Inselwelten
Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - Druckversion

+- Inselwelten (https://inselwelten.crux-mundi.de)
+-- Forum: Inselwelten (https://inselwelten.crux-mundi.de/forumdisplay.php?fid=7)
+--- Forum: Rollenspiel (https://inselwelten.crux-mundi.de/forumdisplay.php?fid=12)
+---- Forum: Buch 1 - Auftakt (https://inselwelten.crux-mundi.de/forumdisplay.php?fid=143)
+---- Thema: Kapitel 3 - Freiheit oder Tod (/showthread.php?tid=321)

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13


RE: Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - Greo - 28.09.2017

Seine Hände schienen am Ruder festgeklebt, seine Füße mit dem Deck verankert. Der Lärm in der Ferne war für ihn wie in Watte gepackt, das Licht brannte ihm noch Sekunden nach der Explosion in den Augen. Dankenswerterweise war sein bedächtiges Gemüt auch in der Lage Trevors Gebrabbel auszuschalten (das dafür sorgte, dass Greos schlechtes Gewissen auf der Stelle wie ausradiert war – ihm fiel wieder ein, weshalb er den ungestümen Kerl vorher aus dem Weg haben wollte). Er wusste nicht, ob er ihm sonst irgendetwas über den Schädel gezogen hätte.
Berstendes Holz und schreiende Männer in vielen Metern Entfernung spielten keine große Rolle, denn sein Universum konzentrierte sich auf den kleinen Radius, der die Sphinx einschloss. Trotz der dumpfen Geräuschkulisse im Hintergrund und das Poltern der Schuhe der Mannschaft, hörte er seinen Puls durch den Leib rauschen. Es war, als ob er ihn anfeuerte. Er sah die Lichtreflexionen am zerschossenen Heck des Marineschiffes im Wasser tanzen, dass irgendwo – so hoffte er – ihre lebenden Kameraden in sich verbarg. Wie lange mochten sie schon in der Nässe, in der Kälte schlottern? Greo stammte aus einer Gegend, in der die Sommer nicht mit Hitze geizten und auch die Flüsse oft eher milde Grade hatten, aber ihm war klar, dass bei den herrschenden Temperaturen kein menschlicher Körper ewig im Meer ausharren konnte. Zumal er nicht wusste, wer von den Gesuchten alles schwimmen konnte und überhaupt, es – - - Verdammter Hohlkopf, drang ihm ins Hirn, als Trevor über Bord ging.

«Mann über Bord!», teilte er überflüssigerweise mit, da Gregory bereits registriert zu haben schien, dass die Saufnase sich nicht mehr an Deck befand. Greo verrenkte sich den Nacken. Laut vernehmbar wiederholte er die wichtigsten Sätze, die ihm die Mannschaft zurief, um ihnen zu signalisieren, dass er sie verstanden hatte und wusste, was sie gerade taten.

«Gregory übernimmt das Beiboot!»

brüllte er und die Nackenhaare stellten sich ihm auf, als er diesen für ihn grotesken Satz sagte. Sein Blick glitt, während er sich gegen das Ruder stemmte, weiterhin über das Szenario: die schwarzen Wogen und glimmenden Lichter in den Wellen, die er von seinem Standpunkt aus sehen konnte. Es flammte und blitzte. Blitzte?

«Was ist da?»

rief er und deutete kurz mit einer Hand in die Richtung, aus der es ihn geblendet hatte. Ein Überbleibsel Fensterglases in Resten eines schwimmenden Rahmens? Eine Einbildung? Eine Flamme? Eine winzige Explosion von irgendeinem Gas auf dem Wasser?

[Ruder Sphinx | Hörweite Gregory | Sichtweite Rayon, Ryan (?) | hat ein Lichtblitzen gesehen – möglicherweise Enriques Signal, möglicherweise eine Halluzination]


RE: Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - Talin Dravean - 03.10.2017

Nach nur ein paar Sekunden schmerzte das Schwenken der improvisierten Fahne. Ihr Arm fühlte sich schlapp an, das Holzstück in ihren Händen immer schwerer. Genau, wie sie gedacht hatte: Lange würde sie das nicht können. Für einen kurzen Augenblick hielt sie inne und sah zu Shanaya. Nicht gut. Das Mädchen würde nicht mehr lange bei Bewusstsein bleiben.
Mit einer kraftlosen Bewegung hob sie das Holz wieder an und fing an es zu schwenken, als über all den Lärm – die tosende See, das explodierte Schiff und die schreienden Menschen – ein einziges Wort zu ihr durchdrang.

„SHAAAANNY!“

Ruckartig wandte Talin den Kopf in Richtung der Sphinx. Hatten die Jungs sie schon entdeckt? Konnte das wirklich sein? Es wäre zu schön. Im Licht des Feuers sah sie schemenhaft, wie das Schiff näher kam, erkannte ungefähr wie eine Person über das Deck hüpfte und dann über Bord ging. Wieder hielt die Blonde im Schwenken der Fahne inne, diesmal vor Schock.

„Ist das dein verdammter ernst?“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als sie sah, wie etwas anderes, schweres ins Wasser platschte und dann ein zweiter Körper hinter dem ersten hersprang. War das nicht eigentlich eine Befreiungsaktion für die Gefangenen der Morgenwind gewesen? Warum mussten jetzt bitte auch noch die Jungs von der Sphinx gerettet werden?

„Bei allen acht Welten.“

Sie ließ die Fahne sinken, widerstand aber dem Drang sich die Nasenwurzel zu massieren. Sich über diese Idioten aufzuregen, dafür war jetzt keine Zeit. Stattdessen ließ sie das Holzstück los, nachdem sie das Tuch natürlich gelöst hatte, und sah sich dann suchend nach ihrem Bruder um. Er musste irgendwo in der Nähe sein, damit sie ihn auf das Beiboot aufmerksam machen konnte. Nach ein paar Herzschlägen hatte sie ihn entdeckt. Allerdings entfernte er sich von ihr. Sie wollte ihn zurückrufen, stützte sich schon auf ihr Holzstück nach oben, als sie entdeckte in wessen Nähe sie war. Liam. Gut. Dann wäre Lucien in guten Händen. Sie mussten nur noch die Sphinx auf sich aufmerksam machen. Aber als sie den grünblauen Blick weiter wandern ließ, sah sie jemanden, der Lichtsignale zu geben schien. Wer immer es war, Liam war in dessen Nähe und Lucien machte sich ebenfalls auf den Weg dahin. Das hieß dann wohl, dass sie nicht der Feind waren. Da ihre Crew soweit in Sicherheit zu sein schien, ließ sie sich wieder nach unten sinken und holte ein paar Mal Luft, um wieder Kraft zu schöpfen, wobei ihr Wasser in den Mund schwappte. Sie hustete ein paar Mal und wandte sich dann an Shanaya.

„Ich denke das Beiboot ist im Wasser. Wir müssen näher ran schwimmen, damit sie uns rausholen können. Und dann müssen wir noch die anderen retten. Halt...einfach durch. Dann kriegst du deinen roten Stuhl.“

Nochmals hustete sie, bevor sie sich, nach einem letzten Blick in die Richtung ihres Bruders, zum Beiboot in Bewegung setzte.
Nach gefühlten unendlichen Minuten und inzwischen fast völlig entkräftet, war sie nahe genug heran, dass sie immerhin erkennen konnte wer, so geschickt ins Wasser gefallen war. Es war nicht mehr weit, sie konnte sie beiden auf sich aufmerksam machen. Nur noch ein paar Meter und Shanaya und sie waren in Sicherheit.

„HEY TREVOR, GREGORY! WIR SIND HIER DRÜBEN, IHR IDIOTEN!“

Noch während sie hustete, hob sie eine Hand und winkte hektisch.

[Bei Shanaya im Wasser | sieht die Sphinx und das Beiboot | auf dem Weg zum Beiboot | in Sichtweite von Trevor und Gregory


RE: Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - Shanaya Árashi - 05.10.2017

Sie ignorierte ihre Sternschnuppen. Herrje, Talin war also auch einer dieser furchtbaren Banausen! Wie konnte man nur so grausam sein? Dabei waren die romantisierten Wrackstücke, die lichterloh den Himmel erhellt hatten, mit das einzige, was den Geist der Schwarzhaarigen noch wach genug hielt. Ihre Augen wurden immer schwerer, sie musste sich also mit aller Kraft an irgendeinen Strohhalm klammern. Und wenn es nur irgendein unzusammenhängendes Gerede war. Nicht, dass ihr Gedankengang in gesundem Zustand anders verlaufen wäre – aber hier ging es ums Prinzip! Shanaya beschäftigte sich weiter mit diesem grotesken Gedanken, zählte still die Holzstücke, die sie in der Dunkelheit um sich herum erkennen konnte. Alles tun um wach zu bleiben, auch wenn ihr immer wieder die Augen zu fielen. Dafür sorgte dann aber auch das dumpfe Geräusch, das durch die Nacht hallte. Ein Name wurde gerufen. Ihr Name. Und durch die Dumpfheit all der Geräusche glaubte die junge Frau, diese Stimme sogar erkannt zu haben. Jaa, die Wiedersehensfreude war unendlich. Während sie noch diesem Gedanken nachhing, schien die Blonde an ihrer Seite wohl schon ein bisschen weiter zu sein. Die blauen Augen suchten die Umgebung ab, aber selbst durch ständiges Blinzeln wurde ihr Sichtfeld nicht klarer.

Was haben sie angestellt?“

Den Worten der Dunkelhaarigen folgte ein leises Husten, sie musste die Augen schließen. Ihr Körper wurde mit jedem Atemzug müder, vermutlich war es nur ihrem endlosen Kampfgeist zu verdanken, dass sie überhaupt noch ansprechbar war. Mehr oder weniger – wenn sie sich nicht mit Sternschnuppen beschäftigte. Die Kälte kroch ihr inzwischen durch alle Glieder, lieferte sich einen gekonnten Kampf mit Shanayas festem Willen. Und wieder der Gedanke – sie hatte schon schlimmeres durch gemacht. Wie oft hatte sie sich selbst mit irgendwelchen Verletzungen aus dem Wasser hieven müssen, als sie auf dem Schiff ihres Bruders gewesen war? Wie oft hatte er versucht sie zu töten und war sang und klanglos gescheitert? Und jetzt sollte sie sich von so einem Stuhl aus knocken lassen?! Nicht mit ihr! So drehte die junge Frau den Kopf ein wenig herum, als Talin scheinbar wieder mit ihr sprach, ließ sie leicht eine Augenbraue heben.

Jemand hast mir den Mund verboten, ich darf dir nicht antworten.“

Sie konnte das Lächeln, das in diesen leisen Worten mitschwang, nicht unterdrücken, amüsierte sich noch ein bisschen über sich selbst, während Talin sie irgendwie weiter in die Richtung der Sphinx bugsierte. Sie versuchte zu helfen, aber ihr Körper fühlte sich nur noch dumpf an, sie nahm ihre letzte Kraft also zusammen, um sich an dem Holz fest zu halten.
Als die Stimme der Blonden lauter als zuvor an ihre Ohren drang, zuckte Shanaya leicht zusammen, schielte aus den Augenwinkeln zu ihrer Begleitung hinüber und gab nur ein leises Brummen von sich. Nur noch ein bisschen, dann waren sie am Ziel. Dann konnte sie alle Stühle dieser Welt als Feuerholz benutzen und sich über ein ziemlich großes Feuer freuen.

[Bei Talin | Nähe der Sphinx | Sichtweite von Trevor & Gregory]



RE: Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - Trevor Scovell - 07.10.2017

Kopfüber polterte Trevor ins Beiboot. Das kleine Gefährt hatte sich gefährlich schräg gelegt, während er sich elegant über die Bordwand gehievt hatte, und umso mehr schwankte es jetzt auf den Wellen. Trevor blieb einen winzigen Moment liegen, aber das Boot schien nicht nachträglich noch kentern zu wollen. Ach Manno!
Da erschien ein vertrauter Kopf in Trevors Blickfeld und erinnerte ihn schlagartig daran, dass er so was Ähnliches wie eine Aufgabe gehabt hatte.

Oh, hey Greg!“, krähte er gespielt überrascht und richte sich schwungvoll auf.

Bevor sein Bruder auch nur auf die Idee kommen könnte, ihn zu rügen, nahm Trevor ihm sicherheitshalber die Worte aus dem Mund:

Du bis ja klitschnass! Wir sin doch nich sum Baden hier, also wirglich!

Er grinste übers ganze Gesicht, weil er fand, dass er Gregorys Stimme absolut fabelhaft nachahmen konnte, und schüttelte den Kopf, dass das Wasser aus seinen Haaren in alle Himmelsrichtungen spritzte. Erst dann kam er kraxelnd auf die Beine. Das Boot schwankte. Moment, Boot? Warum war er noch mal im Boot? Wenn nicht zum Baden? Was wollte Gregory von ihm? Was hatte er gerufen? Trevor hielt abrupt inne, beide Arme mitten in der Bewegung erhoben. Man konnte ihm förmlich ansehen, wie der Matsch in seinem Kopf gehirnähnliche Formen anzunehmen versuchte, Erinnerungen, Fantasien und so was ähnliches wie Pläne rollten durch seinen Schädeln wie Murmeln. Dann machte es „Klick“ und Trevor explodierte. Metaphorisch gesehen.

Oh, warte warte WARTE, ich hab was gesehn, es war, war, war, es waaaaaar

Er drehte sich blind um sich selbst, sprang auf und ab und vor und zurück und versuchte über die Wellen und die Trümmer und die panischen Menschen einen Blick auf das zu erhaschen, was er vorher gesehen hatte, meinte gesehen zu haben, irgendwann, irgendwo.

Es is weeeeg“, heulte er schließlich enttäuscht. „Es wa da vorn, da, ich bin mir gans sicha, ehrlich! Es sah aus wie die Segel vonna Sphinx! Rot! Ich schwör‘s!

Er zweifelte nicht einen Moment daran, dass sein Bruder ihm glauben würde. Trotzdem war er maßlos enttäuscht, dass das Flatterdings verschwunden war. Mittlerweile hing er wieder gefährlich weit über der Bordwand des Beibootes und fuchtelte in die Richtung, in der er es vermutete – einfach irgendwo da, wo das Wrack der Morgenwind gerade gen Meeresboden sank.

Könn wir da nachsehn?! Ja? Ja?! Bitte! Haben wir Ruda?!

Schon war er wieder aufgesprungen umd vermutlich hätte er damit das Boot endgültig zum Kentern gebracht, hätte nicht in diesem Moment jemand seinen Namen gebrüllt. Er fuhr herum – und im nächsten Moment war er schon wieder im Wasser.

Prustend kämpfte er sich wieder an die Oberfläche.

Nix passiert! Alles Absicht! – Hasu das gehört?! Sie ham gerufen! Mich! Und dich! Sie sin da! Ich hab‘s gesagt, ich hab‘s gesagt! – TAAAALLLLIIIIIIN! – Ich schwimm hin, okay, ja? Das is schneller! Guck, ich lass auch meine Sachen hier, wie du immer sagst: Immer immer dabei haben, nur nicht zu Schlafen oder zum Schwimmen!

Eifrig warf er alles, was er an Waffen und sonstigem Ballast dabei hatte, zurück ins Boot und plapperte dabei unentwegt, damit Gregory gar nicht erst dazu kam, ihn aufhalten zu wollen. Oder er zumindest nachher eine Ausrede hatte, warum er nicht hatte zuhören können. Einen Atemzug später paddelte er auch schon in die Richtung, aus der er meinte, die Stimme gehört zu haben. Und fuchtelte da nicht auch ein Arm?

Nach ein paar Metern tauchte deutlich sichtbar ein Gesicht zwischen den Wellen auf, dann noch ein zweites, dann beide zusammen und ein Stück Holz und – Kein rotes Flatterdings, registrierte Trevor ein bisschen enttäuscht. Aber dann war er auch schon bei ihnen und der Gedanke war wie weggewischt.

Talin! Shanny! – Greg! Ich hab sie gefuuuuunden!““

Er strahlte die beiden an, so gut es ging, wenn man mitten in der Nacht in Mitten der Reste eine zerstörten Schiffes schwamm – also in etwa so, als hätte jemand seinen Kopf durch eine Sonne ersetzt.

Was hast du mit deinem Kopf gemacht?“, lachte er an Shanny gewandt, während er Talin half, das Mädchen und ihr Holzstück in die Richtung zu bugsieren, aus der er gekommen war.

[im Beiboot, bei Gregory, in Sicht- & eventuell Hörweite zu Shanaya und Talin || im Wasser, bei Shanaya und Talin, in Sicht- & Hörweite zu Gregory]



RE: Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - Skadi Nordskov - 13.10.2017

Das laute Knistern durchströmte die Nacht und wenn man nur ganz fest die Augen schloss, konnte man sich ein kleines Lagerfeuer irgendwo am Waldesrand ausmalen. Mit einem halben Wildschwein über der zischelnden Flamme, die Nahrung und Schutz gegen die Dunkelheit spendete. Beinahe war Skadi versucht in eine ferne Welt zurück zu driften und hatte mit jeder voranschreitenden Minute Schwierigkeiten die Konzentration auf den Offizier zu richten, dessen Entsetzen einer faszinierenden Entschlossenheit wich. Nur wenig zogen sich die dichten Augenbrauen bei diesem Anblick zusammen, folgten den halb im Schatten liegenden Zügen des Dunkelhaarigen, ehe sie aus ihrem Blickfeld verschwanden. Irgendetwas brannte jäh auf ihrer Haut - ein Trugbild? Zumindest konnte sie behaupten, dass die Taubheit allmählich von ihren Zehen in ihrem Oberschenkel angekommen war, sich sogar allmählich von den Händen hinauf schlängelte und ebendort durch das sich nähernde Brennholz wie Nadelstiche in ihre Glieder bohrte. Fest biss die Nordskov die Zähne aufeinander, wagte es kaum ihren Kopf zur Seite zu drehen, um dem Offizier mit Blicken zu folgen und behielt seine schemenhafte Gestalt nur verschwommen im Augenwinkel. Tief in ihrem Herzen behagte es ihr ganz und gar nicht auf die Verbindung vertrauen zu müssen, die zwischen ihnen bestand. Darauf zu hoffen, dass er einen Weg zurück ins Trockene für sie fand und dafür Sorge trug, dass diese Nacht nicht ihre Letzte bleiben würde. In den letzten Jahren hatte sie nur auf sich selbst vertraut –aus guten Gründen niemanden an sich heran gelassen. Und nun fand sie sich auf einem vor sich hintreibenden Holzbrett wieder, umringt von Schutt und verschmorten Leichen und konnte kaum ihre Beine oder Arme bewegen. Fast schon enttäuscht drängte sich ein jähes Schnauben aus ihrer Kehle und drückte die Mundwinkel tief ins helle Fleisch ihrer Wangen. Bei allen Göttern, sie würde im Morast der Schuld versinken, wenn all das hier ein gutes Ende nahm. Diese Widergutmachung konnte sie ihm gegenüber gar nicht leisten – womit auch? Gefälligkeiten? Der Position als lebendes Schild? Skadi wusste doch nicht einmal ob ihre Wege sich nicht nach diesen und kommenden Ereignissen trennen würden. Zumindest im Leben Enriques gab es Menschen, zu denen er zurück wollte. Menschen, die ihm etwas bedeuteten und für die er all das auf sich genommen hatte. Doch davon war nichts mehr übrig geblieben – nur Trümmer und Asche, die allmählich gen Meeresgrund sickerte.
Warm drang der Atem des Dunkelhaarigen gegen ihre Schläfe, als er sich wispernd zu ihr hinab beugte. Zog die Aufmerksamkeit der dunklen Augenpaare auf sich, die jede seiner Züge durch den dichten Wimpernkranz zu fokussieren versuchten. Er hatte einen Plan? Kurz war die Jägerin versucht einem Abwehrreflex zu folgen, als sich die Klinge auf ihrer Jacke abzeichnete und deutlich spürbar über den Stoff ihrer Jacke huschte. Was zur Hölle hatte er damit nur vor? Aus ihrer Position heraus konnte sie die Sphinx am Rande des Chaos nicht sehen, konnte nur anhand der immer wieder in eine Richtung driftenden Blicke Enriques vermuten, dass ihm eine Ungereimt aufgefallen sein musste. Doch dann, als das helle Leuchten des brennenden Schiffteils in ihr Sichtfeld glitt, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.

“Du bist ein Genie.“, raunte sie sichtlich erstaunt und konnte ihren Blick kaum mehr von der schimmernden Klinge lösen, die unablässig auf und ab wankte. Geführt von schlanken Fingern, die in ihrer Erinnerung meist Schreibfedern oder Wettscheine zwischen sich trugen.
“Ich habe noch einen Dolch im Stiefel.“, fügte sie hinzu, dabei versucht den Rumpf zur Seite zu drehen und mit den Fingerspitzen nach dem Bund ihrer Schuhe zu fischen. Doch der stechende Schmerz ließ sie abrupt zurück weichen und die Augenlider fest aufeinander pressen. Schwarze Punkte schoben sich vor ihre Augen, trübten ihre Sinne und hinterließen ein heftiges Wummern unter ihrer Schädeldecke. Wieder kehrte die Übelkeit zurück, die sie bereits zuvor gefährlich nah an ihrem Kehlkopf gespürt hatte. War sie mit dem Kopf irgendwo aufgeschlagen und wusste es nicht mehr? Hatte die Explosion sie schlimmer getroffen, als bereits vermutet? Oder waren das die Nachwehen der Kopfnuss, die sie sich von einem der Piraten eingefangen hatte? Instinktiv wandte Skadi ihren Kopf von Enrique ab, die Lippen fest aufeinander gedrückt und kontrolliert atmend. Hoffentlich würde diese Tortur genauso schnell enden, wie sie begonnen hatte.
“Siehst du was?“

[im Wasser auf einem Wrackteil liegend | unmittelbar bei Enrique | in Sichtweite von Liam und bald auch Lucien |
| kurz vor der Ohnmacht ]



RE: Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - Josiah Moggensten - 15.10.2017

Yaris blickte sich nach allen Richtungen um. Um sie trieben teilweise brennende Wrackteile. Die Nacht war erfüllt von Schreien und hektischen Rufen. So viel Tod lag in der Luft. Heute Nacht feierte der Sensenmann ein Festmahl. Den Attentäter ließ es kalt. Er wandte den Blick von dem Spektakel ab. Nur ein oder zwei Meter weiter tauchte sein ehemaliger Zellengenosse auf und ebenfalls unweit der andere Typ. Ihre Blickte trafen sich für einen Moment und der Typ sah doch echt so aus, als sei er versucht, ihm helfen zu wollen. Denn sein Blick ging eindeutig in diese Richtung, ließ es dann jedoch sein … zu seinem Glück. Vielleicht war es auch der Blick, den Yaris ihm hatte zukommen lassen. Ein Blick, der so viel sagte wie ‚versucht es und du bist tot. Ein zuvorkommender Hinweis auf die freundliche Attentätermanier.

Irgendwie schaffte es der Attentäter, die Planke so unter seinen Oberarmen zu platzieren, dass sie ihm nicht entglitt und ihn tatsächlich trug. Kraftlos trieben Arme und Beine im Wasser und die Wellen drohten ihn von der kleinen illustren Gruppe abzutreiben. Die wenigen Paddelbewegungen dagegen wirkten dem nur bedingt entgegen. Zum ersten Mal seit vielen Jahren wünschte sich Yaris an einen anderen Ort. Jeden anderen Ort, der nichts mit Wasser, in die Luft fliegenden und untergehenden Schiffen zu tun hatte. Ach verdammt, selbst das Gefängnis auf Linara mit seinem sadistischen Hurensohn eines Vorstehers klang gerade wie das Paradies.
Den Kopf müde auf dem Oberarm abgelegt musterten die grünen Augen das nun unaufhaltsam sinkende Marineschiff und die armen Hunde, die die Explosion zwar überlebt hatten, aber noch zu nahe am sinkenden Wrack waren und dem Sog höchstwahrscheinlich nicht mehr entkommen würden. Empfand er Mitleid für sie? Nicht die Bohne. Mitleid gehörte nicht gerade in sein Repertoire.

Der dunkle Schopf hob sich allerdings, als aus dem Feuerschein ein weiteres, kleineres Schiff mit roten Segeln auftauchte. Eindeutig kein Marineschiff, was die Reaktion seines ehemaligen Zellengenossen nur bestätigte. Es schien wieder ein wenig Lebenskraft in seinen erschöpften Körper zu fahren. Eines musste man diesem Haufen lassen: Sie wussten einen großen Auftritt hinzulegen. Von ihrem Knaller-Abgang mal ganz zu schweigen.

„Da drüben! Ich glaube, das sind sie.“ Yaris folgte der Richtung und erkannte nun ebenfalls das seltsam aufleuchtende Licht. „Na los.“ Sein Körper wollte eigentlich nichts anderes als die Anstrengung einstellen und sich in die nagende Kälte zu ergeben. Es wäre so einfach. Doch Yaris erinnerte sich einmal mehr an das Motto, nach dem erlebte.
Zu sterben war einfach, leben hingegen schwer.
Und er hatte sich nie für den einfachen Weg entschieden. Kurz schloss er die Lider spannte seine schmerzenden Muskeln an und schob sich ein Stück weiter auf die Planke, um besser schwimmen zu können. Nach einer Weile erhob sich eine Stimme über das aufgewühlte Wasser. Yaris versuchte über die Wellen hinweg zu verstehen, was sie rief. Er würde schwören, es waren … Namen … Frauennamen.
“Folgt der Stimme.“, gab er seinen beiden Begleitern keuchend zu verstehen. Yaris kämpfte mit den Wellen, die ihm immer wieder ins Gesicht schlug und ihn gefühlt Literweise Salzwasser schlucken ließ.<

{Mit Lucien und Farley der Rettung entgegenschwimmend}



RE: Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - Gregory Scovell - 18.10.2017

Das Beiboot bei Trevors Hineinklettern ruhigzuhalten war leicht. Immerhin musste er sich nur in die Richtung lehnen, wo der Andere nicht am Dollbord hing. Bei seinem späteren Geturne sah das dann anders aus. Zum Glück würden zwei Gesuchte auf sich aufmerksam machen und damit das Schlimmste verhindern. Und für den Rest hatte Gregory genug Erfahrung...

Der Braunhaarige schüttelte zunächst den Kopf über die Begrüßung, danach über die Anmerkung und Schlussendlich über das gesamte Verhalten seines Cousins.

"Musst du gerade tönen! Mister 'Ich geh über Bord'!", antwortete er halb erbost, halb erheitert.

Seufzend ließ er den Tropfenschauer über sich ergehen und nahm gelassen hin, dass Trevor aufstand. In diesem Zustand hätte er ihm beide Beine brechen müssen um ihn daran zu hindern und ihn doch nicht ruhig gestellt bekommen. Und obwohl er wusste, was er zu erwarten hatte kam es plötzlich und ungewohnt heftig.

"Okay, ich warte. — WOOOAAAHHH! Langsam Bruder! Wir brauchen das Boot noch."

Da ihm klar war, dass er nicht beachtet werden würde rutschte er einfach von der Ruderbank und senkte damit den Schwerpunkt des Bootes um die hektischen Bewegungen Trevors besser ausgleichen zu können und erinnerte sich schmunzelnd an das eine Mal, wo er es schaffte mit dieser Strategie seinen Vater zu überraschen. Lang war es her...
Der jüngere Scovell hielt inne.
Gregorys Blick blieb gebannt an ihm hängen, zuckte nur kurz zur Sphinx als er Greos Worte hörte, sah aber nichts.

"WO?!?", rief er verstimmt nach oben während sein Cousin anfing zu jammern. Einen frustrierend langen Moment passierte nichts. Dann erinnerte sich Trevor etwas gesehen zu haben, nun, das hatte er bestimmt, er wusste anscheinend auch noch ungefähr wo, oder meinte es vielleicht auch nur, und bettelte darum dass sie in Richtung der Morgenwind fahren sollten.
Gleichzeitig war Rayon an Bord der Sphinx zu hören.

"Ja doch, aber setz dich hin verdammt!", schnauzte Gregory seinen Bruder an.

So lange wie sie sich vorwärts bewegten, in eine Richtung, wo jemand irgendetwas gesehen hatten, konnten sie auch dort anfangen. Alles war bessere als hier zu sitzen und nichts zu tun. Deswegen war er für jeden Hinweis dankbar und tat das auch kund. Und sowie Trevor getan hätte, was der Ältere von ihm wollte, würden sie auch loslegen. Doch anstelle dessen brachte der Hohlkopf das Boot fast wieder zum Kentern — und sprang ins Wasser!

"Hey!"

Gregory wäre empört gewesen, wenn er nicht genau wie sein Bruder Talins Ruf gehört hätte.
Das Rettungsboot hatte sich noch kaum beruhigt, da saß er wieder auf der Bank und bewegte die Riemen durch die Wellen um es auszurichten, während Trevor redete und seine Sachen an Bord schmiss. Bevor der Ältere es dann in Bewegung setzte rief er "Talin! Das war der Captain! Wir sind gleich mit den Ersten zurück!" dem Schiff zu.

Sein Bruder mochte tatsächlich schwimmend etwas schneller sein aber viel war es nicht, denn der Braunhaarige peitschte das Boot schon fast über die See.

"Ich sehe sie Spatzenhirn. Ich bin direkt hinter dir", warf er dem immer noch Angetrunkenen an den Kopf ehe er das Boot verlangsamte, es dann vorsichtig an die zu Rettenden heran steuerte und sich mit selbstironischem Grinsen den beiden jungen Frauen zuwandte:

"Aye, Captain, ich muss ein Idiot sein, wenn ich euch bei solch einer Begrüßung nicht hier draußen ertrinken lasse und mit der Sphinx verschwinde!
"Trevor! Rüber mit dir auf die andere Seite vom Boot und sorg für ein Gegengewicht, damit ich dem Captain helfen kann unseren verletzten Navigator an Bord zu bringen!
"Wie schlimm ist es?"
, fragte er Talin jetzt wieder ernst und griff vorsichtig nach Shanayas Schultern um sie aus dem Wasser zu ziehen.

Seine bisherige Erfahrung legte ihm auf den ersten Blick eine Platzwunde und eine Gehirnerschütterung nahe, aber vielleicht war da noch mehr. Zeit, Shany gründlich zu untersuchen hatte er jetzt jedoch nicht.

"Und wo sind die Anderen? Gibt es noch mehr Verletze?"



{ erst bei Trevor, noch in guter Hörweite von Greo, Rayon und Ryan | dann wahrscheinlich gerade noch in Sicht- und Hörweite der Leute auf der Sphinx, dafür unmittelbar bei Talin, Shanaya und Trevor | im Rettungsboot }


RE: Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - Rayon Enarchea - 19.10.2017

Immer wieder warf der Schiffskoch Gregory sorgenvolle Blicke zu, während sie mit vereinter Kraft versuchten, die Sphinx so schnell wie möglich an die sinkende Morgenwind heranzubringen. Dass der Scovell nicht auf der Höhe seiner Kräfte war, hätte selbst ein Betrunkener bemerkt - zumindest einer, der nicht ganz so viel im Kahn hatte wie Trevor -, doch in ihrer gegenwärtigen Lage war sich auch Rayon durchaus bewusst, dass sie auf seine Hilfe unmöglich verzichten konnten, wenn sie es schaffen wollten, die Crew ihres Schiffes einzusammeln und dann noch rechtzeitig vom Schauplatz zu verschwinden, ohne eine offene Konfrontation mit den beiden verbliebenen Schiffen der Marine zu riskieren. Und selbst wenn Gregory vollkommen gesund und Trevor nüchtern gewesen wäre, hätten sie dennoch eine gehörige Portion Glück gebraucht, um dieses hanebüchene Unterfangen unbeschadet zu überstehen.

Während sie verbissen in die Arbeit vertieft waren - und Rayon dankte den Göttern, dass sie es dabei nicht auch noch mit einem Sturm aufnehmen mussten -, konzentrierte der Dunkelhäutige seinen Blick immer wieder auf den brennenden Fixpunkt auf dem Ozean. In seiner Brust schlugen in diesen Augenblicken zwei Herzen. Eines, das sich über die Möglichkeit freute, in diesem Chaos den zweiten Kapitän der Sphinx und hoffentlich auch den Rest der Crew zu retten, aber eben auch eines, das sich um die Soldaten der Marine sorgte, die in ihrem Leben nichts verkehrt gemacht hatten, als eine Karriere in diesem durchaus ehrenhaften Beruf anzutreten und auf dem falschen Schiff anzuheuern. Rayon war kein Freund der Marine, dafür hatten ihm Vertreter dieser Zunft zu viel genommen, doch er war alt genug, um differenzieren zu können und sich, auch als Pirat, bewusst zu sein, dass die meisten dieser Männer einen besseren Tod verdient hatten, als bei einer Explosion jämmerlich ums Leben zu kommen.

Gerade, als ihm diese Gedanken im Kopf herumschwirrten, gab es einen weiteren, weithin vernehmbaren Knall - und der Rest der Morgenwind zerbarst in einem Inferno aus Holz und Flammen. Mittlerweile war die Sphinx nahe genug herangekommen, um das schreckliche Schauspiel in allen Details bewundern zu können, und es war nahezu ausgeschlossen, dass irgendjemand in unmittelbarer Nähe des Gefangenentransporters die Explosion und den darauffolgenden Hagel aus Schiffsteilen überlebt hatte. Es blieb also nur zu hoffen, dass ihre Kameraden es tatsächlich ins Wasser geschafft und sich weit genug von der Morgenwind entfernt hatten.

"Wir sind nah genug bei ihnen. Beiboot zu Wasser lassen", rief Rayon laut genug, dass auch Greo und Ryan ihn hören konnten. In dieser Situation war es immens wichtig, dass jeder Beteiligte genau wusste, was die anderen taten, damit sie ihre Handlungen aufeinander abstimmen konnten. Greogry eilte ihm sofort zur Hilfe und gemeinsam begannen sie, das Gefährt gleichmäßig gen Wasseroberfläche herabzusenken. "SHAAAANNY!", hörte er plötzlich Trevor links von sich rufen, und nach einer kurzen Pause ein deutlich vernehmbares Platsch. Gregory schoss herum, Rayon tat es ihm gleich, und an der Stelle, an der eben noch Trevor gestanden hatte, bot sich ihnen nur noch der Anblick gähnender Leere.

"Dieser IDIOT!", fluchte Rayon und musste gar nicht auf Gregorys Anweisung warten. Er reagierte zwar unverzüglich und ließ ebenfalls die Seile los, trotzdem geriet das Beiboot in eine gefährliche Seitenlage, ehe es auf das Wasser prallte - glücklicherweise gerade noch so, dass sich die Menge eintretenden Wassers in Grenzen hielt. Dann sprang auch schon Gregory hinterher und Rayon eilte zur Reling, starrte in die Dunkelheit und versuchte krampfhaft, irgendetwas zu erkennen. Immerhin, die brennenden Wrackteile der Morgenwind spendeten vereinzelt Licht, das aber nicht ausreichte, um mehr als dunkle Schemen wahrzunehmen - letztendlich konnte es sich dabei um Mitglieder der Crew der Sphinx, Marinesoldaten oder auch einfach nur weitere Wrackteile handeln. Sie mussten also darauf vertrauen, dass ein geschwächter Gregory und ein nach wie vor volltrunkener Trevor, falls der es überhaupt an Bord des Beiboots schaffen sollte, ihre Kameraden ausfindig machen konnten.

Trotzdem spähten seine Augen weiterhin in die Finsternis, während seine Ohren auf die Geschehnisse in unweiter Entfernung der Sphinx achteten. Gregory hatte es anscheinend irgendwie geschafft, Trevor kurzfristig unter Kontrolle zu bringen... Kurzfristig deshalb, weil der Betrunkene das Beiboot sofort wieder verließ, um wohin auch immer zu schwimmen. Als kurz darauf jedoch Gregorys Stimme nach oben schallte und verkündete, dass sie ihren Kapitän - zumindest einen von ihnen - gefunden hatten, machte sich ein erstes, vorsichtiges Gefühl der Erleichterung in seiner Brust breit. Er wies Ryan an, die Segel ein wenig einzuholen und so die Geschwindigkeit der Sphinx zu drosseln und machte sich bereit, die Schiffbrüchigen an Deck zu hieven, als er aus den Augenwinkeln ein Blinken wahrnahm. Genervt versuchte er, es als zufällige Lichtreflexion abzutun, doch die ungewöhnliche Regelmäßigkeit des Signals ließ ihn zögern. Als auch Greo ihn auf die Reflexionen hinwies, wurde ihm schlagartig bewusst, dass es sich um ein eben solches Signal handeln musste: Möglicherweise befanden sich an dieser Stelle noch andere Crewmitglieder im Wasser und versuchten verzweifelt, auf sich aufmerksam zu machen. Keine schlechte Idee, dachte er sich und holte tief Luft.

"Haltet aus! Wir sind gleich bei euch!", rief er, jegliche Vorsicht in den Wind schießend, in Richtung des Signals und hoffte, dass die dort im Wasser Treibenden realisieren würden, dass er sie meinte. Zunächst jedoch mussten sie ihren Kapitän und ihre etwaigen Begleiter in Sicherheit bringen. Angespannt wartete Rayon auf ein weiteres Zeichen Gregorys, während er geistesgegenwärtig eines der Taue neben sich griff. Unter Umständen wären einige der Schiffbrüchigen zu geschwächt, um sich mühsam die Takelage der Sphinx emporzuziehen.
[ Hauptdeck der Sphinx | erst mit Gregory am Beiboot, dann in Position, um die Schiffbrüchigen - notfalls mithilfe eines Taus - an Deck zu befördern | in Sicht- und Hörweite von Ryan und Greo, in knapper Rufweite zu Enrique und Skadi ]



RE: Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - Enrique de Guzmán - 25.10.2017

"Nein, ich habe nur hin und wieder ein paar schräge Ideen", grinste er Kaladar an, "Und manchmal stellen sie sich sogar als nützlich heraus."

Eine ungewohnte, überdrehte Heiterkeit ergriff kurz von ihm Besitz, brachte ihn dazu den Sergeanten zu necken, drängte seine Erschöpfung an den Rand seiner Wahrnehmung und ließ ihn mit neuer Energie sein Vorhaben weiterverfolgen. Das Lob seines Begleiters wärmte auf eine andere, wesentlich angenehmere Art, als dass kleine Feuer, das er mit seinem Gewicht etwas aus dem Wasser hob; er hoffte, das es nicht seiner Kontrolle entglitt — und das es lange genug brennen würde, bis—
Bis was eigentlich?
Bis die Neuankömmlinge bei ihnen waren.
Über den Rest konnte er dann noch nachdenken.  Derzeit gab es wichtigeres, zum Beispiel nicht mit dem Spiegeln nachlassen.
Doch da wurde er abrupt von Skadis aufstöhnen abgelenkt.

"Nicht! Lass stecken!"

Besorgt sah er einen Moment auf den Schwarzhaarigen herab und der zurückgedrängte Schmerz des Verlustes biss heftig zu.

"Halt durch! Ich bringe uns hier raus. Alles, was du tun musst ist durchhalten!"

Aus der beunruhigten Aufforderung wurde ungewollt ein Befehl, der unerbittlich Gehorsam forderte und doch die Pein nicht gänzlich verbergen konnte.
Nicht auch noch Kaladar!
Einen Freund hatte er grade erst verloren, weil der nicht auf ihn gehört hatte. Den einzigen anderen würde er nicht auch noch gehen lassen, unter keinen Umständen!
Zwar hatte er Samuel nur kurz gekannt, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass der Richter einen Weg in Enriques Achtung und damit in den engen Kreis der wenigen Leute gefunden hatte, die dem Dunkelhäutigen wichtig waren. Und neben einem Teil der Familie des Offiziers befand sich jetzt nur noch der Unteroffizier darin.
Wütende Entschlossenheit löste den Schmerz ab und dennoch blieb seine Ausführung ruhig:

"Da vorne ist ein fremdes Schiff und sie lassen ein Beiboot zu Wasser. Sie müssen zu Dravean und seinen Befreiern gehören. Wir haben es bald geschafft.", antwortete er auf Skadis frage.

Erneut musterte er angespannt die Sphinx. Irgendwer bewegte sich aufgeregt-wild über das Deck, bis er von Bord fiel oder sprang. Die Hektik, die dann aufkam legte ersteres nahe: Die, die das Boot abseilten ließen es fallen und einer von ihnen hechtete hinter dem ersten hinterher, während der Zurückbleibende stehen blieb. Ein Anderer stand am Ruder, wirkte fast unbewegt und den letzten hatte er bei den Manövern nur erahnt, weil seine Augen auf dem Schiff lagen und er hoffte erkennen zu können, ob jemand das Lichtsignal wahrgenommen hätte. Weitere Besatzung war nicht zu auszumachen. Und leider auch nicht ob jemand sein Bemühen bemerkte.
Eine Welle trug ihn und Skadi gemächlich nach oben, so dass er auch das Boot wieder sah, dass den Sturz glücklicherweise überstanden hatte. Der Leutnant konnte kaum erkennen, ob ein oder zwei Personen ins Ruderboot kletterten, zwang seine Muskeln sich zu entspannen und atmete tief durch.
Da ihm klar war, dass es nur eine Rettungsgruppe geben würde, so nicht weitere Leute an Deck erscheinen würden, und danach sah es nicht aus,  entschied er sich, das Signal mehr auf das Boot zu richten. Dadurch wurde es sowohl für die Retter, als auch für Luc und seine Begleiter noch deutlicher, aber ganz würde es auch für das, aus Enriques Blickfeld, langsam auswandernde Schiff nicht verschwinden, streute es doch ziemlich.
Beim Ausrichten suchte der Offizier die Meeresoberfläche ab.
Irgendwo in relativer Nähe hatte doch jemand gewunken? Wo?
Es war nicht mehr zu sehen. Etwas links voraus steuerte ein einsamer Schwimmer ebenfalls Richtung Boot. Ansonsten waren nur vereinzelte Trümmer noch vor ihnen.
Sie sanken langsam ins Wellental. Da das Boot bald nicht mehr und auch der Schiffsrumpf kaum noch sichtbar war hörte Enrique auf, sie treiben zu lassen, sondern versuchte das sich sträubende Gebilde, auf dem er den Unteroffizier gebettet hatte, ebenfalls in Richtung der erhofften Rettung zu manövrieren.
Dann, als das Meer sie erneut nach oben hob ließ er den Blick zur Seite und nach hinten schweifen, entdeckte dabei weitere Formen im Wasser, die er für Schwimmer hielt, eine davon ziemlich nah, konzentrierte sich aber nach vorne und nahm das Signal wieder auf und stockte. Da hüpfte jemand im Boot herum und sprang schließlich ins Meer.
Dioses! Lasst es jetzt nicht kentern, nicht so kurz bevor!
Erleichtert atmete er auf, als er zu erkennen meinte, dass sich jemand im Boot aufsetzte und es dann seine Form änderte. Gut! Jetzt müssten sie es nur noch erreichen oder es zu ihnen kommen, also hieß es nun für dem Offizier immer im Wechsel zu signalisieren und wann immer sie sich in einem Wellental befanden vorwärts zu streben.

Dann, er hatte kaum den Entschluss gefasst, drang überraschend ein Ruf leise zu ihnen herüber. Überrascht wandte er sich der Sphinx zu. Wann waren sie dem fremden Schiff so nahe gekommen? Strömung und Wind mussten hier zu ihren Gunsten gearbeitet haben, während er sich auf das Rettungsboot konzentriert hatte.

"AYE!", antwortete er dem Unbekannten und fügte, leise zu sich selbst, "Wir halten durch" an.

Hoffentlich war die Antwort kurz genug, dass man seine Stimme Jemanden, der zu retten war, zuschrieb oder das nicht alle davon bekannt waren.
Dann, im heiteren Tonfall an Kaladar gewandt:

"Hörst du? Sie haben das Signal erkannt. Nur noch ein bisschen und wir sind gerettet."

Jetzt musste er lediglich einen Weg finden, dass sie sie auch mitnähmen, wenn weder der kleine Fuchs noch sein Messer auftauchten und ein gutes Wort für sie einlegten...



{ Im Wasser | folgt langsam Talin, Shanaya und Liam | steuert sich und Skadi eigentlich Richtung Rettungsboot, doch die Umstände bewegen sie mehr Richtung Sphinx |
|
| das Licht ist gerade so immer mal wieder für Gregory und andere Leute die im Rettungsboot sitzen zu sehen, ansonsten sind Skadi und Enrique für die Gruppe dort derzeit weder hör- noch sichtbar | direkt bei Skadi und nahe bei Liam, der sich von ihnen entfernt und Lucien, der sie fast erreicht hat | hin und wieder sichtbar für Yaris und Farley | in Rufweite der Beiden und der Sphinx |
|
| spiegelt Licht zum Boot und zur Sphinx | durch das brennende Holzstück für anderen Schwimmer erkennbar }



RE: Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - Talin Dravean - 23.06.2018

Im ersten Moment überlegte sie wirklich noch, ob sie Shanaya sagen sollte, wie elegant Trevor und Gregory zu Wasser und ins Beiboot gekommen waren. Nur, damit die andere abgelenkt war, damit sie nicht doch noch ohnmächtig wurde, sondern wach blieb und mitarbeitete. Aber bei den nächsten Worten der Schwarzhaarigen, ihrem leicht grenzdebilen Lächeln und ihren, lieb gemeinten, aber armseligen, Versuchen, Talin zu helfen, winkte die Blonde innerlich ab.

Versuch einfach nicht unterzugehen, tu mir bitte den Gefallen.

In dem Moment hörte sie, wie jemand laut ihren Namen rief und ihr Blick schoss zurück zum Beiboot. Als Trevor wieder über Bord ging, wusste sie einfach nicht mehr, ob sie lachen oder einfach untergehen sollten. Hatte der Kerl was getrunken? So verpeilt konnte doch einfach niemand sein, dass er gleich zweimal hinter einander ins Wasser fiel!
Ab im Augenblick konnte – sollte – sie sich nicht damit beschäftigen, denn sie musste sich darauf konzentrieren Shanaya und sich über Wasser zu halten. Während Trevor auf sie zu geschwommen kam und das Beiboot direkt hinter ihm übers Wasser preschte, sah sie noch einmal besorgt zu ihrer Begleitung rüber. Sie mussten das Mädchen ganz dringend auf Schiff kriegen, damit sie sich endlich ausruhen konnte.
Im gleichen Moment, in dem sie das dachte, kam Trevor bei ihnen an, dicht gefolgt von Gregory. Während der Mann im Wasser sich sofort auf Shanaya und ihre offensichtliche Unpässlichkeit konzentrierte, sah Talin zu dem Mann im Boot und lachte laut auf. Sie konnte einfach nicht anders, als in diesem Moment Erheiterung und pure Erleichterung zu spüren. Es war fast geschafft. Fast hatten sie wirklich das Unmögliche vollbracht.

Wer so elegant ins Wasser fällt, kann nichts anders, als ein Idiot sein“, meinte sie grinsend, während sie sich und Shanaya näher ans Boot bugsierte, während Trevor auf die andere Seite schwamm. „Aber gut, dass ihr gekommen seid. Sie wurde...bei der Explosion am Kopf verwundet“, meinte sie, als Talin der Schwarzhaarigen half über die Bordwand zu kommen, „Die anderen sehen mehr oder weniger gut aus. Zumindest als ich sie zuletzt gesehen habe. Wenn sie clever sind, dann folgen sie dem Licht dort zur Sphinx.“ Mit einem leisen Uff, hievte sie Shanaya gänzlich ins Boot, bevor sie noch einmal all ihre Kraft zusammennahm und sich mit Hilfe von Gregory ebenfalls hineinschwang.

[Bei Shanaya im Wasser | dann bei Gregory und Trevor im Beiboot]