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Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Druckversion

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RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Soula Veniel - 05.02.2023

Ein gewinnbringender Geschäftszweig also. Soula hatte das Gefühl, als würde dieser Ausgang auch von ihr abhängen. Ansonsten hätten die beiden sie gar nicht erst mitgenommen. Soweit war es klar und vielleicht wurde jetzt auch mit jedem Augenblick deutlicher, warum sie überhaupt hier war. Seine anschließenden Worte, dass sie sich auf ein Spiel einlassen sollte, ließen ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen erscheinen. Es kam natürlich auf das Spiel an, aber wenn es um Karten ging, war sie dafür zu haben. Etwas anderes lag aber auch noch in seinen Worten und sie sah Lucien für einen Augenblick an.

„Hmm, klingt fast so, als hätte ich dich beeindruckt?“


Entweder ging es hier wirklich um etwas, was den beiden Herren äußerst wichtig war oder sie zogen Soula über den Tisch. Einiges war in den letzten Wochen passiert, einiges, was vertrauenerweckend war, aber blind vertraute die Veniel noch lange nicht, auch wenn sie hoffte, dass sie mit dem Schlimmsten nicht zu rechnen hatte. Sie betraten den Saal, der auch Soula beeindruckte. Nicht, dass sie solche Räume nicht schon gesehen hatte, aber es kam doch eher selten vor. Auch ihr Blick blieb an dem goldenen Ei hängen und der Drang es besitzen zu wollen wurde angefacht. Ihre Augen huschten weiter, über die Menschen, die Fenster, Fluchtwege suchend oder doch eher Einstiegsmöglichkeiten? Die Anspannung in ihrem Körper war mächtig. Worauf auch immer sie sich eingelassen hatte, je nach Ausgang dieser Situation, würde der Captain mit ihrem Zorn umgehen müssen.

Jemand erhob sich von seinem Stuhl, war das Riegan, von dem schon gesprochen wurde? Soula machte einen sanften Knicks, um den Herren zu begrüßen. So wie sie es gelernt hatte und noch nie hatte sie sich dabei so unwohl gefühlt wie an diesem Tag. Was tat sie hier? Während Riegan dem Jungen anordnete, Wein für sie alle auszuschenken, holte Ceallagh ein Begrüßungsgeschenk aus einer Tasche, was bei den Wachen mehr oder weniger gut ankam. Aus den Augenwinkeln beobachtete Soula sie. Sie wollte nichts verpassen, kein Zucken, keine Bewegung, doch die Situation entspannte sich wieder, bevor ein Unglück passierte. Wie schon zuvor war Soula eine stille Beobachterin. Sie wusste nicht, worum es ging und definitiv würde sie das so einfach in Zukunft nicht mehr mitmachen wollen. Aktuell fühlte sie sich nur so, als wäre sie der Crew, dem Captain etwas schuldig, dafür, dass er sie mitgenommen hatte. Deswegen war sie hier. Ohne wirklich Fragen gestellt zu haben. Wie töricht sie gewesen war.

Der gute Tropfen blieb nicht lange unberührt. Riegan schien davon begeistert zu sein. Oder spielte er ihnen etwas vor? Soula setzte sich auf einen der Stühle, als sie dazu aufgefordert wurde und musterte die Wache, die ihren Stuhl zurechtrückte. Soula fühlte sich wie auf dem Präsentierteller. Das war nichts Neues, bei vielen Festen, bei denen es auch um potenzielle Ehepartner gegangen war, war sie als Frau ein Objekt der Begierde gewesen. Nur war Soula niemand, der das als besonders positiv in Erinnerung hatte. Hier fühlte sie sich gerade ganz ähnlich. Einfach gesagt: unwohl.

Dennoch ließ sie sich davon nichts anmerken. Soula hatte gelernt, ihre Gefühle nicht auf ihren Körper zu projizieren. Zumindest klappte das meistens. Sie nahm das Glas entgegen und nachdem Riegan seinen Toast ausgesprochen hatte, führte sie das Glas zu ihren Lippen. Nicht, ohne Lucien und Ceallagh aus den Augenwinkeln zu beobachten.

[Ostya - nördliches Hafenviertel | Riegans Büro | Ceallagh, Lucien und Cole]



RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Arvas Talor - 06.02.2023

Arvas hatte schon mal überlegt, ob er Wahrsagerei zu seinem Repertoire an Maschen und Schwindeleien hinzufügen sollte. Wie kompliziert konnte es schon sein? Ein wenig Menschenkenntnis und Kreativität, die gleiche Theatralik, die er schon für seine üblichen Tricks verwendete, und die Fähigkeit, Leuten das zu sagen, was sie ohnehin hören wollten. Das schwierigste würde es sein, die Bedeutung der Karten zumindest ansatzweise auswendig zu lernen; einfach, um zumindest etwas Anleitung zu haben für die Geschichte, die man dem Kunden spinnen würde.

Vielleicht aber zeigte dieser Gedankengang gut genug, warum es keine gute Idee wäre. Er war diesem Aberglaube so zynisch gegenüber eingestellt, dass selbst seine Schauspielkünste nicht ausreichen würden, um seine tatsächliche Haltung zu überdecken. Seine Illusionen waren auch ohne jede tatsächliche Magie beeindruckende Tricks.

Arvas lachte kurz in sich hinein. "Also dafür würde ich auf jeden Fall erscheinen." Ein ganzes Theater voll von Leuten, die nur so darauf abfuhren, irgendwelche vagen Ratschläge zu hören. Eine größere Ansammlung an Narren mit zu viel Geld könnte man gar nicht finden.

Die andere Zuschauerin schien ihm seine eben so dahergesagte Lüge jedenfalls mit voller Begeisterung abzukaufen. Arvas drehte seinen Kopf kurz zu ihr, versuchte, nicht zu viel seiner Belustigung durch seinen Gesichtsausdruck zu verraten.

"Sehen wir doch zuerst, wie die Kartenlegung für die junge Dame endet."

Danach begann auch schon die Deutung, und Arvas verstummte. Es war nicht sehr anders als das, was Arvas bereits erwartet hatte, aber der Wahrsager wusste, wie er es zu verkaufen hatte. Eine Prise von Ängsten, die nahezu jeder junge Erwachsene hatte, ein Blick auf die offensichtliche Unsicherheit, die die Kundin plagte, und mit den Bedeutungen der Karten als Leitung strickte man sich daraus einen Strick, an dem man jeden Gläubiger herumführen konnte, wie man wollte. Auf das Nicken des anderen entgegnete Arvas ein wissendes Lächeln, doch vor der Reaktion der jungen Dame blieb er still.

Es funktionierte. Natürlich tat es das. Und auch, wenn Arvas ihr Gesicht nicht sehen konnte, hörte er das Schniefen und sah, wie sie sich mit dem Arm übers Gesicht wischte. Arvas hob seine Augenbrauen. Anscheinend war es ein voller Erfolg gewesen.

"Beeindruckend", kommentierte er. Sein Blick schweifte vom Kopf der jungen Frau zum Wahrsager. "Lockst du normalerweise solche starken Reaktionen mit deinen Lesungen hervor?"

Arvas hatte jedenfalls noch nie jemanden zum Weinen gebracht mit seinen Vorführungen; zumindest niemanden, den er gesehen hatte. Er überlegte gerade, ob es angebracht wäre, auch der Kundin irgendwelche weisen Worte mitzugeben — da wurde jeder Gedankengang unterbrochen von weiteren Neuankömmlingen.

"Also so langsam wird es mit diesem Andrang wirklich zu viel."

Etwas irritiert drehte Arvas sich herum zum Eingang. Zwei weitere junge Frauen — wahrscheinlich kaum mehr als Mädchen — waren voller Eile eingetreten, wobei sie nicht viel mehr Ahnung als die bereits Anwesenden zu haben schienen, was sie eigentlich hier wollten. Arvas erkannte sie nicht, aber in Ostya trafen oft genug Reisende ein.

Bei den ersten Worten der Fremden mit den blonden Haaren runzelte Arvas seine Stirn und wandte seinen Blick zu besagtem Wahrsager. Selbst kommentierte er nichts mehr; viel mehr war er neugierig, ob irgendjemand anders hier im Zelt wusste, was es mit diesen neuen Besuchern auf sich hatte.


{ nördlicher Marktplatz | bei Arics Zelt | Aric, Lola & Lissa (NPC), später dazu Talin & Shanaya }



RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Tarón Valur - 10.02.2023

Und damit hatte es sich wohl vorerst mit den Fragen und den Antworten. Grade, als Beiros auf einen der wichtigsten Punkte zu sprechen kommen wollte: ‚die Menschen‘ von denen Tarón gesprochen hatte.
Doch die Geräusche, die auch der Falke nun vernahm, duldeten keinen weiteren Aufschub, keine weitere Plauderei.
Binnen eines Herzschlages und weniger Schritte war er bei Isa und schob sich sogar noch ein Stück vor sie, ehe er neben ihr ebenfalls wartete und auf die näher schlurfenden Schritte lauschte.
Die Hauptquelle des Lärms entfernte sich bereits – es war ein einzelnes Paar Füße, dass sich auf sie zubewegte. Tarón warf einen kurzen Blick zu Rúnar. Seine eigenen Hände waren mittlerweile frei – ihre Last hatte er abgelegt. Notfalls würde Tarón kämpfen können. Aber da es sich nur um eine Person handelte, die näherkam…wahrscheinlich unnötig.
Das hieß aber nicht, dass es keine Probleme geben würde.
„Rúnar!“
Tarón nickte auf den immer noch mit dem Farn beschäftigten neu benannten Basilisken. Ohne sicher zu sein, dass Rúnar ihm den Gefallen tun würde – in der Gasse eben hatte es zwischen ihnen eher geklungen als seinen alle Gefallen erstmal passé – hoffte er dennoch, dass dieser Calwah vielleicht an sich nahm…und versteckte.
Vielleicht war das alles harmlos. Vielleicht konnte er Beiros gleich weiter befragen, wenn die Person vorbeigeschlurft war. Doch etwas sagte ihm, dass es anders laufen würde…
 
[Kleiner Innenhof unweit vom Hafen | bei Calwah, Isala, Rúnar & Beiros | nahe Dahlamon Tali]


RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Shanaya Árashi - 11.02.2023

Talin war nicht begeistert von dem Plan, herauszufinden, wer sie verfolgte – und was viel wichtiger war, warum dieser Jemand sie verfolgte. Während sie diese Fragen zu gern geklärt hätte, schien die Blonde nach wie vor dafür zu stimmen, dass sie in der Menge verschwanden, um ihrem Verfolger zu entkommen. Trotzdem ließ Shanaya sich von ihrer Freundin mitziehen, vielleicht auch ein wenig dadurch besänftigt, dass sie schlecht mit ihrer Beute im Arm kämpfen konnte. Und die beiden Zylinder ablegen kam für die Schwarzhaarige nicht in Frage.

„Kannst du ihm das verübeln?“ Shanaya zwinkerte der anderen Frau zu, lachte selbst über ihre Worte, ehe sie weiter sprach. „Das ist ziemlich schwer, wenn du mich die ganze Zeit durch die Gegend zerrst.“

Zwar huschte ihr blauer Blick immer Mal wieder umher, aber außer dem üblichen Gedränge auf einem Marktplatz konnte sie nichts verdächtiges erkennen. Aber wie sollte sie auch jemanden erkennen, von dem sie nicht wusste, wie er aussah? Aber da Talin sich sicher nicht überzeugen lassen würde, ergab die junge Frau sich ihrem Schicksal. Sie war eher genervt anstatt neugierig, aber trotzdem glaubte Shanaya nicht, dass sie sie so schnell überzeugen konnte, sich dem Fremden zu stellen. Aber vielleicht würde er ja noch ganz von selbst verraten, was er von ihnen wollte.
Aber viel Zeit ließ die Blonde ihr nicht, mit den nächsten Schritten zog sie Shanaya in eines der Zelte, was der Schwarzhaarigen ein leises Murren entlockte. So würde sie gewiss nicht herausfinden, wer ihnen so an ihren Hintern hing. Dafür mussten sie sich jetzt mit einer Gruppe Fremder herumschlagen. Die hellen Augen Shanayas huschten durch das Zelt, blickte jedem der Menschen einen Moment ins Gesicht, nur einem von ihnen etwas länger. Er kam ihr bekannt vor, aber erst, als Talin sprach, konnte sie ihn wirklich zuordnen.

„So sieht man sich wieder.“

Nur ein kurzer Kommentar, ehe ihr Blick zum Ausgang des Zeltes glitt, in der Hoffnung, durch den Spalt etwas zu erkennen. Gleichzeitig blieb sie wachsam, immerhin wusste sie ja nicht, ob einer der Anwesenden vielleicht neugierig wurde, was sie da mit sich herum schleppte. Beide Zylinder hielt sie weiterhin umklammert.

„Meinst du wirklich, dass es sinnvoll ist, uns zu verstecken? Er hat uns doch jetzt eh schon wieder gefunden.“

Wieder richtete sie den Blick auf Talin, musterte dann erst die Szene, die sich ihnen bot, auch, wenn nicht mit großem Interesse im Blick. Drei Fremde, ein halbwegs Bekannter. Sagte der gerade der Frau ihre Zukunft voraus? Vermutlich konnte er das noch immer nicht so gut wie Shanaya selbst.

[Wahrsagerzelt | Talin, Aric, Arvas, Lola & Lissa]



RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Aric Rackham - 13.02.2023

Aric war während seiner Legung nicht untätig gewesen. Die blauen Augen nahmen jede Änderung in seinem Gegenüber war. Er hatte seine Stimme etwas weicher werden lassen, als er merkte, wie seine Kundin gegen ihre Tränen ankämpfte. Doch änderte diese Reaktion am Ende nichts an seiner Legung. Seine Einschätzung war schon vorher abgeschlossen gewesen und nun hatte er das Ergebnis seiner Arbeit. Innerlich beglückwünschte er sich kurz zu seinem Erfolg, dann blickte er zu den anderen beiden Anwesenden auf. Die Zweiflerin hatte sich zu Arvas gesellt. Es wirkte auf den Wahrsager tatsächlich etwas skurril, wie die beiden so nebeneinander standen. Vermutlich nur durch sein Wissen über die beiden. Zweifler und Illusionist passten in seiner Welt nicht so dicht zueinander. Ob Arvas nur so zum Spaß ihre Brieftasche verschwinden lassen könnte? Nein, ihn wurmte die Kritik der Rothaarigen gar nicht mehr. Vielleicht ein ganz kleines bisschen. Oder sehr viel, aber das würde er natürlich abstreiten. Er hasste es vor allem ein Rätsel nicht gelöst zu haben. Noch immer hatte er keine Idee, was genau ihr Problem war. Aric zwang sich, seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Kundin zu richten. Diese schien noch immer etwas mit sich selbst auszumachen. Doch schon einige Augenblicke später hatte sie zum ersten Mal eine überzeugendere feste Stimme.

„Hin und wieder“

Antwortete er dem anderen Mann, der so kurz nach der Blonden gesprochen hatte. Aric hatte nicht das Gefühl, dass sie zwingend eine Antwort erwartete und vielleicht wäre ihr auch eher etwas Privatsphäre lieber. Doch das kleine Zelt bot diesen Luxus leider nicht. Was starke Emotionen anging, hatte er in seinen Legungen bisher keine ausgelassen. Natürlich kam so etwas nicht bei jeder Wahrsagung vor, doch es war auch nicht so unüblich, dass er davon nun überrascht gewesen wäre. Unangenehm wurde es nur, wenn er es irgendwie geschafft hatte, sein Gegenüber zu erzürnen. In den meisten Fällen musste er dann auf seine Beine vertrauen und irgendwo verschwinden. Während die ersten wütenden Kunden ihn noch überrascht hatten, konnte er mittlerweile auch diese Emotion schnell kommen sehen und hatte meistens schon die Karten in seiner Tasche verstaut, bevor die erste Faust geflogen kam. Und wo er gerade so über Überraschungen nachdachte, stolperte direkt eine oder eher zwei in sein Zelt. Die Blonde hielt sich vom Eingang entfernt und während sie die Ansammlung im Zelt musterte, traf ihr Blick kurz seinen. Schien sie sich tatsächlich zu freuen? Aric zwang seinen Blick zu der anderen Frau und erkannt auch darin ein bekanntes Gesicht. Doch auch sie wirkte irgendwie gehetzt und unentspannt. Während die blauen Augen nun über beide Frauen huschten und so viele Informationen wie möglich sammelten, entschied der Wahrsager vorerst noch ein paar Momente Stille walten zu lassen. Die Schwarzhaarige umklammerte zwei Zylinder wie einen großen Schatz. Das ganze Auftreten der beiden sah nach Unruhen aus. Aric ließ seinen Blick über die ganze Ansammlung an Menschen in seinem Zelt schweifen. Hatte er nicht gerade noch über ein Theater für seine Vorführung gescherzt? Vielleicht erfüllte sich dieser dumme Satz schneller, als er es wollte. Mit geübten Händen sammelte er ruhig alle seine Karten zusammen und steckte sie vorsichtshalber erst einmal in seine Tasche. Er hatte die letzte Zusammenkunft mit den beiden nicht vergessen und er wollte seine kostbaren Karten wirklich nicht vom Boden aufsammeln. Zumal er diese hier kaufen musste, nachdem die Letzten im Matsch gelandet waren. Auch wenn die beiden nicht direkt dafür verantwortlich waren, konnte man nicht vorsichtig genug sein. Erst als seine Karten sicher verstaut waren, hob er erneut den Blick und schaute erst zu der Schwarzhaarigen, um dann etwas länger auf der Blonden zu verweilen.

„Shanaya,.. Talin... wie schön.“

Vermutlich wäre er wirklich ein nicht so guter Wahrsager, wenn er nicht auch ein Talent dafür hätte, sich Namen, Ereignisse und Legungen zu merken.

„Wieder in Schwierigkeiten?“

Begrüßte er sie mit spöttischem Unterton in der Stimme.

[Ostya - nördlicher Marktplatz | Wahrsagerzelt | Talin, Shanaya, Arvas, Lola & Lissa]



RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Zairym al Said - 14.02.2023

Sein Atem ging gleichmäßig, während er jede noch so kleine Bewegung beobachtete, die sich von der Seite nähern konnte. Er rechnete felsenfest damit, dass jemand hinter dem anderen Wagen hervorkommen würde. Damit hätten sie Deckung und das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Wobei auch ein direkter Angriff in diesem Moment bei Rym für Verwunderung sorgen würde. Wer wagte es schon, Männer direkt anzugreifen, wenn sie eindeutig eine gute Deckung hatten? Nun, es gab bestimmt einige Verrückte, aber so schätzte er diese Banditen nicht ein. Um ehrlich zu sein, überraschte es ihn sowieso, dass sie den Konvoi überfielen. Obwohl sie einen guten Hinterhalt geplant hatten, hätten sie genauso gut an diesem Punkt scheitern können. Was wäre gewesen, wenn sie mehr Männer dabeigehabt hätten? Also hatten sie eine kleine Ratte eingeschleust? Jemand, der ihnen verraten hatte, wie viele Männer die Wägen beschützen würden?
Das leichte Zittern der Erde lenkte seine unnützen Gedanken wieder aufs Hier und Jetzt. Wen interessierte schon, warum sie angegriffen wurden? Darüber konnte er sich Gedanken machen, wenn er diesen Wahnsinn überlebte – was möglich war, wenn er den kleinen Glückspilz fand und in seiner Nähe behielt. Oder vielleicht auch, wenn dieser wie ein strahlender Held auf einem Pferd angaloppierte.
Zum ersten Mal in seinem Leben erfreute das rhythmische, schnelle Hufgetrampel den Dunkelhaarigen. Er schielte unter dem Wagen hindurch, zu den Füßen, die auf seine Deckung gerichtet waren. Sehr schnell konnte er noch mehr von den Körpern der Männer erkennen, nachdem diese zu Boden gerungen wurden, als ein Pferd durch sie hindurch senste.
Rym grinste, als er erkannte, dass sich ihr Blatt damit ein wenig wandelte. Für einen kurzen Moment in diesem Überfall musste er sich keinen Kopf darüber machen, ob nicht doch ein Angriff aus der Mitte erfolgen würde. Dafür schien Bewegung in seine eigentlichen Ziele gekommen zu sein. Er hatte einfach gewusst, dass sie die Deckung des anderen Wagens nutzen würden, um von der Seite zu kommen. Er schnaubte leicht, legte sich wieder hin, atmete, zielte und schoss schließlich auf den Ersten, der um den Wagen herumtrat. Da er zu weit unten lag, konnte er nicht auf den Kopf zielen, als blieb nur das naheliegendste und vermutlich schmerzhafteste für einen Mann.
Noch bevor der Schrei des Banditen erklang, zielte Rym auch schon mit dem noch verbliebenen Schuss auf den nächsten Angreifer. Der Erste würde entweder Eunuch werden – wenn er Glück hatte – oder hier an Ort und Stelle verbluten. Damit stellte er keine Gefahr mehr da. Eventuelle weitere Angreifer schon. Doch gerade als der zweite Vermummte um den Wagen herumtrat – vorsichtiger als der andere – und Rym auf ihn anlegte und schließlich abdrückte, ging ein Ruck durch den Wagen, zerrte für eine Sekunde seine Waffe zur Seite, womit die Kugel schließlich in das Holz der anderen Kutsche einschlug.
Zairyms Kopf ruckte zur Seite und er erkannte, dass der Attentäter seinen eigenen Kampf zu führen hatte, was ihn auf die glorreiche Idee gebracht hatte, das Pferd samt Wagen für einen Angriff zu nutzen. Der Dunkelhaarige verdrehte die Augen und fluchte ungehemmt. Ruckartig fuhr sein Kopf zurück, während er im gleichen Atemzug auf die Beine kam und seine Waffe nachlud – was ihn zu viel Zeit kostete. In der Zeit konnte der Angreifer um die Kutsche herumtreten oder selbst von unten auf seine Füße zielen. Ein Grund, warum er nicht an Ort und Stelle stehen bleiben konnte. Also tat er das, womit der Bandit nicht rechnen würde. Er trat aus seiner Deckung. Er hob das Gewehr, als könnte er noch einen Schuss abgeben und versuchte, den Mann damit einzuschüchtern, der noch zu weit entfernt war, für den Nahkampf.
Er erahnte eher, als dass er es wirklich sah, wie der Mann grinsend seine Waffe hob und auf Rym anlegte. Der Bärtige spannte den Körper an, bereit sich ins Lavendelfeld zu rollen, als auch schon ein Schuss ertönte. So schnell war er - Moment. Dieser Schuss kam nicht aus der Waffe seines Angreifers und der Körper selbst glitt leblos zu Boden. Der Kopf des Söldners ruckte hoch und er erkannte den Kutscher, dem er vorhin noch das Leben gerettet hatte.
 
Gern geschehen.
 
Er hörte dem Kutscher das Grinsen an, denn nun hatte er sich bei ihm für die Rettung vorhin revanchiert. Doch dann ertönte erneut ein Schuss.
 Ein dunkler Fleck bildete sich auf der Brust des Kutschers, bevor auch er leblos zu Boden glitt. Trotz Dankbarkeit, für seine Rettung, verschwendete Rym keinen weiteren Gedanken an ihn und rannte nach vorn, während der dritte Angreifer – mit dem er nicht gerechnet hatte – eilig seine Waffe nachlud. Rym schnalzte mit der Zunge, dankbar, dass der Bandit nicht an seinen eigenen Degen dachte, und rammte ihm dann den Gewehrknauf ins Gesicht. Der Angreifer fiel einige taumelnde Schritte zurück, ließ seine Waffe fallen und griff nun doch nach dem Degen. Blind fuchtelte der Vermummte damit herum, zwang Rym dazu, selbst wieder zurückzuweichen und die Waffe mit seinem Gewehr abzublocken. Mit einem Zähneknirschen zielte er auf die Kniescheibe des anderen Mannes, welchem dieser auswich und mit einem Ausfallschritt nach vorn seinen Degen auf Ryms Hals zustieß. Im letzten Moment wich er so weit aus, dass die Klinge an seinem Schlüsselbein entlang strich. Er stieß einen sehr lauten Fluch aus, drehte im gleichen Moment aber seinen Körper so, dass er mit dem Gewehrknauf auf das Handgelenk des Angreifers schlagen konnte. Diesmal traf er und der Degen fiel nutzlos zu Boden.
Bevor der andere sich danach Bücken konnte, hob Rym ihn auf und stach ohne lange zu zögern die Waffe in den Brustkorb des Mannes. Deshalb hasste er den Nahkampf. Es bedarf viel zu viel Energie, eine Waffe durch einen Körper zu stoßen. Eine Kugel war da so viel effektiver. Noch während der Mann mit gurgelnden Geräuschen zu Boden fiel und dabei versuchte die Waffe zu greifen und aus seinem Körper zu ziehen, versteckte Rym sich wieder hinter dem Wagen. Mit schnellen Bewegungen lud er endlich seine Waffe nach, bevor er an den Holzbrettern vorbei in die Mitte schaute, um zu erkennen, ob der strahlende Held auf dem Pferd Hilfe beim Beseitigen weiterer Banditen brauchte.

[Lavendelfeld, beim zweiten Wagen | bei  Alex, Josiah und Trevor]


RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Rayon Enarchea - 15.02.2023

Nur ein Dummerjungenstreich... Das konnte Rayon sich beim besten Willen nicht vorstellen. Sie sahen nicht gerade aus wie ein Haufen Menschen, mit denen sich Jugendliche gern anlegten, denn so etwas konnte sehr schnell nach hinten losgehen. Wenn es sich darum handeln würde, hätte der Junge sicherlich spätestens dann einen Rückzieher gemacht, als er und Liam an den Tisch zurückgekehrt waren; sie waren schlichtweg zu viele, zu erwachsen, und machten zumindest was die körperliche Präsenz anging einen zu gefährlichen Eindruck.

Es blieb die nicht gerade unwesentliche Gefahr einer Falle. Dass der Junge von einer kriminellen Bande vorgeschickt worden war, um sie irgendwo in eine dunkle Gasse zu locken, in der sie leichte Beute sein würden. Diese Gefahr ließ sich unmöglich vollständig ausschließen; doch das Verhalten des Jungen ließ ihn auch daran zweifeln. Entweder war er ein unglaublich guter Schauspieler, oder seine Verzweiflung war echt.

Natürlich konnte es auch sein, dass seine Schwester wirklich entführt worden und dem Jungen aufgetragen worden war, ihre Crew in eine Falle zu locken, wenn er sie lebend wiedersehen wollte. Das kam dem Schiffskoch allerdings arg konstruiert vor - und wenn jemand sich ernsthaft die Mühe machte, einen solchen Plan zu schmieden, ging es vermutlich um etwas Persönliches. In dem Fall würden sie einer Konfrontation vermutlich ohnehin nicht entgehen können.

Letztendlich waren diese Überlegungen für Rayon ohnehin hinfällig. Vor seinem geistigen Auge erschien das Bild von Scortias, und er ballte die Hände zu Fäusten, ohne es überhaupt mitzubekommen. Nie wieder würde er zulassen, dass ein Kind Schaden nahm, wenn er die Möglichkeit hatte, es zu verhindern.

"Ich für meinen Teil habe nicht vor, das Leben eines jungen Mädchens zu riskieren", sagte er entschlossen und warf Per, der seine Unterstützung angeboten hatte, einen dankbaren Blick zu. Dass Liam sich ihnen nicht anschließen würde, war für ihn ohnehin völlig undenkbar.

"Und wenn es sich doch um einen Hinterhalt halten sollte..." - er warf dem Jungen einen Blick zu, der zwar keine Bedrohlichkeit ausstrahlen, aber deutlich machen sollte, dass er es ernst meinte - "... werden die Verantwortlichen schnell merken, dass sie sich mit den Falschen angelegt haben."

Darauf war er natürlich nicht sonderlich erpicht. Rayon vermied körperliche Auseinandersetzungen, wann immer es möglich war, und er hoffte inständig, dass sie das Mädchen ohne Blutvergießen würden befreien können.

"Kannst du uns sagen, wo sie festgehalten wird?", fragte er den Jungen, bevor er einen kurzen Seitenblick auf Greo warf. "Und Greo, bitte bring die Vorräte aufs Schiff, die ich gekauft habe. Die überleben hier keine zwei Minuten, wenn wir verschwinden."
[ Im Wirtshaus am Tisch bei Liam, Per, Cassy und Greo ]



RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Rúnar Rúnarsson - 18.02.2023

Rúnar wurde von Isala aus seinen Gedanken gerissen. Wo ging was vor sich?

Aber als er lauschte verstand er schon, was sie meinte. Isala schlich sich regelrecht in Richtung des regelmäßigen Geräusches. Auch wenn sie dabei wirklich vorsichtig vorging ahnte Rúnar nichts Gutes.

Er hatte das Bedürfnis mit irgendwem einen besorgten Blick austauschen. Der jemand war nicht Tarón, also sah er zu Beiros -- doch der konzentrierte seine Sinne ebenfalls auf das Geräusch.

Rúnars Blick huschte also doch zu Tarón hinüber. Der ging ebenfalls die paar Schritte in die Richtung des Geräusches. Rúnar durchlief ein Schauer -- er wollte sich auch in irgendeine sichere Ecke verkriechen. Tat es aber nicht. Er tat es aber Tarón nach und legte zumindest den Ballast ab.

Dann sprach Tarón ihn an und Rúnars Blick huschte abermals zu ihm -- der andere Mann nickte in Richtung Calwah, der sich gerade genüsslich in den Farn wälzte. Es dauerte einen Moment, aber dann verstand Rúnar. Nicht nur wusste er jetzt, dass Calwah für Tarón besonderen ideellen Wert hatte, sondern dass ein Tier wie er -- ein Basilisk -- generell von ungemeinem Wert war.

Er beugte sich hinab, nahm den Farn -- nickte dabei Beiros entschuldigend zu. Die Pflanze raschelte an seinem Ohr, als er den Kragen seines Mantels anhob und sie darunter stopfte. Dann fuhr er mit der Hand unter den schuppigen Basiliskenkörper -- Calwah sah ihn verwirrt an -- und schob ihn mit dem Kopf voran unter dieselbe Stelle zwischen Schulter und Mantel.

Calwah fauchte zuerst -- "Mach keinen Scheiß, ich meine es gut mit dir", murmelte Rúnar -- relaisierte dann aber, dass dort der Farn auf ihn wartete und Rúnar spürte nur noch, wie die kleinen Krallen in sein Hemd griffen und sich gegen seinen ohnehin schon lädierten Rücken pressten, als die Echse sich den Kragen entlang schob.

{ Innenhof zwischen Marktplatz und Hafen | Isala, Tarón und Beiros (NPC) | nahe Dahlamon Tali }



RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Dahlamon Tali - 05.03.2023

Jeden Schritt, den sie tat, begann sie zu zählen. In ihrem Kopf dröhnten die Zahlen, die sie im Stillen dachte, hallend wieder. Auch ihr eigenes Herz konnte sie in ihrer Brust schlagen hören, so groß war ihre Anspannung als sie sich den Fremden näherte.
Noch neun Schritte bis zum Ziel.
Sie hatte die kleine Gruppe von Seeleuten fast erreicht als sie sich seitlich an sie heranpirschte. Diese schienen beschäftigt, lauschten nach den Schritten der Soldaten, die eiligen Weges ihren Dienst verrichten wollten, im Namen eines fettleibigen, schmierigen und gierigen Mannes, den sie Gouverneur nannten.
Noch acht Schritte bis zum Ziel.
Ihr Atem roch abscheulich nach dem alkoholischen Gesöff, welches sie immer noch in ihrer Speiseröhre fühlte, als hätte es sich in ihr inneres Fleisch eingeätzt. Ihr war übel. Zuviel hatte sie von dem Rum aufgenommen.
Noch sieben Schritte bis zum Ziel.
Ein Windhauch strich ihr durch das Gesicht.
Der Geruch von Salz.
Ein Augenblick der Sehnsucht.
Noch sechs Schritte bis zum Ziel.
War es wirklich ihr Herz, welches sie schlagen hörte oder das letzte Überbleibsel der alten Seele, welcher sie sich bedient hatte?
Ein reiches Mädchen!
Schwach und weich!
Für die raue See nur bedingt geeignet.
Mühsam schüttelte sich Tali die wirren Gedanken aus dem Schädel, die sich in diesen bohrten. Dumme Gedanken, die jetzt keine Rolle spielten, doch sie hatten Tali abgelenkt. Sie hatte vergessen zu zählen. Wie viele Schritte war sie jetzt gleich nochmal herangekommen? Sie wusste es nicht mehr.
Noch drei Schritte bis zu Ziel.
Noch immer lauschten die Seeleute gespannt, ob sie die Schritte, die sich entfernten, einordnen konnten. Es waren erst wenige Sekunden vergangen seit sie angefangen hatte ihre eigenen Schritte zu zählen.
Noch zwei Schritte bis zu Ziel.
Man hatte sie bisher nicht bemerkt. Die Gruppe war ja schließlich auch mit etwas anderem beschäftigt, als sich um sie zu kümmern. Sie wussten ja auch nicht einmal, dass sie überhaupt existierte. Noch nicht!
Noch einen Schritt bis zum Ziel.
Dann blieb sie stehen. Starrte vor sich hin, bis sie schließlich nach einigen Sekunden als die Schritte verhallt waren das Wort eröffnete. "Diese waaaaiiiß wahs die gepanzerten Mähner suuchen. Ein Schiff mit roten Sägäln. Es soll durchsuucht wärdän" damit schlug sie ihre Kapuze vom Kopf herunter und enthüllte ihr dunkles Gesicht, welches von der eisigen Haarfarbe begleitet wurde.
Ein langes Grinsen bildete sich in ihrem Gesicht, das ihre schwarzen Zähne entblößte, wobei sie zuerst so fest auf diese biss, das ihr Zahnfleisch an einigen Stellen aufplatzte und sich durch Blut, welches ihre Zahnzwischenräume rötlich zu färben begann, äußerte.
Mit einem Ruck wandte sie sich an das junge Mädchen der Gruppe "Du waißt nicht zufäählig wovon diese rädät?"

[Innenhof zwischen Marktplatz und Hafen |Rúnar, Isala, Tarón und Beiros (NPC) ]


RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Liam Casey - 13.03.2023

Liam schwieg und bedachte das Gesicht des Jungen mit einer unscheinbaren Sorge auf den Zügen. Das Alter dieses Liron blieb weiterhin ein Rätsel, doch allein aufgrund der Tatsache, dass er sich wohl nicht allzu selten mit zwielichtigen Typen umgab, ließ ihn darauf schließen, dass es wohl nicht nur ein ‚blöder Jungenstreich‘ war. Und das machte die Vermutung, die Per in den Raum warf, ebenso möglich wie das, was er zuvor laut ausgesprochen hatte. Die Verzweiflung des Jungen jedenfalls schien echt. Aber er konnte genauso gut unwissentlich Teil des Plans sein. Seine Augen huschten von Per über Cassy hin zu Greo, der in just diesem Moment aufstand, um sich zu verabschieden. Der Lockenkopf öffnete den Mund, schloss ihn aber unverrichteter Dinge wieder, weil er wusste, dass sich der Hüne wohl kaum von seinem Plan abbringen ließ. Dabei hätten sie seine Hilfe mit Sicherheit gut gebrauchen können – nur für den Fall, verstand sich.

Obwohl ihm die Konsequenzen Pers Vermutung durchaus bewusst waren – und er kam nicht umhin, an jene verhängnisvolle Nacht auf der Kopfgeldinsel zurückzudenken – wehrte sich etwas in ihm dagegen, die Schwester dieses Jungen einfach ihrem Schicksal zu überlassen. Trotzdem mussten sie im Hinterkopf behalten, dass sie zur Zeit vermutlich mehr Feinde als Freunde hatten und sie vorsichtig sein mussten. Rayon war es, der als nächstes das Wort erhob und auf Liams Zügen zeichnete sich ein kaum sichtbares Lächeln ab – weil er ihn verstand und weil sein Freund ebenso wenig daran dachte, das hier nicht zu ihrem Problem zu machen wie Liam selbst. Der Lockenkopf nickte langsam, während sich sein Blick auf dem Tisch verlor. Dann sah er wieder in die Runde. Selbst ohne Greo waren sie vermutlich furchterregend genug, um einen kleinen Fisch in die Ecke zu treiben. Und wenn sie doch eine der anderen Möglichkeiten vorfanden, mussten sie eben vorsichtig genug sein.

„Ich bin ganz bei Rayon.“, entschied er sich letztlich, ehe er den Jungen wieder ins Auge fasste. „Und wenn du uns in eine Falle locken willst, kannst du dich von deinem Leben hier verabschieden und darfst die nächsten vier Monate unser Deck schrubben.“

Trotz der Drohung in seiner Stimme klang Liam bei weitem nicht so bedrohlich, wie man es hätte rüberbringen können. Er glaubte ihm. Trotzdem fiel es ihm schwer, so blauäugig wie sonst aufzubrechen. Liam stürzte den Rest seines Bieres.

„Also, wo finden wir diesen Liron?“, wiederholte er Rayons Frage.


{ Wirtshaus am Hafen | Cassy & Per & Rayon (& Greo) }