RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Aric Rackham - 22.01.2023
Den Blick leicht auf seine Karten gesenkt, schaute der Wahrsager weniger auf gerade diese, als es den Anschein machte. In Wahrheit konzentrierte er sich auf das, was sein Blickfeld sonst noch zuließ. Die Karten musste er nicht anschauen, er kannte jede davon in- und auswendig, wusste um ihre Bedeutung und was man alles dazu sagen konnte. Es hatte nicht lange gedauert, sich die überlieferten Bedeutungen zu merken, doch es hatte Jahre gedauert, um die jeweilige Karte an die Kunden anzupassen und eher die Kunden lesen zu lernen als die Karten an sich. Also beobachtete er nun, wie die junge Frau sich vor ihn setzte und begann an einer Perle in ihrem Haar zu spielen. Sein Bild war dabei leicht verschwommen, so wie es immer war, wenn man eigentlich auf etwas anderes schaute, aber sich auf die Dinge darum herum konzentrierte. Ein Andenken? Kurz danach kam ein eher missgünstiger Blick gegenüber der Zweiflerin, doch kurz danach Entschlossenheit und eine Frage. Aric nickte kurz und hob nun den Blick leicht an, um die Kundin anzuschauen. Dabei ignorierte er vorerst die Anmerkung des anderen Mannes und bat seine Kundin darum, auf 6 Karten zu deuten. Während diese ihren Finger hob, senkte Aric den Blick wieder auf den Kartenfächer und sammelte der Reihe nach die gezeigten Karten ein und legte sie in einer Art Pyramide auf den Tisch. Die restlichen Karten sammelte er wieder ein und legte sie an die Seite.
„Vielleicht miete ich mir als Nächstes ein Theater“ antwortete er mit einem Grinsen an Arvas gerichtet und dann an Lola und die Karten „Na, dann wollen wir mal sehen“
Mit ruhiger Hand drehte der Wahrsager die drei Karten um, welche das Fundament der Pyramide bildeten. Die erste Karte zeigte ein Skelett, welches einen goldenen Ring über ihrem Kopf hielt. Gehüllt in einen Umhang mit goldenen Verzierungen und Kopfschmuck, welcher ebenfalls aus Gold bestand. Die zweite Karte zeigte nur Schädel. Die goldenen Verzierungen waren hier deutlich weniger, doch ebenfalls vorhanden. Die dargestellten sieben Schädel waren dabei aus unterschiedlichen Positionen gezeichnet. Die dritte und letzte Karte aus dieser Reihe zeigte zwei sich haltende Hände, jeweils mit einem goldenen Armreif geschmückt. Aric ließ sich einige Minuten Zeit, um die Karten zu betrachten und machte so den Anschein, als müsste er über die Bedeutung nachdenken. Vielleicht sollte er anfangen, seinen Kunden zu sagen, dass er ein sehr ungewöhnliches Tarot besaß. Er liebte es sehr, hatte er doch bisher kein ähnliches gesehen.
„Diese erste Reihe symbolisiert deine aktuelle Situation. Hier haben wir zuallererst die Königin der Ringe, welche für Beständigkeit, Balance und Natur steht. Die zweite Karte ist die Sieben der Kelche. Sie steht für Entscheidungen sowie Träume oder Illusionen. Die letzte Karte ist die Zwei der Ringe. Hier steht der Zyklus des Lebens im Mittelpunkt und das Auf und Ab sowie Prioritäten, welche gesetzt werden.“
Bei jeder Erwähnung einer der Karten hatte der junge Mann die jeweilige Karte kurz angetippt. Nun legte er wieder eine kurze Sprechpause ein, während er alle drei Karten erneut musterte. Er tippte auf die letzten beiden Karten und begann dann wieder mit ruhiger Stimme zu sprechen.
„Diese beiden Karten liegen verkehrt herum und weisen damit eher auf ein Hindernis hin. Damit würde ich sagen, du könntest ein Leben im Einklang und in Balance mit der Natur führen. In welchem du durch dein Wissen in diesen Dingen zur Beständigkeit gelangst. Doch halten dich deine eigenen Träume genau davon ab und zeigen dir immer wieder, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, dieses Leben zu leben. Du schaffst es nicht, Prioritäten zu setzen und den Zyklus des Lebens anzunehmen und verlierst damit die Leichtigkeit, welche es brauchen würde, um diesen Einklang zu erreichen. Der Zyklus des Lebens könnte hier auch für Verlust stehen.“
Den letzten Satz setzte er etwas leiser hinzu. Mehr zu sich selbst als zu den Anwesenden und doch gut hörbar. Die zweite Reihe wurde durch die Hände des Wahrsagers aufgedeckt. Die erste, der hier nur zwei Karten zeigte einen Schädel in der Seitenaufsicht, welchem der obere Teil fehlte. Anstelle des sonst darin befindlichen Gehirns schmückte hier eine Seerosenblüte das innere des Schädels. Die zweite Karte zeigte den Schädel eines Vogels von oben und über diesem einen goldenen Stern. Beide Karten standen erneut auf dem Kopf.
„Die zweite Reihe symbolisiert die Entwicklung deines Weges oder auch die Dinge, die hilfreich sind, um diesen zu gehen. Hier haben wir zuerst einmal die Königin der Kelche, welche für emotionale Stabilität und die Fähigkeit zu reflektieren steht. Daneben liegt der Stern. Diese Karte bedeutet so viel wie man selbst sein steht aber auch für Visionen oder Sehnsüchte. Dir steht sehr viel im Weg, um einen neuen Weg einzuschlagen. Daran solltest du arbeiten. Vor allem an deiner emotionalen Stabilität. Du hast eine große Sehnsucht nach etwas Neuem, doch keine richtigen Visionen davon. Auch fällt es dir schwer, du selbst zu sein und zu reflektieren, was deine eigenen Wünsche und Gedanken sind. Wenn du an dir selbst arbeitest, kannst du einen neuen Weg gehen.“
Mensch, was für ein großartiger Ratschlag das doch war. Irgendwie war der Wahrsager da mit sich selbst nicht ganz zufrieden, aber mehr gaben die Karten auch nicht wirklich her. Und alles, was er an der jungen Frau zu dem Thema sah, war eher Unsicherheit. Wenn sie sich jedoch einmal zu etwas entschlossen hatte, konnte sie auch Dinge erreichen. Aber das traf auf so viele Menschen zu, dass es ihm vielleicht gerade deswegen so plakativ und unbedeutend vorkam. Die letzte Karte wurde aufgedeckt und Aric schmunzelte kurz. Diese zeigte ein Skelett in einem schwarzen Umhang mit einem goldenen Schwert in der Hand.
„Die Königin der Schwerter zeigt dir, wo dein Weg hingehen kann. Sie steht für Klarheit und Unabhängigkeit. Doch auch diese Karte steht auf dem Kopf. Du zweifelst leider viel an dir selbst und kannst dadurch nicht zu dir selbst finden. Sei Ehrlicher mit den Menschen in deiner Umgebung, gib dein Wissen weiter und du wirst mit der Hilfe von anderen selbstbestimmter und stärker. Verschließe dich nicht anderen, sondern öffne dich und du wirst deinen neuen Weg gehen können.“
Wieder überlegte der Wahrsager kurz und legte dabei seinen Kopf ein wenig zur Seite.
„ Man könnte auch sagen. Jemand wird in dein Leben treten und wenn du dich ihm oder ihr gegenüber ehrlich verhältst, wird dir ein neuer Weg gezeigt.“
Der Blick der braunen Augen glitt erneut durch das Zelt. Normalerweise hätte er weniger erklärt und einfach seine Wahrsagung gemacht. Doch es gab bestimmte Menschen, bei denen er wusste, dass es sinnvoller war, jede Karte gesondert zu erklären. Sowohl die Zweiflerin als auch seine Kundin schätzte er so ein. Bei Arvas wusste er es sowieso besser. Gerne hätte er sich mit dem Schwindler bei einem Bier unterhalten. Doch nun nickte er diesem nur kurz zu, bevor er sich erneut an die Blonde vor ihm wendete.
„Ich denke, das war keine Legung im Zeichen eines schlechten Omens.“
Er grinste sie kurz an, während er die Worte sprach. Im Augenwinkel beobachtete er die Rothaarige. War er nun weiterhin ein Lügner? Er wusste noch immer nicht genau, was genau sie ihm vorwarf. Er war sich keiner Schuld bewusst. Zumindest keiner, welche die Frau auch mitbetraf.
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Isala Reginn - 23.01.2023
Ihre Gedanken klärten sich etwas, während sie der Echse weiterhin zu sah und die Frau nicht mehr wirklich etwas von dem Gespräch neben ihr wahrnahm. Beinahe war es schön und friedlich, wie sie an einfach nichts dachte ... wenn es auch etwas unbedacht und unvorsichtig war. Immerhin konnte alles überall passieren. Irgendetwas holte Isa dann jedoch aus ihrer Starre und ihr Kopf wandte sich schlagartig in die Richtung, aus der sie alle gekommen waren. Was passierte da? Langsam und nun sichtlich angespannter als gerade eben noch, erhob sich Isala und wartete einen Moment um das, was sie hörte, richtig einordnung zu können.
Es war deutlich zu vernehmen, dass es sich hier um Soldaten handelte. Das Klappern von Rüstungen und schwere Schritte näherten sich schnell - in dieser Zeit kribbelte es in jeder Faser ihrer Haut und sie machte sich bereit auf etwas, das dort kommen könnte. Doch die Schritte entfernten sich wieder und die Angst verwandelte sich in Neugierde, auch wenn die Anspannung blieb. Warum in Namen aller Götter, waren diese Soldaten so schnell unterwegs ... automatisch hatte die Frau ein ungutes Gefühl, was sich in ihrem Magen festsetzte.
"Ehm, Leute?!"
Ohne sich zu ihren Gefährten herum zu drehen sprach Isa die Männer an und deutete mit dem Kopf in die Richtung aus der die verdächtigen Geräusche kamen.
"Ich glaube da geht irgendwas vor sich."
Sie wollte das Gespräch rund um die Echse nicht unterbrechen, hatte aber das Gefühl, dass es wichtig war, was auch immer sich dort ein paar Ecken weiter abspielte. Isas Stiefel gaben nur minimal Geräusche von sich, als sie nun etwas mehr darauf achtete, vorsichtig zu sein. Sie lief ein paar Schritte auf den Eingang zum Hinterhof zu, war nun aber beinahe automatisch mehr in den Schutz der Mauer getreten. Die Frau wusste nicht ob die Männer ihr folgen würden ... spätestens an der Ecke des nächsten Hauses würde sie jedoch auf Rúnar und Tarón warten.
[ Innenhof zwischen Marktplatz und Hafen | Tarón, Rúnar und Beiros (NPC) ]
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Weltenwind - 27.01.2023
Ein Hauch von Geselligkeit ...
Riegan bedachte den Jungen mit einem freundlichen Blick, als dieser die vier Gläser vor ihm und seinen drei Gästen abstellte, nickte ihm flüchtig zu und entließ ihn damit fürs Erste. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder den drei Piraten zu und beachtete Cole zunächst nicht weiter, während dieser sich einen Platz in der Nähe suchte – wohl aber registrierte er dessen Bereitschaft für einen weiteren Auftrag. Und seine Neugier, die gespitzten Ohren des abenteuerlustigen Geistes.
Zur gleichen Zeit wagte der große Blonde einen Vorstoß und brachte damit Bewegung in Riegans Leibwächter. Von einer Sekunde auf die Nächste spürte man, wie sich die Stimmung im Raum veränderte, wie sich die Männer anspannten. Eine wage Drohung lag in der Luft, die sich erst langsam auflöste, als Ceallagh mit scheinbar unschuldigem Humor die Hände hob und friedliche Absichten demonstrierte.
Der Gentleman-Ganove zeigte nach außen hin keinerlei Regung. Er wirkte nicht einmal angespannt. Auf seinen Lippen lag von Beginn der unangenehmen Situation an ein mildes Lächeln, das sich lediglich nach kurzem Innehalten noch ein wenig verbreiterte. Dann gab er seinen Leibwächtern einen Wink und sie traten angespannt zurück, um Ceallagh die Möglichkeit zu geben, sein Anliegen vorzutragen. Sicherlich ging er damit ein Risiko ein, demonstrierte zugleich aber auch, dass er sich in diesen seinen eigenen vier Wänden ganz und gar überlegen fühlte – und es auch war.
Darüber hinaus wurde sein Vertrauen nicht enttäuscht. Beinahe sofort fiel sein Blick auf die kunstvoll geformte Flasche und seine Brauen hoben sich vor Erstaunen kaum merklich. Dann wurde sein Lächeln ein weiteres Mal breiter, offenbarte die Leidenschaft und Zufriedenheit des Kenners angesichts eines derart teuren Geschenks.
„Ist es tatsächlich das, wofür ich es halte?“, gurrte er, beugte sich ein Stück vor und ergriff die Flasche, die Ceallagh neben den Weingläsern abgestellt hatte. Mit geradezu liebevollen Berührungen hob er sie vor die Augen, neigte sie leicht, um das Pergament auf ihrem Bauch zu studieren. „Tatsächlich. 1806. Ein hervorragender Jahrgang. Und der Letzte vor einer langen Etappe zu warmer Sommer in der Zweiten Welt, wie ich hörte.“
Er ließ die Flasche ein Stück weit sinken und lächelte den drei Piraten nun sichtbar aufgeschlossen entgegen. „Nun, bei einem derart luxuriösen Geschenk bestehe ich darauf, zu teilen! Bitte, bitte, nehmt Platz.“ Riegan winkte einen seiner Leibwächter heran und bedeutete ihm mit einem stummen Blick, den Stuhl unmittelbar vor Soula zurückzuziehen, damit die junge Frau darauf Platz nehmen konnte, während sich Lucien auf den Stuhl daneben sinken ließ. Im Anschluss machte er sich daran, den erlesenen Tropfen zu entkorken und jeweils einen Schluck davon auf die Weingläser zu verteilen, die Cole ihm gebracht hatte. Sie eigneten sich eigentlich nicht für Eiswein, doch es machte in Riegans Augen auch keinen Sinn, den Jungen ein weiteres Mal loszuschicken. Zumal sich nun unverhohlene Neugier auf den Zügen des Ganoven abzeichnete.
Er stellte die Eisweinflasche auf dem Schreibtisch ab, verkorkte sie erneut gründlich und reichte zunächst Soula eines der Gläser, schenkte ihr dabei ein zuvorkommendes Lächeln. Dann erst hielt er auch den beiden Männern ihre Weine entgegen und nahm sich selbst das letzte der vier Gläser. „Nun, meine Freunde, wenn nicht zuvor schon, so habt ihr nun meine ungeteilte Aufmerksamkeit“, amüsierte er sich heiter und hob sein Glas zu einem Toast. „Zum Wohl.“
Spielleitung für Soula, Lucien, Cole & Ceallagh
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Alex Mason - 27.01.2023
Schüsse donnerten durch die Luft und trieben Alex dazu an, die Pferde noch schneller von der Kutsche zu lösen. Hinter ihm war es verdächtig still – gerade, wenn man bedachte, dass es Trevor war, an den ihn der Zufall nun unglücklicherweise kettete. Als er das erste Pferd gelöst hatte und die Zügel zumindest locker an einem Ast befestigte, warf er den Kopf ungeduldig über die Schulter und wollte den Jüngeren gerade barsch zur Eile antreiben, als er erkannte, dass er sich tatsächlich gerade – erstaunlich leise eben – durch den Inhalt der Kutsche wühlte, um irgendetwas auszumachen, was man zumindest im entferntesten als Waffe gebrauchen konnte. Mit einem unzufriedenen Brummen (das ausnahmsweise nicht dem Chaoten galt) wandte er sich dem zweiten Pferd zu. Als Trevor verkündete, dass sich nichts brauchbares finden ließ, fluchte Alex leise, während er just in diesem Augenblick die Zügel des zweiten Pferdes über den Ast legte, an dem er bereits das erste zwischengeparkt hatte.
„Dann müssen wir uns wohl auf uns verlassen.“, sprach er aus, was er die ganzen quälenden Minuten lang eigentlich bereits geahnt hatte. „Jede Kugel, die sie in die Richtung der Pferde verschwenden, ist eine Kugel weniger, mit der wir uns rumschlagen müssen. In der Hoffnung, dass sie keinen von uns beiden damit erwischen. Wir versuchen, im Lavendel zu bleiben, damit wir wenigstens Deckung haben, sollten sie eines der Pferde treffen und wir abspringen müssen.“
Während er gesprochen hatte, hatte er sich wieder den Pferden zugewandt und begann, je am Zaumzeug eines der Pferde das Ende eines Seils zu befestigen.
„Sollten wir widererwarten tatsächlich bis zu den anderen vordringen, wollen wir mal sehen, wie gut die bösen Buben früher beim Seilspringen waren.“ Alex warf Trevor einen Blick zu, der neugierig und skeptisch beobachtete, was er da tat. „Wir bleiben dicht zusammen, damit sie das hier nicht kommen sehen. Sollte mein Pferd drauf gehen, musst du nur hier ziehen, damit’s dich nicht mit umsegelt.“
Er zeigte Trevor das Ende des Seils, das er ziehen musste und verdeutlichte mit beiden Händen seinen Plan, indem er das Seil zwischen ihnen spannte. Sie mussten dennoch genug Abstand haben, um nicht als Ganzes zu einer großen, guttreffbaren Zielscheibe zu werden. Trevor nickte eifrig, wobei Alex bezweifelte, dass er es wirklich verstanden hatte. Leider hatte er aber weder die Zeit, es noch einmal zu erklären, noch eine andere Wahl, um dem allem vollkommen aus dem Weg zu gehen. Kurzerhand half er Trevor über die Kutsche aufs Pferd und drückte ihm die Zügel in die Hand. Insgesamt war diese Angelegenheit wackeliger als ein dreibeiniger Stuhl in einer Taverne, aber der Lockenkopf sah sich – spätestens, als er selbst auf dem Pferd saß – nicht mehr in der Verantwortung.
„Bereit?“, fragte er skeptisch und führte das Pferd langsam ein paar Schritte in die Richtung des Waldrandes.
Zu seiner Überraschung folgte Trevor mitsamt Pferd ohne direkt wieder auf dem Boden zu landen. Alex war sichtlich überrascht, traute dem ganzen allerdings nicht.
„Dann los.“
Alex trieb sein Pferd voran, Trevor schien sich die Handhabung des Gauls bei ihm abzuschauen und folgte wenig elegant aber stabil auf dem Rücken des Tieres*. Die Gruppe Banditen war nicht schwer auszumachen, sodass sie mit etwas Abstand zwischen ihnen geradewegs draufzuhalten konnten. Zwei von ihnen hatten sie ohne Zweifel bemerkt. Der Lockenkopf rutschte ein wenig tiefer hinter den Hals seines Pferdes, als er sah, dass die beiden Männer ihre Gewehre in den Anschlag hoben. Der erste Schuss ertönte. Die Geräuschkulisse um ihn herum schien sich allerdings nicht zu verändern. Die Kugel musste ihr Ziel verfehlt haben*. Der zweite Schuss zerschnitt die Luft und – das Geräusch von Hufen neben ihm ging in einem schmerzerfüllten Wiehern unter, währen das Pferd, auf dem Trevor saß, stürzte und zu Boden ging*. Alex Lippen formten einen Fluch, doch sein Blick ging wieder nach vorne. Mit einem Handgriff löste er das Seil vom Zaumzeug seines Pferdes, um nicht vom Gewicht des gestürzten Tieres aufgehalten zu werden, um ritt weiter geradewegs auf die Gruppe Banditen zu. Seine Hacken trieben das Tier noch weiter an. Er hatte nicht vor, stehenzubleiben – im Gegenteil. Doch er musste sie erreicht haben, bevor es ihnen gelang, ihre Gewehre nachzuladen.
Als Josiahs Stimme hinter dem Karren ertönte, ebbte das hämische Gelächter der Banditen zu einem unterdrückten Glucksen ab. Ihr Anführer unterband die Geräusche jedoch mit einer herrischen Armbewegung und für einige wenige Sekundenbruchteile kehrte tatsächlich Ruhe ein, als überlege der Vermummte, was er darauf erwidern sollte. Schließlich erwiderte er von einem spöttischen Schnauben begleitet: „Ganz richtig, wir wollen bloß die Ladung. Also kommt einfach raus, zeigt uns, wo der Schlüssel ist und...“ Das Donnern herannahender Hufen und laut knallender Schüsse unterbrach ihn mitten im Satz. Er und seine Männer wandten sich mit einem Ruck herum, um zu sehen, was sich hinter ihnen abspielte. Doch keiner kam mehr dazu, angesichts des heranpreschenden Pferdes die Waffe zu heben. Dann kam Alex auch schon über sie.
Mit vollem Tempo raste das Pferd, auf dem Alex saß, in die Gruppe der Banditen. Einem, der Alex‘ Gewehrschaft in all dem Trubel ein wenig zu nah kam, gab er ohne Umschweife neben den Hufen des Pferdes noch einen kräftigen Hieb mit dem Holz mit. Zairym und Josiah konnte er auf den ersten Blick nicht sehen. Etwa zehn Meter hinter der Gruppe brachte er sein Pferd zum Wenden, um das Spielchen von vorne zu beginnen. Seine Schneise der Vernichtung hatte insgesamt 4 Banditen erwischt*. Drei von ihnen versuchten gerade hastig, sich erneut auf die Beine zu kämpfen. Einer blieb – zu Alex‘ Zufriedenheit – regungslos am Boden liegen.
{ (Trevor &) Josiah & Rym) | auf einem Pferd im Rage-Mode }
*ausgewürfelt von unserer Hochwohlgeborenen SL
Ihr Blick noch einen Augenblick in die Ferne gerichtet, fokussierte sich wieder auf das Zelt, in dem sie sich befand, als der bunt gekleidete Mann sich bewegte. Lissa blinzelte für ein paar Augenblicke, bevor sie sich wieder umwandte und ein verändertes Bild feststellte. Die junge Frau hatte auf dem einzigen freien Sitz gegenüber des Wahrsagers Platz genommen und wartete nun wohl darauf, dass etwas passierte. Der andere Mann, neben dem Wahrsager hatte ebenfalls einen Platz in der Nähe des Tisches bezogen. Die Alleshändlerin widerstand dem Drang, sich direkt neben den Tisch zu hocken, denn sie wusste, wie es das Gleichgewicht zwischen dem Fragenden und dem Antwortenden stören konnte – wenn es denn richtig gemacht wurde!
Bevor sie doch noch dazwischen treten konnte, zwang sie sich, sich zu dem anderen Mann zu stellen und sah ihn neugierig von der Seite aus an. Sie musterte ihn kurz, hatte bei einem ersten Blick nicht das Gefühl gehabt, er würde sich gerne die Karten legen lassen. Aber Menschen waren ja dazu da, sie zu überraschen. Daher lächelte sie ihn breit an.
„Dann solltest du dir nach ihr die Karten legen lassen,“ meinte sie fröhlich. Es kam ihr nicht einmal ansatzweise in den Sinn, er konnte es nicht ernst meinen. Aber vielleicht war es auch zu früh, diesen Vorschlag zu machen, wenn man bedachte, dass der Wahrsager auch wieder lügen konnte. Kurz runzelte sie die Stirn und blickte dann auf die eigentliche Attraktion im Zelt.
Stille senkte sich über sie, als sie dem Mann lauschte, wie er der jungen Frau vor sich auf ihre Frage antwortete. Während er deutete, sprach und erklärte, neigte Lissa immer wieder ihren Kopf hin und her. Die Weissagung war nicht falsch, fühlte sich zumindest nicht so an. Und dennoch, schien Lissa etwas zu stören. War es das schwammige seiner Aussagen? Nein, das konnte es nicht sein, denn die Karten gaben Hinweise, die einem die Entscheidung erleichtern sollten, keine Antworten, die einem alles abnahmen.
Unschlüssige wiegte sie weiterhin den Kopf hin und her, gab ein leises Seufzen von sich und runzelte leicht die Stirn, als sie den Blick des Wahrsagers auf sich spürte. Was wollte er ihr damit sagen? Sollte sie ihm jetzt sagen, wie sie seinen Auftritt fand? Nun, sie hatte nicht das Gefühl, dass er diesmal gelogen hatte. Aber schlussendlich konnte sie erst eine Entscheidung treffen, wenn die andere junge Frau im Zelt auf die Legung reagierte. Deshalb sagte sie nichts weiter auf diesen merkwürdigen Blick - und sah stattdessen zu Lola.
Lissa Emandín gespielt von SpielleitungAlter 24 Jahre Beruf reisende Händlerin Größe und Gewicht 1,69 m & 59 kg Augenfarben braun Haarfarbe rotbraun Merkmale beeindruckend schlechtes Gedächtnis Status aktiv
Mit einem milden Lächeln neigte Beiros den Kopf, nahm den Dank seines Gegenübers schweigend und doch aufrichtig entgegen. Doch dann verblasste der Ausdruck auf seinem Gesicht, wich einem schon alten, aber nach wie vor empfundenen Kummer.
„Hmh...“, erwiderte er bestätigend.
Er ging in diesem Moment kein Risiko ein, wenn er behauptete, die Basilisken seien gejagt und so gut wie ausgerottet worden. Auch wenn es selbstverständlich nicht stimmte. Ein paar von ihnen gab es noch – auf eben jener Insel, von der er gerade noch gesprochen hatte. Doch auch wenn er Tarón für aufrichtig hielt, fühlte er sich wohler, dieses Geheimnis zu bewahren. Denn niemand konnte sagen, wessen neugierige Ohren noch auf sie gerichtet waren.
„Wurden sie, ja. Und die wenigen, die es in den restlichen Welten noch gibt, werden es nach wie vor... Ich vermute, diese Menschen, von denen ihr sprecht...“
Abrupt stockte der Barde und hob den Blick, lauschte auf das Klappern von Uniformen und das vehemente Marschieren schwerer Stiefel, das plötzlich auf der anderen Seite des Häuserblocks ertönte. Sofort sah er zu Isala hinüber, die sich bereits an die Ecke des nebenstehenden Gebäudes begab und das Gespräch der Männer zwar unwillig, aber energisch unterbrach.
Für einige Herzschläge lauschte Beiros gebannt, doch die Geräusche der Soldaten schienen sich eher zu entfernen, als sich auf sie zuzubewegen. Stattdessen näherte sich ein anderes Paar schwerer Schritte dem Ausgang des Hinterhofs und damit genau der Stelle, an der die junge Frau innehielt und lauschte. Und auch der Barde hatte seinen Blick auf eben jene Ecke gerichtet und verharrte unter angespanntem Warten.
[Kleiner Innenhof nicht weit vom Hafen | bei Calwah, Isala, Rúnar & Tarón | nahe Dahlamon Talis]
Beiros Garisi gespielt von SpielleitungAlter 47 Jahre Beruf reisender Barde & Medicus Größe und Gewicht 1,89 m & 86 kg Augenfarben braun Haarfarbe schwarzbraun Merkmale bodenständig, in sich ruhendes Gemüt Status aktiv
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Lola Clay - 30.01.2023
Die Finger an der Perle lauschte sie den Worten des Wahrsagers und blendete die beiden Zuschauer aus. Während der ersten Reihe wurde sie zum Ende sehr still. Den Mund presste sie zu einem schmalen Strich und schloss die Augen. Atmen erinnerte sie sich in Gedanken. Ihr Körper hob sich merklich, als sie durchatmete. Den Tränen-Schimmer in ihren Augen konnte sie ihrem Gegenüber nicht verbergen.
Bei der zweiten Reihe liefen dann nun doch Tränen. Lola versuchte so aufrecht und sicher wie sie konnte da zu sitzen. Doch wie sollte das gehen wenn der Mann vor ihr von ihrer Mutter sprach, von ihr sprach, von ihren Problemen sprach. Nicht die Probleme die jeder hatte. Sondern ihren Problem, tief in sich wusste Lola das ihre Mutter schon lange nicht mehr bei ihr war. Lola wusste das es nicht normal war mit einem kleinen Drachen zu sprechen, den nur sie sah. Lola wusste das sie irgendwann davon los lassen muss und sich dem stellen muss. Sollte es jetzt sein? Doch dann wäre sie alleine, ohne Familie, ohne zu Hause. Die Perle in ihrer Strähne war das letzte was ihr von ihrer Mutter geblieben war. Und die Madame aus der Apotheke war eher wie eine undankbare Tante als wirklich eine Familie. Wenn auch aktuell die einzige die sie hatte, und so wie die Madame über Lola spottete, auch die einzige die sie jemals haben wird. Wer will sich schon Freiwillig mit einer Verrücken abgeben, die immer noch sehr kindisch war. Atmen schallte es wieder durch ihren Kopf und sie schielte nun doch kurz nach hinten zu den beiden Zuschauern. Sie waren noch da. Dann blickte Lola wieder nach vorne zum Wahrsager und lauschte was er zur letzten Karte sagte.
Ihr Blick blieb auf der letzten Karte hängen. Mehr als ein nicken, dass sie alles vernommen hatte und wahrgenommen hatte brachte sie gerade nicht hervor. Mit ihrem Handrücken wischte sie sich schnell durchs Gesicht und zog etwas die Nase hoch. Sie grübelte noch ein Moment und wusste nicht recht. Hatte sie nur einfach das gehört was sie eh schon wusste? Nichts davon war neu für sie. Oder sollte sie es als Bestätigung und Bestärkung nehmen, einen Schlussstrich ziehen und neu anfangen? Der erste Gedanke ließ ihren Magen verkrampfen. Wohin gegen der zweite Gedanke, wahrscheinlich nicht weniger Magenkrämpfe macht....doch irgendwas...war bei dem Gedanken anders.
"Ich...glaube ich weiß...was ich will"
Flüsterte sie und würde die oberste Karte, die Königin der Schwerter, symbolisch richtig drehen.
"Nein glaube nicht nur...sondern ich weiß was mein Weg ist"
Wiederholt sie fester und Überzeugt, auch wenn man ihrer Stimme anhört das ihre Emotionen komplett durcheinander sind. Auch ihr Blick ist überzeugt davon was sie gesagt hat.
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Shanaya Árashi - 30.01.2023
Einige Momente schwelgte Shanaya noch in den Gedanken an diesen wunderbaren Laden voller Karten. An all die Karten, die sie noch hätte erwerben können. Auf die eine oder andere Art und Weise. Aber Talins prüfender Blick lenkte ihre Gedanken um, ließ die Schwarzhaarige eine Augenbraue heben und den Kopf ein wenig zur Seite neigen. In ihrem blauen Blick die stille Frage, was der anderen Frau nun durch den Kopf ging. Aber es brauchte nur zwei Herzschläge, bis diese ihre Gedanken kund tat und Shanaya damit ein hoch amüsiertes Lachen entlockte. Als ob!
„Tz, du weißt ja gar nicht, was ich noch auf Lager gehabt hätte. Ich hätte schon meinen Willen bekommen, da bin ich mir sehr sicher. Was natürlich nicht heißt, dass wir nicht trotzdem dort einbrechen können.“
Sie grinste ihrem Gegenüber zu, zuckte dann locker mit den Schultern. Sie hatten ja gerade Übung darin, wer sollte sich ihnen also in den Weg stellen? Vielleicht sollte sie sich eine Kutsche bereit stellen, auch damit hatte sie gute Erfahrungen gemacht. Immerhin kannten sie beide auch jemanden, der vorzüglich eine Kutsche lenken konnte. Ein Gedanke, der Shanayas Lächeln ein wenig wärmer werden ließ, ehe sie sich wieder auf Talin konzentrierte und ein wissender Blick sich in die blauen Augen legte. Das Knurren von Talins Magen sagte schon alles und Shanaya nickte, noch immer mit einem sachten Lächeln auf den Lippen. Talin baute diese Einladung natürlich sofort aus und Shanaya schüttelte amüsiert den Kopf, spannte sich aber automatisch an, als die Blonde mitten im Satz abbrach und hinter die Schwarzhaarige starrte. Für einen Moment spürte sie ein Kribbeln im Nacken, bevor sie sich jedoch regen konnte, hatte Talin sie schon gepackt und voran gezogen.
Shanaya wehrte sich nicht dagegen, ließ sich von ihrer Freundin mitziehen und nutzte die Möglichkeit, um den Blick herum zu wenden. Hatte sie ihren Verfolger entdeckt? Hatte er sich gezeigt? Shanaya war die, die mit gezücktem Degen in das Maul des Monsters sprang… und eigentlich hätte sie erwartet, Talin dabei an ihrer Seite zu haben. Was verunsicherte die Blonde nun also so sehr, dass sie vor etwas fliehen wollte. Es konnte keine riesengroße Gruppe sein, die sie verfolgte. Wovor hatte Talin also Angst?
„Verrätst du mir auch, was du schreckliches gesehen hast? Sonst drehe ich um und sehe selber nach!“
Die junge Frau hatte den Blick wieder nach vorn gerichtet, auch wenn ihre Neugierde sie gern weiter hätte nachsehen lassen. Auch wenn sie ihr Ziel in der Menge von Menschen vermutlich nicht so einfach gefunden hätte.
[Auf dem Marktplatz |Talin]
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Josiah Moggensten - 30.01.2023
Der Kutscher. Sie hatten also vielleicht doch noch einen Mitspieler. Einen Mitspieler, den Josiah kaum einschätzen konnte. Er war Kutscher. Man hatte sie eingestellt, um die Fahrt zu überwachen und zu schützen. Es wies erst einmal nichts darauf zu, dass dieser Mann zu irgendetwas anderem fähig war als sich in seiner Panik vor den Kugeln einzunässen. Hatten sie eigentlich irgendwann gesagt, dass sie auch die Kutscher beschützen würden? War es streng genommen nur um die Fracht gegangen? Kutscher gehörten ja eigentlich nicht zur Fracht…
Ein Geräusch in seinem Rücken unterbrach seinen Gedankengang. Josiahs Kopf schoss instinktiv herum, sein Puls schoss in die Höhe. Doch Zairym war weiterhin quicklebendig. Kein überraschender Angriff. Er atmete auf.
Die Räuber auf der anderen Seite schienen sich derweil zu amüsieren. Josiah zollten ihrem Gekicher – wie kleine Mädchen, wo waren sie hier eigentlich bitte gelandet? Räuber waren auch nicht mehr das, was sie mal waren. – keine Aufmerksamkeit. Stattdessen versuchte er, tiefer in die Geräuschkulisse zu horchen. Da war das Rascheln von Kleidungsstücken, das Knarzen der Zaumzeuge. Und... Da! Kaum hörbar unter dem Gegluckse tauchte ein neues Geräusch auf. Ein Geräusch, das deutlicher wurde, als das Drama der Männer endlich erstarb. In dem kurzen Atemzug der Stille, ehe der Mann von vorhin – der Anführer - wieder zu sprechen anfing.
Ein chaotisches, dumpfes „Ba-da-dum“. Der Takt von galoppierenden Pferden.
Josiah reckte den Kopf kurz, konnte aber von seiner Position aus nichts erkennen. Sie mussten von Süd-Osten her kommen. Alex und Trevor. Das war ihre Antwort.
Josiah griff nach dem Messer und richtete sich etwas auf. Nur so weit, dass sein Körper noch von dem Wagen gedeckt war. Die Beine angewinkelt, den Arm etwas zurück genommen, wartete er. Bereit, jeden Moment anzugreifen.
Der erste Schuss fiel.
Josiah spannte seine Muskeln an. Noch nicht. Noch…
Auf der anderen Seite des Wagens schien schlagartig Bewegung in die Truppe zu kommen. Ein weiterer Schuss stellte den Paukenschlag, der das Geräusch der Pferdehufe zu einem deutlichen Donner heranschwellen ließ. Der Anführer verstummte mitten im Satz.
Jetzt. Wie ein gespannter Pfeil schoss Josiah nach vorne, hoffend, dass Zairym Krips genug besaß, um die Gelegenheit ebenfalls beim Schopfe zu ergreifen. Sein Ziel war es, so schnell wie möglich auf die andere Seite des Wagens zu kommen. Es würde ein offener Kampf werden. Jeder Moment, indem das Chaos in der Truppe herrschte, spielte ihnen in die Hände. Doch noch in der Bewegung nach oben erhaschte er einen Blick auf ein paar Beine – direkt vor den Pferden.
Planänderung.
Josiah zögerte nicht, als er mit Wucht seine Hand auf die Flanke des ohnehin schon nervösen Pferdes neben ihm herabfahren ließ. Ein Zucken ging durch den Körper des Pferdes, als es den Kopf nach oben riss. Fast im selben Moment donnerten die Hinterhufe gegen das Holz der Kutsche. Es ächzte und Splitter flogen auf Josiahs Hose, die er gedankenlos abwischte. „Komm schon, falsche Richtung, Kleiner.“, murrte Josiah noch in Gedanken, dann stieg der Wallach.
Josiah trat unwillkürlich einen Schritt zur Seite, als sich der Wallach zu voller Größe aufbaute. Selbst von hier aus sah er noch das Weiß in seinen Augen, die bebenden Nüstern und das Spiel der Muskeln unter dem dünnen, glänzenden Fell. Wild schlug es mit dem Kopf um sich, die Hufe nach vorne schleudernd.
Von vorne erklang ein überraschter Laut. Dann ein lautes Knacken. Ein Körper fiel zu Boden, den Josiah sogar von seiner Position aus sehen konnte. Ein Lächeln schob sich auf seine Lippen, als er nach vorne trat. Das war sogar noch besser als gedacht gelaufen.
Doch das Hochgefühl hielt keinen Atemzug lang. Denn mit dem nächsten Schritt durfte Josiah feststellen, dass der Mann nicht alleine gewesen war. Ein zweiter, der sich entweder ohnehin außerhalb des noch immer wilden Wallachs befunden hatte, oder rechtzeitig ausgewichen war.
Ihre Blicke trafen sich. Zwei Paar Hände schossen zu ihren Waffen. Ein Messer, eine Pistole. „Bring niemals ein Messer mit zu einer Schießerei mit“ – außer, man wusste, was man tat, und änderte die Spielregeln.
Noch während der Mann mit seiner Pistole hantierte, den Sicherungsbügel zurück zog und sie anhob, um zu zielen, hatten Josiahs Finger das Wurfmesser erhoben. Eine kurze Bewegung seines Handgelenkes und das Messer flog nach vorne – und streifte den Mann an der Schulter.
Der Schuss löste sich aus der Waffe und schlug in den Boden ein. Grasfetzen explodierten. Der Wallach schrie auf und stieg erneut. Der Mann setzte unter den wild schlagenden Hufen des Pferdes hindurch auf Josiah zu. Josiah duckte sich kurz unter einen Schlag hinweg. Das Messer aus seiner linken Hand wechselte in seine rechte. In einer schnellen Bewegung zog er es seinem Gegner quer über die Brust. Doch schon sein zweiter Hieb wurde von einem schnellen Schlag gekontert, dann sah er auch schon die Faust auf sich zufliegen. Josiah konnte gerade noch seinen Kopf so drehen, dass die Wucht ihn auf seiner Wange statt auf der Nase traf. Josiah schmeckte das Blut in seinem Mund noch bevor er den Schmerz wirklich spürte. Er musste sich auf die Zunge gebissen haben.
Josiah malmte mit den Zähnen und ging zum Gegenschlag über. Ohne eine weitere Sekunde verstreichen zu lassen nutzte nun seinerseits die offene Deckung seines Gegners aus. Er täuschte mit der rechten einen Hieb vor, dann holte er mit dem linken Arm aus. Diesmal traf er - das Messer grub sich in die Schulter des Mannes.
Sein Gegner fluchte keuchend auf und noch bevor Josiah seine Deckung wieder aufnehmen konnte, donnerte er ihm den Ellbogen in den Bereich zwischen Hals und Schulter. Der Schmerz in seinem Gesicht war plötzlich weniger relevant und wurde von seinem neuen Freund „Schmerz am Hals“ abgelöst. Sie würden sich super verstehen.
Josiah verfluchte sich gedanklich selbst für seinen Fehler. Er erwiderte mit einem Schlag in die Magengrube des Mannes und nutzte dessen kurzen Moment der Atemlosigkeit, um das Messer aus dessen Schulter zu ziehen und einen Schritt zwischen sich und dem Mann zu bringen.
Sein Gegner blieb ihm dicht auf den Fersen. Er hatte die Pistole in seiner Hand umgedreht, so dass er sie am Lauf hielt und hieb mit dem Griff auf Josiah ein. Es waren fahrige, grobe Bewegungen. Weit ausholende Schläge, die er mit Leichtigkeit abwehren konnte. Als sein Gegner zum wiederholten Male ausholte, stieß Josiah seinen Arm zur Seite, drehte dann sein Handgelenk und packte ihn grob am Oberarm. Sein Gegner riss überrascht die Augen auf, als Josiah ihn nach vorne zu sich zog, dann donnerte auch schon Josiahs Knie gegen seinen Brustkorb. Josiah spürte, wie sein Gegner sich unter seinen Griff zusammenzog. Er holte erneut zu einem Tritt auf und traf, doch beim dritten mal klappte sein Gegner unter ihm zusammen wie ein Klappmesser.
Josiah ließ ihn fallen. Mit einem dumpfen Rumms landete er auf den Boden. Husten erschütterte seinen Körper. Josiah wendete das Messer in seiner Hand und setzte ihn zu dem letzten, todbringenden Stich nach.
Sein Gegner rollte sich in einer halbherzigen Bewegung zur Seite, hob den Blick. In seinen Augen stand Entschlossenheit. Mit einer Kraft, mit der Josiah nicht mehr gerechnet hatte, holte er erneut mit der Waffe aus, als Josiah in seiner unmittelbaren Nähe war. Josiah hatte keine Chance, den Schlag zu blocken. Ruckartige duckte sich weg. Der Griff erwischte ihn am Arm. Ein Fehler. Unerwarteter Schmerz explodierte in seinen Arm. Schmerz, der ihn intuitiv das Messer aus der Hand entriss. Josiah kannte diese Art von Schmerz nur zu gut – sein Gegner hatte in seinem verfluchten Glück natürlich einen Nerv treffen müssen. Er spürte vage, wie sich seine Finger reflexartig öffneten. Doch es war keine Zeit, sich davon jetzt beirren zu lassen. Mit einen Satz übersetzte er den Schwung seines eigenen Angriffes in eine halbe Rolle und trat nur noch grob nach dem Kopf seines Gegners. Nahezu gleichzeitig rappelten sich die beiden Männer auf die Beine mit nur wenigen Meters zwischen ihnen.
Der Kampf dauerte zu lange. Er hatte noch weitere Kämpfe heute zu bestehen, er konnte nicht seine ganze Kraft jetzt sinnlos verschwenden.
Für einen Moment zögerte Josiah, ließ seinen Blick auf seinen Gegner ruhen. Er stützte sich leicht gekrümmt an dem Wagen ab, mit bebenden Brustkorb und immer wieder zu fallenden Augenlidern. Seine Wangen glühten und das Hemd hatte sich an der Stelle, an der vor wenigen Sekunden noch Josiahs Messer gesteckt hatte, rot gefärbt. Josiah schloss seine Augen für einen kurzen Moment, dann ging er zum letzten Schlag über. In einer fließenden Bewegung täuschte er einen Schlag von Links an, nur, um sich im letzten Moment zu ducken und kraftvoll sein Bein seitlichen gegen das Knie des Mannes zu donnern. Es knackte unschön und ein leidlicher Laut entglitt den Lippen des Mannes, als die nach oben zum Schutz vor dem vermeintlichen Angriff geschossenen Arme zur Seite schnellten, um die Balance wieder zu finden, während das Knie seinen Dienst versagte.
Der klägliche Laut erstarb ihm noch auf seinen Lippen, als Josiah seine nun fehlende Deckung nutzte, um ihn das Messer, dass er aus der Tasche gezogen hatte, in den Hals zu rammen.
Josiah blieb nicht, um den Mann beim Sterben zuzusehen. Mit einer groben Bewegung wischte er sich das warme Blut an der Hose ab noch während er aufstand. Dann hechtete er endlich auf die andere Seite des Wagens.
[auf der Seite in Richtung des Kampfgeschehens auf der Höhe der Pferde des letzten Wagens | bei Zairym, Alex und Trevor ]
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Peregryne Tallant - 03.02.2023
Ein Streich unter Kindern? War es das? Per unterdrückte ein weiteres Gähnen, ließ den Blick durch die Runde fahren und blieb an Greo hängen, genau als der Hutträger sich von seinem Platz erhob und seinen Aufbruch ankündigte. So herzerweichend die Geschichte des Jungen auch sein mochte, sie ließ ihn bis zu einem gewissen Grad kalt. Er kannte den Jungen nicht, und wo Kinder waren, war Ärger meist nicht unweit.
Per wandte sich an Liam und Rayon, als Greo bereits angekündigt hatte, dass er zurück zum Schiff gehen würde, und da Cassy nach wie vor eine Fremde war und er erst einmal nicht davon ausging, dass sie sich der kleinen Entourage aus Männern, die sie noch sie zuvor gesehen hatte, anschließen wollte.
„Ich kann mir vorstellen, dass dieser Liron die Situation auch gern ausnützt, um unwissende Fremde in ‘ne Falle und ihnen das Gold aus den Taschen zu locken. Wenn der Junge nicht sowieso mitspielt.“
Er ignorierte die japsenden Einwände von unten geflissentlich.
„Wenn ihr trotzdem versuchen wollt, das Mädchen zu retten,“ er fasste sich an den Gürtel, an dem auch seine Waffe befestigt war, „komm’ ich mit.“
[ Wirtshaus am Hafen | Liam, Rayon, (Cassy, Greo) ]
RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Talin Dravean - 05.02.2023
Sie hatte erwartet, den Mann abgeschüttelt zu haben. Wie kam es also, dass er auf einmal wieder hinter ihnen auftauchte, als sei nicht gewesen? Wie hatte er sie gefunden?
Talin knirschte ungehalten mit den Zähnen, als sie Shanaya in die Menge auf dem Markt zog. Am liebsten hätte sie sich dem Mann gestellt und ihn gefragt, was er von ihnen wollte. Das Problem an der Sache? Zu viele Zuschauer. Um nur einen Grund zu nennen. Wenn sie darüber nachdachte, dann war auch die Tatsache, dass sie nicht wussten, ob er allein agierte oder er Teil einer Gruppe war, ein Grund, warum sie lieber davon lief. Ob es ihr passte oder nicht, so war es sinnvoller, zu verschwinden und abzuwarten, bis der Mann verschwand, als sich ihm offen zu stellen. Nur blieb die Frage, warum er sie verfolgte. Wusste er, dass auf die beiden Mädchen ein Kopfgeld ausgesetzt war? Wollte er wissen, wo die Sphinx lag, um auch die anderen auszuliefern? Ihr fielen noch einige Möglichkeiten ein, weshalb er sie verfolgte, aber jede einzelne klang noch abwegiger.
Gerade als sie einer Passantin auswich, hörte sie Shanaya hinter sich sprechen und schnaubte leise, aber hörbar. Sie blickte über ihre Schulter und sah die Dunkelhaarige mit einem bedeutungsvollen Blick an. Sie konnte sich denken, in welche Richtung die Gedanken der Jüngeren wanderten.
„Dann sieh dich um und schau, ob du unseren Verfolger ausfindig machen kannst. Denn er scheint uns ganz genau im Auge zu behalten.“
Damit schweifte ihr Blick noch einmal über Shanaya hinweg und konnte in der Menge genau die gleiche Gestalt wieder ausmachen. Talin knurrte leise „Langsam nervt es aber“, bevor sie nach vorn sah und einfach noch einmal den gleichen Trick wie zuvor anwandte. Sie suchte einen Ort, an dem sie sich verstecken konnten. Nur war es diesmal kein Kartenladen. Stattdessen steuerte sie eines der nächstbesten Zelte an, und betrag es, als sie gerade von anderen Menschen bedeckt wurden. Mit einem sanften Ruck, zog sie Shanaya vom Zelteingang weg, um nicht sofort gesehen zu werden. Nur war in diesem Zelt nicht so viel Platz, wie sie gehofft hatte.
Mit einem etwas irritierten Blick, sah sie sich um und entdeckte vier Leute, von denen zwei an einem Tisch saßen und zwei standen. Mit einem leichten Stirnrunzeln legte sie den Kopf leicht zur Seite, als sie den Mann am Tisch musterte – die anderen für den Moment dabei ausblendete - und überlegte, woher sie ihn kannte. Dabei fiel ihr Blick auf den Tisch zwischen ihm und einer jungen Frau. Die Karten darauf halfen ihr auf jeden Fall auf die Sprünge, woher sie ihn kannte. Als es ihr einleuchtete, hellte sich ihr Gesicht wieder auf.
„Oh, du bist es. Der Wahrsager vom Frühlingsfest.“
[mit Shanaya auf dem Marktplatz | dann bei Aric, Lola, Arvas und Lissa im Wahrsagerzelt]