetzt einfach floh war ungewiss, wann er wieder zu ihr stoßen konnte, vorausgesetzt, er fand sie dann wieder.
Zumal da ja noch die Überlegung blieb, warum die Kerle davon ausgingen, dass sie beide Diebe waren.
„Wir wissen von keinen Dieben. Sehen wir so aus, als hätten wir es nötig, uns mit dem niedrigsten Gesindel abzugeben? “
Josiah war sich bewusst, wie unsinnig und leer seine Worte waren. Aber was hätte er schon sagen können? Der Fremde von vorhin kam ihn wieder in den Sinn. Der war auch gut gekleidet gewesen, war er tatsächlich ein Dieb und kam die Verwechslung von daher?
„Wir sind zwei ehrbare Bürger mit ehrlichen Berufen.“, fügte er noch hinzu, mehr um zu verhindern, dass die Geschehnisse sich allzu sehr zu überschlugen.
Die Soldaten zeigten sich ungerührt.
„Ihr redet zu viel!“, blaffte er und Josiah kam diesmal nicht drumherum, ihm einen kurzen, bösen Blick zuzuwerfen. „Hände weiterhin hoch haltend, wenn ihr Waffen mit euch tragt müsst ihr sie nun aushändigen!“
Er nickte dabei an Josiahs Gürtel. Shanayas Dolch. Josiah verdrehte die Augen. Sollte er den Dolch hergeben, wäre der Bootsfrieden wahrscheinlich endgültig hin. Ruckartig schlossen sich seine Arme vor seinem Brustkorb, während sein Kopf nach Worten suchte.
[Straße | Soldaten & James]
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Greo - 29.08.2020
Kaum, dass sich ihr Blick kreuzte, machte Greo mit einem leichten Kopfschütteln klar, dass auch ihm die Informationen von dem Schranktypen nicht viel nutzten. Und offensichtlich brachte auch das kleine Bündel nicht mehr Klarheit, woraufhin Greo resignierend die Arme vor der Brust verschränkte. Der Ring entlockte ihm gerade einmal ein leichtes Stirnrunzeln. Ein Verlobungsring? Die hatten seltsame Sitten hier. Er konnte diese Information nicht einordnen, ging in die Hocke und beschaute sich ebenfalls den Ring.
„Wozu hat die Marine denn Ringe?“,
fragte er sich leise selbst, schaute dann aber direkt zu Talin, als ob sie darüber mehr sagen konnte. Er gab ihn zurück und zuckte die Schultern.
„Vielleicht hat er für sie gearbeitet. Unerkannt. Irgendwas ist nicht so gelaufen, wie gewollt. Möglicherweise ist er aufgeflogen.“
Das war aber immer noch kein Indiz darauf, wer ihm den Garaus gemacht hatte. Denn dann blieb die Marine als Option offen, da er sie enttäuscht hatte und sie ihn aus irgendwelchen Gründen aus dem Weg haben mussten oder aber derjenige, der ihn als Spion oder sonst etwas enttarnt hatte, hatte eine Gefahr in ihm gesehen und ihm eben schlichtweg den Schädel eingeschlagen. Das war absurd. Die Marine konnte Menschen unauffälliger verschwinden lassen, dafür mussten sie es nicht so aussehen lassen, als ob sich irgendwelche Kerle in die Wolle gekriegt hatten und es sich um eine Beziehungstat handelte. Oder?
Angenommen, dieser Nhoj hatte die Tante wirklich heiraten wollen und kein Geld übriggehabt – aber wirklich, wer zum Teufel in ihrem gesellschaftlichen Rang überreichte einen Verlobungsring? – dann war es möglich, dass er irgendeinem Soldaten den Ring gestohlen oder im Glücksspiel abgezockt hatte und sich dieser kurz und brutal revanchiert hatte. Allerdings hatte er den Ring dadurch auch nicht zurückbekommen.
„Oder er ist getürmt. Hat den Ring versteckt oder ihn verschachern oder von mir aus auch als Verlobungsring nutzen wollen. Wäre doch nicht der Erste, der untertaucht. Allerdings hätten sie ihn dafür an die Wand gestellt, nicht mit einem Hammer niedergemacht. Oder er gehört ihm ursprünglich nicht.“
Gott, das war anstrengend. Wieso kam Skadi nicht zurück oder Enrique oder irgendwer, der das übernahm?
„Was ist denn mit dem Jungen, den ihr für den Verdächtigen haltet? Name? Herkunft? Irgendwas?“
[Werft | Talin und NPCs | nahe Alex, Jonah und Skadi]
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - James Killigan - 30.08.2020
Wieso es ihn überhaupt kümmerte was aus der jungen Frau wurde, die offenbar einen Dickschädel vom Ausmaß eines ausgewachsenen Bullens hatte, wusste James auch nicht. Andererseits stand heute – wie an so vielen anderen Tagen seines bisherigen Lebens – auch nicht sonderlich viel auf seinem Plan, außer ein Piratenschiff zu finden das ihn anheuern lassen würde. Wieso also nicht seine Zeit damit verbringen, sie wieder einzufangen und dafür zu sorgen, dass ihr dieses elendige Bein nicht einfach wegfaulen würde.
Diesen Gedankengang sollte er allerdings schneller bereuen als ihm lieb war. Kaum hatte er sich in Bewegung gesetzt um der dunkelhaarigen Frau zu folgen, stellten sich ihm auch schon Soldaten in den Weg. Anfangs beeindruckte James das recht wenig, schließlich hatte er nichts getan und schon früh beigebracht bekommen, dass Angehörigen seines Standes eher weniger Konflikte mit diesen Menschen haben würden. Sei es, weil sie weniger Straftaten begingen oder weil sie sich schlicht freikaufen konnten..er wusste es nicht. Doch als die Anschuldigungen des Diebstahls ihm zu Ohren kamen, wurde er doch unruhig und hob wie Josiah die Hände. Quasi Zeitgleich zu Josiahs Seitenblick auf ihn, sah auch James seine männliche Begleitung an und fragte sich kurzzeitig, mit wem er sich da denn eingelassen hatte. Aber auch auf dem Gesicht des anderen stand maximal Verwirrung, nicht aber der Blick eines Schuldigen. Josiah beteuerte, dass es eine verwechslung sein musste, während James noch überlegte wie die Herren überhaupt dazu kamen, ausgerechnet ihn für einen Dieb zu halten.
“Wenn überhaupt ist der Wirt in der Schenke drei Querstraßen von hier ein Dieb, der mir wertvolle Achter abnahm und billigen Fusel serviert hat.“
Versuchte sich James in einem schlechten Scherz, aber die grimmigen Mienen sprachen Bände. Sein Humor fand hier jedenfalls keinen Anklang. Josiah brabbelte aber stetig weiter und erntete dafür einen Seitenblick von James, der unterdessen die Hände wieder sinken ließ, weil es ihm schlicht und ergreifend zu anstrengend und zu lächerlich war hier weiter wie ein Angeklagter mit erhobenen Händen zu stehen. Die Quittung kam allerdings prompt, als eine Schwertspitze sich in den Punkt zwischen seinen Schulterblättern bohrte, von einem der Soldaten die hinter den beiden Männern standen. Nun wurde James doch etwas anders zumute, denn die Soldaten schienen es ernst zu meinen und forderten sie zur Herausgabe von Waffen auf.
“Vielleicht könnten die Herren uns erst einmal sagen was wir genau gestohlen haben sollen, bevor ihr uns hier vor versammelter Bürgerschaft lächerlich macht.“
Forderte James in ruhiger Stimme, denn noch immer hielt er das alles für eine dumme Verwechslung. Dass Shanaya die Soldaten auf sie gehetzt hatte, konnte er ja kaum ahnen.
Dennoch kam er gleichzeitig auch der Aufforderung nach, etwaig vorhandene Waffen auszuhändigen. Er besaß nur einen kleinen Dolch, den er vorwiegend zum schneiden von Essen benutzte, statt um Leute zu verletzen. Den aber nahm er nun aus der kleinen Scheide an seinem Gürtel und reichte ihn an einen der Soldaten, mit dem Griff zum Soldaten gerichtet.
“Oder wir könnten uns einfach darauf einigen, dass das hier ein grobes Missverständnis war und ziehen alle wieder unserer Wege.“
Schlug der Dunkelhaarige dann vor und tippte dabei bedeutungsvoll gegen den kleinen Lederbeutel, der sich ebenfalls an seinem Gürtel befand und gut gefüllt war mit dem, was er als Bestechungsgeld zu nutzen gedachte.
(Auf der Straße, zusammen mit Josiah und 4 Soldaten)
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Josiah Moggensten - 31.08.2020
Die Tatsache, dass James ebenso überrascht wirkte wie er selber und nicht plötzlich mit irgendeinem Geständnis ankam, ließen Josiah ruhiger werden. Es war natürlich keine Garantie, aber wenn er doch etwas verheimlichte, verplauderte er sich wenigstens noch nicht.
Josiah bezweifelte, dass man ihn dann hätte ziehen lassen. Dass sie beide unschuldig im Sinne der Anklage waren, ließ ihn aber weiterhin verwirrt dastehen.
Doch zu viel Überlegungen über das Warum und Weshalb war ohnehin nicht viel Zeit.
Der Soldat vor ihn sah ihn böse an, doch anders als James fing er sich zum Glück keinen Stich mit der Waffe ein, als er die Arme runter nahm. Der Blick des Soldaten lag dennoch ungeduldig auf ihn, darauf wartend, dass er es James gleich tat und den Dolch her gab.
Josiah hegte den Verdacht, dass jetzt nicht der passende Zeitpunkt war, um den Soldaten zu erklären, dass dies hier tatsächlich nicht sein Dolch war und dass seine Besitzerin es ihm sehr übel nehmen würde, wenn sie den Dolch nicht zurück bekam.
Sein Gedankengang wurde von James Tippen gegen etwas an seinem Gürtel unterbrochen. 'Oder wir können uns alle einigen, dass das hier ein gribes Missverständnis war und wir gehen alle unsere Wege.'
Dieser James wurde ihm immer sympathischer.
Die Gesichter der Männer hellten sich für einen kurzen Moment auf: James Wink schien einen wunden Punkt getroffen zu haben. In den Augen des Sprechers funkelte es. Und auch der Mann vor ihm hatte das Schwert etwas sinken lassen. Nicht viel - und es konnte auch von Müdigkeit oder Erschöpfung sein - aber wenigstens etwas.
Er würde James ein Bier ausgeben, wenn sie hier weg gekommen waren.
In dem Gesicht des Sprechers spiegelten sich kurz seine Hin- und Hergerissenheit und Josiah beobachte amüsiert, wie er die Nase rümpfte und sein Blick trotzdem immer mal wieder zu James Gürtel glitt.
James hatte definitiv ins Schwarze getroffen.
Aber als der Sprecher schließlich endlich antwortete, war Josiah fast enttäuscht.
"Wir müssen euch mit zur Station nehmen und überprüfen.", die Antwort kam trotz allem deutlich und klar. Der Mann hatte die Schultern gestrafft und seinen bohrenden Blick ruckartig wieder auf ihre Gesichter gerichtet. Nur das leichte Zucken im Mundwinkel verriet, dass er nicht ganz so überzeugt war wie er sich gab. Oder wenigstens vor hatte, sie jetzt noch nicht laufen zu lassen.
Josiah fluchte innerlich auf. Es war so deutlich gewesen, dass der Mann dem Geld nicht abgeneigt war. Was wollte er denn jetzt wen beweisen? Dass die Welt ein besserer Ort war?!
"Aber meine Herren...", setzte er an und zauberte sein ehrlichstes Lächeln auf sein Gesicht "All diese Umstände und Mühe, das wollen wir euch doch nicht aufbürgen."
Kurz fragte er sich, ob es jetzt einfacher wäre, eine Frau zu sein und dem Kerl ein Kompliment zu machen. Shanaya wäre damit bestimmt durchgekommen, dieser Esel. Aber es gab ja noch andere Taktiken. Josiah ließ sein Lächeln etwas schiefer werden.
"Ihr müsst verstehen, ich und mein Freund hier, wir..."
Ja, was 'wir'?
Josiahs Gedanken sprangen von einer Idee zur anderen. Er musste auf jeden Fall verhindern, dass man ihn mit irgendwelchen Gesuchtenaushängen abglich. Egal woran es lag - ob an den Schaulustigen oder ein spontan wiedergefundes Wertegefühl - sie brauchten nur etwas mehr Überzeugen. Wäre Josiah allein gewesen. hätte er auf eine peinliche Geschichte zurück gegriffen. Jetzt war aber James dabei und Josiah konnte nicht sagen, wie der andere reagieren würde. Dabei war eine richtige Reaktion ausschlaggebend. Kurz zögerte er noch, dann verlagerte er doch sein Gewicht , ganz so als würde er nervös werdeny von einem Fuß auf den anderen, ehe er sein Lächeln fast ersterben ließ und sich stattdessen leicht auf die Unterlippe biss. Nur ganz kurz, dann war da wieder das Lächeln. Nur diesmal nicht ganz so offen und fröhlich.
"Es ist uns etwas unangenehm, aber wir wären ihnen wirklich zu dank verpflichtet wenn das hier schneller geklärt werden könnte.", setzte er schließlich, sich vorerst jede Option offen haltend und theatralisch den Blick ausweichend, als wäre es ihm unangenehm.
Der Sprecher zog für den Bruchteil einer Sekunde die Augenbraue hoch. Überraschung, gut.
Josiah warf James einen fragenden, wenn nicht sogar hilfesuchenden Blick zu, in der Hoffnung, dass der andere sein Spiel erkannte und nicht gleich aus allen Wolken fiel. Im Grunde mussten sie den Kerl jetzt nur noch davon überzeugen, dass man sie laufen lassen konnte. Josiah fiel dabei grundlegende gerne auf unangenehme Lügen zurück. Unangenehm in dem Sinne, dass Menschen, denen so etwas tatsächlich passierte, sie lieber nicht erzählen würden. Wie viele Geschichten von peinlichen Treffen mit Frauen, wütenden und aggressiven Ehefrauen, verlorenen Wetten oder angebliche Panik vor Hunden hatten ihn schon den Kragen gerettet? Allerdings hatte er sich in so manchen Gegenden unter den Wachleuten und bestimmten Personengruppen auch einen solchen Ruf erarbeitet. Er wusste, dass seine Ausstrahlung nicht gerade die eines Dummkopfes war und er achtsam sein musste, wie er seine Geschichte vortrag, und welche.
Und jetzt war da auch noch James, der auf keinen Fall aus den Wolken fallen durfte wenn Josiah anfing, irgendetwas irrsinniges zu erzählen.
Sein Blick glitt wieder in die Richtung der Soldaten und als er den Blick des Hauptsprechers auffing, versuchte er ihn immer gerade so lange zu halten, dass der andere das Gefühl haben musste, er würde sich etwas ihm unangenehmes nicht allzu sehr ansehen lassen wollen.
"Deswegen... gibt es keine einfachere Möglichkeit?"
Die Neugierde war den Soldaten ins Gesicht. Einigen wenigstens.
[auf der Straße | James]
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - James Killigan - 01.09.2020
Es war weiß Gott nicht das erste Mal dass er jemanden Geld bot, um seine eigenen Versäumnisse wieder gerade zu biegen und somit straffrei davon zu kommen. Dieses Mal aber bot James allerdings sogar Geld, um aus einer Situation heraus zu kommen, für die er absolut nichts konnte. Er hatte nichts verbrochen, schon gar nichts gestohlen. Aber er hatte auch keine Lust das hier jetzt über Stunden auszudiskutieren und jeder wusste ja auch, dass die Gerichtsbarkeit alles andere als unfehlbar war. Sie wären nicht die ersten die zu Unrecht verurteilt wurden und mit Sicherheit auch nicht die letzten. Jedenfalls kannte er den Gesichtsausdruck, wenn jemand sich den Gedanken an leicht verdientem Gold durch den Kopf gehen ließ und den Geschmack von Bier förmlich schon auf der Zunge hatte. Trotzdem schienen die Herren sich nicht sofort empfänglich für das Geld zeigen zu wollen, sondern bestanden noch auf eine Überprüfung auf der Station. Wie auch immer die nun aussehen sollte, denn da sie beide – zumindest hoffte James das Josiah nichts verbrochen hatte – nichts getan hatten, konnte man ihnen rein theoretisch auch absolut nichts nachweisen, außer man schob ihnen etwas unter.
Josiah schien sich auch noch nicht so recht damit abfinden zu wollen nun einen Abstecher zur Station machen zu müssen, weshalb er anfing nach einer Erklärung zu suchen. Dabei tippelte er unruhig hin und her und James überlegte kurz, ob Josiah ein dringendes körperliches Bedürfnisse hatte dem er nachgehen musste. Aber nein, er gab keinen Grund an was sie als Duo nun vorhatten was eine schnelle Klärung beschleunigen würde. Also griff James ein und wählte einen..ungewöhnlicheren Weg.
„Ja... also... wir...“
damit legte James nach einigen Sekunden zögern eine Hand auf die Schulter von Josiah, als wären sie lang miteinander vertraut und sich nicht eben erst über den Weg gelaufen.
„Wir sind eigentlich nur auf dem Weg zu einer illustren Herrenrunde. Guter Wein, nette Unterhaltung...“
um den ganzen noch eine Krone aufzusetzen strich James seinem vermeintlichen Liebhaber mit einem Finger über die Wange und sah die Soldaten dabei herausfordernd an.
„Vielleicht wollen sich die Herren ja auch anschließen, je mehr desto besser“
schlug er mit einem süffisanten Grinsen vor und hob dabei beide Augenbrauen. Und ob Josiah damit nun gerechnet hatte oder nicht, schien er ihm mit seiner Frage nach einer einfacheren Möglichkeit auch noch beizupflichten, weshalb James sein Lächeln auf den Lippen beibehielt und quasi darauf wartete, dass die Soldaten wortwörtlich ihren Schwanz einzogen. Und richtig.
„Äh..also..ich glaub hier muss eine Verwechslung vorliegen.“
Gab der wortführende Soldat kleinlaut zu und reichte James seinen Dolch widerstandslos zurück, nicht ohne noch einmal einen Blick auf seinen Geldbeutel zu werfen. Und da James kein Unmensch war, band er diesen Beutel auch los und ließ den Soldaten einige Goldmünzen zukommen, während er selbst mehr als genug noch für sich zurück behielt. Dann strich er, betont langsam, Josiah über den Rücken um die Scharade aufrecht zu erhalten und nickte in die Richtung, in die diese Straße führte.
„Gehen wir also? Ich kann es kaum abwarten.“
Und streng genommen war das nicht einmal gelogen.
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Ceallagh Hayes - 02.09.2020
Sein Charme. Ceallaghs Lippen verließ unweigerlich ein vielsagendes Schmunzeln, das eine Spur zu viel Selbstbewusstsein in sich trug. Es ehrte ihn ja schon irgendwie, dass Lucien ihm so viel Magie zusprach, dass er gleich einen Großteil der Belegschaft bezirzen sollte. Hatte er allerdings das Pech auf eine bärbeißige Alte zu treffen, konnte er so viel Süßholz raspeln, wie er wollte. Dann klatschte er gehörig, mit dem Gesicht voraus, gegen Granit. Allerdings gab es wohl keine bessere Option als das. Vor allem, da sich Trevor bereits nach nur wenigen Worten auf den Weg in Richtung Tor verabschiedete.
“In der Not, frisst der Teufel fliegen.“, murmelte der Hüne kaum hörbar und allen voran kaum sichtbar für neugierige Augen. Klopfte Lucien kameradschaftlich und zu einem gespielten Abschied auf die Schulter und lächelte. Zairym würde die Botschaft seiner Worte kaum verstehen. Aus dem Kontext ihrer Unterhaltung gerissen und wenig brauchbar für den Plan, den sie nun in die Tat umsetzten. Doch Lucien wusste, was Ceallagh ihm damit bedeutete, dessen Weg nun mit einem letzten Wink an Zairym gewandt die Straße hinab in eine der angrenzenden Seitenstraßen führte.
“Auf Wiedersehen die Herren!“
Sollte das hier schief gehen würde er dort abtauchen, wo ein Verbrecher auf der Flucht regelrecht mit den Schatten verschmolz und nichts war, als einer unter vielen. Und das weniger zwischen den Beinen einer hübschen Dirne, sondern den nach Alkohol miefenden Armen des Händler vom Schwarzmarkt.
“Junge Frau.. vorsichtig!“
Ein Pferdewagen tauchte wenige Meter vor ihm hinter einem dichten Rosenbusch auf, der durch den Zaun des Anwesens ragte wie Unkraut. Mit ihm ein älterer Mann mit dichtem Schnauzbart und gestreiftem Hemd. Etwas panisch dabei dem jungen Ding vor sich die Kisten aus den Armen zu nehmen, deren Körper gefährlich unter dem Gewicht zurückkippt.
“Alles okay.. alles… oooh.“
Beinahe rutschte die empfindliche Fracht über ihre Schulter hinweg. Touchierte Wange und Ohr, noch ehe Ceallagh die letzten Meter überbrückte und das Holz der Kiste mit ausgestreckter Hand blockierte.
“Sie sollten vorsichtiger sein Miss.“, gab der Hüne lächelnd von sich und lugte mit einem kurzen Blick über den Rand der Kiste auf die junge Frau hinab. Ihr Gesicht kam ihm irgendwie bekannt vor, ganz als müsse er ihren Namen kennen, ganz gleich wie wenig greifbar er auf seiner Zungenspitze herum tanzte. Er kam ohnehin nicht weit, tiefer in seinen Erinnerungen zu kramen. Das Brummen zu seiner Linken zog jegliche Aufmerksamkeit auf sich.
“Ich erstatte nichts, was ihnen beim Transport ins Haus kaputt geht, junge Dame! Also lassen sie mich lieber helfen…“
Beschwichtigend hob Ceallagh seinen bandagierten Arm, biss sich fest auf den Unterkiefer, der ihn nur mit Mühe von dem stechenden Schmerz in seiner Schulter ablenken konnte.
“Machen sie sich keine Umstände, Sir. Ganz sicher müssen sie bereits zum nächsten Kunden weiter, richtig? Ich nehme ihnen das hier gern ab und helfe der jungen Dame die Sachen ins Haus zu tragen. Das schaffen wir schon. Nicht wahr?“
Und damit wandte er sich, noch immer lächelnd und ganz und gar nicht mehr der „Arsch par excellence“ zu dem verdutzten Gesicht herum, das mit geweiteten Augen und etwas ungläubig zu ihm hinauf starrte. Es war offensichtlich, dass sie damit überfordert war, sowohl sein, als auch das Angebot des Alten anzunehmen. Als verliere sie ihre Würde, auf Hilfe angewiesen zu sein. Was hatten diese Frauen nur neuerdings damit, sich immer um alles allein kümmern zu wollen und alles besser zu wissen?
“Aber der Arm…“
“Der sitzt fest und wird mit ein paar Kisten hiervon ganz sicher klarkommen.“
Zum ersten Mal nahm der Schmuggler die Ware auf dem kleinen Kutscherwagen in Augenschein und bezweifelte augenblicklich, dass er seiner Verletzung dieses Zusatzgewicht wirklich zumuten konnte. Doch was brachte ihn schneller und vor allem unauffälliger in dieses Haus, als diese ehrenvolle Tat? Nichts. Und somit sah er nicht einmal zurück, als der Händler mitsamt Kutsche über das Pflaster davon fuhr und sie zu Zweit mit einer Wagenladung Kisten am Straßenrand zurück ließ.
“Na dann… wollen wir mal.“
Eine gefühlte Ewigkeit verbrachte der Hayes damit, Kiste um Kiste über den Hinterhof in die Küche und den Vorratsraum zu tragen, die unweit vom Hintereingang des Hauses entfernt lagen. Begegnete auf seinem Weg nur einer skeptischen alten Köchin, einer schüchternen Kammerzofe und dem kratzbürstigen Hauskater, der mauzend an ihm vorbei in den Hof sprang.
“Puh. Da war die Letzte.“
Mit einem tiefen Atemzug buchsierte Ceallagh die letzte Kiste in den Vorratsraum und wischte sich mit dem Handrücken blonde Strähnen aus der Stirn. Das Pochen in seiner Schulter war zu einem gleichmäßigen Klopfen angeschwollen und trieb ihm womöglich deshalb diese gesunde, rote Farbe ins Gesicht.
“Vielen Dank für deine Hilfe.“
Mit zusammengepressten Lippen stand die Küchenhilfe, als die sie von ihrer Chefin eindrucksvoll beim Anblick seiner Wenigkeit beschimpft worden war, an der langen Kücheninsel inmitten des Raumes. Über ihr etliche Pfannen, Kochlöffel und Kellen, die frisch geputzt in den wenigen Sonnenstrahlen schimmerten, die durch das weit geöffnete Küchenfenster herein kamen. Ceallagh zuckte nur mit der Schulter, lächelte, als habe er diesen Ausdruck nie wirklich abgelegt.
“Das gebietet doch die Höflichkeit.“
Sein Herz trommelte so vehement gegen seinen Brustkorb, dass er sich jäh fragte, ob die Wunde seinen Körper auslaugte oder er wirklich so untrainiert geworden war. Sich unter einem tiefen Atemzug aufrichtend, schob der Schmuggler mit der Spitze seines Stiefels die Tür zum Vorratsraum ins Schloss und ließ den Blick aus blaugrünen Augen bedächtig über die Vitrinen, Schränke und Oberflächen der Küche gleiten.
“Eine beeindruckende Küche. So eine habe ich schon lange nicht mehr gesehen.“
Was definitiv der Wahrheit entsprach und weniger dazu gedacht war den Anschein zu erwecken, dass ihn sein Stand aus Gründen von hier fernhielt. DAS würde ihm wohl niemand wirklich abkaufen, in seinem Zustand.
“Könnte ich mich irgendwo frisch machen? Einige er Kisten waren doch etwas schwerer als erwartet und ich möchte ungern bei meiner nächsten Verhandlung riechen wie ein Iltis.“
[Villenviertel von Silvestre | erst bei Lucien, Zairym und Trevor | dann allein dabei der Küchenhilfe des Hauses mit den Vorräten zur Hand zu gehen | in der Küche, dabei einen Weg zum Bad oder der Toilette der Bediensteten zu finden und dort das Fenster für Lucien und Zairym zu öffnen]
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Nathan Reed - 07.09.2020
Liams Rücken verschwand in der rettenden Türöffnung, Nathan schwante, dass man ihm die Wahl nicht lassen würde. Ein Versuch war es trotzdem wert. Er setzte sich in Bewegung.
„Dann wollen wir mal…“, murmelte Nathan aufgeräumt und wollte wider besseren Wissens Liam nachfolgen.
„Moment, du bleibst!“, erwiderte Flint mit einem väterlichen Lächeln auf den Lippen. „Du bleibst mein Gast. Was wäre ich für ein Gastgeber, wenn ich nicht dafür sorgen würde, dass du durch die unsicheren Gassen der Stadt nicht herfinden würdest?“ Er gab zwei seiner Männer einen Wink, hinter dem Taschendieb gab es Geräusche.
Doch noch bevor Nathan sich umwenden konnte, ergriff Flint erneut das Wort. „Glaubst du, dass dein kleiner Freund aufkreuzt?“ Sinnend sah er Nathan ins Gesicht, dann schüttelte er den Kopf. „Ich glaube auch nicht. Für dich hätte es eine kleine Chance bedeutet, unseren ungleichen Kampf zu gewinnen.“ Er seufzte bedauernd und zuckte mit den Achseln. „Nun denn, Schicksal bleibt Schicksal, nicht wahr? Und wer weiß, vielleicht versteckt sich hinter unserer Ratte doch noch ein kleiner Held…“
Er gab Nathan einen Stoß vor die Brust, und noch ehe es Nathan sich versah, verlor er das Gleichgewicht, stolperte rückwärts über eine fast kniehohe Wand einer Holzkiste und landete unsanft mit dem Rücken auf dem Boden des Transportbehälters. Unter Gelächter wurde die Kiste erst gedeckelt, dann zugenagelt. Als Nathan versuchte sich aufzurappeln erkannte er, dass er sehr wohl in der Länge in die Kiste hineinpasste, aber es blieb nicht genug Platz um sich auch nur auf die Ellbogen zu stemmen. An was ihn die Konstruktion erinnerte wollte er sich nicht vergegenwärtigen, denn er hatte jetzt schon mit Anflügen von Panik zu kämpfen. Immerhin war es nicht dunkel in der Box, noch würde ihm die Luft ausgehen. Denn die Kiste war mit allerlei Astlöchern versetzt, so dass diese Gefahr fürs erste gebannt war. Hieraus würde er erst einmal nicht entkommen können.
Mit einem Ächzen wurde die Kiste in die Höhe gestemmt und Nathan wurde hinaus in die Stadt getragen.
{ im Lagerhaus mit Flint und 6 seiner Männer, vier davon bewaffnet | Liam auf dem Weg nach draußen }
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Josiah Moggensten - 07.09.2020
James erhob seine Stimme ehe Josiah es geschafft hatte, sich tatsächlich eine Geschichte im Kopf zurecht zu legen. Im
ersten Moment war er froh, dass James überhaupt verstanden hatte, dass Josiah irgendetwas im Schilde führte. Doch dieses Gefühl überdauerte kaum die paar Sekunden, in denen das zögernde Schweigen über ihnen lag. Denn dann landete James Hand auf seiner Schulter und stellte jede von Josiahs Ausreden in den Schatten.
Josiah wäre bei der plötzlichen Berührung fast erschrocken zusammengezuckt. Sie kam so unvermittelt, so ohne jede Vorwarnung, dass sein Instinkt ihn für einen Moment fast so weit hatte, dass er nach der Waffe an seinem Gürtel gegriffen hätte.
Aber nur fast: kaum war der erste Überraschungsmoment verstrichen und James Worte weiter erklungen, hatte er die neue Situation begriffen und als James ihm auch noch über die Wange fuhr, schaffte er es auch schon wieder, dass für den Bruchteil einer Sekunde eingefrorene Lächeln zu einer vielleicht etwas dümmlichen Grimasse zu verziehen. Ein sehr wachsamer Beobachter, der wusste, worauf er achten sollte, hätte die Zuckungen in Fingern und Augenwinkeln wohl gesehen und richtig gedeutet, aber an den Soldaten vor ihnen schienen sie vorbei zu gehen. Mit der einstudierten Leichtigkeit nahm Josiah an sein Schauspiel wieder auf, die wenn auch gänzlich neue Richtung mit Leichtigkeit übernehmend.
Er achtete darauf, das dümmliche Grinsen nicht allzu lange aufrecht zu erhalten, ehe er wieder etwas Beschämung an die Oberfläche klettern ließ, indem er seinen Blick in Richtung Boden lenkte, an seinem Hemd zupfte und schließlich als James geendet hatte - er musste zugeben, so unkonventionell James Aktion auch war, sie versprach, außerordentlich effektiv zu sein – dann doch aufzusehen und dem Soldaten ein einladendes Lächeln zu schenken:
„Das wäre eine wundervolle Idee!“
James Aktion versprach nicht nur Erfolg, sie erfüllte das Versprechen auch. Rote Flecken breiteten sich auf dem Gesicht des Soldaten aus und wenn Josiah sich nicht irrte, fingen sogar seine Ohren an, eine dunklere Farbe anzunehmen, während er unmerklich in seiner Rüstung zusammensank und die Sachlage schlagartig auch für ihn klar war. Josiah entspannte sich unmittelbar und versuchte dies nur halbherzig hinter enttäuscht aufeinander gepressten Lippen zu verbergen. Dem Soldaten wäre es wahrscheinlich ohnehin nicht aufgefallen: auch der Rest der Gruppe war plötzlich entweder seltsam peinlich betreten, sichtlich verwirrt oder fast schon angeekelt. Dass es den Blick des Soldaten trotz allem zum Geldbeutel am Gürtel von James hing, bekam dank der neuen Situation eine komplett neue Interpretationsmöglichkeit und Josiah stellte gedanklich die Frage in den Raum, ob sie sich sicher waren, während James das Geld herauszog und den Soldaten auszahlte.
Dann war die Hand wieder auf seinen Rücken, und Josiah erwiderte die Geste nach einen kurzen, schweifenden Blick auf die Soldaten, in der Hoffnung, dass die Soldaten die Geste passend deuteten. Selten klang ein ‚Gehen wir‘ so einladend.
„Ich bin froh, dass wir das so klären konnten.“
ein letztes mal lächelte er den Soldaten zu, dann wandte er sich an James:
„Ich fühle genau so. Einen schönen Tag noch.“,
Damit stapfte er los, James keine Möglichkeit zu geben, zu protestieren. Mit Genugtuung stellte er fest, wie der letzte von ihnen zur Seite wich, als er sie beide an den Soldaten vorbeisteuerte.
Jetzt schuldete er James definitiv ein Bier.
Die nächste Seitengasse war zum Glück keinen Steinwurf entfernt. Trotzdem brauchte Josiah mehr Selbstkontrolle als ihm lieb war, auf die letzten Meter nicht schneller zu werden, bis sie endlich vom Schatten der Hauswand erfasst wurden. Noch ein letzter, prüfender Blick über die Schulter – nur zwei kleine Kinder starrten sie neugierig aus einem Hauseingang heraus
an – dann ließ er James los, nur um sich gegen die Hauswand fallen zu lassen, seine Haltung, die er mehr unbewusst verstellt hatte, wieder zu der seinen werden lassend.
„Das…“
Josiah schüttelte kurz seinen Kopf, während die letzten Minuten noch einmal vor seinen inneren Auge vorbei strichen,
„war nicht so ganz das, womit ich gerechnet habe, aber keine dumme Idee. Zwar unkonventionell, aber nicht dumm.“
Er schüttelte erneut den Kopf, grinsend. Auch wenn das Gehabe nur wenige Minuten angehalten hatte tat es doch gut, endlich wieder alleine dazustehen. Und frei zu sein, verstand sich. Sein Blick glitt die Gasse entlang.
„Eine merkwürdige Begegnung. Und Shanaya ist jetzt eh erstmal weg. Wir sollten uns hier vielleicht auch nicht allzu lange aufhalten.“
Wer wusste, ob die Soldaten nicht doch wieder auftauchen würden. Insgesamt war das erstmal genug Aufmerksamkeit und Bühnenshow für heute gewesen. Josiah blickte wieder zurück zu James, halb aus Pflichtgefühl, halb aus einer Laune heraus:
"Ich schuld dir nen Bier. Rein kameradschaftlich, versteht sich."
{Straße | James}
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - James Killigan - 08.09.2020
Es war immer wieder faszinierend wie schnell man einen bestimmten Schlag von Menschen mit den einfachsten Andeutungen vollkommen aus dem Konzept bringen konnte. Da reichte eine noch so unschuldige Berührung und schon fielen ihnen bald die Augen aus dem Kopf. James war nun wirklich kein Mensch, der sich für besonders aufgeschlossen hielt. Und würde sich ein Mann ihm nähern mit ernsthaften Absichten und ein einfaches „Entschuldige, kein Interesse“ nicht wahrhaben wollen, würde er wohl sehr schnell sehr deutlich werden. Gleichzeitig verstand er die Reaktionen von diesen Soldaten umso weniger, schließlich wollte er sie ja jetzt nicht zur Homosexualität bekehren. Auch Josiah schien die ganze Aktion nicht sonderlich geheuer, was James sehr wohl auffiel, er aber geflissentlich ignorierte. Er hatte schlichtweg keinerlei Interesse daran sich hier noch lange mit diesen Zeitgenossen aufzuhalten, weshalb er ihnen nur zu gerne einige (unverdiente) Taler zukommen ließ.
Auch wenn Josiah scheinbar nicht ganz wusste wie ihm geschah, legte er dennoch seinen Arm um James und die beiden liefen zielgerichtet durch die Gasse, als wüssten sie genau wo sie ihres Weges gehen wollten, um ungestört zu zweit sein zu können. Kaum waren sie um die nächste Ecke gebogen, ließen sich die beiden Männer aber fast gleichzeitig los und Josiah lehnte sich gegen eine Hauswand, während James zur Sicherheit noch einmal einen prüfenden Blick um die Ecke warf. Aber es folgte ihnen wirklich keiner und sie schienen es aus den Händen der Soldaten geschafft zu haben. Josiah beurteilte die ganze Sache als unkonventionell und James musste daraufhin lachen, hob beide Hände in einer unschuldigen Geste vom Körper weg und antwortete:
“Manchmal ist Angriff die beste Verteidigung, selbst wenn ich nach wie vor nicht weiß wie du überhaupt heißt.“
Schließlich war James der einzige gewesen der sich vorgestellt hatte. Shanaya hatte ihn nur mit abfälligen Blicken gestraft und selbst Josiah hatte seinen Namen bisher nicht genannt. Immerhin erfuhr er nun den Namen der jungen Frau.
„Shanaya also. Sturer Bock würde eher zu ihr passen.“
Befand der Sohn des Tuchhändlers und zuckte dann mit den Schultern, während er an die Verletzung der jungen Frau dachte.
“Sie wird hoffentlich allein zurecht kommen, einen Dickschädel hat sie für 10 erwachsene Männer, zumindest nach dem was ich gesehen habe.“
Und meistens war der erste Eindruck ja doch treffender als man manchesmal denken mochte. Josiah lud ihn nun also auf ein Bier ein und betonter – sicherheitshalber – lieber noch einmal dass es sich dabei um kein Rendevouz handelte, was James mit einem scheinbar beleidigten Gesichtsausdruck quittierte.
“Und ich dachte wir würden uns gut verstehen.“
Antwortete er halb ernst, bevor er sein Grinsen wieder fand und hinzufügte:
“Keine Angst, ich habe kein Interesse an Männern. Dazu sind Frauenkörper leider viel zu schön anzusehen.“
Ob das den anderen Mann jetzt wirklich überzeugte, wusste James nicht. Aber noch ahnte er ja auch nicht dass es sich bei Josiah um einen Piraten handelte und er dementsprechend viel Zeit mit ihm verbringen könnte, sollte er auf seinem Schiff anheuern um seine Wette zu begleichen. Da wäre ein solcher Ruf schon potenziell gefährlich.
(Straße / Josiah)
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