RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Zairym al Said - 12.08.2020
Fast schon ein wenig fieberhaft überlegte Rym, wo er das hässlichste, abartigste Kleid finden konnte, damit er es dem anderen Mann andrehen konnte. Und wenn er es vorher anziehen musste, um es an den richtigen Stellen einzureißen, er würde es tun. Denn so etwas tat man in einer Piratencrew doch, nicht wahr? Man verlieh Sachen an andere.
Für einen kurzen Moment gab er sich diesem Gedanken hin, ließ sich aber auch schnell wieder auf die Geschehnisse lenken. Er gab – er überlegte einen Moment – Ceallagh recht. Ein Flurplan müsste es seiner Meinung nach jetzt nicht sein, aber mehr Informationen insgesamt, wären freundlich gewesen. Sein Blick fiel auf Lucien neben ihm und er musste leicht grinsen. Schön, dass die Kleididee so einen Anklang fand, aber letztlich mussten sie dann wohl eine Münze werfen. Oder vielleicht meldete sich ja auch die Quasselstrippe freiwillig. Aber letztlich konnte es wohl nichts anderes, als ein Witz sein, um die Stimmung aufzulockern.
Während der Commodore seinen Plan erläuterte, ließ Rym seinen Blick durch die Gassen schweifen. Er hatte das unbestimmte Gefühl beobachtet zu werden, konnte es aber nicht richtig greifen. Und zu sagen, ihm standen die Haare im Nacken zu Berge, wäre keine akzeptable Warnung gewesen.
Das Augenpaar, dass sie beobachtete, stellte sich letztlich als ein Schatten hinter einem Fenster heraus. Denn als er den Kopf dem auszuraubenden Haus zu wandte, wehte ein Vorhang zu auffällig auf und ab, als dass der Wind durch die geschlossenen Fenster damit hätte spielen können. Wenn er richtig vermutete, dann handelte es sich dabei um ein Kind, dass neugierig die Straße beobachtete. Oder eben auch diese seltsame Gruppe von Männern, die immer noch an derselben Ecke standen, obwohl einer gerade davon getorkelt war. Zairym wandte sich wieder der Gruppe zu und nickte auf Luciens Vorschlag hin. Gut, dass er gleichzeitig gucken und zuhören konnte.
„Lasst es uns so versuchen.“ Über die Bedeutung des Wortes ‚grob‘ dachte er an dieser Stelle besser nicht weiter nach und auch nicht über die Tatsache, dass er nicht mit den Damen an der Hintertür ein wenig schäkern durfte. „Wenn es nicht klappt, überlegen wir uns etwas anderes, aber wir sollten zur Tat schreiten. Wenn wir noch länger hier stehen, dann erregen wir vielleicht noch unerwünschte Aufmerksamkeit.“ Er neigte leicht den Kopf in Richtung des Hauses, denn er spürte, wieder diese Blicke auf sich. Gut möglich, dass der Vorhang wieder zur Seite gezogen wurde, um sie zu beobachten.
[Nobelviertel | mit Lucien, Ceallagh, Trevor]
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Talin Dravean - 14.08.2020
Frustrierter als sie zugeben wollte, fuhr Talin beruhigend über die frische Narbe auf ihrer linken Hand, als sie auf den Mann warteten, den Bercker losgeschickt hatte. Es half nicht wirklich, aber immerhin war sie nicht ganz so überrascht, als ihr auf einmal eine Zeichnung in die Hand gedrückt wurde. Verwundert sah sie zu Greo auf, der sich aber gleich der Aufgabe widmete, den Leichnam zu bedecken. Für einen kurzen Moment sah sie ihm dabei zu, wandte dann aber ihre Aufmerksamkeit auf den Zettel in ihren Händen.
Ein Künstler war der Mann nicht gerade, aber sie erahnte zumindest, was die Zeichnung ihr sagen sollte. Nur, dass sie ihr absolut nicht weiter half. Denn auch wenn Greo einige Zusatzinformationen aufgeschrieben hatte, zumindest glaubte die Blonde das, konnte auch er nicht festhalten, wer der Täter war. Mit einem leisen Seufzer sah sie auf und lauschte auf die Fragen, die der Hüne stelle. Auch ihr Blick in Richtung der Hure entging ihr dabei nicht, was ihr ein schiefes Grinsen entlockte. Aufmerksam sah sie daraufhin den Werftinhaber an, der nachdenklich seinen Kopf hin und her wog. Dafür schien dem Schrank, der sie bedroht hatte, gleich etwas in den Sinn zu kommen.
„Ich hab ihn mit einigen Marinesoldaten sprechen sehen. Ist gar nicht so lange her. Die waren heftig am Streiten und als Nhoj mich gesehen hat, war er nich erfreut. Wenn der Kerl da ihn nich abgemurkst hat, dann die Soldaten, die mit ihm gestritten haben.“
Talin bekam Kopfschmerzen von dem, was der Mann sagte oder besser davon, wie. Diese Mischung aus seiner Alltagssprache und dem Versuch nobler zu sprechen, misslang ihm vollkommen. Außerdem half die Tatsache, dass das Opfer mit Soldaten gestritten hatte auch nicht wirklich weiter. Noch dazu glaubte sie nicht, dass die Marine jemanden umbrachte, weil er mit ihnen stritt. Nun, zumindest würden sie keinen Hammer dazu nehmen.
Die Blonde warf Greo einen zweifelnden Blick zu, aber den Moment wählte der Werftmitarbeiter, um mit einem kleinen Bündel wieder zu kommen. Nach einem kurzen Umhergucken, legte er es schließlich Schulterzuckend auf den Boden zwischen Talin und Greo. Die junge Frau ging daneben in die Hocke und sah es durch. Schließlich sah sie mit gerunzelter Stirn zu ihrem Begleiter auf.
„Das ist nicht besonders viel. Ein paar Achter, ein paar Blätter mit Notizen.“
Sie hielt die Blätter hoch und drehte sie ein paar Mal. Es standen willkürliche Gedankengänge drauf. Von Beobachtungen in der Werft über Gäste in Tavernen. Ziemlich sinnloses Zeug, wenn man es nur so überflog. Ihr Blick glitt noch ein Mal über das Sammelsurium und blieb an einem Ring an einer Kette hängen. Sie nahm ihn in die Hand und hielt ihn so, dass auch Greo den Gegenstand sehen konnte. Dummerweise traf das auch auf die Hure zu.
„Er wollte mich heiraten! Das ist mein Verlobungsring!“
Talin stieß ein abwertendes Schnauben aus und besah sich die Oberfläche des silbernen Ringes, bevor ihr Stirnrunzeln sich vertiefte.
„Eher weniger, Schätzchen. Das ist ein Ring mit dem Marinewappen. Drauf.“
Sie sah ihren Begleiter an und hoffte, er dachte jetzt an das gleiche Problem wie sie selbst: War das Opfer bei der Marine gewesen oder gar von den Kerlen in Uniform ermordet worden? Mit einem Hammer? Konnte die Beobachtungen des anderen Kerls stimmen?
[Werft | mit Greo und NPCs | in der Nähe von Alex, Jonah und Skadi]
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - James Killigan - 14.08.2020
Irgendwo in seinem Kopf hämmerte ein kleines Männchen stets und ständig auf seinem Amboss herum, was dafür sorgte dass er furchtbare Kopfschmerzen hatte. Man sollte meinen dass sich James über die Jahre langsam an diese Kopfschmerzen gewöhnt hätte, oder dass sie einfach nicht mehr auftreten würden. Da dies aber nicht der Fall war, war der 32 Jährige jedes Mal aufs neue überzeugt dass man ihm billigen Fusel angedreht hatte, anstatt das, wofür er eigentlich bezahlt hatte. Doch heute war es mit Sicherheit nicht nur der Alkohol mit darauffolgendem Kater der ihm das Leben und Denken schwer machte, sondern auch die Erkenntnis dass sein gestriges Handeln an Dummheit nicht zu übertreffen war. Nach wie vor konnte sich James nicht erklären wie er in diese Situation geraten war, aber jetzt stand er hier. Kurz davor ein Bordell zu betreten, um sich auf die Suche nach einer Piratencrew zu machen um bei ihnen anzuheuern. Ganz so, als wolle er tatsächlich arbeiten oder hätte es nötig auch nur einen Finger zu heben. All das war nur Teil einer verlorenen Wette, aber das konnte er so schlecht zugeben, denn dann würde ihn sicher kein Schiff aufnehmen. Nein, stattdessen würde er lügen müssen um ihnen einen Platz an Board abzuluchsen und damit sein Wettversprechen einzulösen. Ein Jahr an Board eines Piratenschiffes. Was für viele nach Tod und Verderben klang, klang für James zunächst einmal nach einem Abenteuer. Wann es ihm wie Schuppen von den Augen fallen würde dass er den Mini Dolch, den er als „Waffe“ an seinem Gürtel trug, wohl schneller brauchen könnte als ihm lieb war…fraglich. Von Piraterie hatte er im generellen wenig Ahnung. Alles was er wusste beschränkte sich auf Erkenntnisse aus Erzählungen, die sich hier auf der Insel oft um die Familie Tarlenn drehten. Eine wirkliche Vorstellung was ihn also erwarten würde hätte er..nicht. James blickte skeptisch auf seine blankgeputzten Stiefel, in denen seine neuen hellen Breeches steckten. Generell könnte man anhand seines Aufzugs denken er wollte auf einem Freizeitschiff anheuern, aber er bemerkte das nicht einmal sonderlich. Das hellblaue Leinenhemd hatte er bis zur Hälfte der Brust aufgeknöpft und mit den Händen in den Hosentaschen schlenderte er nun auf das Bordell zu. Dabei konnte er beobachten, wie nicht weit entfernt vom Freudenhaus Chaos ausbrach. In einer Verkettung von Umständen ging ziemlich viel zu Bruch und eine junge hübsche Frau wurde von den Beinen…okay und einer Krücke, gezerrt. Für einen Moment blieb James lieber in der Entfernung stehen und beobachtete, was jetzt passieren würde. Rufe nach einem Medicus wurden laut und dann von der verletzten Frau wieder im Keim erstickt, als er hörte dass sie keinen Medicus brauchte, sondern nur Alkohol. Unwillkürlich musste er schmunzeln. „Die gefällt mir“ dachte er bei sich und betrachtete sich die Frau noch einmal genauer. Würde sie nicht im Dreck der Gasse liegen und generell etwas..ramponiert daher kommen, ja, dann wäre sie ein richtiger Leckerbissen. Scheinbar war sie aber auch nicht allein, denn ein Mann kümmerte sich direkt um sie und da sie sich nicht wehrte oder ihn wegschickte, schien sie ihn auch zu kennen. Trotzdem, wo wäre die Welt geblieben wenn er nicht seinen inneren Gentlemen heraus ließ und zumindest so tat als wollte er ihr helfen? Deshalb überwand James mit wenigen Schritten die Distanz zwischen ihm und den merkwürdig anmutenden Pärchen. Noch bevor er etwas sagen konnte würde sich seine Anwesenheit vermutlich durch den Schattenwurf bemerkbar machen, dennoch räusperte sich James schließlich und blieb bei den beiden stehen, noch ohne in die Hocke zu gehen – aus Angst sich dreckig zu machen natürlich.
„Kann man Ihnen helfen, die Dame?“ mit dem charmantesten Lächeln dass er aufbringen konnte sah er Shanaya an, wobei er ihre Begleitung geflissentlich ignorierte. Stattdessen sah er auf die Blutbefleckte Hose, mit deren Zerstörung sie gerade beschäftigt schien.
„Vielleicht sollte man Euch irgendwo hin bringen wo sich das Gesindel nicht an einem nackten Bein erfreuen wird. Blutbefleckt oder nicht.“
Schlug er vor, bevor ihm einfiel dass er sich noch gar nicht vorgestellt hatte. Deshalb machte er prompt einen Diener – der im Anbetracht ihres offenbar niedrigen Standes sehr lächerlich wirken musste -
„James Killigan, zu Euren Diensten.“
bei Shanaya und Josiah / auf der Straße
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Shanaya Árashi - 15.08.2020
Shanaya konnte sie schon ganz genau hören. All diese ‚Wir haben es dir gesagt!‘ Vorwürfe. Diese nervtötenden Stimmen, die ihr klar machen wollten, dass sie besser im Bordell geblieben wäre. Wäre dieses verdammte Maultier nicht gewesen… damit war ihr Plan dahin. Nur wegen diesem ollen Hufvieh. Shanaya schnaufte über diese Gedanken, versuchte sich mehr darauf zu konzentrieren, die Wunde zu versorgen. Bis ein Schatten über ihr auftauchte – und ihr das wegnahm, was sie für diese Wunde brauchte. Josiah hockte bei ihr, nahm ihr den Dolch, das Nadeldöschen und das Holz, um das der Faden gewickelt war, einfach weg. Seine zwei Worte drangen zu ihr durch, die Verwirrung über sein Handeln ließen sie jedoch für einen Moment erstarren. Er… er hatte wirklich… Die Schwarzhaarige biss die Zähne leicht aufeinander, während Josiah sich an den Mann wandte und ihn fort schickte. Hatte er jetzt einen größeren Schock als sie? Konnte er nicht einmal mehr ganze Sätze sprechen? Verachtend stieß die junge Frau erneut ein Seufzen aus, erwiderte den Blick des Mannes dann mit einer Kühle, die ihm mehr als deutlich machen würde, was sie davon hielt, wie er sich aufführte. Ihr lag so unendlich viel auf der Zunge – unter anderem ein Haufen Beleidigungen – aber die Schwarzhaarige riss sich zusammen. Allerdings auch nur, weil Josiah in der besseren Position war. Sie hätte sich nach vorn werfen können, um sich ihre Sachen zurück zu holen… allerdings wäre er vermutlich aufgestanden, bevor sie sich überhaupt in Position gebracht hätte. Vielleicht sollte sie ihm bei Zeiten mit einer ihrer Nadeln ein Auge ausstechen. Rache war doch etwas Wunderbares.
Nur kurz folgten die kühlen, blauen Augen dem Winken des Mannes. Irgendjemand mit ein paar Tüchern. War das jetzt wirklich sein Ernst?
„Wenn du glaubst, ich lasse noch einmal irgendeinen Stümper an meine Verletzung, hast du dich geschnitten.“
In einem anderen Moment hätte sie über ihren kleinen Witz vielleicht geschmunzelt, jetzt galt dem Mann nur ein vielsagender Blick. Konnte er nicht einfach verschwinden und sie machen lassen? Wenn sie ihm ein Auge ausgestochen hatte, sollte sie das Maultier über ihn drüber laufen lassen. Immer wieder.
Ihr Herz schlug noch immer, getrieben von der Blutung, die noch nicht gestillt war. Etwas umständlich versuchte die junge Frau, das Tuch von ihrer Hüfte los zu binden, während die zweite noch immer auf die Wunde drückte. Wieder würde ihr Tuch Blut abbekommen. Das Tuch in einer Hand ließ ihre andere die Wunde los, so schnell es ihr möglich war, band sie den roten Stoff um ihr Bein, verknotete es über der Wunde, so fest es möglich war.
„Wenn du mir einfach meine Sachen wieder gibst, ist das hier schnell hinter uns gebracht.“
Wie bei ihren vorherigen Worten schwang eine gewisse Kühle in ihrer Stimme mit. Der Typ, der sich bei ihr entschuldigt hatte, hatte inzwischen etwas Abstand eingenommen – wirkte jedoch mehr als verwirrt und überfordert.
Und noch bevor sie irgendwie weiter handeln konnte, war da eine fremde Stimme. Ohne, dass der kühle Ausdruck aus den blauen Augen wich, hob Shanaya kurz den Blick. Ein dunkelhaariger Kerl, der sich als James vorstellte. James, der anscheinend auch besser darüber Bescheid wusste, was gut für sie war. Wie… jeder andere auch. Sie schnaufte, warf dem Fremden noch einen Blick zu, ehe sie sich wieder an Josiah wandte.
„Da, Josiah. Pack dir den Kerl, geh zurück zum Bordell und lass mich und meine Sachen einfach hier. Ist für uns beide besser.“
IMmerhin wäre sie dann beide direkt los.
[Auf einer Straße | Josiah & James]
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Kieran Darvell - 16.08.2020
Bereits im Morgengrauen hatte sich Loki vom Boden erhoben. Denn dort hatte er seine Schlafmatte ausgerollt. Nie würde er es wagen in Gegenwart der jungen Lady in einem gemütlichen Bett zu schlafen. Zum Glück gab es in dem kleinen, schmuddeligen Zimmer am Hafen ohnehin nur noch dieses eine Zimmer mit eben e i n e m Bett. Und in diesem Bett sollte die junge Herrin schlafen. Und während Loki ungeduldig wartete dass die Dunkelhaarige aufwachte, ließ er seinen Blick aus dem Fenster gleiten. Schließlich erwachte Soula und Loki drehte sich augenblicklich in ihre Richtung herum.
“Guten Morgen Herrin.“
War Lokis angenehme Stimme zu vernehmen. Und nur wenige Augenblicke später verließen sie Beide das Zimmer und die kleine, schmuddelige Taverne in Hafennähe. Doch wohin sollten sie sich nun wenden? Etwas unschlüssig ließ der Lockenkopf seinen Blick in sämtliche Himmelsrichtungen gleiten. Und spürte zugleich wie seine Handinnenflächen schweißfeucht anmuteten. Wohin sollten sie sich nur wenden? Norden. Osten. Süden. Westen. Schließlich atmete Loki tief durch und warf seiner jungen Herrin einen fragenden Blick aus dem Augenwinkel entgegen.
“Unser Weg?"
Wollte Loki von der jungen Frau wissen. Er würde ihr folgen. Dann plötzlich setzte sich seine junge Herrin forschen Schrittes in Bewegung. Sodass Loki Mühe hatte sie nicht aus den Augen zu verlieren. Das brackige Wasser des Hafenbeckens stach Loki in der Nase. Während sein Blick über die Schiffe glitt die auf den sachte plätschernden Wellen schaukelten. Und je länger der Sklave die Schiffe betrachtete, desto mulmiger fühlte er sich. Auch wenn er seine Gedanken für sich behielt und stattdessen tief durchatmete.
[Auf einer Straße nahe des Lagerhauses
Loki & Soula]
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Josiah Moggensten - 17.08.2020
Selbst der zurückgebliebenste, naiveste, dümmste Mensch hätte Shanayas Blicke deuten können. Die Verspannung ihres Kiefers, die starren Pupillen, der kalte Blick, gemischt mit einem Ausdruck der fast schon nach Ungläubigkeit schrie. Wütenden Unglaube. Josiah erinnerte ihr Auftreten an eine kleine Katze, die mit ihrem Schwanz in eine Mausefalle geraten war – er war äußerst unbeeindruckt.
Empört schmetterte sie ihm einige Worte entgegen – keine neuen Worte, nicht, womit nicht zu rechnen war - und begann dann ungalant ihr Hüfttuch von ihrem Körper zu zerren. Josiah hob eine Hand und deutete der Frau mit den Tüchern beiläufig, inne zu halten. Sein Gesichtsausdruck blieb dabei unbeeindruckt während er sich eine Gedankennotiz machte, das nächste mal einfach nur anzudeuten, dass er etwas machen wollte. Wenn Shanaya dann jedes Mal versuchen würde, ihm in der Handlung zuvor zu kommen, würden die nächsten Schritte ein leichtes Spiel werden.
Dann war die Wunde endlich abgebunden. Und wie aufs Stichwort verlangte Shanaya ihre Sachen wieder. Josiah belohnte ihre Anfrage mit einem Blick, dem man einem Kind zuwarf dass eine unvernünftige Bitte gestellt hatte. Die Tatsache, dass sie noch nicht versucht hatte, sie gewaltsam zurück zu holen, sprach dafür, dass ihr wenigstens ihr Nachteil bewusst war. Kurz erwog er zwar, ihr auch noch die restlichen Nachteile aufzuzählen. Zum Beispiel, wie dumm es war, inmitten von Schmutz und einem getrübten Geist eine verfluchte Wunde zu nähen, von Wundentzündungen und Blutvergiftungen. Aber Shanaya war ja nicht dumm. Shanaya war nur… unvernünftig, freundlich ausgedrückt.
Und auch wenn Josiah ahnte, dass sie ihm sein Verhalten nicht so schnell verzeihen würde und er vielleicht erwägen sollte, demnächst ganz auf Schlaf zu verzichten, trotzdem hatte er sein Ziel klar vor Augen und ließ sich davon auch nicht abbringen. Es wäre ja nicht das erste mal in seinem Leben, dass ihm jemand Leid trachtete. Und mit Shanaya konnte er leben. Lucien hingegen wäre das hier noch schlechter zu erklären als ein allgemeines Alleinlassen.
Wann war sein Leben doch gleich so aus der Form geraten, dass er jetzt Idioten davon abhalten musste, Fehler zu begehen.
Kurz ruhte sein Blick auf Shanaya, nach Worten suchend die sie dazu verleiten würde, sich in die Richtung des Wagens oder Bordells zu begeben, und er wollte gerade ansetzen und vorschlagen, sie in das vermeintliche Haus des Medicus auf der anderen Seite des Platzes zu tragen, oder wenigstens dort hin zu gehen, als sich ein Mensch aus der Masse löste und erneut näher kam.
Als Josiah aufsah stand der Mann schon vor ihnen. Großgewachsen und in enganliegenden Klamotten, die aussahen als wären sie genau für ihn zugeschnitten wurden. Sein Blick war fest auf Shanayas Gestalt als er seine Worte an sie richtete und Josiah hätte sich am liebsten vor die Stirn geschlagen. Lag es daran, dass Shanaya verletzt war, oder zog sie immer gut angezogene Idioten an wie der Mond die Flut?
Wenigstens brachte der Fremde ein weiteres Argument vor, was an Shanaya aber dennoch verlorene Liebesmüh war. Als dann auch noch ein Diener folgte hätte er den Kerl am liebsten einen kleinen Schubser gegeben um ihn in den Staub zu befördern.
„Ziehst du sonst auch so viele Trottel an?“, richtete er sich an Shanaya, ihre Aussage geflissen ignorierend. Und dann: „Du bleibst jetzt hier sitzen bis ich jemanden gefunden habe, der dich zum Medicus da drüben verfrachtet.“
Damit machte er Anstalten, aufzustehen, hoffend, dass seine Worte Wirkung zeigten und Shanaya ganz von selber auf die Idee kam, woanders hinzuhumpeln. Und das der Neuankömmling nicht irgendein Theater veranstaltete, dass seinen Plan durchkreuzte.
[Auf einer Straße | Shanaya & James]
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - James Killigan - 17.08.2020
James wusste, wie er auf Frauen wirkte. Dass er nicht schlecht aussah und ein charmantes Lächeln noch das reserviert wirkenste Frauenzimmer aus der Reserve locken konnte. Aber hier schien die Stimmung am kochen zu sein und das nicht im positiven Sinne. Kaum dass er sich – in gut gemeinten Absichten – genähert hatte, traf ihn auch schon ein kühler Blick der jungen Schönen, die doch eigentlich darauf angewiesen war dass sie ein oder auch zwei Paar starke Arme aus ihrer misslichen Lage befreiten. Sie blutete, war offensichtlich also verletzt und konnte in diesem Zustand ja wohl kaum laufen. Krücken hin oder her.
Eine direkte Antwort schien wieder seine direkte Vorstellung noch sein gut gemeinter Ratschlag wert zu sein, was James dazu brachte verwundert eine Augenbraue zu heben. Theoretisch könnte er jetzt einfach mit den Schultern zucken und seines Weges gehen, aber die sture Art der jungen Frau übte so etwas wie Faszination auf ihn aus. Weniger faszinierend war da ihre Begleitung, die ihn ohne Umschweife direkt beleidigte. Auf das „Trottel“ schnaubte James nur und verzichtete darauf jetzt auf offener Straße einen sinnlosen Streit darüber zu entfachen wer hier der Trottel war, der nicht einmal dazu in der Lage war einer Frau beizubringen was gut für sie war.
Stattdessen befahl dieser arrogante Fatzke ihr, sitzen zu bleiben bis er jemanden gefunden habe, der sie zum Medicus bringen würde.
„Ich weiß ja nicht ob „der Trottel“ irgendwelche speziellen Qualifikationen haben sollte um derjenige zu sein der dabei helfen kann sie zu einem Medicus zu bringen, aber sofern 2 gesunde Hände und ein gewisses Maß an Muskelkraft ausreichend sein sollten, müsst Ihr nicht mehr lange suchen.“
Und damit wäre der Frau auch jegliche Möglichkeit genommen doch noch selbstständig durch den Straßendreck zu kriechen, bei dem Versuch hier wegzukommen und sich selbst zu versorgen.
„Ich mein ja nur.“
Fügte James dann leicht grinsend hinzu, während er seine Hände in einer Geste von „Was weiß ich schon“ zu beiden Seite hob.
[Auf einer Straße | Shanaya & Josiah]
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Shanaya Árashi - 18.08.2020
Es war einer dieser – vielen – Momente, in denen Shanaya lieber für sich gewesen wäre. Sie hätte die Wunde versorgt und es hätte keinen großen Aufriss darum gegeben. Jetzt hatte sie diese zwei Kerle an der Backe, die alles nur hinaus zögerten, dafür sorgten, dass die Wunde weiter blutete. Sie konnten gerne noch zwei Stunden hier sitzen und diskutieren, was richtig und was falsch war. Kein Problem, ein paar Liter Blut hatte sie sicher noch über. Vielleicht wäre der komplette Blutverlust eine Erlösung von diesem Moment. War es also eine Option, sich tot zu stellen? Vielleicht ließ Josiah sie ja einfach liegen, genau wie der Fremde. Einen Moment lang huschte ein hämisches Grinsen über die Lippen der jungen Frau. Die Idee gefiel ihr viel zu gut. Leider hatte sie nicht die Zeit, auszutesten, was passieren würde. Wirklich, wirklich schade.
Josiahs Worte, die wieder einmal wenig gehaltvoll waren, ließen Shanaya nur leise seufzen, den Blick kurz über die Menschen schweifen lassend, die möglichst unauffällig zu ihnen hinüber schielten. Dann zu dem Dunkelhaarigen selbst. Sie war fast stolz auf sich, dass ihr das, was ihr auf der Zunge lag, nicht über die Lippen kam. Ein ‚Sieht man ja an dir‘ lag dennoch in dem blauen Blick, mit dem sie den Mann musterte. Und natürlich würde sie hier sitzen bleiben, bis er einen ‚Arzt* gefunden hatte. Natürlich würde sie auf seine Worte hören. Weil sie es kaum erwarten konnte, dass irgendein Quacksalber sich mit prüfendem Blick ihre Wunde ansah und das Ganze nur noch schlimmer machte. Sie verließ sich lieber doch nur auf ihre Arbeit – wenn sie nicht gerade fast ohnmächtig in den Armen von irgendwem herum hing. Und da ihr Bewusstsein gerade in bester Verfassung war…
Der Fremde bot auch seine Hilfe an und Shanaya fasste ihn fester ins Auge. Er bewegte sich nicht näher zu ihr, machte keinerlei Anstalten, sie anzufassen, ihr ‚aufzuhelfen‘. Jetzt hatte sie zwei Samariter bei sich, der Tag konnte ja kaum besser werden.
„Ihr könnt ja mit vereinten Kräften einen Quacksalber her tragen. Ich bin mir sicher, mit dieser geballten Männlichkeit ist das für euch kein Problem.“
Der Spott schwang deutlich in dem leisen Lachen mit, das ihre Worte untermalte. Das Bild in ihrem Kopf, wie die beiden einen Arzt auf Händen zu ihr trugen, hatte doch irgendwie fast etwas niedliches. Aber eben auch nur fast.
Himmel. Musste sie wirklich alles immer selber machen? Schön. Irgendwo würde sie eine Nadel und Faden zum Nähen finden – und wenn Josiah ihre Sachen dennoch behalten würde, zählte sie das einfach als Diebstahl. Es wäre ihr eine Freude, dem Dunkelhaarigen den ein oder anderen Finger abzuschneiden.
Sie gab sich selbst noch drei Sekunden. Drei Sekunden, in denen sie die Augen schloss, einmal durchatmete, die Augen wieder öffnete und schließlich nach der Krücke griff. Sie hatte keine Lust mehr auf diese sinnlose Diskussion, dieses herum stehen und sich im Kreis drehen. Sie stemmte die Krücke auf den Boden, zog das gesunde Bein an und versuchte, das Verletzte so wenig wie möglich anzuspannen. Mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, zog sie sich auf die Beine, dabei darauf bedacht, dass verletzte Bein möglichst zu entlasten. Es dauerte einige schnelle Herzschläge, bis ihr Körper sich an die neue, aufrechte Position gewöhnt hatte. Ihr war ein wenig schwindelig, aber sie blieb gewiss nicht länger hier liegen und wartete auf einen dritten Samariter.
„Geht ihr da lang“ Shanaya deutete mit dem Kopf nach links „Ich gehe da lang und suche jemanden, der nicht ewig lang mit mir diskutiert, was ich jetzt tun soll, bis ich verblutet bin.“ Ein kühler, mahnender Blick galt Josiah. „Sollte mein Dolch auch nur einen Kratzer aufweisen, reden wir noch einmal genauer über das ‚Ich ziehe Idioten an‘.“
Ein weiterer Blick galt dem Fremden, ehe sie sich abwandte, kurz die Augen schloss und durchatmete, um sich dann in Bewegung zu setzen, das verwundete Bein nicht auf den Boden absetzend, um den Schmerz möglichst gering zu halten. Wirklich alles musste sie selbst machen.
[Auf der Straße | James & Josiah]
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Soula Veniel - 18.08.2020
Ja, zugegeben, mit diesen Aktionen hatte Soula sich immer mehr in die Scheiße geritten. Und wie sie feststellen musste, ging es dabei irgendwann nicht mehr um sie selber, sonder um ihre ganze Familie. Als sie das begriffen hatte, war es leider schon viel zu spät und die riesige Welle, die auf sie hinunter prasselte, war nicht mehr aufzuhalten. So sah sie sich einige Tage später in der Hafenstadt Silvestre wieder. Es war das Fremde, was ihr ziemlich zusetzte und vielleicht lernte sie nun auch, dass sie ihre Spielsucht unter Kontrolle kriegen musste. Dringend! Trotzdem hatte sie sich ein Deck an Karten von Zuhause mitgenommen, bevor ihr Vater sie mit Loki aus der Stadt brachte. Ein dunkelbrauner Umhang, dessen Kapuze sie tief ins Gesicht ziehen konnte, war bei dieser Nacht und Nebenaktion sehr wichtig und auch jetzt trug sie ihn fast dauerhaft. Sie wollte nicht, dass die Schergen irgendwann in Silvestre auftauchten und sie direkt erkannten. Irgendwann würden sie auf die Idee kommen, dass sie Calbota verlassen wollte. Deswegen war es nur eine Frage der Zeit. Loki stand leider auch auf der Liste der Verfolger, denn er hatte sie ja oft begleitet. Wenn auch nicht immer.
Soula hatte sich schon von ihrem früheren Leben verabschiedet. Auch wenn sie sich weiterhin über sich selber ärgerte. Nur langsam konnte sie akzeptieren, was passiert war. Trotzdem gelang es ihr einen recht kühlen Kopf zu bewahren. Sie mussten ein Schiff finden. Vorausgesetzt Loki wollte sie begleiten. Es hätte ja auch gut sein können, dass er einen anderen Weg einschlagen wollte. Das hätte Soula definitiv auch verstanden. Dass ihr Onkel den jungen Mann als Sklaven hielt, davon wusste sie nichts. Sie hatte Lokis Verhalten oft eher als Schüchternheit abgetan. Nun, da sie mehr Zeit mit ihm verbrachte, kam sie aber langsam dahinter und war ziemlich irritiert.
„Hör auf damit! Ich bin nicht deine Herrin.“
Hallte ihre forsche Stimme durch den Raum. Sie hielt nicht viel davon sich einen Sklaven zu halten und dachte eigentlich, dass ihr Onkel da ganz ähnlich tickte, denn der hatte Loki schließlich als seinen Adoptivsohn vorgestellt. Dass er ihr das Bett überlassen hatte, hatte Soula dankend angenommen. Immerhin war sie hier die Dame und immer noch eine verwöhnte Göre.
Soula griff nach ihrem Hab und Gut und verließ mit Loki das Zimmer. Wenn möglich wollte sie gerne noch heute mit einem der Schiffe aufs Meer hinaussegeln. Ob das so klappen würde stand auf einem anderen Stück Pergament. Soula wollte allerdings nicht vom Schlimmsten ausgehen und war noch ein bisschen optimistisch. Noch. Sie entfernten sich von der Taverne, die sich in den nächsten Stunden mehr und mehr mit Leben füllen würde. In einer ruhigeren Gasse blieb Soula stehen und drehte sich zu Loki um, der ihr eine Frage stellte.
„Ich würde mich heute gerne am Hafen umsehen. Es wäre besser, wenn wir so wenig Zeit wie möglich hier verbringen würden. Irgendwann werden sie uns finden. Oder hast du einen besseren Vorschlag?“
Sicher musste nicht erwähnt werden, wer mit „sie” gemeint war.
[Auf einer Straße nahe des Lagerhauses | Loki & Soula]
RE: Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung - Kieran Darvell - 18.08.2020
Die forsche Stimme der jungen Frau ließ Loki instinktiv zusammen zucken. Bevor er sich auf die Unterlippe biss und vernehmlich schluckte. Erst nachdem der Lockenkopf langsam ein- und wieder ausgeatmet hatte. Gelang es ihm Worte zu formulieren.
“Verzeiht mir kleine Lady. Aber ich wurde zu Demut und Gehorsam erzogen.“
Nachdem diese Worte über seine Lippen gedrungen waren. Verstummte Loki auch schon und verkrampfte seine Finger nervös ineinander.
“Euer Onkel möchte das ich auf euch achtgebe.“
Versuchte Loki die Situation zu erklären. Auch wenn er innerlich ahnte das ihm die Dunkelhaarige seine Worte garantiert nicht glaubte. Und dieser Gedanke ließ ihn innerlich verzweifeln. Wie sollte er sich nur glaubhaft verkaufen? Wie nur? Doch bevor der Lockenkopf weitere Gedanken verschwenden konnte, folgte er der jungen Frau hinaus aus dem schmuddeligen Tavernenzimmer. Hinunter in den offensichtlichen Schankraum. Denn dieser würde sich alsbald mit Tavernenbesuchern füllen.
Schließlich standen sie beide vor der Taverne und Loki atmete tief durch. Auch wenn sein Blick höchst aufmerksam von links nach rechts wanderte. Vor der Taverne fühlte sich der Dunkelhaarige wie auf dem Präsentierteller und so war Loki äußerst erleichtert, als sich Soula forschen Schrittes einer kleinen Gasse näherte. Auch wenn diese Gasse genauso schmuddelig war wie die Taverne. So fühlte sich der Lockenkopf in dieser Gasse nicht mehr so beobachtet.
“Ihr wollt auf einem der Schiffe anheuern? Wie wollt ihr das machen?“
Fragend blickte der Lockenkopf zu der jungen Lady und neigte seinen Kopf kaum merklich auf die Seite.
[Auf einer Straße nahe des Lagerhauses
Loki & Soula]
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