RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Lucien Dravean - 17.04.2018
Ein geradezu jungenhaft verschmitztes Grinsen erschien auf Luciens Zügen. In den grünen Augen blitzte es belustigt.
"Du wirst staunen, aber du bist nicht die erste, von der ich das höre."
Und immer aus dem gleichen Grund. Weil er nie das tat, was die holde Weiblichkeit von ihm erwartete. Es war auch jetzt so. Er sah es in ihrem Gesicht, an dem kurzen Ausdruck der Verwirrung in ihrem Blick und umso stärker wurde seine Neugier darauf, was sie nun in ihm zu sehen glaubte. Und was es davor gewesen sein mochte... Irgendwann, wenn sie sich ein wenig länger kannten, würde er sie noch einmal danach fragen. Nicht, weil es irgendeine Rolle spielte, sondern einfach aus Interesse. Aber nicht mehr heute. Er hatte schließlich Zeit.
Ohne sichtliche Verunsicherung erwiderte Lucien den Blick der Schwarzhaarigen, hob dabei die freie Hand und wischte sich mit einer schnellen, beiläufigen Bewegung mit dem Fingerrücken die Krümel aus dem Mundwinkel. Fast gleichzeitig bemerkte er, wie Shanayas Gesichtsausdruck von Verwirrung zu Enttäuschung wechselte und wieder brachte ihn das zum Schmunzeln.
Der 21-Jährige war zuvor nicht weit zurück gewichen. Zum einen, weil die Enge der Kombüse ihm dafür nicht mehr viel Raum bot, zum anderen, weil ihre Hand noch immer auf seinem Arm lag und ihn zurück hielt. Er hätte sie abschütteln können, wenn er gewollt hätte. Doch noch waren sie scheinbar nicht am Ende, auch wenn seine Worte darauf bereits hingedeutet hatten. Sie konnte sich eben doch nicht von ihm los reißen. Wie er schon sagte...
In seinen Augen blitzte es vielsagend auf, doch dieses Mal stieg er nicht auf ihre Worte ein. Er war versucht, keine Frage. Ein Stück weit hatte sie sein Ego am Kragen gepackt und ihn tatsächlich herausgefordert. Nämlich, sie gegen die verdammten Schränke zu drücken und ihr das Gegenteil zu beweisen. Allerdings hätte er das ganze schöne Spiel dadurch versaut. Also lehnte er sich ihr nur ein Stück weit entgegen, schenkte ihr ein beinahe sanft amüsiertes Lächeln. Ganz so enttäuscht konnte sie gar nicht sein, wenn sie immer noch alles daran setzte, ihn rum zu kriegen.
"Gut, wenn du nichts sagst, erfährt von mir ganz sicher auch niemand was.."
Fast ein bisschen bedauernd hob er den Arm, um ihr mit einer flüchtigen Bewegung eine Strähne ihres schwarzen Haares aus dem Gesicht zu streichen. "Ich schätze, ich muss langsam wieder hoch... aber lass uns das hier doch mal wiederholen. Dann kommen wir beide noch auf unsere Kosten."
Ein Versprechen. Der Schalk kehrte in seine Augen zurück, dann richtete sich der Dunkelhaarige wieder auf und wandte sich halb dem Rückweg zu. Nur kurz hielt er inne und warf Shanaya noch einen Blick zu, der irgendwo zwischen Gelassenheit und Herausforderung schwankte. Wenn er sie so faszinierte, konnte sie ihn ja schließlich auch wieder zurück begleiten.
[Mannschaftsdeck | mit Shanaya |Kombüse]
RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Shanaya Árashi - 17.04.2018
Luciens Antwort entlockte ihr ein ehrliches, belustigtes Lachen. Wie sie schon erwartet hatte. Umso amüsiertes war sie über die Wortwahl des Mannes.
„Staunen? Ehrlich gesagt bin ich davon wenig überrascht. Wie wir schon geklärt haben, seid ihr Kerle irgendwie alle gleich. Ich hätte gestaunt, wenn du irgendwie anders gewesen wärst.“
Mit vielsagendem Blick neigte die Schwarzhaarige den Kopf ein wenig zur Seite, ließ den Dunkelhaarigen dabei nicht aus den Augen. Und eigentlich war es auch genau das, was sie erwartete hatte. Kein Gentleman – im Gegenteil. Sehr weit von solch einem Charakterzug entfernt. Aber nur deshalb stand sie vermutlich nun hier unten. Und so erwartete die Schwarzhaarige, als Lucien die Hand hob, eine erneute Berührung, die jedoch ausblieb. Er wischte sich lediglich über den Mund, während die junge Frau sich fragte, ob er sie damit nur noch einmal ein wenig vorführen wollte. Mehr als ein amüsiertes Grinsen bekam er dafür jedoch nicht. Sollte er es ruhig probieren – aber an ihr würde er sich ganz gewiss die Zähne ausbeißen. Bis zu dem Punkt, an dem er über sie verzweifelte... wenn er von ihr nicht bekam, was er wollte. Und das zu erkennen war ihr mit einem tiefen Blick in seine grünen Augen nicht schwer gefallen. Armer, armer Kerl. Und wie auf Kommando lehnte er sich in diesem Moment wieder zu ihr vor, dieses Mal flackerte jedoch nicht der Wunsch nach Flucht in den blauen Augen auf. Sie rechnete ab jetzt jeden Moment mit seiner Nähe, mit einer Berührung. Sie war auf alles vorbereitet, was es deutlich leichter machte, den ersten Impuls einfach zu unterdrücken. So blieb sie auch entspannt – zumindest äußerlich – als er ihr eine Strähne aus dem Gesicht strich. Auch ihre Stimme senkte sie erneut zu einem ruhigen Flüstern, mit einem deutlichen Zwinkern untermalt.
„Wunderbar, dann bleibt das ja unser kleines, dreckiges Geheimnis.“ Auf seine folgenden Worte wurde ihr Grinsen noch eine Spur breiter, womit sie sich auch ein Stück zu ihm lehnte. „Du bist neugierig auf mehr, hm? Das kann dir niemand verübeln.“
Mit einer Schulter zuckend lehnte sich die Dunkelhaarige zurück, ließ nun auch endlich den Arm des Mannes los und wandte den blauen Blick kurz zu der Treppe. Eine weitere Pattsituation, eine aus der es verschiedene Wege hinaus gab. Allerdings war ihr bei diesem Wetter draußen nicht nach der Dunkelheit der Kombüse. Es blieb also nur die Möglichkeit, ihm zu folgen. Seinen Blick erwiderte sie mit einem weiteren vielsagenden Grinsen. Wie er sich wohl verhalten würde, wenn sie nicht allein waren? Besaß er dann noch immer so viel von etwas, das sie nicht benennen konnte, um sie so zu behandeln? Dieser Gedanke ließ ihre Züge kurz nachdenklich werden, ehe sie sich in Bewegung setzte.
„Und das, wo ich doch eine Vermutung habe, wo der Geheimvorrat ist... Schade.“
Sie spürte die Form des Schlüssels unter der Corsage. Und auch, wenn ihr eigener Vorrat, von dem sie aus Versehen immer wieder etwas in den Untiefen der Schränke verlor, sich langsam immer mehr verkleinerte... ein bisschen sollte noch da sein. Aber gut, wenn er nicht wollte und statt dessen lieber die Aussicht genoss. Scheinbar unbeteiligt trat sie nun also auf die Treppe zu, lauschte der Erwiderung, die sicher folgen würde.
[Kombüse | Lucien]
RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Enrique de Guzmán - 27.04.2018
Enriques Hand öffnete die Tasche und fischte die Papierpatrone heraus. Ohne seine Aufmerksamkeit von der Ruine zu nehmen biss er sie auf, hielt die Pistole aufrecht und ließ das Pulver in den ertasteten Lauf rinnen. Dann pfropfte er die Kugel samt Papier darauf und zog den Ladestock.
Derweil senkte sich die Schlange immer weiter, näherte sich im Rücken ihres eigentlich viel zu großen Opfers. Wie sie sich das mit dem verspeisen dachte würde wohl immer ihr Geheimnis bleiben. Andererseits heißt es über Würgeschlangen, dass sie ganz schön große Beute hinunter geschlungen bekommen...
Kugel und Pfropf reindrücken und mit dem Sporn bis zum Anschlag treiben funktionierte ebenso beiläufig, lag seine Aufmerksamkeit doch auch hierbei auf Aspen und der Ruine. Lediglich auf den letzten kräftigen Stoß konzentrierte er sich, ehe er wieder zur Öffnung spähte. Der Zimmerer hatte inzwischen sein Wurfgeschoss gefunden und Enrique beeilte sich mit dem Anzündhütchen, doch es entglitt seinen Fingern.
"¡Jodder!", Fluchte er leise.
Für ein Weiteres blieb ihm keine Zeit, sah er doch den Stein fliegen. Kurzerhand ging er in die Hocke und drehte die Pistole herum, um sie als Keule zu verwenden. Das war immerhin besser als nichts.
Über ihm zog sich die Schlange etwas zurück war ihr Opfer so doch erstmal nicht mehr zu erreichen.
Dann schossen die Agutis aus ihrem Versteck auf Aspen zu, bis sie ihn bemerkten und panisch auswichen. Das zweite wählte zufälligerweise den gewohnten Wildwechsel, auf dem sich Enrique genähert hatte und rannte blindlings auf ihn zu. Enrique wartete ab, um dann vorzuschnellen und seiner Beute einen heftigen Schlag überzuziehen. Auch er musste zweimal nachschlagen, ehe das Tier still liegen blieb. Breit grinsend und etwas außer Atem blieb er erstmal über dem betäubten Aguti hocken.
'Das sollte ich häufiger machen. Kaladar wird mich bestimmt gern begleiten.'
Doch dann fiel ihm dessen seltsames Verhalten wieder ein. Hoffentlich bekam der Sergeant die Klappe bald auf. Sonst würde er ihn irgendwann auf den Pott setzen müssen...
Derweil bewegte sich die Schlange unbemerkt durch die Äste wieder auf den Schwarzhaarigen zu, bis sie sich abermals über ihn geschoben hatte.
Seufzend erhob er sich und betrachtete das immer noch fahrig zuckende Tier in seiner Hand. Er sollte den Säbel ziehen und es töten und dann herausfinden, wie sich der Blondschopf geschlagen hatte. Ein paar mal atmete er tief durch, ehe er sich straffte und umwandte.
Darauf hatte die Würgeschlange gewartet und ließ sich fallen.
Irgendwas irritierte den ehemaligen Offizier, doch als er hoch sah blieb ihm nicht viel mehr, als die Beute fahren zu lassen und sich anzuschicken, sich zu bewegen. Enrique war, als spränge ihm jemand mit zu vielen Armen ins Kreuz, die ihn unbedingt in einen Bearhug nehmen wollte, und stürzte ungeschickt zu Boden. Mehr als ein ersticktes "Uff!" bekam er nicht heraus. Als sich ihm eine Schlinge um den Hals legen wollte schob er den rechten Arm dazwischen, atmete gegen den Druck um seinen Brustkorb an, während er mit der Linken wütend versuchte an ein Anzündhütchen zu kommen und sich so viel wie möglich bewegte um es zum einem der Schlange so schwer wie möglich, und zum anderen darauf hoffend, damit Aspen auf sich und den Angreifer aufmerksam zu machen.
Die Frage seines Begleiters bekam er sehr wohl mit, so weit waren sie schließlich nicht auseinander, reagierte aber nicht darauf, hielt er doch die Luft so gut es ging an - wieder welche in seine Lunge bekommen würde er bei dem Monster von Schlange bestimmt nicht, da war er sich sicher - und sah wegen seiner Anstrengungen bereits die ersten Sterne vor Augen. Ein schmerzhaftes Aufstöhnen konnte er dann aber doch nicht verhindern. '¡Maldita!' Die Anspannung würde er nicht mehr lange aufrecht erhalten können und bald Luft holen müssen. Zum Glück hatte er inzwischen einige Hütchen in der Hand und den Arm frei um sie zur Waffe zu bringen und eines einzulegen.
Derweil war das Erste was Aspen zu Gesicht bekam das benommen auf ihn zutorkelnde, immer wieder einknickende Aguti.
Dann, der Handwerker hatte gerade genug Zeit um auf das Tier zu reagieren, löste sich mit lautem Krachen der Schuss aus Enriques Pistole...
{ Bei den Ruinen im Dschungel | bei Aspen aber durch Dickicht vor ihm verborgen |
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| Enrique(?) hat geschossen | diejenigen an Deck der Morgenwind, die Blick auf den Dschungel haben, können eine Wolke an Vögeln über Aspens und Enriques Position aufsteigen sehen }
RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Lucien Dravean - 27.04.2018
Innerlich verdrehte der 21-Jährige scherzhaft die Augen. Ach ja, richtig. Männer waren ja alle gleich – dafür war er der beste Beweis. Erneut widersprach er ihr nicht. Schließlich stand ihre Meinung diesbezüglich schon längst fest. Vermutlich schon weit länger, als sie sich jetzt kannten und nichts, was er sagte, würde daran etwas ändern. Noch dazu hatte Lucien überhaupt keinen Grund, sich die Mühe zu machen. Immerhin störte ihn ihre Einschätzung nicht. Früh genug würde sie eines Besseren belehrt werden und abgesehen von der Tatsache, dass Shanaya ihn hoffnungslos unterschätzte – was ihn auch nicht weiter quälte – war sie ihm auf ganz andere Art und Weise irgendwie symphatisch. Abgesehen von der rein körperlichen Ebene... In ihr steckte eine gewaltige Portion Selbstbewusstsein, die Selbstzweifel gar nicht erst zuließ. Demzufolge zeigte sie auch keine Angst. Davor, zu sagen, was ihr in den Sinn kam; zu provozieren, um zu testen. Das war ihm tausend Mal lieber als jemand, der jedes seiner Worte auf die Goldwaage legte, um möglichst kein Gemüt zu erhitzen. Deshalb empfand er sie als so erfrischend. Und zumindest in einem hatte sie mit ihrem Glauben daran, unwiderstehlich zu sein, ja auch vollkommen Recht: Er war interessiert.
Mit einem vergnügten Blitzen in den grünen Augen sah er zu Shanaya zurück und auf seinen Lippen zeigte sich ein belustigtes Grinsen.
"Hm, gefällt mir, wenn du so versaute Sachen sagst." Als wäre an speziell diesem dreckigen Geheimnis tatsächlich irgendetwas schlüpfriges. Doch der kleine Scherz versetzte ihn erneut in gelassene Hochstimmung. Und was den Rest anging: Dazu schwieg er wohlwissentlich.
Der Dunkelhaarige wandte sich der Treppe zu, als auch Shanaya Anstalten machte, den Rückweg anzutreten. Doch als seine Begleiterin erneut das Wort ergriff, zögerte er kurz, als wolle er auf ihre Anstiftversuche tatsächlich eingehen, zuckte dann aber gelassen mit den Schultern und warf ihr einen vielsagend-amüsierten Blick zu.
"Wir werden uns die nächsten Tage bestimmt öfter sehen. Dann können wir deiner Vermutung gern nachgehen..." Ein kurzes, schalkhaftes Zwinkern begleitete seine Worte, ehe seine Züge zwar vergnügt, aber doch ernster wurden. "Ich könnte jetzt zwar noch mehr essen, aber was nicht sein soll... und ich habe unseren Attentäter lange genug warten lassen."
Für einen Moment fragte Lucien sich, was die beiden Männer, die sie an Deck zurück gelassen hatten, gerade wohl taten. Ob sie schweigend jeder für sich irgendeiner Tätigkeit nachgingen? Liam machte einen deutlich geselligeren Eindruck, als sein ehemaliger Zellengenosse. Einen wirklichen Draht für ein Gespräch mit letzterem zu finden könnte sich allerdings durchaus schwierig gestalten, soviel hatte der junge Mann selbst schon erfahren. Ein plötzlicher Gedanke dazu ließ ihn schmunzeln und der Schwarzhaarigen einen kurzen Seitenblick zuwerfen. Aus seiner Stimme hörte man das Grinsen deutlich heraus.
"Ich hoffe, er hat in der Zwischenzeit niemanden umgebracht."
Dieses Mal ließ er ihr den Vortritt nicht – und nahm mit federnden Schritten die Stufen nach oben.
[Mannschaftsdeck | mit Shanaya | auf dem Weg zurück aufs Hauptdeck]
RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Shanaya Árashi - 29.04.2018
Es kam erneut keine Antwort von Lucien – aber diese Reaktion reichte ihr vollkommen. Sie hatte nun einmal Recht, und auch wenn sie hinter Luciens Schweigen einen anderen Grund vermutete, so beließ die junge Frau es dabei. Sie wollte das arme, zerbrechliche Ego eines Mannes ja nicht ankratzen. Dazu würde sie später sicher noch oft genug die Chance bekommen. Erst auf ihre nächsten Worte kam eine Reaktion – und keine Widerworte auf ihre irgendwie rhetorische Frage. Shanayas Grinsen blieb also bestehen, sie erwiderte den Blick des Mannes mit wissendem Blick. Diese Spezies war so einfach zu verstehen. Daran änderte auch Lucien Nichts, selbst wenn er von sich selbst glaubte, dass er nicht wie der ganze, große Rest war. Seine Erwiderung brachte die Schwarzhaarige dann doch zum lachen.
„Dann wirst du meine Gesellschaft in Zukunft sicher genießen, ich habe davon noch einiges auf Lager.“
Humor hatte er, das musste sie ihm lassen. Und damit war er endlich Mal eine etwas angenehmere Gesellschaft als... der Großteil dieser Crew. Ob das so bleiben würde, wenn er wieder und wieder nicht von ihr bekommen würde, wonach ihm offensichtlich der Sinn stand? Oder verletzte sie sein Ego damit doch zu sehr? Dieser kurzer Moment reichte nicht aus, um sich darüber eine Meinung zu bilden – aber das konnte sie ja herausfinden. Denn wo er glaubte, nicht wie jeder andere daher gelaufene Kerl zu sein, wusste sie es bei sich mit absoluter Sicherheit. Prinzipien warf sie immerhin nicht einfach über den Haufen, als wären sie nie da gewesen.
Luciens kurzes Zögern ließ Shanaya leicht eine Augenbraue heben, er machte jedoch nicht die Anstalten, als wolle er sich darauf einlassen. Ein weiterer, kleiner Test. Gut so, so musste sie nicht den Schlüssel aus ihrer Corsage heraus friemeln. Seine Antwort darauf entlockte ihr ein amüsiertes Schnaufen. Zuerst klang ihre Stimme gespielt vorwurfsvoll, mit jedem Wort wurde ihr Ton jedoch amüsierter.
„Du hast ja schon eine arme Frau um ihr Essen gebracht, das soll wohl erstmal reichen. Und wenn du nicht wieder auf andere Gedanken kommst, können wir darüber nochmal nachdenken.“
Wobei sie ehrlich überrascht war, dass er so einfach von ihr abgelassen hatte. Das hatte die junge Frau schon ganz anders erlebt. Blieb also abzuwarten, ob das beim nächsten Mal auch der Fall sein würde. Es blieb spannend – vor allem weil es dann vermutlich keinen Samariter geben würde, der auf ein ach so wichtiges Gespräch wartete. Der kurze Blick, den der Dunkelhaarige ihr zuwarf, erwiderte sie mit einer leicht skeptischen Miene, wog den Kopf zur Seite und schnaufte erneut auf seine Worte hin. Attentäter? Soso.
„Dann wäre es immerhin einer weniger, dem du etwas wegessen musst...“
Ein kurzes Zucken der Schultern folgte, ein gut gelaunter Blick, den er vermutlich nicht einmal mehr sehen würde. Immerhin begab der Dunkelhaarige sich nun auf die Treppe, gab ihr dieses Mal die Möglichkeit, die Aussicht zu genießen.
[Kombüse -> Auf dem Weg zum Hauptdeck | Lucien]
RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Farley Dunbar - 01.05.2018
Farleys Blick wanderte nur kurz zu dem Schiffsarzt, der irgendwie unschlüssig darin wirkte, was er jetzt mit dem Nähkram und mit sich selbst anfangen sollte. Immerhin hatte er über seine Tür-Erwiderung gelacht und das nahm der Situation noch ein wenig mehr Spannung. Gut so, nichts wäre schlimmer als Wochen auf einem Schiff zu verbringen, auf dem man a) seine Schuld nicht als solche ansah, er sich b) nicht wirklich nützlich machen konnte und dann auch noch c) die Crew unglaublich skeptisch ihm gegenüber war. Denn dafür gab es ja eigentlich keinen Grund. Der Braunhaarige hatte nicht einmal das geringste Bedürfnis irgendjemandem hier etwas von seinen Habseligkeiten abzunehmen. Sie hatten ihn immerhin vor dem Gefängnis und womöglich vorm Verlust einiger seiner Körperteile bewahrt. Das war das mindeste an Dank, was er ihnen entgegenbringen konnte – denn auch wenn er ein ungehobelter Dieb war, man hatte ihm beigebracht so etwas wie Dank zu empfinden, wenn es angebracht war.
Als er seine Augen vom unruhigen Greogory wieder abgewandt und der Frau zugewandt hatte, war ihm, als würde er eine kurze Unzufriedenheit in ihrem Gesicht ablesen können. Aber er schob das beiseite und kniff bei ihrer Bemerkung über Vertrauen stattdessen ein wenig zweifelnd die Augen zusammen. Das war alles, was sie über die Beweggründe des Soldaten wusste? Wer verriet denn einfach so die Leute, mit denen er zusammenarbeitete? Vielleicht war das Ganze ja geplant gewesen? Also, zumindest die Hilfe beim Ausbruch, denn dass jemand von der Marine hatte damit rechnen können, dass dabei das ganze Schiff in die Luft fliegen würde, glaubte er kaum.
„Ja, eben. Falls er euch nicht an die Marine verrät. Wer sagt euch, dass er es nicht tut? Welchen Grund hat er, loyaler euch gegenüberzustehen als er es gegenüber seinem letzten Kajüten-Geber getan hat?“
Farley hob die Hände fragend und zuckte mit den Schultern.
„Ich will keineswegs Anschuldigungen hervorbringen. Ich kenne weder den Soldaten noch sein Begleiter und wie ihr mit ihnen verfahrt ist ja eure Entscheidung. Vielleicht sind die beiden sehr anständig und vertrauenswürdig und ihr habt mit ihnen einen guten Fang gemacht. Oder aber eben auch nicht und sie haben statt ein paar wenigen Händen im nächsten Hafen gleich eine ganze Crew, die sie in Ketten legen können.“
Wieder zuckte er mit den Schultern, bevor er schließlich die Beine lang vor sich ausstreckte und sich mit den Händen am Rand der Kiste abstützte. Ihm kam das alles doch ein wenig merkwürdig vor, allerdings: was wusste er schon? Auch er hatte ja nichts gegen eine bunt zusammengewürfelte Truppe. Sie war ihm egal, so wie ihm schon immer das Schicksal der anderen egal gewesen war. Er hatte seinen Kopf aus der Schlinge, alles andere war Zugabe. Aber der Umgang mit diesen beiden kam ihm doch ein wenig naiv vor. Farley war deshalb umso dankbarer, dass die Blonde das Thema wechselte. Offenbar schien sie auf das Nähzeug anzuspielen, das er dem anderen Mann zurückgegeben hatte. Diesem warf Farley nun einen amüsierten Blick zu.
„Oh, ich zweifle nicht daran, dass Gregorys Hände denen eines Schiffsarztes sehr würdig sind. Aber falls du auf Nadel und Zwirn anspielst: die waren nicht für Wunden gedacht.“
Farley stoppte an dieser Stelle und wartete auf die zu erwartende Gegenfrage. Das gab ihm Zeit sich darüber klar zu werden, ob er diese würde wahrheitsgemäß beantworten wollen – oder ob eine erste kleine Notlüge angebracht war. Immerhin musste nicht jeder von seinen kleinen Geheimnissen wissen.
[Lazarett | Tallin und Gregory]
RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Josiah Moggensten - 01.05.2018
Auch wenn es nicht den Anschein erweckte, so hatte Yaris dem Lockenkopf durchaus zugehört. Dennoch war auf seine letzten Worte ein langes Schweigen eingetreten, dass er offenbar auch nicht mehr gedachte zu brechen. Der Blick des Attentäters verlor sich am Horizont, während er – wie so oft – still seinen Gedanken nachhing. Gedanken an seine neugewonnene Freiheit, die er dieses Mal völlig Fremden zu verdanken hatte und nicht – wie gewohnt – aus eigener Kraft erreicht hatte. Zudem schwirrte ihm noch immer ein Satz des jungen Burschen durch den Kopf. Vielleicht gewöhnst du dich noch dran, ansonsten steht dir ab dem nächsten Hafen, an dem man Leute unter menschenwürdigen Bedingungen aussetzen kann, wieder dein eigener Weg offen. Einfache Worte, die doch nicht so einfach für Yaris selbst waren. Er war ein Mann, der seine Rechnungen stets zu begleichen wusste. Zum Glück für die einen, sehr zum Pech für die, deren Schulden bei ihm von negativer Natur waren. Er bezahlte sie alle zu vollen Teilen. Fakt war, dass er dem jungen Captain dieses Schiffes sein Leben schuldete und Yaris würde nicht damit beginnen mit einer Tradition zu brechen, indem er am nächsten Hafen von Bord ging, um der Frucht eines engen Zusammenlebens aus dem Weg zu gehen. Denn ja, auch wenn er zugab, sich davor zu fürchten, würde er nicht davonlaufen.
Es war also auch nicht die Frage, OB er die Carta unterschreiben würde, sondern WANN er dies tun würde.
Doch es war auch noch eine zweite Schuld, die ihn hier hielt. Sein Wort dem Leutnant gegenüber. Er war vielleicht ein Attentäter … ein Mörder, doch er war kein Psychopath. Yaris hatte seine Regeln, nach denen er seit 15 Jahren lebte. Dazu gehörte, dass er zu seinem Wort stand. Der Leutnant hatte seinen Teil der Abmachung eingehalten –wenn höchstwahrscheinlich auch auf andere Weise als zunächst angedacht gewesen war dank der Überraschung der Piraten. Doch Umstände hatten für ihn noch nie eine große Rolle gespielt. Also würde Yaris auch seinen Teil einlösen – früher oder später, wenn diese Situation geklärt wäre und sein nächster Schritt feststand.
{mit Liam und Sineca an Deck, aber schweigend}
RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Gregory Scovell - 05.05.2018
Gregory befeuchtete den Faden mit etwas Spucke, drehte und zog ihn mit zwei Fingern gerade. Zielsicher brachte ihn dann durch das Nadelöhr und lauschte dem Gesprochenen, während er den Faden Doppelt nahm und verknotete.
Talins Zusammenfassung der jetzigen Lage und ihrer Entstehung war auf verdrehte Art witzig. Schmunzelnd schüttelte er leicht den Kopf. Für Außenstehende musste das wirklich unglaublich klingen.
Vorsichtig schob er die Nadel in den Stoff seines Ärmels um sie gleich griffbereit zu haben, griff nach der aufgerissenen Hose, besah sie sich und stutzte.
Selbst verarzten? Farley? Was?
Sein Blick suchte den des Braunhaarigen, ehe er bei Talins Lob gequält das Gesicht verzog. Er war nicht gut. Er konnte lediglich etwas besser als die meisten Anderen hier mit Klinge, Nadel und Faden umgehen. Das war alles.
Farleys Erwiderung auf die Erklärung brachte ihn ins grübeln.
Ja, warum?
Warum sollten die Beiden sie verraten?
Warum nicht?
Er legte die Hose über dem Knie zurecht und fing er mit der ersten Naht an. Feine, säuberliche Stiche reihte er aneinander.
Sein Kopf grübelte derzeit weiter. Er hatte eine Idee aber ersteinmal wollte er sehen, ob Talin sie nicht vorschlug oder Farley sich als der Falsche dafür herausstellte.
Wieder verzog er kurz das Gesicht. Es mochte ja sein, dass er besser war, als er von sich behaupten würde aber all das Lob musste wirklich nicht sein.
Und ja, Farley hatte nach Nähzeug gefragt. Kleidung musste man hin und wieder flicken. Wie also kam Talin darauf, dass er es für etwas anderes hätte haben wollen?
Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete er jetzt hauptsächlich sie, doch auch die Reaktionen des Gauners behielt er im Blick.
{ im Lazarett (Kanonendeck) | bei Talin und Farley }
RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Lucien Dravean - 06.05.2018
Shanayas Lachen brachte den Dunkelhaarigen zum Schmunzeln, auch wenn sie das schon nicht mehr sehen konnte. Es gefiel ihm, dieses Lachen. Ehrlich amüsiert, ehrlich so, als hätte sie Spaß. Und es ließ ein bisschen von der Person erahnen, die sie möglicherweise wirklich war. Wenn sie es nicht gerade darauf anlegte, zu provozieren, zu testen, Schwächen zu suchen und den Finger dort in die Wunde zu bohren. Da steckte noch mehr dahinter als die etwas kratzbürstige Fassade.
Etwas, das ihn unwillkürlich auch an Talin erinnerte. Irgendwie waren sich die beiden Frauen sehr ähnlich... und doch grundverschieden. Also wenn er mal Lust auf einen kleinen, mentalen Kampf hatte, war die Schwarzhaarige die beste Wahl. Sie oder eben Talin. Auf jeden Fall hatte Shanaya sicherlich recht damit, dass er ihre Gesellschaft in Zukunft genießen würde. In mehr als einer Hinsicht..
Auf dem Treppenabsatz blieb Lucien stehen, wandte sich halb Shanaya zu und sein Schmunzeln nahm einen verräterisch anzüglichen Ausdruck an. In den grünen Augen blitzte es amüsiert. Noch ein bisschen Stoff für das Bild, das sie sich gerade von ihm malte.
"Auf andere Gedanken? Wirklich, was denkst du denn von mir?"
Die Ironie, dass er gerade noch eben das gedacht hatte, worauf sie anspielte, amüsierte den 21-Jährigen gerade umso mehr. Allerdings entging ihm auch nicht, dass sie ihn nun seinerseits musterte, während er vor ihr die Treppen hinauf ging. Ganz so unschuldig konnte sie also gar nicht sein. Braves Mädchen.
Lucien grinste, drehte sich ihr ganz zu und stützte sich für einen kurzen Moment gelassen links und rechts des Aufgangs auf das Geländer, um ihr somit den Weg zu versperren, bis sie auf seiner Höhe angekommen war. Hinter ihm öffnete sich das Hauptdeck und irgendwo auf halber Strecke zum Bug waren bereits Yaris und Liam als entspannt beisammen sitzende Gestalten erkennbar. Doch er machte keine Anstalten, gleich weiter zu gehen. In den grünen Augen blitzte es wissend und zugleich vergnügt.
"Du tust ja geradezu so, als hätte ich das ganze Lager leer gegessen... Du wirst doch wohl nicht etwa nachtragend sein wegen eines hundert Jahre alten Zwiebacks?"
[Hauptdeck | mit Shanaya | an der Treppe zum Mannschaftsdeck | wieder in Sichtweite von Liam und Yaris]
RE: Kapitel 4 - Außer Sicht - Shanaya Árashi - 06.05.2018
Shanaya dachte kaum darüber nach, was sie tat. Oder eher verschwendete sie keinerlei Gedanken daran, was der werte Herr darüber denken konnte. Wieso sollten auch nur die Herren der Schöpfung mit solchen Blicken durch die Welt laufen? Sie wollte die Aussicht genauso genießen. Und nach wie vor konnte sie nicht leugnen, das ihr gefiel, was sie zu sehen bekam. Ihr Grinsen wurde mit diesem Gedanken noch ein wenig breiter, amüsiert über diese ganze Situation. Lucien war eine angenehme Gesellschaft – bisher zumindest. Er zeigte ihr gegenüber keine übervorsichtige Seite, fasste sie nicht mit Samthandschuhen an. Und er hatte noch keine Reaktion gezeigt, die darauf schließen ließ, dass er sie für noch ach so jung hielt. Alleine das machte den Mann sympathisch.
Als besagter Mann stehen blieb, blinzelte die Schwarzhaarige kurz, trat nur eine Stufe weiter und stand so noch in genügendem Abstand zu ihm – man musste ja auf Nummer sicher gehen. Seine Worte ließen sie den Kopf ein wenig zur Seite neigen, ehe sie erneut auflachte, einen wissenden Blick auf ihren Zügen erschienen ließ.
„Ich sehe es dir an der Nasenspitze an, dass du Nichts lieber tun würdest, als mit mir über das Wetter zu sprechen. Aber das ist okay. Ich könnte mir selbst nicht widerstehen.“
Ein sachtes Zucken der Schultern, das Lächeln blieb deutlich auf ihren Lippen sichtbar. Es war nicht schwer zu verstehen, seine Blicke, sein Körper verrieten ihr genug, um zu wissen, dass er nicht mit ihr über das Wetter sprechen wollte. Mann blieb eben Mann. Und dieser drehte sich nun ganz zu ihr, lehnte sich auf das Geländer und ließ ihr Lächeln noch einen Hauch breiter werden. Wie war das mit dem 'billig'? Aber gut... sie sprang ja darauf an. Also... Ihr Blick glitt nur kurz an ihm vorbei, betrachtete den Himmel, ehe sie sich wieder in Bewegung setzte, und dieses Mal direkt auf der Stufe unter ihm stehen blieb. Der blaue Blick legte sich fest auf seine Augen, die Hände legte sie hinter ihrem Rücken ineinander. Ihre Stimme blieb trotz ihrer Worte zurckersüß.
„Es geht mir ums Prinzip. Du warst ein böser Junge – und deswegen muss ich jetzt vielleicht verhungern!“
Einige Herzschläge nahm ihr Blick etwas bedauerndes an – ehe sich das Lächeln zurück schlich, sie die Hände wieder nach vorn nahm und zu einem weiteren Schritt ansetzte, womit sie nun direkt vor dem Dunkelhaarigen stand, den Blick noch immer zu seinem gehoben, mit ihrem Körper direkt an seinem, sich mit einer Hand am Geländer festhielt. Und damit wurde auch ihre Stimme wieder ein Flüstern, nur der herausfordernde Ton ließ sich daraus nicht verbannen.
„Und egal, was mir im Weg steht, ich finde immer einen Weg daran vorbei.“ Ihre Stimme wurde noch einen Hauch leiser. „Auf die eine oder andere Art und Weise...“
Ihr Lächeln hatte etwas schelmisches angenommen, aber sie machte noch keinerlei Anstalten, an dem Mann vorbei zu huschen.
[Treppe zum Hauptdeck | Lucien | Sichtweite Yaris und Liam]
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