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Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Druckversion

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RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Skadi Nordskov - 04.09.2022

Dieser kleine, aber beiläufige Witz, er traf die Nordskov genauso unvorbereitet, wie die darauf folgende Antwort in Form ihres Handrückens auf seiner Brust. Noch während sie zwischen einem dein Ernst? und einem belustigten Feigling schwankte, hatte sich ihr Begleiter bereits ihrem eigentlichen Problem zugewandt und bestätigte somit ihr Bauchgefühl. “Ist mir tatsächlich wesentlich lieber.“, raunte sie zur Antwort gegen seine Brust und wandte bereits den Kopf zur Umgebung zurück. Auch wenn ihr Vorhaben bedeutete, über den ersten Stock auf die Nebenstraßen verschwinden zu müssen, sobald ihrem Verfolger nicht mehr der Sinn nach reinem Beobachten stand, war ihr diese Option bei weitem lieber als die Enge einer Gasse.
“ Zwischen den Fischbuden auf fünf Uhr.“
Skadi blinzelte. Verlor das Gesicht eines jungen Mannes aus den Augen, der frustriert seinen Geldbeutel vom Gürtel friemelte, um Jón Blickrichtung zurück zu den Ständen zu folgen. Gerade rechtzeitig, um den flatternden Mantel zu bemerken, der hinter dem dickbäuchigen Fischhändler verschwand. Ein seltsames Rumoren zog sich jäh durch ihre Magengegend. Und Skadi war sich nicht sicher, ob das Kribbeln in ihren Zehen und Fingerspitzen ein Zeichen von aufkeimender Abenteuerlust oder sich ankündigender Gefahr war.
Unschlüssig, ob sie der Gestalt folgen oder besser das Weite suchen sollten, wandten sich die dunklen Augen der Nordskov zu Jón hinauf. Musterten die feinen und mittlerweile vertrauten Züge.  Einzig der schale Geschmack, der sich auf ihrer Zunge breit machte, bremste ihr Verlangen nach Antworten und einem unüberlegten Vorpreschen.
“Folgen wir oder gehen wir? Deine Entscheidung.“ Instinktiv waren ihre Fingerspitzen zu den Enden ihrer Wurfmesser geglitten. Berührten das kühle Metall, das ihr so oft Sicherheit gab.  

[Marktplatz | Jón]



RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Ceallagh Hayes - 04.09.2022

Soula wirkte noch immer leicht nervös. Trat eine Spur zu zögerlich durch die Tür, kaum dass Lucien ihr den Vortritt ließ. Ceallagh schenkte ihr nur ein warmes Lächeln. Wartete darauf, dass auch der Dunkelhaarigen endlich eingetreten war, ehe er die Tür ins Schloss drückte und der kleinen Gruppe in den Raum folgte. Hatte er gerade noch einen amüsierten Kommentar zur Inneneinrichtung zum Besten gegeben, wandten sich die grün-blauen Augen haltlos durch Raum. Über Tische, Silhouetten und Krüge hinweg, am Tresen vorbei auf seine Begleiter zurück. Soula mit erhobenem Kopf und einer aufgetragenen Portion Selbstbewusstsein. Daneben Lucien, sichtlich abgelenkt und mit den Gedanken in den anderen Stockwerken der Taverne. Nicht anders interpretiere Ceallagh den starren Blick seines Freundes die Treppe hinauf, dem er für einen Moment folgte. Er konnte nur erahnen, welche der beiden Türen in den Fokus seines Kapitäns gerückt war und schmunzelte in den kleinen Winkel seiner Lippen hinein. Noch bevor er Lucien sanft mit einer Hand auf der Schulter an Ort und Stelle zurückholen konnte, wandte dieser bereits seinen Kopf herum. Behielt jene Situation im Auge, die auch ihn mit einem Schlag vereinnahmte.

“Kommt mir irgendwie bekannt vor.“, war alles, was er von sich gab. Leise. Einzig für Lucien und Soula vernehmbar, die wohl nicht mit Gewissheit sagen konnte, worauf er sich bezog. Auf die offensichtliche Beleidigung des Leibwächters oder seine herrische Art dem Jungen gegenüber. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen verfolgten die grün-blauen Augen den hellen Haarschopf im Augenwinkel. Und kaum war der Bursche hinter der obersten Tür verschwunden, dröhnte die bassige Stimme des Türstehers gegen seine Ohren.
Und mit jedem Wort, das der Fremde missbilligen gegen sie richtete, verwandelte sich das Schmunzeln auf Ceallaghs Zügen in ein wölfisches Grinsen. Durchaus den anzüglichen Ausdruck bemerkend, den er kurz darauf über Soula gleiten ließ.

“Zu gern hätte ich jetzt Rym dabei.“, raunte er in Luciens Richtung, kaum dass der Fremde sich abwandte und weiter in Richtung Tresen davon stapfte. Worte, die Ceallagh vielleicht nicht allzu oft von sich geben würde. Und dennoch… Zairym wäre für ihn der Mann der Stunde, um seine Gedanken in die Tat umzusetzen. Wenngleich dem Mann mit der karamellfarbigen Haut der Umstand gleich war, der Soula alsbald in dieser Taverne ereilen konnte, hätte er dem Fettwandst ohne zu Zögern ins Gesicht geschossen. Ohne einen Funken Reue. Doch mit demselben Lächeln auf den Lippen, dass auch der hoch gewachsene Hayes urplötzlich trug.

[Ostya - nördliches Hafenviertel | im Schankraum der Kneipe | mit Soula, Lucien und Cole]



RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Jón Nóason - 04.09.2022

Mit einem Lachen zuckte Jón kurz zusammen, als Skadi ihm vor die Brust schlug, aber sie kehrte ebenfalls zur Ernsthaftigkeit ihrer Situation zurück. Wobei erstmal noch zu sehen war, wie ernsthaft es wirklich war.

Jón spürte, wie Skadis Blick sich im zuwandte und er drehte sich ebenfalls zu ihr. Ob sie folgen oder gehen sollen. Ein Moment genügte, um festzustellen, was Skadis Antwort auf ihre eigene Frage sein würde -- auch, wenn sie ihm die Wahl ließ. Er hätte selbst kaum gezögert, doch dass Skadi regelrecht belebt wirkte bestätigte ihn erst recht: "Folgen", sagte er bestimmt. "Anscheinend hat der Typ es auf uns abgesehen und ich möchte ungern rausfinden warum, wenn es schon zu spät ist." Er atmete einmal tief ein. "Das hat sich jetzt verheißungsvoll angehört." Zuckte die Schultern. "Kann ja auch sein, dass es harmlos ist." Er sah nochmal in die Richtung in der der Kerl verschwunden war. "Auch, wenn ich fast nicht glaube, dass dem so ist. Hab da so ein Gefühl ..."

{ Marktplatz | Skadi }



RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Rayon Enarchea - 06.09.2022

Der Schiffskoch vergewisserte sich, dass sie sich weit genug von ihrem Tisch entfernt hatten, ehe er zuließ, dass das Grinsen aus seinem Gesicht verschwand und einer ernsten Miene wich.

"An unserer nonverbalen Kommunikation müssen wir wohl noch etwas arbeiten", meinte er zwar halb im Scherz, sein Gesichtsausdurck veränderte sich dabei jedoch nicht. "Ich bin mir bewusst, dass du ein paar Krüge Bier allein tragen kannst. Aber ich wollte kurz unter vier Augen mit dir reden."

An der Bar angelangt, überließ er Liam das Bestellen - schließlich kannte dieser die Schenke bereits besser als er* - und drängte sich so dicht an ihn, dass es für einen skeptischen Beobachter durchaus unschicklich aussah. Dem Dunkelhäutigen war das in diesem Moment jedoch vollkommen egal. Er wollte um jeden Preis verhindern, dass ein Unbeteiligter ihr Gespräch belauschen konnte, und in dem Lärm, der in diesem Etablissement herrschte, ging glücklicherweise alles Geflüsterte sehr zuverlässig unter.

"Der Grund für meine Verspätung ist nicht etwa, dass ich auf dem Markt getrödelt hätte. Nun, zumindest nicht nur. An der Hauptstraße bin ich auf eine Bettlerin gestoßen und habe ihr eine großzügige Menge Geld gespendet. Und im Nachhinein bin ich mir ehrlich gesagt nicht mehr sicher, ob ich das mit meinem jetzigen Wissen immer noch tun würde."

Rayon erzählte dem Künstler von dem Zusammentreffen mit der Alten, in möglichst knappen Worten, aber dennoch so, dass er kein wichtiges Detail ausließ. Dabei konzentrierte er sich insbesondere auf ihre Vorhersage und die Art und Weise, wie sie gewirkt hatte, als sie diese ausgesprochen hatte. Die Klarheit, die plötzlich in ihrem Blick gelegen und die Kraft, mit der sie ihn umklammert hatte.

"Du kennst mich", beendete er seinen Vortrag schließlich. "Ich bin abergläubischer als die meisten unserer Kameraden, und dennoch würde ich einer dahergelaufenen Alten nicht einfach so jegliches Gebrabbel abkaufen, das sie mir an den Kopf wirft, aber... diese Veränderung, die mit ihren Worten einherging, schien... nicht natürlich zu sein."

Er legte eine kurze Pause ein, um seine Gedanken zu ordnen und schüttelte ratlos den Kopf. Der Wirt hatte ihnen mittlerweile bereits die Bierkrüge auf den Tresen gestellt und warf ihnen einen dezent misstrauischen Blick zu, weil sie keine Anstalten machten, damit an ihren Tisch zurückzukehren.

"Was meinst du? Bin ich ein Narr, daran überhaupt noch einen Gedanken zu verschwenden? Oder könnte das wirklich eine... nun... Prophezeihung gewesen sein?"

* (Was für eine beknackte Begründung.)
[ Im Wirtshaus, mit Liam am Tresen, in Rufweite von Per, Greo und Cassy ]



RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Isala Reginn - 16.09.2022

Die junge Frau ließ den Fremden erst einmal reden und neigte kurz freundlich den Kopf, als dieser sich schließlich auch vorstellte. Ihre Grünen Augen folgten seinen Bewegungen, als er den sogenanten  Basiliskenfarn aus seiner Tasche nahm und es Calwah auf den Boden warf, welcher sich sofort darin wälzte, als wäre dieser Farn die Antwort auf alle seine Fragen.

Das Wort 'Basilisk' sagte auch Isala nichts, so wie auch scheinbar Tarón, der nun nach der Herkunft der Pflanze fragte. Vielleicht war genau das die Antwort darauf, wie man Calwah zur Vernunft bringen konnte... das und ein Geschirr.

Isa ließ die Männer reden und ging nun einen Schritt näher an das Tier heran, wenn auch nicht so weit, dass die Echse - oder eher der Basilisk - denken würde, dass ihm der Farn wieder entrissen wird. Sie ging in die Hocke und beobachtete das glückliche Tier weiterhin. Es war so interessant, dass scheinbar keiner von ihrer Gruppe gewusst hatte, um welche Spezies es sich bei Calwah handelte. Isa selbst hatte etwas wie ihn auch noch nie gesehen, aber zu ihrer Verteidigung - sie hatte auch noch nie riesige Monstervögel gesehen, die nichtsahnende Schiffe angriffen.

"Das gefällt dir, mh?" sprach sie leise mit Calwah, der ihr wahrscheinlich sowieso nicht zu hörte. Plötzlich kam ihr in den Sinn, dass es wohl irgendwo eine Insel geben musste, wo sich etliche von den Basilisken tummeln mussten. Da sie aber ihrem Cousin das Sprechen überließ - es war ja schließlich sein Begleiter - stellte Isa keine weiteren Fragen, obwohl ihre Ohren alles vernahmen, was um sie passierte. Kein Detail sollte an ihr vorüber ziehen.




[Kleiner Innenhof nicht weit vom Hafen | bei Tarón, Rúnar, Calwah und Beiros ]


RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Aric Rackham - 19.09.2022

Die Wellen klatschten rhythmisch gegen die Hafenbefestigung, auf welcher der Wahrsager sich niedergelassen hatte. Es hatte etwas Beruhigendes, diesem stetigen Spiel des Wassers zuzusehen. Das hatte er schon immer gemocht. Wasser und seine beruhigende Wirkung. Auch deshalb hatte er sich zu seiner kleinen Pause hierher zurückgezogen. Kurz dem immer vollen Marktplatz entgehen und in Ruhe ein Bier genießen, bevor er sich wieder ins Getümmel stürzte, um den Ahnungslosen das Geld aus dem Beutel zu entlocken. Zwar herrschte hier am Hafen auch immer geschäftiges Treiben, doch zum Einen lief alles etwas geordneter ab als auf dem Markt und zum anderen starrte Aric sowieso nur die Wellen an. Hin und wieder nahm er ein Schluck aus einem großen Tonkrug, ansonsten war da nicht viel Bewegung. Klatsch. Klatsch. Ein Schluck Bier. Klatsch. Klatsch. Wieder wanderte der Krug zu den Lippen des Braunhaarigen. Klatsch. Klatsch. Die blauen Augen wanderten in den Krug. Aric hob kurz eine Augenbraue, dann stellte er den Krug neben sich auf den Boden und erhob sich in einer fließenden Bewegung.
Ein letzter Blick auf das Wasser, dann seufzte der Wahrsager kurz und machte sich auf den Weg zurück zu seinem Stand. Ja, er hatte sich diesmal tatsächlich etwas mehr Mühe gegeben. Mit ein paar Holzstangen und Tuch hatte er sich ein flaches Zelt gebaut, unter dem sein Tisch nun auf ihn wartete. Nichts Besonderes, aber es hatte tatsächlich einige Bequemlichkeiten. Auch von Vorteil war, dass er jederzeit sein Zelt verlassen konnte. Es gab nichts, was sich zum Klauen lohnte. Die Möbel, wenn man sie denn so bezeichnen wollte, bestanden aus geliehenen Fässern in zwei Größen und mehr brauchte er nicht. Seine Karten trug Aric sowieso ständig bei sich, genau wie ein dunkles Tuch, welches sich als Tischdecke eignete. Aktuell hing dieses um sein linkes Handgelenk gebunden. Doch meistens hatte er es an seine Hosen geknotet oder benutzte es als Kopftuch, um sich gegen die Sonne zu schützen.
Der Wahrsager schlenderte langsam um die letzte Ecke und wurde von dem geschäftigen Treiben auf dem Markt geradezu eingesogen. Mit seiner rechten Hand löste er das Band, welches bis eben die langen Haare zusammengehalten hatte und schüttelte diese kurz aus. Dann drängte er sich durch die Menge zu seinem kleinen Zelt. Dort angekommen schenkte er der wartenden älteren Dame eins seiner besten Lächeln. Sie hatten ein kleines Abkommen geschlossen. Er machte seine Pause und sie durfte sich dafür kurz im Schatten ausruhen. Natürlich hätte er sie nicht zwingend gebraucht, aber so konnte er sie nun noch zu einer kleinen Wahrsagung überreden und gewann damit doppelt. Mit geübten Griffen legte er erst das schwarze Tuch über das höchste Fass und mischte dann die ebenfalls schwarzen Tarotkarten. Diese legte er fachmännisch auf dem Tisch aus. Dann erzählte er ihr etwas von einem neuen Enkelsohn und noch vielen glücklichen Jahren. Sie sollte sich nur vor Kälte schützen, da sie sonst sehr anfällig für Krankheiten sein könnte. Damit war die Dame sehr zufrieden und ließ freundlich glitzernde Münzen auf das schwarze Tuch fallen.
Noch während sie sich verabschiedete, fing Aric an, seine Karten neu zu mischen. Der Blick aus den blauen Augen glitt abschätzend über die Menge. In Gedanken machte er sich von jeden einzelnen schon Notizen zu möglichen Wünschen oder Träumen. Sollte sich dann jemand dazu entschließen, zu ihm herüber zu schlendern, würden weitere Notizen folgen und damit dann eine Wahrsagung entstehen. Die Karten taten ihr Übriges. Doch nur im Zusammenspiel konnte er zufriedenstellende Dinge erzählen. Alles Weitere war Show. Seine Haare, jede einzelne Bewegung. Es geschah selten etwas in seinem Zelt, das ungeplant war. Außer natürlich die Personen, welche sich entschlossen zu ihm zu treten.

[Ostya - nördlicher Marktplatz | Alleine]



RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Weltenwind - 25.09.2022

Ein Hauch von Erwartung ...
Claude Riegan war kein außergewöhnlich großer Mann, weder so breitschultrig wie seine Schläger, noch so herausgeputzt, wie die meisten seiner Gäste, die hier oben in der ersten Etage an den runden Tischen saßen. Im Gegenteil war er mit seinen etwas mehr als 1,80 Meter eher von durchschnittlichem Wuchs, muskulös, jedoch nicht bullig und alles in allem von rauerem Gemüt, als jeder Edelmann, der in seiner Kneipe verkehrte. Dennoch strahlte er ein sonderbar einnehmendes Wesen aus. Eine Aura, die unweigerlich alle Blicke auf ihn lenkte, sobald er den Raum betrat. Seine Kleidung zeichnete sich durch hochwertige Schlichtheit aus, pragmatisch, aber unverkennbar teuer, und Haar, Bart und Hände waren stets gepflegt.
Selbst jetzt, da er nichts weiter tat, als an seinem Schreibtisch zu sitzen – ein massives Möbel aus dunklem Holz, verziert mit prunkvollen Intarsien und glänzend polierten Griffen aus gedrehtem Messing – und seine Bücher zu studieren, mit einem schlichten Federkiel hin und wieder einen Eintrag ergänzend, zog er wie magisch die Blicke des einen oder anderen Gastes auf sich. Wohl in der Hoffnung, er möge ihn bemerken und zu einem persönlichen Gespräch einladen. Doch er tat nichts dergleichen, sah nicht einmal auf, als sich die doppelflüglige Tür des Raumes öffnete und einen Jungen von vielleicht zwölf Jahren einließ.
Selbstverständlich hatte er ihn sehr wohl bemerkt, nahm sich aber heraus, zu warten, bis das Kind sich an den verteilt stehenden Tischen und Stühlen vorbei bis zu ihm geschlängelt hatte und stellte auch dann erst die Feder zurück in das kleine Tintenfässchen, bevor er die dunklen Augen auf Cole richtete, mit einem milden Lächeln die Ellenbogen auf die Holzplatte stützte und die Hände vor dem Kinn verschränkte. „Ah, das müssen sie sein“, erwiderte er mit gut gelauntem Unterton und nickte dem Jungen zu, den er bereits vor einiger Zeit unter seine Fittiche genommen hatte und der bisher recht zuverlässig jene Aufträge erfüllte, auf die man ihn schickte. Heute sollten ein paar Botengänge allerdings genug sein und so sandte er ihn gleich darauf zu einem nächsten. „Sei so gut, mein Junge, und bring die Drei zu mir. Ich bin wirklich gespannt, was sie zu sagen haben.

Spielleitung für Cole
(Soula, Lucien & Ceallagh)


Nach wie vor regte sich die alte Ladenbesitzerin nicht, brabbelte nur ein paar unverständliche Worte vor sich hin, die keine der beiden Frauen verstehen konnte. Und auch im Rest des Ladens breitete sich eine intensive Stille aus. Nichts regte sich, die Türen blieben verschlossen. Lediglich vor dem großen Fenster eilte die verschwommene Silhouette eines Passanten vorbei, der dem Kartenladen jedoch keine Beachtung schenkte und von den Geschehnissen im Inneren nichts mitbekam.

Spielleitung für Talin & Shanaya





RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Josiah Moggensten - 26.09.2022

Josiah schlenderte neben den Wagen her, die Schritte weit und federnd. Der Duft des Lavendels war hier noch intensiver wahr zu nehmen, jetzt, wo er direkt neben den lilafarbenen Blüten her ging.
Süßlich, drückend. Fast schon unangenehm.
Josiah bog ein paar Halme zur Seite, wo er am Straßenrand ein paar hinunter gedrückte Halme erspähte. Auf halber Höhe waren Äste über viele Tage hinweg beiseite gedrückt worden und das Gras platt getreten. Der Tunnel war kaum so breit wie eine Muskete. Ein Wildwechsel. Er ließ die Äste erleichtert wieder zurück in ihre ursprüngliche Position gleiten.
Weiter vorne wurde ein kurzer Wortwechsel lauter. Er blickte auf, doch noch bevor sein Blick die Gestalten seiner Kameraden treffen konnte, fing eine Bewegung seine Aufmerksamkeit. Büsche am Wegesrand, dort bei einer Gruppe Bäume. Noch einige Meter von ihnen entfernt.
Josiah kniff die Augen zusammen.
Seine Gedanken führten ihn zu dem kleinen Wildwechsel vor ein paar Metern. Er zögerte.
Der Busch lag für einen Moment wieder ruhig da, dann erzitterten seine Äste erneut.
Josiahs Hand wanderte zu den Messern an seiner Seite, legten sich auf den Griff. Sein Atem verlangsamte sich, als er sich seinem Instinkt hingab.
Mit gleichmäßigen, leichten Schritten versuchte er, über das Knarzen und Ächzen des Wagens, der Menschenstimmen und Schnauben der Pferde etwas zu hören. Das rhythmische Rascheln eines Vogels, der im Unterholz nach Insekten suchte, oder das Geräusch, dass die zarten Beine von Rehen verursachten, wenn sie durch solches Unterholz stapften. Vielleicht. Irgendetwas, was Aufschluss darüber geben konnte, was da im Unterholz war.
Der erste Wagen näherte sich der Stelle, und schlagartig erstarb jede Bewegung in den Büschen. Einen Atemzug lang, dann zwei, dann fünf. Die Welt um sie herum versank in friedvoller Ruhe. Josiahs Griff verhärtete sich um sein Messer.
Er pfiff. Schrill, scharf und knapp. Neben sich spürte er, wie der Rappe irritiert den Kopf hochriss, doch sein Blick blieb auf die Baumgruppe am Wegesrand gebannt. Es konnte immer noch nichts sein. Es war nicht unmöglich, aber irgendetwas hier war falsch. Es war der untrügbare Instinkt eines erfahrenen Jägers, der in ihm aufschrie, mit der Erfahrung eines alten Mörders.
Er winkelte seinen Arm mit dem Messer leicht an, bereit, es jederzeit nach vorne zu werfen, hoffend, dass Trevor dort vorne nicht für so viel Unruhe gesorgt hatte, dass das Sammeln ihres Truppes wertvolle Sekunden kosten könnte.
[bei Alex • Trevor • Zairym, am Kopfstück von Wagen 3 quasi]



RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Gregory Scovell - 27.09.2022

Mal sehen.
Mal sehen war immerhin kein direktes Nein.
Gut, wahrscheinlich sollte es eins sein aber Heute wollte Gregory nicht grübeln oder die Dinge negativ sehen. Sei da, sei gelassen und geh auf ihn ein, sobald das notwendig war. Mit der Zeit würde diese Strategie schon helfen.
Er hoffte es zumindest.
Antworten tat er mit dem für ihn typischen Nicken. Gerade stand ja keine Geschichte an.

Als dann, einen Augenblick später tatsächlich nicht nur Zustimmung sondern auch noch das Hilfsangebot kam, ließ das den Schiffsarzt förmlich vor Freude strahlen.
„Was hältst du davon, wenn du das Brett und die Kiste mit den Figuren aus dem Lazarett holst? Du weißt ja wo beides steht. Ich Räume derweil die Seile um und schiebe die Kiste an die Reling. Oder du hilfst mir einfach bei beidem.“
Um Elian loszuschicken, ohne ihn aufzufordern oder ihm die Initiative aufzunötigen, machte er sich nach einer kleinen Weile daran, eines der sauber aufgeschossenen Seile zurechtzurücken. Selbst wenn Elian sich zu nichts davon würde überwinden können, die Aktion würde sich vor dem Auslaufen schnell rückgängig machen lassen. Und falls sie, wider erwarten keine Zeit dafür hätten, würde eine falsch stehende leere Kiste nicht ausreichen, um die Sphinx ernsthaft in Schieflage zu bringen.

{ Bug der Sphinx | bei Elian | mit Blick auf den Hafen }



RE: Kapitel 9 - Der Ruf der Königin - Cole O Shea - 28.09.2022

Man konnte über Claude Riegan sagen was man wollte. Einige würden ihn sicherlich als skrupellos betiteln, andere mochten vielleicht die vorsichtigere Bezeichnung „berechnend“ wählen und wieder andere machten wohl lieber gleich einen Bogen um ihn. Cole fand den Bossmann eigentlich nur ziemlich nett. Jedenfalls für einen Mann, der mit dunklen Geschäften sein Gold häufte. Da hatte er schon ganz andere Typen kennengelernt. Der Straßenjunge erwiderte Riegans Lächeln und ließ seinen Blick auf der einnehmenden Aura des einflussreichen Mannes verweilen, selbst wenn die Versuchung groß war, die Augen doch noch einmal nach links und rechts schweifen zu lassen. Der Boss wirkte erfreut über den Besuch – den der Gäste natürlich, wobei Coles Anwesenheit auch keine Unannehmlichkeit zu sein schien. Zumindest nicht für den Moment, den schon sah sich der Junge einer neuen Aufgabe entgegen.

„Klar, wird gemacht, Boss!“

Ein breites Grinsen untermalte Coles gute Laune, die trotz der verwehrten Pause einen weiteren Schub durch den kurzen Tapetenwechseln erhalten hatte. Hätte er gerne noch mehr Zeit im Büro des Bosses verbracht? – Sicher! Wollte er um den großen Schreibtisch herumschleichen und sich die vielen Schätze aus der Nähe ansehen? – Selbstverständlich! Aber er wusste natürlich, dass das eine ziemlich blöde Idee war, wenn er sich mit dem großen Mann gut stellen wollte. Außerdem hatte dieser gerade ein paar nicht ganz uninteressante Worte gesprochen, die die Neugierde des Jungen von Neuem entfachten und ihm den Abschied erleichterten. Mit einer schwungvollen Drehung fuhr Cole herum und sauste deutlich weniger gebremst als zuvor um einen der Tische, indem er sich mit der Hand von dessen Platte abstieß und dabei einen kleinen, eingedrehten Hüpfer vollführte. Nach wenigen Schritten hatte er das geräumige Büro verlassen und hörte, wie die schweren Flügel der Tür hinter ihm geschlossen wurden.

Riegan sei gespannt – nein, wirklich gespannt – was seine Gäste zu erzählen hätten. Klar, dass Cole sich nun ausmalte, was das wohl sein konnte, denn eigentlich hatten die drei auf den ersten Blick ziemlich normal ausgesehen. Zumindest nach dem Verständnis eines zwölfjährigen Straßenjungen, der eine mäßig ausgeprägte Vorstellung von dem Konzept „normal“ hatte. Was er jedoch besaß war eine blühende Fantasie und so sah er die drei bereits als furchtlose Abenteurer, die verlorenen Schätzen hinterherjagten und den Reichtum des Bosses noch weiter zu nähren vermochten. Aber vielleicht waren sie ja auch geheime Agenten des Königshauses, die mit pikanten Informationen aufliefen und diese zu Gold machen wollten? Daran, dass es vermutlich eher trockene Gründe waren, die die Fremden zu Riegan führten, verschwendete Cole keinen Gedanken, während er sich auf dem Weg ins Untergeschoss weitere farbenfrohe Szenarien ausdachte.

Derer waren es letztendlich nicht wenige geworden, als der Blonde schließlich die letzten drei Stufen der alten Holztreppe mit einem Sprung überbrückte und damit dem hier platzierten Wachmann ein recht grimmigen Ausdruck ins Gesicht zauberte. Dann aber marschierte Cole mit gezügeltem Schritt und dem unverkennbaren Selbstbewusstsein eines Jungen, der sich unsterblich fühlte, auf die drei Unbekannten zu, wobei er den Dicken am Tresen aus dem Augenwinkel beobachte. – Nur zur Sicherheit…! Nun gut, er mochte sich getäuscht haben, was die Gäste betraf, denn auf den zweiten Blick sahen sie doch nicht mehr ganz so normal aus. Stattdessen wirkten zumindest die beiden Männer ein wenig mitgenommen, denn Cole bezweifelte, dass der eine seinen Arm nur so zum Spaß in eine Schlinge gepackt hatte. Aber seiner Einbildung zufolge musste diese Verletzung ja von einem Kampf mit etwas wie einem Seeungeheuer stammen, was sie wiederum ziemlich cool machte.

„Hey!“

Die laxe Begrüßung galt natürlich den drei vermeintlichen Helden, kaum, dass der Junge sich vor denselbigen aufgebaut hatte – sofern man bei einem Jungen seiner Größe von „aufbauen“ reden konnte. Eine Frage, mit der Cole sich nicht weiter beschäftigte und stattdessen dreist von der Annahme ausging, ihre Aufmerksamkeit zu erhalten.

„Der Boss erwartet euch. Folgt mir!“

Ohne weitere Umschweife, geschweige denn eine Antwort abzuwarten, drehte sich der Junge bereits wieder herum und lief in Richtung der Treppe. Etwas gemächlicher natürlich. Konnte schließlich nicht jeder so flink sein, wie er. Erst recht nicht, wenn man gerade einen Kampf mit einem Ungeheuer hinter sich hatte.

[Ostya - nördliches Hafenviertel | letztlich Schankraum der Kneipe | mit Soula, Ceallagh und Lucien]