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Kapitel 4 - Außer Sicht - Druckversion

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RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Skadi Nordskov - 31.05.2018

Die Mannschaft hatte mit allem gerechnet, als sie das Schiff am Strand verlassen hatten und im unendlichen Dickicht des Waldes verschwunden waren. Unter ihre eigene Fantasien hatten sich Wildlinge und zum Kannibalismus bekehrte Gestrandete  gemischt - Menschen denen der letzte Rest Moral abhanden gekommen war. Und letzten Endes wäre ihr  das sogar lieber gewesen, als der Kleinwüchsige am Feuer, der ihre Ankunft seltsam unbeschwert aufnahm. Die Jägerin bezweifelte, dass sich dieses Verhalten einer unbeschwerten Kindheit zuschreiben ließ. Behielt sogar zur Abschreckung anderer irgendwo in den Büschen ihren Bogen gut sichtbar in den Händen. Mochten Trevor und Rayon voraus gehen und sich dem Jungen ungeschützt widmen. Für sie galt das auf keinen Fall. Das Leben hatte sie seit den Vorkommnissen auf ihrer Heimatinsel einiges gelehrt und darunter fiel sicherlich kein unvoreingenommenes Vertrauen. Sicherlich wäre sie wohl die Letzte, die dem Kind etwas antat - doch niemand sprach davon, dass der Knirps mutterseelenallein war. Zudem war es wohl utopisch zu glauben, dass sich ein riesiges Tier, wie jenes, dass über dem knisternden Feuer hing, so leicht von einem Halbling erlegen ließ.
Doch Trevor schienen diesbezüglich ganz andere Sorgen zu plagen. Ebenso Rayon, der sich dem Gespräch der beiden nur halbherzig anschloss und das Gehabe seines Kollegen ebenso kopfschüttelnd verfolgte, wie sie selbst. Scortias hätte ihr sogar fast ein Lachen abgerungen, als er dem Piraten indirekt einen kranken Geisteszustand zusprach, doch angesichts der darauf folgenden Worte, blieb nichts auf der braun gebrannten Miene übrig als schieres Unverständnis. Was zur Hölle hatte Rayon nur dazu getrieben, ihre Identität so ungeniert preiszugeben?! War er von allen guten Geistern verlassen? Mochte sein, dass er glaube zu wissen, was er tat, doch nur wenige Sekunden eines solch oberflächlichen Gesprächs genügten nicht, um mit Gewissheit sagen zu können, zu WEM dieser Junge überhaupt gehörte. Es konnte ein weiterer Schiffsbrüchiger oder eine ganze Kompanie sein, dessen unfreiwilligen Lockvogel er spielte. Doch was machte es jetzt noch für einen Unterschied. Mit einem Schnauben wandte Skadi den Blick ab, spürte wie sich ihre Finger fest um das Holz ihres Bogen spannten und betrachtete mit kontrollierter Atmung ihre Umgebung. Es war das Einzige, das ihr noch blieb. Das Einzige, das ihr ein Gefühl von Kontrolle zurück gab. Erst als der Knirps seinen Begleiter erwähnte, fixierten die dunklen Augen die hellen Dünen. Erblickten die kleinen Hände Scortias in der Luft nur aus den Augenwinkeln. Meter um Meter schälte sich der rote Schopf aus der flirrenden Ferne und behielt auf seinem Weg über den Strand die Hand sicher am Griff seines Degens. Ein schmales Lächeln zeichnete sich für einen Lidschlag auf Skadis Zügen ab. Wenigstens schien sie nicht die Einzige zu sein, dessen Vertrauen fernab dieses Ortes geblieben war. Blieb nur zu hoffen, dass es auch dabei blieb.

-*-

Im gleichmäßigen Rhythmus baumelte der leblose, braune Hasenkörper an ihrer Hüfte  und hinterließ ein dumpfes Klopfen in der Luft. Fügte sich nahtlos in das leise Klimpern und Rascheln ein, das der kleine Trupp im Klang des Waldes hinterließ. Minutenlang wanderten sie bereits durch das dicht bewachsene Unterholz. Skadi vermutete, dass Rayons Weg zurück zur Sphinx führen sollte, bezweifelte jedoch, dass sie sich dem Schiff tatsächlich in ebene jene Richtung näherten, aus der sie gekommen waren. Zumindest blieb der tote Nager mit Ausnahme eines Huhn ähnlichem Federvieh über ihrer Schulter der einzige Fang dieses Tages. Entweder waren die aufgestellten Fallen unberührt belieben oder sie hatten schlichtweg keine mehr unter dichtem Blattwerk gefunden.

"Pass auf, dass du nicht wieder irgendwo drauftrittst."

Immer wieder hatte die Dunkelhaarige einen Blick zurück auf Trevor geworfen, dessen Schattenkampf mit einem Stock sie an ihre kleinen Brüder erinnerte. Und selbst, wenn ihre Warnung trocken und fast schon etwas genervt klang, lagen hinter ihren Worten ausschließlich gute Absichten. Sie hatte Gregory versprochen auf seinen Bruder Acht zu geben. Und ganz gleich wie schwer es ihr der Blonde auch machte, würde sie ihm nicht die Gelegenheit geben, das Fiasko vor einigen Stunden zu widerholen. Das war sie der Verschwiegenheit des Schiffsarztes schuldig - auch wenn ihr das noch weniger behagte, als den Babysitter für einen Erwachsenen zu spielen, dessen Leichtsinn allen Umstehenden das Leben kosten könnte. Oder ihm den Zeh.
Kopfschüttelnd folgte die Nordskov den Bewegungen des Piraten den Baum hinauf. Beobachtete seine Balancekünste mit unberührter Miene und war erstaunt, dass sich der Zeh nicht just im zu schmalen Baumloch festsetzte... als er krachend durch das morsche Holz in den hoch gewachsenen Farn rauschte. Ruckartig pressten ihre Rippen jegliche Luft aus ihren Lungen. Hinterließen ein schmerzhaftes Kribbeln in den Bläschen, das sich schlagartig verflüchtigte, als sich der Kindskopf scheinbar unverletzt erhob. Gott, dieser Kerl raubte ihr wirklich noch den letzten Nerv!

"Gal mann.", zischelte Skadi und setzte ihren Weg weiter fort. Holte allmählich zu dem schweigsamen Fremden auf, dessen Misstrauen mehr als nur spürbar war. Seine Haltung sprach Bände, die sie eigentlich nur selbst erzählte. Und egal wie sie es betrachtete, der Typ schien aus ähnlichen Schicksalen gestrickt wie sie. Und im Gegensatz zu Trevor konnte sie nicht behaupten, dass sie dem vermeintlichen Kapitän schon einmal begegnet war.

"Hast du noch eine unserer Fallen entdeckt, Trevor?"

Mit einem letzten Schritt holte die Jägerin das Zweiergespann ein. Spazierte auf der anderen Seite des jungen Piraten neben ihnen her und tat als wäre ihr der unverschämte Griff  Trevors zu dem dicken Stoff an Feuerbarts Körper gänzlich entgangen.  

"Mit etwas Glück kannst du vielleicht noch eines lebend fangen... für deinen Bruder."

Tief ein- und ausatmend wandte sich der dunkle Schopf der Nordskov herum. Fixierte das braun gebrannte Gesicht des Jüngeren und wartete ab, ob der Ablenkungsversuch gefruchtet hatte. Denn Cornelis - so hatte ihn Scortias zumindest genannt - schien dem Fetzten Stoff an seiner Hüfte bei weitem mehr Beachtung zu schenken, als es notwendig gewesen wäre. Er bedeutete ihm etwas. Und wenn Skadi ihn richtig einschätzte, symbolisierte diese Flagge den letzten Rest Stolz und Zugehörigkeit, den der Fremde noch besaß. Etwas, das Trevor in seiner brennenden Neugier offensichtlich entgangen war.

[Dschungel auf der Westseite der Insel, auf dem Rückweg zur Sphinx | hinter Rayon und Scortias, bei Trevor und Cornelis]



RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Aspen Montrose † - 04.06.2018

Gracias? Ja, eben so. Mit hochgezogener Schulter und Oberarm versuchte Aspen sich das rote Rinnsal an der Schläfe abzuwischen und konnte tatsächlich langsam wieder das Auge öffnen, nachdem der erste Schmerz in dem schlangenverursachten Adrenalin untergegangen war. Während Enrique wieder erste Lebenszeichen von sich gab und damit nicht den Eindruck erweckte, als bräuchte er eine Trage, brummte Aspen unzufrieden, strich sich über das Gesicht und dreht sich wortlos um, um das Ausbaumaterial und den einzigen guten Punkt dieses Tumults einzusammeln: Ihre kleine Jagdtrophäe. Er hätte tatsächlich nicht sagen können, wie sie beide hier gelandet waren und weshalb der Marinesoldat sich so leichtsinnig von einer Würgeschlange packen ließ – Schlangenbisse, ja, damit war zu rechnen, doch von einem ganzen Schlangenkörper eingenommen werden? Das war eine Glanzleistujng.
Mit schnellen Hangriffen schnallte der Montrose sich wieder ein, verstaute alles Benutzte und verwarf den wenig kameradschaftlichen Gedanken, einfach alleine zurück zur Sphinx zu waten. Mit etwas Glück würde das kleine Rinnsal an seiner Schläfe bis dahin versiegen.
Kopfschüttelnd entschloss er sich jedoch dazu zurück zu Enrique zu gehen, diesem relativ weitflächig das Grünzeug freizusäbeln und dann... zu warten. Nein, er würde ihm nicht aufhelfen, da konnte der Dunkelhaarige so viel seufzen wie er wollte.

„Da hat dir deine hochgepriesene Schusswaffe wohl doch nicht viel gebracht.“, konnte er sich nicht verkneifen, Enriques Jauchzen von zuvor noch einmal zu zitieren. Vielleicht gäbe es nun endlich einen Schusswaffenjunkie weniger und einen effizienten Waffennutzer mehr auf der Welt. „Stell dich nicht so an. Wir müssen los.“

Zwar kam Aspen das letzte Ereignis vor, als hätte es nur Sekunden angehalten, doch er bezweifelte, dass seine Zeitwahrnehmung dem tatsächlichem Fortschritt entsprach. In voller Aufbruchslaune packte er sich Enriques verstreute Sammeleien, die scheinbar ihr gesammeltes Schiffsmaterial beinhalteten.
Er würde nicht als Krücke dienen. Zur Not würde er dem Offizier einfach ein paar Blätter überwerfen und jemand anderes zurückschicken, der ihn holen würde, wenn der Kerl sich so anstellte.

(Enfrique, Urwald)


RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Lucien Dravean - 08.06.2018

Nur selten fühlte sich Lucien so hin und her gerissen wie in diesem Moment. Einerseits erfüllte ihn eine derart energiegeladene gute Laune – die er nicht zuletzt der Schwarzhaarigen und ihrer angenehm erfrischenden Art zu verdanken hatte – dass er sich gut und gerne noch Stunden mit ihr die Zeit hätte vertreiben können. Andererseits kitzelte ihn inzwischen ebenso stark der Tatendrang. Und seine Neugier auf Geheimnisse. Das Unbekannte. Beides in Form des Attentäters, hinter dem nach wie vor eine interessante Geschichte stecken mochte. Was jedoch den Ausschlag gegeben hatte, weshalb er den Weg frei gemacht und Shanaya damit ausgewichen war, war etwas gänzlich anderes. Etwas, worüber sich der junge Captain in diesem Augenblick lieber keine Gedanken machen wollte und das er ihr ganz sicher auch nicht auf die Nase binden würde.
Auf ihre Frage erntete sie deshalb nur einen vielsagenden Blick – wissend, dass sie an ihre eigene Mutmaßung wohl selbst nicht glaubte. Der Umgang mit ihr war viel zu leicht, zu locker, zu unterhaltsam für ihn, um Angst zu haben. Eher zog ihn das an.

"Es sieht ein bisschen danach aus, oder?", erwiderte Lucien amüsiert und konnte sich ein gut gelauntes Schmunzeln nicht verkneifen. Eine Antwort darauf erwartete er jedoch nicht. "Nein. Eigentlich bin ich bloß neugierig."

Damit wanderte sein Blick wie von selbst zu Yaris und Liam hinüber, die in einvernehmlichen Schweigen beieinander saßen. In den grünen Augen erschien ernsthaftes Interesse, als er gedämpft fortfuhr. Weit genug entfernt, damit ihn die beiden Gestalten noch nicht hören konnten.

"Wenn er der ist, für den ich ihn halte, haben wir einiges gemeinsam. Und jemanden wie ihn mache ich mir lieber zum Freund als zum Feind."

... Und selbstverständlich ließ er sie lieber ein bisschen zappeln. In seinen Augen blitzte es wieder amüsiert auf, als er Shanaya einen Seitenblick zuwarf. Zu mehr erhielt er jedoch keine Zeit, denn in diesem Moment erreichte Liams Stimme die beiden am Achterdeck und lenkte Luciens Aufmerksamkeit endgültig auf die Männer. Seine Antwort war nur ein belustigstes Schnauben.

"Eigentlich nicht. Wir waren da unten ganz ungestört.", gab er munter zurück, während er sich wieder in Bewegung setzte. Ein kurzer Blick zurück galt der Schwarzhaarigen, um zu sehen, ob sie sich ihm wieder anschloss.

[Hauptdeck | mit Shanaya | fast bei Yaris, Liam und Sineca]



RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Farley Dunbar - 14.06.2018

Er antwortete nicht auf ihre Worte, sondern nickte nur – leicht abwesend wirkend, denn was sie gesagt hatte, gefiel ihm keineswegs. Er hatte nichts gegen etwas Spontanität, aber das kam ihm doch sehr leichtsinnig vor. Sein Sinn für Gefahr schien ein wenig abhanden gekommen zu sein, als man ihm Ketten angelegt hatte. Farley war von grundauf skeptisch – und nicht darauf erpicht noch einmal auf einem Schiff irgendwohin transportiert zu werden, wo man ihm seine Hand abhacken würde. Oder ähnlich abartige Dinge mit ihm anstellen wollte. Der Braunhaarige verkniff sich mit Mühe ein Kopfschütteln und folgte dem Blick der Blonden in Richtung des Schiffsarztes, der sich aber weiterhin selbst beschäftigte.

„Wenn ich allein wäre, würde ich es wohl machen. Aber warum sollte ich verfügbare Resourcen nicht nutzen?“

Das wäre dumm, ziemlich dumm sogar. Zumal er sich bei seinen „Fertigkeiten“ im Umgang mit Nähzeug sicherlich noch mehr verletzt hätte. Farley veränderte seine Position ein wenig, weil er das Gefühl hatte, dass sein Arm langsam einschlief. Außerdem gab ihm das Gelegenheit einen Moment länger darüber nachzudenken, was er auf die folgende Frage der Blonden antworten wollte – und ob er überhaupt antworten wollte. Aber warum sollte er nicht?

„Keine Haut in jedem Fall, sonst hätte Gregory hier sicherlich noch mehr zu tun.“


Er schmunzelte ein wenig und hoffte, dass die Blonde sich mit der Antwort zufrieden geben würde. Um ihr ein wenig Ablenkung zu verschaffen, schob er nur wenige Sekunden später eine neue Frage seinerseits hinterher. Zuvor aber zog er die Beine wieder zu sich heran und veränderte seine Armhaltung erneut. Er stützte sich nun auf seinen Oberschenkeln ab und bekam so einen leicht verträumtes Aussehen (man glaubte gar nicht, wie sehr das bei einigen Leuten zog – selbst wenn er hier nicht darauf aus war, der Frau schöne Augen zu machen).

„Das heißt ihr seid bei der Wahl eurer eigentlichen Ziele auch eher spontan? Oder gibt es so etwas wie... einen übergeordneten Plan? Ein heroisches Gesamtziel, für das alle ihr Leben opfern würden, um es zu erreichen?“

Man merkte an seinem Tonfall, dass er natürlich ein wenig übertrieb. Zwar konnte er sich die Blonde und den frischbefreiten Cäptain sehr gut in einer Art Szene vorstellen, in der sie beide fast am Ende ihres Weges angelangt sich für ihre Sache opferten und schließlich – von der Marine erwischt und gestellt – niedergestreckt auf den Planken eines Schiffes sterbend mit ihrem letzten Atemzug die Hände nacheinander ausstreckend starben. Das wäre eine schöne Szene für ein Schauspiel gewesen. Aber hey, nur ein Bild in seinem Kopf. Wahrscheinlich waren sie einfach auf plündern und brandschatzen aus.

[Tallin und Gregory | Lazarett]


RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Enrique de Guzmán - 14.06.2018

Mit jedem weiteren schmerzhaften Atemzug wich der Schwindel mehr, bis Enrique sich fit genug fühlte sich einen Überblick zu verschaffen.
Er lebte, das Monster von Schlange war tot, und von dem Aguti war, wie zu erwarten, nichts mehr zu sehen. Seine Pistole lag nicht weit von ihm entfernt und er griff vorsichtig danach. Auch das tat weh, ließ sich aber aushalten. Er hatte sich zu häufig geprügelt, um wegen einer angeknacksten Rippe liegen zu bleiben. Langsam steckte er die Schusswaffe wieder hinten in den Gürtel. Und überlegte wieso er die Schlange nicht früher mitbekommen hatte, kam aber zu keinem vernünftigerem Ergebnis, als dass er sich wohl zu sehr auf die Jagd konzentriert hatte und sie einfach zu gut getarnt gewesen war.
Dann steckte er sich immer noch vorsichtig bewegend einiges in die Tasche zurück, was er zwischen den Pflanzen und toten Blättern fand und verschloss sie wieder. Zum Glück war nicht viel mehr als Zubehör zur Pistole darin gewesen.

Schritte und Rascheln ließen ihn Aufsehen. Der Zimmerer war zurück, voll beladen mit seinem Gepäck, blieb ein paar Schritte entfernt von ihm stehen und warf ihm höhnisch ein paar Worte an den Kopf.

Enrique schnaubte.
Was hatte er erwartet? Weitere Hilfe? Vielleicht hatte er darauf gehofft, gestand er sich ein, sie wäre zumindest mal eine angenehme Abwechselung gewesen.
Statt dessen bekam er Hohn und Spott. Das musste er sich wohl anhören, immerhin hatte er den Holzwurm provoziert.
Aber sollte Aspen ruhig denken, was er wollte. Die wirklichen Gegebenheiten interessierten ihn wahrscheinlich eh nicht.
Der Leutnant verkniff sich einige Kommentare die ihm auf der Zunge lagen.
Stimmt. Sie hat dich nicht richtig erwischt würde jetzt genau so wenig helfen wie Was denn? Vielleicht wollte ich dich bloß auf mich aufmerksam machen. Und das hat doch ganz wunderbar funktioniert oder Hoch gepriesen? Träum weiter. Das sähe anders aus. Und was willst du? Sie hat, wie schon oft dazu beigetragen, dass ich lebe. Wenn dir das nicht passt lass mich damit zufrieden..
Auch verflog jegliches Gefühl von Dankbarkeit, dass sich eingestellt hatte, machte sein Begleiter doch wieder einmal deutlich, dass er nicht viel von ihm oder seiner Anwesenheit hielt.

Mühsam aber entschlossen stemmte er sich auf die Knie und schwankte einen Moment. Der Schmerz in seiner Seite ließ seine Sicht kurz erneut verschwimmen, doch das war wie schon erwähnt nicht die erste gebrochene Rippe und sie würde ihn bestimmt nicht aufhalten.

"Wenn du es so eilig hast, könntest du mir ja aufhelfen anstatt dass du Reden schwingst. Aber das wäre, wie ich sehe, zu viel verlangt", erwiderte er unterkühlt und gleichgültig, während er seine Gürtel löste und ihn auf den Boden legte.

Dann packte er den Schlangenleib und zog ihn, die Zähne aufeinandergepresst, über den Lederriemen. Nochmals griff er zu, um auch den Rest darüber zu falten ehe er den Gürtel darum festzog.
Zeit auf die Füße zu kommen.
Langsam erhob er sich und dieses Mal blieb der Schwindel fast gänzlich aus. Tief atmete er durch und bereute es gleich wieder. Eine kleine Weile sog er nur flach die Luft ein und wartete auf das nachlassen des Schmerzes

"Reich mir den Kleinkram und nimm das Fleisch oder hilf mir wenigstens es auf die Schulter zu kriegen! Zum hier lassen ist es auf jeden Fall zu schade."

Sein Tonfall war so pragmatisch und neutral wie er ihn nur hinbekam, genau wie der Blick, mit dem er den Montrose aufforderte, seinen Worten folge zu leisten.
Innerlich war er unendlich wütend. Auf sich, auf Ryan, Aspen, die Schlange, die gebrochene Rippe, die Umstände und noch einiges mehr. Er hieß seinen Zorn willkommen, würde der ihm doch helfen sich selbst und welche Last es auch immer werden würde ohne Klagen zurück zum Schiff zu befördern.
Er wusste, er würde es hinterher definitiv bereuen, doch den Triumph würde er dem Handwerker nicht geben.


{ Bei den Ruinen im Dschungel | bei Aspen }



RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Josiah Moggensten - 17.06.2018

Es schien, als wäre dem anderen das Schweigen kein bisschen unangenehm. Zumindest machte er keine Anstalten, das sanfte Rauschen der Wellen mit seiner Stimme zu übertönen, was dem Eigenbrötler nur recht war. Yaris folgte den Spuren, die die sich ständig drehenden Rädchen in seinem Kopf zogen und genoss gleichzeitig die warme Sonne auf den Schultern. Dass ihre Wärme in den Wunden brannte, spielte keine Rolle. Dachte er doch noch bis vor wenigen Tagen, er würde ihr herrliches Antlitz nie mehr – vor allem als freier Mann - erblicken. Dazu die frische Brise, die den Duft des Meeres an seine Nase trug. Hier und da zogen Möwen weite Kreise am azurblauen Himmel oder zankten sich um einen Beutefisch. Er sollte mehr Dankbarkeit zeigen? Yaris war dankbar. Er aber zeigte derartige Regungen auf andere Weise. Der Bursche mochte in seinen jungen Jahren vielleicht schon viel gesehen haben, aber er war eben genau das: JUNG. Auch wenn er ihm da gewiss nicht zustimmen würde, doch ihm fehlte einfach noch nie Erfahrung eine solche, nicht zur Schau gestellte Regung, zu erkennen. Mit dem Alter würde dieses Erkennen kommen – vielleicht.

Schritte kündeten von zwei Gestalten, die sich zu ihnen gesellen wollten. Doch Yaris’ Blick folgte nicht sofort seinem Instinkt. Stattdessen atmete er tief die frische Luft ein. Welch Wohltat gegen den Mief der Gefängnismauern. Eine widerliche, abgestandene und gegärte Mischung aus Schweiß, Blut und weitaus unappetitlicheren Ausscheidungen vermengt mit Folter und Tod.

Es verstrichen einige Momente, bevor der Blick aus grünen Augen sich auf die beiden Rückkehrer richtete. Sein Blick kreuzte den seines jungen Landsmannes und in das Grün des Attentäters stahl sich ein wissendes Funkeln, obwohl er kein Wort verstehen konnte. Es schien, als wisse er dennoch sehr genau, worüber die beiden gerade sprachen. Als könne er in den Kopf des jungen Captains schauen.
Ein kurzer Moment nur, der wie die sanfte Meeresbrise allzu schnell wieder verwehte und sich die Blicke wieder trennten, während seine jüngste Bekanntschaft das Wort ergriff. Unbeteiligt verfolgte der Attentäter die sanfte Brandung jenseits des Schiffes.

{schweigend, neben Liam sitzend, in der Nähe von Lucien und Shanaya}


RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Aspen Montrose † - 18.06.2018

Enrique schien tatsächlich ziemliche Schmerzen zu haben. Er seufzte bei jeder kleinen Bewegung und irgendetwas in seiner Brust wirkte nicht ganz in Ordnung. Waren es nur Prellungen, oder direkt ein Bruch? Der Schiffsarzt müsste sich dies wohl ansehen, nachdem er eigentlich seinen wohlverdienten Urlaub genießen könnte nach all den Verletzten, die es seit dem Zusammentreffen mit der Morgenwind gab. Gerade als Aspen tatsächlich so etwas wie Einsicht empfand und überlegte, wie er dem dunklen Mann minimal helfen könnte, öffnete dieser jedoch wieder seinen Mund. Aufhelfen? Nein, so ganz bestimmt nicht. Selbst wenn sie für den Weg doppelt so lange bräuchten, würde er keinen Finger krümmen, dem Mann aufzuhelfen, das hatte Enrique sich selbst eingebrockt. Vielleicht würde er aus seinen Fehlern lernen.

Kopfschüttelnd wandte er sich wortlos ab, ging nicht auf die freche Wortwahl des ehemaligen Offiziers ein und schnappte sich dessen Gut vom Boden auf, um es sich – wie seinen eigenen Anteil – umzuschnallen. Bei der kopflosen Schlange überlegte er einen Moment, bevor er diese ebenfalls mit sichtlich einiger Mühe hoch stemmte und Enrique wortlos abnahm, kurz ins Wanken geriet und sich dann dazu entschied, die Hälfte des Schlangenkörpers – wie viel wog so ein Vieh eigentlich?! - hinter sich herschleifen zu lassen. Unter der Last vermischte sich das sachte Rinnsal Blut an seiner Schläfe mit neuen Schweißtropfen. Im Gegensatz zur See mit seinen Böen war es hier im Dickicht nicht nur warm, sondern beinahe unerträglich feucht.

Ein weiterer Blick galt Enrique, der lieber weiter schimpfte, anstatt seine Kräfte für den Weg einzusparen.

„Beweg' dich endlich, wir müssen zurück.“, brummte er und drehte sich um.

Die Sonne war unter dem dichten Blätterdach über ihnen nicht zu erkennen. Aspen wusste daher nicht, wie viel Zeit vergangen war. Doch bevor er noch länger hier wartete, würde er lieber verfrüht zurück, als sich mit nachtaktiven Tieren herumzuschlagen, die hier lauerten. Entschieden nahm er den Schritt auf, von dem Verletzten weg. Er selbst würde langsam genug voran kommen mit der gesamten Last, sodass der Andere mitkommen könnte, wenn er sich anstrengte.

(Urwald, Enrique)


RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Enrique de Guzmán - 26.06.2018

Statt einer Antwort oder einer Last bekam Enrique die Schlange ohne ein Wort abgenommen. Mit zusammengezogenen Augenbrauen musterte er den Holzwurm, der sich anscheinend lieber übernahm, als dass er ihm irgendetwas anvertraute.
Der Offizier machte sich nicht vor, dass es aus Hilfsbereitschaft oder wegen der Verletzung geschah. Vielmehr musste er davon ausgehen, dass der Blondschopf ihn entweder für so unfähig hielt, dass er es nicht mal hinbekäme die Sachen zu tragen, vertraute ihm so wenig, dass er es für möglich hielte, dass er die Sachen mit Absicht fortwerfen könnte oder war so paranoid, dass er nicht einmal die Idee aufkommen lassen wollte, er müsse für irgendetwas dankbar sein, weil Enrique ihm geholfen hatte.
Der Schwarzhaarige zuckte die Schultern. Auch etwas, dass er bereute, zeigte aber keine Regung, sondern entlastete lediglich die schmerzende Seite.
Sollte Aspen ruhig mehr tragen als Sinn machte. Das war nicht sein Problem.
Kurz sah er sich um, ob er noch irgendetwas Wichtiges verloren hatte, das er aufheben sollte, testete dabei vorsichtig seine Beweglichkeit aus und seufzte. Drückend Schwül wie es war, rann ihm der Schweiß übers Gesicht und er wischte sich ihn bedächtig ab.
Prompt wurde er angeranzt.
Für einen Moment war er arg versucht etwas zu erwidern. Doch was brächte das schon?
Wortlos setzte er sich in Bewegung und tastete sich langsam an ein akzeptables Gehtempo heran. Auf Grund seiner Verletzung arbeitete er jetzt beim vorankommen um so mehr mit dem Wald zusammen. Der anfangs böse Schmerz wurde bald erträglich, sodass er das Tempo anzog und zum Handwerker aufschloss.
Eine Weile gingen sie schweigend, ehe Enrique beschloß, doch noch ein letztes Friedensangebot zu machen.
Ruhig fragte er:

"Bist du sicher, dass ich dir nicht doch etwas abnehmen soll?
"Und entschuldige den Streifschuss. Da bist du dummerweise in meine Schussbahn geraten."


Abwartend schritt er weiter hinter dem Montrose hinterher.


{ Im Dschungel | bei Aspen }



RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Cornelis Feuerbart - 04.07.2018

Sie waren nun schon eine ganze Weile unterwegs durch den Dschungel. Während dieser Zeit hatten Cornelis´ Augen abwechselnd das dichte Grün der Umgebung, die anderen Piraten und vor allem Trevors Spielchen beobachtet. Er verzog kurz das Gesicht, als dieser plötzlich vom morschen Holz des Baumes abrutschte und herabsegelte in den Farn. Dann schüttelte er leicht den Kopf, als Trevor im nächsten Moment offenbar unversehrt aufstand. Nur einige Augenblicke später rannte der Blondschopf auf ihn zu und zeigte ihm einen dicken, blauschimmernden Käfer und fragte völlig wirres Zeug.

"Zehenfresser? Was soll das überhaupt sein, ein Zehenfresser?", brach er für einen kurzen Moment sein sonst durchgängiges Schweigen.

In diesem Moment schloß Kaladar zu ihnen auf und wollte Trevor anscheinend beschäftigen, indem er ihn nach den Fallen fragte, die sie wohl auf ihrem Hinweg ausgelegt hatten. Doch der Blonde war mit seinen Gedanken schon wieder woanders und begann Cornelis nach der Fahne auszufragen. Feuerbart entlockte es ein kleines kurzes Lächeln, daß sich jemand für seine Flagge interessierte und wollte gerade antworten, als Trevor einfach nach dieser griff.

Da schob sich bei ihm schlagartig ein Riegel vor und seine Miene verfinsterte sich, als wäre plötzlich ein Sommergewitter aufgezogen. Er, dem alles, sein ganzes Leben, entrissen worden war, vertrug momentan eine solche Handlung nicht, die die Symbolik des Entreißens darzustellen schien. Ohne sein bewußtes Zutun ließ die linke Hand den Fleischspieß fallen, den er getragen hatte, schoß der rechte Arm aus seinem Gürtel, ballte sich die rechte Hand zur Faust und schnellte nach vorn, dorthin zielend wo sich zu diesem Zeitpunkt noch Trevors Gesicht befand.

Als das geschehen war, stand er wie angewurzelt, schaute blinzelnd, wie erwachend, in Trevors Richtung und ließ leise zischend die für einen Moment angehaltene Luft aus seinen Lungen ausströmen.


[Dschungel, auf dem Weg zurück zur Sphinx / mit Trevor, Scortias, Rayon und Skadi]



RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Trevor Scovell - 05.07.2018

Ein Reflex riss Trevor zurück, bevor er überhaupt realisierte, was da auf ihn zuflog, er kam nicht weit, nicht weit genug jedenfalls, rücklings stolperte er in Kaladar, strauchelte, verlor fast das Gleichgewicht, wusste einen Moment nicht, wohin mit Armen und Beinen und dem Speer, hatte er damit gerade jemandem eins übergebraten?
Einen Herzschlag später stand er mit beiden Füßen auf festem Boden. Über den Lauf der Donnerbüchse taxierte er den ehemaligen Captain der Onyx.

„Hoppla.“

Das klang ja fast schon bedrohlich, wenn man es so langsam sagte. Jeden Muskel angespannt, den Kopf leicht schief gelegt, auf den Lippen nur noch die Andeutung eines Lächelns. Doch was Trevor eigentlich meinte, war: Hoppla, warum denn die Donnerbüchse. Die war ja nicht mal geladen. Greg sagte, wenn man so viel rumhüpfte, war das gefährlich, und aus Erfahrung musste Trevor ihm da zustimmen. Er runzelte kurz die Stirn, was einen dumpfen Schmerz auslöste, entschied, dass es ja auch egal war, und sah wieder Feuerbart an.

„Das war aber nicht sehr nett!“

Er verzog das Gesicht. Der andere sah ja nicht mal kampflustig aus, also wirklich, wenn schon, denn schon! Stattdessen wirkte er eher etwas … verdutzt? Ein bisschen beleidigt rümpfte Trevor die Nase und das tat jetzt richtig weh. Kurzerhand wirbelte er den Speer in der rechten herum und rammte ihn mit der Spitze in die weiche Erde. Ohne Feuerbart aus den Augen oder aus der (na ja, zumindest imaginären) Schusslinie zu lassen, tastete er mit der freigewordenen Hand nach seiner Nase. Seine Augen weiteten sich. Uh. Blut. Etwas perplex starrte er das Rot auf seinen Fingern an. Im nächsten Moment fing er an zu lachen.

Das war mal ein guter Schlag“, grinste er schließlich und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase. „Nur keine Glanzleistung von mir, von allen Seiten ausgerechnet nach hinten auszuweichen. Ich kann das besser, echt jetzt! Oder Rayon, kann ich doch!? Irgendwann zeig ich dir das mal! Andererseits –“

Er musste abbrechen, das Blut lief ihm in den Mund und über das Kinn. Mit einem kurzen, rückversicherndem Blick auf Kaladar und Rayon steckte er die nutzlose Donnerbüchse zurück in den Gürtel und zog im selben Zug das Hemd über den Kopf.

„Andererseits, wenn ich das nicht gemacht hätte, wäre meine Nase jetzt Matsch, was?“

Er schüttelte ungläubig den Kopf und drückte den Stoff sachte gegen die Nase.

„Hast du das gesehen, Kaladar?! Er hat mir die Nase ge- okay nicht gebrochen, fühlt sich nicht gebrochen an, ich weiß, wie sich das anfühlt, aber es blutet, guck, guck!“

Mit leuchtenden Augen hielt er Kaladar das blutige Hemd unter die Nase.

„Wie nennt man das, wenn die Nase blutet, aber nicht gebrochen ist? Gebluten? Ich sollte Greg fragen, Greg weiß das, er wird Augen machen! Feuerbart hat meine Nase gedingst! Feuerbart! Meine Nase!“

Er sollte langsam mal eine Liste machen mit aaaaall den Dingen, die er Greg unbedingt erzählen musste. Zumindest innerlich, gedanklich eben, geschrieben waren voll umständlich und doof und außerdem las Greg sowieso nicht so gern.
Er versicherte sich rasch, dass weder der Beutel an seinem Gürtel noch die potenziellen Zehenfresser darin Schaden genommen hatten, dann wischte er ein letztes Mal mit dem Hemd über die Nase – machte es das eigentlich besser oder schlimmer? – und strahlte den ehemaligen Captain an, als hätte der ihn nie verletzt.

„Also ist es die Flagge!“, rief er triumphierend, obwohl er eigentlich nicht schlauer war als vorher. „Oooooder – ein Schatz! Oder beides! Ein Schatz innerhalb einer Flagge! Eine Schatzkarte auf einer Flagge! Dann musst du sie aber Shanny zeigen, sie mag Karten!“

Er packte den Speer und zog ihn aus der Erde. Im Leuchten seiner Augen schien immer noch etwas Lauerndes zu liegen.

[Dschungel auf der Westseite der Insel, auf dem Rückweg zur Sphinx | neben Skadi und Cornelis, hinter Rayon und Scortias]